Quantensprung in der Platte*

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Alle Sprachgewalt geht vom Volke aus
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Beatrice Lugger, ehemals Community Manager bei unseren Erzfeinden von den ScienceBlogs.de, bloggt seit heute bei uns (bzw. bei unseren Todfeinden von den Brainslugs BrainLogs). Das freut mich natürlich, und ich heiße sie herzlich willkommen, aber das war’s dann auch erstmal mit den Nettigkeiten. Denn für ihren ersten Beitrag hat sie sich aus irgendeinem Grund dafür entschieden, ein bisschen Sprachnörgelei zu betreiben.

Stein ihres Anstoßes ist die alltagssprachliche Verwendung des Wortes Quantensprung:

Es gibt Menschen, die krümmen sich innerlich, wenn jemand ‘das’ mit ‘dass’ verwechselt. Diese können vielleicht gut nachvollziehen, wie es einem Naturwissenschaftler geht, wenn jemand vom großen Quantensprung faselt. Ein Ärgernis. Jedes Mal möchte man in der Redaktion anrufen, den Politiker schelten, die Wirtschaftsexperten weiser machen, in dem man ihnen ausführlich erklärt, was es mit so einem Quantensprung, den es im übrigen als instantanen ‚Sprung’ gar nicht gibt, auf sich hat.
[…]
Ist der ‚Quantensprung’ vielleicht längst seiner eigentlichen Definition enthoben und zum festen Bestandteil des deutschen Wortschatzes mit anderer Bedeutung geworden? Dürfen Fachbegriffe so zweckentfremdet werden? Auf Wikipedia wird der Quantensprung in seiner umgangssprachlichen Verwendung als "großer Fortschritt" oder "Paradigmenwechsel" beschrieben, nur steht da auch: Die Metapher ist zwar weit verbreitet, aber falsch.

Wohlwollend zitiert sie dann noch die ZEIT, in der der Physiker Mathias Senoner wohl einmal schrieb: „Für Germanisten könnte sich hier ein interessantes Arbeitsgebiet eröffnen. Die Ausbreitungsgeschichte des Quantensprungs in der deutschen Alltagssprache unter besonderer Berücksichtigung der Rückwirkungen auf die theoretische Physik – das wäre doch ein Promotionsthema.“

Nein, das wäre es nicht, denn warum die Sprachnörgler, wieder einmal, Unrecht haben und der Quantensprung sprachlich in Ordnung geht, ist auf einer halben Seite erklärt. Und wenn Dissertationen in den Geisteswissenschaften eines nicht sein dürfen, dann kurz.

Erstmal das mit dem großen Quantensprung. Das sagt tatsächlich kaum jemand. Google liefert 987 Treffer für "großer Quantensprung" und 309 000 für Quantensprung, macht also gerade mal 0.31 Prozent. Das Deutsche Referenzkorpus bestätigt das, mit 9 Treffern für groß + Quantensprung bei 3 688 Treffern für Quantensprung insgesamt (jeweils in allen Flexionsformen).

Aber Quantensprünge können natürlich groß sein, denn Größe ist relativ, wie einer der Treffer aus dem Deutschen Referenzkorpus sehr schön, und mit unserer hauseigenen Autorität im Rücken, zeigt:

Inzwischen ist bereits die nächste Atomuhrengeneration in Arbeit. Bei den so genannten optischen Atomuhren vollziehen die Atome einen wesentlich größeren Quantensprung als bei der Cäsiumuhr. Das Atom schluckt dabei Strahlung mit 50 000-fach höherer Frequenz – sichtbares Licht. [spektrumdirekt, „Rasende Taktgeber des Alltags“, 18. Juni 2009 zit. Deutsches Referenzkorpus]

Gut. Jetzt aber zur eigentlichen Frage: Darf man das Wort Quantensprung so verwenden, wie in dem von Beatrice beantstandeten Zitat, das ich hier in ganzer Länge wiedergebe:

Der EZB-Vize bekräftigte die Forderung der EZB nach einem Quantensprung bei der Reform des Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts. Der Pakt dürfe nicht über die Einführung weiterer Ausnahmen oder Sonderbehandlungen von bestimmten Ausgaben, etwa öffentlicher Investitionen, aufgeweicht werden. [Börse online, 18. Mai 2011]

Natürlich darf man, und zwar aus drei Gründen.

Erstens könnte man das Wort Quantensprung durchaus als metaphorische Bezeichnung für große Veränderungen verwenden, denn wenn man argumentiert, dass echte Quantensprünge winzig klein sind, darf man nicht vergessen, dass man im Zusammenhang mit Quantensprüngen auch über winzig kleine Systeme spricht — Atome und anderen Kleinkram –, sodass der Quantensprung relativ gesehen ziemlich groß sein kann.

Zweitens wird das Wort aber gar nicht verwendet, um eine Veränderung als besonders groß zu bezeichnen. Stattdessen geht es, wie auch im zitierten Beispiel, um eine Veränderung, die besonders plötzlich und radikal ist, also nicht in mühsamen Zwischenschritten erreicht werden kann/sollte. Und genau das bezeichnete das Wort Quantensprung ja im ursprünglichen Sinne: Zustandswechsel ohne Zwischenschritte, oder wenigstens mit Zwischenschritte, über die man keinerlei Aussagen machen kann. Das wird Beatrice gleich im ersten Kommentar zu ihrem Beitrag vorgehalten; es ist außerdem im FAQ der Usenet Group de.etc.sprache.deutsch sehr schön beschrieben und in der Technology Review hat Wolfgang Stieler es vor ein paar Jahren in einem lesenswerten Kommentar mit deutlichen Worten diskutiert, sodass ich mir weitere Ausführungen spare.

Drittens wird das Wort Quantensprung in der Physik ohnehin nicht mehr verwendet (wenn ich der Wikipedia glauben darf, und warum sollte ich ihr nicht glauben). Wenn die Physiker das Wort aber nicht mehr haben wollen, dann können sie uns auch nicht vorschreiben, was es heißen soll oder darf. Und soweit ich weiß, tun sie es auch nicht — es sind immer Sprachnörgler, die uns über die korrekte Verwendungsweise aufklären, und nie (fast nie?) Quantenmechaniker (ich nehme an, die haben Besseres zu tun, z.B. nach Metaphern zu suchen, mit denen sie uns anderen erklären können, worum es in ihrem Fachgebiet überhaupt geht.

