Chinesischer Mondlander: Start im Dezember

BLOG: Go for Launch

Raumfahrt aus der Froschperspektive
Go for Launch

Die chinesische Mondlandemission Chang’E-3 peilt einen Starttermin Anfang Dezember 2013 an und bleibt damit im Zeitplan. Gelingt diese Mission, wäre es die erste weiche Landung auf dem Trabanten seit der sowjetischen Probenrückführungsmission Luna 24, die am 22. August 1976, also vor 37 Jahren, im Mare Crisium aufsetzte. Allerdings wäre eine Verschiebung des Starts, aus welchem Grund auch immer, nicht wirklich dramatisch.

Zwar erfordern Landung und Inbetriebnahme der Landeplattform und des mitgeführten Rovers einen minimalen Sonnenstand über dem Landegebiet. So etwas macht man üblicherweise am Vormittag. Für das für Chang’E-3 vorgesehene Landegebiet in der Regenbogenbucht folgt hieraus: Der Mond sollte im zweiten Viertel sein, wahrscheinlich kurz vor Vollmond. Dann ist es nicht mehr kalt, die Sonne steht hoch genug, um die Landeplattform mit Strom zu versorgen und die Batterien aufzuladen, und es bleibt noch mehr als eine Woche bis zum Abend.

Vollmond ist am 17. Dezember, ich vermute, dass die Landung in den Tagen davor versucht werden soll. Bei einem Start Anfang Dezember verbleiben damit immer noch fast zwei Wochen, um den Mond zu erreichen, in eine niedrige Bahn einzuschießen und die Vorbereitungen für den Abstieg zu treffen. Der folgende Vollmond ist am 16. Januar 2014, sodass das nächste Startfenster Ende Dezember/Anfang Januar liegen dürfte.

Go, Chang’E-3!

Hier und hier weitere Informationen zu Chang’E-3 und den weiteren chinesischen Weltraumplänen. Offenbar soll mit Chang’E-4 eine weitere Landesonde auf den Weg gebracht werden. Chang’E-5 wird dann um das Jahr 2017 die ungleich schwierigere Aufgabe der Probenrückführung angehen. Diese Planung legt nahe, dass das Ziel die bemannte Mondlandung ist. Diese Ziel könnte im kommenden Jahrzehnt erreicht werden.

Es ist auf jeden Fall ermüdend und eigentlich auch schon deprimierend, in diesem Zusammenhang die Europäer zu erwähnen, deren konkrete Aktivitäten zur Erforschung des Erdtrabanten mit dem Technologiedemonstrator SMART-1 (gestartet 2003) endeten, sofern man nicht großzügig auch die bei der indischen Mission Chandrayaan-1 mitgeschickten europäischen Instrumente anrechnen will. Wer weiß, ob und wann es mit einem europäischen Südpollander etwas werden wird. Und selbst falls die Europäer endlich aufwachen: Sicherlich würde so ein Projekt noch einen wissenschaftlichen Zugewinn erbringen, und sicher wäre auch ein positiver Effekt für Forschung und Technik zu verzeichnen. Aber Raumfahrt ist ja immer auch ein Stück mehr: die Demonstration der technologischen Fähigkeiten einer Nation und ein politisches Statement, nämlich das, dass man gewillt ist, in der ersten Liga zu spielen.

Wir demonstrieren mit unserem Herumgeeiere, mit unserem Unwillen, Geld in unsere eigene Zukunft zu investieren, aber eher das Gegenteil. Wir sind offenbar mit einem Platz in den hinteren Reihen zufrieden. Allerdings werden wir schon bald merken, dass mit einem solchen Platz eigentlich nur Nachteile einhergehen. Wo es lang geht, bestimmen dann andere – wir dürfen dann gerade noch hinterherdackeln.

The Moon in its second quarter, with the golden handle visible. Photo taken on August 17, 2013, around 00:30 CEST. Source: Michael Khan, Darmstadt

Zu Ehren der bevorstehenden Mondlandung im Sinus Iridum (=Regenbogenbucht) hier eine Aufnahme vom 17. August 2013, gegen 00:30 MESZ. Diese zeigt den goldenen Henkel, also die Bergkette Montes Jura, die die Regenbogenbucht zu fast drei Vierteln umschließt und an einem Tag in der Lunation bereits von der dort aufgehenden Sonne angestrahlt wird, wenn der Boden der Ebene noch im Dunkel liegt. ED-Apo-Refraktor mit 70 mm Apertur und 420 mm Brennweite, Canon EOS 1000D, ISO 400, 1/640 s, Quelle: Michael Khan, Darmstadt

Topografische Karte des Sinus Iridum in Kugelprojektion, Quelle: Michael Khan/ESA

Kartenausschnitt um den Sinus Iridum herum in topografischer Darstellung, Quelle: Michael Khan unter Nutzung von Laser-Altimeter-Daten des LOLA-Instruments der US-Mission LRO

Stop Press!

SPON berichtet natürlich auch über diese Nachricht, erwähnt aber als einzige Publikation ein weiteres Detail, das gerade für uns Deutsche von großer Bedeutung ist. Laut Spiegel Online ist die Verantwortlichkeit für das chinesische Raumfahrtprogramm, das diese Nation zur dritten überhaupt gemacht hat, die mit einer eigenen Raketen und einem eigenen Raumschiff auch ihre eigenen Raumfahrer ins Weltall schicken kann, an einer unerwarteten Stelle angesiedelt.

Betrieben wird das ambitionierte Raumfahrtprogramm von der nationalen Volksarmee.

Das ist ein wirklicher Paukenschlag. Nach meinem Kenntnisstand wurde die NVA 1990 im Zuge der Wiedervereinigung aufgelöst. Nun wissen wir dank SPON; dass dies offenbar nicht geschah. Die NVA existiert also bis heute, und nicht nur das, sie hat ihre Aktivitäten in den fernen Osten ausgedehnt und auch noch einen gewaltigen technologischen Vorsprung aufgeholt. Der Schulterschluss mit den chinesischen Abweichlern wurde wohl durch den Zerfall der UdSSR ermöglicht.

Vielleicht meinte der zuständige SPON-Redakteur aber auch die Volksbefreiungsarmee, nicht die NVA. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Text einer Presseagentur weitgehend ungeprüft bei SPON erscheint.

Weitere Information

Kosmologs-Artikel “Programm statt Wurstelei: Beispiel Mond” vom 15.3.2009

Kosmologs-Artikel “China schließt zur Spitzengruppe der Raumfahrtnationen auf” vom 5.12.2011

Kosmologs-Artikel “China plant baldige Mondlandung” vom 10.1.2012

Kosmologs-Artikel “Höhenflug mit dem himmlischen Schiff” vom 14.,6.2012

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

37 Kommentare

  1. europäische Raumfahrt

    Ich glaube, das Europa erst mal einen Schock braucht, so ähnlich wie der Sputnik-Schock seiner Zeit die Amerikaner traf.
    Aber ehrlich gesagt, solange in Europa Bank(st)er und Juristen über den technischen Fortschritt bestimmen und die Bevölkerungen vieler Länder an einer Innovation des eigenen Lebens gehindert werden, werden sie sich auch nicht für die Raumfahrt begeisten lassen, so dass sie Druck auf die entsprechenden Organisationen ausüben könnten, das die ihren A**** bewegen.
    Ich glaube, die Organisationen und vor allem einige Politiker wachen erst auf, wenn in den 2020er Jahren Chinesen auf dem Mond landen und “den nächsten grossen Schritt für die Menschheit” machen. Nur über das, was bis dahin alles nachzuholen wäre, möchte ich lieber nicht nachdenken, denn das führt nur zu erhöhter Frustration.
    Denn Vorschläge, was man machen könnte gibt es ja viele, manche mehr andere weniger realistisch, nur den politischen Wille, sie auch umzusetzen, den sehe ich nicht.

  2. Mondmissionen bei der ESA

    Mit ist – als ich mich letztens näher mit Vorprojekten für Missionen beschäftigte – aufgefallen, dass auf Ingenieur-Ebene bei der ESA offenbar recht häufig tolle Mondmissionen durchgeplant werden, die dann aber nie in die Realisierung kommen. Auf dem ‘normalen’ Weg der wissenschaftlichen Auswahlverfahren – wo übrigens Astrophysiker gegen Planetenforscher und alle untereinander kämpfen müssen – wird dem Mond heute offenbar kein ausreichender Wert (mehr) beigemessen; dazu passt ja auch, dass die NASA nach LADEE keine weiteren Pläne dortselbst mehr in der Pipeline hat. Und Marslandungen übt man halt lieber gleich auf dem richtigen Planeten: siehe den Lande-Demonstrator von ExoMars 2016 (dessen improvisierter Kamera – ein Erbstück von … Herschel! – ich letztens im ESTEC begegnete; jetzt kommt mir das alles auf einmal ganz real vor).

