Bienen, Pestizide und viele Fragen

BLOG: Vom Hai gebissen

Notizen aus dem Haifischbecken
Vom Hai gebissen

Ab dem 1. Dezember diesen Jahres tritt das EU-weite Verbot von Clothianidin, Imidacloprid und Thiametoxam in Kraft. Diese drei Prestizide gehören zur Gruppe der Neonicotinoide und stehen im Verdacht, die Bienengesundheit zu gefährden. Als ich zum ersten Mal davon hörte, hatte ich den Eindruck, das Problem sei damit aus der Welt. Aus Neugier schaute mir die Geschichte aber mal an.

Ohne Bienen läuft nicht viel. Eine Tatsache, die uns bewusst sein sollte. Ein kleiner Blick in die Thematik zeigte mir allerdings, dass nicht nur die drei genannten Neonicotionoide den Bienen zu schaffen machen. Dass sie das überhaupt tun, damit geht es schon los – zumindest, wenn es nach Lynn Dick, einer Zoologin der University of Cambridge, geht. Sie schreibt in ihrem Kommentar auf Spektrum:

Wie auch immer die Entscheidung der EU ausfällt – ein letztes Wort wird damit nicht gesprochen sein. Das Verbot würde Forschern und Entscheidungsträgern eher zunächst die Zeit verschaffen, mehr über die Wirkung von Neonicotinoiden auf Bienenvölker herausfinden zu können. Denn gleich was die Streitparteien behaupten: Der Zusammenhang zwischen Bienenrückgang und Neonicotinoiden ist bisher alles andere als klar.

Weiterhin schreibt sie:

Zweifellos minimiert sich die womöglich große Gefahr für die Bienen, wenn die Neonicotinoid-Behandlung von nektar- und pollenreichen Pflanzen wie etwa Raps eingeschränkt wird. Vielleicht ist das sogar wirklich ein entscheidender Schritt, um den Rückgang von Bienen und anderen Blütenbesuchern aufzuhalten oder gar umzukehren.

Den Neonicotinoiden jetzt die alleinige “Schuld” für das Bienensterben zuzuschieben, hält sie allerdings für absurd. Bienen liefen überall Gefahr ausgerottet zu werden – durch Krankheiten zum Beispiel. Oder Parasiten. Die Varroamilbe ist in diesem Kontext wohl am populärsten.

Noch ein Problem

Wissenschaftler der University of Pittsburgh haben jetzt noch einen weiteren Faktor in die Runde geworfen: Aluminium und Nickel – gefunden in Blumen, welche auf derart kontaminiertem Erdboden wuchsen. Ursprünglich stammen diese Stoffe aus den Abgasen von Autos, Industrie oder auch Landmaschinen, heißt es im Artikel dazu. Natürlich kommen diese Stoffe immer in der Natur vor, allerdings macht die Dosis das Gift.

Das Problem einer erhöhten Aufnahme von Nickel und Aluminium liegt in der Beeinträchtigung wichtiger Fähigkeiten der Bienen. Dazu gehören Geschmack, Ausdauer und das Gedächtnis der Tiere. In der Studie dazu wurden den Tieren bewusst Nickel bzw. Aluminium enthaltende Blumen vorgesetzt. Als Ergebnis stellten die Wissenschaftler fest, dass die Bienen Nickel erkennen/schmecken konnten und die derart kontaminierten Pflanzen mieden (dafür mussten sie ihn aber unweigerlich aufnehmen) was bei Aluminium nicht der Fall war.

Keine Blumen, keine Bienen

Einen Punkt, den ich in diesem Zusammenhang etwas vermisste, fand ich ausgerechnet in einer Broschüre von Syngenta, die einen ziemlich guten Überblick über die Geschichte der weltweiten Imkerei gibt. Bienen und Blüten – eine Geschichte, die uns spätestens seit dem Kindergarten bekannt ist. Um die Blüten sei es aber nicht gut bestellt, lese ich dort. Verstädterung und enge Fruchtfolgen landwirtschaftlicher Betriebe haben das ausreichende Angebot verschiedener Pollen und Necktar stark reduziert. Ein vielfältiges Angebot sei aber wichtig für gesunde Bienen.

Noch viel zu tun

Pestizide, Verschmutzungen, Parasiten und schwindene Lebensräume – es gibt noch viel (mehr) zu tun, wenn uns die kleinen Bestäuber am Herzen liegen. Mit dem Verbot einiger Neonicotinoide – so mein Eindruck – ist es jedenfalls nicht getan.


