Wie Schreibblockaden die Umsetzung sprachlicher Begabung verhindern

BLOG: Hochbegabung

Intelligenz, Sonntagskinder und Schulversager
Hochbegabung

Dass Begabung nicht automatisch in Leistung umgesetzt wird, hat der Kollege Müller in seinem letzten Beitrag mal wieder anschaulich gezeigt. Auf ein spezielles Hindernis bei der Umsetzung schriftstellerischer Begabung möchte ich heute eingehen: die Schreibblockade.

Der Tatsache, dass Begabung und Leistung nicht dasselbe sind, tragen auch einige Begabungsmodelle Rechnung: etwa das Münchner Hochbegabungsmodell oder das Differentiated Model of Giftedness and Talent. Beide besagen, dass man auf verschiedenen Gebieten begabt sein kann (beispielsweise sprachlich); ob sich das Potenzial dann aber auch tatsächlich entfaltet, hängt von verschiedenen so genannten “Katalysatoren” ab. Diese können entweder im Umfeld der Person verortet sein (z. B. Förderung) oder in der Person selbst (z. B. Motivation oder – mit negativem Effekt – Prüfungsängstlichkeit).

Einen besonderen Katalysator kennen wahrscheinlich die meisten, die ihre sprachliche Begabung ausleben wollen (oder müssen) – die Schreibblockade. Zu diesem Thema hat mich mein bester Freund auf eine hochinteressante Fallstudie hingewiesen, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

Ehe sich die Teilgruppe der Schreibblockierten in der schreibenden Zunft zu früh freut: Die dort vorgestellte Intervention hatte leider keinen Erfolg. Aber auch das sind wichtige Befunde; denn so müssen zukünftige Forscherinnen und Forscher nicht noch einmal dieselbe Sackgasse nehmen. Der Reviewer war zumindest begeistert und hatte keinerlei Korrekturanmerkungen – so etwas passiert so gut wie nie, was recht klar für die Qualität und vor allem Originalität des Ansatzes spricht. Da ich mir nicht sicher bin, ob ich den Artikel einfach so einbinden darf (Urheberrecht und so), habe ich ihn verlinkt – er ist frei im Netz verfügbar. Sie finden den Artikel hier – das Original sagt mehr als tausend Worte, und ich hätte es wirklich nicht besser auf den Punkt bringen können als der Autor. Viel Spaß beim Lesen! 😉

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

Dr. rer. nat. Tanja Gabriele Baudson ist Diplom-Psychologin und Literaturwissenschaftlerin. Seit Oktober 2017 vertritt sie die Professur für Entwicklungspsychologie an der Universität Luxemburg und ist als freie Wissenschaftlerin mit dem Institute for Globally Distributed Open Research and Education (IGDORE) assoziiert. Ihre Forschung befasst sich mit der Identifikation von Begabung und der Frage, warum das gar nicht so einfach ist. Vorurteile gegenüber Hochbegabten spielen hierbei eine besondere Rolle - nicht zuletzt deshalb, weil sie sich auf das Selbstbild Hochbegabter auswirken. Zu diesen Themen hat sie eine Reihe von Studien in internationalen Fachzeitschriften publiziert. Sie ist außerdem Entwicklerin zweier Intelligenztests. Als Initiatorin und Koordinatorin der deutschen „Marches for Science“ wurde sie vom Deutschen Hochschulverband als Hochschullehrerin des Jahres ausgezeichnet. Im April 2016 erhielt sie außerdem den SciLogs-Preis "Wissenschaftsblog des Jahres".

8 Kommentare

  1. Lohnt sich

    Obwohl schon Jahrzehnte alt, inhaltlich in keiner Zeile gealtert. Die Zeit zum Lesen ist wirklich extrem gut angelegt, danke! 😉

  2. Begabungen

    Es gibt die kommunikative Begabung, im Artikel repräsentiert durch die schreibliche/sprachliche Begabung und die Begabung zur Sacharbeit.

    Blockaden können entstehen beim kommunikativen Talent, wenn es nichts zu sagen hat – sachlich.

    Die Sprache, die auch ihre Logik kennt, ist nicht so-o wichtig.

    Das aber nur ganz nebenbei…

    MFG
    Dr. W

  3. Wie kommt man an den Originaartikel ran?

    Liebe Tanja Baudson:
    Wie kommt man an den Originalartikel dran? Der Link führt nur zu den Anmerkungen des Gutachters. Der Artikel interssiert mich sehr – denn Schreibblockaden sind meine “Leib- und Magenspeise”. Ich unterscheide 15 verschiedene Erscheinungsformen – mit je anderer Möglichkeit der Auflösung – s. auf meiner Website http://www.hyperwriting.de/loader.php?pid=585.
    Natürlich überschneiden sie sich, sowohl was die Ursachen wie die Erscheinungsform und die Auflösung angeht.
    Eigentlich gibt es nach meinen Erfahrungen nur eine einzige Blockade, die sich wirklich nicht auflösen lässt: Wenn man nämlich im Innersten gar nicht Schreiben WILL. Sondern vielleicht viel lieber malen würde oder was auch immer für eine Begabung auf Entfaltung wartet.
    Sigmund Freud war auch hier der Pionier mit seinen Beobachtungen zum WIDERSTAND: Man löst ihn am besten auf – wenn man ihn beschreibt. Genau dies ist der erste Schritt zur Lösungen einer Schreibblockade: Sie in einem Logbuch (welches das anvisierte Schreibprojekt begleitet) im Detail beschreiben.
    Einen wunderbaren Vorschlag macht der alte Schriftsteller Forrester (hinreißend gespielt vonm Sean Connery) in dem Film “Finding Forrester”: Als sein “Schüler” zögernd-blockiert an das Schreiben rangeht, fährt er ihn an: “Hau in die Tasten!” – womit er meint: Denk nicht lang nach, sondern schreib erst mal drauf los.
    Ich greife deine Anregung auf und werde mir das Thema demnächst mal in meinem Blog “Labyrinth des Schreibens” vorknöpfen und dort dann die Möglichkeiten durchspielen.

  4. @ J. vom Scheidt:

    Falls Sie immer noch auf der Suche nach dem “Originalartikel” sind, empfehle ich Ihnen, nochmal dem Link zu folgen, dann gaaanz aufmerksam die Überschrift erneut zu lesen, dann die verlinkte Artikelseite zu betrachten – und dann die Denkmurmel einzuschalten.

    Ich bin sicher, daß auch Sie des Rätsels Lösung finden werden.

  5. @Jürgen vom Scheidt, bert

    Ich kann mich bert nur anschließen. Die Idee zum Artikel ist wirklich charmant, wie ich finde. Zeigt aber: Auch mit Schreibblockaden kann man publiziert werden – das vielleicht zur Ermutigung aller Leidenden 😉

  6. Da gibts keinen vollständigen Artikel

    Kann sein, dass ich Tomaten auf den Augen habe, aber einen vollständigen Artikel kann ich auch mit der Search Engine nicht finden. Ich werde immer wieder auf die Anmerkungen des Gutachters zurückverwiesen.

    An der Überschrift kann ich nichts besonderes konstatieren.

  7. Auflösung

    Der Artikel illustriert die Schreibblockade – im Fall des Autors war die Intervention nicht erfolgreich, weshalb sein Manuskript aus einem weißen Blatt besteht. Ich fand’s witzig 😉

Schreibe einen Kommentar