Blogteleskop #56

BLOG: RELATIV EINFACH

… aber nicht einfacher
RELATIV EINFACH

Erstmals ist auf diesem Blog heute Florian Freistetters Blog-Teleskop zu Gast — mit einem Rückblick auf einiges von dem, was in den letzten zwei Wochen auf den astronomie-affinen deutschsprachigen Blogs so los war. Machen wir uns also auf in die virtuellen astronomischen Weiten.

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Bevor wir uns von unserem Beobachtungsstandort entfernen, noch ein wenig Fortbildung. Mit einem Video zur Astropraxis, genauer: zur Astrofotografie auf Meine kleine Astro-Welt. Dann lassen wir uns bei Astrodicticum Simplex ins Gedächtnis zurückrufen, wie das nun funktioniert mit der Sternzeit und der sphärischen Astronomie. Mit noch verbleibenden offenen Fragen wenden wir uns auf Empfehlung von Hinterm Mond gleich links an die singenden Bibliothekare unseres Vertrauens. Alles geklärt? Dann man los:

0,3 mLs: Astrofan80 bietet uns leuchtende Nachtwolken (und ein Bild der Milchstraße) sowie einen Iridium-Flare.

3 mLs: Astronomers do it at night berichtet über die katastrophalen Zustände, unter denen die astronomischen Kollegen in Italien derzeit leiden. alt

Was gab’s sonst noch so hier auf der Erde? Einen bunten Überblick liefert Astrodicticum Simplex, vom Pepsi-Ärger bei den ScienceBlogs über die Coolheit der Astronomie und Stipendien für Studierende bis hin zu Big Bang Boom-Graffiti-Animation und dem Periodensystem des irrationalen Unsinns. Dann gibt’s da noch Menschen, die Atlanten auf Autobahnen werfen. Und, in der Rubrik “Outgoing” und “Incoming”, bei Solscape verschobene Spaceshuttle-Starts und eine Meldung zur vielleicht-doch-Asteroidenstaub-Heimbringersonde Hayabusa. Das ASL 2010 hat noch freie Plätze. Und es ist heiß.

1,2–24 mLs: Auf Zündspannung berichtet Mierk aus dem russischen Kontrollzentrum über Plasmaexperimente, die sie gerade auf der ISS durchgeführt hat (Teile 1, 2, 3, 4, 5).

1,3 Ls: Astrodicticum Simplex berichtet über die Spuren der Apollo-16-Mission, die der Lunar Reconaissance Orbiter auf dem Mond beobachtet hat. 

1,3 Ls–80 Lmin: Die Himmelslichter präsentieren eine Planetenparade: Venus, Mars und Saturn am Nachthimmel, mit dem Erdmond als Aufsuchhilfe.

16 Lmin: Hinterm Mond gleich links hat research-blogging zu der Frage zu bieten, wo denn der Marsmond Phobos herkommt. 

20 Lmin: 472 Roma war zumindest einigen Astronomen nicht besser gesonnen als die italienische Zentralregierung. Die Bedeckung von Delta Ophiuchi durch diesen Asteroiden konnten jedenfalls weder die Asterythms noch das Astroblog Bad Lippspringe beobachten. Mehr dazu gibt es dann auf Himmelslichter, wo die vorläufigen Ergebnisse von 15 Beobachtern zusammengestellt sind. Roma ist (danke, Carolin, für die Links!) auch in den Astroforen heißes Gesprächsthema, etwa auf Astronomie.de und auf dem Astrotreff.

25 Lmin: Das heißeste Thema dieser zwei Wochen ist nicht die italienische, sondern die (alte) französische Hauptstadt: Lutetia! Die ESA will medial nicht hintenanstehen und hat der Rosetta-Sonde aus dem Anlass ihres Vorbeiflugs an 21 Lutetia gleich ein eigenes Blog spendiert. Auch Go for Launch und Hinterm Mond gleich Links haben den Flyby der Rosetta-Sonde live gebloggt, und Astronomers do it at night liefert als Hintergrundstory, wie die ESA das Ereignis an diesem Abend den nach Darmstadt geladenen Medien-Gästen präsentierte. Diverse weitere Blogs weisen auf das Ereignis hin und zeigen die schönen Aufnahmen, die die Sonde vom Asteroiden gemacht hat. 

