Exploring Ancient Skies

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Titel_ancientSky_webdieses Buch ist 2011 erschienen, also nicht mehr ganz frisch, aber dennoch ein 633 Seiten starkes Kompendium. Es ist in englischer Sprache geschrieben und erreicht somit einen weltweiten Leserkreis. Bei einem so speziellen Thema ist das wohl auch nötig. Gut, dass es mittlerweile onDemand-Verlage gibt, sonst könnte man so etwas vllt. schwer drucken und damit den weltweit verstreuten Interessierten zugänglich machen. Außerdem lassen sich so natürlich auch Änderungen/ Updates, kleinere Korrekturen schneller einarbeiten.

Sogar Paperback ist diese Second Edition ist ein gewichtiges Buch – nicht schwierig zu verstehen, aber ein Versuch, die ganze Welt der astronomischen Themen wenigstens zu berücksichtigen (wenngleich sicher nicht immer all-umfassend, aber fundiert zusammengetragen). Es beschreibt zahlreiche Konzepte von Astronomie rund um den Globus. Entsprechend bunt liest sich das (schwarz-auf-weiße) Inhaltsverzeichnis:

Part I – Astronomical Background

(Da geht’s um Beobachtungen, ihre Chancen, Methoden und Schwierigkeiten, um Zeitrechnung(en), atmosphärische Phänomene von Regenbögen bis hin zu Meteoren sowie natürlich die einfachen astronomischen Konzepte wie Tagesgang, Jahresgang des Himmels, Sonnen- und Mondlauf usw.)

Part II – Astronomy in Cultures
6. Paleolithic and Neolithic Cultures
7. Antecendents of the Western Tradition
8. African Cultures
9. Indo-Iranian Cultures
10. China, Korea, and Japan
11. Oceanic Cultures
12. Mesoamerica
13. America North of Mexico
14. South American Cultures

und schließlich – nach diesem Gang durch die Perspektiven aus aller Welt – ein Kapitel der Transformation:
15. The Descent of the Gods and the Purposes of Ancient Astronomy

Das Buch enthält zahlreiche Abbildungen, alle in s/w und gestaltet sich damit als eher einfache Lektüre. Was dann immer noch unklar ist, kann man vllt mit dem Anhang über rechnende (Computer-)Astronomie und sphärische Geometrie sowie diversen Sternkarten verstehen.

Für alle, die sich für alte Astronomie und die Geschichte von Wissenschaft in verschiedenen Kulturen interessieren, ist dies gewiss ein grandioses Kompendium, denn es gibt nur wenige – vielleicht keine – andere Wissenschaft, die derart mathematisch und weltbildgestaltend ist und doch gleichzeitig auch so unmittelbar Einzug hält in unsere menschlichen Kulturen. Und zwar offenbar überall auf der Erde, auch in Kulturen, die apriori nicht miteinander wechselwirkten.

Die Astronomie ist vllt. nicht die älteste aller Wissenschaften (zumindest behaupten das mindestens auch die Mathematik, die Ingenieurkunst und die Philologie von sich und die Entscheidung würde mir schwer fallen), aber sie ist dennoch ein besonderes Phänomen für Kulturen UND Wissenschaften und durch ihr durchaus hohes Alter natürlich auch für viele Arten von Geschichtsforschung.

Ein weiteres Phänomen moderner Buchkunst ist, dass nicht nur das Publishing auf innovative Weise erfolgt, sondern auch die Erarbeitung des Inhalts! Herausgegeben ist das Buch von den Professoren David H. Kelley, Emeritus für Archäologie in Calgary, Canada und Eugene F. Milone, Emeritus für Physik an derselben Universität. In der Danksagung stehen aber nicht nur – wie gewöhnlich bei solch ehrgeizigen Projekten – Experten aus China, Australien, Mesoamerika, sowie technische Assistenten, sondern auch die internationale Astronomiegeschichte-Mailingliste. Diese Art von internationalen Diskussionen treibt die Wissenschaft also voran – offenbar bis auf höchste Ebene. Wenn man nun schon nur diesen kleinen Kreis von Experten weltweit hat, dann sollte man diesen auch bedienen und nutzen, also alle zusammentrommeln, um wirklich jede Erkenntnis abzuschöpfen, auch wenn sie noch so klein ist. Eine m.E. sehr positive Entwicklung in der Wissenschaft.


 Gimmick

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So eine Tasse lasse ich mir auch mal machen… wenn ich mal groß bin (diese hier war mir zu teuer.), vllt sogar mit Passbild. Jedenfalls nutze ich sie dann in allen Kaffee-Pausen und Meetings im Institut. 🙂

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Veröffentlicht von

"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

3 Kommentare

  1. Liebe Frau Hoffmann,
    ich habe eine off topic Laienfrage zu diesem Artikel:

    http://www.spektrum.de/frage/was-passiert-wenn-der-mond-ploetzlich-verschwindet/1223162

    Ist die folgende Behauptung richtig?

    Ohne Mond, also ohne nennenswerte Gezeiten, gäbe es nun auch keine Bremswirkung der Wasserberge auf das Drehmoment der Erde mehr: Unsere eigene Rotationsgeschwindigkeit würde sich allmählich so stark erhöhen, dass ein Tag drei Mal so schnell vergehen würde: nach acht statt 24 Stunden wäre er vorbei.

    Mit Dank für die Antwort im Voraus, und mit freundlichen Grüssen,
    Karl Bednarik.

  2. @The Karl Bednarik

    Die Behauptung in dem Artikel ist allerdings Quatsch, und zwar haarsträubender. Da wird ja mit dem Mond auch noch der Drehimpulserhaltungssatz abgeschafft. in dem zitierten Artikel steht allerdings noch anderer Unfug, der der Redaktion von “Spektrum” sehr peinlich sein sollte.

    Das sollten wir aber nicht hier diskutieren, denn es ist, wie Sie selbst sagen, off-topic. Ich habe bereits der Redaktion von “Spektrum” meine Meinung dazu geschrieben.

  3. danke Michael für die Antwort … bin (offenbar) gerade vorübergehend kommentar-reaktionsunfähig, da anderweitig stark ausgelastet.

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