Frauen und andere Weicheier

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Forschung lecker zubereitet
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Das Thema Frauen in der Wissenschaft, wie sie sich abstrampeln um Kind und Karriere unter einen Hut zu kriegen, dann zu Hause den Boden wischen, und noch mal eben ganze 4 Stunden Schlaf reinquetschen, ist ja schon sooft durchgekaut worden, dass es dem Einen oder Anderen aus den Ohren quillt. In der aktuelle Ausgabe von SCIENCE wird sich zum Thema „Work-Life Balance“ ausgelassen. NATURE hatte dieses Jahr ein Special zum Thema Frauen in der Wissenschaft. Ich mag nicht langweilen, drum zieh ich heute den Schuh falsch rum an.

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Hier eine Liste an Dingen, die man machen muss, um Frauen eine Karriere in der Wissenschaft zu verweigern, oder wenigstens so schwer zu machen, dass sie von selbst aussteigen. Achtung: Diese Liste bewegt sich völlig im Rahmen der Legalität und darf von jedem kopiert und wiederverwendet werden. Wer noch Vorschläge hat – rein in die Kommentare!

1.) Man soll Frau den größten Berufsstress machen, wenn sie sich in ihrer Reproduktionsphase befindet. Am besten im Alter von 30 bis 40 Jahren, da hat sie wahrscheinlich den/die Lebenspartner/in/innen gefunden und möchte Kinder. Der biologische Drang sich zu reproduzieren kann dann so groß werden, dass sich Frau kurzzeitig kaum Gedanken um Karriere macht. Befristete Stellen mit besonders hohen Anforderungen eignen sich jetzt hervorragend (z.B. Assistenzprofessuren) um besagten Extremstress zu erzeugen. Auf keinen Fall eine gemütliche Postdocstelle verlängern, geschweige denn entfristen.

2.) Jetzt unter keinen Umständen einen Kindergartenplatz nahe der Arbeitsstelle anbieten. Und wenn doch, auf lange Wartezeiten von mindestens 1-2 Jahren achten. Je weiter sie fahren muss um ihr Kind abzuholen, desto weniger muss man sie im Büro/Labor sehen und desto weniger schafft sie.

3.) Bei Müttern besonders häufig auf die vereinbarten Ziele des letzten LOB Gesprächs hinweisen (LOB = LeistungsOrientierte Bezahlung, vielen Dank TvöD). Darauf bestehen, dass es in der Forschung nicht um Kreativität geht, sondern um Effektivität. Kreativität würde weniger Gehetze und mehr Schlaf verlangen. Rechnet nur in Veröffentlichungs-, Antrags- und Gremien-Einheiten ab. Es ist irrelevant, was sie sonst noch schafft.

4.) Bei Großveranstaltungen, z.B. Institutsevaluationen, unbedingt jede einzelne der wenigen Führungsebene-Frauen antanzen lassen. Man muss das Image des Frauenfreundlichen Arbeitgebers waren. Den Mädels ist natürlich klar, dass sie nicht wegen ihrer Brillanz vorgeladen werden, sondern wegen ihrer anatomischen Attribute. Wenn zwei ordentliche Brüste dran sind, ist Frauenfreundlich sein auch nicht schwer.

5.) Niemals, und ich wiederhole, niemals den Frauen mit Kindern das Gefühl geben es wäre OK auch nur ein Quäntchen weniger zu leisten als ihre Kinderlosen Kollegen. (siehe Punkt 3) Es muss jedem klar sein, dass Prioritäten gesetzt werden müssen. Entweder Arterhaltung oder Karriereerhaltung.

6.) Unflexible Arbeitszeiten schaffen, sie niemals die Stechuhr vergessen lassen und darauf bestehen, dass das Arbeiten zu Hause zwar erwartet, aber unter keinen Umständen angerechnet wird.

