Merkurtransit – Wetter fast gut/ Technik spinnt

BLOG: Pictures of the sky

Eine fotografische Reise durch's All
Pictures of the sky
Lange haben wir an einer Veranstaltung zum diesjährigen Merkurtransit geplant, doch immer wieder stellte sich die Frage,wie denn das Wetter letztendlich wird. Dies hat sich vorgestern zum Glück geklärt: Es war bei weitem nicht perfekt, doch sinnvolle Beobachtungen waren möglich.
Am Morgen gab es nebst einiger Cirren einen strahlend-blauen Himmel, also waren wir schon mal guter Dinge.
Merkur sollte um 13:12:18 MESZ vor die Sonne treten und den Transit mit dem 1. Kontakt beginnen. Natürlich wollte ich einen Teil dieser besonders Interessanten Zeitspanne fotografisch festhalten. Dafür hatte ich meine DMK 21AU618.AS Kamera dabei. Diese will nur dummerweise an einen Computer\Laptop angeschlossen werden, doch da wir in Darmstadt-Eberstadt auf dem über Wiese beobachteten, stand natürlich kein Strom zur Verfügung. Mir war also von vornherein klar, dass der Akku des Laptops keinesfalls den ganzen Tag durchhalten wird. Also hatte ich mir gut überlegt, zu welchen Zeitpunkten ich die Bilder aufnehmen wollte: zuerst beim 1./2. Kontakt, bei der Merkur einmal die Sonnenscheibe zum ersten Mal “berührt” und zum anderen komplett vor der Sonnenscheibe steht. Besonders interessant wäre dann noch die Phase, bei der Merkur nahe bei den Sonnenflecken AR2542 und AR2543 steht und zu guter letzt (sofern es das Wetter zulassen würde) der 3. und 4. Kontakt, bei der Merkur wieder austritt.
Dieses Bilderset hätte ich auch bestimmt sauber abarbeiten können, wenn denn nur die technischen Probleme nicht gewesen wären. Die Bildaufnahmesoftware wollte irgendwie nicht dass, was ich wollte und hing sich bei der ersten Testaufnahme der Sonnenflecken immer wieder auf. Als es dann nur noch 10 Minuten bis zum 1. Kontakt waren, entschied ich mich, den Laptop neu zu booten. Und das kostete wohl sehr viel Strom. Unter Verwendung der etwas älteren (und nicht Betaversion) des Bildaufnahmeprogramms lief es dann endlich einwandfrei.
So entstand folgende Aufnahme der beiden Sonnenfleckengruppen AR2542 (der größere Fleck) und AR2543:
Sonnenflecken AR2542 und AR2543 als Testbild
Sonnenflecken AR2542 und AR2543 als Testbild
Nun montierte ich die Kamera wieder ab ließ aber das Programm laufen, damit dann in der ernsten Phase zwischen dem 1. und 2. Kontakt alles schnell und reibungslos läuft.
Mit einem 15 mm Okkular am 200/1000 Newton, vor dem natürlich ein Sonnenschutzfilter (Weißlichtfilter) angebracht ist, tastete ich den Sonnenrand nach dem eintretenden Merkur ab. Die Spannung stieg und stieg, bis plötzlich jemand rief: 1. Kontakt!!!
Da war Merkur, bei mir im Spiegelteleskop unten rechts, auf 4 Uhr. Bis zur Hälfte des Eintritts konnte ich meine Augen nicht von dem Anblick reißen, als diese kleine Kugel vor die gigantische Sonnenscheibe zog. Danach ging es dann schnell und die Kamera war montiert.
Ich nahm eine Videoserie von jeweils ca. 1-2 Sekunden Dauer mit 60Bildern pro Sekunde auf. Die Videodauer wurde bewusst gering gehalten, um die Bewegung von Merkur einzufrieren.
Die Bilder, die dann am Folgetag mit autostakkert und mit Registax bearbeitet wurden, habe ich nun mittels Photoshop Elements 6 zu einer Gif Animation verarbeitet:
Animation des Merkurtransits vom 9.5.2016
Credit: Kevin Gräff Animation des Merkurtransits vom 9.5.2016. Zum Abspielen bitte auf das Bild klicken!

Hier die wichtigsten und besten Bilder

Merkurtransit, 1. Kontakt
Credit: Kevin Gräff Merkurtransit, 1. Kontakt
Merkurtransit, 2. Kontakt
Credit: Kevin Gräff Merkurtransit, 2. Kontakt
Auf obenstehendem Bild ist zu erkennen, dass Merkur nun wirklich als volle Kugel zu sehen ist. Im Teleskop ergab sich wirklich ein plastischer Eindruck, wie ihn Michael Khan bereits hier beschrieb.
Merkurtransit, 9.5.2016
Credit: Kevin Gräff Merkurtransit, 9.5.2016
Nach diesen Bildern fuhr ich den Computer herunter, um wenigstens noch etwas Akku zu sparen. Somit konnte ich wenigstens noch zwei Bilder mit Merkur nahe der beiden Sonnenflecken aufnehmen. Kaum war das letzte Bild auf der Festplatte, fiel der Computer auch schon aus. Naja, immerhin konnte ich die Daten noch retten da er erst nach dem Schreibvorgang den Dienst quittierte.