Ich fürchte, auch mein Beitrag wird nicht zu einem Quantensprung in dieser leidigen Debatte beitragen. Da mir kein angemessenes Ende für diesen Beitrag einfällt, zum Schluss ein alter, aber guter Physikerwitz:

Heisenberg und Schrödinger geraten in eine Verkehrskontrolle. Der Polizist fragt: „Meine Herren, wissen Sie überhaupt, wie schnell sie gefahren sind?“ Darauf Heisenberg: „Nein, aber ich kann Ihnen sagen, wo wir sind.“ Der Polizist entscheidet sich daraufhin, das Auto zu durchsuchen. Dabei sieht er auch in den Kofferraum. „Meine Herren, wussten Sie, dass in Ihrem Kofferraum eine tote Katze liegt?“ fragt er die beiden. „Ja, jetzt wissen wir es,“ antwortet Schrödinger.

 

* Für unsere jungen Leser: Platte bezieht sich hier auf Schallplatten, eine frühe Form der CD. Was? Achso, eine CD ist so eine Art MP3-Datei zum Anfassen.

©2011, Anatol Stefanowitsch

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Nach Umwegen über Politologie und Volkswirtschaftslehre habe ich Englische Sprachwissenschaft und Sprachlehrforschung an der Universität Hamburg studiert und danach an der Rice University in Houston, Texas in Allgemeiner Sprachwissenschaft promoviert. Von 2002 bis 2010 war ich Professor für Englische Sprachwissenschaft an der Universität Bremen, im August 2010 habe ich einen Ruf auf eine Professur für anglistische Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg angenommen. Mein wichtigstes Forschungsgebiet ist die korpuslinguistische Untersuchung der Grammatik des Englischen und Deutschen aus der Perspektive der Konstruktionsgrammatik.

53 Kommentare

  1. Karma

    Das hat Beatrice nun vom Überlaufen. Da wird sie gleich für ihren ersten Blogeintrag gebasht. So etwas würden wir niemalsnicht tun. Nein, nein. Ganz sicher nicht.

  2. hmm…

    dummerweise springt nicht das quant, sondern ist nur der “stein des anstoßes”.

    daher fühlt sich fürmich die umgangssprachliche verwendung dieses begriffs immer falsch an. ähnlich wie das um sich greifende “realisieren” im sinne von “begreifen”/”gewahr werden”.

    und die verwender, die ich bisher gehört habe, haben “quantensprung” nicht im sinne von radikal/plötzlich sondern im sinne von weit/groß verwendet.

    in irgendeinem maßstab mag die durch das quant hervorgerufene änderung ja phänomenal groß sein, in bezug auf unsere makroskopische welt ist und bleibt der quantensprung jedoch weniger als ein mäusef@rz. daher halte ich quantensprung falsch.

    allerdings muss ich zugeben, dass mir für plötzlich “umkippend”/”chaotisch werdend”/”revolution mit sich bringend” kein begriff einfällt.

  3. Hoffentlich versteht auch jeder, daß das mit den Erz- und Todfeinden nur ein Scherz war.

  4. @ali

    Sie wird gebasht, aber immerhin ist sie jetzt SciLoggerin. Und wir sind die Jediritter der Scienceblogsphäre — ihr dagegen seid eher so Ewoks oder Gungans.

  5. Von Ewoks und Jedis

    @AS

    Wir sind also die Knuddeltierchen der Wisschenaftsblogosphäre und ihr Mönche die sich mit farbigen Hallogenröhren verkloppen? Damit kann ich leben.

    Übrigens: Wie kriegt man so einen CD auf einen MP3-Player?

    @Martin Huhn

    Mich nimmt man sonst auch nicht ernst, ich bin davon ausgegangen, dass mir dies beim obigen Kommentar auch nicht passieren wird.

  6. @ali

    Das CD, bitte, es heißt *das* CD. Man tut es nicht auf einen MP3-Player, sondern man bewegt ein Lichtschwert sehr schnell darüber hinweg und — aber wenn die Macht nicht mit dir ist, kann es nicht funktionieren.

  7. Erstmal danke fürs Willkommen heißen (trotz Deines Grolls über meinen Text)!

    Dass der “große Quantensprung” kaum Google-Ergebnisse liefert, erstaunt mich nun weniger. Praktisch immer ist nur die Rede vom Quantensprung, aber oft, sehr oft, ist damit ein großer Schritt, eine große Veränderung gemeint. Deshalb habe ich dies kurz und knapp so geschrieben.

    >>zweitens wird das Wort aber gar nicht verwendet, um eine Veränderung als besonders groß zu bezeichnen. Stattdessen geht es, wie auch im zitierten Beispiel, um eine Veränderung, die besonders plötzlich und radikal ist, also nicht in mühsamen Zwischenschritten erreicht werden kann/sollte.

  8. Ärger. Wieso zeigt der Kommentar nicht meinen ganzen Text?

    Da stand noch in etwa, dass Anatol das EZB-Zitat anders interpretiert als ich und radikal, wie er es nennt, durchaus auch mit groß gleichsetzen würde.

    Außerdem noch versöhnliches. Ernst gemeint: Ich finde solche Diskussionen fruchtbar. Deshalb führen wir sie ja.

  9. Wie Vince Ebert mal sagte…

    “Politiker sprechen oft von einem “Quantensprung in der Arbeitsmarktpolitik”. Physikalisch gesehen ist ein Quantensprung jedoch definiert als die kleinst mögliche Zustandsänderung, meist von einem hohen auf ein niedriges Niveau.” -Vince Ebert

    Das Wort “einzigste” hört man auch sehr oft.

  10. @ali: Das ist ganz anders.

    “Da wird sie gleich für ihren ersten Blogeintrag gebasht.”