  3. We can do it on paper ….

    @D. Fischer: Im Rahmen von CDF (Concurrent Design Facility)-Studien wird alles Mögliche durchexerziert, bis hin zu bemannten Missionen zum Mond, zu Asteroiden oder zum Mars, und natürlich auch jede Menge Mondmissionen in allen Varianten und Ausprägungen. Orbiter, Lander, Probenrückführung, Hubs, you name it.

    Wirkliche technische Erfahrung sammelt man aber nicht ein einer CDF-Studie, da geht es immer nur um Machbarkeitsabschätzungen. Nach außen hin wirkt das immer so, als würde man wunder was machen, aber am Ende kommt doch dabei gar nichts rum. Das Wissen, dass man bei so einem Quickie erwirbt, reicht meist, um darauf hinzwusweisen, wo die Probleme liegen und wo es teuer werden kann, aber nicht, um einen Lösungsweg aufzuzeigen oder gar eine Lösung auszuarbeiten.

    Es gibt das CDF am ESA seit 1999, und die schiere Anzahl der durchgeführten Studien ist erst einmal beeindruckend. Schaut man sich aber an, mit welcher Frequenz neue Missionen in die Pipeline kommen und wie lange es vom Kickoff zum Start dauert, dann stellt man fest, dass es sich in beiden Punkten eine Verschlechterung ergeben hat, und zwar auch in etwa seit 1999. Jeder kann das selbst überprüfen, die paar Missionen, die die ESA macht, sind ja durchaus überschaubar.

    Ein Schelm, wer da einen Zusammenhang herstellen wollte … was ich natürlich nicht tue, nein, einen solchen Verdacht weise ich weit von mir.

    Manche Missionen schaffen es auch bis zur Phase A. Da kann dann wirklich schon konkret etwas erarbeitet werden. Aber im Endeffekt ist es so, dass man auch mal was entwickeln, bauen und starten muss. Immer nur Luftgitarre spielen bringt nichts.

  4. Nationaler Stolz und Raumfahrt

    Was hier im Subtext dieses Beitrags angesprochen wird darf man nicht unterschätzen: Raumfahrt war und ist für die Russen, die USA und erst recht für die Chinesen auch Ausdruck einer nationalen Aspiration und Ambition. Jeder Weltraumerfolg, jedes Winken eines Taikonauten aus seiner Kaspel, lässt viele chinesischen Herzen höher schlagen – und das über Klassenschranken und ethnische Zugehörigkeiten hinweg.

    Was nun bedeutet ein Erfolg der ESA für die Europäer? Viel weniger. Denn ein Europa als Brennpunkt von Hoffnungen, Überzeugungen und von gemeinsamem Stolz gibt es kaum. Wenn die europäische Raumfahrt einen Erfolg feiert, denken alle Nationen an genau ihren Beitrag zu diesem Erfolg. Wenn eine ESA-Feststoffrakete abhebt sind die Italiener zufrieden weil sie ihre Vega-Raketen realisieren konnten usw. Am ehesten können noch die Namen von alten europäischen Forschern und Entdeckern das europäische Herz höher schlagen lassen, also Cassini-Huygens, Galileo, Kepler. Dumm nur, dass die Zeiten dieser Wissenschaftler so weit zurückliegen, dass die Amerikaner genauso und mit gleichem Recht auf sie Bezug nehmen können wie es die Europäer tun (Kepler ist ja ein US-Satellit). Europa scheint eher eine Idee zu sein, die in der Vergangenheit entstand als eine Realität, die die Gegenwart bestimmt.

  5. Nationalstolz war nie das Thema

    Nationalstolz oder die geschwellte Brust war früher nicht wirklich das Thema und ist es heute auch nicht. Selbst im 19ten Jahrhundert, als so viel nationaler Schwulst gesalbadert wurde wie nie zuvor und kaum danach, war das, wenn man genau hinschaut, nie wirklich das Thema, denn Pathos hin oder her, das Megathema damals war Massenauswanderung.

    Die Leute wenden im Zweifelsfall dem ach so geliebten Vaterland den Rücken zu und gehen dahin, wo sie ein besseres Leben führen können, Nationalkrams hin oder her.

    Das ist heute auch nicht anders, und wenn es nur darum ginge, die Flagge zu wedeln, sei sie nun blau mit goldenen Sternen oder gestreift, gekreuzt oder was auch immer, dann sollten wir die Raumfahrt schnell bleiben lassen.

    Es geht aber nicht darum, sondern es geht darum, die guten Leute, unsere Bestausgebildeten, unsere Hochqualifizierten im Lande zu behalten. Wenn die erst einmal weg sind für ein Post-Doc mit anschließender Festanstellung, dann verbringen sie den Rest ihres Lebens oder zumindest ihre produktivsten Jahre woanders.

    Es geht also konkret darum, die jungen Leute überhaupt erst einmal zu den Naturwissenschaften zu bringen, und ihnen danach auch eine Perspektive zu bieten, ihr Können an einer wirklichen Aufgabe zu beweisen und damit zu vertiefen. Wenn wir denen nichts bieten können als ein bisschen Klein-Klein hier und dort, und Andere bieten ihnen die Möglichkeit zur Mitarbeit an einem wirklich faszinierenden Projekt, dann gehen sie halt zu diesen Anderen.

    Täten sie das nicht, wären sie schön blöd, und wir wollen sie gerade deswegen hier behalten, weil sie nicht schön blöd sind.

    Die Chinesen haben das verstanden. Die kriegen ihre jungen Leute wieder zurück. Wenn ich ein junger Chinese wäre und hätte die Chance, im eigenen Land an einer Mission zu arbeiten, die in wenigen Jahren Proben vom Mond zurückholen wird, mit der Option, dann weiter an einer bemannten Mondmission zu arbeiten, dann würde ich das machen, selbst wenn ich die Möglichkeit hätte, ein Arbeitsvisum für einen vielleicht auch besser bezahlten, aber langweiligeren Job in einem EU-Land zu bekommen.

    Nur wir Europäer haben offensichtlich immer noch nicht verstanden, dass wir jetzt und heute in einem verbissenen, weltweiten Wettbewerb stecken … und im Begriff sind, ihn zu verlieren.

    Wir brauchen Leuchtturmprojekte in der Hochtechnologie. Viele davon. In der Raumfahrt, weil die so interdisziplinär ist und alle von jung und alt anspricht. Aber auch in der Mikroelektronik, der Biotechnologie, der Grundlagenforschung, dem Bauwesen, dem Transportwesen, der Kerntechnik.

  6. Vega …

    Nachtrag: Herumgefrickel wie Vega und Ariane 6, das ist eben genau das Klein-Klein, das keinen Hund hinter dem Ofen hervorlockt. Es darf nichts kosten, es muss die eingefahrenen Produktionsprozesse weiter beschäftigt halten … bloß niemals etwas wagen, nie ein großer Wurf.

    Das ist nicht nur stinklangweilig, es kommt uns auch teuer zu stehen. Die guten Leute gehen weg, das vorhandene Wissen veraltet, Neues kommt nicht hinzu.

    Willkommen in den zukünftigen Ländern von gestern.

  7. Also sollte Europa sich endlich aufraffen und eine Raumstation so ähnlich wie die aus dem Film 2001: Odysse im Weltraum mit dem Ziel planen, sie zu Anfang der 2030er Jahre fertig zu stellen. Die kreist dann rotierend im GEO und dient als Basis für die weitere Erforsuchung des Weltraums in nicht-robotischen Missionen.
    Die dazu notwendige Infrastruktur natürlich inbegriffen, die sich von der Entwicklung der nötigen Bauteile, Schwerlastraketen (ca. 100 Tonnen) und sonstige Zulieferfirmen bis hinunter in die übrige Gesellschaft erstreckt.
    *EOD*

  8. @Hans

    Eins nach dem anderen. Zunächst sollten wir eine klare Linie in der planetaren Forschung fahren. Es reicht nicht, mal hier und mal da etwas zu machen und dann nichts folgen zu lassen. Das ist kein Programm, das ist Wurstelei.

    Wir haben 2003 eine Mondsonde und eine Marssonde gestartet. Insbesonde die Marssonde, Mars Express, war und ist extrem erfolgreich. Dann kam aber nichts mehr. Der von ESA und Russen gemeinsam gebaute und gestartete nächste Mars-Orbiter wird erst 2016 gestartet, also fast 13 Jahre nach Mars Express. Der erste Rover, ebenfalls ein Gemeinschaftsprojekt von Europäern und Russen, 2018. Beide haben eine byzantinische Entwicklungsgeschichte hinter sich und standen mehrfach vor der kompletten Einstellung. Was sendet man denn da für ein Sigmal an junge Planetologen außer “Lpmmt bloß nicht zu uns, denn bei uns werdet ihr 10 Jahre herummachen und am Ende ist vielleicht alles für die Tonne.”?

