Terror und Normalität (einige Überlegungen)

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Wien. Heidelberg. Berlin: ein israelischer Blick auf Deutschland
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Laut der israelischen Tageszeitung “haaretz” sind die meisten Israelis kaum erschrocken, dass einige Juden auf den dreifachen Mord jüdischer Jugendlicher mit einem Mord an einem arabischen Jugendlichen reagiert haben. Als Journalist frage ich mich, warum das eine “Nachricht” sei. Wären etwa in Italien angesichts immerwährender Mafia-Morde wesentlich andere Emotionen zu erwarten?

Wir sind ja in den alltäglichen Terror hinein geboren, mit explodierenden Bussen und rumliegenden, zerfetzen Körperteilen aufgewachsen. Da fällt es einem schwer, sich immer wieder ganz aufs Neue aufzuregen.

Warum erwartet also die Zeitung gerade jetzt eine massenhafte Aufregung? Das Besondere an den letzten Ereignissen mag allenfalls darin bestehen, dass diesmal eine Reaktion durch jüdische Terroristen erfolgt ist. Das kommt sehr selten vor und die letzte große Zivilaktion gegen Araber, an die ich mich spontan erinnere, war die Goldstein-Schießerei 1994.

Nun ist es also nach ca. zwanzig Jahren wieder dazu gekommen, dass das Wasser aus dem kochenden Kessel heraussprudelt und in jüdischen Terror mündet. Schön ist das nicht, aber was hat es zu bedeuten? Die “schlimmste”, weil den Juden unangenehme Schlussfolgerung wäre, dass auch Juden sich bisweilen so schlimm verhalten können wie Araber. Eine Vorstellung, die ganz vielen Juden wohl unerträglich ist, weil sie sich für “was Besseres” halten, vielleicht das Allerbeste sein wollen, doch jedenfalls “besser als die Araber”: intelligenter, erfolgreicher, moralischer.

Warum sollten sich Juden aber stets besser verhalten? Warum sollten sie überhaupt besser sein und sich von Kriminalität, Terrorismus etc. fernhalten? Sind sie nicht, um mal auf Shakespeare anzuspielen, ebenso menschlich, also ebenso verdorben wie jedes andere Volk? Oder “dürfen” sie es nicht sein, weil sie eben Juden sind?

Der Ehefrau des ersten jüdischen Staatspräsidenten wird nachgesagt, sie habe 1948 nicht glauben können oder wollen, dass es in Israel nunmehr auch jüdische Prostituierte gab. Angeblich bestand sie darauf, das unerhörte Phänomen jüdischer Prostitution mit eigenen Augen zu sehen, ehe sie bereit war, sich mit der Realität abzufinden.

Doch was wäre, wenn? Ein Volk ohne Prostituierte oder ohne Kriminelle ist wie ein Mensch, der nie furzt. Wer sich aber unter gar keinen Umständen so eine wohltuende Blähung gönnt, ist wohl psychisch krank, leidet unter einer Zwangsstörung oder so etwas. Mit anderen Worten: Selbst wenn die Juden solch unrealistische Maßstäbe erfüllen könnten, wären sie kein normales, sondern ein eher krankes, psychisch gestörtes Volk.

Die Juden ärgern sich über die Besetzung ihres Landes durch die Araber, die Araber über diejenige durch die Juden. So ist das nun mal seit dem 19. Jahrhundert. Unter diesen Umständen ist es wohl keine Überraschung, dass der Terror dort keine Ausnahme, sondern leider die Regel ist.

Dass manche Juden sich trotz aller Erwartungen nicht zu edel finden, um sich von alledem fernzuhalten, gehört zur Normalität der Geschichte und ist insofern zumindest aus psychoanalytischer Sicht “gesund”. Ein normales Volk hat nicht nur Nobelpreisträger, sondern auch Prostituierte, Terroristen, Mafiosi und dgl. aufzuweisen.

Das Negative gehört also auch dazu, nicht nur das Positive. Bei allem Respekt vor unseren Einsteins, reichen diese nicht aus. Etliche Goldsteins müssen ebenfalls her, wenn man normal, wenn man ganz menschlich sein will (wobei das Menschliche kein Kompliment ist – und dessen althergebrachte Deutung wohl ein Zeichen von pan-menschlichem Narzissmus).

