Hoffen auf New York. Was können wir vom Ban Ki Moon-Gipfel erwarten?

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Klima-Gipfeltreffen in New York. Foto: Prof. Dr. Reimund Schwarze/UFZFoto: Prof. Dr. Reimund Schwarze/UFZ
Klima-Gipfeltreffen in New York. Foto: Prof. Dr. Reimund Schwarze/UFZ

Washington D.C. / Auf dem Klimagipfel in Warschau im letzten Jahr forderte der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Staatsoberhäupter dieser Welt auf, ihre Anstrengungen zur Erreichung eines neuen internationalen Klimaschutzabkommens zu erhöhen, so dass eine Erreichung des Zweigradziels noch möglich ist. Nächste Woche (am 23.9.2014) findet nun das von langer Hand vorbereitete Gipfeltreffen in New York im Hauptquartier der UN in Manhattan statt. Was kann man von diesem Treffen erwarten?

„Es liegt was in der Luft“, twittert der Take-Climate-Action-Kanal der UN, „die Stimmung kippt“ zugunsten eines tätigen weltweiten Klimaschutzes. Die Staatsoberhäupter der „Weltmächte des CO2-Ausstosses“, US-Präsident Obama und Chinas Staatschef Xi Jingping, haben ihr Kommen zum UN-Gipfel zugesagt. Und sie bringen einiges im Gepäck mit: Obama seine „historische Klimaschutzinitiative“ vom Jahresbeginn, ein ambitioniertes Programm der Kraftwerksmodernisierung, das die USA bis 2020 um 17% unter die CO2-Emissionsmengen von 2005 bringen würde, Xi ein geradezu „astronomisches“ Ausbauprogramm für Erneuerbare Energie im eigenen Land. 550 Gigawatt Leistung sollen bis 2017 in China ans Netz gehen. Rechnet man den Dreischluchtendamm (23 Gigawatt) heraus, bleibt die Zahl eindrucksvoll. Zum Vergleich – in Deutschland sind es gerade mal 84 Gigawatt nach Jahrzehnten der EEG- und Netzausbauförderung. China ist natürlich ein großes Land. Vor allem aber ist China ein Land, das sich über alle Spielregeln der Demokratie und des Rechtsstaats hinweg setzen kann, wie uns die drastische Emissionsminderungspolitik zu den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking vor Augen geführt hat. Dort wurden im Umkreis von 30 Kilometern um die Stadt einfach die Fabriken für die Dauer der Spiele abgeschaltet. Was Xi jetzt mitbringt, ist allerdings eine nachhaltige energiepolitische Maßnahme, die sich auch in den langfristigen CO2-Aussstoßmengen bemerkbar machen wird. Zumindest die bisher üblichen fünf und mehr Prozent Wachstum beim CO2-Aussstoß seit 2000 dürften durch dieses ambitionierte Programm deutlich gedrosselt werden.

Stehen wir also kurz vor einem Durchbruch, wenn die weltweit größten Emittenten mit ambitionierten Politiken aufwarten? Leider nein. Der Schlüssel zu einem internationalen Durchbruch im Klimaschutz liegt zwar in genau diesen Ländern, aber die USA und China sind beide noch viel zu weit von verbindlichen Obergrenzen des CO2-Ausstosses entfernt, als dass ein Abkommen in Paris nach Muster des Kyoto-Protokolls überhaupt denkbar wäre. In den USA steht die Obama-Klimaschutzinitiative auf wackeligen Beinen. Noch bis Mitte nächsten Jahres können die Republikaner die Klimaschutzinitiative von Obama zu Fall bringen. Und die Mitwirkung der Bundesstaaten, die Obamas Gesetzeswerk in der Umsetzung braucht, steht ebenfalls auf der Kippe.
Chinas CO2-Emissionen werden auch mit einem gewaltigen Ausbauprogramm für Erneuerbare noch auf lange Zeit wachsen, weil hunderte neue Kohlekraftwerke mit langer Laufzeit seit dem Aufschwung in China ans Netz gegangen sind. Das beißt sich mit einer definierten Obergrenze der Emissionen („Emission Cap“) nach Kyoto-Vorbild, abgesehen davon, dass China bis heute als Entwicklungsland („Nicht-Annex B Land“) in den Klimaverhandlungen gilt und an diesem Status nichts zu ändern beabsichtigt. An dem Grundsatz der „unterschiedlichen Verantwortlichkeit“ von Industrie- und Entwicklungsländern soll, wenn es nach China geht, auch nicht gerüttelt werden.

