Boden des Jahres – Niedermoor

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Schon am 5. Dezember letzten Jahres, dem Weltbodentag, wurde der Niedermoorboden als Boden des Jahres 2012 vorgestellt.

Moore, lange Zeit für Menschen recht ungastliche Orte, sind in der jüngeren Vergangenheit ein klein wenig unter die Räder gekommen. Im Zuge der Entwässerung und der Urbarmachung sowie des Torfabbaus verschwanden ausgedehnte Mooregebiete und verwandelten sich in landwirtschaftliche Nutzflächen.

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Typischer Moorboden. Wikimedia, User Jeffdelonge, (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Peat_artisanal_exploitation2.jpg), „Peat artisanal exploitation2“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

 

Was macht also einen Moorboden aus? Ein anständiger Moorboden ist wassergesättigt (wer gerne ein Fachwort für die nächste Party haben will: Vollhydromoph) und er hat eine Torfauflagen die mindestens 30 Zentimeter mächtig ist.

Der Sauerstoffmangel in den wassergesättigten Böden hemmt die Zersetzung abgestorbener Pflanzenteile und führt auf diese Weise zu einer Anreicherung organischer Substanz. Im Nährstoffarmen Milieu oder auch bei ganzjährig überfluteten nährstoffreicheren Standorten können so Humusauflagen mit mehr als 30% organischer Substanz entstehen, die als Torfe bezeichnet werden. Moorböden enthalten also mindestens 30% organische Substanz, meistens aber deutlich mehr. Böden, die entweder unter 30 Zentimeter mächtige Humusauflagen enthalten oder deren Gehalte an organischer Substanz unter 30% liegen, werden als Moor- oder Anmoorgleye zu den Mineralböden gestellt.

Die Niedermoore werden durch Grundwasser oder Überrieselungswasser beeinflusst. Sie finden sich häufig im Uferbereich stehender Gewässer (als Verlandungsmoore). Hier kann es immer wieder zu phasenweiser Austrocknung abwechselnd mit Überstauung kommen. Sie können vergleichsweise reich an Nährstoffen wie zum Beispiel Stickstoff sein. Daher ist die auf den entsprechenden Standorten zu findende Vegetation häufig dicht und hochwüchsig, die sonst für Moore so typischen Moose werden dabei oft verdrängt. Erlenbruchwälder oder ausgedehnte Röhrichte sind oft zu finden. Häufig sind sie in Niederungen unter Grundwassereinfluss oder entlang von Seen und Flüssen zu finden. Niedermoorböden sind typische Böden der kühlen und feuchten Klimate der Nordhalbkugel. Hier übersteigen die Niederschläge die Verdunstung und es herrsch Wasserüberschuss.

 

Die Niedermoortorfe haben oft eine typische dunkelbraune bis schwarze Farbe, die in ihnen enthaltenen Pflanzenteile sind je nach Erhaltungszustand mehr oder weniger gut erkennbar.

In Deutschland finden sich mit Niedermoorflächen von rund 1 Million Hektar. Alleine in Brandenburg sind es 210 000 Hektar, die überwiegend als Grünland genutzt werden.

Die Entwicklung zum Niedermoor beginnt mit hoch anstehendem Grundwasser oder auch mit der Verlandung von Seen oder Altarmen. Die Torfe eines Niedermoores entstehen aus abgestorbenen Wurzeln, Ästen, Blättern und Sprossen von Seggen, Schilf, Moosen, Erlen, Weiden oder anderen Sumpfpflanzen. Das anfallende Material wird in Folge des Sauerstoffmangels nur sehr unvollständig zersetzt. Dadurch wächst der Torf wenige Millimeter pro Jahr in Richtung Wasseroberfläche. Ab 30 Zentimetern Torfauflage wird von einem Niedermoorboden gesprochen. Das langsame Wachstum des Bodens von unten nach oben um mehrere Millimeter pro Jahr kann die Moorböden auch zu einem Archiv machen, das uns vieles über das Klima und die Nutzung in vergangenen Epochen erzählen kann. Außerdem sind die Niedermoore wichtige Lebensräume für viele, mittlerweile selten gewordene Tiere und Pflanzen wie der Große Feuerfalter und das Wollgras.

 

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Wollgras, (Eigenes Foto ) [CC-BY-SA-2.5], Wikimedia Commons

Um die Niedermoore für die menschliche Nutzung urbar zu machen, wurden sie sehr häufig entwässert. Diese Trockenlegung verändert die Eigenschaften des eigentlich wasserhaltigen Bodens dramatisch und oftmals irreversibel. Zum einen schrumpft der austrocknende Torf und die Oberfläche des Bodens sackt zusammen. Außerdem kann jetzt Sauerstoff in den Boden eindringen und die Mineralisierung des Torfes in Gang setzen. Dabei werden die darin gebundenen Nährstoffe und das Kohlendioxid freigesetzt. Unser Niedermoor, ursprünglich eine Kohlenstoffsenke, wird auf diese Weise zu einer Kohlenstoffquelle. Bis zu 40 Tonnen Kohlendioxid pro Hektar und Jahr können freigesetzt werden.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

2 Kommentare

  1. Methan

    Wie ändert sich der Methanaussto0 von Niedermoorböden nach der Trockenlegung?
    Methan hat ja pro Molekül eine ca. 20 mal höhere Treibhauswirkung.
    Hintergrund der Frage ist, dass der Naßreisanbau ja für ca. 17% des globalen Methanausstoßes verantwortlich ist. Durch zeitweises trockenlegen der Felder soll die Entwicklung der anaerobe methanerzeugende Archaea vermindert und somit der Methanausstoß reduziert werden.

  2. @ pfiffig

    aus nährtstoffreichen Niedermoorböden kann beim Entwässern auch Lachgas austreten. Methan hingegen wird meist von naturnahen oder wiedervernässten Mooren freigesetzt.
    Es ist ein klimarelevantes Gas mit einer deutlichhöheren Klimawirksamkeit als Kohlendioxid. Die Methanfreisetzung
    natürlicher Moore ist somit klimarelevant, aber das Ergebnis natürlicher Umsetzungsprozesse. Daher werden die Methanemissionen aus natürlichen Mooren nicht dem
    anthropogenen, d. h. dem vom Menschen verursachten, Treibhauseffekt zugeordnet.

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