    Mit “bashen” hat das nichts zu tun. Der Beitrag hat seine Schwächen und wir diskutieren das, ohne Beatrice als Person anzugreifen.

    “So etwas würden wir niemalsnicht tun.”

    Wir tun das immer. Und in wissenschaftlichen blogs kann ich mir das auch nicht anders vorstellen.

  11. Und soweit ich weiß, tun sie es auch nicht — es sind immer Sprachnörgler, die uns über die korrekte Verwendungsweise aufklären, und nie (fast nie?) Quantenmechaniker

    Den Physikern dürfte klar sein, daß sie sich hüten sollten, die Umgangssprache wegen einiger geborgter Vokabeln dumm anzumachen – nach all dem, was sie selbst sich mit umgangssprachlichen Ausdrücken wie “Arbeit” und “Leistung” schon geleistet haben.

  12. Ärger

    “Ärger. Wieso zeigt der Kommentar nicht meinen ganzen Text? “

    Man darf leider nicht die spitze Klammer nach links verwenden, weil sie als Beginn eines HTML-tags interpretiert wird.

  13. Was ich an Beiträgen dieser Art so faszinierend finde ist dass sie mir immer wieder zeigen wie leicht man blöd dasteht, wenn man Ausdrucksformen kritisiert, anstelle der damit vermittelten Inhalte.

    Wenn’s nicht wichtig genug ist kritisiert zu werden, einfach mal Klappe halten. Der Sprachnörgler in mir merkt es sich selbst immer besser.

  14. @Elmar Diederichs

    Seufz. Jetzt hat mich doch noch jemand ernst genommen. Trotz dem Disclaimer der @Martin Huhn folgte.

    Also nochmals zur Klarstellung: Mein Kommentar war ironisch.

    Und ja, Ewoks finde ich eigentlich doof.

  15. Die kleinste mögliche Veränderung…

    ist auch in einem Kontext sehr kleiner Größen nicht ‘relativ groß’. Auch unter diesen sehr kleinen Größen ist sie immer noch die geringste denkbare, also die kleinste unter kleinen, nicht eine sehr kleine unter noch kleineren.

    Nur in diesem Sinne ist sie auch ‘radikal ohne Zwischenschritte’: weil noch kleinere Zwischenschritte nicht möglich sind. Wer also politisch einen Quantensprung fordert, fordert dem Wortlaut nach immer noch die kleinste mögliche Veränderung, die nur deshalb ohne weitere Zwischenschritte und also ‘abrupt’ vor sich gehen muß, weil es noch kleinere Zwischenschritte nicht geben kann.

  16. Die kleinstmögliche Veränderung…

    … ist eben in der Quantenphysik immer eine radikale Veränderung, eine Revolution. Das ist der Quantensprung: Es geht nicht ein bisschen anders, es geht nur radikal. Deshalb werden in der Politik auch Quantensprünge immer nur gefordert und nie realisiert.

  17. Vier Betreffs

    @Blugger: Willkommen auch zu den Freuden des hiesigen Blogsystems, das leider nicht die tatsächliche Eingabe abspeichert, sodass man Fehler wie den, den Joachim hier beschreibt, nicht nachträglich beheben kann.

    @Denis: Kann sein, dass Vince Ebert das mal gesagt hat, Recht hätte er damit aber nicht. Weder ist ein Quantensprung als „kleinstmögliche Zustandsänderung“, noch beinhaltet die Definition eine bestimmte Richtung.

    @ali: Ja, Ewoks sind wirklich doof. Sie versauen die komplette Trilogie (ja, es ist eine Trilogie). Ich nehme die Ewoks deshalb zurück.

    @sp: Ob etwas „die kleinste mögliche Veränderung“ ist, sagt über die Größe dieser Veränderung rein gar nichts aus.

  18. Hihi

    Hallo Anatol,

    mal wieder (wie immer) ein klasse Beitrag….

    Aber komisch, immer wenn ich “Quantensprung” höre, muss ich immer an Schweißmauken denken…. *schnüffel*

    “Quantensprung” ist doch sprachlich sehr na am “Paradigmenwechsel”, wie ich auf Besprechungen immer wieder feststelle… und es ist mir eine Freude, dann mal zu fragen, was denn so ein Paradigma sei…. bäh, bin ich böse……

    Übrigens: Sicks Auftritt in Kiel ist von der Presse sehr arg zerrissen worden…

  19. off topic

    Sehe gerade ZDF, obwohl ich unter 70 bin…. und im Anspann zum aktuellen Film las ich den Namen “Hahmer”…. dachte erst “Hamer” und wollte aus dem Fenster springen….. brrrrrrrrrrrrrrr

  20. @ Blugger

    Ärger. Wieso zeigt der Kommentar nicht meinen ganzen Text?

    Das liegt an den spitzen Klammern. Die werden beschnitten, weil man mit spitzen Klammern Schadecode einschleusen könnte.

  21. Herkunft von “Quantensprung”

    Etymologisch betrachtet ist Quantensprung, passend angewendet, eine gute Metapher.
    Denn: Schon für die Physiker war Quantensprung eine Metapher. Eine Metapher aufbauend auf dem Wort Sprung. Sprunghaftes Verhalten in der Natur war etwas unerwartetes. Es widerspricht dem, was bereits antike Philosophen in die Formel natura not facit saltus gegossen hatten und was von der klassischen Physik nie angezweifelt wurde. Leibniz und Newton gehen in ihren Werken sogar explizit auf die Nichtsprunghaftigkeit der Natur ein und benutzen dazu die obige non-facit-saltus-Formel.
    Die Etymologie gibt uns also einen Hinweis auf die Intention des Begrifss Quantensprung unahbängig von der konkreten physikalischen Bedeutung. Für mich ist es naheliegend dieselbe Intention dem alltagssprachlichen Begriff Quantensprung zuzuschreiben.
    Im Duden liest man zu Quantensprung: [durch eine neue Idee, Entdeckung, Erfindung, Erkenntnis o. Ä. ermöglichter] Fortschritt, der eine Entwicklung innerhalb kürzester Zeit ein sehr großes Stück voranbringt

    Auf der Basis der obigen Überlegungen zur Herkunft des Wortes scheint mir auch eine negative Umschreibung des Begriffs naheliegend: Was sich in einem kontinuierlichen Verbesserungs- und Anpassungsprozess ändert, ist mit Sicherheit kein Quantensprung und wer dementsprechend einen Quantensprung fordert, will aus dem Bestehenden radikal ausbrechen.

