Die Welt ohne Menschen…

BLOG: Mente et Malleo

Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
Mente et Malleo

Wer hat sich nicht schon einmal die Frage gestellt, was wohl passieren würde, wenn wir Menschen von einer Sekunde auf die andere verschwinden würden? Wie würden all unsere modernen Dinge sich ohne unsere Fürsorge schlagen? wie würde die Natur unsere durch unsere Aktivitäten veränderte Welt zurückerobern?

Und was würde passieren, wenn wir auf einmal unsere Technik nicht mehr überwachen und versorgen würden? Wenn Atomkraftwerke ohne Strom und schließlich ohne Treibstoff für die Notkühlung sein würden? Wie schnell würde die Erde die Spuren Nutzung und Verschmutzung verschwinden lassen?

Wie lange würden unsere Bauwerke der Verwitterung trotzen? und was wären unsere letzten erkennbaren Spuren auf der Erde?

Vermutlich ist etliches in diesem Film fantasievolle Übertreibung. Manches mag durchaus zu diskutieren sein. Die Geschichtete hier macht aber eines deutlich; welchen Einfluss wir auf die Erde bereits haben.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

7 Kommentare

  1. Die Antwort ist ein bischen länglich, was daran liegt, dass sie von jemandem stammt, der den Einwand gegen diese Art von Gedankenspielen so unvergleichlich viel schöner formulieren konnte, als ich es je könnte – Arthur Schopenhauer, WWV, Band 1:

    “Daß die objektive Welt dawäre, auch wenn gar
    kein erkennendes Wesen existirte, scheint freilich auf den ersten Anlauf gewiß; weil es sich in abstracto denken läßt, ohne daß der Widerspruch zu Tage käme, den es im Innern trägt. – Allein wenn man diesen abstrakten Gedanken realisiren, d.h. ihn auf anschauliche Vorstellungen, von welchen allein er doch(wie alles Abstrakte) Gehalt und Wahrheit haben kann, zurückführen will und demnach versucht, eine objektive Welt ohne erkennendes Subjekt zu imaginiren; so wird man inne, daß Das, was man da imaginirt,
    in Wahrheit das Gegentheil von Dem ist, was
    man beabsichtigte, nämlich nichts Anderes, als eben nur der Vorgang im Intellekt eines Erkennenden, der eine objektive Welt anschaut, also gerade Das, was man ausschließen gewollt hatte. Denn diese anschauliche und reale Welt ist offenbar ein Gehirnphänomen: daher liegt ein Widerspruch in der Annahme, daß sie auch unabhängig von allen Gehirnen, als eine solche, daseyn sollte.
    […]
    Die Welt soll, dem Realismus zufolge, so wie wir sie erkennen, auch unabhängig von diesem Erkennen daseyn. Jetzt wollen wir ein Mal alle erkennenden Wesen daraus wegnehmen, also bloß die unorganische und die vegetabilische Natur übrig lassen. Fels,
    Baum und Bach sei da und blauer Himmel: Sonne, Mond und Sterne erhellen diese Welt, wie zuvor; nur freilich vergeblich, indem kein Auge daist, solche zu sehn. Nunmehr aber wollen wir, nachträglich, ein erkennendes Wesen hineinsetzen. Jetzt also stellt, in dessen Gehirne, jene Welt sich nochmals dar und wiederholt sich innerhalb desselben, genau eben so, wie sie vorher außerhalb war. Zur ersten Welt ist also
    jetzt eine zweite gekommen, die, obwohl von jener völlig getrennt, ihr auf ein Haar gleicht. Wie im objektiven endlosen Raum die objektive Welt, genau so ist jetzt im subjektiven, erkannten Raum die subjektive
    Welt dieser Anschauung beschaffen. Die letztere hat aber vor der erstern noch die Erkenntniß voraus, daß jener Raum, da draußen, endlos ist, sogar auch
    kann sie die ganze Gesetzmäßigkeit aller in ihm möglichen und noch nicht wirklichen Verhältnisse haarklein und richtig angeben, und braucht nicht erst nachzusehn: eben so viel giebt sie über den Lauf der Zeit an, wie auch über das Verhältniß von Ursache und Wirkung, welches da draußen die Veränderungen
    leitet. Ich denke, daß dies Alles, bei näherer Betrachtung, absurd genug ausfällt und dadurch zu der Ueberzeugung führt, daß jene absolut objektive Welt, außerhalb des Kopfes, unabhängig von ihm und vor aller Erkenntniß, welche wir zuerst gedacht zu
    haben wähnten, eben keine andere war, als schon die zweite, die subjektiv erkannte, die Welt der Vorstellung, als welche allein es ist, die wir wirklich zu denken vermögen.”

  2. Out-of-Body Experience

    “Die Welt ohne Menschen” hat durchaus noch Menschen – die Zuschauer des Films nämlich. Und der Zuschauer erlebt in diesem Film in Bezug auf seine ganze Gattung etwas ähnliches wie einer, der eine Out-of-Body Experience hat und sich von oben als leblosen Körper – beispielsweise im Rahmen einer erfolglosen Reanimation – daliegen sieht.
    “Die Welt ohne Menschen” bleibt für menschliche Zeitmassstäbe noch lange Zeit eine “Welt mit den Übrigbleibseln des Menschen” und vieles in dieser Welt bedürfte eines handelnden Wesens. Die Haustiere – Hunde und Katzen – warten darauf dass ihr Leittier, das für sie sorgt, zurückkommt. Diese vom Menschen abhängigen Wesen erleben vielleicht etwas ähnliches wie Kinder, die plötzlich ihre Eltern verloren – vielleicht nur aus den Augen verloren – haben.