Veröffentlicht von

Wissenschafts- und Agrarblogger seit 2009 – eher zufällig, denn als „Stadtkind“ habe ich zur Landwirtschaft keine direkten Berührungspunkte. Erste Artikel über Temple Grandin und ihre Forschungen zum Thema Tierwohl wurden im Blog dann allerdings meiner überwiegend ebenfalls nicht landwirtschaftlichen Leserschaft derart positiv aufgenommen, dass der Entschluss zu einer stärkeren Beschäftigung mit der Landwirtschaft gefallen war. Auch spätere Besuche bei Wiesenhof und darauf folgende Artikel konnten die Stimmung nicht trüben. Seit 2015 schreibe ich auch gelegentlich für das DLG-Blog agrarblogger.de, teile meine Erfahrung in der Kommunikation als Referent und trage nebenbei fleißig weitere Literatur zum Thema Tierwohl zusammen. Auf Twitter bin ich unter twitter.com/roterhai unterwegs.

41 Kommentare

  1. Noch einige Punkte

    Zur Verstädterung: so einfach ist es nicht. Teilweise haben “Stadtbienen” mehr Auswahl an Nahrungsquellen, auch unterschiedlicher Art, als “Landbienen”. Also Stadt = kein Lebensraum für Bienen funktioniert nicht.
    Richtig ist die Problematik der Monokultur in der Landwirtschaft und – Achtung – auch in den Gärten für den Erhalt der Bienen. Darüber hinaus fehlt auch zahlreichen Wildbienen entsprechende Unterschlüpfe.
    Ein weiterer Punkt, den ich hier kurz anreißen möchte, ist die Frage der Imkerei. Hier fehlt mancherorts ganz einfach der Nachwuchs!
    Das Problem ist vielschichtig, aber ohne Lösung bedroht es uns alle. Empfehlenswert ist übrigens der Dokumentarfilm “More than Honey”.

  2. Auch Menge ist wichtig

    Hallo Wenke,

    Auswahl ist das eine und zudem auch sehr wichtig – die Menge, die für ein Glas Honig nötig ist, ist aber auch nicht zu verachten. Ob diese in der Stadt so vorhanden ist, wäre mal interessant herauszufinden. Zudem sehe ich in der Stadt genau das Problem, welches die Wissenschaftler der Uni Pittsburgh erwähnen: Abgase.
    Vielleicht kann ich ja einen Imker von Twitter ins Blog locken, der hat da noch weitere Infos 😉

  3. Abgase Aluminium

    Wieso soll in den Abgasen Aluminium sein? Das einzige, was mir plausibel erscheint, ist das NOx im Abgas. Wenn es eine Region ohne kalkhaltige Gesteine ist, können diese Abgase nicht neutralisiert werden. Die greifen dann andere Gesteinsarten an und lösen das Aluminium heraus. Diese wird vom Regen rausgewaschen, landet im Wasser und dadurch wird dann der Boden sehr aluminiumhaltig und somit auch die Blumen.

  4. Hallo Martin

    Abgase wurden als ein Faktor genannt, die Meldung habe ich ja oben verlinkt. Ein anderer waren Industrie-Abfälle. Weiß da gerade aber auch nicht weiter…Hmpf.

  5. Als Hobbyimkerin (allerdings erst im zweiten Jahr, also ohne nennenswerte Erfahrung) möchte ich folgendes loswerden:

    Für sehr viele der erfahreneren Imker ist der Zusammenhang zwischen Bienensterben und Neonicotinoiden ein Dogma, an dem nicht gerüttelt werden darf. Fr. Dr. Pia Aumeier kann wohl ein Lied davon singen.

    Der Tenor unter den Imkern ist tatsächlich der, dass in den Städten der bessere Honig gewonnen werde, wegen des besseren Trachtangebotes und des Fehlens von Neonicotinoiden. Ich weiss leider nicht mehr, wo ich in den letzten Wochen gelesen habe: der Stadthonig sei erstaunlicherweise nicht belastet.
    Ich wohne in einer sehr ländlichen Gegend und finde das Argument des Trachtangebotes plausibel. Hier gibt es ausserorts nur ganz wenige Wiesen, die nicht regelmässig gemäht werden. Den Bienen bleiben fast nur Nektar von Gehölzen und Honigtau. Wiesen mit Blumen als Bienenweiden gibt es nicht. Vereine wie z.B. “Blühende Landschaften” setzen sich mittlerweile dafür ein, dass wenigstens die Randstreifen an Strassen und Feldern nicht abgemäht werden (hier werden sie irrsinnigerweise bis auf die Grasnabe runtergemäht).
    Ein weiteres Problem sind netkararme Pflanzen, die zwar auf dem Balkon oder im Garten schön aussehen, der Biene aber nichts bringen.