7.) Unbedingt unterschwellig verbreiten, das Schwangere und Mütter weniger leisten können. Ist ja auch wahr und völlig logisch: Der Tag hat nur 24 Stunden und wer unter Hochdruck forscht, kann sich keinen dummen Freizeitspaß leisten, wie z.B. mit den eigenen Kindern zu spielen. Haben wir vor 100 Jahren auch nicht gemacht und seht, wie weit wir’s heute gebracht haben.

8.) Jetzt kommt das traurige ABER: Unglücklicherweise übernehmen Väter immer mehr Pflichten im Haushalt und bei der Kinderaufzucht. Das vereitelt den Plan der frauenlos-glücklichen Forschungsführungsebene. Doch auch hier kann man die Notbremse ziehen und noch genügend der oben beschriebenen Techniken anwenden. Besonders seien dabei Effektivität und Produktion erwähnt. Junge Väter sind besonders verletzlich, wenn es um ihre männliche Stärke geht. Darauf muss jetzt gezielt werden. Zum Beispiel: „Was? Du kümmerst dich um deine Kinder? Zu Hause? Deine Frau hat dich ja ganz schön im Griff.“

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Spaß beiseite. Wissenschaftler arbeiten in einem Hochdruck-Ökosystem. Und wir haben es uns so ausgesucht. Dass eine Auslese stattfinden muss, ist logisch und gewollt. Doch wie wir unsere Forschungslandschaft gestalten, bestimmt maßgeblich wer aus unserem Intelligenzpool ausgesiebt wird.

Wer Kreativität in rigide Formen presst (z.B. jährliche Zielvereinbahrungen im Rahmen der Leistungsorientierten Bezahlung, das Hochschulrahmengesetz und die Stechuhr) und Erfolg hauptsächlich an der Anzahl der Publikationen, Drittmittelanträgen, und durchgeboxten Doktoranden misst, wird all die Nicht-Angeber, Nicht-Laut-Schreier, Nicht-Aufplusterer und Nicht-Nach-Unten-Treter los werden.

Die wenigen Frauen in der Führungsebene sind nur ein Symptom unserer Karrierekultur. Es fällt uns nur auf, weil wir einen direkten Vergleich haben (Anzahl der Männer zu Anzahl der Frauen).

Dieser Vergleich fehlt uns völlig, wenn es um die Leisen, die Introvertierten und die Sanften geht. Es gibt keine augenscheinliche Kategorie, kein offensichtliches anatomisches Charakteristikum, das die still-kreativen von den sich durchboxenden Karrieregeilen unterscheidet. Außer, dass letztere mehr auffallen. Und zwar so, wie wir es gern sehen. Ob sie nun die Daten ihrer Diplomandin geklaut haben oder nicht.

 

 

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Annelie Wendeberg ist eigentlich Umweltmikrobiologin. Doch eines schönen Wintermorgens klappte sie die Augen auf und dachte sich "ich schreib mal was". Seither versucht sie ihre Leidenschaft Forschung leicht verständlich und spannend in kurzen Blogartikeln zu vermitteln. Meistens schreibt sie über alles Mögliche was irgendwie mit Forschern, Biologie, Umwelt, Ökologie und vor allem Mikrobiologie zu tun hat. Des Nachts bringt Annelie Wendeberg Leute um. Auf dem Papier. Für den KiWi Verlag.

23 Kommentare

  1. Mir sagte ein allseits hochgeschätzter, erst kürzlich in Pension gegangener Professor: “Herr Hoppe, wenn ich das schon höre: Väter, die erleben wollen, wie ihre Kinder aufwachsen und groß werden. Ich bitte Sie. Da können Sie doch genauso gut der Farbe beim Trocknen zuschauen, oder?!”

    Es gibt Grenzen des gegenseitigen Verständnisses.

