Willkommen im Labyrinth des Schreibens!

BLOG: Labyrinth des Schreibens

Die Suche nach dem roten Faden
Labyrinth des Schreibens

Warum schreibe ich diesen Blog? Warum habe ich sein ursprüngliches Thema “Labyrinth” im Mai 2012 erweitert um das Thema “Schreiben”, sodass der Blog jetzt “Labyrinth des Schreibens” heißt?
Zum Thema Labyrinth dieses Blogs kam ich wie die sprichwörtliche “Jungfrau zum Kind”, nämlich ohne es selbst bewusst anzustreben. Ich hatte Ende 2006 in der Zeitschrift “Abenteuer Archäologie” (dem Vorgänger von “Epoc”) einen Artikel über die minoische Kultur und das Labyrinth gelesen (gewissermaßen ein Update zu dem Kapitel in Cerams Bestseller) und mich in einem Leserbrief lobend darüber geäußert. Leichtsinnigerweise (oder glücklicherweise, bezogen auf meine sich dadurch entwickelnde Aktivität als Blogger) hatte ich in besagtem Leserbrief erwähnt, dass ich auf meiner Website so etwas ähnliches wie einen Blog zum Thema Labyrinthe betreibe. Das war genau genommen kein richtiger Blog, sondern nur die blogübliche chronologische Anordnung der Einträge. Aber den Editoren der damals sich gerade formierenden SciLogs gefiel die Idee (und das Material) und so fragten sie mich, ob ich meinen “Blog” nicht im Rahmen der SciLogs-Sphäre publizieren könnte.
Naja, ich hab nicht lange überlegt und schrieb ab da (das war Januar 2007) meine Artikel in einem richtigen Blog und der bekam passenderweise den Titel “Labyrinth-Blog”. Aber wenn man mich damals gefragt hätte, zu welchen Thema ich denn gerne einen Blog starten würde – dann wären das ganz sicher nicht die Labyrinthe gewesen (so lieb und teuer sie mir sind und so sehr sie mich noch immer  faszinieren), sondern das Schreiben. Denn darum dreht sich meine ganze Arbeit, sowohl als Buchautor wie als Leiter von Seminaren zum Creative Writing.

 

Der Vorgang des Schreibens und der Gang durch ein Labyrinth…
… beziehungsweise einen Irrgarten haben viel mehr miteinander zu tun, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Das habe ich in etlichen Beiträge immer wieder erläutert. Was beide Themen ganz zwanglos verbindet – ist der rote Faden. Kein Text ist lesbar, wenn er nicht diese sprichwörtliche Hilfslinie erkennen lässt. Und der Autor tut schon beim Verfassen seines Manuskripts gut daran, einen solchen roten Faden gefunden zu haben. Insofern war der Untertitel dieses Blogs immer schon das passende Programm, auch für die erweiterte Themenpalette: “Die Suche nach dem roten Faden”.

 

Das Schreiben war schon sehr früh “mein Ding”
Es war jedoch nicht so wie bei anderen Jugendlichen, die meistens über das Tagebuch die Faszination des Schreibens entdecken und allein für sich schreiben. Denn ich begann 1952/53 die Skripte und die kleinen Texte für zwei Comix zu entwickeln, deren graphischen Teil mein Freund Alfred Hertrich übernahm. Das erste war ein kosmisches Abenteuer in der Art der Geschichten, wie sie in der Heftserie Jim Parkers Abenteuer im Weltraum vorgeführt wurden. Die las ich damals mit Begeisterung und rotglühenden Ohren. Weil das etwas Besonderes werden sollte, benützten wir nicht schwarze Tusche für Text und Zeichnungen, sondern sepiabraune. Der zweite Bildderstreifen war von Akim und Tarzan inspiriert und führte uns wie die potenziellen Leser in einen Dschungel irgendwo in Südamerika. Und er war farbig!
Leider gediehen beide Entwürfe nicht über die ersten drei vier Seiten hinaus*. Dann verließen uns Kreativität und Durchhaltevermögen.

