Zahlen Autofahrer zu viel?

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Umwelt sind Du und ich
Öko-Logisch?

Solarmodule(Foto: Peter Kirchhoff/Pixelio)Das Doppelte bis Vierfache des vom Staat für das Straßennetz ausgegebenen Geldes zahlen Autofahrer über die Kfz- und Mineralölsteuer. Auch die Lkw-Maut ist doppelt so hoch wie die realen Infrastrukturkosten für Lkw. Das zumindest behauptet eine Studie im Auftrag des ADAC, des Bundesverbands der Deutschen Industrie und des Logistikverbands BGL. Und vergleicht Äpfel mit Birnen.

Ich erinnere mich noch gut, an eine lebhafte Diskussion in der Oberstufe im Fach Sozialwissenschaften. Das Thema waren interne und externe Kosten verschiedener gesellschaftlicher Prozesse. Unter anderem stießen wir dabei auf die Forderung einer Umweltschutzorganisation, dass der Liter Benzin fünf Mark kosten müsse, um die realen Kosten des Straßenverkehrs abzudecken. Damals kostete der Liter so zwischen 1,30 Mark und 1,40 Mark, wenn ich mich richtig erinnere. Verständlicherweise wollte der ein oder andere Mitschüler das nicht glauben, also haben wir nachgerechnet.

Erst einmal haben wir gesammelt, welche Arten von Kosten der Straßenverkehr überhaupt verursacht – und diesen wesentlichen Schritt hat die Studie, mit der eine Pkw-Maut verhindert werden soll, bewusst nicht gemacht. Denn dann stellt man fest, dass die Infrastruktur nur ein kleiner Punkt auf einer langen Liste ist. Zu den Kosten des Straßenverkehrs zählen beispielsweise auch die Kosten durch Unfälle, angefangen bei den Fahrzeugschäden über die bereitzuhaltenden Rettungsdienste und deren Einsatz sowie die (Autobahn-)Polizei, und endend bei den Verletzungskosten der Verkehrsopfer und vor allem dem volkswirtschaftlichen Verlust bei Todesfällen. Weiter geht es mit den Kosten durch die Abgase, darunter erneut Kranke und Tote, diesmal durch Feinstaub und andere Dieselrückstände sowie durch eingeatmetes Benzin an Tankstellen. Ebenfalls leiden Ökosysteme durch die Schadstoffe, aber auch durch die Zerteilung von Biotopen und Tierwanderrouten. Der hohe Anteil an der Klimaerwärmung und die damit verbundenen immensen Folgekosten sind nicht zu vergessen.

Heute müsste man auch die Problematik rund um Agrosprit betrachten, damals haben wir das noch nicht getan. Trotzdem kam am Ende eine Überraschung heraus: Soll der Straßenverkehr sich tatsächlich einschließlich seiner externen Kosten selbst finanzieren, dann müsste der Liter Benzin (damals schon) bei knapp acht Mark liegen – und nicht bloß fünf, wie von den Umweltschützern gefordert. Nicht die Autofahrer finanzieren einen Teil der straßenverkehrsfernen Staatsausgaben. Viel mehr subventioniert der Staat, und damit jeder Bürger, ob Autofahrer oder nicht, den Straßenverkehr zu einem ganz erheblichen Teil.

Eine Pkw-Maut wäre also nicht nur fair, um die Verursacher besser in die Verantwortung zu nehmen. Sie wäre vor allem auch für die Autofahrer unter einander gerechter. Jeder würde danach bezahlen, wie viel Infrastruktur er tatsächlich in Anspruch nimmt. Bindet man die Tarife noch an den CO2-Ausstoß des Fahrzeugs, würde man auch dem Anteil an den externen Umweltkosten gerecht.

Der Nachteil einer Maut wäre allerdings wohl, dass man die Kosten des Autofahrens noch seltener vorgehalten bekommt als bislang, sofern die Ermittlung automatisiert erfolgt. Ich amüsiere mich immer, wenn von teuren Zugfahrkarten die Rede ist, Autofahrer aber diesen Preis nur mit den Spritkosten vergleichen und nicht mit den realen Kilometerkosten, die um ein Vielfaches höher liegen (Versicherung, Steuern, Reparatur, Inspektion, Wertverlust, entgangenes Anlagekapital). Es wäre daher sinnvoll, ähnlich einem Taxameter die aktuellen Mautkosten in einem Display des Fahrzeugs anzuzeigen. Unsinnig ist es jedenfalls, eine Pkw-Maut mit der Begründung abzulehnen, die Autofahrer würden eh schon zu viel zahlen. Das Gegenteil ist der Fall.

Foto: Peter Kirchhoff/Pixelio

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www.buero32.de

Björn Lohmann ist freier Wissenschaftsjournalist und Trainer für Onlineredakteure. Sein Anliegen ist es, die wissenschaftlichen und technischen Entwicklungen zu hinterfragen, die unser aller Leben maßgeblich beeinflussen - denn nicht immer sind die Prioritäten von Forschern, Unternehmern und Politikern die besten im Interesse der Gesellschaft. In seiner Freizeit rettet Björn Lohmann die Welt, weil er findet, dass es sich mit ihr einfach netter lebt.

22 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Lohmann,

    vor ca. 20 Jahren lehrten Straßenbauingenieure, dass ein LKW das Straßennetz ungefähr so viel belastet, wie eine Million PKW. Wird das auch heute noch so gelehrt, angesichts der enorm gestiegenen Masse eines Durchschnitts-PKWs?

    Was mir in Ihrer Bilanz fehlt, ist der volkswirtschaftliche Nutzen der Mobilität ganz allgemein. Der Reichtum einer Gesellschaft ergibt sich aus den erarbeiteten Werten (abzüglich der exportierten Werte, zuzüglich der im Ausland gewonnenen Kapitaleinkommen, abzüglich der ins Ausland gewanderten Kapitaleinkommen). Die Arbeitsleistung des Volkes muss also organisiert und kanalisiert werden. Ohne eine effektive Arbeitsteilung und eine damit verbundene Mobilität zwischen Wohnort und Arbeitsort, geht das nicht.

    mfg
    Luchs

  2. Wozu Maut?

    Da im Artikel doch davon gesprochen wird, diese an den CO2-Ausstoß zu koppeln, der ja nahezu proportional zum Verbrauch ist, reicht es den Kraftstoffpreis einfach entsprechend anzuheben.
    Da existiert lediglich das Problem, dass dann in Grenzregionen der Tanktourismus arg ansteigen würde.

