Beo-Tipps 7/14

BLOG: Raumschiff Erde

Amateurastronomie und -Raumfahrt
Raumschiff Erde

Hallo liebe Leser,
ich melde mich aus der Klausurpause mit den Beobachtungstipps für Juli zurück. Die Tipps werden nun monatlich weitergeführt. Dafür ausführlicher und mit einer neuen Kategorie; dem Objekt des Monats. Im Objekt des Monats wird ein Himmelsobjekt und dessen Beobachtung besonders genau betrachtet.

Diesen Monat ist das der Cirrus-Nebel.:

Cirrus Nebel

Der Cirrus-Nebel ist ein alter Superovaüberrest und eigentlich ein ganzer Nebelkomplex, der zur großen “Schwan-Schleife” gehört. Er besteht hauptsächlich aus den Teilen “Sturmvogel” (NGC 6960), “Knochenhand” (NGC 6992) und dem “Triplet” dazwischen (NGC6979/6974) Der gesamte Komplex ist über eine Fläche verstreut, die etwa 5-6x den Vollmonddurchmesser hat. Somit ist er nie ganz in einem Teleskop zu sehen, man kann aber wunderbar die Einzelnen Bereiche abfahren. Der Nebel, besonders der Teil “Sturmvogel” ist leicht zu finden. Man findet ihn indem man von Gamma Cygni dem östlichen Flügel folgt zu Epsilon Cygni und dann einen kleinen Schwenk zur Seite zum Stern 52 Cyg. Schon hat man den Nebel gefunden. Unter sehr gutem (dunklen) Himmel kann man den Nebelkomplex schon mit 4″ oder sogar einem guten Fernglas sichten. Richtig Spaß macht er aber erst ab 8-10″. Er reagiert besonders gut auf UHC, bei größeren Optiken auch gerne OIII Filter. Mit 70-100 facher Vergrößerung kann man sich dann viel Zeit nehmen um jedes Nebelfilament unter die Lupe zu nehmen. Der Anfänger kann sich an den helleren Teilen des Komplexes erfreuen, der Fortgeschrittetene Beobachter kann mit entsprechender Öffnung versuchen das letzte Filament entlang der Spitze des Triplets herauszukitzeln. Diese erstrecken sich nämlich quer über die Fläche bis auf die andere Seite des Nebels. (Sehr schön auf Fotos zu sehen)

Der Sommerhimmel ist sehr spektakulär und steht eigentlich ganz im Zeichen der großen Gasnebel und Wasserstoffgebiete. Besonders im Schwan findet man viele dieser Nebelgebiete, die bei genauerer Betrachtung fast alle zu einem riesigen Komplex gehören.

Sternbild Schwan

Anfänger/Fernglas/kleines Teleskop:

Für kleine Optiken drängt sich ein Streifzug duch die Sommermilchstraße geradezu auf. Unter sehr dunklem Himmel kann man hier im Schwan beim Stern Deneb den großen Nordamerikanebel erahnen. Direkt daneben der Pelikannebel.
Sie sind immer ein Versuch wert, allerdings haben wir bei uns nur sehr selten so gute Bedingungen. Wesentlich einfacher ist da der Hantelnebel (M27) in der Nähe des bunten Doppelsterns Albireo. M27 ist schon im Ferglas gut zu sehen und mit kleinem Teleskop mit Nebelfilter ein Kracher. Albireo ist ein Doppelstern mit einer “heißen” und einer “kalten” Komponente.
Der heiße Stern ist deutlich bläulich weiß gefärbt, während der etwas kühlere Begleiter gelb-orange leuchtet. Albireo wird sehr gerne bei Führungen gezeigt um im direkten Vergleich diesen Zusammenhang zu erklären. Auf der anderen Seite des Schwans findet man im kleinen Sternbild Leier einen weiteren planetarischen Nebel, den Ringnebel(M57). Er ist genau wie M27 ein Überrest eines explodierten Sterns (genauer: die äußeren Hüllen) und ebenfalls sehr gut zu sehen. M57 profitiert auch ebenso von einem Nebelfilter, ist aber um einiges kleiner als der Hantelnebel. Bewegen wir uns an der Sommermilchstraße weiter gen Süden, finde wir an der südlichen Spitze des Adlers den sogenannten “Wildentenhaufen”(M11), den ich für den schönsten offenen Sternhaufen an unserem (Nord-)Himmel halte. Er ist ein tolles Objekt für kleine Vergrößerungen bis etwa 50-60 mal. Jetzt kommen wir über die Schildwolke langsam in den Bereich des Zentrums unserer Galaxis Richtung Schützen (oder auch liebevoll “Teekesselchen”) Kurz Aufeinander folgen hier die Highlights Adlernebel (M16) in dem sich die berühmten “Säulen der Schöpfung” befinden, Schwanennebel oder Omeganebel (M17) – mein Lieblingsobjekt, auch wenn man zum Beobachten mit dem Dobson quasi auf dem Boden liegen muss 😉 – , Triffidnebel (M20)
und der große Lagunennebel (M8) Im Fernglas ist bei diesen Objekten gerade die Form erkennbar, im kleinen Teleskop dagegen kann man schon Details in den Nebeln ausmachen.
Öffnung ist eben nur durch mehr Öffnung zu ersetzen…

südlicher Nordhimmel

Fortgeschrittene/größeres Teleskop:

Für größere Öffnungen so ab 8″ aufwärts sind natürlich auch die oben genannten Objekte quasi Pflicht, aber es gibt auch das ein oder andere Schmankerl. Ab dieser Öffnung kann man auch einen stärkeren Nebelfilter einsetzen, und so wird zb der Cirrus-Nebelkomplex im Schwan besonders empfehlenswert. Ein weiteres Objekt ist der Crescent-Nebel(NGC6888) ein recht kleiner Nebel mitten im Schwan auf halber Strecke zwischen den Sternen Gamma und Eta Cygni. In wirklich großen Geräten (ab 12″) ist sogar die Netzstruktur erkennbar. Außerdem Sollte man sich in der Nähe von M16 und M17 nicht den kleinen (Zwerg-)Planeten Pluto entgehen lassen. Er sollte mit ca. 14mag mit 8″ noch gut erkennbar sein.

Tatsächlich ist im Moment auch ein mit 9,8mag relativ heller Komet (Catalina) im Sternbild Andromeda in den frühen Morgenstunden zu sehen. Leider habe ich mir noch nicht die Bahndaten dafür aktualisiert.
Hier kann man sich anschauen, wo er steht, bzw. stehen wird.

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Veröffentlicht von

www.astrotobi.de

Seit Ich 2003 zu Weihnachten mein erstes Teleskop geschenkt bekam hat mich der "Astrovirus" und alles was damit zu tun hat gepackt. Ich studiere zur Zeit Luft- und Raumfahrttechnik an der FH in Aachen und bin dort auch an der Volkssternwarte sehr aktiv. Vor meiner Studienzeit war die Starkenburg-Sternwarte Heppenheim e.V. (611) mein Heimatobservatorium bei dem ich immer noch Mitglied bin. Am meisten macht mir die Öffentlichkeitsarbeit Spaß. Was gibt es schöneres als staunende Besucher beim Anblick des Sternenhimmels? Ich versuche so oft wie möglich mit dem Teleskop zu Beobachten und mich mit Anderen auszutauschen. 2008 entdeckte ich mit Matthias Busch meinen ersten Kleinplaneten an der Starkenburg Sternwarte Heppenheim und bin Mitglied im Teide Observatorium Tenerife Asteroid Sourvey (TOTAS) welches zum Großen Teil an diese Arbeit anknüpft bzw. primär nach Near Earth Objects (NEO) sucht. Im Rahmen meines Studiums bin ich außerdem an dem Pico-Satellitenprojekt "Compass 2" beteiligt, welches zum Ziel hat schon den zweiten Cubesat der FH Aachen von Studenten zu bauen und zu betreiben.

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