    Beim Mond sieht es noch schlimmer aus. Nach SMART-1, die ja nicht wirklich eine Forschungssonde war, aber dennoch ordentliche Forschung ermöglichte, kommt auf absehbare Zeit gar nichts mehr.

    Kometen und Kleinplaneten? Da war Giotto, gestartet 1985. Und danach? Gut, fast 20 Jahre später startete Rosetta zu einem Kometen. Eine gute Sache, aber mit einer Risenlücke. Asteroidenmissionen werden geprüft und geprüft, aber es geschieht wenig. Frühestens in 10 Jahren, vielleicht aber auch nicht.

    So hält man keine Community am Leben. Die Wissenschaftler machen was anderes, und die Projektteams in der Industrie gehen wieder auseinander. Die Leute sind weg und das Know-How ist futsch.

    Es geht hier nicht darum, einen Riesenschlag zu landen. Es reicht schon, einfach mal klare Linien vorzugeben und diese auch einzuhalten. Das allein würde schon eine ganze Menge ändern. Die Chinesen machen es gerade vor.

  9. @Hans

    Hier gibt es eine “Roadmap” über geplante Weltraummissionen. In dieser haben sich die zwölf wichtigsten Raumfahrtagenturen auf einen Fahrplan für die gemeinsame Erkundung von Mond, Mars und Asteroiden geeinigt. Das Ganze sieht allerdings nicht gerade ermutigend aus.

    http://www.dlr.de/…s/2013/ISECG_Roadmap_2013.pdf

  10. @Michael Khan

    Okay, Sie haben natürlich recht, dass man alles der Reihe nach angehen sollte.
    Aber ich bin nun mal ein grosser Fan der bemannten Raumfahrt, und bei dem Kommentar ist deshalb wohl mal wieder meine Phantasie mit mir durchgegangen. Eigentlich würde ich als ganz grosse Vision soger beides, also die Raumstation und die Planetenforschung parallel haben wollen. Aber das ist wahrscheinlich noch ein grösseres Luftschloss als die Raumstation alleine.

    Um deshalb mal wieder auf den Teppich zu kommen: Ich glaube eher, dass sich in dieser Hinsicht nicht viel tun wird, solange die Finanzkrise und deren Nebenwirkungen die Menschen in Europa beherschen. Und solange wie dieser Wahnsinn, der die Bevölkerungen lähmt, weiter vorherscht, werden sich die wenigsten Menschen dafür begeistern lassen, die nicht gerade beruflich etwas damit zu tun haben oder zu tun haben wollen. Jedenfalls wird man auf einen Enthusiasmus wie in den 1960er Jahren vergeblich hoffen.
    Und das die Politik etwas an der Lage ändert, darf stark bezweifelt werden, da die meissten Politiker von der Wirtschaft getriebene sind, anstatt dass sie die Wirtschaft aktiv gestalten. Dadurch nimmt meiner Ansicht nach auch die Raumfahtrt bei den entsprechenden Firmen nur eine untergeordnete Position ein. Und weil diverse (oder zumindest die mir bekannten) Firmen, die in der Raumfahrt tätig sind, auch in der Rüstung aktiv mitmischen, wo sie zur Zeit wahrscheinlich die monetär besseren Geschäfte machen, erwarte ich von deren Seite auch kein besonderes Engagement in Sachen Lobbyarbeit für mehr oder grössere Raumfahrtprojekte.

    Ideen, wie die Raumfahrt im grösseren Stil aussehen könnte, hab ich auch hier schon mal dargestellt:
    Eine Vision
    Visionen von Raumfahrt und Forschung

  11. @Hans

    sehr traurig, daß sie sich das Verhältnis von Politik zu Wirtschaft nur als “entweder getrieben werden oder aktiv einmischen” vorstellen können. “Die Wirtschaft”, das ist zum Beispiel der Elektromeister mit 10 Angestellten, der schon genug mit seinem eigenen Betrieb zu tun hat und nicht auch noch “aktiv gestaltet” werden möchte. Wenn die “Politik Wirtschaft aktiv gestaltet” (UdSSR) geht das typischerweise genauso in die Hose wie wenn sie “Religion aktiv gestaltet” (Iran) oder “Wissenschaft aktiv gestaltet” (IPCC) oder “Familie aktiv gestaltet” …

    … genau wie es ergebnisoffene “Freiheit der Forschung und Lehre” und “Religionsfreiheit” geben muß, folgt aus der “Berufsfreiheit” quasi automatisch auch eine “freie Wirtschaft” – daß wir die heute nicht haben, steht auf einem anderen Blatt. Noch mehr Politik löst keine Probleme, die durch ein zuviel an Politik entstanden sind.

  12. Antworten

    @Störk: Also, ich finde es schon ein wenig unfair, wenn Sie einen von einem Anderen verwendeten, durchaus vagen Begriff wie “Wirtschaft aktiv gestalten”, was alles Mögliche heißen kann und beileibe nicht zwangsläufig identisch mit Plan- oder Zwangswirtschaft sein muss, selbst eng auslegen und dann dem Gegenüber vorwerfen, dass er genau das gemeint haben muss.

    @Hans: Leider wird die wissenschaftliche Forschung als etwas Optionales gesehen, was man sich leisten kann, wenn man Geld hat und worauf man verzichten muss, wenn man keins hat, also in Zeiten der Krise.

    Ich meine dagegen, genau anders herum wird ein Schuh drauf. Grundlagenforschung ist ein Weg aus der Krise und sollte immer forciert werden, aber besonders dann, wenn es einen wirtschaftlichen Abschwung gibt. Idealerweise kommt man gestärkt aus dem Abschwung heraus. Der Gegenfall wäre, dass die Volkswirtschaft die Krise zwar hinter sich lässt, aber so geschwächt ist, dass sie auf Dauer nicht mehr im globalen Wettbewerb bestehen kann.

  13. Beispiel Jugend @Störk

    Es wird doch keiner bestreiten wollen, dass sich die Politik hierzulande einseitig für die Interessen der Wirtschaft stark macht. Die Jugend unseres Landes wird hingegen sogar im Bundeswahlkampf kaum erwähnt.

    http://www.tagesschau.de/…/wahlnetzschau132.html

  14. Road map for space exploration

    In der europäischen Raumfahrt fehlt es also an langfristig verfolgten Zielen was zur Folge hat, dass sich auf keinem Gebiet eine nennenswerte Kompetenz aufbaut.

    Ganz allein ist die ESA aber nicht mit dem Mangel an überzeugenden Zukunftsvisionen und echten Fortschritten in der Raumfahrt. Immerhin begegnet die NASA diesem Problem nun mit mehreren space technology roadmaps (siehe auch hier

    Zunehmend wichtig werden in der US-Raumfahrt auch die privaten Unternehmen. Und diese haben teilweise ganz spektakuläre Ideen wie die Nutzung von aus Asteroiden gewonnen Rohstoffen (Planetary Ressources, Deep Space Industries), den Bau von aufblasbaren Raum- und Mondstationen (Bigelow Aerospace und den privaten Flug zum Mars (Mars One oder SpaceX

    Auch in Europa gibt es ein paar wenige private Raumfahrtunternehmen. Vor allem Reaction Engines Limited mit seinem Skylon Spaceplane steht hier für ganz neue Ideen. Die ESA hat sogar einige Tests des SABRE-Motors durchgeführt.

    Es wäre also zu prüfen, ob auch die ESA ähnlich wie heute die NASA Kooperationen mit privaten Raumfirmen aufbaut ähnlich dem COTS-Programm der NASA.