Was also kann man in New York und Paris erwarten? In New York: eine große öffentliche Demonstration des Willens der Staaten in Übereinstimmung mit ihren nationalen Gegebenheiten zu handeln; in Paris: ein zähes Ringen um eine neue Rechtsform der internationalen Klimaschutzkooperation jenseits von Kyoto. Eine Schlüsselrolle dabei wird die schwer verständliche Kompromissformel von Durban spielen, dass „eine für alle gültige Vereinbarung mit Rechtskraft“ bis 2015 gefunden werden soll. Das wird weniger als ein Kyoto-Folgeprotokoll sein, aber mehr als die unverbindlichen Empfehlungen zur globalen Emissionsminderung um mindestens 25%-40% bezogen auf 1990 in den Beschlüssen von Cancun und Durban. Fest steht auch, es wird weder ein neues 1,5°C-Ziel sein, wie es in diesen Beschlüssen noch erwogen wurde, noch werden wir auf eine Umsetzung des 2°-Ziels zusteuern. Das Zweigradziel, wenn es im Sinne einer globalen Emissionsobergrenze (Budgetansatz) verstanden würde, könnte angesichts der aktuellen Entwicklungen im Gegenteil zu einer Bürde werden, wenn es darum geht, das globale Emissionswachstum auf internationaler Ebene zu drosseln. Dazu brauchen wir national angepasste Steuerungsmechanismen wie in den USA und China. Und wir brauchen Hilfszusagen – vor allem die Entwicklungsländer.
Der Erfolg in New York und auf dem Weg nach Paris bemisst sich deshalb daran, ob die Zusagen für den Grünen Klimafonds der UN von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr bis 2020 eingelöst werden. Die Chancen dazu stehen gut. Viele Länder, darunter Deutschland, haben sich zu Milliardenzusagen auf dem Weg zum Gipfel in New York bereits verpflichtet, andere werden folgen. Die Finanzzusagen für den Grünen Klimafonds sollen auch nächste Woche in New York auf den Tisch, wenn es nach Ban-Ki Moon geht, spätestens aber zum 30.11.2014. Diese Entwicklung bleibt also zu beobachten und lässt auf ein anderes Klima der Verhandlungen hoffen.

Erwähnte LINKS:

http://www.un.org/climatechange/summit/

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Reimund Schwarze ist Klimaexperte im Department Ökonomie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ). Als Professor für Volkswirtschaftslehre hält er Vorlesungen an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. Seine Forschungsschwerpunkte sind ökonomische und juristische Untersuchungen zur Klimapolitik. Er beobachtete in den letzten Jahren die Klimakonferenzen der UNO und berichtete davon im UFZ-Klimablog.

