Nen kurzer Nachtrag

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Ein kurzer Nachtrag zu nen: Ein Kommentator dort hat im Digitalen Wenker-Atlas nachgeschlagen und darin Belege für nen bisschen gefunden (diese Phrase taucht dort in Satz 31 auf und die Formen des indefiniten Artikels sind auf Karte 432 zusammengetragen).

Ich habe diesen Dialektatlas, in dem der Dialektologe Georg Wenker die Ergebnisse einer Fragebogenerhebung festhielt, die er 1887 durchgeführt hatte, daraufhin noch einmal systematisch durchsucht und die Belege für nen bisschen in eine Google-Karte übertragen (dabei bin ich nach Augenmaß vorgegangen, die geographischen Koordinaten sind also nur ungefähr). Hier ist die Ausbeute, in Farbe und unverpixelt (man muss etwas herauszoomen um alle Belege zu sehen):


nen im Wenker-Atlas auf einer größeren Karte anzeigen

Die Daten bestätigen zwei Dinge: Erstens, die Form nen als Akkusativ/Neutrum ist kein Internetphänomen, es gibt sie sogar schon seit mindestens 120 Jahren (vermutlich länger); zweitens, ihre regionale Verteilung damals entsprach in etwa der, die wir in den Kommentaren zum betreffenden Beitrag schon zusammengetragen hatten (d.h., die Form kam ungefähr in der östlichen Hälfte des mitteldeutschen Dialektgebietes vor.

Da es anstrengend ist, die betreffenden Markierungen in der digitalisierten Version des Sprachatlas zu suchen, habe ich vermutlich eine Reihe von Belegen übersehen und vielleicht ein oder zwei fälschlicherweise eingetragen. Falls jemand Zeit, Lust und die technische Kompetenz hat, die Karte weiter zu verbessern, kann er/sie mir eine E-Mail schreiben, dann schalte ich die Karte zur Bearbeitung frei (dazu braucht man ein Google-Konto).

© 2010, Anatol Stefanowitsch
Der Beitrag steht unter einer Creative-Commons BY-NC-SA-3.0-(Deutschland)-Lizenz.

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Nach Umwegen über Politologie und Volkswirtschaftslehre habe ich Englische Sprachwissenschaft und Sprachlehrforschung an der Universität Hamburg studiert und danach an der Rice University in Houston, Texas in Allgemeiner Sprachwissenschaft promoviert. Von 2002 bis 2010 war ich Professor für Englische Sprachwissenschaft an der Universität Bremen, im August 2010 habe ich einen Ruf auf eine Professur für anglistische Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg angenommen. Mein wichtigstes Forschungsgebiet ist die korpuslinguistische Untersuchung der Grammatik des Englischen und Deutschen aus der Perspektive der Konstruktionsgrammatik.

4 Kommentare

  1. Dascha nen gediegen Dannenboom

    Nur ein kurzer Hinweis. Heute im Bremer (oder bremischen?) “Weserkurier”, Seite 8, Sprechen Sie bremisch?: “Dascha nen gediegen Dannenboom” mit der Bedeutung: “Das ist ja eine ganz seltsame Geschichte.”

    In diesem Sinne “Frohes Fest!” und alles.

  2. falscher Fall

    ich kenne die Verwendung von “nen” in meinem Heimatdialekt (saarländischer Sprachraum) nur in Verwendung des Akkusativs, bei dem dem Artikel “einen” das “ei” genommen wurde. “Gib mir mal nen Schraubenzieher” und “nen kuren Nachtrag” (als Einleitung in diesen, ohne das eigentlich dazugehöre: “möchte ich noch anmerken” anzuhängen).

  3. demdemdem

    (Besuch bei dem von Demeter gesegneten Gärtner):

    Ich war neulich bei dem, dem dem Daumen Demeter grüne Farbe gab…