    Auch eine roadmap bräuchte die ESA. In Ansätzen existiert dies bereits für das Exoplaneten-Programm und im Bereich der Grundlagenpyhsik.
    Allerdings sind das wohl keine Kernbereiche der Raumfahrt

  15. @Störk: Sie haben mich falsch verstanden: Der “kleine Handwerkermeister mit ein paar Angestellten” hat sicherlich genug zu tun, um seinen Laden zu erhalten. Aber um den geht es mir hier gar nicht. Es geht mir eher darum, das Lobbyisten Einhalt geboten wird. Ich bin zum Beispiel der Meinung, das es nicht angehen kann, dass Mitarbeiter grosser Konzerne in Ministerien beschäftigt sind und parallel dazu noch von den Konzernen bezahlt werden, die sie geschickt haben. Diese Leute können dort aktiv an Gesetzgebungsprozessen mitwirken und achten selbstverständlich darauf, dass die erarbeiteten Gesetze ihrem Konzern nicht zu viele oder zu schwerwiegende Auflagen machen. (Das ursprüngliche Programm dazu sah zwar auch mal vor, das Leute aus Ministerien zeitweise mal in die entsprechenden Abteilungen der Privatwirtschaft wechseln, aber da ist nicht viel draus geworden.) Ein anderes Beispiel sind die Banken, die nach wie vor nicht so reguliert sind, wie sie meiner Ansicht nach reguliert gehören. Das liegt daran, das sie nachwievor eine viel zu aktive Rolle bei der Gesetzgebung zur Bankenregulierung spielen können. Oder anders ausgedrückt: Sie schreiben die Gesetze, die sie regulieren sollen, mehr oder weniger selbst.
    Also kurz: Es geht mir darum, dass der staat sich bemüht einen möglichst weitgehenden Interessenausgleich herzustellen, so dass alle Menschen die Möglichkeit haben, sich nach ihren Vorstellungen und Wünschen zu entfalten und die persönliche Entwicklung nicht von Faktoren wie dem Geldbeutel abhängig ist. Das ist zur Zeit leider nicht der Fall.
    Diese Beispiele sollen jetzt mal genügen, schliesslich ist das hier ein Wissenschafts- und kein Politikblog. Wenn Sie mehr wissen wollen, lesen Sie z.B. die Nachdenkseiten, Abgeordnetenwatch oder Flasbeck Economics.

    @Michael Khan:
    Erst mal besten Dank dafür, dass sie ein gutes Wort für mich eingelegt haben.

    Ich meine dagegen, genau anders herum wird ein Schuh drauf. Grundlagenforschung ist ein Weg aus der Krise und sollte immer forciert werden, aber besonders dann, wenn es einen wirtschaftlichen Abschwung gibt. Idealerweise kommt man gestärkt aus dem Abschwung heraus. Der Gegenfall wäre, dass die Volkswirtschaft die Krise zwar hinter sich lässt, aber so geschwächt ist, dass sie auf Dauer nicht mehr im globalen Wettbewerb gestehen kann.

    Da schliesse ich mich an, so sehe ich das nämlich auch. Denn aus der Grundlagenforschung heraus kommen ja die Ideen für spätere Konsumartikel. Anna Frebel hat in ihrem Buch über die Suche nach den ältesten Sternen geschrieben, dass die astronomische Forschung die Entwicklung von CCD-Chips voran getrieben hat. Und ohne diese Chips gäbe es ja bekanntlich keine digitalen Kameras. Und das ist ja nur ein Bespiel von vielen.

    Andere Frage: Was für ein Faktor gehört zur Legende der Höhenkarten vom Sinus Iridum, die Sie dem Beitrag noch eingefügt haben? – Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass es sich dort nur um 16 meter Höhenunterschied handelt. 160 oder gar 1600 meter scheinen mir da wesentlich realistischer.

  16. Vergessene Einheit

    Warum die Skala nicht die Einheit trägt, muss ich noch in Erfahrung bringen. Es liegt an niemanden außer mir selbst, denn das Programm dazu habe ich selbst geschrieben.

    Die fehlende Einheit ist “km”.

  17. @Hans und Mona

    Lobbyismus einzelner Großkonzerne ist nicht zum Wohle “der Wirtschaft” sondern immer nur zum Wohle dieser Konzerne und damit zum Schaden derjenigen Konkurrenten, die zu klein sind, neben dem Geschäft auch noch Lobbyarbeit zu machen. Im Grunde ist es wie mit der Religionsfreiheit: theoretisch profitieren davon unzählige kleine Sekten, praktisch braucht man einen säkulären Staat, um eine Bevorzugung einzelner Großkirchen zu vermeiden. “Religion aktiv gestalten” wie mit dem Religionsministerium der Türkei ist der falsche Weg.

    Blogs zum Themenkomplex “Wirtschaft und Politik” kenne ich auch diverse, darum soll es hier nicht gehen. Mich störte nur dieses binäre “entweder-oder”, wo ich ein klares “weder-noch” bevorzugt hätte.

  18. Nur ein Beispiel @Störk

    “Lobbyismus einzelner Großkonzerne ist nicht zum Wohle “der Wirtschaft” sondern immer nur zum Wohle dieser Konzerne und damit zum Schaden derjenigen Konkurrenten, die zu klein sind, neben dem Geschäft auch noch Lobbyarbeit zu machen.”

    Nun ja, heutzutage können sich auch Firmen erfolgreich vernetzten. Der Spiegel (Nr.33/12.8.13) brachte kürzlich ein schönes Beispiel dafür. Es ging um die Initiative “Rauchmelder retten Leben”, hinter der ein Lobbyverein namens “Forum Brandrauchprävention” steckt, zu dem sich Hersteller und Dienstleister der Rauchmelderbranche zusammengeschlossen haben. Sie drückten durch, dass in Zukunft alle Häuser und Wohnungen mit Rauchmeldern ausgestattet sein müssen, was über zwei Milliarden Euro kosten wird, die Installation und Wartung nicht mit eingerechnet. Ob dadurch die Sicherheit wesentlich verbessert wird weiß man allerdings nicht, da die Zahl der Wohnungsbrände allgemein rückläufig ist. Am stärksten war der Rückgang in Bundesländern, die noch keine Rauchmelderpflicht haben. Zudem scheinen manche der Geräte fehlerhaft zu sein, denn sie verursachen ca. 90 000 Fehleinsätze der Feuerwehr pro Jahr. Aber die zahlt ja der Steuerzahler.

  19. Bitte mal alle einen Schritt zurück

    Weder ist ein “entweder-oder” hilfreich, noch ein Beharren an der eigenen Interpretation eines irgendwann gefallenen Begriffs. Auch sehe ich keinen grundsätzlichen Widerspruch zwischen wirtschaftlichen Interessen und Einzelinteressen. Für den Einzelnen ist wahrscheinlich wichtiger als so manches andere, ob man in einer wirtschaftlich starken Region lebt oder nicht.

    Dass es wirklich die Alternative “Entweder für die Wirtschaft oder für die Jugend” oder “Entweder für die Wirtschaft oder für die Umwelt” oder Ähnliches gibt, halte ich für einen Trugschluss.

    Es ist sehr wohl ein Merkmal der politischen Gestaltung von Wirtschaft, von welchen Lobby-Interessen man sich leiten lässt oder nicht. Insofern sehe ich an diesem Begriff auch nichts grundsätzlich Ablehnungswürdiges.

    Vorsicht halte ich allerdings generell für angebracht, wenn es um die Meinungen von Journalisten in der Presse geht. Nein, ich werde hier nicht wieder über diese Leute vom leder ziehen, obwohl ich dazu eine ganze Menge zu sagen hätte. Ich beschränke mich auf die generelle Aussage, die eigentlich ein Generalthema meines Blogs sein könnte: “Rechnet selbst nach! Überprüft die Logik und Plausibilität! Achtet darauf, ob das Sachen in Verbindung gebracht werden, die nicht zusammen passen.”

    Rauchmelder haben zwar nichts mit dem Thema dieses Artikels oder des Blogs zu tun. Aber bei den zitierten Aussagen kann ich nicht umhin, an das oben zitierte Generalthema zu denken.

    Es gibt in Deutschland etwa 40 Millionen Haushalte. Durchschnittlich sollten doch wohl drei Rauchmelder pro Haushalt ausreichen, in einer Villa mehr, in einem Single-Appartement weniger. Macht also 120 Millionen Geräte. Mittlerweile gibt es in Tests als “Gut” bewertete Geräte für weniger als 10 Euro das Stück. Macht also 1.2 Milliarden für die Beschaffung und nicht “über 2 Milliarden”. Installation? Ich habe in meinem Wohnhaus 3 Rauchmelder. Der Installationsaufwand ging über eine Schraube mit Dübel nicht hinaus. Bei zweien reichte auch ein Nagel. Wartungsaufwand? Alle 3 Jahre eine neue Batterie. Du liebe Zeit. So richtig ausgebeutet fühle ich mich da aber nicht. Da fallen mir aber auf Anhieb Dutzende deutlich weniger nützliche Dinge ein, für die ich im vergangenen Jahr deutlich mehr ausgegeben habe.

    Zumal ich, da ich im Betrieb als freiwilliger Brandschutzbeauftragter tätig bin und entsprechende Schulungen gemacht habe, weiß, welche Gefahr selbst ein kleiner Brand eines elektrischen Geräts darstellen kann, der viel Rauch freisetzt. Es reicht schon ein Brand eines Geräts von der Größe eines Laptops, um die Luft einer ganzen Wohnung mit giftigem Rauchgas in tödlichen Konzentrationen zu füllen. Wenn das nachts passiert, kann der Rauchmelder in der Tat lebensrettend sein – vom Rauchgeruch wacht man nicht auf, im Gegenteil.

