Krater vom Himmel und aus der Hölle

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Auf diesem Bild kann man zwei Krater erkennen, die durch höchst unterschiedliche Prozesse zu sehr unterschiedlichen Zeiten entstanden sind. Da ist auf der einen Seite der Vulkan Emi Koussi, mit seinen 3415 m der höchste Berg der Sahara. Aus dem Weltraum bilden seine dunklen vulkanischen Gesteine einen sehr hübschen Kontrast mit den helleren Sandsteinen der umgebenden Wüste.

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Aorounga Krater und Emi Koussi. Zum vergrößern draufklicken. Foto: NASA

Der Schildvulkan liegt im Norden des Tschad am südöstlichen Ende des Tibesti Gebirges. Die Region zählt zu den abgelegensten Regionen der Erde. Die Laven, aus denen sich sein Kegel aufbaut, waren vergleichsweise dünnflüssig und ähnelten in ihrem Fließverhalten mehr einem Öl als einer zähen Paste. Diese Laven können über größere Entfernungen fließen, so dass die aus ihnen aufgebauten Vulkane meist eine sehr große Ausdehnung haben, aber dafür nicht sehr steil sind. Der Emi Koussi hat eine Fläche von rund 60 x 80 Kilometer.

Auf seinem Gipfel befindet sich eine recht komplex aufgebaute Caldera (wie man sich die Entstehung einer Caldera vorzustellen hat, habe ich hier gezeigt). Eigentlich sind es drei verschiedene Calderen. Zwei ältere, die sich überlappen und zusammen einen Durchmesser von 12 bis 15 Kilometern haben und darin die mir etwa 2 Millionen Jahren jüngere Era Cohor Caldera. Hier befinden sich auch helle Salzablagerungen eines ausgetrockneten Kratersees. Die jüngsten Gebilde stellen die Aschenkegel und Lavaströme dar, welche sich dunkel von den älteren Ablagerungen abheben. Sie sind mit guter Wahrscheinlichkeit jünger als 2 Millionen Jahre, auch wenn es keine historischen Berichte über Ausbrüche des Vulkans gibt.

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Der Vulkan Emi Koussi. das Bild ist gegenüber dem obigen gedreht. Foto: NASA

Aber es gibt auf diesem Bild noch mehr Krater zu sehen. Rund 110 Kilometer südöstlich des Vulkans befindet sich der rund 17 Kilometer durchmessende Aorounga Krater. Dieser auf ein Alter zwischen 345 und 370 Millionen Jahre geschätzte Einschlagskrater gehört vermutlich zu einer Kette von mindestens drei ähnlich großen Kratern, die aus dem selben Ereignis stammen. Die anderen beiden Krater sind aber von Sand bedeckt und nicht sichtbar. Aufgespürt wurden sie unter anderem mit Hilfe des Spaceborne Imaging Radar- C/X-band Synthetic Aperture Radar (SIR-C/X-SAR) an Bord des Space Shuttle Endeavour am 18. und 19. April 1994. Auf dem unteren Bild sind zumindest zwei Krater gut zu erkennen. Ganz links der Aorounga Krater, im Zentrum der Aufnahme ein zweiter, ähnlich großer. Ein dritter soll mittig am rechten Rand liegen. Es gibt also nicht nur auf anderen Himmelskörpern Ketten von Kratern (hier und hier) Mehrfacheinschläge hinweisen, sondern auch auf der Erde.

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Radarbild der Kraterkette, aufgenommen vom Spaceborne Imaging Radar- C/X-band Synthetic Aperture Radar (SIR-C/X-SAR) an Bord des Space Shuttle Endeavour am 18. und 19. April 1994. Foto: NASA.

Die “Streifen”, welche sich über den Einschlagkrater und seine Umgebung ziehen, werden als Yardangs bezeichnet und sind der Winderosion geschuldet.

Auch auf dem Mars kann man sehr ähnliche Strukturen finden. Es ist also kein Zufall, wenn uns das Bild vom Emi Koussi und dem Aorounga Krater irgendwie an unseren Nachbarplaneten erinnert.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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