  3. Mobilitätsnutzen / Spritpreis

    @Luchs: Natürlich ist Mobilität (und Transport) auch mit Nutzen verbunden. Aber es geht nicht um die allgemeine Finanzierung von Mobilität und Transport, sondern um einen bestimmten Typ, den Straßenverkehr. Vieles könnte grundsätzlich durch andere Verkehrsmittel geschehen oder auch innerhalb des Straßenverkehrs sinnvoller werden. Wenn jeder Verkehrsteilnehmer seine echten Kosten tragen müsste, würde ökologisch manches besser, denn fast immer ist die Variante, die unter Berücksichtigung der externen Kosten günstiger ist, auch umweltfreundlicher.

    @Holger Müller: Aus ökologischer Sicht könnte über die Mineralölsteuer ein ähnlicher Effekt erzielt werden wie durch eine Maut. Aber auch ein Elektro- oder Brennstoffzellenfahrzeug nutzt die Infrastrukur (ist in Unfälle verwickelt etc.), ohne Diesel oder Benzin zu tanken. Das Problem für Grenzregionen haben Sie selbst schon benannt.

  4. Maut

    Zum Thema Maut einmal etwas Grundsätzliches: In Ländern, wie Italien, die von Autofahrern Maut verlangen wurden sehr viele Autobahnen von Privatfirmen gebaut und werden von diesen auch instand gehalten, dafür dürfen sie von den Benutzern Maut verlangen. In Deutschland hingegen wurden die Autobahnen aus Steuergeldern finanziert und es ist m.E. legitim, wenn Autofahrer aus anderen Ländern, die ja die Autobahnen nicht mitfinanziert haben, Maut zahlen. Von deutschen Autofahrern Maut zu verlangen finde ich ein Unding, diese haben die Autobahnen ja bereits mit ihren Steuergeldern finanziert.
    Ein anderes Thema sind die öffentlichen Verkehrsmittel auf die man ja evtl. umsteigen könnte. Wir leben in Bayern, einem Flächenstaat, hier ist das öffentliche Verkehrsnetz (abgesehen von Ballungsräumen) relativ schlecht. Um in die Arbeit oder Schule zu kommen bleibt oft nur das Auto. Kinder die hier ein Gymnasium in der nächsten Stadt besuchen sind oft zweieinhalb Stunden (einfach) unterwegs. Nach Einführung des G8 (verkürztes, ganztägiges Gymnasium) gab es hier einen Aufstand, da manche Kinder erst in den Abendstunden nach Hause kommen. Mitleidige Eltern machen, auf dem Heimweg von der Arbeit, oft riesige Umwege mit dem Auto um die Kinder irgendwo abzuholen. Von den Kosten will ich hier gar nicht reden. Wer aber meint, das Benzin noch weiter verteuern zu müssen, der solle bedenken, dass es auch viele Leute gibt, die kein besonders hohes Einkommen haben und die sich dann die Fahrt zur Arbeit schlicht nicht mehr leisten können.
    Leider wird immer weniger Geld in den Auf- und Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes gesteckt, viele Bus- und Bahnstrecken wurden hier, nach der Privatisierung derselben, stillgelegt. Auch eine Maut weckt ja verschiedene Begehrlichkeiten von privater Seite. Einige Kilometer Autobahn werden in Deutschland ja bereits von Privatfirmen bewirtschaftet.

    Siehe hier:
    http://vorort.bund.net/…ivatisierung-kosten.html

    Zahlen Autofahrer zu viel? Aber natürlich! Woher soll der Staat das Geld denn sonst nehmen?

  5. Um mal einen ersten Lösungsvorschlag zu machen: Güter gehören auf die Bahn 😉

    Aber wie soll das gehen? Laut der Studie gilt:

    “Ein völlig anderes Bild ergibt sich laut «FTD» für den Schienenverkehr: Hier seien 2007 im Durchschnitt nur 47 Prozent der Wegekosten von den Nutzern gedeckt worden. Im Personennahverkehr habe der Wert zwar bei 117 Prozent, im Personenverkehr aber nur bei 56 Prozent und im Güterverkehr gar bei 11 Prozent gelegen.”

    Die Forderung würde also sehr teuer; Ausfall von Einnahmen und zugleich Notwendigkeit von Subventionen.

  6. WissensLogs?

    Ich frage mich ernsthaft, was dieses Blog unter der Rubrik “Wissen” zu suchen hat. Wissen und Wissenschaft zeichnen sich dadurch aus, dass Ergebnisse aus der Forschung, d.h. wissenschaftlichen Veröffentlichungen genutzt werden. Das ist in Ihrem Blog noch nie vorgekommen. Stattdessen werden Greenpeace-Studien gegen Angaben von Energieunternehmer ausgespielt, ADAC-Aussagen mit nicht nachvollziehbaren Rechnungen aus der Schulzeit zurückgeworfen,… kurzum immer eine Lobby-Information gegen eine andere ausgespielt.

    Wie peinlich es wird, wenn man sich auf solche unwissenschaftlichen Quellen stützt, demonstriert eindrucksvoll der Himalaya-Gletscher “Skandal”:
    http://www.spiegel.de/…tur/0,1518,672852,00.html
    Unter den tausenden Literturverweisen wurde tatsächlich eine Schlamperei entdeckt – was für ein Skandal gigantischen Ausmaßes (Vorsicht Ironie!).

    Die Auswirkungen in der Medienwelt sind allerdings beeindruckend: Die Glaubwürdigkeit des IPCC ist angeblich verspielt, die Gletscher im Himalaya werden sowieso nicht schmelzen und an allen restlichen Aussagen des IPCC ist jetzt generell zu zweifeln – auch wenn die gesamte Fachwelt und wissenschaftliche Fachliteratur gegenteiliger Auffassung ist.

    Fazit:
    Ob Sie mit Ihrer Rechnung Recht haben oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ihre nicht wissenschatlich fundierten Aussagen schaden Ihnen aber selbst dann, wenn Sie stimmen sollten.

  7. @Christian: seriöse Quellen

    Viele der Autoren der WissensLogs arbeiten als Wissenschaftler und berichten von ihrer täglichen Arbeit. Ein paar Autoren sind aber – wie ich – Wissenschaftsjournalisten, die täglich mit einer breiten Masse an Themen zu tun haben, in die sie niemals so tief einsteigen können wie ein Wissenschaftler in sein Fachgebiet. Ich greife daher hier im Blog Publikationen und Vorurteile auf, von denen ich sagen kann, dass sie aus bestimmten Gründen Lobbyismus sind. So auch hier: Die ADAC-Studie will suggerieren, dass Autofahrer schon viel zu viel zahlen, und das stimmt nicht. Ich habe meinen Lesern benannt, welche externen Kosten dabei ignoriert werden. Deren aktuelle Höhe liegt mir nicht vor, und es wäre unseriös, mal eben mit Google ein paar Zahlen zusammenzuklauben. Hier liegt der Unterschied zum Wissenschaftler: Dieser hantiert beruflich mit den für seine Themen relevanten Zahlen, ich müsste sie neben meiner beruflichen Arbeit aufwändig recherchieren (weder für den Wissenschaftler noch für mich gehört das Bloggen zur täglichen Erwerbsarbeit). Wenn Sie oder ein anderer Leser belastbare Zahlen liefern können, sind diese herzlich willkommen. Für die Diskussion, ob Autofahrer schon zu viel zahlen, ob die Verursacher allein alle Kosten tragen sollten und wie man sie unter den Verursachern sinnvoll verteilt, sind diese Zahlen aber nicht wesentlich. Die Größenordnung kann man ahnen.