    Im Zweifelsfall nehme ich lieber das Ernst, was mir die ausgebildeten Feuerwehrleute sagen, die die Schulungen leiten, an denen ich teilgenommen habe. Viel eher als die Äußerungen der Journalisten, die offenbar nicht zwischen Rauchmeldern, die mit einem lauten Piepton vor möglicher hoher Rauchkonzentration warnen, und Brandmeldern, die einen Brandfeststellen udn die Feuerwehr alarmieren sollen, unterscheiden wollen oder können, siehe hier.

    Soviel dazu – mehr sage ich dazu nicht, außer noch einmal meine Aufforderung zu wiederholen, niemanden einfach so zu glauben, schon gar keinem Journalisten.

  20. Richtigstellung

    Offensichtlich wurde ich falsch verstanden. Mir ging es nicht darum, dass sich jemand einen oder mehrere Rauchmelder in sein Haus einbaut, sondern um den Druck den Lobbyisten auf den Gesetzgeber machen, damit solche Dinge gesetzliche Pflicht werden. Mit den Folgen, wie Feuerwehrfalschalarmen, müssen sich dann aber die Gemeinden herumschlagen. Neuerdings wird deshalb überlegt, die Kosten dafür den Betreibern in Rechnung zu stellen.
    Und was die Kosten für den Einbau und die Wartung von Rauchmeldern betrifft, da scheint es exorbitante Preisunterschiede zu geben, hängt wahrscheinlich davon ab ob jemand Hausbesitzer oder Mieter ist – im letzteren Fall kann es teuer werden.

    http://ratgeber.immowelt.de/…re-nebenkosten.html

  21. @Mona

    Noch einmal, damit diese Aussage nicht unwidersprochen stehen bleibt: Wenn ein Rauchmelder, so wie er millionenfach in Privathäusern herumhängt, piept, ob zu Unrecht oder nicht, kommt die Feuerwehr noch lange nicht.

    Nein, ich habe Sie keineswegs falsch verstanden, aber ich weise mal auf Folgendes hin: da behaupten Journalisten offenbar unisono in verschiedenen Medien, dass hier eine Lobby politischen Einfluss nimmt, um etwas offenkundig Sinnloses zu durchzusetzen und damit dem Verbraucher sein Geld aus der Tasche zu ziehen.

    Als Leser muss man diese Behauptung einschätzen und entscheiden, ob man sie glaubwürdig findet. Wenn ich nun sehe, dass genannte Zahlen nicht stimmen können und zudem auch noch Sachen verwechselt werden, die nicht miteinander zu tun haben, beispielsweise Rauchmelder, die piepen, wenn sie eine zu hohe Aerosolkonzentration in der Luft feststellen und mich schlimmstenfalls überflüssigerweise aufwecken und Flammenmelder, die einen Alarm auslösen und vielleicht die Feuerwehr umsonst kommen lassen, dann weckt das bei mir Zweifel an der Kompetenz des Journalisten (bzw. es vertieft und verfestigt die ohnehin bestehenden Zweifel).

    Als nächstes überlege ich mir dann natürlich, ob denn die Schlussfolgerung des Journalisten überhaupt zutreffen kann. Wenn er schon bei den Fakten falsch liegt, könnte ja die Schlussfolgerung auch noch falsch sein.

    Diese Möglichkeit sollte man durchaus auch mal in Erwägung ziehen. Wenn man will. Ich habe aber oft das Gefühl, Behauptungen über diese und jene Lobby, die alles fernsteuert und uns um unser Geld bringt, nicht doch eine zu simplistische Schwarz-Weiß-Malerei ist.

    Ich habe ganz gewiss wenig Respekt vor dem Können der allermeisten Journalisten, aus gutem Grund. Dennoch wünsche ich diesen Leuten nichts Schlechtes. Die halten sich wahrscheinlich für clever, wennn sie so etwas schreiben wie “2013 wäre von den großen Flächenländern einzig Baden-Württemberg übrig, das seine Bürger leichtsinnig dem Feuertod aussetzt.” (im von mir zitierten Artikel in der Wirtschaftswoche). Besonders clever wirkt so jemand auf mich nicht, wenn er nicht einmal weiß, dass die meisten Opfer von Hausbränden nicht den Feuertod sterben, sondern durch Einatmung von Rauchgasen ersticken oder vergiftet werden. Vielleicht wird ja der eine oder andere wirklich sein Leben oder das seines Kindes der Installation eines Rauchmelders verdanken und sich überlegen, ob sein Gerede gerechtfertigt war.

  22. Warum Journalisten nerven …

    Eigentlich könnte mir diese Sache mit den Rauchmeldern egal sein. Ist ja nur wieder eine weitere schlecht recherchierte Meldung unter vielen, die täglich ‘rausgehauen werden.

    Was soll’s, könnte man meinen. Aber es ist leider so, dass dahinter eine journalistische Grundeinstellung steht, die immer davon ausgeht, dass alles, was eben auch mal Geld kostet, eine Abzocke sein muss und dass man einfach nur den Betrug finden muss. Wenn man ihn nicht findet, dann gibt man sich damit zufrieden, zu behaupten, dass es Abzocke ist und bleibt den Beleg schuldig.

    Unter Generalverdacht stehen offenbar alle, außer denen, bei denen wirklich und unverhohlen der Zock abgeht, und zwar mit richtig hohem Einsatz. Oder können Sie sich an irgendwelche investigativen Journalisten erinnern, die schon vor der Lehmann-Pleite warnten, dass da was im Busch ist? Eben.

    Von fünf Journalisten, die etwas über irgendeine Weltraummission oder ein anderes Forschungsprojekt von mir Informationen haben wollen (OK; in der Regel wollen sie gar keine Information, sie wollen nur ein paar Sound-Bites, aus denen sie eine Sendung oder einen Artikel zusammenstoppeln können), sind garantiert vier der Meinung, im Grund ginge es doch mal wieder nur um eine teure, aber letztendlich sinnlose Spielerei.

    Nur ein Beispiel – in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle war die erste Frage, als es um den NASA-Rover MSL ging, die nach den Missionskosten, und meist kam das Thema dann noch zwei, drei Mal hoch.

    Ich bin da mittlerweile knallhart. Wenn ein Journalist jault: “Ja, aber wir haben doch auch das Recht, zu fragen, ob es zwei Milliarden kosten darf, ein Auto zum Mars zu schicken”, sage ich “Keineswegs, das geht Sie gar nichts an, wenn die US-Raumfahrtagentur, die ihr Mandat letztendlich von den Bürgern der USA hat und diesen Rede und Antwort stehen muss, sich entschließt, diese Summe in ein Forschungsprojekt zu investieren” oder ich sage “Warum machen Sie sich eigentlich derartig in die Hose, wenn der Gegenwert von einem lächerlichen halben Prozent des offiziellen jährlichen Verteidigungsbudgets der USA mal in ein ziviles Projekt der Grundlagenforschung investiert wird” … und ich genieße es, wenn das live ‘rausgeht und mein Gegenüber da erst einmal hörbar nach Luft schnappt.

  23. Journalistenfehler

    “Ich habe ganz gewiss wenig Respekt vor dem Können der allermeisten Journalisten, aus gutem Grund.”
    Das erinnert mich an einen Artikel auf Wissenschaftsseite der Berliner Zeitung. Der Autor hatte es tatsächlich geschafft, in einer Grafik mit 9 Raketen für fünf davon komplett falsche Daten anzugeben. Die Angaben für die beiden sowjetischen Raketen Energia und N1 waren dann aber die Krönung: 170t bzw. 460t Schub für weit über 2000t Startmasse – fragt sich da keiner, wie das Teil abheben soll? Eine andere Zeitung warf mal die Sojus Raumkapsel und die Sojus-Rakete in einen Topf usw.