Denn manchmal – und das lässt sich weder in der Geschichte noch in der Gegenwart von der Hand weisen – wohnt der Normalität auch und gerade der Terror inne. Aber gerade davon, d. h. von Terroristen, hatten die Juden schon in den 1940er Jahren wesentlich mehr als heute. Was ist also los mit uns? Warum können wir nicht zwischen den Einsteins und den Goldsteins balancieren? Doch wer weiß, vielleicht sind diese letzten Entwicklungen ein Hinweis auf die allmähliche, wenn auch verspätete Normalisierung der Juden, zum Guten wie leider auch zum Schlechten hin.

PS.

Nach dem Mord an dem arabischen Jugendlichen schrieben einige Freunde auf Facebook, sie würden nun gerne auf die israelische Staatsangehörigkeit verzichten und in ein anderes Land auswandern. Wie viele “Palästinenser” dachten sich dasselbe nach dem Mord an den drei Juden? Dann kam die Nachricht aus Schweden: In Malmö wurde einer (wohl ein Jude) brutal zusammengeschlagen, weil er an seinem Fenster eine Israel-Fahne gehängt hatte. Wie viele Schweden möchten nun auf ihre Staatsangehörigkeit verzichten? Wohl kaum, was mich auf die Frage zurückwirft: Warum wollen manche Juden unbedingt besser, “reiner” sein als andere Völker?

Veröffentlicht von

www.berlinjewish.com/

Mancherorts auch als der Rebbe von Krechzn* bekannt, heißt der Autor von "un/zugehörig" eigentlich Yoav Sapir. Er ist 5740 (auf Christlich: 1979) in Haifa, Israel, geboren und hat später lange in Jerusalem gelebt, dessen numinose Stimmung ihn anscheinend tief geprägt hat. Nebenbei hat er dort sein M.A.-Studium abgeschlossen, während dessen er sich v. a. mit dem Bild des Juden im Spielfilm der DDR befasst hat. Seit Sommer 2006 weilt er an akademischen Einrichtungen im deutschsprachigen Mitteleuropa: anfangs in Wien, später in Berlin und dann in Heidelberg. Nach einer Hospitanz im Bundestag arbeitet er jetzt selbstständig in Berlin als Autor, Referent und Übersetzer aus dem Hebräischen und ins Hebräische. Nebenbei bietet er auch Tours of Jewish Berlin. * krechzn (Jiddisch): stöhnen; leidenschaftlich jammern.

12 Kommentare

  1. Interessante Ansicht und nicht schlecht geschrieben. Der Mafia-Vergleich am Anfang hinkt ein wenig. Ansonsten gut.

  2. Klar, warum sollten alle Israeli den gleichen Moralkodex teilen. Der Unterschied zeigt sich wenn schon auf der gesellschaftlichen und politischen Ebene. Es geht also darum wie sich der israelische Staat in einer solchen Situation verhält. Ob es auch dort – bei den Politikern und Meinungsmachern – so etwas wie klammheimliche Freude über Racheaktionen gibt oder eben nicht.
    Israel befindet sich wohl weiterhin in einer Art Kriegszustand niedriger Intensität und die palästinensichen Terroristen lassen sich von daher schwer mit der Mafia vergleichen. Die Mafia ist ein innerer Feind, hier geht es aber um äussere Feinde und damit auch um Feindbilder, die wohl viele Menschen Tag für Tag begleiten. Wenn man sich in einem Krieg wähnt, gelten ganz andere Regeln und in einer solchen Situation Humanität auch gegenüber Feinden anzuwenden ist vielen fremd, ganz unabhängig von der Nation, dem Glauben oder den ethischen Prinzipien.

