Impressionen vom European Astrofest 2012

BLOG: Himmelslichter

ein Blog über alles, was am Himmel passiert
Himmelslichter

Das European Astrofest ist die größte Astronomiemesse in Großbritannien. Wobei das Wort “Messe” nicht ganz treffend ist. Das Astrofest ist eine zweitägige Veranstaltung irgendwo zwischen Fachtagung, Astronomentreff und eben Verkaufsmesse. Vergangenes Wochenende habe ich mich nach London in die Kensington Town Hall aufgemacht, um dieses Ereignis mal mitzuerleben. Es war meine erste Astromesse im Ausland, und sicher nicht meine letzte.

Gelohnt hat es sich allemal – zumal man in London ja auch noch einiges andere anschauen kann. Aufgefallen ist mir vor allem die unübertroffene Verquickung von Profi- und Amateurastronomie. Beides war auf dem Astrofest vertreten, dass man sich das eine kaum noch ohne das andere vorstellen konnte. Während in der großen Vortragshalle ein glänzender Redner dem nächsten die Klinke in die Hand gab, konnte man draußen auf drei Etagen die volle Palette des Amateurteleskopmarkts begutachten.

Rund 2500 Besucher zog es am Freitag und Samstag, den 10. und 11. 2. 2012 nach Kensington in den Westen von London zum European Astrofest, ausgerichtet  von Astronomy Now. Hier ein Blick in den immer gut gefüllten Vortragsraum.

Auch mehrere Universitäten und Institute waren vertreten, genau so wie amateurastronomische Vereinigungen. Manche boten astronomische Fernstudiengänge für jedermann an, so etwa die University of Central Lancashire oder die Open University. Ein Angebot, dass auf den Inseln offenbar gerne angenommen wird. Auch bekannte Gesichter aus Deutschland waren vertreten, für mich eine kleine Überraschung, aber so weit weg ist’s halt auch nicht.

Unübertroffen das Beste der Veranstaltung waren die Vorträge. Zwar konnte ich nicht alle sehen (sie liefen die zwei Tage über praktisch ununterbrochen) aber die, denen ich beiwohnen konnte waren allesamt Spitzenklasse. Die Veranstalter vom britischen Magazin Astronomy Now legen offenbar Wert darauf, nicht nur große Namen einzuladen, sondern vor allem auch begnadete Wissenschaftskommunikatoren und Wissenschaftler, die ihre Begeisterung auch einem breiten Publikum nahebringen wollen und können. Hier Namen hervorzuheben wäre fast unfair, zwei möchte ich doch nennen: So begeisterte der Filmemacher und Buchautor Simon Singh mit einem rasanten Vortrag über die moderne Kosmologie, und Noah Petro vom NASA Goddard Space Flight Center führte die Geologie des Monds so packend vor, dass man fast geneigt wäre, noch mal Geologie zu studieren.

Alles zum Astrofest (u. a. viele weitere Bilder) im offiziellen Astrofest Blog!

Einen ausführlichen Bericht solles denmächst in Sterne und Weltraum geben, hier will ich nun noch ein paar Bilder sprechen lassen!

Ian Ridpath leitet einen Vortrag ein.

Simon Singh bei seinem Kosmologie-Vortrag, der nicht mit Humor und Experimenten sparte. Ursprünglich Elementarteilchenphysiker, ist Singh heute Dokumantarfilmer für die BBC und preisgekrönter Buchautor.

Noah Petro präsentierte im Anschluss an seinen Vortrag hochaufgelöste LRO-Bilder der Mondoberfläche. Hier ein Bild des Tycho-Zentralbergs.

Patrick Moore und Brian May bei der Signierstunde ihrer Bücher. Die Schlange hierzu zog sich durch das gesamte Gebäude.

Der Stand von Astronomy Now, Veranstalter des Astrofests.

Brian May im Gespräch mit Carlos Frenk, der im letzten Vortrag des Astrofest die vielleicht erste Messung von Dark-Matter-Annihilationsstrahlung präsentierte.

David und Sandy Nagler von TeleVue, vor jede Menge kleinen Naglers.

“Alte Bekannte 1”: der Stand vom Teleskop-Service Wolfgang Ransburg.

“Alte Bekannte 2”: Gerd Neumann und Markus Ludes am Stand von The Widescreen Centre.

Ein Abstecher nach Greenwich: der 28″-Refraktor, das größte Linsenfernrohr der Insel.

Ein Blick über das Transitinstrument auf den Nullmeridian: Längengrad: 0°00’00”

 

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

2 Kommentare

  1. Sollten wir auch haben

    Witzig die grauen Matte von Brian May 🙂

    Ja, so ein entspanntes Nebeneinander und Vermischen von Amateuren und Profis bekommen wir in D wohl leider nicht hin. Da kann man die Engländer nur beneiden.

  2. Nächstes Jahr wieder!

    Eine wirklich gelungene Veranstaltung mit vielen interessanten Menschen. Der Vortragssaal war am Samstag mit ca. 800 Personen ausgebucht.
    Irgendwie hatten wir die gleiche Idee, ich war danach auch noch in Greenwich!
    Am Montag habe ich noch einen Vortrag über GalaxyZoo von den “Astronomers in the Pub” besucht.
    http://london.astros.org.uk/

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