  24. @Michael Khan

    Die Rauchmelder waren nur ein Beispiel, wie Lobbygruppen Einfluss auf die Politik nehmen. Vielleicht hätte ich noch erwähnen sollen, dass ich das Beispiel mit den Rauchmeldern in einem Spiegelartikel las in dem es um staatliche Regulierungswut und die sich daraus ergebende Bevormundung der Bürger ging, er hieß “Der Nanny-Staat”. Ich will hier auch keine Journalisten verteidigen, die mit Weltraummissionen nichts am Hut haben. Trotzdem sollte man bedenken, dass diese Leute sich täglich mit vielen verschiedenen Fachgebieten beschäftigen müssen um ihre Zeitung voll zu bekommen. Da schleichen sich schon mal Fehler ein. Insofern wäre ich auch etwas nachsichtiger, wenn Journalisten nach dem Preis einer Mission fragen, da dieser die Leser der jeweiligen Zeitung sicher interessieren wird. Sehr gut finde ich dabei Ihren Hinweis, der das Ganze in Relation zu anderen Kosten setzt: “Warum machen Sie sich eigentlich derartig in die Hose, wenn der Gegenwert von einem lächerlichen halben Prozent des offiziellen jährlichen Verteidigungsbudgets der USA mal in ein ziviles Projekt der Grundlagenforschung investiert wird”. Wäre noch hinzuzufügen, dass in Amerika die Rüstungsindustrie eine sehr starke Lobby hat, welche der Weltraumforschung fehlt. Aber das Thema Lobbyismus hatten wir ja bereits…

  25. Antworten

    @Niels Harksen:

    Ich habe schon viel peinlichere Fails von Journalisten erlebt. Umso wichtiger ist es aber, die Minderheit von Journalisten die fundiert und kompetent berichtet, zu unterstützen. Ich kann mir vorstellen, dass diese Minderheit von ihren Redaktionen unter Druck gesetzt werden. Recherche kostet Geld und Zeit, und heutzutage muss alles hopplahopp gehen und darf nichts mehr kosten.

    @Mona:

    Dass Lobby-Gruppen Einfluss auf die Politik nehmen wollen, ist unbestritten. Ich bezweifele aber, wie bereits mehrfach dargelegt, dass das genannte Beispiel mit den Rauchmeldern bei Licht betrachtet Gültigkeit hat.

    Ferner ist es das gute Recht aller gesellschaftlichen Gruppen, zu versuchen, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Lobbyismus kommt ja nicht nur seitens der Industrie. Auch andere Organisationen machen das, und das steht ihnen auch zu. Wie sollen denn sonst gesellschaftliche Anliegen politisch umgesetzt werden? Soll man darauf warten, dass die Politik von selbst darauf kommt?

    Ich kann also schon einmal grundsätzlich mit Pressemitteilungen, in denen offenbar allein kritisiert wird, dass Lobbyismus Einfluss auf die Politik nimmt, wenig anfangen.

    Mit der Einflussnahme auf die Politik ist das wie mit allem: Es geht schon darum, wie weit die geht, wie einseitig die stattfindet und wie sehr das den Interessen der Mehrheit zuwiderläuft. Es ist also alles etwas komplizierter und bedarf der Recherche. Die findet aber nicht statt.

    Und noch einmal, da ich mich offensichtlich nicht klar ausgedrückt habe: Was die Grundeinstellung der Journalisten angeht, kritisiere ich nicht, dass die nach den Kosten fragen, sondern dass die offenbar grundsätzlich davon ausgehen, alles was Geld kostet, müsse ja prinzipiell eine Abzocke sein, die allein den Interessen einer Gruppe dient. Anscheinend kommen die mit solchen Meldungen bei ihrer Leserschaft gut an.

    Traurig genug. Die wirklich relevanten Fragen werden dagegen nicht gestellt.

  26. Antwort @Michael Khan

    “Mit der Einflussnahme auf die Politik ist das wie mit allem: Es geht schon darum, wie weit die geht, wie einseitig die stattfindet und wie sehr das den Interessen der Mehrheit zuwiderläuft. Es ist also alles etwas komplizierter und bedarf der Recherche. Die findet aber nicht statt.”

    Ja, da haben Sie sicher recht und ich sage ja auch nicht, dass keiner Einfluss auf die Politik nehmen dürfte. Allerdings gibt es halt starke und weniger starke Lobbygruppen. Ein negativer Auswuchs dürfte die Waffenlobby in Amerika sein.

    http://www.rtl.de/…en-2e25a-51ca-11-1494159.html

    “Die wirklich relevanten Fragen werden dagegen nicht gestellt.”

    Was wären für Sie “wirklich relevante Fragen”?

  27. @Mona

    Es gibt starke und weniger starke Lobby-Gruppen; auch das ist nicht problematisch, solange die Stärke einer Lobby-Gruppen in nachvollziehbarer Relation zur gesellschaftlichen Bedeutung steht.

    Ich halte zwar auch nicht viel von der Waffenlobby, bzw. spezifisch der NRA, aber es ist nun mal auch so, dass diese 5 Millionen Mitglieder hat und wahrscheinlich von weiteren Millionen US-Bürgern unterstützt wird. In den USA gibt es 300 Millionen Waffen in Privatbesitz. Selbst wenn die meisten Waffenbesitzer mehrere Waffen haben und Millionen Leute keine Waffe wollen, so kommt da immer noch eine sehr starke Interessengruppe zusammen. Die Medien tun oft so, als sei das Problem die NRA. Das halte ich aber für einen Trugschluss, die NRA wäre wohl kaum so mächtig, wenn sie nicht die Meinung einer breiten Bevölkerungsschicht artikulieren würde.

    Wenn es um die “relevanten Fragen” geht, dann frage ich mich manchmal, welche relevanten Fragen denn überhaupt noch thematisiert werden?

    Egal, worüber berichtet wird, immer drängt sich mir die Schlussfolgerung auf “Die arbeiten sich da mal wieder an Nebensächlichkeiten ab – das ist doch gar nicht das zentrale Thema!”

    Ich nenne nur mal ein paar Beispiele. Natürlich gibt es endlos mehr, aber allein hier schon zeigt sich ein ganz klares Bild:

    Wenn es mal wieder um die Kosten einer Raumfahrtmission geht, die – o Weh, o Weh, tatsächlich nal so viel kostet wie zwei Tage Irakkrieg oder wie eine Handvoll ausgestatteter Kampfflugzeuge, und sich alle darum echauffieren, dann frage ich mich, warum es nie so hoch aufgehängt wird, dass wir hier Jahr für Jahr weniger für Bildung und Forschung ausgeben als der OECD-Durchschnitt und damit als die Konkurrenznationen?

    Immer, wenn es im Berichte zur Wirtschaftskrise geht, frage ich mich, wie es denn sein kann, dass ein Fondsmanager wie Bernard Madoff ein reines Pyramidensystem aufbauen kann, das bei seinem Zusammenbruch einen Verlust von 65 Milliarden Dollar hinterlässt – wieso fällt das denn keinem dieser zahlreichen Wirtschaftsjournalisten auf … und falls denen so etwas nicht auffällt, was ist denn deren Meinung und Berichterstattung überhaupt wert? Das gilt eigentlich für sämtliche Wirtschaftskrisen und die Berichterstattung darüber: Es sagt doch nie einer im voraus, dass der große Knall bevorsteht, egal, wie stark es schon im Gebälk gekracht haben muss.

    Wenn es um das Eurohawk-Problem geht, ziehen sich immer alle daran hoch, wer wann was von wem gewusst haben will oder soll. Aber das wirkliche Thema, so wie ich es vor dem Hintergrund von Jahrzehnten Arbeit in technischen Großprojekten kenne, ist doch ein ganz anderes, und zwar ein ganz einfaches: Was stand denn genau im Lastenheft, das den unterzeichneten Verträgen zugrunde lag und wer hat das autorisiert? Die Diskussion höre ich nie, aber genau daran hakt es doch.

  28. @Michael Khan

    Sie schreiben: “die NRA wäre wohl kaum so mächtig, wenn sie nicht die Meinung einer breiten Bevölkerungsschicht artikulieren würde.”

    Die NRA tritt natürlich auch als Meinungsmacher auf, indem sie in der Bevölkerung die Angst vor allen möglichen Bedrohungen schürt und sie so zum Waffenkauf animiert. Kein Wunder, dass Probleme dann häufig auch mit Waffengewalt gelöst werden, das zieht sich bis in die Politik hinein, wo diplomatische Lösungen oft gar nicht erst in Betracht gezogen werden.

    Zu den “relevanten Fragen”: Ich wundere mich häufig auch, warum sich Journalisten so oft in Details verrennen. Sehen sie den Wald vor lauter Bäumen nicht oder liegt es an was anderem? Über das Thema “dass wir hier Jahr für Jahr weniger für Bildung und Forschung ausgeben als der OECD-Durchschnitt und damit als die Konkurrenznationen” wurde jedoch schon berichtet.
    Siehe hier:
    http://www.zeit.de/…oecd-studie-bildungsausgaben

    Und hier:
    http://www.focus.de/…ungspolitik_aid_664658.html

    Geändert hat sich meines Wissens an der Situation bisher jedoch nichts. Die Politik denkt allerdings weiter und empfiehlt den Unternehmen fehlende Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren. Ein Zyniker würde dazu vermutlich sagen: “So kann man sich die Ausgaben für Bildung in Zukunft ganz sparen”.

    http://www.kompetenzzentrum-fachkraeftesicherun

  29. Europäische Raumfahrt, u.a.

    Um mal wieder auf die europäische Raumfahrt zurück zu kommen, hier mal ein Link auf eine weitere Idee, wie europäische Raumfahrt innerhalb der ESA auch mit kleinem Budget sinnvoll geplant aussehen könnte.