    • @ Herr Holzherr :

      Israel befindet sich wohl weiterhin in einer Art Kriegszustand niedriger Intensität und die palästinensichen Terroristen lassen sich von daher schwer mit der Mafia vergleichen. Die Mafia ist ein innerer Feind, hier geht es aber um äussere Feinde (…)

      Die Mafia ist ein international tätiges Unternehmen, das seinen Ursprung in Italien hat, bei dem zumindest früher immer stark darauf geachtet worden ist, dass “Made Men” (das Fachwort) immer sippenmäßig zurückverfolgt werden hönnen, auch um ggf. Sanktionen zu ermöglichen, die anders nicht vollziehbar wären. Die Mafia hat regelmäßig politische (“terroristische”) Morde angeordnet und vollzogen. – Der im Artikel vorgenommene Vergleich scheint angemessen.

      MFG
      Dr. W

  3. Ich finde es bemerkenswert, dass endlich eine tiefe seelische Korrespondenz zwischen Deutschen und Juden entdeckt wurde, nämlich der Wunsch, über gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sich nicht allgemein aufregen zu müssen, da so etwas doch alle mal machen und das Schreckliche passiert sowieso jeden Tag überall, warum sollten also ausgerechnet wir Deutsche/wir Juden nicht auch einfach achselzuckend darüber hinwegehen? Jedenfalls wäre die normale Gleichgültigkeit keine Meldung wert und niemand sollte uns moralisch anders messen als andere Nationen. Der Wunsch nach “Normalität” hat zwar unterschiedliche Vorgeschichten, aber es bilden sich im rechten politischen Milieu immer wieder diese Stimmungslagen heraus und damit genau dort, wo auch die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ihr fruchtbarstes Biotop hat.
    Ich glaube daher, dass deine Überlegungen zu unpolitisch sind und der Vergleich mit der Mafia in Italien überhaupt kein gültiger Vergleichspunkt ist. Ein viel näher liegender Vergleichspunkt wird gerade in Deutschland – zäh – verhandelt, nämlich die Morde der NSU, die einfach irgendwelche Zufallsopfer ermordeten, weil sie Hass auf eine ganze Menschengruppe hatten. Waren alle Deutschen darüber erschrocken und betrübt? Wohl kaum. Ist das normal im Sinne, dass es überall auf der Welt Menschen gibt, die moralisch nicht 2 + 2 zusammenrechnen können? Ja, in diesem zynischen Sinn ist das normal. Aber jeder, der halbwegs bei Trost ist, ist über diese Morde erschrocken und noch mehr darüber, dass manche Menschen kaum imstande sind, die Trauer und Aufregung darüber zu verstehen. Ob diese Morde mit politisch verhetztem Hintergrund hier oder in Israel, in Westjordan, in Syrien, in England, in Frankreich oder irgendwo in Afrika stattfinden, ist egal – mich erfasst da immer eine Tristesse. Und in allen diesen Ländern gibt es immer etliche Menschen, vielleicht sogar Mehrheiten, die es bedauerlich finden, dass nicht alle über diese Untaten erschrocken sind. Auch das ist nämlich ein gutes Stück Normalität, dass man sich den allgemeinen Abscheu darüber wünscht. Ich habe mehrere Artikel in der “Times of Israel” gelesen, die mir einen anderen Eindruck vermittelt haben, als den, den “Haaretz” meint beobachtet zu haben. Dies hier von Sherri Mandell klang für mich “normal” http://bit.ly/1naoaUW und auch dieser Leitartikel von David Horovitz http://bit.ly/1naouTH . Das Achzelzucken gibt es sicherlich auch, aber du solltest dir klar darüber sein, dass es eher für ein politisches Milieu normal ist, für andere eben nicht und aus guten Gründen, wie ich meine.
    “Warum wollen manche Juden unbedingt besser, ‘reiner’ sein als andere Völker?” Mit den Palästinensern befinden sie sich in einem Legitimitäts wettbewerb , das mag sein. Ansonsten ist dieser Wunsch aber meiner Meinung nach nur nromal und in allen Völkern findest du Menschen, die sich ihre Nation zivilisiert wünschen, und andere, die noch nicht so weit sind.

