Dämonen II

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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»Alle strengen sich so an. Alles müsste gut sein. Ist es aber nicht.

Ich weiß, dass ich rausgehen sollte. Also will ich rausgehen. Ich muss mich darauf vorbereiten, wie das draußen sein wird. Ich könnte jemanden treffen. Jemand Fremdes oder jemand Bekanntes. Zum Beispiel meinen Nachbar. Ich würde mich in meinem Zustand wahrscheinlich merkwürdig verhalten. Würde ihm ausweichen. Wegkucken. Dann denke ich darüber nach, wie es wohl für meinen Nachbar sein wird. Er wird sich wundern. Und dann frage ich mich, wie er sich mein Verhalten erklären wird. Denn er wird es sich erklären wollen.

Vielleicht denkt er, die findet mich doch scheiße und die tut immer nur so nett. Und dann bereite ich mich darauf vor, den Nachbar zu treffen und eine entschuldigende Geste hinzuwerfen. Damit er denkt, die hatte einen schlechten Tag, mag mich aber. Er soll nicht denken, dass ich ihn nicht mag. Er würde enttäuscht sein. Ich will nicht, dass er enttäuscht ist.

Und warum muss ich mich selbst erhöhen, indem ich meinem Nachbarn abspreche selbst mit dieser Situation umzugehen. Und was maße ich mir an zu wissen, was in diesem Mann vorgeht? Wenn ich doch noch nicht mal weiß, was in mir vorgeht? Sagen diese Gedanken nicht viel mehr über mich aus? Warum ist der Mann in meiner Fantasie enttäuscht? Bin ich vielleicht enttäuscht? Bin ich mein Nachbar?

Ich merke, dass ich nicht merke, wenn ich mich in endlose Reflektionsschleifen verfange. Es ist verantwortungsvoller zu Hause zu bleiben.

In diesem Sommer habe ich versucht, mich nicht anzustrengen. Mit Erfolg. Auf den Nebenschauplätzen gab es Opfer: Arbeitslosigkeit und Zwangsvollstreckung. Dennoch war es die beste Zeit meines Lebens. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl annähernd so zu sein, wie ich bin. Seit langer Zeit habe ich zum ersten Mal gespürt wie es ist, überhaupt etwas zu wollen. Bisher meine beste Intervention.

Seit drei Tagen ist die Energie wieder weg. Der Inhalt der letzten Zeilen kaum noch glaubwürdig. Die Depression beherrscht meine Gedanken. Deshalb versuche ich nicht zu denken. Wie ein Tier.«

* Auszüge aus einem Interview zum Thema Depression

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

8 Kommentare

  1. Ego-Shooter

    Kann es sein, dass das Spielen von einigen Runden eines Ego-Shooters die subjektive Einstellung zur Umwelt verbessert?

    Vielleicht, wenn man zuerst einen leichteren, relativ humanen Ego-Shooter spielt (z. B.: Halo-1+2+3 oder Time Splitters 3: Future Perfect), und dass man sich dann erst zu einem brutalerem Horror-Schocker weiter hinauf trainiert (z. B.: Dead Space oder Chronicles of Riddick: Assault on Dark Athena)?

    Man sollte aber nicht so weit trainieren, dass man den Nachbarn mit der Schrotflinte begrüsst.

    Ich selbst habe allerdings weder Schwierigkeiten mit meinen Nachbarn, noch haben meine Nachbarn Schwierigkeiten mit mir, und deshalb kann ich nicht beurteilen, ob mein Vorschlag wirklich gut ist.

  2. Denkste

    Dass Tiere nicht denken, ist ein Trugschluss. Sie denken etwas anders als wir. Aber sie denken.

    Das mit den reflexiven Endlosschleifen kenne ich auch. Ich habe das so gelöst, dass ich sozusagen vorsätzlich schizophren geworden bin. Ich habe einen Teil meines Selbst für die Endlosschleifen reserviert, und einen anderen Teil für das Tun. Klappt nicht immer, aber recht oft. Jedenfalls sind mir diese “Dämonen” nur all zu vertraut.

  3. @ Karl Bednarik

    Dass Spieler von Ego-Shootern ihre Nachbarn mit der Schrotflinte begrüßen, halte ich für ein Gerücht. Nein, vielmehr empfinde ich ein solches Statement als dreist/menschenverachtend. Jedoch ist mir nicht entgangen, dass es sich hier um einen Scherz handeln sollte. Dennoch gibt es leider genügend Köpfe, die sich auf diese Art von den Politikern vernebeln lassen.