    Es ist eben kein Zeichen einer irgendwie erwähnenswerten Intelligenz, das Kinderthema gaaaaaanz am Ende irgendwann vielleicht einmal zu bedenken oder gar ernsthaft lösen zu wollen. Intelligent wäre es, unser Erwerbsleben flexibel um die Organisation des Themas Kinder / Nachwuchs / Bildung herum zu organisieren. Dass es ausgerechnet in der Sphäre der Hochintelligenten solche Schwierigkeiten damit gibt, stimmt bedenklich. Hinsichtlich unseres Intelligenzbegriffs, meine ich.

  2. Auch noch wichtig: Verkündet eine Mitarbeiterin, dass sie schwanger ist, so muss der Chef ganz deutlich zeigen, wie sehr er sich durch diesen ungehörigen Vertrauensbruch persönlich verletzt fühlt. Der Chef muss insbesondere mehr als deutlich durchscheinen lassen, wie sehr jetzt alles in Verzug gerät, Anträge und Veröffentlichungen in Gefahr geraten etc. – und alles nur wegen dieser Schwangerschaft.

    Die Schwangere wird dann weniger Motivation haben, nach der Geburt jemals wieder im Labor zu erscheinen. Ihre Kolleginnen werden auch ihre Schlüsse daraus ziehen.

  3. Bei einer Fragerunde mit einem hohen Tier unseres Institutes wurde gefragt:
    “Wie lassen sich Karriere und Famielie am [Institut] vereinbaren?”
    Antwort:
    “Karriere und Familie lassen sich nicht vereinbaren. Für hochklassige Wissenschaft wie hier am [Institut] müssen Sie Opfer bringen.”

    Ich lasse das mal vollkommen unkommentiert, denke aber es gilt für Männer und Frauen, aber insbesondere für Letzere.

  4. Mein alter Doktorvater machte auch gerne den “Spass”:” Werden sie jetzt bloss nicht schwanger in ihrer Doktorandenphase.” *zwinker, zwinker* Ich hab auch von jungen Vatern gehoert, die gemobbt wurden, weil sie und nicht ihre Frauen die Kinder vom Kindergarten abholten. Ist klar. Schwangerschaft und Elternschaft als Stoerfall, das wird in diesem speziellen Soziotop zelebriert.

  5. Ein sehr guter Vorschlag ist auch: Bei der Auswahl von Veranstatungsteilnehmern (Tagungen, Kongresse, Symposien etc.) unter dem wissenschaftlichen Personal immer darauf achten, das Frauen mit Kindern für die Veranstaltungen eingeteilt werden, die möglichst weite Reisen mit möglichst vielen auswärtigen Übernachtungen notwendig machen. Mitnahme eigener Kinder strikt untersagen, bzw. nur bei solchen Veranstaltungen erlauben, bei denen mindestens 14 Stunden Präsenzzeit pro Tag obligatorisch sind. In letztgenannten Fällen aber Tangungshotel so auswählen, dass Übernachtungsort und Veranstaungsort an entgegengesetzten Enden einer möglichs quirligen Großstadt (Vorschlähge: London, Singapur, Peking) liegen.

  6. Ihr wollt den Schulen wohl den Zufluss an fachkompetenten Lehrerinnen wegnehmen, der vor allem darauf beruht, dass Wissenschaftlerinnenkarrieren in der Promotions- oder Postdoc-Phase beendet werden?
    Und überhaupt: Wer in seiner knappen Freizeit mit den eigenen Kindern spielt, statt mit ihnen Japanisch zu lernen, dem ist ohnehin nicht zu helfen.
    Denkt denn keiner an die Zukunft der Kinder?

  7. Warum so subtil? In der freien Wirtschaft funktioniert das auch viel direkter: “Frauen können das nicht, Punkt”. oder “Wir wollen da keine Frauen, Punkt” .Und komme mir nur niemand mit Antidiskriminierung und so weiter. Es läuft vielleicht nicht immer so krass und direkt,aber oft genug. Zu dem Thema kann euch meine bessere Hälfte einige Arien vortragen.