  4. Ihr werdet jetzt wohl sagen, was ist denn mit dem passiert. Was der da schreibt, hat doch mit Israel, Palästinensern, radikalem oder sonstigem Verhalten nichts zu tun. Das macht mir nichts. Trotzdem schreibe ich es. Am Samstag haben mir liebe Leute in München eine Informationsschrift der “Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt” in die Hand gedrückt. Das Thema: Schluss mit der Massentierhaltung. Ich zitiere: “An einem einzigen Morgen schlüpfen in dieser Brüterei in Holland 60.000 Küken… Auf jedes weibliche Küken kommt noch ein männliches. Diese werden aussortiert und sofort vergast.” Um es auf den Punkt zu bringen: Krieg und Brutalität gibt es überall. Wer billigstes Fleisch, Eier und Milch verlangt, der beteiligt sich an “Vergasungen” vergleichbaren Aktionen. Wer hinschießt, muss mit Beschuss rechnen. Wer Waffen verkauft, kann sich nicht darauf berufen, dass diese doch Frieden stiftend seien. Egal, was auch immer. Mord und Totschlag umgibt uns jeden Tag.

    • billiges Fleisch, Eier und vor allem Milch sind übrigens auch sau ungesund und verursachen viele Krankheiten. Wenn die Leute dies wüssten, würden sie es vermutlich nicht kaufen.

      Auf Waffenlieferungen haben die Leute als Käufer leider keinen Einfluss; das kann nur die Regierung stoppen. Ich verstehe auch nicht warum das nicht passiert. Ein Volksentscheid und die Sache wäre mit Sicherheit gegessen.

  5. “Warum wollen manche Juden unbedingt besser, “reiner” sein als andere Völker?”

    Weil auch diese in “Individualbewußtsein” und gebildeter Suppenkaspermentalität funktionieren, also gleichermaßen Bewußtseinsschwäche für den geistigen Stillstand des nun “freiheitlichen” Wettbewerbs um … – Wettbewerb, die Ursache allen Blödsinns und …losigkeiten unseres “Zusammenlebens” wie ein wachtumwahnsinniges Krebsgeschwür.

  6. Wo liegt eigentlich das Problem?

    Eine Antwort finden wir, wenn wir mal kurz in Southpark vorbei schauen.

    http://www.southpark.de/alleEpisoden/

    http://www.southpark.de/alle-episoden/s06e07-das-gabs-doch-schon-bei-den-simpsons

    Cartman beschafft sich also eine Packung Seemenschensamen. Am Schluss der Folge entwickeln sich in geradezu atemberaubenden Tempo eine eigene Kultur mit zwei Religionen.

    Und hier beginnt das Verhängnis. An jeweils zwei gegenüberliegenden Enden des Aquariums errichten die Seemenschen zwei Statuen von zwei Kindern außerhalb des Aquariums.

    Die eine Fraktion verehrt Cartman und die andere Tweed als Gott. Das kann natürlich nicht gut gehen. Umgehend fangen die beiden Religiotenfraktionen an, sich mit Raketen zu beschießen….

    Tja, das Traurige an der Sache ist halt. Das gibt’s nicht nur bei den Simpsons oder in Southpark. Derartigen Religiotenmist gibt’s auch im realen Leben.

    Schaun’mer uns doch mal die Geschichte der 3 boshaften Schwestern an. Zuerst wurde das Judentum geboren, dann kam das Christentum. Da die Christen erst mal in der Minderheit sind, werden diese natürlich von den Juden verfolgt.

    Irgendwann werden die Juden zur Minderheit und die Verfolgung läuft anders herum.

    Die Sache geht dann sogar soweit, dass Anhänger des Judentums zu einer eigenen Rasse erklärt werden.

    Daraufhin wird beschlossen, massenhaft in ein anderes Land einzuwandern, auf dass die eigene Religiotenfraktion wieder die Mehrheit bekommt.

    Pech nur, dass die jüngste der 3 bösen Schwestern, die Moslemfraktion das gar nicht gerne sieht…

    Überlegt mal, was wäre passiert, wenn nicht eine jüdische, sondern eine moslemische Minderheit nach Palästina ausgewandert wäre. Ein Nahostproblem gäbe es dann gar nicht!

