Preisgekrönte Supernovae

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… aber nicht einfacher
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Ich hatte Thomas Jankas Buch über Supernovae hier bereits Anfang des Monats empfohlen; heute hat Janka, seines Zeichens wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching, für dieses Buch den Hanno und Ruth Roelin-Preis für Wissenschaftspublizistik erhalten.

Um hinreichende Transparenz zu gewährleisten: Ich habe den Preis vorher (2007) auch bereits einmal bekommen und bin seit 2009 Mitglied der Jury (neben Jakob Staude, Klaus Jäger und Uwe Reichert); der Impuls, das Buch von Janka mit ins Rennen zu schicken, ging von Jakob Staude aus, und Jakob hat die Begründungalt dafür in seiner Laudatio so treffend auf den Punkt gebracht, dass ich den Text hier (natürlich mit seinem Einverständnis) wiedergeben möchte.alt

Die Preisverleihung fand heute vormittag im Rahmen der Auftaktveranstaltung der Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft (AG) statt; der Preis wird zwar nicht von der AG, sondern vom Max-Planck-Institut für Astronomie vergeben, aber traditionell auf den AG-Tagungen verliehen.

Das nebenstehende Bild zeigt, von links nach rechts, Jakob Staude, Thomas Janka und den Präsidenten der Astronomischen Gesellschaft, Ralf-Jürgen Dettmar. Hier also Jakob Staudes Laudatio:

Mit dem Hanno und Ruth Roelin-Preis werden Wissenschaftler und Wissenschaftspublizisten ausgezeichnet, die einer breiteren Öffentlichkeit neue Erkenntnisse aus der Astronomie und Weltraumforschung besonders erfolgreich vermittelt haben. Es sind Publikationen aller Art zugelassen (Druck, Rundfunk, Fernsehen, Internet …).

In diesem Jahr wird der Roelin-Preis erstmals nicht an einen hauptamtlichen Kommunikator, sondern an einen selbst aktiven, lupenreinen Forscher verliehen, und zwar an Thomas Janka vom Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching.

Auf seinem Arbeitsgebiet, der Erforschung der Supernovae und Gammastrahlenblitze, der Neutronensterne und der Neutrino-Astrophysik spielt Thomas Janka eine weltweit führende Rolle. Gleichzeitig – und diese Kombination ist hier relevant – engagiert er sich seit vielen Jahren neben seiner Forschung auch in der Öffentlichkeitsarbeit seines Instituts. Den Roelin-Preis erhält er für sein Buch “Supernovae und kosmische Gammablitze. Ursachen und folgen von Sternexplosionen”, erschienen  2011 in der Reihe Astrophysik aktuell bei Spektrum Akademischer Verlag.

In diesem schmalen Taschenbuch entwirft Thomas Janka ein geschlossenes Bild von seinem eigenen, hoch aktuellen, in rasantem Fluss befindlichen Arbeitsfeld. Das Buch ist in populärwissenschaftlicher Art geschrieben, und gleichzeitig verkörpert es den letzten Stand der Wissenschaft. Man kann es an einem Nachmittag durchlesen, und dabei seine gediegene didaktische  Sorgfalt genießen: Jedes erwähnte Detail ist in den großen Zusammenhang gestellt und in seiner Bedeutung herausgehoben.

Das Buch liefert allen, die sich der aktuellen Berichterstattung aus diesem wichtigen Forschungsgebiet widmen, das für ihre Tagesarbeit nötige Hintergrundwissen. Für den interessierten Abiturienten kann diese Lektüre leicht zum Schlüsselerlebnis werden, das die Wahl seines Studienfachs und damit seinen weiteren Lebenslauf bestimmt. Denn die Begeisterung, die Hans-Thomas Janka ganz offensichtlich in die Welt der Supernovae getrieben hat und ihn dort seit Jahrzehnten gefesselt hält, springt wie ein zündender Funke auf den neugierigen Leser über!

Ich war dieses Jahr zum zweiten Mal beim Auswahlprozess dabei, und es war beide Male schwierig. Es mag ja noch angehen, beispielsweise mehrere Bücher miteinander zu vergleichen, aber wenn die Auswahl aus Büchern, Zeitungsartikeln, Presseagenturmeldungen, Fernsehsendungen und einem astronomischen Blog besteht, und dazu noch die Variationsbreite zwischen professionellen Wissenschaftskommunikatoren und hauptamtlichen Forschern kommt, ist klar, dass sich nicht einfach sagen lässt, welcher der so verschiedenen Beiträge jetzt am besten darin ist, “einer breiteren Öffentlichkeit neue Erkenntnisse aus der Astronomie und Weltraumforschung besonders erfolgreich zu vermitteln”.

Dazu sind die Ansätze, die Zielgruppen, die Schwerpunktsetzung bei Breite vs. Tiefe viel zu unterschiedlich; man steht am Ende also immer vor der Aufgabe, eine Entscheidung für eine bestimmte Kategorie von Beitrag zu treffen, bei der viele andere gute Beiträge zur astronomischen Wissensvermittlung zumindest dieses Mal leer ausgehen. Umso schöner, wenn sich dann, wie in diesem Jahr, trotz aller Variationen doch ein eindeutiges (sprich: einstimmiges) Ergebnis herauskristallisiert: Herzlichen Glückwunsch, Thomas Janka!

 

Link: Pressemitteilung der Astronomischen Gesellschaft (PDF)

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Markus Pössel hatte bereits während des Physikstudiums an der Universität Hamburg gemerkt: Die Herausforderung, physikalische Themen so aufzuarbeiten und darzustellen, dass sie auch für Nichtphysiker verständlich werden, war für ihn mindestens ebenso interessant wie die eigentliche Forschungsarbeit. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam blieb er dem Institut als "Outreach scientist" erhalten, war während des Einsteinjahres 2005 an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und schuf das Webportal Einstein Online. Ende 2007 wechselte er für ein Jahr zum World Science Festival in New York. Seit Anfang 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, wo er das Haus der Astronomie leitet, ein Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, seit 2010 zudem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie und seit 2019 Direktor des am Haus der Astronomie ansässigen Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union. Jenseits seines "Day jobs" ist Pössel als Wissenschaftsautor sowie wissenschaftsjournalistisch unterwegs: hier auf den SciLogs, als Autor/Koautor mehrerer Bücher und vereinzelter Zeitungsartikel (zuletzt FAZ, Tagesspiegel) sowie mit Beiträgen für die Zeitschrift Sterne und Weltraum.

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