    Davon abgesehen teile ich nicht die Einschätzung, dass jede Studie, die nicht in einem Journal mit Peer-Review veröffentlich wurde, sachlich unseriös sein muss, egal ob Greenpeace oder ADAC. In der Regel sind diese Organisationen nur Auftraggeber, und ausgeführt wurde die Arbeit von seriösen Forschungseinrichtungen. Die ADAC-Zahlen in der Studie stimmen vermutlich – nur die vermarktete Interpretation ist eben keine zwingende Schlussfolgerung.

  8. Bloggen ohne Recherche?

    “Hier liegt der Unterschied zum Wissenschaftler: Dieser hantiert beruflich mit den für seine Themen relevanten Zahlen, ich müsste sie neben meiner beruflichen Arbeit aufwändig recherchieren (weder für den Wissenschaftler noch für mich gehört das Bloggen zur täglichen Erwerbsarbeit).”

    Genau das ist mein Vorwurf:
    Die Recherche zählt meiner Meinung nach zu den elementaren Aufgaben eines jeden Journalisten.

    Das ADAC-Heft habe ich auch abonniert; es bedarf weder einer Recherche noch geistiger Klimmzüge oder eines Internetblogs um zu erraten welche Motive dort verfolgt werden. Recherche ist aber das einzige Werkzeug um aufzudecken, ob die Aussagen des ADAC tatsächlich zutreffen. Vor allem dann, wenn Sie nicht einmal berücksichtigen, dass es diese externen Kosten genauso auch für öffentliche Verkehrsmittel gibt und/oder diese ganz/teilweise von den Verkehrsteilnehmern getragen werden (z.B. Versicherungen). Und gerade um Ihre Titelfrage zu klären sind eben detaillierte Zahlen/Angaben nötig, die Sie nur durch eine mehr oder weniger aufwendige Recherche erhalten werden. Nachdem Sie im konkreten Fall vermuten, dass den Aussagen des ADAC eine in Auftrag gegebene Studie zugrunde liegt, wäre es doch ein Leichtes, das einfach zu überprüfen und die Darstellung des “seriösen Instituts” mit der Interpretation des ADAC zu vergleichen.
    Wenn allerdings diese Recherche eine zu große Arbeitsbelastung darstellt, dann behalten Sie doch einfach Ihre Vermutungen für sich oder wechseln Sie die Plattform.

    Übrigens habe ich nie behauptet, nicht peer-reviewte Artikel wären unseriös*) – stattdessen ist das komplette Ausblenden des zur Verfügung stehenden Wissens unseriös: Wenn ich dazu aufgefordert werde, mir belastbare Informationen selbst zu besorgen, dann ist das Lesen dieses Blogs überflüssig.

    *) dieser Vorwurf trifft nicht einmal den Kern des Himalaya-Gletscher-Beispiels. Denn wie Sie selbst im verlinkten Spiegel-Artikel lesen können, wäre das Zitieren von WWF-Quellen an und für sich sehrwohl möglich gewesen (Stichwort “graue Literatur”).

  9. Hallo Björn,

    wie sind eigentlich damals in ihrem Schulunterricht die Anschaffungs- und Instandhaltungskosten, sowie die laufenden Kosten, z.B. für die Versicherung, eines Autos berücksichtigt worden? Diese Kosten, die der Autofahrer übernehmen muss, sind ja ein wesentlicher Bestandteil des BIP. Ich vermute mal, wenn nur 30% der Autofahrer auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen würden, bekäme ein Staat wie Deutschland (zusätzliche) ernste wirtschaftliche Probleme.

    mfg
    Luchs

  10. Recherche / BIP-Beitrag

    @Christian: Es ist ja nicht so, als schriebe ich Blogbeiträge ohne Recherche. Aber um für alle externen Kosten des Straßenverkehrs konsistente, belastbare Zahlen zu bekommen, ist mehr Aufwand nötig als mir zeitlich möglich. Um aber am konkreten Fall zu bleiben: Der ADAC (und seine Studie) sagt ja selbst, Autofahrer würden die Straßenbaukosten zweifach abdecken (bis hierhin stimmt’s), und deshalb (da liegt der Fehler) zahlen sie genug und eine Maut ist überflüssig. Sie können beruhigt sein, dass ich mir Quellen, über die ich schreibe, genau anschaue und keine Vermutungen poste.
    Die Öffentlichen hätten das Thema für einen Beitrag übrigens zu komplex gemacht, allein schon, weil dann die Diskussion über Subventionswürdigkeit sowie Leistungsgrenzen hinzu gekommen wäre.

    @Luchs: Die “Umsätze” aus dem Straßenverkehr haben wir damals nicht eingerechnet, weil der Gedanke nicht der war, den Straßenverkehr abzuschaffen, sondern ihn seine externen Kosten tragen zu lassen. Diese trägt jetzt der Staat, also die Allgemeinheit. “Umsätze” hingegen machen nur bestimmte Unternehmen, ein Vergleich wäre also schwierig.
    Ebenso ist die Rechnung ist ganz so simpel, was wäre, wenn alle Autofahrer auf die Öffentlichen wechseln würden. Aufgrund der Auslastung wäre deren Betrieb dann extrem wirtschaftlich, umwelfreundlich und würde sicher im Umfang und damit auch im “Umsatz” (Schienenbau, Wartung, Netzsteuerung, Zugbau…) enorm zulegen.

  11. Hallo Björn,

    Du schreibst: “Die “Umsätze” aus dem Straßenverkehr haben wir damals nicht eingerechnet, weil der Gedanke nicht der war, den Straßenverkehr abzuschaffen, sondern ihn seine externen Kosten tragen zu lassen. Diese trägt jetzt der Staat, also die Allgemeinheit. “Umsätze” hingegen machen nur bestimmte Unternehmen, ein Vergleich wäre also schwierig.”

    Das sehe ich anders. Die Autofirma könnte ja auch in staatlicher Hand sein, dann würde lediglich die Kapitalrendite eingespart. Ein Auto, das 10.000 Euro kostet, bindet wohl 1000 Euro Kapital, das mach bei einer Kapitalrendite von 10% also 100 Euro. Wir bilanzieren also alle Kosten, die der Autofahrer aufbringen muss (von mir aus um 1% verringert) und halten dagegen, alle Kosten die er externalisiert.