    Es gibt Nachwuchs unter den Imkern, aber nur wenig.

    Sich Filme anzuschauen bringt wenig, sich zwei oder drei Bienevölker zuzulegen dagegen deutlich mehr (ist jetzt keineswegs gegen Wenke Bönisch gerichtet). Allein schon die gesteigerte Wahrnehmung der Natur (wann blüht was) ist für mich ein unerwarteter “Gewinn”.

  6. Hallo Anneliese,

    vielen Dank für Deinen Kommentar, sehr erhellend. Ich will das mit den Neonicotinoiden auch gar nicht widerlegen, sondern nur darauf hinweisen, dass es da noch einige andere Faktoren gibt, die man nicht vergessen sollte.
    Dass Stadthonig keine Pestizide enthält, klingt plausibel, Abgase gibt es hier aber umso mehr. Das wird also noch spannend.

    Freut mich, dass Du durch die Imkerei die Natur besser wahrnimmst 😉

  7. Nachtrag:
    “der Stadthonig sei erstaunlicherweise nicht belastet.”
    Es dabei ging um die Schadstoffe im Honig, die man in einer Stadt erwarten würde (Verkehr).

    @Sören
    “sondern nur darauf hinweisen, dass es da noch einige andere Faktoren gibt, die man nicht vergessen sollte”
    Ich bin voll deiner Meinung. Für sehr viele Imker ist es aber eine ausgemachte Sache, dass die N.s an allem schuld sind.

  8. RoboBees as replacement for natural bees

    Falls es die Bienen nicht schaffen, warten bereits erste Roboterbienen darauf, ihre Aufgaben zu übernehmen. Wie das aktuelle Heft von Spektrum der Wissenschaft 7/13 berichtet hat ein Team von Harvard-Wissenschaftlern erste Roboterbienen geschaffen und zwar ursrpünglich tatsächlich mit dem Ziel die Folgen einer fatalen Zunahme von CCD (colony collapse disorder), nämlich das Aussterben der Bienen, durch die Schaffung von künstlichen Bienen zu milden, die die Bestäubungsaufgaben der Bienen übernehmen.

  9. Bees & CCD: Science not conclusive

    Wie der Guardian im Artikel “Bees and the European neonicotinoids pesticide ban” berichtet, ist der negative Effekt der Neonicotinoide nicht gesichert und in den USA wird ein enger Zusammenhang zwischen Neonicotinoiden und CCD sogar von Regierungsstellen abgestritten wie im Guardian-Artikel US rejects EU claim of insecticide as prime reason for bee colony collapse berichtet wird.
    Das US-Landwirtschaftsministerium macht vielmehr eine Kombination von Faktoren für das Bienenvolksterben verantwortlich:
    “The report, by the Department of Agriculture and the Environmental Protection Agency, blamed a parasitic mite, viruses, bacteria, poor nutritions and genetics as well as pesticides for the rapid decline of honey bees since 2006.”
    Als Hauptverantwortlicher gilbt bei den US-Behörden aber die Varroa-Milbe.

  10. Hallo Herr Holzherr,

    damit lösen wir aber keine bestehenden Probleme wie Parasitenbefall oder das Verschwinden geeigneter Lebensräume für Bienen, die natürlich auch anderen Insekten helfen – also die Lebensräume.

    Als Übergangslösung halte ich das aber für interessant, also solange, bis Bienen Populationen wieder genesen sind.

  11. @Sören Schewe:Robobees not the solution

    Robot-Tiere, die die Aufgabe von natürlich vorkommenden Tieren übernhemen sind sicher keine Lösung, mindestens keine überzeugende. Künstliche Glieder in einem sonst von natürlichen Arten dominierten ökologischen Gefüge würden zu einer Art Cyborg-Natur führen, wenn man die Natur als Organismus auffasst. Ein Cyborg ist ja auch ein Hybrid von Biologie und Technik. Sicher nicht etwas was wir uns für die Zukunft wünschen.

    Gefordert sind die Forscher. Es scheint immer noch nicht wirklich überzeugende Erklärungen für das Bienenvolksterben zu geben. Wenn es die Varroa-Milbe ist, dann muss man sich fragen warum sie gerade jetzt zum Problem wird. Vielleicht hat das Bienenvolksterben ja auch etwas damit zu tun, dass diesen Bienenvölker nun alle vom Menschen einen Bienenstock erhalten und bei wilden Bienen gäbe es eventuell kein CCD.