  22. Schatten der Zukunft in der Macht

    Jetzt wo die Ewoks zurückgenommen sollten wir vielleicht doch noch weiter zurückrudern.

    Denn wenn wir die Jedi-Ritter sind, dann ist folglich Holtzbrinck der intergalaktische Senat und Lars ist dann offensichtlich Anakin Skywalker, der Repräsentant im Jedi-Rat. Ooh, wir wissen doch wo das endet.

    Wobei die grüne Laserschwertfarbe, die bei den BrainLogs durch ihr Logo scheint, die BrainLogger als Jedi-Gesandte ausweisen würde, und somit könnte ich Schatten der Zukunft in der Macht sehen. Ich wollte nur darauf hinweisen.

  23. Das CD?

    @A.S.

    Wieso heißt “die” CD jetzt “das” CD? Das Disc? Das Diskette? Oder haben ich da einen Witz nicht verstanden?

  24. @Markus A. Dahlem

    Du bist auf jeden Fall Yoda. Lars ist eindeutig Qui-Gon Jinn, und was das bedeutetet dürfte klar sein: Sören ist Anakin Skywalker. Ich schlage deshalb vor, dass wir alle besonders nett zu ihm sind… Und Jörg hat sich durch sein Profilfoto natürlich längst als Palpatine/Darth Sidious geoutet.

  25. CD

    Duschgel er meinen oder Corporate Design, denn der Musikträger ist eine Scheibe. Weiblich sie ist und bleibt.

  26. Ha!

    “Sören ist Anakin Skywalker. Ich schlage deshalb vor, dass wir alle besonders nett zu ihm sind…”

    Gut erkannt Anatol! Endlich ma einer, der sacht, wie et is…

  27. Eigentlich wurde es schon gesagt…

    aber nochmal in anderen Worten aus Sicht einer waschechten Quantenmechanikerin: beim Begriff “Quantensprung” geht es IMHO um die Unstetigkeit eines Prozesses.

    Klassisch nimmt man Größen (Energie, Ort, Zeit…) als Kontinua wahr, dem entsprechend ist ein Bewegungsablauf im klassischen Formalismus eine stetige Funktion der Zeit. Mit diesem Dogma bricht die Quantenphysik, die Stetigkeit von Prozessverläufen ist keine Eigenschaft des Systems mehr.

    Das Wort “Quantensprung” in der Standardsprache spielt auf diese Diskrepanz zwischen klassischer (kontinuierlicher) und quantenmechanischer (sprunghafter) Veränderung an. Mit der Größe des Quantensprungs hat das nichts zu tun, die übrigens auch in keiner Weise nach oben hin limitiert ist.

  28. @ Yulia

    Mit der Größe des Quantensprungs hat das nichts zu tun, die übrigens auch in keiner Weise nach oben hin limitiert ist.

    Könnten Sie das bitte mal konkretisieren? Soweit ich das bisher mitgekriegt habe, denken doch die meisten—mich eingeschlossen—bei einem „Quantensprung“ an etwas extrem Kleines (außer eben im metaphorischen Sinne, wo „Quanten“ soviel bedeutet wie „Riesen“; „Sprünge“ sind ja per se unstetig, die werden durch den Vorsatz „Quanten“ nicht noch sprunghafter).

  29. Vince Ebert

    @Denis:
    Vince Ebert will unterhalten – ob das was er sagt/schreibt physikalisch richtig ist, interessiert ihn nicht. Hauptsache man lacht über den Unsinn. Vince Ebert zweifelt übrigens auch den Klimawandel an…

  30. Physiker

    @Balanus:
    Yulia hat völlig Recht. Quantensprünge sind weder nach oben noch nach unten limitiert. Der erste mögliche Quantensprung aus dem Grundzustand des Wasserstoffatoms beträgt etwa 10eV (und ist damit im Bereich der UV-Strahlung). Je schwerer (geladener) der Atomkern ist, desto grösser ist dieser Quantensprung. In Röntgengeräten macht man sich Quantensprünge von über 1000eV zunutze. Geht man zu noch kleineren Längenskalen, werden die Quantensprünge noch viel grösser. Im Atomkern z.B. beträgt die Energie eines Quantensprungs leicht mehr als 1000000eV (Gamma-Strahlung). In der Teilchenphysik gibt es Quantensprünge grösser als 10^9eV.

  31. sowieso geschwindelt

    Wenn ich als Ex-Sprachwissenschaftler, der wegen Physik fast durchs Abi gefallen ist, auch mal was sagen darf:

    Die Metapher vom Quantensprung wird gerne verwendet, weil sie – wie Yulia sagte – einen unstetigen Prozess impliziert. Wenn ein Poltiker einen Quantensprung in der Arbeitsmarktpolitik behauptet, möchte er uns sagen, dass nicht kleinklein am bestehenden Tohuwabohu rumgedoktert wird, sondern ein Schnitt gemacht wird, vieles Untaugliche auf den Müllhaufen der Geschichte kommt und wir güldene Zeiten vor uns haben.

    De facto ist es in der Regel gelogen, weil irgendwo zwischen Koalitions- und Vermittlungsausschuss die meisten mutigen Veränderungen wieder aussortiert werden. Ausnahmen bestätigen die Regel: Mit Hartz IV haben wir einen großen Sprung gemacht, was den Einsatz von repressiven Werkzeugen gegenüber Arbeitslosen angeht.

    Quantensprünge führen zur Aussendung von Strahlung, weil das betreffende Teilchen Energie abgibt. Diesen Aspekt der Metapher muss man sich auch auf der Zunge vergehen lassen.

  32. Zwei Betreffs

    @Joachim, Yulia, Physiker u.a.: Danke für die physikalische Sachkenntnis!

