Die letzte Landung der “Atlantis”

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Nun sind sie also alle wieder am Boden, die verbliebenen Space Shuttles. Nach rund 30 Dienstjahren wohl auch verdient. Der Raumgleiter war zwar unbestreitbar teuer (auf seinem Blog beziffert Markus Pössel die Kosten auf rund 980 Millionen € pro Mission (Gesamtkosten des Shuttle Programms durch die 135 Missionen, ein Schnäppchen gegen die 2,1 Milliarden, die ein B2 Bomber inklusive Forschung und Entwicklung kostet). Die Shuttles waren, so finde ich, ein fantastisches Stück Technik. Als der erste Shuttle abhob, bekamen wir von unserem Lehrer sogar noch Schulfrei, um live for den Bildschirmen dabei zu sein.  Was für Hoffnungen auf die Zukunft transportierte die Columbia am 12. April in unseren Kinderaugen, als sie zu ihrer ersten Mission abhob. Und es war unter anderem auch ihr tragischer Verlust beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre am 1. Februar 2003, der das amerikanische Shuttleprogramm beendete. Sie war der zweite Shuttle, der verloren ging.

(Foto:Caption by Mike Carlowicz, NASA-JSC)

Auf diesem Bild sind die letzten Spuren der Atlantis im Weltraum hinterlassen hat. Der Orbiter hat die ISS bereits verlassen und bewegte sich am 21. Juli in Richtung seines letzten Ruheplatzes auf dem Planet Erde. Das ionisierte Plasma der Erdatmosphäre kennzeichnet die Bahn, welche die Atlantis auf ihrem letzten Flug nimmt, das Ganze gesehen von der ISS aus. Die Flugbahn des Shuttle scheint von hier aus gesehen relativ steil zu sein, sie betrug aber nicht mehr als 20°. Die scheinbare Steilheit rührt aus der Perspektive von der Raumstation her. Die Atlantis war zu diesem Zeitpunkt rund 2200 Kilometer nordöstlich der ISS über der Ostküste der Halbinsel Yukatan. Die ISS hingegen lag über den Galapagos Inseln.

Im Hintergrund kann man ein faszinierendes Phänomen der Atmosphäre sehen. Airglow oder Nachthimmelsleuchten. Die Atome der in der Ionosphäre werden durch die Ultraviolettstrahlung der Sonne dissoziiert. Bei der Rekombination wird dann Licht im sichtbaren Bereich des Spektrums ausgestrahlt.

Nun ist sie also zu Ende, die Ära der Raumgleiter. Leider ohne einen adäquaten Nachfolger, aber vielleicht wird sich das noch eines Tages ändern. Die Space Shuttles haben auch für unser Verständnis des Universums (Stichwort Hubble) und natürlich für die Erforschung unseres eigenen Planeten Meilensteine gesetzt. Viele der Techniken, die sich später in Erdbeobachtungssatelliten wieder fanden, wurden zuerst an Bord von Space Shuttles eingesetzt.

Abstruse Goose (dessen Comics dankenswerter Weise unter Creative Commons by-nc 3.0 Lizenz stehen) hat meine Gedanken beim Abschied der Shuttles ziemlich gut getroffen. Hoffen wir, dass die Geschichte der bemannten Raumfahrt weiter geht. Das mag zwar alles teuer sein (in Zeiten der Krise…), aber ich denke, wir können unser Geld auch erheblich schlechter ausgeben (und wir tun das auch viel zu oft). Raumfahrt ist ja auch nicht Selbstzweck, sondern sie hilft uns, das System Erde besser zu verstehen. Und das kann ganz konkret auch unser leben verbessern. Und es kann auch Leben retten.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

10 Kommentare

  1. Ein Film sagt mehr als tausend Bilder ..

    Gunnar Ries schrieb (02. August 2011, 21:49):
    > (Foto:Caption by Mike Carlowicz, NASA-JSC)
    > Auf diesem Bild sind die letzten Spuren der Atlantis im Weltraum hinterlassen hat. Der Orbiter hat die ISS bereits verlassen und bewegte sich am 21. Juli in Richtung seines letzten
    Ruheplatzes auf dem Planet Erde. Das ionisierte Plasma der Erdatmosphäre kennzeichnet die Bahn, welche die Atlantis auf ihrem letzten Flug nimmt, das Ganze gesehen von der ISS aus. Die
    Flugbahn des Shuttle scheint von hier aus gesehen relativ steil zu sein, sie betrug aber nicht mehr als 20°. Die scheinbare Steilheit rührt aus der Perspektive von der Raumstation her. Die
    Atlantis war zu diesem Zeitpunkt rund 2200 Kilometer nordöstlich der ISS über der Ostküste der Halbinsel Yukatan. Die ISS hingegen lag über den Galapagos Inseln.

    Interessantes Bild — ich wusste bisher nicht, dass das Space Shuttle (mit arbeitenden oder abgeschalteten Triebwerken?) so deutliche, offenbar lange erkennbare Spuren hinterlässt.

    Zum besseren Verständnis des Gezeigten könnte auch eine Skizze helfen, das die Bahnen von ISS und Atlantis gemeinsam zeigt (z.B. projeziert auf ein geeignetes Bild der Erdoberfläche, wie z.B.

    http://de.wikipedia.org/…imestamp=20051101032019

    oder

    http://de.wikipedia.org/…imestamp=20060725004440
    );
    vom Moment der Trennung von Atlantis und ISS bis zum Moment der Bild-Aufnahme der ISS bzw. der abgebildeten Anzeige von Atlantis (oder auch bis zum Moment der Landung von Atlantis).