    Du schreibst: “Ebenso ist die Rechnung [ist] ganz so simpel, was wäre, wenn alle Autofahrer auf die Öffentlichen wechseln würden. Aufgrund der Auslastung wäre deren Betrieb dann extrem wirtschaftlich, umwelfreundlich und würde sicher im Umfang und damit auch im “Umsatz” (Schienenbau, Wartung, Netzsteuerung, Zugbau…) enorm zulegen.”

    Die Massenverkehrsbetriebe müssen notwendigerweise über den Mobilitätsanspruch ein örtliches und zeitliches Raster legen. (Es kann nicht alle 500m eine Bushaltestelle geben und die Busse können nicht immer und überall alle 10min fahren) Die Mobilität würde also eingeschränkt. Ebenso der Transport von Waren. Das kostet Arbeitseffizienz und damit Wohlstand.

    mfg
    Luchs

  12. Typisch Lohmann´sche Milchmädchenrechnun

    In Deutschland hängen mindestens fünf Millionen Arbeitsplätze direkt oder indirekt vom Auto ab. Wegen der vergleichsweise günstigen Kosten ist Autofahren ein wirklich demokratisches Vergnügen, daß sich auch einfache Arbeiter leisten können – natürlich nicht mit einem Straßenkreuzer oder Luxus-Sportwagen, aber ein Kleinwagen der Polo-Klasse ist für die meisten Bürger mühelos erschwinglich. Das ist für viele Bürger ein ungemein wichtiges Element der Freiheit! Wenn die Lohmann´schen Pläne mit den gewünschten exorbitanten Kraftstoffpreisen verwirklicht werden würden, wäre Autofahren wieder das, was es vor 100 Jahren war: ein Vergnügen für eine kleine Oberschicht. Als kleine Zugabe hätten wir mindestens vier Millionen Arbeitslose mehr und damit wäre das Niveau der Weltwirtschaftskrise von 1929 an deutlich übertroffen. Welche Kosten kämen dann auf die Allgemeinheit zu? Aber einen echten Öko-Traumtänzer interessiert so etwas vermutlich überhaupt nicht.
    Der größte Teil der Bevölkerung wäre auf überfüllte, unpünktliche und schmutzige öffentliche Verkehrmittel angewiesen und viele Pendler wäre gezwungen, zwei und mehr Stunden am Tag mit schmuddeligen, ungepflegten, unhöflichen, rücksichtslosen , z. T. gepiercten und tätowierten Zeitgenossen zu verbringen, die einem auch noch die Ohren mit MP3-Playern zudröhnen.
    Hinzu kommt, daß die Transportkapazitäten öffentlichen Verkehrsmittel viel zu gering sind , um den Personen- und Güterverkehr im notwendigen Umfang abzuwickeln. In Deutschland gibt es ein Eisenbahn-Streckennetz von 30.000 km, dem 500.000 km Straßennetz gegenüberstehen. Nur eine Minderheit der Bundesbürger hat günstige Anschlußmöglichkeiten an Bahn und Bus, erschwerend hinzu kommt eine mangelnden Flexibilität dieser Verkehrsmittel. In vielen Gebieten in Deutschland ist die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln schlicht eine Zumutung und das eigene Auto unabdingbar für ein Minimum an Komfort und Lebensqualität.
    Die Zahl der Toten und Verletzten im Straßenverkehr ist immer noch besorgniserregend hoch, aber ein Vergleich mit früheren Jahren sind zumindest in den westlichen Industriestaaten hat sich die Situation dramatisch verbessert (Deutschland 1963: 20.000 Verkehrstote; 2009 ca. 4500, obwohl die Zahl der Kraftfahrzeuge und den Faktor vier gestiegen ist. Und jetzt suchen Sie bitte mal die Zahlen für die viel schlimmeren Killer in unserer Gesellschaft raus: Rauchen, Alkohol und Bequemlichkeit!

  13. @Quentmeier: Kosten und der kleine Mann

    Kennen Sie viele “kleine Leute”, die zum Vergnügen Auto fahren? Ich kenne ein paar, die mit einem Kleinwagen fahren müssen, weil sie ungünstig wohnen; zur Arbeit, ein paar Kilometer am Tag. Ich kenne viele, die den öffentlichen Nahverkehr nutzen.

    Nennen Sie mir doch überhaupt mal – abgesehen von ein paar Sportwagen- und Cabriofahrern – jemanden, der Auto fahren als Vergnügen empfindet. Stau, Parkplatzsuche, Konzentration bei jedem Wetter… Ich fahre selbst gerne Auto, aber noch lieber fahre ich Bahn. Zum Vergnügen würde ich mich jedoch nie ins Auto setzen.

    Freiheit… ein großes Wort. Aber was Sie meinen, ist die Freiheit der Mobilität, nicht zwangsläufig die des Autofahrens.

    Aber kehren wir von Ihren Wünschen mal in die Realität zurück. Die hohen Kosten des Autofahrens entstehen ja so oder so, egal wer sie trägt. Bloß ist es heute so, dass die Gesamtbevölkerung sie trägt. Und darunter sind viele, die sich nicht einmal ein Auto leisten können. Den wirklich kleinen Mann trifft die heutige Regelung am härtesten.

    Und schauen wir doch noch mal genauer hin, was passiert, wenn Autofahrer ihre Kosten selbst tragen müssen: Es entstehen Fahrgemeinschaften, unnötige Fahrten werden vermieden, Fahrzeuge werden sparsamer. Leute, die eben nicht aufs Auto angewiesen sind, entdecken die Öffentlichen. Die werden leistungsstärker. (Ihr Bild von den Öffentlichen ist übrigens kurios und wirklichkeitsfern, das nur am Rande.)

    Nein, niemand, der das Auto braucht, wird darauf verzichten (müssen), weil er seine eigenen Kosten selbst tragen muss. Es wird lediglich gerechter zugehen.

