Hat Wissenschaft Methode?

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… aber nicht einfacher
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Das Artikelpaar “Streitfrage: Die Wissenschaft der Venus” (Alexander Mäder) und “Streitfrage: Die Pseudowissenschaft der Globuli” (Kai Kupferschmidt) hat mich an ein Thema erinnert, über das ich länger schon einmal bloggen wollte: vereinfachte Karikaturen der wissenschaftlichen Methode, und die Frage, inwieweit “die wissenschaftliche Methode”, singular, überhaupt ein sinnvoller Ausdruck ist.

Die erwähnten Karikaturen – mein Begriff; gemeint sind sie keineswegs so – kenne ich vor allem im Zusammenhang mit US-amerikanischen Science Fairs, aber auch an anderen Stellen, wo vereinfacht erklärt werden soll, wie Wissenschaft funktioniert. Science Fairs sind so etwas wie Jugend forscht als Massenveranstaltung. In bestimmten Jahrgangsstufen einer High School ist es nicht selten Pflicht für jeden Schüler und jede Schülerin, sich mit einer einfachen Forschungs-Fragestellung zumindest am innerschulischen Teil des Wettbewerbs zu beteiligen. Das ist längst Teil der dortigen Kultur, so dass die Science Fair, samt dem obligatorischen künstlichen Vulkan, den garantiert immer irgendjemand baut, auch auf TVTropes.com einen Eintrag hat. Wo Wettbewerb mit Schülern, da Versuche, den Schülern (bzw. ihren [Helikopter-]Eltern) eine Anleitung an die Hand zu geben. Schön einfach, damit jeder dem Rezept folgen und wissenschaftlich arbeiten kann.

Dabei kommen Diagramme heraus wie dieses hier (ein Hybrid aus Anleitungen wie hier, hier, oder hier) zu den “Grundlegenden Schritten der (natur-)wissenschaftlichen Methode”:

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Das ist ja nun nicht ganz falsch, aber es als DIE WISSENSCHAFTLICHE METHODE zu verkaufen, zeichnet ein ganz schiefes Bild. Die weiteren Anleitungstexte auf den oben verlinkten Seiten bestärken das noch:  “Die wissenschaftliche Methode beginnt immer mit der Frage” – “Bei einem fairen Experiment darf man immer nur einen Faktor zur Zeit verändern”, und so weiter. Das führt direkt zu dem Vorurteil, es gäbe überhaupt eine Prozedur, von der ersten Frage bis zur Veröffentlichung, diese Prozedur (implizit: und nichts anderes) sei “Wissenschaft”, und wer davon abweiche, verhalte sich unwissenschaftlich. Die Beschreibung der einzelnen Schritte lässt die Wissenschaft wie ein durch und durch systematisches, rationales Vorhaben erscheinen.

Ich habe an dem, was Paul Feyerabend geschrieben hat, eine Menge auszusetzen, aber zumindest diejenigen Aussagen in “Wider den Methodenzwang”, die man als Kritik an dieser Art von naivem Wissenschaftsverständnis lesen kann (Feyerabend geht anschließend noch deutlich weiter), kann ich voll und ganz unterschreiben. Teile der wissenschaftlichen Praxis können ganz und gar irrational sein. Wie ein Wissenschaftler auf seine Ideen kommt, ist vollkommen schnuppe. Ob einem eine neue Theorie im Traume kommt, ob man sich durch welche Religion auch immer inspirieren lässt, eine bestimmte Hypothese zu formulieren, ist ganz egal. Und die Wissenschaftler müssen auch keinem starren Schema folgen, schon gar nicht dem hier genannten. Ich kann einfach so experimentieren, einfach um zu sehen, was passiert. Ich muss mein Ergebnis nicht veröffentlichen, sondern kann erst einmal selbst weiterforschen.  Das Literaturstudium wird typischerweise nebenher laufen und nicht mehr Teil einer Vorgehenskette sein. Und so weiter.

All diese völlige Methodenfreiheit geht in dem strengen Korsett verloren. Was herauskommt, ist ein gänzlich falsches Bild davon, wie Wissenschaft funktioniert. Dass in der Wissenschaft trotz der Freiheiten bei weitem nicht “alles geht” (Anything goes – Feyerabend nochmal), liegt an dem nicht recht in ein Flussdiagramm pressbaren Satz an Verhaltensregeln der Wissenschaftler, die noch am ehesten die Bezeichnung “wissenschaftliche Methodik” verdienen, aber alles andere als ein starres Schema mit Schritt-für-Schritt-Rezept sind.

Diese Verhaltensregeln sind im Grunde genommen recht einfach – und jeder vernünftige Mensch, der sich vor die Aufgabe gestellt sieht, Regeln zu formulieren, wie man möglichst viel allgemein teilbares, kommunizierbares, akzeptierbares und verlässliches Wissen finden und verbreiten kann, würde wahrscheinlich ganz ähnliche Regeln formulieren.

Etwa die Regel Aussagen müssen möglichst klar/eindeutig/unmissverständlich sein. Logisch: Man kann sein Wissen nicht mit möglichst vielen Menschen erfolgreich teilen, wenn bei jedem dieser Menschen etwas anderes ankommt. Also: schwammige Ausdrücke vermeiden, möglichst eindeutig definierte Begriffe verwenden oder bei Bedarf gezielt neu definieren.

Über die Eindeutigkeit und Unmissverständlichkeit kommen wir dann allerdings auch auf den ersten paradoxen Zug der Wissenschaft. In vielen Fällen sind mathematische Formulierungen das Beste, was sich an Eindeutigkeit und Unmissverständlichkeit erreichen lässt. Aus so formulierten Aussagen lassen sich eindeutige Schlussfolgerungen ziehen; wer sein Wissensgebiet mathematisch modellieren kann, ist daher klar im Vorteil. Die Einführung von Fachbegriffen ist eine weitere Kulturtechnik, die hier hilft. Bei Alltagsbegriffen besteht nun einmal immer die Gefahr von Verwechslungen und falschen Assoziationen; die Bedeutung von Alltagsbegriffen ist oft wolkig/schwammig; wer eindeutige Aussagen treffen möchte, tut oft gut daran, eigene Begriffe neu zu definieren, die genau dem gewünschten Vermittlungszweck dienen.

Beides, die Mathematik und die Fachausdrücke, machen die Wissenschaft automatisch weniger unmittelbar und allgemein zugänglich. Wer verstehen will, was die Wissenschaftler da sagen, muss sich erst einarbeiten – und das kann einige Zeit dauern. Das ist ganz klar eine Werteentscheidung: Die Wissenschaft hat sich entschieden, dass es wichtiger ist, wenn diejenigen, die sich eingearbeitet haben, eindeutig/klar/unmissverständlich miteinander kommunizieren können, als wenn jedermann ohne große Vorbereitung verstehen und teilen kann, was da vorgeht.