  8. Frauen in Justizberufen, aktueller Artikel:

    »Frauen theoretisieren nicht so viel«, sagt Lore Maria Peschel-Gutzeit. »Frauen haben weniger Zeit, die müssen das Kind vom Kindergarten abholen, noch einkaufen und die Waschmaschine füllen. Die Rechtsprechung wird durch mehr Frauen flotter werden. Meine Herren im Senat gingen stundenlang zum Essen, ich habe durchgearbeitet.« Sie musste ja heim zu den drei Kindern.

    Die Konkurrenzbedingungen verändern sich je nach Anforderungen. Daher muss man über den Satz “Dass eine Auslese stattfinden muss, ist logisch und gewollt.” wohl nochmal genauer nachdenken. Denn die Effekte, die bestimmte Konkurrenzsituationen auf die Wissenschaft ausüben, sind ja zuweilen durchaus unvereinbar mit den Zielen des wissenschaftlichen Bemühens.

  9. Danke für die “nette” Zusammenstellung aller jener Faktoren über die ich einst stolperte.
    Zu erwähnen sind auch diffuse Zwängem die durch andere Frauen ausübt werden z.B. Schwiegermütter und Kindergartentanten.
    Und ja Testosteron will dominant sein und verblendet. 😉

  10. Wirklich sehr treffend zusammengefasst, schade das man genau dieses Verhalten auch bei weiblichen Führungspersonen beobachten kann. Diejenigen, die typischer Weise für die Karriere auf Kinder (und teilweise Partner) verzichtet haben und nun von ihren Nachfolgerinnen die gleiche Opferbereitschaft verlangen. Diese Erfahrung hat mich ebenso enttäuscht, wie desillusioniert. Da wird werdenden Müttern auch schon mal die Promotion verweigert und die eigenen Bemühungen zur Förderung riguros übertrieben, was dank der Position als Frauenbeauftragten dann auch nicht hinterfragt werden darf.
    Es gibt aber auch positive Beispiele, sie sind selten, aber es gibt sie, Chefs wie Cheffinnen.

    Das Problem existiert massiv und es ist schädlich für unsere Wissenschaftslandschaft. Die Kultur muss sich ändern. Man müsste mal laut drüber nachdenken, das bei der Bescheidung von Drittmitteln der Track-Record bzgl. der Integrierbarkeit von Beruf und Familie einfließt. Und es rufschädigend wirkt, wenn ein/e Chef/in hier schlecht performt.

    Danke für diesen Artikel.

  11. Nun ist es so, dass die Konkurrenz eben auch zwischen verschiedenen Forschungsteams und das auch noch international statt findet.
    Wenn die Familienfreundlichkeit die Konkurrenzfähigkeit mindert, dann war es das.
    Wenn Familienfreundlichkeit die Konkurrenzfähigkeit steigern würde, dann frage ich mich nicht, warum das noch keiner bemerkt und dann auf der Basis der Familienfreundlichkeit andere Forschungsteams übertrumpft hat.

    Ich glaube, das erfolgreiche Forschung auf gnadenloser Selbstausbeutung und dem Prinzip 24/7 beruht. Darauf beruht auch Karriere in der freien Wirtschaft. Niemand, dem ein Achtstundentag als Regel vorschwebt, wird es ins obere Management schaffen. Das wird durch die Konkurrenz mit anderen verhindert, die bereit sind, sich für das Ziel stärker einzubringen.

    Aber auf dieser Konkurrenz beruht unser Wohlstand.

    Carl Jung

  12. Sie meinten: Für das was wir in die Forschung zu investieren bereit sind, lässt es sich nicht anders regeln. Mit den Arbeitsstrukturen, die wir haben, lässt es sich nicht anders regeln.