14 Kommentare

  1. „eine für alle gültige Vereinbarung mit Rechtskraft“ müsste wohl ein Ziel beinhalten, das allen Teilnehmern die gleichen Bürden auferlegt. Es könnte die Verpflichtung zur quantitativ festgelegten Verbesserung der CO2-Intensität über einen Verpflichtungszeitraum sein, also das Ziel weniger CO2 pro erwirtschafteten BIP-Dollar zu emittieren. China kennt intern bereits ein solches Ziel. Zudem dürfte es für China und Indien eher einfacher sein ein solches Ziel zu erreichen als für die USA oder Europa, denn es gibt mehr Optimierungsspielraum in den weniger effizienten Energieerzeugungs- und Nutzungstechnologien der aufstrebenden Länder als in den bereits industrialisierten/postindustriellen Ländern.
    Allerdings würde ein solches Ziel nicht unbedingt zu weniger CO2-Emissionen führen, sondern nur zu weniger CO2-Emissionen relativ zum Wirtschaftswachstum. Man muss sich aber bewusst sein, dass Indien und China ihr industrielles Wachstum auf keinen Fall gefährden wollen. Für diese Länder kommen also nur Ziele in Frage, die wachstumskompatibel sind.

  2. Lieber Herr Holzherr, es müssten sog. ‘Quantified Emission Limitation and Reduction Objectives’ (QUELROS) sein, wenn dieser Prozess in ein Kyoto-Folgeabkommen (“Paris-Protokoll”) münden sollte. Die kommen für die USA und China aus unterschiedlichen Gründen nicht infrage. Insofern wüsste die Rechtsform erst noch gefunden werden. Das bleibt die entscheidende Herausforderung auf dem Weg nach Paris. Selbst wenn es jetzt in Ney York zu ambitionierten Versprechen der einen oder anderen Art käme. Bleibt abzuwarten.

  3. 400 ppm CO2 ist schon in der Luft, 450 ppm wäre die Grenze um das 2°C-Ziel zu erreichen, von 2012 auf 2013 waren 3 ppm CO2-Zunahme festzustellen (30-Jahre-Rekord), Indien und Afrika wollen zu China aufschliessen und setzen dabei ebenfalls auf Kohle (jedenfalls Indien).

    Gleichzeitg hört man immer Stimmen der Art, man müsse nur etwas umdenken und umlenken, dann sei das 2°C-Ziel schon noch erreichbar. Im Guardian-Artikel Climate change report: prevent damage by overhauling global economy liest man:

    The world can still act in time to stave off the worst effects of climate change, and enjoy the fruits of continued economic growth as long as the global economy can be transformed within the next 15 years, a group of the world’s leading economists and political leaders will argue on Tuesday.

    Was die guten Leute vergessen sind die sogennanten Comitted Future Carbon Emissions, also die Emissionen, die beispielsweise aufgrund geplanter Kohlekraftwerke bereits eingeplant sind.

    existing power plants will emit 300 billion tons of additional carbon dioxide into the atmosphere during their lifetimes. In this century alone, emissions have grown by 4% per year.

    Es ergibt sich folgende Einsicht und Prognose was die zukünftigen CO2-Emissionen betrifft: Nur wenn bereits geplante Kohlekraftwerke (in Deutschland allein sind 10 neue geplant, in der Welt insgesamt sind es 1200) nicht gebaut werden und damit bestehende Pläne über den Haufen geworfen werden (“once a power station is built, how much carbon dioxide will it emit, and for how long? They assumed a functioning lifetime of 40 years for a fossil fuel plant “), können die CO2-Emissionen noch vor dem Jahr 2050 ihren Höhepunkt überschreiten. Schon jetzt ist aber sicher, dass der CO2-Emissionspeak nach dem Jahr 2020 liegen wird. Der früheste Zeitpunkt, der noch einzuhalten wäre, ist das Jahr 2030. Läuft alles so weiter wie bis anhin dann wird der CO2-Peak aber später erreicht. Das gilt sogar mit einem weltweiten Klimaabkommen, welches den Emissionstrend gleich stark ändert wie das das Kioto-Abkommen getan hat.