Aus dieser ersten leiten sich eine ganze Reihe von spezifischeren Regeln für die Prais ab: Wer in einem Teilgebiet der Wissenschaft mitmischen will, sollte tunlichst die Sprachregelungen und Fachbegriffe kennen und richtig benutzen, ebenso die benötigten mathematischen Methoden. Wenn es darum geht, zu beurteilen, ob ein Student sich z.B. über eine Hausarbeit oder gar eine Abschlussarbeit für einen Abschluss (oder Teile davon) qualifiziert hat, dann wird auf diesen Aspekt sehr genau geachtet: Verwendet der Student die Begriffe richtig? Hat er/sie verstanden, was gemeint ist? Drückt sie/er sich sorgfältig genug aus?

Eine zweite Regel: Argumente müssen logisch sein. Wer eindeutige Begriffe formuliert hat, kann auch logisch damit argumentieren. Mit schwammigen Begriffen geht das nicht. Ist der Eisbär, den ich hier vor mir habe, schwarz oder weiß? Beides: Die typische Fellfarbe ist weiß, die Hautfarbe darunter schwarz. Die ursprüngliche Frage war nicht eindeutig genug formuliert. Frage ich nach der Hautfarbe, bekomme ich (in der Regel) eine eindeutige Antwort, die ich als logische Aussage auffassen kann – zu letzterer Auffassung gehört, dass Schlüssse zulässig sind wie: Was schwarz ist, kann nicht nicht-schwarz sein; weiß ist nicht-schwarz, also ist der Eisbär nicht weiß, und so weiter.

Ich hatte durchaus schon esoterische Literatur in der Hand, in der die Argumente (wenn man sie denn im strengen Sinne überhaupt so nennen war) keiner strengen Logik folgten – da wurde viel mit Assoziationen gearbeitet, “sieht aus wie” und “ist analog zu” und “ist das nicht wie?” und so wurde ein aus meiner Sicht ziemlich wirres Behauptungsgeflecht produziert, das zumindest ich nicht nachvollziehen konnte. Wieweit man solchen Assoziationsketten folgen will, ist jedem selbst überlassen, und Akzeptanz ist weniger eine Sache des zwingenden Schließens und Begründens als eines persönlichen “klingt richtig” oder “fühlt sich richtig an”. So mag man Aussagensysteme formulieren können, für die sich genau jene begeistern, denen eben diese Aussagen zusagen. Aber wenn wir ein System von Aussagen suchen, das möglichst breit akzeptierbar ist, und zwar auch für jene, die der Endaussage, welche aus einer Schlusskette folgt, nicht spontan und ohne tiefere Begründung zustimmen würden, dann ist logisches Argumentieren eine wichtige Zutat. Bei einem logischen Argument, so es denn detailliert genug ausgeführt ist, sollten je zwei vernünftige Menschen übereinstimmen können, ob es tatsächlich logisch ist oder nicht.

Daraus, dass Behauptungen eindeutig definiert und logischen Argumenten zugänglich sein sollen, folgt, dass sie in der Regel weitere Konsequenzen zulassen. In der Wissenschaft gilt: Jede logische Folgerung aus einer wissenschaftlichen Behauptung ist legitim, sollte gezogen und überprüft werden. Insbesondere gilt: Wenn aus einer wissenschaftlichen Behauptung zwingend eine Aussage folgt, die falsch ist, dann ist auch die ursprüngliche Behauptung falsch. Das hilft beim Ausmisten. Hat man eine Behauptung ad absurdum geführt, dann war’s das. (In der Praxis wird diese Klarheit etwas dadurch aufgeweicht, dass für die eigentlichen Experimente zusätzlich zur zu testenden Grundaussage typischerweise noch weitere Komponenten – Modelle – eine Rolle spielen; an denen kann das Scheitern auch liegen; vgl. meinen Dreiteiler “Theorien, Modelle, Experimente” hier, hier und hier.)

Das ist in anderen Behauptungs- oder Glaubensystemen anders. Wenn in einer gegebenen Religion behauptet wird, eine bestimmte Göttin sei allmächtig und könne also im Prinzip alles, dann wird jenem Klugscheisser, der fragt, ob jene Göttin denn auch einen Stein zu erschaffen fähig sei, der so schwer sei, dass sie ihn selbst nicht heben könne, wahrscheinlich ein scharfer Wind entgegenblasen; sein Anspruch, aus der Allmachtsaussage etwas ableiten zu wollen, dürfte zumindest von den meisten Gläubigen als frivol aufgefasst werden. Hintergrund dürfte sein, dass solche Aussagen im allgemeinen nicht wissenschaftlich testbare, konkrete Attribute beschreiben, sondern eher ein eher poetisch-symbolischer Ausdruck dafür sind, wie weit die Göttin über normalen Menschen steht und wie groß die Unterschiede zwischen uns und ihr sind.

In der Wissenschaft sind solche Folgerungen legitim. Und wenn z.B. ein Herr Gödel daherkommt und zeigt, dass mathematische Theorien in einem ganz bestimmten Sinne nicht allmächtig sind, dann wird das als eines der beeindruckendsten Ergebnisse der Mathematik festgehalten.

Apropos “möglichst viel” Wissen finden: Besonders großen Informationsgehalt haben allgemeine Aussagen. Wenn ich sage, dass dieser Würfel hier, so ich ihn denn loslasse, auf den Boden fallen wird, dann enthält das deutlich weniger Information als wenn ich behaupte, das sei ein allgemeines Verhalten aller massebehafteter Objekte nahe der Erdoberfläche (so sie denn schwerer als die Luft sind, die sie verdrängen). An dieser Stelle greifen die bereits genannten Regeln, denn wenn ich diese Aussage so definiert habe, dass die anderen Wissenschaftler irgendwo auf der Erde wissen, was gemeint ist, dann ist legitim, wenn sie logisch daraus folgern, dasselbe müsse auch für ein melonenförmiges Metallstück in ihrem eigenen Laboratorium gelten. Gilt es nicht, dann gibt es ein Problem mit meiner Aussage.

Es ist keine zwingende Regel, aber eine dringende Empfehlung der Wissenschaft so, wie sie heute praktiziert wird: Versuche, deine Aussagen so allgemein wie möglich zu formulieren und aus den vielen Einzelphänomenen allgemeine Gesetzmäßigkeiten abzuleiten. Und auch hier ist eine Alternative denkbar, eine Wissenschaft nämlich, in der systematische Verallgemeinerungen verpönt sind, sondern möglichst viele Einzelfakten genau und umfassend dokumentiert werden. Dabei würde man aus heutiger Sicht extrem viel an möglichem Erkenntnisgewinn aufgeben; andererseits bewegt man sich mit allgemeinen Aussagen auf anderem Terrain als mit bloßer Dokumentation, denn allgemeine Aussagen lassen sich ihrer Natur nach nicht komplett beweisen (Ausnahme: reine Mathematik). An dieser Stelle gibt es eine unvermeidbare Unschärfe. In der heutigen Wissenschaft hat es sich eingebürgert, diese Unschärfe inkauf zu nehmen, aber das ist wiederum eine Entscheidung, die man auch anders hätte treffen können.