    @Elmar, Lars: Ich glaube, die Montage ist doch zu sehr Insider-Witz und verstößt wahrscheinlich gegen Dutzende von Copyrights. Außerdem ist es doch so viel geheimnisvoller für die Leser/innen, die nicht wissen, wovon wir reden. Wahrscheinlich wird sie sowieso irgendwann geleakt…

  33. No Limits / @Physiker

    Danke für die Antwort! Aber unter ‘nach unten und oben nicht begrenzt’ stelle ich mir schon etwas anderes vor als 10 eV (der erste mögliche Quantensprung) und mehr als 10^9 eV in der Teilchenphysik (war mir aber nicht klar, dass die Spanne in der Tat so “riesig” ist :-). Aber selbst 1000 GeV ist für uns doch immer noch ein recht winziger Energiebetrag (weniger als 0,000001 Joule, stimmt’s?).

    Frage in die Runde der Sprachinteressierten: Wer hat tatsächlich mal und in welchem Zusammenhang ernsthaft von einem “Quantensprung” gesprochen?

  34. Danke für die Antwort! Aber unter ‘nach unten und oben nicht begrenzt’ stelle ich mir schon etwas anderes vor als 10 eV (der erste mögliche Quantensprung) und mehr als 10^9 eV in der Teilchenphysik (war mir aber nicht klar, dass die Spanne in der Tat so “riesig” ist :-).

    Das verstehe ich nicht. Mit der Aussage kann ja gar nicht gemeint sein, daß bereits jede Grenze überschritten wurde. Jede Grenzüberschreitung setzt nämlich eine neue Grenze, die wieder zu überschreiten wäre, sodaß man unendliche viele Quantensprünge betrachten müßte, um jede Grenze im Experiment zu knacken. Man sieht leicht ein, daß das in endlicher Zeit nicht möglich ist (sofern die reale Ausführbarkeit von super tasks ausgeschlossen ist, was man hier aber annehmen darf). Nun betreibt die Menschheit aber erst seit kurzem – mithin seit ziemlich endlicher Zeit – Quantenphysik. Darum können auch nur endlich viele Quantensprünge vermessen worden sein.

    Mit “nach unten und oben nicht begrenzt” muß demnach gemeint sein, daß die Theorie keine untere und keine obere Schranke für die Energie eines Quantensprungs vorhersagt.

    Um dieser etwas peinlichen Klugscheißerei jetzt noch bloggerecht ein sprachwissenschaftliches Mäntelchen umzuwerfen, noch dies:

    Der erste mögliche Quantensprung aus dem Grundzustand des Wasserstoffatoms beträgt etwa 10eV

    Ist mehrdeutig mit (mindestens) zwei Lesarten, die grob durch die folgenden Klammerungen der definiten NP angedeutet werden können:

    “[[Der [erste mögliche Quantensprung]] aus dem Grundzustand des Wasserstoffatoms]”

    und

    “[Der [erste mögliche [Quantensprung aus dem Grundzustand des Wasserstoffatoms]]]”

    Dabei bezeichnet die Erste den ersten überhaupt möglichen Quantensprung, während die Präpositionalphrase nur eine zusätzliche Information darüber liefert, wie und wo man den findet.

    Die Zweite hingegen bezeichnet den ersten (kleinsten) aus dem Grundzustand des Wasserstoffatoms möglichen Quantensprung.

    Die erste Lesart impliziert die Existenz einer unteren Schranke, es wäre also nur “nach oben hin nicht begrenzt” richtig; die zweite Lesart impliziert hingegen keine solche Schranke.

    Was genau hier zutreffend ist, muß der Physiker abschließend klären.

  35. Sinnvolle Vergleiche

    @Balanus:
    Aus physikalischer Sicht ist es sinnvoller die Energie der “Quantensprünge” mit der Temperatur zu vergleichen. Die Raumtemperatur entspricht/ermöglicht eine Zustandsänderung von bis zu ca. 0,025eV. Die höchsten Temperaturen wurden bisherher am CERN erzeugt, folglich wurden auch dort die bisher energiereichsten Quantensprünge (unter Laborbedingungen) beobachtet. Nachdem die Temperatur beliebig gross/klein sein kann, gilt das auch für die Quantensprünge.

    Wer Beispiele für beliebig grosse Quantensprünge möchte, muss Hochenergiephysiker fragen. Ein besonders extremes (hypothetisches) Beispiel bilden die so genannten kosmischen Strings, die zu den energiereichsten Objeten überhaupt in unserem Universum zählen könnten (falls sie existieren).
    Beispiele für beliebig kleine Quantensprünge finden sich dagegen relativ leicht zugänglich bereits im Spektrum des Wasserstoffatoms.

  36. Wikipedia

    “wenn ich der Wikipedia glauben darf, und warum sollte ich ihr nicht glauben?”
    In diesem Punkt kann ich dem Wikipedia-Artikel zustimmen: Der Begriff “Quantensprung” wird in der Physik tatsächlich kaum noch verwendet. Auf der anderen Seite stecken in dem Artikel einige physikalische Fehler:
    Z.B. wird suggeriert,
    – dass in kleinsten physikalischen Systemen *alles* quantisiert wäre;
    – dass eine Zustandsänderung mit keiner qualitativen Veränderung des Gesamtsystems verbunden ist;
    – dass es “nichts kleineres als einen Quantensprung” geben soll;
    – dass Quantensprünge (immer) klein wären.
    Diese Aussagen sind allesamt extrem irreführend und in der Kürze falsch.

  37. Die Verwendung von Metaphern aus der nach-newtonschen Physik kann schwerlich einen Gewinn an Anschaulichkeit bringen. Das Misstrauen gegen sie (vor allem wenn sie von Politikern verwendet werden) ist somit angebracht. Ob sie nun per se falsch sind, ist eine andere Frage.

