Liveblog: Philae lebt!

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Fortsetzung eines früheren Liveblogs

23:20 MEZ: Tatsächlich – ein Signal! Nur kurz und dann schon wieder weg, was aber nicht ungewöhnlich ist. Philae lebt also noch – und mit diesem Wissen will man wohl nun daran gehen, den Lander in eine bessere Position zu bringen. Riskant, aber eine Wahl hat man wohl nicht. Das Kommunikationsfenster schließt sich in wenigen Stunden wieder, und ohne Änderung der derzeitigen Situation würde es wohl das letzte “Telefonat nach Hause” des Landers bleiben…

Laufende Updates – bitte scollen

23:30 MEZ: Und da ist das Signal wieder – diesmal stabil! Die Mission “Philae drehen” kann beginnen, erinnert man sich, wann es so was schon mal gab? Die Hauptmedien haben zwar ihr Interesse wieder zurückgefahren, aber für mich ist der heutige Abend kaum weniger spannend als der Moment der Landung!

23:33 MEZ: Telemetrie und wissenschaftliche Daten fließen. Schade, dass es jetzt keinen Livestream gibt (jedenfalls weiß ich von keinem).

23:40 MEZ: Sieht so aus, als könnte es manche nicht recht glauben, aber Philae hat die kalte und dunkle “Funknacht” überstanden und sendet wieder Daten. Drehung des Lander für später geplant!

Philae's back!
Philae’s back!

23:45 MEZ: Die Bohrung mit dem SD2-Instrument war erfolgreich – die Daten sind zur Erde gefunkt. Jetzt werden die Kommandos zur Drehung des Landers hochgeladen, man will offenbar keine Zeit verschwenden. Es dauert etwa 28 Minuten, bis ein Signal vom oder zum Lander gesendet ist.

23:57 MEZ: Es ist schon verrückt: Philae bewegt sich in diesen Minuten – und teilt es über ein Medium mit, das es beim Start der Rosettamission noch gar nicht gab:

00:03 MEZ: Ich bin verwirrt, hätte damit gerechnet, dass die Bestätigung länger dauert. Wie war das mit der Lichtlaufzeit? Das Kommando zur Drehung muss also sofort nach dem ersten Kontakt gesendet worden sein, aber irgendwie passt das nicht (im Kopf überschlagen)…

00:15 MEZ: Sieht so aus, als wäre das Landerdrehen schon vorbei und erfolgreich – ob allerdings nun mehr Sonne auf die Solarzellen fällt, muss noch abgewartet werden. Das Kommandosignal muss schon vor dem Wiedererlangen der Funkverbindung hochgesendet worden sein (offenbar hatte man nichts zu verlieren). Sollte sich in den nächsten Minuten hoffentlich aufklären.

00:40 MEZ: Es wird eng für Philae. Noch immer ist nicht klar, ob nun mehr Sonnenlicht auf die Zellen fällt – sicher ist, dass die Energie in den Batterien nun sehr knapp wird. Philae steht kurz vor dem Ende:

Die Batteriespannung fällt (links unten)
Die Batteriespannung fällt (links unten)

00:55 MEZ: Philae sendet immer noch, trotz gefährlich fallender Batteriespannung. Eben gab’s einen kurzen Ausfall des Funksignals – an sich nichts ungewöhnliches, das Signal kam schnell zurück. Jeder Piep jetzt könnte allerdings der letzte sein. (Zumindest vorerst, es besteht immerhin die Hoffnung, dass Philae in einen Hibernationszustand fällt und evtl. wieder “erwacht”, wenn die Sonneneinstrahlung seine Batterien ausreichend wieder auflädt. Sicher ist das aber nicht.

00:58 MEZ: Zäher Bursche…

01:10 MEZ: Es bleiben noch 45 Minuten, dass ist Philae wieder im Funkschatten. Noch sendet der Lander, momentan die Daten des Consert-Radars.

Consert hat Sender und Empfänger auf Orbiter und Lander. Sein Zweck ist die Sondierung des Kometenkerns mit Radarwellen und damit die Untersuchung des Inneren von 67P/Churyumov-Gerasimenko. Es scheint, als sei auch diese Messung gelungen.

01:20 MEZ: In Darmstadt Köln wird der Champagner herausgeholt. Sollen ja Leute behauptet haben, die Mission sei ein Fehlschlag gewesen…

Zeit zum Feiern
Zeit zum Feiern

01:30 MEZ: Das war’s dann wohl: Philae ist soeben in einen Stand-By-Modus gegangen. Alle Instrumente sind abgeschaltet, Kommunikation besteht noch für maximal 20 Minuten. Zuvor waren alle Daten, die heute gesammelt werden sollten, heruntergeladen worden.

01:35 MEZ: Philae sendet nun noch eine Weile sogenannte Housekeeping-Daten, bis der Funkkontakt zum Orbiter abbricht. Dann wird die Sonde in eine Art Tiefschlaf fallen – ob sie noch mal aufgeweckt werden kann, wird sich zeigen. Tatsache ist: Die erste Landung auf einem Kometen war ein voller Erfolg. Was die wissenschaftlichen Daten über Kometen und den Ursprung des Sonnensystems verraten, werden wir in den folgenden Monaten und Jahren lernen.

Die Rosettamission ist noch lange nicht vorbei! Der heutige Abend war jedenfalls hochgradig spannend. Rosetta-Philae war die erste interplanetare Mission, die man Schritt für Schritt via Internet und vor allem Twitter mitverfolgen konnte.

Dieser Liveblog endet hier. Über Rosetta und Philae werden wir hier sicher noch öfter zu reden haben. Dank an alle Leser, die zu später Stunde noch hier reingeschaut haben!

Schlaf gut, Philae! via mars_stu
Schlaf gut, Philae! via mars_stu

 

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

4 Kommentare

  1. Pingback:Liveblog: Philae – Die Zeit läuft ab › Himmelslichter › SciLogs - Wissenschaftsblogs

  2. Nimm Twitter als “livestream Ersatz”
    Es ist der Hammer.
    Und das “Gefühl wie bei der Landung” kann ich bestätigen.

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