Astrologie im Zeitalter von Exoplaneten

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

ein interessantes Paper auf dem arXiv.org-Server astronomischer Fachartikel in der Kategorie “Acta Prima Aprilia” behandelt die Notwendigkeit, Exoplaneten in astrologische Deutungen einzubeziehen.

Screenshot von dem Papier
Screenshot von dem PDF-Artikel

In der Tat – das gab mir zu denken – habe ich mich gerade auch noch mal ein bißchen durch’s Internet gesurft und stelle fest: Horoskope etc., die dort feilgepoten werden, behandeln immer noch Pluto als Planeten – aber was ist mit Eris, Makemake, Haumea … und wie all die Zwergplaneten da draußen heißen? Und was ist mit dem vor einigen Wochen neu behaupteten Planet IX? Und was ist mit den Planetoiden, wenn wir schon dabei sind? (Ceres war ja bisher Planetoid, ist jetzt aber Zwergplanet) Und warum eigentlich werden Monde von Planeten gar nicht berücksichtigt: Ganymed ist doch z.B. etwa so groß wie Mars? Und wenn wir Monde von Planeten berücksichtigen müssten, warum dann nicht auch Monde von Exoplaneten? … man merkt, es wird schnell uferlos…

FRAGE Ich habe schon lange keine Diskussionen mehr über den Wahrheitsgehalt von Astrologie gehört, aber nur mal so als Frage: Gehen diese Erkenntnisse in die Astrologie ein (so wie die Entdeckung von Pluto 1930) oder lässt man das wirklich völlig außer Acht? Wie begegnet man dem als Astronom? – Hier interessiert mich vor allem, ob jemand mit derlei Diskussionen Erfahrung hat: Was ist da der aktuelle Diskussionsstand (ernsthaft) in der Öffentlichkeit, was sagen Astrologen/ Astrologie-Fans zu solchen Argumentationspunkten, wenn sie in eine Volkssternwarte kommen? und, und, und… Lassen Sie uns mal bitte die Argumente zusammentragen (von beiden Seiten)!

Verteilung von Exoplaneten am Himmel: "wir sind überall".
Verteilung von Exoplaneten am Himmel: “wir sind überall”.

In dem Artikel “Astrology in the era of exoplanets” werden einige hübsche Analysen präsentiert, festgestellt, dass Exoplaneten bisher überall am Himmel gefunden wurden und nicht nur im Tierkreis und zusammengefasst, dass dies der modernen Astrologie bestimmt enorme Chancen geben würde, alles zu verbessern: uns, unsere sozialen Skills (Zivilcourage), die Gesellschaft an sich … und vieles mehr. Beeindruckend ist auch das Verzeichnis der zitierten Literatur – reicht es doch vom Jahre 1543 bis 2015 unserer Zeitrechnung quer durch die Geschichte und zwar mit einer ganz illustren Namensliste (solche und solche):

Screenshot der Zusammenfassung.
Screenshot der Zusammenfassung.

Post Scriptum: Ich kann nicht absehen, welcher Art Kommentare und Diskussionen dies auslösen wird. Darum prophylaktisch: Es sind keine Verfechtungen irgendeiner spirituellen Richtung, Beleidigungen von Personen, Drohungen… erwünscht und solche werden geahndet! Im Kommentieren bittschön sachlich bleiben!

GMMICK: diese unsachliche, hoffentlich witzige Bemerkung kann ich mir als Kommentar doch nicht verkneifen: Jemand schreibt “Allein schon bei der Frage in welchem Haus der Mond eines Exoplaneten steht, wird es schwierig” ;-)) Genau! Ich würde sagen: Im Haus des Nikolaus. 🙂

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

5 Kommentare

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  2. Hallo Frau Hoffmann,

    ich mache regelmäßig Führungen an der Sternwarte Würzburg und da kommt gelegentlich, vielleicht so jede 10te – 15te Führung eine Frage nach der Astrologie. Leidenschaftliche Verfechtungen hatte ich noch keine, ich habe aber selbst eine moderate Haltung dazu, wie folgt: Ich bin selbst Steinbock und habe so 3-5 Sternzeichen mit denen dieser auf besondere Weise korrespondiert. Ich hatte vor Jahren eine Zeit wo ich mich intensiver damit beschäftigt habe und diese 5 Sternzeichen den entsprechenden Personen (meistens weiblicher Natur 😉 auf den Kopf zusagen konnte mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von über 90%. Auf einer meiner Geburtstagspartys hatten wir es auch von Sternzeichen und es hat sich herausgestellt, dass von den anwesenden 7 Personen 5 Steinböcke waren. Ich glaube deshalb, dass schon irgendwas dran ist an den Sternzeichen, aber nicht, dass sich die Zukunft und der Lebensweg vorausberechnen lässt. Allein schon bei der Frage in welchem Haus der Mond eines Exoplaneten steht, wird es schwierig ;-))

    Viele Grüße Peter

    • vielleicht liegen Ähnlichkeit aber auch nicht an den Sternen oder Ekliptikabschnitten (=SternZEICHEN), sondern an der Jahreszeit, in der wir geboren sind: Nachgewiesen ist, dass Licht einen großen Einfluss auf uns körperlich wie seelisch hat: Hat eigentlich schon mal jemand untersucht, was es mit uns macht, ob wir als Neugeborene zuerst lange-Nächte-kurze-Tage und Winters Kälte erleben und dann in den ersten Monaten das Klima milder/ angenehmer wird oder ob wir zuerst kurze-Nächte-lange-Tage erleben und viel Zeit im Freien (im Garten oder auf dem Balkon)… Warum soll nicht das Wetter/ Klima oder der Lichtwechsel einen größeren Einfluss haben als die Position der Sonne in einem abstrakten Ekliptikabschnitt?

  3. den größten Einfluß auf mich bei meiner Geburt hatte die Hebamme laut Aussage meiner Muttter 😉
    LG/Peter aus Wien

  4. Liebe Frau Hoffmann,
    ich finde Ihre Auslegungen und Überlegungen sehr spannend. Astrologie und Astronomie sind beides sehr alte Wissenschaften. Ich habe vor einiger Zeit begonnen mich vor allem mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden dieser beiden auseinander zu setzen. Natürlich ist Johannes Kepler eine Persönlichkeit an der man nicht vorbeikommt. Ich finde es immer wichtig, wie Sie es auch gemacht haben, einen geschichtlichen Bezug zu suchen. Ich habe auch in Bibliotheken und online viel recherchiert.
    Für mich sehr informativ für die Grundlagen waren zum Beispiel die Seite http://www.schicksal.com/ sowie http://www.keplerraum.at/. Es gibt allerdings solch eine große Anzahl an Informationen, da bin ich selbst noch am Aussortieren! 🙂
    Herzliche Grüße,
    Jakob

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