Gerade weil sich allgemeine Aussagen (außer in der reinen Mathematik) nicht letztgültig beweisen lassen, wird interessant, mit welcher Begründung Wissenschaftlerin X denn überhaupt dazu kommt, für eine bestimmte Aussage Allgemeingültigkeit zu postulieren. Wieviele Versuche hat sie vorgenommen, und unter welchen Bedingungen? Wieviele Korpora hat sie ausgewertet, bevor sie die Behauptung aufstellte, in der Sprache Y gäbe es diese oder jene grammatische Regelmäßigkeit? Das führt zu einer wiederum sehr wichtigen Regel: Dokumentiere deine Argumentationsketten so, dass andere sie nachvollziehen können. (In der Praxis heißt dies: “dass andere Wissenschaftler des gleichen (Teil-)Faches sie nachvollziehen können”, aber im Prinzip gilt wieder: Gegeben genügend Zeit und Motivation, sollte jeder vernünftige Mensch nachvollziehen können, was da abgelaufen ist.)

Diese Regel hat viele praktische Verzweigungen, die insbesondere die Vorgehensweise bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen betreffen. Da hat jedes Fach seine eigenen Standards, was an Wissen unerklärt vorausgesetzt werden kann und was für eine vollständige Dokumentation an Informationen gefordert ist. Und es haben sich viele Praktiken herausgebildet, wie man Nachvollziehbarkeit, Vergleichbarkeit fördern kann: Einheitliche physikalische Einheiten, Konventionen für die Bezeichnung chemischer Substanzen ebenso wie für die Position von Himmelsobjekten.

Wissenschaft ist schon seit langem international – wie heute zwischen Cambridge Mass. und Cambridge UK, Paris, Berlin, Heidelberg sind bereits die Wissenschaftler im 14. und 15. Jahrhunderts zwischen Padua, Wittenberg und Paris hin- und hergewechselt. Heute ist ein Auslandsaufenthalt fast alternativlos, wenn man in den Naturwissenschaften Karriere machen will. Zur praktischen Qualifikation gehörten und gehören in der Wissenschaft daher oft Sprachkenntnisse – damals in Latein, heute muss es (zumindest gebrochenes) Englisch sein. Sprachliche Vereinheitlichung im Dienste der, einmal mehr, möglichst allgemeinen Nachvollziehbarkeit. Ausnahmen sind (fast?) nur diejenigen Wissenschaften, die sich mit landesspezifischer Sprache oder Geschichte beschäftigen.

Die Allgemeingültigkeit und Nachprüfbarkeit hat noch einen weiteren Aspekt. Es ist ja schön und gut, wenn ich Versuche gemacht und in einem Fachartikel exzellent dokumentiert habe, die meine Hypothese stützen. Aber war da nicht 1960 in den Physical Review Letters ein Artikel über ein Experiment, das meiner Hypothese direkt widersprach? An dieser Stelle kann man sich wieder so oder so entscheiden. Entweder jeder Wissenschaftler muss selbst sehen, wo er oder sie bleibt – muss also nach der Lektüre meines Artikels selbst auf die Suche gehen, ob da nicht irgendwo in der Literatur Daten sind, die doch ein ganz anderes Licht auf meine Hypothese werfen. Oder aber, und das hat sich in der Wissenschaft so eingebürgert, der Autor jedes Fachartikels hat die Verantwortung, sämtliche vorangehende Forschung im Blick zu haben und ordnungsgemäß – also, wieder das Stichwort Nachvollziehbarkeit, so, dass man die entsprechenden Texte ausfindig machen kann – zu zitieren.

In der Praxis gibt es dabei ein paar Vereinfachungen. Teil des Wissenschaftsbetriebs sind Review-Artikel oder Fachbücher, die so etwas wie eine Momentaufnahme des Forschungsstandes eines Teilgebiets der Wissenschaft festhalten (im Falle der Living Reviews sogar so etwas wie eine Folge von immer wieder aktualisierten Momentaufnahmen). Typischerweise genügt man daher dem Standard der Nachvollziehbarkeit in punkto Nennung vorangegangener relevanter Forschung, wenn man die Fachartikel der letzten Jahre bis Jahrzehnte und ab einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit geeignete zusammenfassende Literatur zitiert.

Nicht in allen Fächern ist das Zitieren des Vorangegangen so fundamental wichtig für Behauptungen ab einem bestimmten Allgemeinheitsgrad. In der Mathematik oder in den theoretischen Sparten anderer Wissenschaften beispielsweise könnte ein Autor alleine aufgrund der in dem betreffenden Teilgebiet allgemein bekannten (und nicht erklärungsbedürftigen) Grundbegriffe einen bestimmten Beweis führen, der für jeden, der mit den gängigen Begriffen und allgemein akzeptierten Theorien des Teilfaches vertraut ist, vollkommen nachvollziehbar ist.

An dieser Stelle wird wichtig, dass das korrekte Zitieren noch einen weiteren Aspekt hat. Er hängt damit zusammen, dass Wissenschaft auch ein soziales System ist. In dem jetzigen Umfang kann Wissenschaft nur funktionieren, wenn es professionelle (insbesondere: hauptamtliche) Wissenschaftspraktiker gibt, und die Möglichkeit besteht, unter den Nachwuchs-Praktikern die besonders guten ausfindig zu machen und weiter zu fördern. Geht man bei solcher Auswahl nach dem bereits geleisteten – und das ist sinnvoll – dann muss erkennbar sein, was jeder einzelne Wissenschaftler an Erkenntnissen gewonnen und befördert hat, und diese Erkenntnisse müssen sich in den Gesamtfortschritt des Faches einordnen lassen. Vor diesem Hintergrund wird wichtig, dass sich niemand mit fremden Federn schmückt (und so ungerechtfertigte Karrierevorteile erlangt), und dass in einem Fachartikel erkennbar wird, welche vorangegangenen Fortschritte die betreffende neue Erkenntnis – hoppla, ich wollte eigentlich “ermöglicht haben” schreiben, aber das ist nicht ganz richtig. Um nicht fruchtlose Diskussionen wie “mir ist das aber unabhängig von Prof. A schon vor zwei Jahren eingefallen” oder “das steht da zwar schon, aber ich habe es mir für diesen Artikel selbst hergeleitet” führen zu müssen, hat sich eingebürgert: Wer zuerst veröffentlicht hat (das ist im Gegenteil zu privaten Ideen allgemein nachvollziehbar!), dem wir die Idee “zugesprochen”, und den Regeln guter wissenschaftlicher Praxis gemäß muss man diese Person bzw. deren Fachartikel dann auch zitieren – selbst, wenn man ganz unabhängig auf die gleiche Idee gekommen ist. Wir erinnern uns: vor nicht allzu langer Zeit sind eine Reihe von Personen des öffentlichen Lebens über genau diesen Aspekt wissenschaftlichen Arbeitens gestolpert.

Mit den fremden Federn betreten wir einen weiteren Themenkomplex, nämlich den, dass Menschen Schwächen haben und sich manchmal nicht den Normen entsprechend verhalten. Nicht alle Menschen sagen immer die Wahrheit. Manche Menschen sind faul, haben schlicht Angst, dass ihnen jemand bei der Veröffentlichung zuvorkommt oder dass sie ihren Ruf als Überflieger verlieren, und erfinden aus diesen oder anderen Gründen Daten. (Eine typische Vorgehensweise – denn diese Kandidaten wissen ja auch, dass das, was sie schreiben, von anderen überprüft werden wird – ist dabei “ich weiss, dass Aussage X stimmt und dass die Daten deswegen so-und-so aussehen sollten; deswegen führe ich das Experiment jetzt einfach nicht durch, sondern tue einfach so, als hätte ich es durchgeführt.)