  4. Wer einmal bei der Kohle gelandet ist, kommt sehr schwer wieder davon weg wie das Beispiel Deutschland aber noch besser Polen zeigt. Gerade liest man im Artikel Poland’s carbon emissions billions to be spent on coal, cutting budget deficit wo die Vermutung angestellt wird, Polen werden Einnahmen aus dem Emissionshandel für den Bau von neuen Kohlekraftwerken verwenden.
    Warum ist es so schwer von der Kohle wegzukommen? Das hat wohl mehrere Gründe.
    1) Kohle schafft Arbeitsplätze für Niedrig- aber im Kraftwerkbereich und automatischen Tagebau auch Höherqualifizierte. Vor allem wenn sie im eigenen Land abgebaut wird wie das in China, Deutschland (Braunkohle), Polen (Braunkohle), Südafrika der Fall ist.
    2) Kohle schafft Infrastruktur. Kohlekraftwerke sind ideal für die Grundlast. Man baut am besten das Leitungsnetz mit dem Gedanken an die Plazierung der Kohlekraftwerke. Ein späterer Umbau für andere Energiequellen kann teuer werden.

    In Polen arbeiten gut 100.000 Menschen in Bergwerken, Kohlegruben und Kohlekraftwerken.
    Natürlich schaffen auch andere Energiequellen wie Erneuerbare Arbeitsplätze. Nur nicht unbedingt die Gleichen. Kohlearbeiter kann man nicht so schnell umschulen. In England ist noch heute in den ehemaligen Kohlebergbaugebieten die Arbeitslosigkeit höher als im Durchschnitt.

    Fazit: Lieber gar nicht mit Kohle beginnen. Von der Kohle wieder wegzukommen kann schwierig werden. Das sollte man bei sich entwickelnden Ländern beachten. Für Afrika beispielsweise wären grosse Wasserkraftwerke am Kongo und anderswo weit besser als Kohlekraftwerke. Das setzt aber voraus, dass es ein transafrikanisches Netz gibt, welches Strom vom Kongo im ganzen Kontinent verteilt. Solche ein Netz könnte auch andere Erneuerbare Energien (Wind, Sonne) zu den Verbraucherzentren bringen.

  5. Lieber Herr Holzherr.

    Sie haben im Prinzip recht, die Kohlewirtschaft ist eine Infrastruktur, die uns wegen hoher Investitionen und langer Laufzeiten bindet. Und sie erhaelt Jobs, z.B. in der Brandenburger Lausitz. Deshalb ist der Widerstand gegen Klimapolitik – nicht nur in Polen! – regional erheblich, aber eben auch nur in den Kohleregionen. Es gibt aber auch Windregionen, z.B. in Schleswig Holstein, oder Regionen mit Schwerpunkten fuer gruene Technologien, die das genau anders herum sehen. Auch die Erneuerbaren, das lernen wir mehr und mehr, brauchen und schaffen Infrastrukturen, z.B. durch Netzausbau. Und auch dort gibts Jobs. Im Regelfall mehr als bei der Kohle (pro erzeugter KWh). Kohle, vor allem Braunkohle, ist darueber hinaus ein regionaler “Luftverpester”, der seinesgleichen sucht. Besuchen Sie einmal Krakau im Winter oder Wroclaw. Es sind also weder regionale noch gesamtwirtschaftliche Effekte, die ein Land an die Kohle binden. In Polen sind es vor allem nationale politische Gruende, sprich ihre Sorge um Energiesicherheit, altmodisch verstanden als Unabhaengigkeit von Energieimporten. Von grosser Bedeutung fuer den Diskurs in Polen ist, dass die Energiewende in Deutschland teurer ausgefallen ist als noetig. Dabei gaebe es in Polen ein riesiges wirtschaftliches Potential fuer Erneuerbare im eigenen Land – Biomasse -, billig und beschaeftigungsintensiv. Auch in den Kuestenregionen koennte der Wind noch staerker ausgebaut werden. Anstatt uns um die Verwendung der Einnahmen aus dem Emissionshandel Gedanken zu machen – im “Grossvaterland” der freien Vergabe von Emissionsrechten ist das kein Thema! – sollten wir ueber Handelssysteme fuer Erneuerbare in Europa und andere wirtschaftliche Anreize fuer den Ausbau erneuerbarer Energien in Polen nachdenken! Dann muesste das Land nicht weiter der “Bremser” in der EU-Klimapolitik sein*. Zusammenwachsen heisst Verstehen und Handeln.