  7. Ab einem bestimmten Punkt müssen Menschen halt abschalten und nicht mehr über das Grauen nachdenken. Also wundert mich die mangelnde Bestürzung, allerdings wird eine Lösung immer unwahrscheinlicher. Selbst der beste Palästinenser kann nicht garantieren, das so ein Mord nicht geschehen wird und wenn Israel immer so reagiert dann gute Nacht.

    Übrigens das wirklich gefährliche in Israel sind nicht Hamas Bomben sondern israelische Autofahrer, ich bin ja viel gewöhnt (serbische, griechische, bulgarische) aber so viel Angst auf der Autobahn hatte ich sonst nur in Indien (wobei ich in Indien nicht selbst gefahren bin).

  8. Ich möchte mal eine kleine Geschichte erzählen, die ich mit voller Absicht nicht vollende. Wer mag, kann sie sich selber zu Ende erzählen.

    Eine Mutter gibt ihre beiden kleinen Zwillingssöhne zur Adoption frei. Der Eine wächst bei einer jüdischen Familie auf, der Andere bei einer arabischen Familie…

    Noch was zum Begriff “Religiot”

    Ich möchte nicht, dass sich dabei Menschen angesprochen fühlen, für die das Wort “Nächstenliebe” keine leere Floskel ist, die allerhöchstens nur auf die eigne Religionsgemeinschaft angewendet wird und den Rest der Menschheit ausklammert.

    Ein “Religiot” wird auch niemals darüber nachdenken, wie meine unvollendete Geschichte ausgehen könnte. Der Gedanke, dass er auch der andere Zwilling sein könnte, wird ihm nämlich unerträglich sein!

  9. Warum wollen manche Juden unbedingt besser, “reiner” sein als andere Völker?

    Manche meinen ja: wegen dem erfahrenen Genozid, wobei hier von außen gerade das Sollen gemeint ist. – Eine Sicht, die “nicht wirklich” erörterungsfähig ist. Btw: ein wertvoller Artikel!
    MFG
    Dr. W

  10. Zu diesem Aspekt vielleicht noch:

    Terror und Normalität (einige Überlegungen)
    (…)
    Laut der israelischen Tageszeitung “haaretz” sind die meisten Israelis kaum erschrocken, dass einige Juden auf den dreifachen Mord jüdischer Jugendlicher mit einem Mord an einem arabischen Jugendlichen reagiert haben. Als Journalist frage ich mich, warum das eine “Nachricht” sei.

    Israel befindet sich seit seiner Staatsgründung im Kriegszustand, insofern scheint Ihre Fragestellung berechtigt.

    An sich ist es aber so, dass Terror(ismus) etwas ist, das nicht geduldet werden kann und nicht ausgehalten werden soll.
    Der Grund ist hier, dass Länder die sich nicht im Kriegszustand befinden, “westliche” Länder, die den Ideen und Werten der Aufklärung folgend gesellschaftlich implementiert haben, ein ganz besonderes Problem bekommen, wenn die Gesellschaft durch terroristische Morde angegriffen wird.
    Terrormorde sind nicht mit bspw. Verkehrsunglücksfällen oder Opfern von Haushaltsunglücken zu vergleichen, nicht zahlenmäßig zu verrechnen, denn Terror wirkt politisch außergewöhnlich stark, so dass er streng zu konditionieren ist, auch vorbeugend.
    Die RAF hatte bspw. mit ca. 30 (Haupt-)Tätern und 30 Opfern einen geradezu unglaublichen gesellschaftlichen Impact in der BRD, andere Staaten litten ähnlich, in der Wirtschaft in exponierter Position Tätige hatten bspw. regelmäßig den Polizeischutz zu bemühen und das gesellschaftliche Klima litt stark, auch wegen der unvermeidlich entstehenden Sympathisantenszene; Strauss soll bspw. Exekutionen von RAF-Strafgefangenen vorgeschlagen haben (was die Lage im Sinne der RAF vermutlich noch mehr aufgeheizt hätte).

    Insofern betrachtet der Schreiber dieser Zeilen auch die aktuellen Entwicklungen mit Sorge, denn absehbarererweise werden bald tausende sogenannte Gefährder als innere Feinde bereit stehen mit einschlägigem Motivationsimperativ.

    MFG
    Dr. W

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