Manche Menschen schludern. Viele Menschen schludern gelegentlich. Menschen sind irrtumsanfällig: Haben sie einmal eine Idee im Kopf, dann neigen sie dazu, Informationen auszuwählen, die diese Idee bestätigen. Dass solche Fehlverhalten und Fehlschlüsse die Wissenschaft behindern, liegt auf der Hand, und eine ganze Reihe von Praxisregeln lassen sich entsprechend unter dem Stichwort “wohlbekannte menschliche Schwächen ausgleichen” zusammenfassen. Die ausführliche Dokumentationspflicht hilft auch hier, denn sie erleichtert es, Unstimmigkeiten zu erkennen. Für Beobachtungen, bei denen eine zufälllige/repräsentative Auswahl nötig ist, gibt es entsprechende Richtlinien und Prüfmethoden, die dem Bestätigungsfehler entgegenwirken sollen. Die Pflicht zum hinreichend vollständigen Zitieren der Vorarbeiten umfasst auch die Maßgabe, ungeliebte, weil der eigenen Hypothese widersprechende Vorarbeiten nicht zu verschweigen. In bestimmten Wissenschaften haben sich Techniken wie die der Verblindung durchgesetzt, um Vorurteile in der Bewertung ebenso zu reduzieren wie nicht-spezifische Placebo-Effekte.

Bestimmte Teile des Wissenschaftssystems sind auf Qualitätskontrolle der Forschung und ihrer Ergebnisse (z.B. medizinischer Therapien) ausgerichtet. Dazu gehört eine sorgfältige Ausbildung ebenso wie die Institution des anonymen vorherigen Gegenlesens von Fachartikel-Einrichtungen durch andere Wissenschaftler (der Peer Review, der wenigstens klar erkennbaren Unsinn herausfiltern soll), spezieller in der Medizin die Cochrane-Center oder das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, die therapierelevante Forschung auf ihre Stichhaltigkeit abklopfen, aber auch Initiativen, Medikamentenstudien vorab zu registrieren um zu verhindern, dass negative Ergebnisse (Medikament X wirkt nicht) seltener veröffentlicht werden als die (wirtschaftlich natürlich deutlich wichtigeren) positiven Ergebnisse (Medikament Y wirkt!).

Noch wichtiger als diese Spezifika ist eine gute wissenschaftliche Diskussionskultur. Eine Wissenschaft, in der niemand sich traut, einem Fachartikel etwas entgegenzusetzen, in dem der renommierte und mächtige Professor Z Mist schreibt, in der jede sachliche Kritik als persönlicher Angriff gesehen oder Kritik überhaupt als unhöflich geächtet wird, kann keine innere Qualitätskontrolle gewährleisten.

Das heutige System, auch das muss man erwähnen, ist dabei historisch gewachsen. Eine ganze Reihe von Praktiken haben sich erst mit der Zeit herausgebildet und entwickelt. Die Veröffentlichungspraxis hat sich seit den Briefen des 18. oder 19. Jahrhunderts, mit denen sich Wissenschaftler zunächst persönlich, über die Akademien und Fachjournale dann allgemeiner neue Ergebnisse zum Teil sehr unsystematisch mitteilten, rasant gewandelt. Und auch in den letzten hundert Jahren sind die Ansprüche noch einmal deutlich gewachsen. Nach heutigen Maßstäben dürfte beispielsweise Albert Einstein seinen berühmten ersten Artikel über die Spezielle Relativitätstheorie (1905) mit der Begründung zurückgesandt bekommen, dort müssten doch erst einmal die relevanten Vorarbeiten von Poincaré, Lorentz etc. zitiert werden, ehe an eine Veröffentlichung zu denken sei. Weitere Veränderungen sind im Schwange oder werden kommen – das Internet hat die Zugänglichkeit von Fachinformationen enorm gesteigert. Grundlegende Änderungen sind denkbar geworden: Gut möglich, dass in zehn Jahren niemand einen z.B. astronomischen Fachartikel wird einreichen können, ohne die gesamte Softwareauswertung in auf Knopfdruck reproduzierbarer Form samt Originaldaten mit öffentlich zu machen.

Dieser historische Spielraum und einige weitere Entscheidungen, die ich erwähnt hatte – etwa, die Bürde des Einbeziehens vorheriger Forschung dem Autor aufzudrücken und nicht dem Leser – zeigen, dass es gewisse Freiräume gibt. Was den Regeln guter wissenschaftlicher Praxis genügt, hat sich historisch gewandelt, und wenn die erwähnten Entscheidungen anders ausgefallen wären, liefe Wissenschaft eben heute entsprechend anders ab. Aber das ist weit entfernt von einem “alles ist erlaubt”, und im Vergleich der Konventions-Entscheidungen mit den grundlegenderen Regeln – Nachvollziehbarkeit etc. – bekommt man eine recht gute Vorstellung davon, wo ungefähr die Grenzen verlaufen.

Was ich hier geschrieben habe, ist das Gegenteil von einem simplen Schemadiagramm. Es gibt viele Möglichkeiten, den Regeln zu genügen, und es gibt viele Grauzonen. Einige der Grauzonen sind grundlegender Natur, wie die Frage, was denn nun der “vernünftige Mensch” ist, von dem mehrfach die Rede war und der die Wissenschaft, genügend Einarbeitung vorausgesetzt, im Prinzip verstehen können sollte. Andere Grauzonen sind praktischer Natur: Wie vollständig sind Vorarbeiten denn nun zu zitieren, und welche Informationen sind zur hinreichenden Nachvollziehbarkeit anzugeben? An vielen Stellen kann man außerdem nachfragen, ob bzw. inwieweit die Wissenschaft so, wie sie heute betrieben wird, den eigenen Ansprüchen genügt. Funktioniert der Peer Review so, wie er soll? Gibt es in den Instituten eine gute Diskussionskultur, oder muss sich der Postdoktorand Sorgen um seine Karriere machen, wenn er Institutsdirektor X öffentlich widerspricht?

Aber gegen einige schiefe Argumente ist man hoffentlich gefeit, sobald man sich bewusst ist, auf welchen konkreten und eigentlich simplen Regeln die wissenschaftliche Methodik beruht. Ich meine vor allem Ausführungen dazu, dass die Wissenschaft ja nur ein Weltbild unter vielen anderen bietet, und kritische Nachfragen dazu, ob nicht all diese Weltbilder irgendwie gleichberechtigt und gleich valide seien.