    Eine Out-of-Body Experience kann Betroffene stark verändern. Eine bleibende Erinnerung und ein anderes Grundgefühl, ein anderes Lebensgefühl kann sich einstellen. Wir alle haben schon ähnliche, aber weniger stark ausgeprägte Erfahrungen gemacht, zum Beispiel wenn wir nach langer Abwesenheit – zum Beispiel nach den Ferien – wieder in die vertraute, nun aber doch anders erlebte Umgebung zurückkehren.

  3. “Welt ohne Menschen”

    Ein aktuelles Beispiel ist das Gebiet um das Atomkraftwerk Tschernobyl, das bei einem Reaktorunfall im Jahre 1985 radioaktiv verseucht und dann evakuiert wurde. Seitdem ist das Gebiet unbewohnt und wird nur von ein paar Wissenschaftlern besucht, da man die Radioaktivität noch nie so realitätsnah erforschen konnte. Findige Reiseunternehmer bringen neuerdings auch Touristen in die Gegend, diese müssen sich aber an strenge Sicherheitsauflagen halten. http://wikitravel.org/de/Tschernobyl

  4. himmels-schlacht

    schon seit seiner kindheit quasi befasst sich auch der grosse gelehrte und mein freund klaus deistung mit fragen wie diesen die sie hier andeuten mit dem video. ich möchte hinweisen auf das hauptwerk von klaus deistung das da heißt himmels-schlacht. zu kriegen ist es im science-shop.de für nur 19,90 euro. da kriegt der leser was er nirgens findet sonst.

    klaus deistung himmels-schlacht im science-shop.de

  5. Tschernobyl als “Welt ohne Menschen”

    Der Artikel Chernobyl, Then and Now.
    enthält neben eindrücklichen Bildern auch interessante Infomationen, z.B. über den Grund, warum viele Gebäude ausgeräumt sind:
    “s Timm pointed out, looters have raided Pripyat not from day one but certainly from early on, so that the decay we witness in the city today is pretty much manmade; nothing or few places have been left untouched since 1986”

    Gut zum Film passt auch die Wiederinbesitznahme durch die Natur
    “Maybe not so surprisingly, the vegetation in the zone of alienation has flourished. Like a strange nature reserve, flora and fauna have made the best of the situation without human interference and claimed their space. Scientists found that since 1990, growth flourished and the ecological effect has been positive. Eighty percent of the zone is now forested; before the disaster, it was just 20 percent. A total of 240 species of animals have been counted within the exclusion zone, most of which were present only in low numbers before the disaster.”

    Was viele nicht wissen und was eigentlich kaum zu glauben ist: “Apparently the other three reactors weren’t shut down and were still in use until fairly recently. The entire plant is now slated to be decommissioned, a process that will take about a decade according to current plans.”

  6. LebenInDer exlusionZone:Ein Widersrpuch

    Die 30km grosse “exclusion zone” von Cernobyl ist als “Welt ohne Menschen” gedacht, doch niemand setzte dieses Konzept durch zumal die beiden Reaktorblöcke gerade neben dem Unfallreaktor weiter betrieben wurden. In den ersten Tagen nach dem Unfall wurde die Bevölkerung zudem nicht informiert. Der 5 Tage nach dem Unfall eröffnete Freizeitpark in Pripyat (Stadt gerade beim Unfallreaktor) wurde jedenfalls von vielen bei der Eröffnung besucht. Heute werden dort an bestimmten Stellen mit 25 µSv/h fast die höchsten Radioaktivitätslevel der Stadt gemessen, wenn auch die mittlere Radioaktivität dort nicht sehr hoch ist.
    Schon kurze Zeit nach dem Unfall gab es Plünderungen der verlassenen Wohnungen und Häuser und schon bald kehrten vor allem ältere Bewohner in ihr in der exclusion Zone liegendes Haus zurück.

    According to Sergei Chernov, once a local reporter in Chernobyl, roughly 200 people secretly returned to their homes in 1987. Six years ago, twelve of the 80 towns were inhabited again. Today, only seven are.

    Es gibt aber alles in allem nur wenige Menschen in der exlusion zone. Deshalb ist auch die Natur zurückgekehrt und die Zone, die ursprünglich nur zu 20% bewaldet war ist jetzt zu 80% bewaldet und es gibt Wolfsrudel, wilde Pferde und viele andere wilde Tiere, die man sonst kaum noch in der Gegend ausserhalb der exclusion zone antrifft. Bilder dazu finden sich hier und hier

    Fazit: Eine Welt ohne Menschen lässt sich auch durch eine exclusion zone nur mit Mühe einrichten solange es Menschen gibt, die sich Zugang verschaffen können. Dies aus verschiedenen Gründen, z.B.
    1) weil der Mensch äusserst neugierig ist (dies zeigt auch der neue Ridley Scott-Film Prometheus
    2) weil viele Menschen (vielleicht auch Tiere) an ihrer “Heimat” hängen und zurückkehren
    3) weil die meisten Menschen recht risikofreudig sind und erst durch Erfahrung klüger werden

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