  4. Virtuelle Realität und Phobien

    Ich meinte eigentlich mit meinem Beitrag insgesamt, dass man schon versucht hat, mit Hilfe der virtuellen Realität verschiedene Phobien abzutrainieren.

    Man kann zum Beispiel in der virtuellen Realität einer Person mit Höhenangst vorspielen, dass sie sich in einer grossen Hohe befindet, und diese Person kann dann dadurch lernen, mit grossen Höhen umzugehen.

    Wenn jemand mit Begeisterung Dead Space spielt, dann hat er bestimmt einige Phobien weniger.

    Ich würde ja auch gerne “Doom 3: Resurrection of evil” spielen, aber meine Reaktionsgeschwindigkeit ist dafür leider noch zu langsam, so dass ich an einer bestimmten Stelle nicht mehr weiter komme.

    Ein Arbeitskollege meinte, dass man nach dem Durchspielen von “Doom 3” eine Psychotherapie benötigt, und dass man innerhalb dieses Spieles Angst bekommt, um die nächste Ecke zu gehen, obwohl man sich eigentlich gar nicht in einer realen Gefahr befindet, und man das auch genau weiss.

  5. Videospiele

    Ich habe Dead Space bereits gespielt (wenn auch nur 2-3 Stunden und halte es eigentlich horrortechnisch eher für leichte Kost. Dennoch macht es viel Spaß.

    Ich fand immer Resident Evil besonders gruselig. Genauer gesagt, den ersten Teil, aber nicht für die Play Station, sondern das Remake für den Gamecube. Die Räume sehen buchstäblich fotorealistisch aus. Die Stimmung ist zu jeder Zeit lebensbedrohlich, außerdem hat man nur begrenzte Munition sowie Heilgegenstände, um sich Zombies und Monster vom Leibe zu halten, also muss man oft einfach fliehen, was auf engem Raum schwer sein kann. Dazu kommt dass jeder Zombie eine tickende Zeitbombe ist, denn nach dem Tod mutieren diese mit der Zeit zu Crimson Heads, welche schneller sind als der Hauptcharakter und brüllend mit Klauen und Zähnen angreifen um hohen Schaden anzurichten. Wie sehr habe ich mich innerlich verflucht, nachdem ich in einem Raum fünf Zombies erschossen hatte und eine Stunde später diesen erneut passieren musste und genau wusste, was mich dort erwartet. Noch schlimmer ist es wenn man einen verwinkelten Raum betritt und irgendwo die Geräusche eines solchen Gegners hört, ohne ihn sehen zu können.

    Im übrigen soll erwähnt sein, dass ich Spiele wie Metroid und Castlevania favorisiere. Aber ich schweife ab.

    Nun, ich wünschte, ein Spiel könnte mir meine Spinnenphobie abtrainieren…

  6. Meine Frage

    Meine Frage lautet nun:

    Kann man mit Hilfe der virtuellen Realität diese “Dämonen” abtrainieren?

    Rein theoretisch kann man jeden Denkvorgang bis zur Perfektion einüben.

    In der virtuellen Realität existiert, wie leicht einsehbar ist, niemals eine reale Gefahr.

    Hinweis:

    Beginnen Sie keinesfalls mit “Doom 3”.

  7. eher nein

    Ich bezweifle, dass man damit Phobien wirklich abtrainieren kann. Wirklichkeit und Realität sind doch noch ein Unterschied. Deswegen machen Egoshooter ja nicht notwendigerweise agressiv.

    Man kann sich wohl gewisse Fähigkeiten antrainieren durch virtuelle Welten. Militärtreining ist da so ein Beispiel. Aber normalerweise ruft Sowas weder Phobien hervor noch kuriert es sie. So tief geht die virtuelle Welt nicht.

  8. Depressionen Dämonen

    Der o.a. Artikel liest sich Gut ,lang und breit wird erklärt wie das ist solche Depressionen zu Haben .
    llerdings , keiner kann Erleutern wo Depreesionen her kommen noch warum sie kommen und das Wichtigste , wie sie weg gehen , also insofern ist der Artikel wenig Hilfreich .

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