Selbstverständlich kann und muss jeder für sich entscheiden, welche Aussagen und Auffassungen über die Welt er in sein persönliches Weltbild übernimmt. Aber die verschiedenen Erkenntnisformen haben jeweils spezifische Stärken und Schwächen. Eine Schwäche der Wissenschaft ist, dass man, wie schon erwähnt, einiges an Zeit und Mühe investieren muss, um ein Forschungsgebiet wirklich zu verstehen. Wem wichtiger ist, dass er sein Weltbild im Laufe einiger Nachmittage durch die Lektüre von Büchern ohne viele Fachbegriffe zusammenstellen kann, oder umgekehrt, dass es von jede/m ohne großen Aufwand verstanden werden kann, für den sind sicher andere Weltbilder geeigneter. Weltbilder und Weltanschauungen haben immer eine persönliche Komponente, und wer z.B. sein Weltbild in einer harmonischen Gemeinschaft leben möchte, ohne Kontroverse und stattdessen mit emotional befriedigenden Ritualen, für den ist die Wissenschaft ebenfalls nicht das richtige.

Das bedeutet natürlich nicht, dass solche Menschen nicht von der Wissenschaft profitieren können. Dass z.B. die Gefahr, durch Einsturz eines Hauses ums Leben zu kommen, in den meisten heutigen Ländern deutlich geringer ist als z.B. im alten Rom, ist eine Konsequenz wissenschaftsbasierter Standards für die Statik. Wer heute krank wird, profitiert nicht selten von medizinischer Forschung; wer diesen Text am Computer liest, von der Neugier von Ampère, Volta und Konsorten.

Dass die Wissenschaft gerade dort Stärken hat, wo ihre grundlegenden Regeln Schwerpunkte setzen, etwa bei der Zuverlässigkeit und der fach-allgemeinen Nachvollziehbarkeit von Aussagen spielt nicht zuletzt in Gesellschaften wie unserer eine Rolle, wo wir den Einfluss der subjektiven Ansichten Einzelner aus gutem Grund eingeschränkt haben. An die Stelle weltlicher oder geistiger Fürsten oder Propheten, deren Ansichten sich bis zum für jeden Einzelnen vorgeschriebenen Weltbild nach unten durchdrückten (“wes der Fürst, des der Glaub”) sind bei uns zum einen individuelle Freiräume, zum anderen gesellschaftliche Einigungsprozesse getreten. Wo bei diesen Einigungsprozessen Fragen wie “ist das auch alles gut dokumentiert, definiert, konsequent zuende gedacht, geprüft, nachvollziehbar” eine wichtige Rolle spielen, hat die Wissenschaft zu recht deutlich bessere Karten als andere Erkenntnisformen.

Und weil die Grundlagen der Wissenschaft eben nicht abstrakt sind, kann man bei Behauptungen, an dieser oder jener Stelle sei die Wissenschaft aber nicht das richtige Erkenntnisinstrument, ganz konkret nachfragen. Manchmal sind solche Behauptungen durchaus berechtigt – wenn es um persönliche Alltagsentscheidungen geht schon aus praktischen Gründen, bei Geschmacksfragen auf alle Fälle (obwohl…?). Dort, wo es um Erkenntnisbereiche geht, die der Wissenschaft im Prinzip zugänglich sein sollten, wo Zuverlässigkeit sehr wichtig ist, kann bei näherem Hinsehen aber herauskommen, dass solche Behauptungen praktisch darauf hinauslaufen, die Ansprüche in punkto klarer Formulierung, Nachvollziehbarkeit, konsequenter Überprüfung etc. zu senken. Und spätestens an dieser Stelle sollte man tunlichst skeptisch sein.

 

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Markus Pössel auf Twitter als @mpoessel

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Markus Pössel hatte bereits während des Physikstudiums an der Universität Hamburg gemerkt: Die Herausforderung, physikalische Themen so aufzuarbeiten und darzustellen, dass sie auch für Nichtphysiker verständlich werden, war für ihn mindestens ebenso interessant wie die eigentliche Forschungsarbeit. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam blieb er dem Institut als "Outreach scientist" erhalten, war während des Einsteinjahres 2005 an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und schuf das Webportal Einstein Online. Ende 2007 wechselte er für ein Jahr zum World Science Festival in New York. Seit Anfang 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, wo er das Haus der Astronomie leitet, ein Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, seit 2010 zudem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie und seit 2019 Direktor des am Haus der Astronomie ansässigen Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union. Jenseits seines "Day jobs" ist Pössel als Wissenschaftsautor sowie wissenschaftsjournalistisch unterwegs: hier auf den SciLogs, als Autor/Koautor mehrerer Bücher und vereinzelter Zeitungsartikel (zuletzt FAZ, Tagesspiegel) sowie mit Beiträgen für die Zeitschrift Sterne und Weltraum.

23 Kommentare

  1. Wenn hier von Wissenschaft die Rede ist, dann wohl in erster Linie von Naturwissenschaft (das was man im englischen science nennt (Zitat:” It [science] is also often restricted to those branches of study that seek to explain the phenomena of the material universe”), wobei viele der hier dargelegten Überlegungen und Forderungen an gute Wissenschaft auch für die historisch orientierten und sozialen Wissenschaften gelten.
    In einem Punkt ähneln sich ja ausdifferenzierte Fachgebiete aus den Natur- und den Geistes- und Sozialwissenschaften: Es gibt bereits einen ganzen Berg von Veröffentlichungen und damit auch von gesichertem (?) Wissen. Ein Arbeiten in einer solchermassen ausdifferenzierten Wissenschaft bedeutet dann oft ein umfangreiches Literaturstudium und die Berücksichtigung der meisten Veröffentlichungen auf dem Teilgebiet auf dem man selber arbeitet. Ausser man wagt sich in ein Frontier-Gebiet vor, dass sich mit Dingen beschäftigt, die so neu sind, dass es nur wenig Berührungspunkte mit dem gesicherten Wissen gibt. Wobei in der Physik beispielsweise selbst Forschungen und experimentelle Aufbauten in einem Frontier-Gebiet wie dunkler Materie erstaunlich viel Basiswissen und mathematisch-/statistisches Wissen voraussetzen.
    Je wichtiger aber das Basiswissen ist, desto wichtiger ist die Gesichertheit dieses Basiswissens, denn andernfalls baut man auf Sand. Und hier gibt es sogar innerhalb der verschiedenen naturwissenschaftlichen Fachgebiete grosse Unterschiede. Kürzlich wurde ja über die geringe Reproduzierbarkeit in den life-sciences verschiedentlich berichtet. Solche Zustände, die in den Biowissenschaften scheinbar genau so anzutreffen sind wie in der experimentellen Pyschologie, sind eine implizite Aufforderung zur Reform, zu einer Verbesserung der Arbeitsweise, der Methodik und Diskussion
    Der obige Beitrag beschäftigt sich ja genau mit dieser Arbeitsweise und dem was von sich von dieser Arbeitsweise erhofft in Bezug auf die Qualität der Resultate der wissenschaftlichen Arbeit. Die Reproduzierbarkeit spielt dabei eine zentrale Rolle – und zwar auf mehreren Ebenen:
    1) Muss jede Veröffentlichung im Kopf der Lesenden zu ähnlichen (reproduzierbaren) Einsichten führen. Die entsprechend qualifizierten Leser müssen anschliessend wissen um was es in der Veröffentlichung überhaupt geht und welche Schlussfolgerungen und Fragen sich aus der Arbeit ergeben.
    2) Müssen die Aussagen der Veröffentlichung über die Realität zutreffen und zwar nachprüfbar, also reproduzierbar
    .
    Mit der Wichtigkeit der Reproduzierbarkeit eng verbunden ist nun auch etwas was man in Bezugnahme auf den in der Einleitung verlinkten Artikel Die Pseudowissenschaft der Globuli als Ideologie (Philosophie) bezeichnen könnte: Die Auffassung der Realität als etwas was alle Forscher, ja alle Menschen, gar alle Lebewesen miteinander teilen. Tatsächlich wird darüber sogar eine einfache Form der Gemeinschaft aufgebaut: Die Gemeinschaft aller, die in derselben Realität leben. Die Realität, die ich hier meine ist die materielle Realität. In dieser Realität wohnen auch die Geisteswissenschaftler und sogar die Vertreter der humanities , deren Methodik in der englischen Wikipedia folgendermassen beschrieben wird “using methods that are primarily critical, or speculative, and have a significant historical element[1]—as distinguished from the mainly empirical approaches of the natural sciences”.
    Viele Vertreter dieser “Wissenschafts”zweige (Gänsefüsschen aus Sicht des Naturwissenschaftlers), zu denen Sprachen, Literatur, Philosophie, Religion und die schönen Künste gehören, verweigern sich in Diskussionen – die auch hier auf scilogs geführt werden – dem schnöden Realitätsbegriff der Naturwissenschafler. Statt dessen schwören sie auf die Suprematie des menschlichen Geistes, der sich ihrer Ansicht nach über die materielle Wirklich erhebt mit der sich die szientistisch orientierten Menschen begnügen. Das scheint mir doch interessant, dass es einen solchen Kulturkampf (immer noch?) gibt. Es wäre interessant diesen Kulturkampf einmal in Bezug auf die in diesem Artikel behandelte wissenschaftliche Methodik hin zu untersuchen.