  14. Das Auto – Rückgrat unserer Wirtschaft!

    Das Auto ist das Rückgrat unserer Wirtschaft!
    Leider sind Sie auf die wirtschaftliche Bedeutung des Autos für unsere Wirtschaft und den Wohlstand in Deutschland gar nicht eingegangen – warum wohl nicht? Also noch mal zur Wiederholung, wie für eine besonders begriffsstutzigen Schüler: In Deutschland hängen mindestens fünf Millionen Arbeitsplätze direkt oder indirekt vom Auto ab. Wegen der vergleichsweise günstigen Kosten ist Autofahren ein wirklich demokratisches Vergnügen, daß sich auch einfache Arbeiter leisten können – natürlich nicht mit einem Straßenkreuzer oder Luxus-Sportwagen, aber ein Kleinwagen der Polo-Klasse ist für die meisten Bürger mühelos erschwinglich. Dazu ein paar Zahlen: 80% der bundesdeutschen Haushalte haben ein Auto; 28 % der Haushalte sogar zwei oder noch mehr!
    Autofahren ist für viele Bürger ein ungemein wichtiges Element der Freiheit! Wenn die Lohmann´schen Pläne mit den gewünschten exorbitanten Kraftstoffpreisen verwirklicht werden würden, wäre Autofahren wieder das, was es vor 100 Jahren war: ein Vergnügen für eine kleine Oberschicht. Als kleine Zugabe hätten wir mindestens vier Millionen Arbeitslose mehr und damit wäre das Niveau der Weltwirtschaftskrise von 1929 an deutlich übertroffen. Welche Kosten kämen dann auf die Allgemeinheit zu? Aber einen echten Öko-Traumtänzer interessiert so etwas vermutlich überhaupt nicht.
    Hier noch ein paar Zahlen aus „chroniknet.de“: „Das Auto wird am häufigsten in der Freizeit genutzt (31%), Fahrten zum Arbeits- oder Ausbildungsplatz machen dagegen nur 21% der Gesamtnutzung aus, ebenso viel wie private Erledigungen sowie »Bringen und Holen«; in 19% der Fälle dienen die Fahrten zum Einkaufen. … Auch bei Fernreisen über 100 km Luftlinie ist der Pkw mit 65% das meistgenutzte Verkehrsmittel, gefolgt vom Flugzeug mit 15%, der Bahn mit 12% und dem Bus mit 6%.“
    Besuchen Sie doch mal irgendwelche Ausflugsziele an einem schönen sonnigen Wochenende: viele Ziele sind sowieso nur mit einem Auto erreichbar. Und dann gehen Sie auf die Leute zu und sagen ihnen, sie sollen lieber öffentliche Verkehrsmittel benutzen – die werden Ihnen aber was erzählen!
    „Freiheit der Mobilität“: sobald Menschen in irgendeiner beliebigen Gesellschaft zu etwas Wohlstand kommen, möchten sie sich den Wunsch nach einem eigenen Auto erfüllen. Werfen Sie mal ein Blick in die aufstrebenden Industrieländer China, Indien und Brasilien: die Zahl der privaten Kraftfahrzeuge wächst rasant, selbst in Riesenstädten mit extrem dichtem Verkehr.
    „Ihr Bild von den Öffentlichen (Verhekrsmitteln) ist übrigens kurios und wirklichkeitsfern, das nur am Rande.“ In welcher Stadt leben Sie eigentlich – in Wolkenkuckucksheim? Ich lade Sie ein, mal im Ruhrgebiet die öffentlichen Verkehrsmittel kennenzulernen! S- und U-Bahnen mit zerkratzen Scheiben, Vandalismus allerorten, auch in der ersten Klasse alle Sitze mit Brandlöchern von Zigaretten, immer wieder legen Fahrgäste ihre schmutzigen Schuhe auf die Sitze, abends das ständige Gefühl von Unsicherheit, Bedrohung und Gewalt, manche S-Bahnhöfe demoliert und mit zartem Uringeruch oder auch mal Pfützen von Erbrochenem – tolle Atmosphäre, da machen die öffentlichen Verkehrsmittel richtig Freude, nicht war? Offenbar ist Ihr Bild von den öffentlichen Verkehrsmitteln reichlich wirklichkeitsfremd oder Sie sind schon völlig abgestumpft. Ich freue mich immer wieder, daß ich auf die öffentlichen Verkehrsmittel wie Bus und Bahn nicht angewiesen bin. Ich nutze sie nur im Notfall (Auto in der Werkstatt oder auf dem Weg zum Flughafen – und fast jedes Mal gibt es Ärger und Probleme!

  15. @Quentmeier: Bedeutung des Autos

    Das Auto ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, ohne Zweifel. Ebenso wie IT, Umwelttechnologien bis hin zu Ehrenamt und Schwarzarbeit. Bergbau war es auch mal, ebenso wie die Weberei. Über die Jahrzehnte ändert es sich, welche Branche wichtig ist, und immer gehen dabei Arbeitsplätze verloren und entstehen woanders neu. Das ist nie schön für diejenigen, die dabei arbeitslos werden, aber Teil der Realität. Insofern lasse ich das als Argument nicht gelten. Ich will aber gar keinen Abgesang auf die Automobilbranche anstimmen, denn auch wenn die deutschen Hersteller gepennt haben, bleibt der Individualverkehr uns wohl (zurecht) auf unbestimmte Zeit erhalten. Und wer Autos oder Straßen/Tunnel/Brücken baut, kann auch lernen, sparsamere Autos und Busse zu bauen, ebenso wie Züge und Schienen. Wenn Autofahrer die von ihnen verursachten Kosten tragen müssten, würde das nicht viele Arbeitsplätze kosten.

    Auch die Mobilität der ärmeren Menschen ist kaum betroffen. Ich kenne genügend Menschen, bei denen ich mich frage, warum sie sich mit ihrem geringen Einkommen ein Auto leisten. Aber Fahrgemeinschaften oder Carsharing ziehen die wenigsten in Betracht, obwohl es für weniger Geld die gleiche individuelle Mobilität ermöglichen würde. Offensichtlich ist also noch mehr als genug Geld da – bzw. gibt genug Möglichkeiten, beim Individualverkehr zu sparen.

    Und auch die von Ihnen so verabscheuten öffentlichen Verkehrsmittel muss ich noch einmal erwähnen. Ich habe sie in Dutzenden Groß- und Kleinstädten genutzt. Die alten Fahrzeuge sind nie besonders hübsch, und in Städten im Ruhrgebiet finden sich mehr davon als in Stuttgart oder München. Dass damit auch mehr Schmierereien einher gehen, ist psychologisch bedingt. Aber für eine schnellere Modernisierung fehlt vielen Kommunen das Geld. Trotzdem komme ich auch im Ruhrgebiet mit dem ÖPNV sicher, pünktlich und günstig an mein Ziel.

    Haben Sie sich übrigens schon mal gefragt, warum in öffentlichen Verkehrsmitteln auch so viele Menschen unterwegs sind, die Sie als bedrohlich empfinden? Weil arme Menschen sich auch heute schon kein Auto leisten können. Problematisch sind – wenn überhaupt – betrunkene Halbstarke, und denen begegnet man überall, von Kneipe über Park bis Fußgängerzone. Es sei denn, Sie wollen sich in Ihrem Haus einschließen und es nur in gepanzerten Fahrzeugen verlassen.

