Das Glück des Bergmannes

BLOG: Vergangenheitsstaub

Die Zukunft hat schon begonnen
Vergangenheitsstaub

Am Samstag fand in Dresden die 4. Bergparade statt. Vom weltweit bekannten Fürstenzug aus zogen über 550 Bergmusikanten und Trachtenträger durch die Innenstadt über den 577. Striezelmarkt zum Vorplatz des Kulturpalastes. Diese Bergparade, die aller zwei Jahre zum Striezelmarkt in Dresden stattfindet, ist ein richtiges Großereignis in der Stadt. Die Straßen waren von mehreren tausend Zuschauern gesäumt. Bergknappschaften u. a. aus Altenberg, Bad Schlema, Berggießhübel, Freiberg, Glashütte, Freital oder Schneeberg präsentierten stolz ihre Zunft in originalgetreuen Uniformen. Zudem gastierten Knappschaften aus Thüringen und Tschechien (historisch gesehen Böhmen Wink). Unterstützt wurden die Trachtenträger von 5 Bergkapellen, die beeindruckend mit Bergmärschen den Umzug begleiteten. Für alle Daheimgebliebenen und Interessierten gibt es im Video den Aufzug noch einmal zum Anschauen.

Die heutige Bergparade, die ihre historische Wurzeln im sächsischen Erzgebirge hat, ist nicht nur ein traditionsbewahrender und -bewußter Aufzug der sächsischen Bergleute, sondern zeigt deutlich die Bedeutung des Bergbaus für (Kur)Sachsen. Berühmt ist die Annaberger Bergparade, die dieses Jahr mehr als 50.000 Besucher verfolgten. 1168 wurde in Christiansdorf, heute Freiberg (Mutter der sächsischen Bergstädte), Silbererz gefunden. Mit dem Ersten Berggeschrey beginnt die sächsische Erfolgsgeschichte. Harzer Bergleute zogen in das damalige Meißner Markgrafentum. Schon wenige Jahre später, wohl beginnend um 1170, entstand an dortiger Stelle die erste städtische Siedlung civitas saxonum. Markgraf Otto der Reiche förderte die Stadtentwicklung und den beginnenden Silberbergbau, dem er seinen Beinamen “der Reiche” verdankt. Zur gleichen Zeit erblühte auf der böhmischen Seite am Fuße des Erzgebirges die Förderung des Zinnerzes. Die Kombination von reichem Erzvorkommen, namensgebend für das Erzgebirge, großen Waldbeständen und ausreichender Wasserkraft durch Flüsse und Seen (wichtige Voraussetzungen für den Bergbau) war also nicht nur für Sachsen, sondern auch für Böhmen ein Glückstreffer. Sachsens wirtschaftliche und somit letztlich auch politische Kraft beruhte in erster Linie auf dem Bergbau im Erzgebirge. Genau diese über mehrere Jahrhunderte wirkende Macht eines Wirtschaftszweiges, ohne dem weder das barocke Dresden noch Sachsens Kunst- und Kulturschätze in diesem Reichtum existieren würde, spürte man bei der Bergparade deutlich, wenn die Knappschaften in ihren Uniformen in Begleitung der Bergmusik an einem vorbeizogen. Dabei spielen die Elemente Licht – zum Arbeiten unter Tage unersetzlich – und Gottesglaube als Gebet vor allem in der Verbindung mit Licht und Musik eine entscheidende Rolle. Hier sei an dieser Stelle an die Bergchoräle und den Schwibbogen erinnert, der nicht nur ein weihnachtliches, sondern vor allem auch ein bergmännisches Symbol ist.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leser, ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

Glück Auf!

Veröffentlicht von

digiwis.de/

Wenke Bönisch, 1981 in Dresden geboren, studierte Mittlere und Neuer Geschichte sowie Kunstgeschichte an der Universität Leipzig. Die Frühe Neuzeit, vor allem die Reformations- und Bildungsgeschichte, ist ihr historisches Steckenpferd. Zur Zeit promoviert sie an ihrer Hochschule über die Bildungslandschaft Mitteldeutschlands und arbeitet freiberuflich im Verlagswesen. Im Netz findet man sie auch unter den Namen „Digiwis“. Webseite: http://digiwis.de/ Blog: http://digiwis.de/blog/ Twitter: http://twitter.com/digiwis Facebook: http://www.facebook.com/Digiwis Google+: https://plus.google.com/109566937113021898689/posts

2 Kommentare

  1. Dabei spielen die Elemente Licht – zum Arbeiten unter Tage unersetzlich – und Gottesglaube als Gebet vor allem in der Verbindung mit Licht und Musik eine entscheidende Rolle.

    Interessanterweise war das Erzgebirge zu Zeiten der DDR eine Insel des Gottesglaubens und das hat sich bis heute gehalten. Hat wohl aber nichts mit dem Bergbau zu tun. Denn das Ruhrgebiet ist nicht unbedingt eine geistliche Hochburg. Wahrscheinlich haben die bis auf das “Glück Auf” und einigen Bergmannstraditionen nichts viel miteinander gemein.

  2. Bergbau, Musik und Glaube

    Doch, doch. Es besteht schon ein sehr enger Zusammenhang zwischen Bergbau, Musik und Glaube, z. B. das Gebet als Musikstück. Oder man schaut sich die Bergmusik, vor allem die Choräle an.
    Nicht per se von heutiger Konfessionszugehörigkeit wie im Ruhrgebiet auf die allgemeine Entwicklung schließen! Das Ruhrgebiet war im 19. Jahrhundert das Einwanderungsgebiet für Polen gewesen, die sehr wohl ihren Glauben und Tradition mitgebracht haben. Darüberhinaus spielen u. a. Säkularisierungen und politische Strömungen wie die der Sozialdemokraten (Etablierung aus anderen Gründen) im Verlauf der Jahrzehnte eine wichtige Rolle. Vielleicht können ja die Bloggerkollegen der theologischen Blogs hier uns weiterhelfen?

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