* Sehr viel später, Anfang der 1960er Jahr, schrieb ich einige Skripte für die Micky-Maus-Konkurrenz Fix und Foxi, meinen Interessen und zum Glück auch denen des Verlags entsprechend waren das wieder Weltraumabenteuer: “Mischa im Weltraum”. Drei davon wurden tatsächlich illustriert und gedruckt, irgendwann 1964.

Im Sommer 1953 fuhr ich etwa einen Monat nicht mit dem Zug von meinem Heimatort Rehau in die Oberrealschule nach Selb, sondern mit dem Fahrrad; das Geld für die Monatskarte zweigte ich ab in mein Taschengeldkonto (das vor allem die Käufe der wöchentlich erscheinenden Heftserien bestreiten musste, die ja nicht nur aus Jim Parker bestanden, sondern aus Billy Jenkins, Tom Prox und Jörn Farrow).
Diese morgendlichen und mittäglichen Radfahrten über gut 14 km waren nicht nur anstrengend, sondern auch recht langweilig. Irgendwann wurde ich plötzlich von einer Idee befallen, wie ich das nächste Abenteuer von Jim Parker gestalten würde. Kaum in der Schule angekommen, notierte ich mir diesen Einfall. Wieder zuhause, lieh ich mir die Schreibmaschine meines Vaters aus und tippte das Handgeschriebene ab im System “Zwei Finger Kralle Adler hack”. Freund Alfred musste wieder herhalten und kleine Titelbilder für diese Exposees schreiben. Etwa hundert davon entstanden auf diese Weise. Einige schickte ich an den Pabel-Verlag, der Jim Parker damals veröffentlichte. Der zuständige Lektor (wahrscheinlich Walter Ernsting alias Clark Darlton, der Jahre später einer meiner Mentoren in Sachen Schreiben werden sollte) bedauerte, dass meine kleinen Skizzen leider für die Serie nicht zu verwenden seien – aber ich sollte “unbedingt weiter schreiben”.
Zwei Jahre später wurde aus dieser Ermutigung die erste Kurzgeschichte, kurz darauf die erste Story, die auch abgedruckt wurde, im damaligen Utopia Magazin.

Mit 17 schrieb ich meinen ersten Roman**< (Science Fiction, was sonst). Später kamen zu den Erzählungen Sachbücher und Artikel für Tageszeitungen und Magazine hinzu sowie einige Jahre intensiver Arbeit für das Nachtstudio des Bayrischen Rundfunks (woraus wiederum einige Bücher entstanden). 1979 kam ich, wieder durch einen Zufall, an mein erstes Schreib-Seminar. Dem sind inzwischen zufällig genau 1.000 weitere gefolgt.
**Er wurde soeben, versehen mit einem ausführlichen Nachwort, im VSS-Verlag wieder veröffentlicht: als Paperback und als E-Book. Darin gibt es bereits drei ausführliche Bezüge zur Labyrinth-Sage.

Das Schreiben wurde also, sowohl als Autor wie als Seminarleiter, zum wichtigsten Element meines Arbeitslebens. Dass dies auch in diesem Blog seinen Platz gefunden hat, freut mich ganz besonders und doppelt freut mich die Kombination mit dem Labyrinth-Thema.

 

Von Anfang der 1950er Jahre datiert auch mein Interesse für die Labyrinthe

Ebenfalls schon in der Jugend hat mich das Thema “Labyrinth und Irrgarten” interessiert. Das begann wohl Ende 1951 mit der Lektüre von C.W. Cerams “Roman der Archäologie”: Götter Gräber und Gelehrte. Mit dem Kapitel über den “Faden der Ariadne”. Im Lauf der Jahrzehnte wurde aus dem Interesse eine Faszination, aus der Faszination das Bedürfnis, dieses Thema weiter zu erforschen und zu dokumentieren.