    Jetzt habe ich die Ausflugsziele vergessen: Ich bin gespannt, welches man nicht per ÖPNV erreichen kann. Und vergessen Sie nicht, dass man für die letzten Kilometer auch ein Taxi nutzen kann – das ist aufs Jahr billiger als ein eigenes Auto.

    Ein letztes Beispiel noch zu Fahrten zum Arbeitsplatz. Ich habe selbst mal in einer Forschungseinrichtung gearbeitet, die abgelegen war und zu der nur wenige Busse am Tag fuhren. Da hat man einfach morgens an der nächstgelegenen Haltestelle den Bus verlassen oder abends am Parkplatz gewartet, und ist dann mit (fremden) Kollegen diesen Abschnitt mitgefahren.

    Es ist allein eine Frage des Wollens, keine der Möglichkeit. Aber wer aus Angst vor Veränderungen überall Probleme sehen möchte, kann natürlich Mücken zu Elefanten aufpumpen.

  16. Erste hoffnungsvolle Zeichen?

    Herr Lohmann, der Groschen bewegt sich bei Ihnen ja ein wenig, aber gefallen ist er immer noch nicht. Wenigstens dämmert es Ihnen, daß das Auto für einen großen und wichtigen Sektor unserer Wirtschaft steht. Auch der Vergleich mit dem Bergbau geht in die richtige Richtung, aber ein paar Zahlen könnten auch hier nicht schaden: in seiner Blütezeit arbeiteten gut 500.000 Kumpel im deutschen Steinkohlebergbau. Dazu dürften noch einige hunderttausend Arbeiter in Zulieferbetrieben und bei der Kohleverarbeitung gekommen sein (z. B. Kokereien). Noch mal zum Vergleich: In Deutschland hängen mindestens fünf Millionen Arbeitsplätze direkt oder indirekt vom Auto ab. Wie Sie diese Zahl dann aber mit Schwarzarbeit und Ehrenamt zusammenbringen, weckt allerdings wieder Zweifel an Ihrer Lern- und Einsichtsfähigkeit und vor allem an Ihren wirtschaftlichen Sachverstand.
    Sicher, für viele Industrien gibt es Wachstums-, Blüte- und leider auch Niedergangsphasen (s. Bergbau). Die Autoindustrie wird aber auf Jahrzehnte hinaus das Rückgrat unserer Wirtschaft bleiben, auch weit über das Ende des Ölzeitalters hinaus. Die Verlockungen der individuellen Mobilität sind einfach zu groß – wie gesagt, das ist Freiheit und Demokratie. Und eben nicht die „Freiheit der Mobilität“, sondern die Freiheit im eigenen Auto zu fahren, ohne durch laute, aggressive oder sonstwie unangenehme Mitreisende gestört zu werden.
    Und wir leben (noch) in einem freien Land, in dem eine kleine Gruppe von Autohassern der großen Mehrheit ihren Willen nicht aufzwingen kann. Ebenso wird niemand gezwungen, mit dem Auto zu fahren. Es macht mich allerdings wütend, wenn kleine, aber lautstarke Aktivistengruppen (oft genug Leute, die nur ihren Politquatsch im Kopf haben und sonst „alles bestreiten außer ihren eigenen Lebensunterhalt“) einer großen Mehrheit ihre abstrusen Ideen aufzwingen wollen. Vor einigen Jahren gab es an „meiner“ Uni mehrfach Parkplatz-Blockaden durch eine Gruppe selbsternannter Umweltschützer – die Mitarbeiter sollten gezwungen werden, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Mit welchem Recht schreiben ein paar Typen aus eigener Machtvollkommenheit mit krimineller Energie Tausenden Bürgern vor, wie sie zu ihrem Arbeitsplatz kommen sollen? Das sollten solche Deppen mal in den USA machen; die würden aber ganz schnell in den Lauf einer ´44er Magnum oder eines anderen „Friedenstifters“ blicken und dann ganz schnell davonhoppeln!
    Vielleicht noch mal zur Erinnerung (repetitio est mater studeorum!): jeder deutsche Haushalt besitzt im Durchschnitt über 1,1 Autos; 1989 lag der Wert noch bei 0,8. Nur 20% der Haushalte sind nicht motorisiert (1989: 28%). 28% der Haushalte besitzen mehr als einen Pkw. Kein Wunder also, dass der Pkw-Anteil am Personenverkehr auf über 60% angestiegen ist, wobei die Werte je nach Region sehr unterschiedlich sind und im Westen generell höher liegen als im Osten. Das Auto wird am häufigsten in der Freizeit genutzt (31%), Fahrten zum Arbeits- oder Ausbildungsplatz machen dagegen nur 21% der Gesamtnutzung aus, ebenso viel wie private Erledigungen sowie »Bringen und Holen«; in 19% der Fälle dienen die Fahrten zum Einkaufen.
    Wer bei den Autofahrern zu dreist an der Preisschraube dreht und die auf Phantasiezahlen beruhenden angeblichen „wahren Kosten“ auf den Benzinpreis umlegen möchte, wird damit lediglich die größte Wirtschaftskrise der letzten Jahrhunderte auslösen –verglichen damit dürfte die gegenwärtige Bankenkrise nur ein laues Lüftchen gewesen sein.
    Noch mal ÖPNV: nicht wenige Mitarbeiter pendeln aus der Umgebung zur Dortmunder Uni, mache sogar aus dem Sauerland. Ca. 80 km sind meist in einer guten Stunde machbar, oft gibt es Fahrgemeinschaften, damit es nicht zu teuer wird. Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln wäre es machbar – allerdings mit einem Zeitaufwand nicht unter zwei Stunden! Öffentliche Verkehrsmittel sind – ich hatte es schon mehrfach erwähnt – aus vielen Gründen nicht unbedingt ein Vergnügen in großen Städten, aber wenigstens reicht die Taktfrequenz aus. Bei Verbindungen in ländliche, dünn besiedelte Gegenden kann der ÖPNV niemals einen Komfort bieten, wie ihn der Individualverkehr mühelos ermöglicht. So dicht kann das Netz von Bussen und Bahnen, von Linien und Haltestellen einfach nicht geknüpft werden!! Ähnliches gilt auch für viele Ausflugsziele – man kann zwar mit dem ÖPNV hinkommen, ev. die letzten km mit dem Taxi zurücklegen –aber man muß eben sehr viel Zeit und Geduld mitbringen und große Abstriche am Komfort hinnehmen. Und es mag ja tatsächlich billiger sein, wenn Sie auch die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten des Autos mit einrechnen– aber das lassen Sie mal meine Sorge sein! Wer das machen will – bitte sehr, wir leben in einem freien Land! Ich bin dazu allerdings nicht bereit und viele Millionen Mitbürger offenbar auch nicht. Ich will mir den ÖPNV nicht durch Politiker und Weltverbesserer aufzwingen lassen. Das hat nichts mit der von Ihnen unterstellten „Angst vor Veränderungen“ zu tun, aber sehr viel mit individueller Freiheit!