    *) http://www.nachrichten.de/wissen/Vom-Bremser-zum-Treiber-Warum-Polen-keine-Kohle-Dreckschleuder-sein-muesste-aid_6495822072764892137.html

  6. Der Erfolg in New York und auf dem Weg nach Paris bemisst sich deshalb daran, ob die Zusagen für den Grünen Klimafonds der UN von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr bis 2020 eingelöst werden. Die Chancen dazu stehen gut. Viele Länder, darunter Deutschland, haben sich zu Milliardenzusagen auf dem Weg zum Gipfel in New York bereits verpflichtet, andere werden folgen.

    Könnte die absehbarerweise nicht zweckdienliche Verwendung dieser Gelder auf das Klima bezogen im Gegensatz zum Angestrebten wirken? Benötigt es nicht welt- oder UN-weit eine Seriösität der Teilnehmerschaft, die womöglich nicht gegeben ist? Kann es sein, dass dieses auf dem anthropogenen CO2-Ausstoß basierende Problem nicht angegangen werden kann im Moment?

    MFG
    Dr. W

    • Lieber Dr. W

      Über die Verwendung der Mittel wird zugegebermaßen viel zuwenig nachgedacht. Eine kleine Arbeit, an der ich beteiligt bin, zeigt, dass nur die Bindung der Mittel entweder für den Klimaschutz oder zur Verringerung der Verletzlichkeit gegenüber zukünftigen und heutigen Klimarisiken,nicht aber ein Modell der Versicherung gegen Klimaschäden (“Loss and Damage”) zweckdienlich ist, um eine nachhaltige Finanzierung des Grünen Klimafonds zu ermöglichen und bei den Klimaverhandlungen voran zu kommen. Leider gehen die aktuellen Verhandlungen zum GCF in eine ganz andere Richtung. Auch die deutsche Bundesregierung hat sich im Gegensatz zu vielen anderen, durchaus gebewilligen Staaten für ein Verbot der Zweckbindung der Mittel eingesetzt.

      • Vielen Dank für Ihre Reaktion,
        ja, ist ein weites Feld, global eine Herausforderung, die sich nicht mit symbolischem Erfolg zufriedengeben kann, wenn es um viel Geld geht.
        MFG
        Dr. W

  7. Alle Länder ob industrialisiert oder (noch) nicht müssen weniger Treibhausgase emittieren um irgendein X°C-Ziel erreichen zu können. Ein internationales Klimaschutzabkommen ist deshalb wichtig. Doch es ist wohl bei einigen mit zu grossen Erwartungen verbunden, mit den Erwartungen beispielsweise, dass China, Indien und schon bald Afrika nicht den emissionsreichen Weg einschlagen, der uns zu Wohlstand geführt hat. Der Anstieg der CO2-Emisisonen ist in den sich entwickelnden Ländern in der Tat am stärksten. Ist also auch das Einsparungspotenzial dort am grössten? Theoretisch ja, doch in der Praxis erkennt man hohe Hürden. Weil nämlich Bedürfnisse wie die nach der Klimatisierung von Räumen, etwas was in vielen Schwellenländern nötig ist um überhaupt vernünftig arbeiten zu können, immer noch am kostengünstigsten mit fossilen Brennstoffen oder aber mit Strom geschieht, nicht aber wie bei uns neuerdings durch eine bessere an das lokale Klima angepasste Bauweise. Der eurActiv-Artikel Energy efficiency at the heart of Europe’s stability hat das neue Energiesparziel der EU als Thema und kommt zu folgendem Schluss: “The biggest and safest fuel available in Europe is energy efficiency. In fact, the International Energy Agency calls it the “first fuel”. Energy efficiency should be at the heart of the European Energy Union which should be super-efficient and low carbon. And the biggest potential to reduce energy demand lies in the building sector. In fact, the IEA has cited that over 80% of the saving potential in buildings is ignored. This is ridiculously wasteful and increases Europe’s risk exposure.”

