Gefährliche Strandfunde: Weißer Phosphor statt Bernstein (Repost)

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Wer an den Stränden von Nord- und Ostsee Strandfunde sammelt, der sollte ganz besonders aufpassen, dass er nicht statt eines besonderen Fundes auf gefährliche Hinterlassenschaften des 2. Weltkrieges stößt. Denn auch rund 70 Jahre nach dessen Ende tauchen noch immer viele alte Munitionsreste  am Strand auf und werden gerne mit harmlosen Bernstein verwechselt.

 

Wer am Strand spazieren geht, der sich sicher auch gerne nach besonderen Funden bücken. Dazu zählt natürlich auch Bernstein. Der ist doch eine schöne Urlaubserinnerung, oder? Sicher, aber das Sammeln von Bernstein ist nicht so ganz ohne Risiko. Welches Risiko sollte man schon beim Bernsteinsammeln eingehen, möchte man einwenden.

Das Problem dabei war aber, dass es sich nicht immer um Bernstein handelt, sondern um Weißen Phosphor. Der kann, besonders wenn er verunreinigt wird, eine gelbliche Farbe mit wachsartigem Glanz annehmen. Dann kann er sehr leicht mit einem hellen, gelblichen Bernstein verwechselt werden. Das Problem dabei ist dann nur, dass Weißer Phosphor einige sehr unangenehme Eigenschaften hat. Sobald er trocken ist, entzündet er sich von alleine und brennt mit bis zu 1300 °C. Wer also einen solchen Brocken in seine Hosentasche (oder sonst irgendwo in Körpernähe) deponiert, riskiert schwerste Brandverletzungen. Denn entzündeten Phosphor kann man mit Wasser nicht einfach löschen (am Besten ist Sand oder Löschschaum). Bei Wasser verteilt sich der Phosphor nur besser und brennt dann um so schöner.

Und nicht nur das. Weißer Phosphor ist auch noch sehr giftig, die letale Dosis Weißen Phosphors liegt beim Menschen bei rund 50 mg.

Das Verbrennungsprodukte, Phosphorpentoxid kann schwere Verätzungen verursachen.

Es kommt eigentlich jedes Jahr zu folgenschweren Verwechslungen.
Darum: Vorsicht bei Funden von Bernstein. Man sollte immer damit rechnen, dass man etwas anderes, unangenehmeres vor sich hat. Am Besten, man hält die Funde nicht am Körper oder in brennbaren Behältern auf. Brandverletzungen durch Weißen Phosphor sind meist schwer und verheilen ziemlich langsam.

Die Gefahr stammt aus den Hinterlassenschaften des 2. Weltkrieges. Besonders die Heeresversuchanstalt in Peenemünde auf Usedom war ein Ziel Alliierter Brandbombenangriffe. Hier ist die Chance durchaus gut, dass man Weißen Phosphor am Strand findet. Aber auch an anderen Ostseestränden sollte man vorsichtig sein. In der Ostsee liegen noch sehr viele alte Kampfmittel, die es hin und wieder auch an den Strand schaffen.

Weil die Gefahr aber durchaus sehr real ist, und die Folgen so schwer, möchte ich hier eine Bitte von Frank Rudolph weiterleiten.

Um Sammler und Touristen auf diese Gefahr aufmerksam zu machen, plant der Wachholtz-Verlag in Zusammenarbeit mit dem NABU und dem Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MELUR und LLUR) ein kleines Buch über Gefährliche Strandfunde: http://www.wachholtz-verlag.de/buch/gef%C3%A4hrliche-strandfunde.

Hat jemand Fotos von Schießwolle (TNT), Nitrozellulosestangen (Treibladungspulver für Granaten), weißen Phosphor, Munitionsresten, Granaten etc am Strand? Gerne auch nachgestellt.
Hat jemand Kontakt zu einem chemischen Labor / Chemielehrer, der Zugriff auf weißen Phosphor hat? Wir brauchen Fotos von dem Phosphor selbst und am besten eine nachgestellte Szene von Phosphor, der sich am Strand selbst entzündet. Vielleicht haben Sie Fotos, kennen jemanden, der Fotos hat oder haben könnte oder können Kontakte zu Leuten herstellen, die helfen könnten.

Fundmeldungen und Fotos können info[at]strandsteine.de direkt an Frank Rudolph zugeschickt werden.

 

Phosphor statt Bernstein: Mann verletzt – NDR

Phosphorklumpen: Vermeintlicher Bernstein verbrennt Strandbesucher – Spiegel online

 

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

3 Kommentare

  1. Pingback:„Spontane Selbstentzündung“ durch Phosphormunition @ gwup | die skeptiker

  2. Pingback:Unter Geschiebekundlern › Mente et Malleo › SciLogs - Wissenschaftsblogs

  3. Wir haben im Herbst an der Nordsee zwei kleine Stück egefunden, die wir für Bernstein hielten. Aber nach den online empfohlenen Dichteproben kann eins davon kein Bernstein sein. Angenommen es wäre weißer Phosphor – wohin damit?

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