    • Eigentlich habe ich im Gegenteil versucht, diesmal nicht nur die Naturwissenschaften zu behandeln, sondern wirklich allgemein zu bleiben. Daher die Erwähnung von Sprach- oder Geschichtswissenschaften im Text, und an einer Stelle das Korpus-Beispiel.

      Dass es eine allgemein gültige Realität gibt (was immer das heißt) habe ich, soweit ich sehen kann, auch nirgends vorausgesetzt. Bei mir kommen Aussagen vor, die einen Allgemeinheitsanspruch haben – aber der lässt sich dann ja testen (womit wir bei der Reproduzierbarkeit wären, die ja gerade dort ins Spiel kommt).

      • Das meiste in diesem Artikel trifft auf alle Wissenschaften zu. Das stimmt und das habe ich auch erwähnt. Doch es gibt nur sehr wenige Textstellen, die auf anderes als Mathematik und Naturwissenschaft Bezug nehmen, nämlich, um genau zu sein, sind es folgende drei:
        “Wieviele Korpora hat sie ausgewertet, bevor sie die Behauptung aufstellte, in der Sprache Y gäbe es diese oder jene grammatische Regelmäßigkeit?”

        und
        “Wir erinnern uns: vor nicht allzu langer Zeit sind eine Reihe von Personen des öffentlichen Lebens über genau diesen Aspek [Zitate,Plagiate] wissenschaftlichen Arbeitens gestolpert.”

        Die Plagiatoren waren ja heutige Politiker, die geisteswissenschaftliche Arbeit kompiliert haben.
        und dann noch:
        “Sprachliche Vereinheitlichung im Dienste der, einmal mehr, möglichst allgemeinen Nachvollziehbarkeit. Ausnahmen sind (fast?) nur diejenigen Wissenschaften, die sich mit landesspezifischer Sprache oder Geschichte beschäftigen.”

        Gerade wenn man den Aritkel aufmerksam durchliest kommt man auf die Idee mit Wissenschaft seien in erster Linie Mathematik und Naturwissenschaft gemeint. Dies will ich mit folgender Indizienlisten aufzeigen:

        – Das Diagramm zu Diagramme zu den “Grundlegenden Schritten der (natur-)wissenschaftlichen Methode”: mit den Schritten Fragestellung->Literatur->Hypothese->Experiment->Auswertung->Veröffentlichung als raumfüllende Graphik primet einen in diese Richtung

        – Die Einleitung verlinkt zwei Artikel, die ohne es explizit zu sagen unter Wissenschaft Naturwissenschaft verstehen. Zitate “Globuli”: “Aber die wissenschaftliche Methode ist eben mehr als eine Ideologie. Sie ist der beste Weg, den die Menschheit gefunden hat, zuverlässige Erkenntnisse über die Welt zu gewinnen. Und sie ist deshalb zuverlässig, weil sie verlangt, dass sich jede Aussage über die Realität an der Realität messen lassen muss. “
        Zitat “Venus”: “”Was zeichnet die wissenschaftliche Methode aus? Ich greife einen zentralen Baustein heraus: Die Wissenschaft stützt sich auf Messdaten, die von mehreren Forschern unabhängig voneinander erhoben wurden, um eine Hypothese zu prüfen.”

        – Wer die wissenschaftliche Methode nicht schätzt (Zitat) “Das bedeutet natürlich nicht, dass solche Menschen nicht von der Wissenschaft profitieren können. Dass z.B. die Gefahr, durch Einsturz eines Hauses ums Leben zu kommen…”

        – wer sein Wissensgebiet mathematisch modellieren kann, ist daher klar im Vorteil.

        Damit ist die Indizienliste abgeschlossen aber nicht vollständig. Dem letzten Punkt in der Indizienliste könnte man sogar noch zugetehalten, dass es für möglich gehalten wird, dass ein Wissensgebiet nicht mathematisch modelliert werden kann. Womit wir dann ausserhalb der Naturwissenschaften sind.

        Es ist sicher ein guter, lesenswerter Artikel und die meisten seiner Aussagen gelten für alle Wissenschaften. Doch es lässt sich auch nicht leugnen, dass der Leser dieses Artikels beim Wort Wissenschaft oft an science denken muss, also an die sogenannten “harten” Wissenschaften. Gerade die beiden einleitenden Links verweisen auf Autoren, die sehr undifferenziert über Wissenschaft denken, für die Wissenschaft schlicht und einfach Naturwissenschaft ist.

        • Aussagen über “der Leser” (im generischen Sinne) und das allgemeine “man” sind immer schwierig. Vielmehr als von den genannten “Indizien” dürfte von der eigenen Vorgeschichte und Tagesform abhängen, was ein Leser während des Lesens assoziiert. So what? Und warum so ein Aufwand für einen in Bezug auf die Aussagen des Textes doch eher nebensächlichen Aspekt?

          • Den Aufwand hab ich getrieben weil mir selbst aufgefallen ist, dass ich mit dem Wort Wissenschaft vor allem die “harten” Wissenschaften verbinde und sarkastische Aussagen über gewisse Geisteswissenschaften selbst gut nachvollziehen kann, wie beispielsweise, es bestehe oft nur die Alternative zwischen Plagiat und Neuformulierung von etwas schon Geschriebenem.

