Video: pyroklastische Ströme am Sinabung, Indonesien

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Wer an die Gefahren durch Vulkane denkt, der stellt sich meist gewaltige glühende Lavaströme vor, die mehr oder weniger schnell, aber auch unaufhaltsam auf Dörfer und Städte herniederwalzen. Hollywood macht führt es uns ja oft genug vor.

Aber Vulkane haben noch viel mehr in ihrem Arsenal. Und schlimmeres.

So mancher mag sich jetzt fragen, was denn an bitte schlimmer als großen Menge geschmolzenen Gesteins sein könnte, die mit einigen Kilometern pro Stunde (manche auf Hawaii schafften gut 64 km/h) den Berg hinunterfließen.

Gut, bei den schnelleren Strömen ist entkommen sicher etwas problematisch, wenn man zu Fuß unterwegs ist.

Und doch gibt es etwas schlimmeres. Viel schlimmeres und auch viel zerstörerisches. Dieses verbirgt sich unter dem etwas sperrigen Begriff pyroklastischer Strom. Das ist eigentlich nichts anderes, als ein Lavastrom mit Luftkissenantrieb. Wem also die Lavaströme bedrohlich erscheinen, die mit einer normalen Innerortsgeschwindigkeit eines Autos heranrauschen, der kann sich ja mal vorstellen, was er von einer Mischung aus Lava und heißen Gasen sagen würde, die sich mit der Geschwindigkeit eines Flugzeugs nähern. Diese pyroklastischen Ströme können ohne Probleme eine Geschwindigkeit von 400 km/h erreichen (es gibt sogar Hinweise auf deutlich höhere Geschwindigkeiten, der initiale pyroklastische Strom des Mt. St. Helens soll 1980 sogar 1080 km/h erreicht haben) und haben im Inneren eine Temperatur, die irgendwo zwischen 300 und 800°C liegt. Was immer sich diesen Wolken in den Weg stellt, ob Lebewesen oder Gebäude, wird dem Erdboden gleichgemacht. Ein Lebewesen, das im Weg eines solchen Monsters steht, wird regelrecht karbonisiert.

Diese Filmaufnahmen von James Reynolds am 21.01.2014 vom Sinabung in Indonesien verdeutlichen die enorme Wucht, die ein pyroklastischer Strom entwickeln kann. Hier hatte sich die zähe, kieselsäurereiche Lava als Lavadom aus dem Schlot geschoben. Als er unters einem eigenen gewicht zusammenbrach, mischten sich die heißen Lavafragmente und heiße gase zu den beobachteten pyroklastischen Strömen.

 

Die Ströme folgen normalerweise der Topographie am Hang und fließen meist in kleineren Tälern hinab. Wer aber meint, er wäre in Sicherheit, nur weil er diese Pfade meidet, könnte einen schweren Fehler machen (möglicherweise aber auch der letzte dann). Aufgrund ihrer enormen Geschwindigkeit können die Ströme durchaus Hindernisse überwinden. Und es wurde durchaus schon beobachtet, dass Höhenrücken überlaufen wurden.

 

Wenn der Strom die flacheren Zonen am Fuße des Vulkans erreicht, fächert er sich meist auf und hinterlässt eine deltaförmige Zone der Verwüstung.

 

Es waren vergleichbare pyroklastische Ströme, die Pompeji 79 n Chr den Tod brachten. Ich finde, nach diesem Video kann man sich sehr gut den Schrecken vorstellen, die ein solches Ereignis in einer Stadt auslösen kann.

 

Via Eruptions

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

3 Kommentare

  1. Pingback:Sinabung - pyroklastische Ströme und Staubteufel (Video) › Mente et Malleo › SciLogs - Wissenschaftsblogs

  2. Pingback:Wie der Vulkan Sinabung die Landschaft verändert › Mente et Malleo › SciLogs - Wissenschaftsblogs

  3. Seit letzter Woche ist der Sinabung wieder aktiver geworden und es entstehen neue pyroklastische Ströme. Es wurde noch keine neuen Evakuierungen angeordnet, man ist aber auf “stand by”. Einige Dörfer wurden nach der eruptioven Phase im Januar aufgegeben und werden dauerhaft umgesiedelt.

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