  38. makroskopische Quantensprünge
    Quanteneffekte müssen nicht immer mikroskopisch sein. Ein Beispiel für einen makroskopischen Quanteneffekt ist die Supraleitung.
    Wenn also die Temperatur eines Supraleiters unter seine “Sprungtemperatur” sinkt, wird bei entsprechender Anordnung ein darauf liegender Magnet tatsächlich einen Sprung machen (http://de.wikipedia.org/wiki/Supraleiter).
    Das ist doch ein schönes Beispiel für die einigermaßen korrekte Benutzung des Wortes “Quantensprung”, oder?

  39. Supraleiter

    @Wentus:
    In Supraleitern finden sich eher Beispiele fuer sehr kleine “Quantenspruenge” im Vergleich zu den oben genannten Beispielen. Das ist unmittelbar daran erkennbar, dass Supraleitung (wenn ueberhaupt) erst bei sehr tiefen Temperaturen einsetzt*).
    Der Übergang in die supraleitende Phase ist kein Quantensprung sondern ein Phasenübergang. Der von Ihnen angesprochene Meissner-Effekt ist genau dafuer der Beleg. Andererseits haben Sie mit der Supraleitung ein wunderschoenes Beispiel dafuer gebracht, dass Auswirkungen der Quantenmechanik/Quanteneffekte sehrwohl auch in unserer makroskopischen Welt zu beobachten sind (ganz im Gegensatz zur Aussage des oben zitierten Wikipedia-Artikels).

    *) Exotische Ausnahmen wie etwa supraleitende Neutronensterne, Atomkern-/Quark-Modelle oder den Higgs-Mechanismus mal ausgenommen.

  40. Umgangssprache != Fachsprache

    Ein Argument, und zwar das meiner Meinung nach wichtigste, fehlt mir hier: nämlich dass es Sprecher der Umgangssprache überhaupt nicht zu scheren braucht, wie die von ihnen verwendeten Begriffe in Fachsprachen definiert sind.
    Siehe auch diesen gelungenen Blogeintrag von Dr. Bopp: http://www.canoo.net/…ache-und-allgemeinsprache/

  41. Könnte man diese Metapher nicht auch dahingehend interpretieren, dass nicht der Quantensprung (in seiner physikalischen Ausprägung) an und für sich gemeint ist, sondern eher die Bedeutung seiner Entdeckung? Die Welt der Physik wurde ja durch die Quantentheorie grundlegend verändert, nichts war mehr so wie zuvor. Insofern verstehe ich den Ausdruck Quantensprung als eine tiefgreifende Veränderung oder Weiterentwicklung, eine neue Evolutionsstufe sozusagen.

  42. @Balanus

    “Frage in die Runde der Sprachinteressierten: Wer hat tatsächlich mal und in welchem Zusammenhang ernsthaft von einem “Quantensprung” gesprochen?”

    In der Leichtathletik ist die Bezeichnung gang und gäbe. Und zwar ausschließlich für “explosionsartige” Leistungssprünge.

    Google mal nach “Leichtathletik Quantensprung”!

  43. Sinnvolle Vergleiche/ @Physiker

    Schön, dann können wir also festhalten, dass bei 37 °C, der Arbeitstemperatur des Gehirns, der einzelne Quantensprung eher winzig ist (und zwar auch im Vergleich zum Energiegehalt und Zustand des betrachteten Quantensystems).

    Aber gut, diese für Quantensprünge typische Winzigkeit wird ja nicht ernsthaft bestritten, das entscheidend Wichtige am Quantensprung soll ja die plötzliche Zustandsänderung und das Fehlen von (messbaren) Zwischenstufen sein.

    Ich finde, wenn man eine Sache mit dem Kleinsten vergleicht, was es so gibt, dann wird jeder Furz zu einem Quantensprung.

    Wohl deshalb funktioniert die Quantensprung-Metapher nur bei denen, die die Größendimensionen der quantenmechanischen Zustandsänderungen erfolgreich ausblenden können.

    Beatrice Lugger kann das offensichtlich nicht, und ich eigentlich auch nicht 🙂

  44. @Balanus:

    “Schön, dann können wir also festhalten, dass bei 37 °C, der Arbeitstemperatur des Gehirns, der einzelne Quantensprung eher winzig ist”
    Nein, eben nicht. Denn diese Einschätzung ist reine Ansichtssache und damit absolut unwissenschaftlich. Sie haben sich damit nämlich selbst zum Mass aller Dinge erklärt.

    “(und zwar auch im Vergleich zum Energiegehalt und Zustand des betrachteten Quantensystems).”
    Das ist falsch. Denn Quantensprünge bezeichnen nicht nur Zustandsänderungen zwischen zwei benachbarten Niveaus.

    “Ich finde, wenn man eine Sache mit dem Kleinsten vergleicht, was es so gibt,”
    Ein Quantensprung ist eben nicht das Kleinste, was es gibt. Das ist ein populärwissenschaftlicher Irrglaube.

  45. @Physiker

    » Nein, eben nicht. Denn diese Einschätzung ist reine Ansichtssache und damit absolut unwissenschaftlich. Sie haben sich damit nämlich selbst zum Mass aller Dinge erklärt. «

    Ich halte in diesem Falle die Sicht aus der Perspektive des Menschen für nahe liegend und auch zulässig. Schließlich geht es um den Gebrauch einer Metapher für Dinge aus der menschlichen Lebenswirklichkeit.

    » Denn Quantensprünge bezeichnen nicht nur Zustandsänderungen zwischen zwei benachbarten Niveaus. «

    Nicht nur, aber das ist doch wohl der häufigste Fall. Vor allem im Normaltemperaturbereich bei rund 300 K (der für unsere Existenz so wichtig ist). Außerdem meint die Rede vom Quantensprung doch eben genau jene physikalische Phänomene, wo keine Zwischenzustände beschreibbar sind. Weil das die Radikalität der Veränderung unterstreicht.

    » Ein Quantensprung ist eben nicht das Kleinste, was es gibt. Das ist ein populärwissenschaftlicher Irrglaube.«

    Ja doch, klar, er ist nicht das Allerkleinste, was es gibt, denn es gibt ja noch… ja was eigentlich?

    Die physikalischen Ereignisse und Zustandsänderungen, die in einem bestimmten Bezugssystem (z.B. Mensch) qualitativ und quantitativ noch kleiner sind als ein Quantensprung, können Sie doch an einer Hand abzählen, oder?