    —–

    Vergessene Einheit
    Warum die Skala nicht die Einheit trägt, muss ich noch in Erfahrung bringen. Es liegt an niemanden außer mir selbst, denn das Programm dazu habe ich selbst geschrieben.

    Nun, dann hoffe ich, dass Sie inzwischen Zeit und Musse hatten, das Programm dahin gehend zu analysieren und entsprechend zu erweitern, bzw. zu korrigieren. Denn es war ja nicht das erste mal, dass Sie uns solche Karten präsentierten und wird sicherlich auch nicht das letzte mal gewesen sein. Abgesehen davon dürften es auch alle Anderen zu schätzen wissen, denen Sie ähnliche Karten in Vorträgen, Workshops, etc. präsentieren. 😉

  30. Berechnungen zur Realisierbarkeit von Chang`e-3
    1. Berechnung der Brennschlussgeschwindigkeit vB der chinesischen Rakete „Langer Marsch 3B“
    Nach Leitenberg (Leitenberg, B. 2013) beträgt die Masse der 1. Stufe der Rakete „Langer Marsch 3B“ 179 t plus 164 t für die vier Booster, also insgesamt 343 t. Die 2. Stufe umfasst insgesamt 55 t und die 3. Stufe 21 t. Die Triebwerke der ersten beiden Stufen werden jeweils mit Stickstoffpentoxid (N2O5) als Oxidator und als Brennstoff mit unsymmetrischem Dimethylhydrazin (abgekürzt UDMH) betrieben. Die effektive Ausströmgeschwindigkeit beträgt hier jeweils ca. ve= 2600 m/s. Die dritte Stufe wird mit flüssigem Sauerstoff und Wasserstoff betrieben und besitzt eine effektive Ausströmgeschwindigkeit von ca. 4200 m/s. Diese Rakete kann eine Nutzlast von über 5 t in den Orbit schießen. Die Raumsonde Chang`e-3 besitzt insgesamt eine Masse von 3,7 t (rund 4 t) inklusive der 2,35 t für das Landemodul nach neuesten Internetinformationen. Nach der Raketengrundgleichung errechnet sich die Brennschlussgeschwindigkeit vB bei einer Startmasse von Mo und einer Leermasse Ml zu
    vB=ve * ln (Mo/Ml) (1)
    Damit sind sämtliche Ausgangsgrößen vorhanden, um die Brennschlussgeschwindigkeit nach Brennschluss der 3. Stufe zu berechnen. Es ergibt sich schätzungsweise eine Brennschlussgeschwindigkeit von
    vB=2,6 km/s ln (423/80)+ 2,6 km/s ln (80/25)+ 4,2 km/s ln (25/4)=
    (4,33+3,02+7,5)km/s=14,85 km/s. (2)
    Damit kann die Raumsonde Chang`e-3 ganz komfortabel die 2. Kosmische Geschwindigkeit von 11,2 km/s erreichen, wenn auch von den 14,8 km/s noch ca. 3,3 km/s für die Wirkung der Erdgravitation (ca.3 km/s) und für den Luftwiderstand (0,3 km/s) subtrahiert werden müssen. Zum Vergleich: Die dritte Stufe von Apollo 11 erzielte lediglich eine Brennschlussgeschwindigkeit von 12, 8 km/s und konnte somit niemals die 2. Kosmische Geschwindigkeit nach Abzug der 3,3 km/s für die Geschwindigkeitsreduktion durch die Gravitation und den Luftwiderstand aufgrund der ungünstigen Masseverhältnisse erreichen (Zur Erinnerung: das Commando-Service-Modul hatte eine Masse von immerhin ca. 45 t!) . Aufgrund der geringen Masse der chinesischen Raumsonde Chang`e-3 von insgesamt rund 4 t ist das chinesische Mondprojekt absolut realistisch! Da kann man nur meinen: Klein, aber fein!
    2. Der Flug zum Mond der chinesischen Raumsonde Chnag`e-3

    Nach erreichen der 2. Kosmischen Geschwindigkeit von 11,2 km/s wirkt bis zum Mond nur die Gravitation der Erde und die des Mondes auf die Raumsonde. Um die Wirkung der Erd- und Mondgravitation auf die Raumsonde zu berechnen, muss man sich des Gravitationsgesetzes bedienen. Aus dem Newtonschen Gravitationsgesetz lässt sich folgende allgemeine Relation ableiten, die den Zusammenhang zwischen den beiden Gravitationsbeschleunigungen g1 (vom Zentralkörper-Erde/Mond) und g2 (vom Raumschiff) und den beiden Radien r1 (Radius eines Zentralkörpers, z.B. der der Erde/des Mondes) und r2 (Entfernung des Raumschiffes zu einem Gravitationskörper, z.B. zu der Raumsonde Chang`e-3) widerspiegeln:

    g2=g1*r1² (3)
    r2²
    Auf die Raumsonde in einer Entfernung von r von der Erde mit dem Radius R bezogen, wirkt eine Gravitation von:

    gr= gE*R² (4)

    Nun muss die Formel (2) integriert und durch r dividiert werden, um die durchschnittliche Gravitationsbeschleunigung gr berechnen zu können. Die durchschnittliche Gravitationsgröße gr errechnet sich zu
    r r
    gr= gE *R² ∫ 1 dr = gE *R² | -1 |. (5)
    r R r² r r R

    Nun muss die Entfernung von der Erde bis zum Punkt r bestimmt werden, wo die 11,2 km/s an Fluchtgeschwindigkeit quasi auf Null durch die Wirkung der durchschnittlichen Gravitationsbeschleunigung gr abgebremst wird. Dazu muss die transformierte und umgestellte Formel (3) mit

    gr= v² (6)
    2*r

    gleichgesetzt werden. Es gilt dann, wie gezeigt werden kann

    r= -gE*2R². (7)
    v²- gE*2R

    Damit ergibt sich für

    r= -2*9,89 * 6340000² m = 180.657 km . (8)
    11.200² – 2*9,89*6340.000

    Die Entfernung zum Mond beträgt damit immerhin noch ca. 220.000 km (400.000 km-180.000 km). Die durchschnittliche positive Beschleunigung bis zum Mond nimmt dann einen Wert nach (5) von:

    g(220.000 km)=1,62 m/s²*[( -1740² km²) )-( -1740² km² )]≈0,0078 m/s² (9)
    220.000 *220.000 km² 1740*220.000 km²

    an. Damit wird die Raumsonde Chang`e-3 bis auf eine Geschwindigkeit zum Mond von

    v=√2*220.000.000 m*0,0078 m/s²= 2620 m/s² (10)

    beschleunigt.

    3.Die Einmündung der Raumsonde Chang`e-3 in die Mondumlaufbahn und die Mondlandung

    Um in die Mondumlaufbahn zu münden, müssen die 2,62 km/s auf rund 1600 m/s abgebremst werden. Damit wäre eine Treibstoffmenge bei einer Landemasse von 3,7 t von

    MTr=(2,721::2,6-1)*3,7t =(2,720,38-1)*3,7 t =(1,46 -1)*3,7 t = 0,46*3,7 t ≈ 1,7 t (11)

    notwendig. Es verbleiben dann noch insgesamt 2 t. Zur Landung auf dem Erdtrabanten vom Mondortbit aus wären unter der Berücksichtigung der Mondgravitation, womit eine zusätzliche Geschwindigkeit bis zur Mondoberfläche von rund 402 m/s erzeugt wird (v=√100.000*2*1,62=402m/s) weitere 2,32 t Treibstoff erforderlich, wie nachfolgend eindrucksvoll gezeigt werden kann:

    MTr= (2,722: 2,6 -1)*2 t = (2,720,77 -1)*2 t= (2,16 -1)*2 t=1,16*2 t ≈ 2,32 t. (12)

    Schlussfolgerung: Die Landung von Chang`e-3 auf dem Erdtrabanten könnte ganz knapp gelingen, wenn man einmal bei den obigen mathematisch-physikalischen Grobkalkulationen und Schätzungen von gewissen Ungenauigkeiten und der Tatsache ausgeht, dass die Sonde noch einen Ionenantrieb besitzt. Nicht so bei Apollo 11: Um in die Mondumlaufbahn zu münden, mussten die 2,62 km/s des 41 t schweren Commando-Service-Moduls ebenfalls auf rund 1600 m/s abgebremst werden. Damit wäre eine zusätzliche Treibstoffmenge von