    Aussagen wie die ihre finde ich insbesondere im Wissenschaftsbereich enorm irritierend. Aber vermutlich hatten Planck und Einstein recht:
    Du kannst ein Problem nicht mit dem Geist lösen, der es geschaffen hat.
    Meinungen ändern sich nicht, die Vertreter der überkommenen sterben nur nach und nach aus.

  13. Wer Kreativität in rigide Formen presst (z.B. jährliche Zielvereinbahrungen im Rahmen der Leistungsorientierten Bezahlung, das Hochschulrahmengesetz und die Stechuhr) und Erfolg hauptsächlich an der Anzahl der Publikationen, Drittmittelanträgen, und durchgeboxten Doktoranden misst, wird all die Nicht-Angeber, Nicht-Laut-Schreier, Nicht-Aufplusterer und Nicht-Nach-Unten-Treter los werden.

    Die wenigen Frauen in der Führungsebene sind nur ein Symptom unserer Karrierekultur. Es fällt uns nur auf, weil wir einen direkten Vergleich haben (Anzahl der Männer zu Anzahl der Frauen).

    Klingt sehr schlau.

    Der Schreiber dieser Zeilen räumt ein selbst schon einmal Frauen zur Fortpflanzung getrieben zu haben.

    Sich der Implikationen bewusst, es waren teilweise Akademikerinnen, nichtsdestotrotz wäre seine Verlautbarung, dass weitehrin ein natülicher Vorgang vorliegen könnte, der zwar karriere-beschneidend, aber auch sinnvoll sein kann.

    Man muss halt sozusagen untereinander miteinander auskommen.

    Das mit dem ‘Symptom der Karrierekultur’ (und das mit dem Nicht-Auffallen anderer) scheint fein formuliert, danke.

    MFG
    Dr. W

  14. Ich freu mich ganz doll über die vielen tollen Kommentare zu meinem Artikel! Besonders über Dr. W’s “Der Schreiber dieser Zeilen räumt ein selbst schon einmal Frauen zur Fortpflanzung getrieben zu haben.” hab ich herzlich gelacht.
    Ihr seid super!

  15. problematisch an diesem artikel ist der determinismus, der die (weibliche!) fortpflanzung quasi als unerschütterliches pradigma voraussetzt und gar nicht in betracht zieht, dass auch frauen die möglichkeit offensteht, sich nicht fortzupflanzen.

    dass auch väter zu familienarbeit fähig sind, wird quasi automatisch ausgeschlossen.

  16. Es wäre schon ganz gut, wenn das Zusammenleben, die Koexistenz sozusagen, von Mann und Frau nicht ideologisch überladen wird.
    In diese Richtung sollt der obige Kommentar des Schreibers dieser Zeilen primär gehen.

    MFG
    Dr. W

  17. Annelie, es wäre nett, wenn sie auf meinen eigentlichen punkt statt auf die randbemerkung eingingen.
    und ja, endlich unter 8 kommen väter zur sprache. in 7 punkten vorher nicht. das spiegelt im grunde nur die ges. verhältnisse wider: kinder sind frauensache.

  18. Welche Frauen sind eigentlich benachteiligt?:

    Dank Frauenquote etc. haben zumindest kinderlose Frauen bessere und mehr Lebensoptionen als kinderlose Männer.

    Erst im Fall einer Familiengründung mit Kindern oder einer Kinderwunschoption verschlechtert sich die gesellschaftlichen Postion vor allem karrierebewusster Frauen gegenüber Männern.

    Da hilft kein Jammern oder Zetern über familien- oder mütterdiskrimierende gesellschaftliche Institutionen. Da hilft nur um z. B. akademischen Müttern ihre Karriere zu ermöglichen, die Einführung des von kinderlosen Singles finanzierten anerkannten Berufs der gebildeten Familienfrau, die akademische Mütter auch zum Wohle der bildungsnahen Reproduktion entlastet.

    Literaturempfehlung:

    Peter Mersch (2007): Hurra, wir werden Unterschicht – Zur Theorie der gesellschaftlichen Reproduktion.