  2. Die Analyse zeigt sehr schön die Regeln und Freiräume eines Forschers auf. Doch es fehlen Angaben darüber, was nötig ist, damit man ein Ergebnis oder eine Theorie akzeptiert. Auch hier gibt es Regeln und Entscheidungsspielraum. Vieles hängt außerdem an der persönlichen Risikobereitschaft des Forschers sowie an den rechtlichen und finanziellen Randbedingungen.

    Wenn ich hier andeute, dass die wissenschaftliche Methode kontingent ist, also von vielen Faktoren abhängt, dann will ich damit nicht sagen, dass sie beliebig wäre. Die wissenschaftlichen Methoden zeichnen sich dadurch aus, dass sie zu sehr zuverlässigen Ergebnissen führen.

    • Wenn ich hier andeute, dass die wissenschaftliche Methode kontingent ist, also von vielen Faktoren abhängt, dann will ich damit nicht sagen, dass sie beliebig wäre. Die wissenschaftlichen Methoden zeichnen sich dadurch aus, dass sie zu sehr zuverlässigen Ergebnissen führen.

      Die skeptizistische Wissenschaftlichkeit, die sich durchgesetzt hat, auch wenn dies nicht allgemein bekannt zu sein scheint, zeichnet sich unter anderem dadurch aus dass 1.) sie im Sinne der o.g. Adjektivierung falsifiziert, nicht verifiziert, dass sie keine “Wahrheit” kennt 2.) sie Theorien (“Sichten”) als Provisorien kennt, die sozusagen jederzeit ersetzt werden dürfen 3.) sie unabhängig von Machtverhältnissen, die auch Religionen sein können, zu falsifizieren sucht 4.) sie der Empirie besondere Beachtung schenkt 5.) sie sich demzufolge um Erkenntnis vs. Wissen kümmert 6.) sie die Erkenntnis in n:m-Beziehungen zwischen Subjekt und Theorie verwaltet 7.) sie ihre Herkunft (“Primaten”) kennt und grundsätzlich zweckdienlich sein muss 8.) ihre Grenzen kennt 9.) Vorhersagen anstrebt 10.) exoterisch ist und sich dem allgemeinen Diskurs stellt.

      MFG
      Dr. W (der hier stark verkürzt hat)

    • Ich denke, die Akzeptanz hat zwei verschiedene Seiten. Sich an die hier genannten Regeln zu halten, ist Grundvoraussetzung dafür, dass eine bestimmte wissenschaftliche These überhaupt “im Rennen” sein kann. Wer nicht nachvollziehbar dokumentiert, logisch argumentiert etc. etc. bleibt (Ausnahmen möglich!) außen vor.

      Was sich von denjenigen Hypothesen, Modelle, Theorien, die sich an die Regeln halten, am Ende durchsetzt, ist in der Tat eine Frage, die ich hier nicht behandle. Ich denke aber auch, das eine lässt sich vom anderen Trennen. Gerade diese letzte Frage scheint mir recht fachspezifisch.

  3. Ad 1: Kennen Sie tatsächlich viele Studien, die auf Falsifikation abzielen? Die Pointe von Karl Popper ist doch vielmehr, dass wissenschaftliche Aussagen falsifizierbar sein müssen. Ad 2: Kennen Sie tatsächlich Wissenschaftler, die bereit wären, ihre Theorien aufzugeben? Ad 3: Es ist schwer, Allaussagen wie “Wissenschaft wird nicht durch Machtverhältnisse beeinflusst” zu beweisen. Ad 4: Auch meine persönliche Erfahrung ist empirisch fundiert, aber dadurch noch nicht wissenschaftlich. Ad 5: Worin sollen sich Wissen und Erkenntnis unterscheiden? Die Definition lautet doch für beide: wahre, gerechtfertigte Meinung. usw.

  4. Die Frage der Prüfung und Bestätigung ist meines Erachtens zentral für die wissenschaftliche Methode. Logik und Dokumentation hat die Wissenschaft hingegen nicht für sich allein.

    • Die Frage der Prüfung und Bestätigung ist meines Erachtens zentral für die wissenschaftliche Methode. Logik und Dokumentation hat die Wissenschaft hingegen nicht für sich allein.

      Das ist zwar richtig, aber nicht umfassend genug. “Prüfung und Bestätigung” kennt bspw. auch der Marketing-Mensch der Wirtschaft, der sich, sozusagen: semiwissenschaftlich, um das bemüht, was hinten rauskommt, im Marketing-Sprech, der anal bemüht ist.
      Sie sind Journalist, gell,
      MFG
      Dr. W (der jetzt nicht auf Ihre Beifügungen eingegangen ist, der aber rät, von der Annahme wegzugehen, dass Wissen (der Mathematiker oder der Tautologe generell kennt dies wirklich) und Erkenntnis jeweils wahre gerechtfertigte Meinung ist)

    • Prüfung und Bestätigung (in meinem Haupttext formuliert als ‘alle logischen Konsequenzen ziehen und überprüfen’) ist aber ja nur der Kern. Wenn man wirklich darüber reden will, was warum in welcher Form akzeptiert wird, kommt ein ganzer Schwanz von Diskussionen mit, den ich hier, wie gesagt, fortgelassen habe. Auch wenn “Paradigmenwechsel” als Wort heutzutage einigermaßen ausgelutscht ist: Darin, dass da nicht einfach “Test misslingt, Theorie gekippt” abläuft, sondern dass jeder Test einer Theorie durch Modelle vermittelt wird, Vertreter einer Theorie fehlschlagende Tests erst einmal den Modellen oder was sonst noch anlassen werden und erst unter bestimmten Umständen die Theorie selbst kippt, hat Thomas Kuhn ja durchaus recht. Dafür gibt es aber, soweit ich sehen kann, keine allgemeinen Regeln.

      • Markus Pössel schrieb (22. Februar 2014 16:52):
        > [… dass] Vertreter einer Theorie fehlschlagende Tests erst einmal den Modellen […] anlassen werden

        Deshalb spricht man (d.h. jeder, der soweit begriffen hat) ja davon, dass “Modelle getestet” werden (können); in ausgereiften angewandten Wissenschaften insbesondere deren entsprechende “Standardmodelle”.

        Während man im Zusammenhang mit Theorien (Begriffen, Definitionen, Theoremen) eben nicht vom “Testen” spricht. (Sondern: von Nachvollziehbarkeit der Begriffe, sowie Spezifizität bzw. “predictive power” der damit formulierbaren Modelle.)

        > oder was sonst noch anlassen werden

        Und zwar was??
        (Da muss wohl eher Ockham mal dreinhauen.)

  5. Bei Dingen wie Multiversum und Stringtheorie frage ich mich ob die Theoretische Physik sich auch von dieser Verifizierung und Falsifizierung entzieht.

    Sonst die NOMA zwischen Religion (weil im Artikel beschrieben) scheint ja nicht zu funktionieren.

    • Das ist wieder die Frage nach der – in anderen Kommentaren ja schon angesprochenen – Akzeptanz. Zumindest von der Vorgehensweise her folgen Physiker, die sich mit solchen Themen beschäftigen, durchaus den Regeln der Physik allgemein. Was sich testen lässt (möglich waren ja z.B. Abweichungen vom Newtonschen Gravitationsgesetz bei kurzen Skalen) wurde auch getestet. Und den anderen Praxisregeln – etwa zur Veröffentlichungspraxis – folgen diese Forscher auch.

