Der Meteorit von Mbozi

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Wenn man in Tansania von der Stadt Mbeya in Richtung Sambia den Tansam-Highway entlangfährt, passiert man den kleinen Ort Songwe mit seinem markanten Zementwerk.  Nicht weit davon biegt eine staubige Piste von der ausgebauten Straße ab. Eigentlich kaum ein ort, an den sich Touristen verirren. Und doch ist hier, am Hang des Merengi Hill (9°6’25” S und 33° 2′ 00” E) einer der größten Eisen-Meteoriten zu finden, der bisher auf der Erde gefunden wurde, der Mbosi respektive Mbozi-Meteorit. Je nach Schätzung irgendwo zwischen dem sechst– und siebtgrößten Meteoriten. Seine Abmessungen sind schätzungsweise 3,3 m x 1,2 m x 1,6 m und sein Gewicht irgendwo zwischen 14 und 18 Tonnen.

Mbozi Meteorite
Der Mbozi-Meteorit in Tansania. Eigenes Foto, CC-Lizenz.

 

Der Eisen-Meteorit besteht hauptsächlich aus Eisen (90,45% mit 8,69% Nickel und untergeordneten anteilen an anderen Elementen, meist in kleinen silikatischen Einschlüssen. Er zeigt Widmannstättensche Strukturen und gehört in die mittleren Oktaedrite. Mit seinem Ge/Ga Verhältnis < 10 zeigt er Ähnlichkeiten mit Meteoriten der Gruppe IIF und den Eagle Station Pallasiten.

Die silikatischen Einschlüsse weisen eine Mantelstruktur auf, bei der ein Kern aus Quarz von Glas beziehungsweise entglasten Pyroxenen und Plagioklasen umgeben ist.

 

Mbozi Meteorite
Wem der Zollstock (2 m) nicht ausreicht. Hier dient mein tansanischer Mentor, Prof. Mutakyahwa, ohne den ich diesen Ort kaum gefunden hätte, als menschlicher Maßstab. Eigenes Foto, CC-Lizenz.

Der lokalen Bevölkerung war der Koloss durchaus bekannt und wurde Kimondo genannt. Für den Rest der Welt wurde er 1930 von W.H. Nott entdeckt. Damals ragte nur wenig über die Erdoberfläche, so dass er erst ausgegraben werden musste, um seine Größe zu erkennen. Dabei wurde ein Graben direkt unter ihm hindurch gezogen, um ein Betonfundament zu errichten. Danach wurde der Graben erweitert, bis der Meteorit nur noch auf dem Fundament ruhte. Sein Eintreffen auf der Erde liegt allem Anschein nach schon länger zurück, auch unter der lokalen Bevölkerung existieren keine Legenden, wie er zur Erde kam. Vermutlich liegt dieses Ereignis schon mehrere Jahrtausende zurück.

Seit 1931 wird er gesetzlich geschützt, allerdings hat das die Menschen kaum davon abgehalten, Stücke von dem Meteoriten abzutrennen. Nach Angaben in einer vor Ort vertriebenen Broschüre* benötigte man knappe 10 Stunden, um ein wenige Zentimeter großes Stück abzutrennen. Die Spuren verraten aber, dass auch diese Mühsal kein Hindernis waren.

Mbozi Meteorite
Spuren von Meteoritensammlern sind an einigen Ecken zu finden. Eigenes Foto, CC-Lizenz.

 

In der Literatur sind verschiedene Schreibweisen zu finden. Korrekt, zumindest nach lokalen Aussagen ist die Bezeichnung “Mbosi “, dann dies ist die Schreibweise des Distrikts bei der Entdeckung. Oft findet sich auch die Bezeichnung “Mbozi-Meteorit”., da die heutige Schreibweise des Distrikts eben Mbozi lautet.

 

* Guide to the Mbozi Meteorite, von Hamo Sassoon, Dept. of Antiquities, Dar es Salaam 1967.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

3 Kommentare

  1. Eiin Meteorit dieser Grösse trifft die Erde etwa jedes Jahr wobei nur wenige den Eintritt überstehen. Es gibt also recht viele Brocken, die bei der Erde vorbeifliegen und die wenn systematisch eingesammelt wohl als Rohstoffe für Bauprojekte im All dienen könnten. Allerdings sind die besonders nützlichen Eisen-/Nickelmeteoriten recht selten, machen sie doch nur 5.7% aller bekannten auf der Erde eingeschlagenen Meteoriten aus. Solche Meteoriten scheinen aber eine der frühesten Eisenquellen gewesen zu sein, die von Menschen genutzt wurden, wahrscheinlich in ähnlicher Weise genutzt wurden wie jetzt von den Meteoritenräubern, deren Werk man an den Spuren des Mbozi-Meteorit ablesen kann.

  2. “systematisch eingesammelt.. für bauprojekte im all” ?!.. das würde heißen im anflug ‘aufsammeln’ ?? wie soll das funktionieren, bei den riesigen geschwindigkeiten ?

    und die heutige “nutzung” durch meteoritenräuber ist sicher nicht als “rohstoffquelle” im sinn von material für eisenverwendung (wie tatsächlich archäologisch belegt für vergangene zeiten) – sondern als verkaufsobjekte für sammler, die ein zig-faches des reinen “eisenwertes” bezahlen.. 😉

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