  19. Warum dann nicht gleich keine Frauen einstellen, weil ja die Möglichkeit besteht, sie könnten dann schwanger werden und als Arbeitskraft ausfallen? Oh, stimmt, das wird ja so gemacht.

  20. Die westliche Kultur zeichnet bekanntlich aus, dass sie im Unterschied zum patriarchlisch organisierten islamischen Kulturkreis nicht bereite ist, systematisch auf 50 % Kreativ- und Kompetenzpotenzials in Form von Frauenpower zu verzichten.

    Das im Islam Frauen im häuslichen Bereich versteckt oder gar eingesperrt und Stoffgefängnissen entindividualisiert werden, hat ohne Frage seine Ursprünge in sexuellen Ängsten Männern. Die werden natürlich nicht explizit genannt, sondern religiös verbrämt überliefert.

    Nun haben, wie hier angesprochen, auch im Westen Frauen, wenn sie denn gleichzeitig ein Familie gründen wollen oder einen Kinderwunsch haben, Probleme Karriere entsprechend ihrer Begabungen zu machen. Im Ergebnis stehen daher Frauen ohne Kinder bezüglich ihrer beruflichen Karriereaussichten besser da.

    Und weil dies so ist, und viele Frauen, um der Karriere willen, auf Kinder verzichten oder ihren Kinderwunsch minimieren, hat auch die Gesellschaft zunehmend ein Problem. Kinder, die in bildungsnahen Familien aufwachsen, sind nämlich immer noch der beste Garant dafür, dass das kulturelle Potenzial einer Gesellschaft von einer Generation in die nächste transferiert wird. Nur so kann eine Gesellschaft prosperieren.

    Und deshalb braucht es radikale Lösungen, wie z. B. dass von Peter Mersch entwickelte Modell der gebildeten Familienfrau, das Frauen mit Kindern entlastet und ihnen beruflich mehr Spielraum gibt.

  21. Ich weiß auch noch einen:
    Möglichst einen Prof oder Institutsleiter vor die Nase setzen, der dann so Sachen sagt, wie:
    -Kinder sind soooo toll. Genieß es, wenn sie so klein sind. Ich hab ja drei und das ging super mit der Karriere (ach ja, seine Frau leistet ‘Heimarbeit’ wie er das nennt.
    – Ich hab damals zu meiner Frau gesagt ‘entweder Kinder oder Forschung. Eine Frau mit Kind gehört nicht ins Labor’
    – Frau Rosalie sie brauchen die Gelder ja nicht, sie bekommen jetzt doch das zweite Kind…
    – Ihr Vertrag läuft dann aus, aber das ist doch nicht so schlimm. Sie müssen sich ja nicht so anstrengen, Sie brauchen ja nun nichts mehr zu publizieren…
    Gerne auch eine Chefin (selbst mit 2 Kindern), die sagt:
    – Also ich hab während meiner Schwangerschaften alles selber weiter gemacht, nur nicht mit radioaktivem Material gearbeitet…
    – Nein, du kannst nicht den Nachmittag am Dienstag in 3 Wochen frei bekommen. Es geht ja nicht, dass du hier nur 90% arbeitest.
    – Das geht nicht, dass du zwischen den Jahren die ganze Woche Urlaub nimmst, wer soll denn die Mäuse präppen? Ich will doch da eine Zucht ansetzen…

    An der Uni wissen die Profs eben, wie man seine Leute motiviert!

  22. Ach und ich hab noch eins vergessen:
    Nix geht über einen Chef, der anruft und sagt: Die Revision ist heute Morgen gekommen, wir haben 6 Wochen. Kommst du in einer Stunde zum Meeting bitte.
    Und das nachdem wir das 7 Tage alte Kind vor 4 Stunden von der Neointensiv nach Hause holen konnten… Prost Mahlzeit.

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