    In Deutschland wird mehr als 50% der Primärenergie für Raumwärme, Prozesswärme, Warmwasser und Kühlung verbraucht. Ein grosses Einsparpotenzial also. Man muss sich aber bewusst sein, dass es schon vor 20 Jahren möglich gewesen wäre hier zu sparen. Doch erst jetzt geschieht es. Weil es eben einen riesigen Investitionsbedarf mit sich bringt, weil viele Gebäude saniert und neue nach strengeren Baunormen gebaut werden müssen.

    Europe’s buildings use over 60% of all gas imports and a third of all oil imports. A political initiative similar to the Marshall Plan to renovate Europe’s buildings could cut these imports by 60% by 2030, and reduce import dependency to zero by 2050.

    Jetzt muss man sich einmal überlegen, was das für Schwellenländer wie Indien und China bedeutet. Dort wo heute noch viele Privatgebäude nur mit Einfachverglasung versehen werden? Ja. Es bedeutet genau den gleichen riesigen Investionsbedarf wie hier in Europa. Nur das dort das Geld für solch einen Luxus fehlt. In China und Indien werden wirtschaftliche Aufsteiger wohl in eine bessere Heizung und Klimaanlage investieren, kaum aber in ein besseres Gebäude, denn mit dem ersten Geld das sie erwirtschaften, kaufen die Leute dort ein Gebäude, das sie sich gerade noch leisten können – und das ist nicht Topqualität.

    Dass die wirtschaftlich aufstrebenden Länder in den nächsten Jahren ihren Treihausgasaustoss konstant halten oder gar senken können, dürfte eine Illusion sein.

    • In Deutschland wird mehr als 50% der Primärenergie für Raumwärme, Prozesswärme, Warmwasser und Kühlung verbraucht. Ein grosses Einsparpotenzial also. Man muss sich aber bewusst sein, dass es schon vor 20 Jahren möglich gewesen wäre hier zu sparen. Doch erst jetzt geschieht es. Weil es eben einen riesigen Investitionsbedarf mit sich bringt, […]

      Die Solarunterstützung der Brauchwassererwärmung und Raumheizung ist, da es sich um niedrige Temperaturen handelt, technisch einfach zu bewerkstelligen. Gerade in vielgeschossigen Wohnblocks, die energetisch ohnehin günstig sind und auf dem Dach Platz für Sonnenkollektoren bieten und bei denen große Warmwasserkessel oft bereits vorhanden sind.

      Man hätte das gezielt fördern sollen, anstatt die in Deutschland ohnehin nicht effiziente Photovoltaik, die auch 2013 immer noch nicht einmal 5% der Stromversorgung beitrug. Dieselbe Investition, die in den letzten jahrzehnten bundesweit die PV getätigt wurde, hätte, wäre sie in die Solarthermie geflossen, sicher den Stromverbrauch um deutlich mehr reduziert als 5%.

      Summa summarum wäre damit eine viel erheblichere Einsparung an fossilen Brennstoffen und damit eine viel beträchtlichere Reduzierung des Schadstoffausstoßes erfolgt als durch Investitionen in die PV. Insbesondere wenn man die Energie einbezieht, die zur Erzeugung von Solarzellen aufgewendet werden muss.

      • @Michael Khan: Danke, daran habe ich gar nicht gedacht. Dass nämlich mit Technologie aus dem letzten Jarhhundert (der Grossvater meiner Frau hatte schon einen Kollektor auf dem Dach) die Probleme dieses Jahrhunderts verkleinert werden können.