3,9 Lh: Solscape hat eine Pressemitteilung der MPG verlinkt, in der aus Beobachtungen des Weltraumteleskops Herschel darauf geschlossen wird, dass der Planet Neptun möglicherweise vor 200 Jahren von einem Kometen getroffen wurde. 

4–75000 Lj: Allgemein zum Bereich “Sterne in unserer Heimatgalaxie”: Das Studienblog hat sich eine Mitteilung der Kollegen vom MPI für Radioastronomie vorgenommen, die etwas neues zu Schwankungen der Rotationsperiode von Pulsaren herausgefinden haben – und hoffen, dass ihnen das bei der Suche nach Gravitationswellen hilft. Hier auf Relativ Einfach gab es Anmerkungen zur Analogie zwischen dem YouTube-Projekt “Das Leben in einem Tag” und der Art und Weise, wie Astronomen z.B. die Lebensläufe der Sterne ergründen.

730 Lj: Astrodicticum Simplex stellt eine Arbeit der Kollegen aus Jena vor: eine neue Methode, Exoplaneten nachzuweisen, indem man nach leichten zeitlichen Variationen beim Transit eines bekannten Exoplaneten sucht. 

10000 Lj: Außerdem stellt uns Florian (der, so meine Vermutung, pro Nacht nur ca. 5 Minuten schläft und ansonsten Blogbeiträge schreibt) in Astrodicticum Simplex eine Meldung dazu vor, dass Riesensterne auch nicht anders geboren werden als ihre masseärmeren Verwandten.

Zwischenbemerkung: Die Extragalaktik ist mal wieder total unterrepräsentiert. Wie isses, Helmut – gar nichts neues bei der Galaxienentwicklung?

Und damit sind wir schon fast am Ende (bzw. am Anfang):

13,7 GLj: Auf LindauNobel ein kurzer Beitrag von mir dazu, warum der Empfänger, mit dem Penzias und Wilson die kosmische Hintergrundstrahlung nachwiesen, heute im deutschen Museum steht, sowie ein Artikel über John Mather (von CMB zu JWST) und der erste Teil eines Interviews mit George Smoot.

Und das war’s. Wobei ich nicht schließen möchte, ohne zu erwähnen, dass Promotion mit Interferenzen guten Grund hatte, in den letzten zwei Wochen keinen neuen Beitrag zu schreiben: Glückwunsch an den stolzen Vater, und die besten Wünsche für Frau und Kind!

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Markus Pössel hatte bereits während des Physikstudiums an der Universität Hamburg gemerkt: Die Herausforderung, physikalische Themen so aufzuarbeiten und darzustellen, dass sie auch für Nichtphysiker verständlich werden, war für ihn mindestens ebenso interessant wie die eigentliche Forschungsarbeit. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam blieb er dem Institut als "Outreach scientist" erhalten, war während des Einsteinjahres 2005 an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und schuf das Webportal Einstein Online. Ende 2007 wechselte er für ein Jahr zum World Science Festival in New York. Seit Anfang 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, wo er das Haus der Astronomie leitet, ein Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, seit 2010 zudem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie und seit 2019 Direktor des am Haus der Astronomie ansässigen Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union. Jenseits seines "Day jobs" ist Pössel als Wissenschaftsautor sowie wissenschaftsjournalistisch unterwegs: hier auf den SciLogs, als Autor/Koautor mehrerer Bücher und vereinzelter Zeitungsartikel (zuletzt FAZ, Tagesspiegel) sowie mit Beiträgen für die Zeitschrift Sterne und Weltraum.

2 Kommentare

  1. 5 Minuten

    5 Minuten Schlaf pro Nacht? Ha – schön wärs. Das schaff ich nur am Wochenende; normalerweise sinds so 2 Minuten 😉

    Ne – ich schlaf schon ordentlich. Aber es ist erstaunlich, was man alles geschafft kriegt, wenn man keinen Fernseher hat (und noch dazu 5 Tage die Woche am Arsch der Welt verbringt; abseits aller anderen Möglichkeiten der Aktivität 😉 )

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