Willkommen im Labyrinth

So lautete Anfang 2007 der ursprüngliche Titel dieses Beitrags (inzwischen haben wir Dezember 2015). Denn ich wollte – und will – in diesem Blog anhand von Beispielen zeigen, wie das uralte Labyrinth-Motiv auf unglaublich moderne Weise im 21. Jahrhundert präsent ist. Seine Medienpräsenz ist enorm. Sie reicht

° von der mantra-ähnlichen Erwähnung der Figuren Ariadne, Daidalos und Ikaros in unzähligen Zusammenhängen
° über die Bedrohung von Forschern in unterirdischen Höhlenlabyrinthen
° und das Spiegelkabinett auf dem Oktoberfest
° bis hin zur Manifestation des L-Symbols in Form Begehbarer Labyrinthe der LandArt, die man auch für Besinnung, Problemlösung und Selbsterfahrung nützen kann.

Sie finden das L-Motiv nicht nur auf den Seiten der Feuilletons, sondern auch in der Politik und – wenn auch äußerst selten – sogar im Sportteil der Zeitung.

Es ist aktuelle Gegenwart eines Jahrtausende alten Mythos vom Kampf des guten Helden (Threseus) gegen das böse Ungeheuer (Minotauros). Es ist Science Fiction (Daidalos und Ikaros als erste Flieger, Minotauros als erster Klon). Es ist die Liebesgeschichte von Theseus und Ariadne und eine Familientragödie und noch vieles vieles mehr. Katalogisiert habe ich das hier: Fünf Kreise von Figuren….

Es übt auf unnachahmliche Weise einen Zauber aus, einen sense of wonder (wie man das in der Science fiction nennt). Ähnlich wie das Myzel eines Pilzes durchzieht es den Boden der Kultur. Erst wenn man dieses feine Wurzelgeflecht freilegt – begreift man seine Kraft und Komplexität. Gehen Sie mit mir auf eine Reise durch diese spannende Welt voller Irrgärten, Labyrinthe und – wie ich es nenne – so manches Yrrinthos.

Abb.: Der Blogger vor (s)einem Labyrinth

Post 001 / JvS #271 / Scilogs #189 / Aktualisiert: 26. Dez 2015/12:32 (17. Feb 2008) / v 3,0

"Zwei Seelen wohnen a(u)ch in meiner Brust." Das Schreiben hat es mir schon in der Jugend angetan und ist seitdem Kern all meiner Tätigkeiten. Die andere „zweite Seele“ ist die praktische psychologische Arbeit plus wissenschaftlicher Verarbeitung. Nach dem Psychologiestudium seit 1971 eigene Praxis als Klinischer Psychologe. Zunächst waren es die Rauschdrogen, die mich als Wissenschaftler interessierten (Promotion 1976 mit der Dissertation "Der falsche Weg zum Selbst: Studien zur Drogenkarriere"). Seit den 1990er Jahren ist es das Thema „Hochbegabung“. Mein drittes Forschungsgebiet: Labyrinthe in allen Varianten. In der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn fand ich ein effektives Werkzeug, um mit Gruppen zu arbeiten und dort Schreiben und (Kreativitäts-)Psychologie in einer für mich akzeptablen Form zusammenzuführen. Ab 1978 Seminare zu Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung und Creative Writing, gemeinsam mit meiner Frau Ruth Zenhäusern im von uns gegründeten "Institut für Angewandte Kreativitätspsychologie" (IAK). Als "dritte Seele" könnte ich das Thema "Entschleunigung" nennen: Es ist fundamentaler Bestandteil jeden Schreibens und jedes Ganges durch ein Labyrinth. Lieferbare Veröffentlichungen: "Kreatives schreiben - HyperWriting", "Kurzgeschichten schreiben", "Das Drama der Hochbegabten", "Zeittafel zur Psychologie von Intelligenz, Kreativität und Hochbegabung", "Blues für Fagott und zersägte Jungfrau" (eigene Kurzgeschichten), "Geheimnis der Träume" (Neuausgabe in Vorbereitung). Dr. Jürgen vom Scheidt

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