      Soweit, so gut; die Frage, wie man mit Theorien umgeht, deren Konsequenzen sich schwer bis gar nicht überprüfen lassen, beantwortet das natürlich nicht. Gerade bei den Multiversen (String-Landschaft) gab es ja auch in der String-Community gehörigen Widerstand; ohne Motivation aus der Theorie selbst hätte wohl auch niemand Multiversen einfach ad hoc eingeführt. Und auch die Stringtheoretiker haben sich ja nicht bemüht, Experimente von ihrem Fachgebiet fernzuhalten, sondern das folgt schlicht aus den Energieskalen, um die es bei der Quantengravitation geht.

      Insofern: Durchaus nicht unproblematisch, aber durchaus Teil der (hier im Haupttext abgesteckten) Wissenschaft.

  6. Ist die wissenschaftliche Vorgehensweise nur eine von vielen möglichen (anything goes) oder sind esoterische Lehren wie sie auch hinter der Homöopathie (verlinkter Artikel “Streitfrage: Die Pseudowissenschaft der Globuli”) stehen in einer ganz anderen Kategorie?
    Interessanterweise argumentiert hier Markus Pössel leicht anders als es die Autoren in den verlinkten Artikeln tun. Diese argumentieren vor allem mit der Bewährung in der Realität die sie dann beispielsweise an der in Versuchen nachgewiesenen Wirkung von Medikamenten oder dem Funktionieren der Technologie festmachen, die aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse entstand.
    Markus Pössel widerspricht dem nicht, legt aber viel mehr Wert auf den “Wissenschaftsprozess”, der durch Publikationen, Reviews, Diskussionen, die Präzision der Begriffe und die Form der Argumentation geprägt ist. Auch Nicht-Naturwissenschaften können diese Form der wissenschaftlichen Auseinandersetzung und des Erkenntnisgewinns pflegen. Das bedeutet dann, dass auch in der Religionswissenschaft oder der Geschichte logisch argumentiert wird und nicht mit Assoziationen. Es kann dort sogar der gleiche Reviewprozess installiert werden wie er in den “science”-Fächern gepflegt wird. Damit stellt sich dann aber die Frage, ob nicht auch die Homöopathie durch eine wissenschaftlichere Methodik zu diesen höheren Weihen gelangen kann. Man könnte auch in der Homöopathie Papiere veröffentlichen, diskutieren und eine Reviewprozess aufziehen (das kann man und wird wohl teilweise bereits gemacht) Die Homöopathen würden erst dann scheitern, wenn sie in ihren Papieren Behauptungen aufstellen, die den Erkenntnissen der anderen Wissenschaften (also der heutigen Wissenschaften) widersprechen würden. Und das tun sie ja auch. Dieses Beispiel zeigt, dass es eben nur wenige isolierte Wissenschaften gibt die im Elfenbeinturm operieren. An der Interdisziplinarität würde eine Homöopathie-Wissenschaft also auch dann scheitern, wenn sie noch so logisch argumentieren und noch so schöne Papiere schreiben – ausser ihre interdisziplinären Partner drücken beide Augen zu.

    • Hm. Die Frage, was die Homöopathie tun müsste, um als Wissenschaft zu akzeptiert zu werden, bzw. woran sie dann scheitern würde, ist ein durchaus interessantes Gedankenspiel. Ich denke, der Ausgang wäre bei den Regeln, die ich oben beschrieben habe, in der Tat der geschilderte. Aber vielleicht gibt es da noch eine stärkere Regel/Forderung von Anschlussfähigkeit, die ich oben noch deutlicher hätte herausarbeiten müsse. Ich denke mal darüber nach.

      • Die Frage, was die Homöopathie tun müsste, um als Wissenschaft zu akzeptiert zu werden, bzw. woran sie dann scheitern würde, ist ein durchaus interessantes Gedankenspiel.

        Es könnte wie in der RKK der bewusste Glaubensentscheid gefordert und durchgesetzt werden, in der Folge könnte sich die Homöopathie um staatliche Anerkennung bemühen und letztlich könnte der Fachbereich Homöopathologie entstehen.

        MFG
        Dr. W

        • Die Homotheologie hätte aber nicht ein Tausenjähriges Primat auf der Habenseite.

          Die geschichtliche Dinge sind der Grund warum Theologie noch immer an den Universitäten ist, mit den anderen Fächern.

  7. Besser spät als gar nicht…

    »Dabei kommen Diagramme heraus wie dieses hier (ein Hybrid aus Anleitungen wie hier, hier, oder hier) zu den “Grundlegenden Schritten der (natur-)wissenschaftlichen Methode”: […]
    Das ist ja nun nicht ganz falsch, aber es als DIE WISSENSCHAFTLICHE METHODE zu verkaufen, zeichnet ein ganz schiefes Bild. «

    Ich würde zustimmen, dass die im Diagramm gezeigte Vorgehensweise nicht alles ist, was unter (natur-)wissenschaftliche Methode verstanden werden kann, aber „ein ganz schiefes Bild“ wird da mMn keineswegs gezeichnet. Im Gegenteil, dieses Diagramm zeigt sehr schön, was z. B. Homöopathen tun müssten, um als seriöser Teil der Wissenschaftsgemeinde gelten zu dürfen.

    1. Frage:
    Wirkt ein bestimmtes hochverdünntes Mittelchen?
    2. Literaturstudium:
    In der Literatur finden sich keine Dosis-Wirkungs-Kurven, in denen mit zunehmender Verdünnung des Wirkstoffs die Wirkung zunimmt (egal, was nicht ist, kann ja noch werden).
    3. Hypothese formulieren:
    Die Globuli wirken nicht (Nullhypothese).
    4. Experiment durchführen:
    Randomisierte, Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie mit hinreichender statistischer Power.
    5. Daten analysieren, Schlussfolgerungen ziehen:
    Die Nullhypothese kann nicht verworfen werden.
    6. Ergebnis veröffentlichen:
    Die getesteten Globuli wirken nicht. Wir sind in der Welt der „good scientific practice“ angekommen. Bravo!

    Wir sehen, wenn man nach obigem Schema verfährt, betreibt man saubere Wissenschaft.

    Und die Wissenschaftler müssen auch keinem starren Schema folgen, schon gar nicht dem hier genannten. Ich kann einfach so experimentieren, einfach um zu sehen, was passiert.

    Klar, kann er machen, aber das ist in aller Regel Privatvergnügen und nicht publizierbare Wissenschaft.

    Ich muss mein Ergebnis nicht veröffentlichen, sondern kann erst einmal selbst weiterforschen.

    Solange niemand von meinen Ergebnissen weiß, existieren sie für die Wissenschaft nicht.

    Das Literaturstudium wird typischerweise nebenher laufen und nicht mehr Teil einer Vorgehenskette sein.

    Wer Experimente plant, ohne die relevante Literatur zu kennen, riskiert, das Rad ein zweites Mal zu erfinden.

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