 

Dies ist besagtes Bild:

Merkur bei AR2542 und AR2543
Credit: Kevin Gräff Merkur bei AR2542 und AR2543

Hier kann man wunderbar die immense Größe der Sonnenflecken einschätzen. Merkur hat immerhin einen Durchmesser von ca. 5000 km und steht hier im Vergleich zu den Sonnenflecken näher an der Erde, wodurch er zusätzlich vergrößert erscheint.

 

Nun musste ich auf die Spiegelreflexkamera zurückgreifen, deren Handhabung bei der Sonnenfotografie doch sehr umständlich im Vergleich zu einer Webcam ist. Aber es ist nicht unmöglich, brauchbare Aufnahmen zu machen. Nach einer Periode von heftigem Wolkendurchzug, bei dem wirklich keinerlei Beobachtung möglich war, klarte es hin und wieder etwas auf.

Hier nun ein Bild auf der die gesamte Sonnenscheibe sichtbar ist.

Die gesamte Sonnenscheibe mit Merkur
Credit: Kevin Gräff Die gesamte Sonnenscheibe mit Merkur

Nach dieser klaren Periode tauchten dann wieder einige Wolken auf, doch zwischendurch konnten immer mal wieder Bilder fotografiert werden. Allerdings war ich mit dem Anschließen und Einstellen der Spiegelreflexkamera oftmals zu langsam im Kampf gegen die Wolken. Nach mehreren Fehlversuchen, bei denen die Wolken genau zum Zeitpunkt des Auslösens dicht machten, entschloss ich mich zur Fotografie mit dem Smartphone. Dabei verwendete ich ein 15mm Okular und hielt die Handykamera einfach daran. So entstand zum Beispiel folgendes Bild:

Merkur hinter Wolken, aufgenommen mit dem Smartphone
Credit: Kevin Gräff Merkur hinter Wolken, aufgenommen mit dem Smartphone

Merkur ist als winziger Punkt im oberen Wolkenloch auszumachen. Er bedeckt maximal 0,004% der Sonnenscheibe. Zwar ist das Radialverhältnis zwischen Merkur und Sonne noch viel kleiner, sodass man bei Überschlagsrechnungen einen sehr viel kleineren Wert erhält, doch man muss noch berücksichtigen, dass Merkur mindestens 0,307 AE (Perihelabstand) von der Sonne entfernt ist. Dadurch wird die Projektion von Merkur auf die Sonnenscheibe sehr viel größer und damit ist dieser Wert gut nachvollziehbar. Diese geringe Abschattung der Sonne ist nicht in der Lage, das Wetter auf der Erde zu beeinflussen, wie es der Mond zustande bringt. Bei einer Sonnenfinsternis,  die der Mond auslöst, wird es unter anderem beim Maximum sehr kühl, sodass sogar Wolkenbildung angeregt wird.

 

Als nun die Sonne langsam am Untergehen war, gelang mir mit der Spiegelreflexkamera noch folgendes Bild:

Merkur, circa eine Stunde vor dem 3. Kontakt
Credit: Kevin Gräff Merkur, circa eine Stunde vor dem 3. Kontakt
Ab hier war dann auch noch der Akku meiner Nachführung voll entleert. Bei einem Bleigelakku ist dies nicht gut, es kann sogar zum Totalverlust des Akkus führen. Mir fiel es erst auf, als meine Teleskopsteuerung nicht mehr im schnellen Gang fahren konnte. Als ich dann den Ladestand des Akkus überprüfte, war der Anzeiger sogar schon im weißen Bereich links neben dem roten Bereich!
Zum Glück ließ sich der Akku doch noch wiederaufladen. Er scheint auch noch zu funktionieren – da habe ich wohl noch mal Glück gehabt!
Das letzte brauchbare Bild und damit einhergehend auch die letzte deutliche Beobachtung gelang mir um ca.20:13 MESZ. Danach wurde es gegen den Horizont zu immer wolkiger. Zudem begannen Äste von Bäumen und Büschen an zu stören.

Merkur kurz vor dem Austritt
Credit: Kevin Gräff Merkur kurz vor dem Austritt
Alles in Allem war die Beobachtung des Transits ein voller Erfolg! Zwar zogen oftmals Wolken über die Sonne, die einen zu einem kurzzeitigen Beobachtungsstopp zwangen, doch diese Zeit konnte man wenigstens zum Fachsimpeln über alle möglichen technischen Details von Teleskopsteuerung und sonstigem nutzen.
Zudem konnten wir auf der Wiese immer wieder interessierten Passanten erklären, was da spektakuläres am Himmel passiert.

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Ich bin 1992 geboren und besuchte bis zum Abitur das "Gymnasium Gernsheim". Dort war ich in den Leistungskursen Mathe und Physik. Zur Zeit studiere ich Physik an der Technischen Universität in Darmstadt. Ich interessiere mich schon sehr lange für allerlei Wissenschaften, was wohl auch die Studienfachwahl begründen dürfte. Seit Ende 2006 beschäftige ich mich aktiv mit der Astronomie, worauf bald die Mitgliedschaft bei der Arbeitsgemeinschaft Astronomie und Weltraumtechnik Darmstadt folgte. Kevin Gräff

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