Astronomie in Berlin baut sich um

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

die Berliner Astronomie baut sich gerade radikal um. Großartige Einrichtungen haben wie hier: zwei Zeiss-Großplanetarien, zwei große und eine kleine Volkssternwarten sowie zahlreiche Museen als Bühnen und Theater der Wissenschaft sowie – und das ist genauso wichtig – zahlreiche Forschungseinrichtungen, drei große Universitäten, Leibniz- und Max-Planck-Institute, Excellence Clusters etc. pp. die viel zu zeigen und zu erklären haben. Ich liebe diese Stadt und ihre vielen großartigen Möglichkeiten … heute ein Bericht vom Besuch auf unserer größten Astro-Baustelle:

Astro-Baustelle Berlin
Astro-Baustelle Berlin

Hier ein paar Eindrücke vom Zeiss-Großplanetarium Prenzlauer Berg – ich hoffe, das große leere Haus bald mit vielen freundlichen Mitarbeitern bevölkert wieder zu sehen. Im Augenblick ist es Baustelle und soll erst nächstes Jahr fertig sein.

Blick ins Foyer: ein großer runder Saal, aber außer dem Fußboden ist nichts mehr da vom einstigen Glitter. Alle Kunst zerschlagen, alle Tresen abgebaut .... in einer Ecke wird geschweißt, in einer anderen gehämmert... wir sind gespannt auf den neuien Glanz im kommenden Jahr, den uns die Bauarbeiter hier vorbereiten.
Blick ins Foyer (KLICK aufs Bild!): ein großer runder Saal, aber außer dem Fußboden ist nichts mehr da vom einstigen Glitter. Alle Kunst zerschlagen, alle Tresen abgebaut …. in einer Ecke wird geschweißt, in einer anderen gehämmert…

Wir sind gespannt auf den neuien Glanz im kommenden Jahr, den uns die Bauarbeiter hier vorbereiten. Die Arbeiter freuen sich übrigens auch bereits darauf, dass es fertig sein wird: Einer fragt uns bei unserem Rundgang, wann das sein wird, denn er wolle dann auch wieder herkommen.Das ist motivierend, wenn die Leute, die am Bau beteiligt sind, auch daran interessiert sind, dass ihre Arbeit fertig wird!
[anders als bei unserem berüchtigten Flughafen] Es gibt Hoffnung! 🙂

Im Kino sieht man wenigstens noch, wie es gemeint war: roter Vorhang und Leinwand sind da - nur statt der Sessel gibt's Löcher im Boden.
Im Kino sieht man wenigstens noch, wie es gemeint war: roter Vorhang und Leinwand sind da – nur statt der Sessel gibt’s Löcher im Boden.
So gerade haben Sie einen Kuppelsaal noch nie gesehen.
KLICK aufs Bild: So gerade haben Sie einen Kuppelsaal noch nie gesehen.
komplett entkernt, das große Plani
komplett entkernt, das große Plani

Der Anblick im Kuppelsaal unterscheidet sich nur dadurch von dem im Foyer, dass da keine Fenster drin sind: es ist dunkler, aber genauso baustellig leeeeeer: “hallo Echo”, sage ich vorsichtig, denn Planetarien haben eine phantastische Akustik, die kleinen aber noch mehr als die großen und das wollte ich mal wieder hören. “hallo Susanne”, schallt das Echo von der Kuppel zurück – ach nein, das war doch nicht das Echo, sondern ein Mensch. Der Planetariumsleiter, Tim Horn, schwärmt aber schon ganz begeistert von seinen Zukunftsvisionen “wenig Technik zeigen” will er und “gut geschulte Mitarbeiter”, die freudestrahlend dem interessierten Publikum Fragen beantworten können…  Ich hoffe (und bin optimistisch), dass es künftig statt Leere wieder Lehre und gute Unterhaltung gibt.

Unter und hinter den Show-Räumen, da wo früher die Technik stand, hängen jetzt nur Kabel aus der Decke oder knicken Rohre von den Wänden. Von der HighTech der 1980er ist hier nichts mehr zu sehen – und man braucht viel Phantasie, sich vorzustellen, wie es künftig sein wird.

Aber viel Phantasie haben wir hier in Berlin und Geduld meistens ebenfalls.

Ich jedenfalls freue mich auf das, was kommt, auf die neuen Strukturen, die neu zu gestaltenden Häuser und darauf, dass hier in meiner Stadt sich tolle Menschen für die Astronomie engagieren. Es ist ein bißchen schade, dass ich mal wieder weg gehen muss – aber vielleicht darf ich ja aus der Ferne mitmachen (ich muss halt auch von etwas leben und ich will nicht mehr dauern im Job unterfordert und eingeschränkt sein – aber das Herz wird immer hier bleiben).

Jedem Neuen wohnt ein Zauber inne –
in die diesem Sinne:
Auf geht’s!

 

Bald in neuem Glanze - der Tempel der Astronomie an der Prenzlauer Allee.
Bald in neuem Glanze – der Tempel der Astronomie an der Prenzlauer Allee.

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), ... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

2 Kommentare

  1. Pingback:[SciLogs] Astronomie in Berlin baut sich um – #Astronomie

  2. “Das ist motivierend, wenn die Leute, die am Bau beteiligt sind, auch daran interessiert sind, dass ihre Arbeit fertig wird!”

    Die Astronomie ist in der Bevölkerung ohnehin erfreulich beliebt. Ich habe neulich festgestellt, dass NRW 10 Planetarien und mindestens 20 Sternwarten hat. Jetzt bräuchten wir noch mehr Einrichtungen ähnlich der Phänomenta (Lüdenscheid) oder gar ein Universum Science Center wie in Bremen. (Sowas wie die Cité des Sciences in Paris wäre natürlich auch nicht verkehrt. Das ist ja nochmal eine ganz andere Hausnummer.) Die anderen Wissenschaften kommen leider manchmal etwas zu kurz, finde ich. Wenn ich mit den Kindern in der Phänomenta bin, ist es meistens recht voll – und da sind beileibe nicht nur Leute mit Kindern unterwegs. Das Interesse wäre wohl durchaus da…

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