    Ich denke nicht, dass es an der mangelnden Kenntnis der Quantenphysik liegt, wenn die Metapher vom Quantensprung bei manchen nicht funktionieren will.

  46. @Balanus

    “Ich halte in diesem Falle die Sicht aus der Perspektive des Menschen für nahe liegend und auch zulässig.”
    Selbst dann ist der Vergleich der Energie eines Photons (Elementarteilchen) aus einem bestimmten Quantensprung mit z.B. der Leistung eines Autos reine Willkür. Genauso gut könnte man die Frequenz der Photonen mit dem Frequenzbereich des menschlichen Hör-/Seh-vermögens vergleichen oder die Strahlungstemperatur mit Temperaturen aus unserem Erfahrungsbereich. Oder wir vergleichen die Wellenlänge mit dem Urmeter. Jedesmal erhalten wir eine fundamental andere Einschätzung.

    “Nicht nur, aber das ist doch wohl der häufigste Fall.”
    Eine solche Aussage macht physikalisch keinen Sinn, denn eine solche Häufigkeitsverteilung wäre nicht wohldefiniert (d.h. wieder absolut willkürlich). Im Wasserstoffatom sind z.B. Quantensprünge von benachbarten Energieniveaus i.A. durch sogenannte Auswahlregeln verboten.

    “Außerdem meint die Rede vom Quantensprung doch eben genau jene physikalische Phänomene, wo keine Zwischenzustände beschreibbar sind. Weil das die Radikalität der Veränderung unterstreicht.”
    Und was sagen Sie jemanden der die Metapher verwendet um gerade eben die Radikalität der Veränderung zu unterstreichen, indem er damit andeutet, dass auch meherere Zwischenzustände übersprungen werden können?

    “Ja doch, klar, er ist nicht das Allerkleinste, was es gibt, denn es gibt ja noch… ja was eigentlich?”
    Sie begehen hier einen Kategorienfehler. Schauen Sie mal in den gleichnamigen Blogartikel des Quantenmechanikers zur Erklärung. Stellen Sie sich einfach die Energieniveaus als die ganzen Zahlen auf dem Zahlenstrahl vor, dann bezeichnet ein “Quantensprung” einen Sprung von einer ganzen Zahl zu einer anderen. Damit ist ein Quantensprung also vergleichbar mit einer Strecke. In einem bestimmten Potential ist die kleinste Strecke, die sie zurücklegen können, diejenige zwischen zwei ganzen Zahlen. Nachdem man aber die Potentiale beliebig (und insbesondere kontinuierlich!) verändern kann, kann man auch alle anderen Zahlen auf dem Zahlenstrahl erreichen. Ein Quantensprung kann also wie eine Strecke auf einer Zahlengerade beliebig klein und beliebig gross sein.
    Die Aussage “Quantensprünge sind klein” ist damit genauso unsinnig wie die Aussage “Strecken sind klein”. Und analog dazu kann eine Strecke natürlich auch nicht das Allerkleinste sein. Hier liegt ein Kategorienfehler vor.
    Das Problem liegt an dem populärwissenschaftlichen Irrglauben, dass mit der Widerlegung des „Natura non facit saltus“-Prinzips, viele meinen, dass die Welt vollständig quantisiert wäre, d.h. alle physikalischen Größen nur als ganzzahlige Vielfache von Grundgrößen vorkommen würden und es damit keine kontinuierlichen Größen mehr gibt. Diese Vorstellung ist aber nach dem aktuellen Stand der Physik völlig unbegründet.

    “Ich denke nicht, dass es an der mangelnden Kenntnis der Quantenphysik liegt, wenn die Metapher vom Quantensprung bei manchen nicht funktionieren will.”
    a) Die Metapher funktioniert doch, denn jeder versteht, was gemeint ist (auch wenn niemand die Quantenmechanik selbst versteht…).
    b) Insbesondere Sprachnörgler stellen zum Thema “Quantensprung” ihre Unkenntnis demonstrativ zur Schau.

  47. Physiker

    » Selbst dann ist der Vergleich der Energie eines Photons (Elementarteilchen) aus einem bestimmten Quantensprung mit z.B. der Leistung eines Autos reine Willkür. «

    Unbestritten. Aber wenn ich diese Energie mit der Energie, die im betreffenden Atom insgesamt steckt, vergleiche, ist das genauso willkürlich.

    » Im Wasserstoffatom sind z.B. Quantensprünge von benachbarten Energieniveaus i.A. durch sogenannte Auswahlregeln verboten. «

    Wieder was gelernt, danke!

    » Und was sagen Sie jemanden der die Metapher verwendet um gerade eben die Radikalität der Veränderung zu unterstreichen, indem er damit andeutet, dass auch meherere Zwischenzustände übersprungen werden können? «

    Nun, es ist doch völlig normal, dass zwei aufeinander folgende Projekte, Pläne, oder was auch immer, sich diskret voneinander unterscheiden. Jedes neu entwickelte Fahrzeug ist im Vergleich zu seinem Vorgänger demzufolge ein Quantensprung in der Entwicklung. Einmal, weil Quantensprünge beliebig groß oder klein sein können, und zum anderen, weil beliebig viele oder zumindest mehrere mögliche Zwischenschritte übersprungen wurden (sofern ich das mit den physikalischen Quantensprüngen jetzt richtig verstanden habe). Die Quantensprungmetapher taugt nach meinem Verständnis einfach nicht, um diskrete Veränderungen, die ohnehin stets vorhanden sind, besonders radikal erscheinen zu lassen.

    » a) Die Metapher funktioniert doch, denn jeder versteht, was gemeint ist (auch wenn niemand die Quantenmechanik selbst versteht…). «

    Klar verstehe ich, was gemeint ist, wenn die Quantensprungmetapher gebraucht wird. Das ist ja das Schöne. Man weiß, was der Sprecher sagen will, und hat doch gleichzeitig die atomaren Dimensionen vor Augen (soweit das einem Laien überhaupt möglich ist). Das macht die Sache eben in gewisser Weise lustig.

    » b) Insbesondere Sprachnörgler stellen zum Thema “Quantensprung” ihre Unkenntnis demonstrativ zur Schau. «

    Ich habe ja nun Joachim Schulzes (der Quantenmechaniker) Ausführungen zum physikalischen Quantensprung gelesen. Ich habe aber an keiner Stelle den Eindruck, dass sich durch Quantensprünge in einem Quantensystem etwas dauerhaft ändert (in der Regel). Ein erneuter Quantensprung kann also im System den alten Zustand wieder herstellen (mein laienhaftes Gerede hört sich für einen Physiker sicherlich ganz furchtbar an). Kurz, ein Quantensprung bedeutet für das oszillierende Quantensystem gerade eben _keine_ bleibende Veränderung, und schon gar nicht zum “Besseren”. Bei metaphorischen Quanten ist das anders, die springen immer nur in eine Richtung.

    Was mich betrifft, so ist meine Unkenntnis in Sachen Quantenmechanik zwar enorm, aber als Sprachnörgler würde ich mich dennoch nicht bezeichnen wollen, schon deshalb nicht, weil Nörgelei eine eher unlustige Sache ist.

  48. Schrödingers Katze

    Der erste gute Witz, der mir zu dem Thema begegnet ist.Danke.Und zu Quantensprung ist so langsam alles gesagt.

  49. wird das wort in der fachsprache eigentlich noch verwendet? ich hab jedenfalls meine QM-grundvorlesung ohne absolviert und finde es auch im index meines lehrbuches (Schwabl) nicht.

  50. Quantensprung in der Schüssel bei Anatol

    Der Quantensprung: die zweifelhafte Karriere eines Fachausdrucks

    Die sprachlichen Dummheiten sterben nicht aus

    Sprachlich haben die Deutschen eine ausgeprägte Vorliebe für die Atomphysik. Wo man hinhört, ist neuerdings vom “Quantensprung” die Rede. Besonders die Politiker schmücken sich mit dem gelehrt klingenden Fachausdruck. Da spricht unser Außenminister von “Quantensprüngen in der türkischen Politik”. Bundeswirtschaftsminister Rexrodt diagnostiziert dagegen einen “Quantensprung in der Telekommunikation”. Auch anderswo wird quantengesprungen. Ein Musikkritiker preist die neue CD eines Tenorsaxophonisten als “Quantensprung eines Musikers”, und der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg vermeldet den “Quantensprung im Cockpit” in einem Bericht über den Airbus A 321.

    Auf seinem Weg von der Wissenschafts- in die Umgangssprache hat der Quantensprung einen erstaunlichen Bedeutungswandel durchlaufen. In der Sprache der Evolutionsbiologie würde man sagen: Hier ist eine Mutation entstanden, die sich stark ausgebreitet hat und offenbar bislang noch keinerlei Selektionsdruck unterliegt.

    In seiner ursprünglichen Bedeutung ist der Quantensprung ein Übergang zwischen zwei Werten einer physikalischen Größe im atomaren Bereich. Da dort alle Größen diskrete Werte annehmen, sind solche Veränderungen immer sprunghaft und in den meisten Fällen nicht mit einer qualitativen Veränderung des Systems verbunden. Typisch für den Quantensprung ist, daß er winzig ist und in sehr kurzer Zeit abläuft.

    Die zweckentfremdete Anwendung des Begriffs hat allerdings seine ursprüngliche Bedeutung vollständig auf den Kopf gestellt. Nun wird er benutzt, um statt kleiner atomarer Schritte große qualitative Sprünge zu beschreiben. Nur durch diesen inhaltlichen Wandel konnte sich der Quantensprung selbst bis ins Feuilleton und auf die Wirtschaftsseite vorarbeiten.

    Wenn zum Beispiel im Zusammenhang mit der drastischen Zunahme der Artenvielfalt im Kambrium ein “entwicklungsbiologischer Quantensprung” beschrieben wird, stehen jedem Physiker die Haare zu Berge. Denn immerhin zieht sich dieser Quantensprung über einen Zeitraum von mehreren Millionen Jahren hin.

    Was steckt hinter diesem Bedeutungswandel? Daß jemand beim sinnbildlichen Gebrauch eines Fachausdrucks einmal fulminant danebenhaut, ist nicht der Rede wert. Doch die Tatsache, daß dieser Ausrutscher immer wieder reproduziert wird, läßt tiefer blicken. Hier tritt eine Vorliebe für bedeutungsschwere Worthülsen zutage, wie wir sie von der Werbung ständig zu hören bekommen. Offenbar erregt im Zeitalter der Superlative ein gewöhnlicher Sprung keine Aufmerksamkeit mehr. Da muß dann schon der Quantensprung als eine Art “Supersprung” herhalten.

    Die Chance für den Quantensprung, in seiner ursprünglichen Bedeutung Eingang in die Umgangssprache zu finden, ist gering. Echte Quantensprünge sind nun einmal nur in der Summe ein deutlich wahrnehmbares und damit interessantes Phänomen. Wer aber würde sich für die Quantensprünge der Arbeitslosigkeit interessieren, wenn sie – physikalisch korrekt – die Freisetzung (Emission) oder Einstellung (Absorption) einer einzelnen Arbeitskraft beschrieben?

    Für Germanisten könnte sich hier ein interessantes Arbeitsgebiet eröffnen. “Die Ausbreitungsgeschichte des Quantensprungs in der deutschen Alltagssprache unter besonderer Berücksichtigung der Rückwirkungen auf die theoretische Physik” – das wäre doch ein Promotionsthema. Vielleicht könnte dabei auch die Wirkung des vorliegenden Artikels auf die zukünftige Benutzung des Begriffs analysiert werden. Möglicherweise käme man zu dem Ergebnis, daß er beim einen oder anderen Leser gewisse Denkprozesse auslöste. Was jedoch die Auswirkungen auf die Umgangssprache angeht, so dürfte es sich vermutlich nur um Quantensprünge handeln.

    Mathias Senoner

    http://www.zeit.de/…/19/quanten.txt.19960503.xml