  17. @Quentmeier: nochmal Freiheit

    Ich habe schon an anderer Stelle kommentiert, dass Freiheit (leider oder zum Glück) kein grenzenloses Grundrecht ist, weil sie irgendwann andere beeinträchtigt. Darum spare ich mir den Aspekt hier. Drei andere Aspekte hingegen muss ich wohl hier wiederholen:

    1. Die Kosten des Individualverkehrs trägt heute schon der Bürger. Externe Kosten werden auf die gesamte Gesellschaft umgelegt, auch jene, die zu arm sind, sich ein Auto zu leisten (oder aus anderen Gründen keines wollen). Was ist daran falsch, wenn man fordert, dass die, die die “Freiheit” des Individualverkehrs wollen, diesen auch allein finanzieren?

    2. “laute, aggressive oder sonstwie unangenehme Mitreisende” haben Sie als Autofahrer ebenfalls. Schauen Sie mal aus dem Fenster und in die Spiegel.

    3. Ich bin der letzte, der das Auto verbieten will. Aber die Behauptung, die Öffentlichen wären dem Individualverkehr überlegen ist eben nur manchmal wahr. Fahren Sie doch mal im Berufsverkehr auf der A40. Das Stillleben Ruhr ist dort schon jetzt zweimal täglich Realität. Von Mülheim bis Essen brauchen Sie eine halbe Stunden. Die S-Bahn schafft das in wenigen Minuten. Von Köln nach Stuttgart fährt der ICE Sie in zwei Stunden. Machen Sie das mal mit dem Auto.

    Und zuletzt noch ein Punkt zu Ihrem “Anrecht auf den Uni-Parkplatz”: Wer bezahlt denn den Parkplatz? Die Grundstückskosten, den Bau, den Unterhalt? Wenn die Autofahrer über Parkgebühren den Parkplatz finanzieren, dann haben sie ein Recht darauf – aber nur dann.

  18. Bitte genau lesen!

    Herr Lohmann, wo habe ich von einem „Anrecht auf den Uni-Parkplatz“ gesprochen? Davon war überhaupt keine Rede – ich zitiere: „Vor einigen Jahren gab es an „meiner“ Uni mehrfach Parkplatz-Blockaden durch eine Gruppe selbsternannter Umweltschützer – die Mitarbeiter sollten gezwungen werden, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Mit welchem Recht schreiben ein paar Typen aus eigener Machtvollkommenheit mit krimineller Energie Tausenden Bürgern vor, wie sie zu ihrem Arbeitsplatz kommen sollen?“ Wenn eine demokratisch legitimierte Institution den Zugang beschränkt oder Gebühren erhebt, akzeptiere ich das natürlich. Aber ich lasse mir nicht von irgendwelchen politkriminellen Möchtegern-Umweltschützern vorschreiben, wie ich meinen Arbeitsplatz erreichen soll! Verstehen Sie –noch leben wir in einem Rechtsstaat. Und was die Finanzierung angeht – alle Straßen und eben auch die Parkplätze sind durch die Steuern auf Kfz und Kraftstoffe mehr als gegenfinanziert. Und noch mal: wir haben einen so hohen Motorisierungsgrad, daß mehr als drei Viertel aller Bürger von der Autonutzung profitieren: jeder deutsche Haushalt besitzt im Durchschnitt über 1,1 Autos; 1989 lag der Wert noch bei 0,8. Nur 20% der Haushalte sind nicht motorisiert (1989: 28%). 28% der Haushalte besitzen mehr als einen Pkw.
    Zu den Öffentlichen Verkehrsmitteln: ich verdamme sie ja gar nicht in Bausch und Bogen und nutze sie gelegentlich ja auch selbst – und erlebe allzuoft Pleiten, Pech und Pannen.
    Sicherlich ist die Bahn schwer zu schlagen, wenn es von Großstadt zu Großstadt geht. Ich erlebe das, wenn ich zum Frankfurter Flughafen fahre.
    Oft genug liegt entweder Start oder Ziel aber nicht an einem ICE-Bahnhof. Beispiel: wenn ich zu Verwandtenbesuchen in die Pfalz fahre, starte ich meist am späten Nachmittag von der Uni aus mit zwei Gepäckstücken. Meist bin ich inkl. einer kleinen Pause ziemlich streßfrei nach 3,5 Stunden am Ziel. Mit der Bahn wäre diese Reise wirklich kein Vergnügen: ich müßte mit der Schmuddel-S-Bahn zum Dortmunder Hauptbahnhof, dann über Köln nach Mannheim, wieder umsteigen bis Bad Dürkheim – und das dauert schon über vier Stunden. Dann bin ich aber immer noch nicht am Ziel – ich müßte entweder einen Bus oder ein Taxi nehmen. Insgesamt heißt das, vier Mal umsteigen – und das Ganze für 186 Euro!! Bitte sehr, wer es mag! Mir gefällt das nicht!
    Und noch mal etwas zur Wiederholung, ergänzend zur den ÖPNV-Odyssee in die Pfalz, was tausende von Studenten und Uni-Mitarbeitern jeden Tag erleben: nicht wenige Mitarbeiter pendeln aus der Umgebung zur Dortmunder Uni, mache sogar aus dem Sauerland. Ca. 80 km sind meist in einer guten Stunde machbar, oft gibt es Fahrgemeinschaften, damit es nicht zu teuer wird. Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln wäre es machbar – allerdings mit einem Zeitaufwand nicht unter zwei Stunden! Öffentliche Verkehrsmittel sind – ich hatte es schon mehrfach erwähnt – aus vielen Gründen nicht unbedingt ein Vergnügen in großen Städten, aber wenigstens reicht die Taktfrequenz aus. Bei Verbindungen in ländliche, dünn besiedelte Gegenden kann der ÖPNV niemals einen Komfort bieten, wie ihn der Individualverkehr mühelos ermöglicht. So dicht kann das Netz von Bussen und Bahnen, von Linien und Haltestellen einfach nicht geknüpft werden!! Ähnliches gilt auch für viele Ausflugsziele – man kann zwar mit dem ÖPNV hinkommen, ev. die letzten km mit dem Taxi zurücklegen –aber man muß eben sehr viel Zeit und Geduld mitbringen und große Abstriche am Komfort hinnehmen. Und es mag ja tatsächlich billiger sein, wenn Sie auch die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten des Autos mit einrechnen– aber das lassen Sie mal meine Sorge sein! Wer das machen will – bitte sehr, wir leben in einem freien Land!