  12. Mein Eindruck ist der, dass es das eine spezifische Problem nicht gibt. Das oben verlinkte PDF von Syngenta ist da durchaus interessant. Die Varroamilbe ist ja nicht neu und mich wunderte schon länger, dass so selten auf fehlende Blumenwiesen hingewiesen wird.
    Bezüglich der Vermischung von “echten” und Roboter-Bienen stimme ich Ihnen zu.

  13. Ursachen

    Wie hier schon angeklungen, zu wenig Blütentracht in der Stadt und Belastung durch Abgase sind heutzutage keine Belastung für Bienen: http://www.morgenpost.de/…auf-dem-Hoteldach.html
    Mir kommen in der Aufzählung von Sören die Hauptursachen zu kurz. Nein, die Varroamilbe zu nennen ist nicht populär, es ist die Hauptursache in Deutschland, wie das Deutsche Bienenmonitoring festgestellt hat. Durch die Milbe (im Größenvergleich zur Biene hat sie die Größe einer Ratte) werden zusätzlich andere Krankheitserreger wie Viren verbreitet. Neonicotinoide sind ein billig zu habender Sündenbock für die Vernachlässigung der Varroabekämpfung und der ausgebliebenen notwendigen Antwort durch die Bienenzüchtung. Genauso hilflos halte ich den Vorschlag von Martin. Man kann sogar vermuten, dass der grüne Aktionismus nach hinten losgeht. Ohne die Möglichkeit der Bekämpfung wichtiger Fraßschädlinge durch Saatgutbeizung wird sich jeder Landwirt zweimal überlegen ob er das Risiko des Rapsanbaus eingeht. Eine wichtige Bienentracht geht zurück und der nektarlose Kulturpflanzenanbau nimmt weiter zu. Es passt halt so schön, in den mainstream einzustimmen und Pflanzenschutzmittel und die “industrielle” Landwirtschaft für alles Übel dieser Welt verantwortlich zu machen. Dazu passt dann auch die Aktion der Grünen in Sachsen, 150 Schweinehalter mit Name und Adresse als „Massentierhalter“ ins Netz zu stellen. Viele politische Strömungen sind an Ursachenklärung und Aufklärung nicht interessiert, die haben nur ihre Agenda.

  14. Gene Silencing against Varroa

    Monsanto und andere haben ein Molekül entwikckelt, welches über RNA-Interferenz gewisse Gene von Varroa-Milben ausschaltet. Im Artikel Monsanto’s Plan to Help the Honeybee wird über diese RNA-Interferenzmethode berichtet. Bienen überden die RNA-Interferenzmoleküle (welche gegen die Expression von Varroa-Genen gerichtet sind) über Zuckerwasser aufnehmen und damit letztlich einen ganzen Bienenstock “immunisieren”. Der Vorteil einer solchen RNA-Interferenzmethode wäre die hohe Spezifität. Die Nukleotidsequenz in den Anti-Varroa-RNA-Molekülen wäre sehr genau auf Varroa abgestimmt und würde andere Lebewesen und die Biene selbst nicht tangieren.

  15. Nun halten wir den Ball mal ein bisschen flacher und die sächsischen Schweine da raus. Natürlich ist die Varroamilbe als Problem-Faktor populär im Sinne von bekannt.

    Was die Neonicotinoide angeht, schickte mir Lederstrumpf heute noch diesen Link:
    http://www.theorganicview.com/…otinoid-research/

  16. Ball

    Halten wir den Ball mal flach und stellen einfache Überlegungen an: Neonicotinoide sind dazu da, Insekten zu töten und damit auch Bienen. Es ist leicht, im Laborversuch eine Schädigung nachzuweisen, aber gilt das auch für die Umwelt ? Neonicotinoide werden hauptsächlich in der Beize von Samen eingesetzt. Ihre Konzentration in der Pflanze zum Zeitpunkt der Blüte ist – wenn überhaupt noch was nachweisbar ist – für eine Insektenschädigung zu gering, es sei denn man kommt mit dem unausgegorenen Konzept der subletalen Schädigung. An die Abriebfestigkeit der Beize und die verwendete Aussaattechnik werden erhebliche Anforderungen und Zulassungsauflagen gestellt, damit es zu einem solchen lokalen Ereignis wie vor einigen Jahren in BW nicht mehr kommt. