Kryptomnesie bei Sigmund Freud

BLOG: Labyrinth des Schreibens

Die Suche nach dem roten Faden
Labyrinth des Schreibens

Sigmund Freud bekam nicht zufällig 1932 den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main. Er war ein hervorragender wissenschaftlicher Autor und Erzähler. Er liest sich auch heute noch interessant und anregend – auch wenn man mit Details seiner Theorie nicht einverstanden sein mag. Seine weltweite Gesamtauflage geht in die Millionen und seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt – gerade weil sie auch für den Laien gut verständlich formuliert sind. Wegen eines zentralen Elements seiner psychoanalytischen Methode, dem Freien Assoziieren, wurde er einmal des Plagiats bezichtigt.   

Was das Lob Freuds als Meister der Sprache angeht, so sei hier nur stellvertretend der Aufsatz von Walter Muschg aus dem Jahr 1930 erwähnt: “Freeud als Schriftsteller”. Er rühmt die Klarheit von Freuds Ausdrucksweise, wie er sich immer wieder persönlich als Autor an den Leser wendet und diesen in kleinen Dialogen in die Entwicklung seiner Argumentation einbezieht:

Nirgends eine Spur von impressionistischer Fahrigkeit, so locker und leicht die Sprache fortzuschreiten versteht. Sie liegt in einer vollendeten Schwebe zwischen Tiefsinn und Heiterkeit, zwischen dem Persönlichen und dem Objektiven. (Muschg S. 61)

Wie schon im vorangehenden Beitrag erwähnt, verwendet die Freudsche Methode des Freien Assoziierens eine geistig-seelische Haltung, die auch im Mittelpunkt der zen-buddhistischen Meditationstechniken steht: die Absichtslosigkeit. Einer von Freuds Biographen, Ludwig Wittels, machte den Begründer der Psychoanalyse 1924 darauf aufmerksam, dass ein verblüffend ähnliches Verfahren schon Jahre vorher von einem Journalisten beschrieben worden sei. Dieser Ludwig Börne schrieb 1862 einen kleinen Aufsatz. Er riet darin angehenden Dichtern, einen “originellen” Stil zu entwickeln, indem sie einfach drauflosschreiben sollten, was ihnen gerade so in den Sinn kommt. Er nannte diesen Text

 

“Die Kunst, in drei Tagen ein Originalschriftsteller zu werden”

Im einzelnen riet Börne seinen Lesern:

Es gibt Menschen und Schriften, welche Anweisung geben, die lateinische, griechische, französische Sprache in drei Tagen, die Buchhalterei sogar in drei Stunden zu erlernen. Wie man aber in drei Tagen ein guter Originalschriftsteller werden könne, wurde noch nicht gezeigt. Und doch ist es so leicht! Man hat nichts dabei zu lernen, sondern nur vieles zu verlernen, nichts zu erfahren, sondern manches zu vergessen …
Nehmt einige Bogen Papier und schreibt drei Tage hintereinander ohne Falsch und Heuchelei alles nieder, was euch durch den Kopf geht. Schreibt, was ihr denkt von euch selbst, von euern Weibern, von dem Türkenkrieg, von Goethe, von Fonks Kriminalprozeß, vom Jüngsten Gericht, von euern Vorgesetzten – und nach Verlauf der drei Tage werdet ihr vor Verwunderung, was ihr für neue, unerhörte Gedanken gehabt, ganz außer euch kommen. Das ist die Kunst, in drei Tagen ein Originalschriftsteller zu werden!
(Börne, S. 741 f.)

Börne meinte diesen Vorschlag ganz offensichtlich satirisch. Aber wie es manchmal so geht: Was in einem bestimmten Sinne gemeint war, kann eine Eigendynamik entwickeln, die zu etwas völlig anderem führt. Dieses “frei drauf losschreiben” ist nämlich in der Tat eine Schreibtechnik, die enorm hilfreich ist. Vor allem erweist sie sich als recht zuverlässige Methode, um Schreibblockaden abzubauen. Oder um in einen kreativen Schreib-Prozess überhaupt erst hineinzukommen – quick and dirty, gewissermaßen.

 

“Etwas Cocain, um das Maul öffnen zu können.”

Die Entdeckung der Freien Assoziation ist bei Freud eng mit der Kokain-Episode verbunden: 1884-1886 nahm er in einer Reihe von Selbstversuchen die von ihm zunächst sehr geschätzte (und damals noch völlig unbekannte) Droge in einer Reihe von Experimenten zu sich. Zehn Jahre später, 1895, träumte er von einer Patientin (Irma), die ihm Probleme machte und sich seiner neuen Therapie, der Psychoanalyse, so gar nicht unterwerfen wollte. Dies war der erste Traum, den Freud untersuchte und deutete – auch dies ein Selbstexperiment, nun allerdings ohne Droge – aber nicht minder folgenreich. Denn damit eröffnete Freud nicht nur der von ihm neu entwickelten Tiefenpsychologie den Zugang zu vorher nicht bewussten Regionen des Seelenlebens – sondern auch den Schriftstellern. Vor allem die Surrealisten sind ihm dabei gerne gefolgt.

Wie ich in meiner Studie Freud und das Kokain gezeigt habe, besteht zwischen der Kokainepisode und der Deutung des Irma-Traums und damit der Entwicklung der Psychoanalyse eine sehr intensive Beziehung. Fast wörtlich stimmt das, was der Träumer berichtet (“Der Mund geht dann auch gut auf…”), überein mit dem, was er neun Jahre zuvor, am 18. Januar 1886, aus Paris seiner Verlobten Martha Bernays geschrieben hat über einen Besuch bei seinem Lehrer Jean Martin Charcot:

Etwas Cocain, um das Maul öffnen zu können.

Nur wenig später, am 10. Februar 1886, wiederholt er diese Äußerung mit etwas anderen Worten:

Das bißchen Cocain, das ich genommen habe, macht mich geschwätzig… Solche dummen Geständnisse mach ich Dir, mein süßer Schatz, und eigentlich ganz ohne Anlaß, wenn es nicht das Cocain ist, was mich zum Reden treibt.

Zwei Jahre zuvor hatte er in Heitlers Centralblatt, im Rahmen seiner ersten aufsehenerregenden Studie “Über Coca”, die Beschreibung eines ersten Selbstversuches* mit dem südamerikanischen Alkaloid so begonnen:
*Freud hat, nebenbei bemerkt, nie größere Mengen genommen, die einen regelrechten Kokainrausch erzeugt oder ihn gar süchtig gemacht hätten.

Wenige Minuten nach der Einnahme stellt sich eine plötzliche Aufheiterung und ein Gefühl von Leichtigkeit her […]

Für die Wirkung auch schon kleiner Mengen Kokain…

… wie übrigens für die Wirkung jeder Rauschdroge, auch des Alkohols (was wohl die meisten Menschen aus eigener Erfahrung bestätigen können), ist das Folgende charakteristisch:
° Das rationale, abstrakte Denken tritt zurück,
° während gefühlshafte Prozesse, triebhafte Impulse überwiegen (Primärvorgang nannte Freud dies später, in seiner Traumdeutung).
° Der Gedankenablauf wird lockerer,
° das Zeitgefühl verlangsamt oder beschleunigt sich.

All dies sind Bedingungen für den Vorgang des Freien Assoziierens. Man kann also feststellen, daß Freud bereits 1884-1886 im Kokain-Selbstversuch eine Erfahrung gemacht hat, die ihm ein Jahrzehnt später bei der Interpretation des “Irma-Traums” zugutekam, als er seine spontanen Einfälle (genauer: Erlebnisse) zu den einzelnen Details eines Traumtextes aufschrieb, um so den tieferen Sinn des Traums zu verstehen. Oder zumindest einen möglichen Sinn; denn Träume sind grundsätzlich vieldeutig, und ihre Interpretation hängt sehr von den Vorstellungen, Meinungen und Theorien des Deuters ab. Weshalb ein Freudianer denselben Traum anders deuten wird als ein Jungianer oder um welchen Anhänger welcher tiefenpsychologischen Schule auch immer es sich handelt. (Dass Sigmund Freud auch mal ordentlich danebenlangen konnte bei so einer Traumdeutung, zeige ich im nächsten Beitrag anhand eines Labyrinth-Traums.)

 

“Die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden”

Auch Ludwig Börne hatte Vorgänger, was die Absichtslosigkeit und somit auch das Freie Assoziieren im Verlauf des Kreativen Prozesses betrifft. Einer dieser Vordenker war Heinrich von Kleist, mit seiner Schrift “Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden” von 1805/06.

Vielleicht hat Freud ja sogar Kleists ähnlich argumentierende Schrift damals, im Jahr 1895, ebenfalls schon gekannt? Beide, Kleist wie Börne, propagierten jedenfalls das “frei darauf los Plaudern” als Hilfsmittel zur Anregung der Kreativität und zum Abbau von Kreativitätsblockaden (wie man heute sagen würde). Börne meinte dies zwar offensichtlich satirisch – was die frappierende Wirkung seines Rezepts jedoch nicht mindert. Kleist meinte es ganz im Ernst.

Freud führte übrigens, angeregt durch Otto Rank, in einer späteren Auflage seiner Traumdeutung auch “unseren großen Dichterphilosophen Fr. Schiller” an, der bei Störungen des schöpferischen Prozesses als Ursache der “Klagen der Unfruchtbarkeit” nennt: “weil Ihr zu früh verwerft und zu strenge sondert.” Als Heilmittel empfiehlt Schiller das

Zurückziehen der Wachen von den Toren des Verstandes.

 

Die Freie Assoziation als eigenständige Leistung

Auf keinen Fall kann man Freuds Leistung als Plagiat bezeichnen. Was er aus Börnes Anregung und der Vorarbeit der anderen Anreger gemacht hat, ist und bleibt eine höchst eigenständige Leistung. Dabei würde ich sogar seine eigenen Erfahrungen mit dem Kokain noch höher bewerten als die Lektüre Börnes. Schon 1884 schrieb Freud jedenfalls in “Die Abwehr-Neuropsychosen” über “den Ausgleich des Widerspruchs durch Denkarbeit und die Abfuhr der Erregung durch Sprechen” (G.W. I, S. 64). Und in den (gemeinsam mit Josef Breuer verfassten) Studien über Hysterie von 1895 hieß es gleich zu Beginn:

Wir fanden nämlich, anfangs zu unserer größten Überraschung, daß die einzelnen hysterischen Symptome sogleich und ohne Wiederkehr verschwanden, wenn es gelungen war, die Erinnerung an die veranlassenden Vorgänge zu voller Helligkeit zu erwecken, damit auch den begleitenden Affekt wachzurufen, und wenn dann der Kranke den Vorgang in möglichst ausführlicher Weise schilderte und dem Affekt Worte gab.

– durch Aussprechen also, und zwar möglichst ohne Bewertung und Veränderung der bewusst werdenden Inhalte. Genau dies beschreibt den Vorgang des Freien Assoziierens. Wie dies im Detail aussehen kann, hat Freud so beschrieben:

… eine psychische Kraft die Abneigung des Ich, hatte [beim Hysteriker] ursprünglich die pathogene Vorstellung aus der Assoziation gedrängt und widersetzte sich ihrer Wiederkehr in die Erinnerung… die Aufgabe des Therapeuten bestand darin, diesen Assoziationswiderstand durch psychische Arbeit zu überwinden.
[…]

Dann drücke ich für ein paar Sekunden auf die Stirn des vor mir liegenden Kranken, lasse sie frei und frage ruhigen Tones, als ob eine Enttäuschung ausgeschlossen wäre: Was haben Sie gesehen? Oder: “Was ist Ihnen eingefallen?”
(a.a.O. S. 270).

 

Eine Erfindung ähnlich dem Teleskop und dem Mikroskop

Ich möchte dies noch ergänzen durch ein Zitat von Kurt R. Eissler, Freud-Biograph und während vieler Jahre Leiter des Sigmund-Freud-Archivs in New York. Er merkt zu Freuds Entdeckung an:

Diese Methode [der Freien Assoziation] ist eine der großartigsten Erfindungen, die sich ohne weiteres mit Galileos Teleskop messen kann, welches bewies, daß die Oberfläche des Mondes gebirgig und nicht glatt ist (eine Entdeckung, die die Christenheit mehr schockierte als die heliozentrische Theorie des Kopernikus), ebenso wie sie sich mit van Leuwenhoeks Linsen messen kann, die die winzigsten Organismen für den Menschen sichtbar machten. Freuds Methode der Freien Assoziation hatte die Wirkung dieser beiden Erfindungen im Gebiet des psychischen Kosmos. Sie machte gewisse Strukturen sichtbar, die vorher noch kein menschliches Wesen erblickt hatte – entweder, weil sie von der Oberfläche der Persönlichkeit zu weit entfernt waren, oder wegen ihrer mikroskopischen Kleinheit. (Eissler 1969, S. 462).

 

Röntgenstrahlen und Zeitmaschine

Man könnte zum Vergleich auch noch die Entdeckung der “X-Strahlen” durch Wilhelm Konrad Röntgen heranziehen, die ja auch einen völlig neuartigen Zugang zum Inneren des Menschen (seines Körpers) möglich machten. Sie wurden übrigens – welch erstaunliche Koinzidenz! – im selben Jahr 1895 entdeckt, in welchem Freud das Instrument der Freien Assoziation erstmals auf das eigene (nun: seelische) Innere anwandte.

Und noch etwas Drittes wurde 1895 in die Welt gesetzt: die Idee des Reisens in der Zeit – durch Herbert George Wells in seinem Roman Die Zeitmaschine. Die einzige Methode jedoch, die es aufgrund physikalischer Unmöglichkeiten jemals geben dürfte, so eine Zeitreise zu machen – ist die Psychoanalyse: Als erinnerndes “Zurückgehen in frühere Lebensabschnitte”. Das Werkzeug dazu ist die Methode des Freien Assoziierens. Etwas anderes als diese nichtphysikalischen Zeitreisen wird es wohl niemals geben. Möglich sind nur seelisch-geistige Quasi-Zeitreisen im Rahmen einer Psychotherapie.

Doch, halt! Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, wird mir gerade bewusst:

Das Schreiben. Zum Beispiel eines Romans.

 

Der Kinofilm wird geboren

Im selben Jahr 1895 geschah noch etwas Epochales: Die Brüder Lumière führten ihren ersten Film vor. Und was sind Filme anderes als auf Celluloid (heute: Computerfestplatten) gebannte Träume? Martin Scorcese hat dies vor zwei Jahren liebevoll nachempfunden in seinem Hugo Cabret. Dieser  führt uns zurück in die Anfänge der Filmemacherei bei Auguste und Louis Lumière und Georges Méliès (1961-1983), der die eigentliche, sehr tragische Hauptfigur von Scorceses Lichtspiel ist.

 

Allgegenwart des Labyrinth-Mythos: bei Sigmund Freud eher peinlich

Der Begründer der Psychoanalyse hat viele kluge Beobachtungen gemacht und in seinen Schriften dokumentiert. Und er hat viele, auch heute noch bedenkenswerte Schlüsse daraus gezogen. Aber mit seiner Deutung des Labyrinth-Motivs im Traum einer Patientin hat er sich ziemlich blamiert. Darüber nächstes Mal mehr.

Quellen
Börne, Ludwig: “Die Kunst, in drei Tagen ein Originalschriftsteller zu werden” (1862)
Freud, Sigmund: “Zur Psychotherapie der Hysterie”. In: Breuer, Josef und Sigmund Freud (1895): Studien über Hysterie, Freud G.W. Bd. I, S. 252 -312
Eissler, K.R.: “Irreverent Remarks on the Present and Future of Psychoanalysis”. In: Intern. Journal of Psychoanalysis 50 ( 1969), S. 461-471
Eissler, K.R.: “Die Rolle des freien Einfalls in zwei biographischen Arbeiten über Freud”. In: Psyche 12/1975
Kleist, Heinrich von: “Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden” (1805/06). In: Kleist: Über das Marionettentheater. Reinbek 1964 (Rowohlt Klassiker)
Muschg, Walter: Freud als Schriftsteller. (1930). München 1975 (Kindler: Geist und Psyche Bd. 2159)
Peters, Uwe Hendrik: Übertragung und Gegenübertragung. München 1977 (Kindler: Geist und Psyche Bd. 2132)
Scheidt, Jürgen vom: Freud und das Kokain. Die Selbstversuche Freuds als Anstoß zur “Traumdeutung”. München 1973 (Kindler: Geist und Psyche Bd. 2113)
Scorcese, Martin (Regie): Hugo Cabret. USA Frankreich 2011
Wells, Herbert George: The Time Machine (London 1895)
Wittels, Fritz: Sigmund Freud – der Mann, die Lehre, die Schule. Leipzig 1924 (Thieme)

Schauen Sie bitte gelegentlich auch mal in die früheren Beiträge dieses Blogs rein! Hilfreich sein könnten vor allem Willkommen im Labyrinth des Schreibens und die Zeittafel. Die wichtigsten Personen und Begriffe werden erläutert in Fünf Kreise von Figuren sowie im Register dieses Blogs. .

Aktuelle Informationen zu meinen Schreib-Seminaren. Das nächste Seminar ist “ABSTIEG IN DIE UNTERWELT” (19.-21. April 2013) aus dem Jahreskurs Minotauros-Projekt: Roman schreiben. Der Titel des Seminars verweist auf eine wichtige Station der Heldenreise – die gewissermaßen den Roten Faden dieses Kurses darstellt.

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BloXikon: Freie Assoziation, Kryptomnesie, Plagiat, Traumdeutung
v3_2013-04-18/13:24

"Zwei Seelen wohnen a(u)ch in meiner Brust." Das Schreiben hat es mir schon in der Jugend angetan und ist seitdem Kern all meiner Tätigkeiten. Die andere „zweite Seele“ ist die praktische psychologische Arbeit plus wissenschaftlicher Verarbeitung. Nach dem Psychologiestudium seit 1971 eigene Praxis als Klinischer Psychologe. Zunächst waren es die Rauschdrogen, die mich als Wissenschaftler interessierten (Promotion 1976 mit der Dissertation "Der falsche Weg zum Selbst: Studien zur Drogenkarriere"). Seit den 1990er Jahren ist es das Thema „Hochbegabung“. Mein drittes Forschungsgebiet: Labyrinthe in allen Varianten. In der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn fand ich ein effektives Werkzeug, um mit Gruppen zu arbeiten und dort Schreiben und (Kreativitäts-)Psychologie in einer für mich akzeptablen Form zusammenzuführen. Ab 1978 Seminare zu Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung und Creative Writing, gemeinsam mit meiner Frau Ruth Zenhäusern im von uns gegründeten "Institut für Angewandte Kreativitätspsychologie" (IAK). Als "dritte Seele" könnte ich das Thema "Entschleunigung" nennen: Es ist fundamentaler Bestandteil jeden Schreibens und jedes Ganges durch ein Labyrinth. Lieferbare Veröffentlichungen: "Kreatives schreiben - HyperWriting", "Kurzgeschichten schreiben", "Das Drama der Hochbegabten", "Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Kreativität und Hochbegabung", "Blues für Fagott und zersägte Jungfrau" (eigene Kurzgeschichten), "Geheimnis der Träume" (Neuausgabe in Vorbereitung). Dr. Jürgen vom Scheidt

5 Kommentare

  1. Kein Wunder, dass Freud sein eigenes Kindheitstrauma bewältigen musste: die eigene Beschneidung.
    Und seit mehr als 2000 Jahren terrorisieren diese beschnitten-traumatisierten Leute überall (Juden, Muslime, etc. etc.) meine Welt…

  2. Wer terrorisiert da wen?

    Ich lass diesen Kommentar trotz seines deutlch antisemitischen Inhalts jetzt mal so stehen. Es ist, denke ich, gut, dass man immer wieder mal sieht, wie Antisemiten so ticken. Mein Kommentar dazu nur dies: Was eine Beschneidung in einem Kind auslöst, wird niemand wirklich jemals wissen. Vielleicht hat das ja wirklich massive Auswirkungen auf die Psyche. Aber die Ergebnisse bei Sigmund Freud oder Albert Einstein würde ich keineswegs als “Terror” bezeichnen. Und es waren ja nicht Einstein und die Physiker, die die Atombombe gebaut haben: es waren die (christlich geprägten) Regierungen und vor allem die Militärs in West und Ost. Der Terror ging früher immer von den Christen aus: s. die Kreuzzüge (gegen die Muslime) und siehe die vielen Verfolgungen der Juden bis hin zum Holocaust.

  3. Kastrationsangst & Penisneid

    Sorry, aber fast muss ich ein wenig lachen bei der Deutung des einen Kommentars als das „Ticken“ eines wie auch immer gearteten „Antisemitismus“. Wollen Sie, Herr vom Scheidt, es sich wirklich so einfach machen mit kritischen Einwänden? Wollen Sie überlesen haben, dass der Kommentator ausdrücklich die Beschneidungstradition anderer Kulturen – „Muslime, etc. etc.“ – einbezieht? (Vielleicht denkt er ja hier z.B. an wohl weder jüdisch noch muslimisch geprägte Klitoris-Beschneidung.) Glauben Sie, es sei abwegig, Freuds unsinnige Generalisierung von Kastrationsangst und Penisneid mit dem Kindheitstrauma einer Beschneidung in Verbindung zu bringen? Das dürfen Sie ja gerne anders sehen, aber nehmen Sie doch bitte eine solche Sichtweise – auch wenn sie hier nicht ganz direkt zum Thema Ihrer Ausführungen passt, sondern vielleicht eher als „freie Assoziation“ zum Thema Freud und seine „Glanzleistungen“ gedacht ist – einfach erst einmal zur Kenntnis, ohne gleich in argumentativer Hilflosigkeit mit der Antisemitismus-Keule jemanden mundtot machen zu wollen, dem Sie scheinbar nichts Vernünftiges entgegenzusetzen haben.

    Und jetzt zum „Terrorisieren“: Hat Sigmund Freud die Welt „terrorisiert“? Das ist vielleicht nicht die präziseste Ausdrucksform, aber ich würde einer solchen Aussage tendenziell zustimmen. Ich würde sagen: Freud hat großen Teilen der kulturellen Elite dieser Welt seinen Wahnsinn eingebläut.
    – Er behauptet mehrfach in „wissenschaftlichen“ Publikationen (Sie wissen es, Sie haben sich damit auseinandergesetzt und vermutlich auch Haen Israels überaus aufschlussreiches Buch gelesen), mit Kokain die Morphinsucht seines Freundes „geheilt“ zu haben – und schildert gleichzeitig seiner Verlobten, wie dieser Freund vor die Hunde geht, weil er in immer größeren Mengen Kokain konsumiert.
    – Er versucht seinen Freund Fließ über ca. 2 Jahre hinweg zu beschwichtigen, dass Emma Eckstein gerade nicht an dessen verstümmelnder, gründlich verpfuschter Nasen-„Operation“ beinahe verblutet wäre, sondern dass es sich um „Wunschblutungen“ der Patientin gehandelt hätte – „wahrscheinlich zu Sexualterminen“.
    – Freud versucht auch Ida Bauer einzureden, dass sie als 13-Jährige NICHT an den sexualisierten Übergriffen vom Freund ihres Vaters leidet, sondern an einem – von Freud unbekümmert herbeigeschwätzten – Hang zu Inzest, Masturbation und Homosexualität. (Dass die junge Frau dem allem widerspricht, bestätigt für Freud nur, dass er genau richtig liegt.)

    Dies nur als ein Ausschnitt haarsträubender Beispiele von dem, was Freud sich unbekümmert und frei herbeiassoziiert hat. Und seien Sie sicher: Die Menschen, die von dieser selbstherrlichen, verständnislosen Besserwisserei gequält worden sind, hätten die besten Gründe gehabt, sich von diesen falschen Zuschreibungen – die sie dann noch publiziert finden konnten – „terrorisiert“ zu fühlen.

    Ein weiteres Beispiel für Freuds grenzenlos unempathisches, selbstherrliches Deutungsgetöse, mit dem er jeweils systematisch Opfer zu Tätern erklärt, unter der kritischen Darstellung von Freuds „Irrtum“ in Bezug auf das Labyrinth.

  4. Freuds ‘Terror’

    Der Gedanke, dass die Beschneidung Grund für die Kastrationsangst (so fern es sie denn durchgängig gibt) sein könnte, klingt so einleuchtend, dass man sich fragt, warum niemand (oder doch?) nicht früher darauf gekommen ist.
    Freud hat aus seiner Zeit gedacht, vieles von dem wurde auch von anderen, die es genauso glaubten 8(teilweise bis heute9 weitergetragen, aber einigen Unbill hat es doch mit sich gebracht. Die Vorstellung der Kindheitsentwicklung, die den Säugling erst als autistisch und dann symbiotisch ‘verchlungen’ sieht, eine Symbiose aus der nur ein Vater retten kann. Gelingt das nicht droht unter anderem bsiweilen Sucht – manche Suchttheorien auf psych. Basis sahen Sucht eben als nicht gelöste Symbiose mit der Mutter, der (außer der Rettung aus derselben, das war Vaters Job)die ganze Last des Gelingens der kindlichen Entwicklung auferlegt wurde, die aber unbedingt einen vaginalen Orgasmus braucht, um in Freuds Augen eine richtige (reife) Frau zu sein, Ablehnung von homosexuellen Klienten usw. bis hin zur sich bisweilen über Jahrzehnte hinziehende ‘Therapie’ – womöglich mit einem drauflos deutenden, distanzierten Therapeuten, der im Zweifelsfall immer recht hat, gleich wie therapiebedürftig sie selber letztendlich sind. Nö, man kann streiten, ob das mitunter Terror für den einzelnen war, aber gesundend auch nicht.

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