Vogelfrauen und Heldentenöre

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Science and the City

Ich schreibe nicht nur, sondern singe auch. Bevorzugt Alte Musik, Frühbarock und so – auch wenn mein Lehrer findet, dass ich lieber Schumann singen sollte. Weil er sich besser eignet, um Stimmvolumen zu entwickeln. Und laute Sänger kommen an. Zumindest bei Zebrafinkendamen. Das haben Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen herausgefunden (Ritschard et al, Animal Behaviour).

Weibliche Zebrafinken wählen ihren Paarungspartner unter anderem nach dessen sängerischen Fähigkeiten aus. Und sie sind anspruchsvoll. Oft soll er singen. Ein großes Repertoire ist gewünscht. Ach ja, lang darf sein Liedchen bitteschön auch sein. Und laut natürlich.

Weil sich zumindest das letzte Kriterium im Freiland nur schwer zu untersuchen lässt, haben die Seewiesener Forscher eine Apparatur ausgetüftelt, mit deren Hilfe sich die Zebrafinkendamen per Schnabeldruck selbst Männergesänge vorspielen lassen konnten. Dabei hatten sie die Wahl ob sie sich lieber laut, leise oder in mittlerer Lautstärke beschallen ließen. Sogar eine mittellaute Variante mit Hall stand zur Verfügung.

Die Vogeldamen nutzten ihre Jukebox redlich: Bis zu 1000 mal pickten manche der gefiederten Musikfreundinnen auf den Schalter. Besonders häufig wählten sie dabei den lauten Gesang. Möglicherweise, so spekulieren die Wissenschaftler, stimuliert dieser die Neuronen im Gehirn der Weibchen stärker.

Noch ist nicht geklärt, was die Lautstärke über die Qualität des Männchens aussagt und wie schwer sie gegenüber anderen Kriterien, wie Liedlänge und Repertoire wiegt. Fest steht aber: Vogelmädchen mögen es laut. Nun, wenn sie meinen. Ich steh ja nicht so auf schreiende Heldentenöre. Aber ich bin ja auch keine Zebrafinkendame.

 

  • Veröffentlicht in: Soul

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Die besten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben, aber was sagt eigentlich die Wissenschaft dazu? Einst Biologin, heute freie Journalistin, gehe ich hier dieser Frage nach – in Deutschland und dem Rest der Welt. Denn wenn ich nicht gerade arbeite, bin ich am liebsten in meinem blauen Mercedes 508D unterwegs... wer mehr darüber wissen will: Unter www.team-ferdinand.de blogge ich Geschichten von unterwegs. Stefanie Reinberger

1 Kommentar

  1. Nah?

    Leider hab ich diesen Eintrag erst jetzt gefunden…

    Dass die Zebrafinkendamen laute Gesänge gegenüber leisen bevorzugen, könnte – zumindest im gegebenen Versuchsaufbau – ja auch damit zusammenhängen, dass “laut = nah” assoziiert wird. Einen potentiellen Paarungspartner hätte zumindest ich auch lieber nah als fern 😉

    Man könnte das “leicht” gegenürüfen, indem man Weibchen anderer Arten dem gleichen Versuch unterzieht.

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