    Gibt’s sowas vielleicht schon irgendwo, öffentlich? …

  2. Strichspur

    ich wusste bisher nicht, dass das Space Shuttle (mit arbeitenden oder abgeschalteten Triebwerken?) so deutliche, offenbar lange erkennbare Spuren hinterlässt.

    So eine lange und lang anhaltende Strichspur erzeugt das Shuttle nicht. Das Bild wurde per Langzeitbelichtung über mehrere Sekunden hinweg erzeugt.

    Die Triebwerke haben damit nichts zu tun, denn in dieser Phase der Mission sind allenfalls noch Lageregelungstriebwerke in Aktion und die sind klein und laufen im Impulsbetrieb.

  3. @all

    Naja als Anekdote: In Russland gabs auch mal nen “SpaceShuttle”. Buran heißt das. Wurde wegen dem Niederfall der SU und Geldmangel eingestellt, aber es hat funktioniert.
    http://en.wikipedia.org/…/Buran_%28spacecraft%29
    so wies heute aussieht sieht man auf englishrussia:
    http://englishrussia.com/…an-and-launching-site/
    http://englishrussia.com/…04/where-is-buran-now/
    http://englishrussia.com/…first-russian-shuttle/
    fotos von damals, 90er und heute
    (Der beste photoblog wo gibt)

    So sehr es auch im Herzen weh tut, ist das Spaceshuttle vielleicht wirklich nicht die wirtschaftlichste Idee. Bspw. könnte man stattdessen zehnfache Robotermissionen machen, von denen man mehr hätte.

  4. Per Anhalter ins All

    Ich finde den Comic sehr treffend. Mit dem letzten Shuttle-Start sind die USA nun also auf Russland angewiesen, wenn sie Astronauten ins All und wieder zurück bringen wollen. Die USA setzen derweil auf private Firmen um mit Weltraumtourismus und Satellitentransport die Raumfahrt zu kommerzialisieren. Das private Raumfahrtunternehmen SpaceX plant bereits eine gewaltige Transportrakete:
    http://www.spiegel.de/…all/0,1518,755402,00.html

  5. Nicht wirklich

    Die Entwicklung der Luftfahrt ging deshalb so schnell, weil praktisch jedermann sehen konnte, wie toll die Technik ist und welche Vorteile sich ergeben. Deshalb wurden sofort Anwendungen entwickelt.

    Beim Space Shuttle war zwar die Technik toll, aber niemand hat verstanden, was man damit anfangen kann und soll. Es gab bis zum Schluss keine einzige sinnvolle Anwendung der bemannten Raumfahrt und ich sehe auch keine für die überschaubare Zukunft.

  6. Nachgehakt

    Ich meine so etwas wie
    http://www.flickr.com/photos/plemeljr/4373653391/

    (Mittlerweile weiß ich auch, dass “FCR” dort für “Flight control room” steht;
    und dass die Darstellungen, von denen ich nach einer bestimmte frage, sich “Orbital chart”s nennen.)

    Also nochmal:
    Gibt es ein öffentlich zugängliches Bild der “orbital chart” entsprechend der Situation, in der das o.g. Artikel-Bild aufgenommen wurde? Danke im Voraus.

  7. Beim Space Shuttle war zwar die Technik toll, aber niemand hat verstanden, was man damit anfangen kann und soll.

    Das Problem mit dem Shuttle ist, dass das Militär in der Planungsphase die Anforderungen diktierte, dann aber das Interesse verlor. Am Ende kam etwas heraus, bei dem weder Einsatzprofil noch Anforderungskatalog nachvollziehbar sind. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass keiner wusste, was mit dem Ding anzufangen ist und dass man es im Endeffekt nur noch für den Aufbau der ISS einsetzte, mangels besserer Ideen.

    dass man ein projekt an die Wand fährt, heißt aber nicht, dass man es nicht hätte besser machen können.

    Es gab bis zum Schluss keine einzige sinnvolle Anwendung der bemannten Raumfahrt und ich sehe auch keine für die überschaubare Zukunft.

    Der erste Teil dieses Satzes ist allenfalls eine Behauptung. Der zweite Teil mag wohl sein.

    Dass das Shuttle sich als ungeeignet für den vorgeblichen Einsatzzweck herausstellte, beraubt die bemannte Raumfahrt nicht ihres Werts.

    Biomedizinische Forschung unter Schwerelosigkeit, Mondforschung, Asteroidenforschung, der Aufbau großer Solarkraftwerke im geostationären Orbit, die Schaffung von Infrastruktur für Weltraumtourismus, das sind nur einige der Stichworte, bei denen es ohne bemannte Raumfahrt gar nicht, kaum, oder weniger gut geht. Auch schon in der überschaubaren Zukunft.

  8. Telemanipulation

    Die bemannte Raumfahrt ist selbstverständlich faszinierend, selbst wenn man keine Graf-Hombug-Geschichten liest.

    Warum entwickelt man nicht für LEO und GEO quasisynchrone Telemanipulatoren, die garantiert wesentlich billiger als die bemannte Raumfahrt sind.

    Roboter sind dumm, aber bei den Telemanipulatoren steuert der Mensch.

    Schliesslich hat das US-Militär auch die Telechirurgie entwickelt, die bestimmt eine heikle Sache ist.

  9. Pingback:Start eines Raumschiffs, von der ISS aus gesehen #YurisNight › Mente et Malleo › SciLogs - Wissenschaftsblogs

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