    MTr=(2,72 1::2,6 -1)*41 t =(2,720,38-1)*41 t =(1,46 -1)*41 t = 0,46*41 t = 18,89 t (13)

    notwendig gewesen. Zur Landung auf dem Erdtrabanten vom Mondortbit aus wären unter der Berücksichtigung der Mondgravitation, womit eine zusätzliche Geschwindigkeit bis zur Mondoberfläche von rund 402 m/s erzeugt wird (v=√100.000*2*1,62=402m/s) weitere 8,4 t Treibstoff erforderlich gewesen, wie gezeigt werden kann:

    MTr= (2,722: 2,6 -1)*7,2 t = (2,720,77 -1)*7,2 t= (2,16 -1)*7,2 t=1,16*7,2 t = 8,4 t. (14)

    Damit hätte die Mondlandefähre „Eagle“ bereits ihr Pulver mehr als verschossen gehabt, um es salopp zu formulieren, denn es standen ja insgesamt nur 7,8 t Treibstoff zur Verfügung. Es fehlten also insgesamt über 27 t Treibstoff, damit Apollo 11 überhaupt in die Mondumlaufbahn hätte einmünden können und um auf dem Mond zu landen. Schlussfolgerung: Apollo 11 war der größte Bluff der Menschheitsgeschichte!
    Siegfried Marquardt, Königs Wusterhausen

    • Au weia. Hier geht es ja drunter und drüber und die Schlussfolgerung zu Apollo ist kompletter Unfug. Ich werde es mir ersparen, Ihr Elaborat Gleichung um Gleichung und Zahl um Zahl auseinanderzunehmen, sondern ich rechne es lieber selbst mit den korekten Zahlen und Annahmen vor.

      Zunächst zu Chang’E-3: Die Rakete war vom Typ Langer Marsch 3B. Deren Nutzmasse in hochexzentrische Bahnen oder Erdflucht entnimmt man dem Launcher Manual, dort Kapitel 3.5.2.5 Das Diagramm fängt zwar erst bei Erdflucht (C3=0) an, aber der Mondtransfer ist nicht so weit darunter, sodass man schon extrapolieren kann, etwa zu C3=-2 km²/s². Das passt schon zu den 3800 kg Startmasse für Chang’E-3.

      Wenn man den mittleren Mondbahnradius von etwa 385.000 km ansetzt und eine Transferellipse bis dort berechnet, hat die eine Apogäumsgeschwindigkeit von 0.187 km/s. Einfach die Vis-Viva-Gleichung ansetzen. Die ist eine Grundlage der Himmelsmechanik. Der Mond hat eine Bahngeschwindigkeit von etwas über 1 km/s, sodass sich eine Relativgeschwindigkeit von 0.835 km/s ergibt. Das ist die hyperbolische Ankunftsgeschwindigkeit beim Mond. Bei 100 km Höhe über der Oberfläcvhe, also 1838 km Radius, ergibt sich für die Ankunftshyperbel eine Periseleniumsgeschwindigkeit von 2.455 km/s. Die Kreisbahngeschwindigkeit bei dem Radius is 1.633 km/s. DIe Diefferenz ist die Geschwindigkeit, die man loswerden muss, also das Delta-v für den Mondbahneinschuss. Macht 0.822 km/s. Nochmals 5% drauf als Marge macht 0.865 km/s.

      Zum Landen auf dem Mond aus dem niedrigen Kreisorbit bräuchte man nach allen Berechnungen, die ich bisher gesehen und selbt gemacht habe, und ich meine damit sicher nicht eine Herumrechnerei, sondern numerische Berechnungen unter Einbeziehung optimaler Steuerung, mindestens 1.85 km/s. Da sind aber ordentliche Margen erforderlich. Bei einr bemannten Mission wie Apollo hatte man hier 2.4 km/s angesetzt, aber bei einer unbemannten Mission kommt man mit weniger aus. Sagen wir mal 2.1 km/s. Addieren wir noch die 0.865 km/s drauf und runden dann noch auf, kommen wir auf glatte 3 km/s.

      Ich weiß nicht, welche Ausströmgeschwindigkeit die Landetriebwerke haben. Wenn die am Ende des Abstiegs heruntergeregelt werden, sind sie meist weniger effizient. Nehme ich mal übliche lagerbare Treibstoff/Oxidatorkombinationen an, dann erreichen die Ausströmgeschwindigkeiten von knapp 3200 m/s. Damit komme ich bei 3 km/s auf eine Brennschlussmasse von rund 1450 kg am Boden (Nach dem Einschuss in die Mondbahn sind es noch rund 2700 kg). Für Chang’E-3 wird eine Landemasse von 1200 kg angegeben. Das passt ja ganz gut – offenbar haben die also noch höhere Margen vorgesehen oder die angenommene Triebwerkseffizienz ist niedriger.

      Es kann keine Rede davon sein, dass es “ganz knapp” geht – das funktioniert mit den Massen sogar bequem. Unwahr ist auch die Behauptung, Chang’ E-3 häte einen Ionenantrieb. Den braucht sie gar nicht, und der würde auch nichts helfen in den paar Tagen. Bei eienr Landung hilft das schon mal gar nichts.

      Ihre Berechnungen zum Mondeinschuss stimmen hinten und vorne nicht.

      Deswegen kriegen Sie auch bei Ihren Apollo-Abschätzungen nur Falsches heraus. Da stimmt ja nichts! Noch nicht einmal die Ausgangsmassen. Ich habe es doch hier bereits aufgelistet. 45 Tonnen ist die Summe aus Kommandomodul (5 Tonnen), Service-Modul(25 Tonnen) und Landemodul (15 Tonnen). Das Einschussmanöver von etwa 0.9 km/s kostet 11 Tonnen Treibstoff. Damit ist man im niedrigen Mondorbit.

      Zur Oberfläche herunter geht aber nur das Landemodul. Das wiegt 15 Tonnen mit Treibstoff und hatte ein Delta-v-Budget von 2.4 km/s. Die kosten 8 Tonnen Treibstoff. Das zumindest sollte jeder, der mit Formeln um sich wirft, verifizieren können.

      Das passt alles ziemlich gut, wenn man sich ein bisschen in der Bahnmechanik auskennt und auch ein bisschen logisch denken kann.

      Wenn man sich das Ganze etwas einfacher machen und trotzdem zum richtiegn Ergebnis kommen will, dann so: Chang’E-3: 3.8 Tonnen auf dem Mondtransfer, 1.2 Tonnen auf dem Mond. Apollo: 45 Tonnen auf dem Mondtransfer, also fast 12 Mal so viel, und 7 Tonnen auf dem Mond, also 6 Mal so viel wie bei Chang’E-3. Nicht ganz vergleichbar, weil dei Apollo auch etwas im Mondorbit verblieb und bei Chang’E-3 nicht, aber doch ein Indiz, dass das sehr wohl zusammen passt.

      Ich bitte Sie, vom weiteren Versuch der Herleitung absurder Verschwörungstheorien in meinem Blog abzusehen. Erstens ist das hier nicht das Thema. Zweitens haben Sie eins wirklich eindrucksvoll demonstriert, nämlich dass Ihnen die Kenntnisse fehlen, um die erforderlichen Berechnungen durchzuführen.

      Also bitte – nicht hier. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

    • Nachtrag: Wie ich sehe, haben Sie Ihre krausen Berechnungen und falschen Schlussfolgerungen weithin in Form von Kommentaren über das Web verteilt. Das erfüllt bereits den Tatbestand des Spammens.

      Weitere Beiträge dieser Art von Ihrer Seite werden ohne nochmalige Warnung gelöscht werden.

  31. Luna 24 hat keinen Lunachod 2 gelandet, sondern Luna 21. Luna 24 war Rückführung.
    Dann klappen auch die Rechnungen, wenn man’s könnte.
    Vor jedem weiteren Blödsinn einfach Wikipedia gucken, soll helfen – löschen auch.

    • Ich hoffe allerdings, dass Herr Siegfried Marquardt von weiteren Kommentaren der Art wie seine bisherigen absieht. Ich werde nicht nochmals den Fehler machen, seine Verkettungen falscher Annahmen auseinanderzuklamüsern.

      Nur so viel zu Luna 13:

      Für eine semi-harte-Landung auf dem Mond mit einem starken Triebwerk, das kurze Brenndauern erlaubt, reicht selbst bei etwas Navigation auf dem Transfer ein Delta-v von unter 2500 m/s. Eine Ausströmgeschwindigkeit von über 3.2 km/s war auch in den 60ern für Triebwerke mit lagerbaren Treibstoff/Oxidatorkombinationen Stand der Technik. Eine Brennschlussmasse von 750 kg sind also problemlos im Bereich des Möglichen. Ziehen wir davon Triebwerk, Tanks, andere Struktur und Airbag ab, dann verbleibt immer noch genug für den Lander.

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