  19. @Armin Quentmeier: Kostendeckung

    Die Kosten für die Infrastruktur sind eben nicht durch Kfz- und Mineralölsteuer gedeckt, siehe dazu mein neuester Eintrag: http://www.wissenslogs.de/…maut-schafft-fairness

    Was Ihre übrigen Punkte betrifft: Ich will nicht das Auto abschaffen. Ich möchte, dass das Auto möglichst ökologisch angetrieben wird und dass es nur dort, wo nötig (sinnvoll), eingesetzt wird. Carsharing, Mitfahrzentrale, Fahrgemeinschaften, aber eben auch der Verzicht, wo Rad, Bus oder Bahn vergleichbare Alternativen bieten. Es steht außer Zweifel, dass sie das nicht überall tun, aber es wäre schon viel gewonnen, wenn Autofahrer dort, wo es sinnvoll möglich ist, umsteigen würden. Und ich behaupte, wenn sie die echten Kosten ihrer Pkw-Mobilität tragen müssten, würden mehr Menschen diesen Wechsel vollziehen.

  20. Kostendeckung und Politiker

    Herr Lohmann, für Ihre Verhältnisse haben Sie ja eine erstaunlich sachliche Erwiderung abgeliefert allerdings unter Vermeidung aller kritischen Punkte, die ich angesprochen hatte. Nun ja, ein Schritt in die richtige Richtung.

    Unsere Politiker können allesamt nicht mit Geld umgehen – die Schwarzen haben es verlernt und die Roten und die Grünen haben es sowieso nie gekonnt. Also muß eben immer mehr Geld her und da kommen die Autofahrer gerade recht. Viele Millionen Menschen in unserem Land sind auf das Auto angewiesen, um zur Arbeit zu fahren. Noch mehr Bundesbürger nutzen das Auto in der Freizeit – da kann man doch wunderbar abkassieren! 80 % aller Haushalte haben ein Auto – das ist die große Mehrzahl in unserem Land! Und der Wunsch nach individueller Mobilität ist offenbar nicht totzukriegen. Das ist die ideale Situation für unsere Politiker, um kräftig abzuzocken – immer mehr Steuern und sonstige Abgaben für immer weniger Leistung! Seit Jahrzehnten kennt die Steuerbelastung für Autofahrer nur eine Richtung: nach oben! Keine Begründung ist zu dumm – egal ob Ökosteuer oder PKW-Maut- Hauptsache, der Rubel rollt. Zur Not erfindet man eben irgendwelche Phantasiezahlen über die Umweltschädlichkeit oder sonstige Horrorgeschichten aus dem Märchenbuch der Autohasser – und schon ist eine Begründung gefunden, um den Autofahrern ein paar Milliarden mehr aus der Tasche zu ziehen. Das klappt hervorragend seit 60 Jahren.
    Aber Vorsicht: die Gans, die goldene Eier legt, sollte man nicht schlachten!

    PS. Wer soll bestimmen, wo das Auto „sinnvoll“ eingesetzt wird? Vielleicht eine „Bundesbehörde zur Festlegung der Autofahrerlaubnis und Regulierung der individuellen Mobilität“, besetzt von Lohmännern, Künasts, Trittins und Gabriels?

  21. Maut

    Ich persönlich finde die Mautgebühr gar nicht so schlecht. In Ländern wie Frankreich und Portugal oder sogar Irland funktioniert das hervorragend. Man könnte ja soft starten und eine Maut grundsätzlich erst mal für Autos aus dem Ausland einführen und schauen wie es sich entwickelt.

  22. VORSICHT – unwissenschaftlich

    @Björn Lohmann: Ausnahmsweise, zum allererstenmal, bin ich auf ihrer Seite.

    Als ich in der Oberstufe war (sehr sehr lange her), wurde soetwas dort noch nicht diskutiert. Mir ist aber damals eine Studie aus Singapur aufgefallen.
    Dort hatte man die Verkehrssituation in Singapur analysiert und kam zum Schluß, dass der auf PKW basierende Individualvekehr mit allen externen Kosten ein volkswirtschaftlicher Nonsens ist.
    Klar, Singapur hat wenig Raum zu verschenken, ist ein Exportland. Güter bzw. Rohstoffe müssen erstmal vom und zum Hafen gelangen.
    Die selben Wissenschaftler haben damals ihre Studie mit anderen Parametern auf die Bundesrepublik Deutschland angewandt und kamen zum Schluß, daß auch dort ähnliche Maßnahmen wie in Singapur, langfristig enorme volkswirtschaftliche Vorteile ergäben.

    Verkehrskonzept Singapur, stichwortartig aus dem Gedächtnis:
    – Quasi Abschaffung des Individualverkehrs.
    – Schaffung eines Systems kostenloser öffentlicher Nahverkehrsmittel, maximal in 5 zu Fuß vom Wohnort eines jeden Bürgers erreichbar.

    Jetzt könnte ich eine lange Liste von Nachteilen des PbIVs aufzählen, belasse es aber bei ein par Schlagworten. In den meisten deutschen Großstädten sind 60-80% des Verkehrs – PKWs auf Parkplatzsuche. 80% der Fahrten sind Distanzen unter 4 km von Individuen im besten Alter. Ältere und jüngere nehmen eher mal das Fahrrad, oder laufen.

    Folgender wohlbekannter Teufelskreis: Flächenverbrauch in Städten durch Parkplätze und Verkehrswege, Wohqualitätsverlust, steigende qm Preise, Auslagern der Wohngebiete in Vorstädte, man braucht noch mehr Verkehrsanbindungen. Nun fährt man jeden Morgen meist alleine in 1 – 2 Tonnen Blech zur Arbeit, hat genau deshalb eine hohe Stauwahrscheinlichkeit. Der Kollege der in einer teureren Wohnung vor Ort wohnt, oder andere Verkehrsmittel nutzt ist schon da. Er hat natürlich Verständnis. Stau – was soll man machen. Er subvetioniert auch gerne den weiter weg wohnenden Kollegen steuerlich. Auch den firmensubventionierten Parkplatz gönnt er dem Kollegen gerne.

    Deutschland als Volkswirtschaft scheint zumindest in den Köpfen der Menschen und Politiker immer noch zu sehr vom Auto abhängig zu sein. Ich glaube langfristig ist das ein Nachteil. Kleinere Volkswirtschaften ohne Automobilindustrie wie Österreich, Holland oder Dänemark sind längst an uns vorbeigezogen. (Nein hier gibt es AUF KEINEN FALL irgendeine Ursache Wirkung Beziehung, das ist reiner Zufall) Unsere Technologiekompetenz muß sich langfristig aber ohnehin auf andere Bereiche verlagern und das passiert zwangläufig ja auch schon.

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