        Mir fällt aber immer wieder auf, wie gewisse fixe Ideen eine enorme Publizität erhalten und sich in allen Köpfen festsetzen. Dazu gehört beispielsweise an die Wundertechnologie Photovoltaik zu glauben.

  8. 1998 emittierten die industrialisierten Länder (EU, USA,OECD 1990 +Russland) noch 60% aller Treibhausgase, im Jahr 2010 waren es schon deutlich weniger als 50% – und das nicht, weil die industrialisierten Länder ihre Emissionen so stark zurückgefahren, sondern weil die sich entwickelnden Länder – zu denen auch China gehört- so stark zugelegt haben. Deshalb ist es so wichtig, dass auch diese Länder in ein Klimaabkommen eingebunden werden. Heute müssen diese Länder bereits die historische Klimaschuld in Stellung bringen um ihre stark anwachsenden Emissionen zu rechtfertigen, doch wenn sich die Emissionen wie bis anhin weiterentwickeln werden die sich entwickelnden Länder bereits in 2 bis 3 Jahrzehnten gleich viel CO2 emittiert haben wie alle industrialisierten Länder in ihrer gesamten Geschichte, was einfach daran liegt, dass allein schon in China und Indien (als Prototypen asiatischer power houses) zusammen mehr Menschen leben als in Europa und den USA zusammengenommen.

    Vielleicht wird es ja in naher Zukunft viel wichtiger, dass der “Westen” den Asiaten (und wohl bald auch den Afrikanern) bei der Eindämmung der Emissionen hilft, als dass er seine eigenen Emissionen zurückfährt

  9. Leider wird nicht mal in den EU-Staaten an Strom gespart, die großen Unternehmen auf verschiedensten Wegen gefördert, Emissionshandel vorgeschoben, als scheinbare Lösung,
    Stromkosten klein gehalten für die großen Verschwender und hochgepuscht ür die kleinen Haushalte, …

    Solange nicht jede große Fabrik die eigenen Abfallstoffe wie Abwärme, … wieder ins System zurückführen, bzw. vollkommen abbauen muss, solange wird sich nichts ändern und dass die Schwellenländer nach so langer Zeit auch endlich mal Luxus leben wollen, kann ihnen wohl keiner verdenken.
    Wir müssten und sollten vorbildlich vorangehen, das heisst auch, dass Fabriken, die unendlich viel Energie verbrauchen nach und nach verschwinden müssen.
    Denn eins ist sicher, wenn die Luft in China weiter so vergiftet wird, wie bisher und Indien dann auch noch folgt, dann kommen früher oder später die Menschen als Klimaflüchtlinge nach Europa.

    Das Biotop Europa ist schon jetzt durch invasorische Flora und Fauna aus dem Gleichgewicht gebracht, dies wird in Zukunft noch mehr verstärkt durch den Verlust der Biodiversität, der Verarmung des Humuslebens, etc. etc. und dann kommt unausweigerlich, was Jared Diamond so hervorragend in seinem Buch Kollaps beschreibt – das Sterben der uneinsichtigen Völker, die keinen Pfifferling für die nächsten 7 Generationen gaben.

    • (Zitat)“Fabriken, die unendlich viel Energie verbrauchen” verschwinden tatsächlich in Deutschland. Neu sind sie in China anzutreffen.
      (zitat)“Denn eins ist sicher, wenn die Luft in China weiter so vergiftet wird, wie bisher und Indien dann auch noch folgt, dann kommen früher oder später die Menschen als Klimaflüchtlinge nach Europa.” Das kann sein, aber es werden nicht die Chinesen und Inder – also die Verursacher von mehr CO2 – sein, die nach Europa kommen, sondern diejenigen, die am negativsten vom Kliamwandel betroffen sind und das sind Regionen, die zunehmend austrocknen wie beispielsweise Spanien und Griechenland – die sind allerdings bereits in Europa, ihre Bewohner könnten aber in den Norden ziehen, den Norden, der vom Kliamwandel profitieren wird.

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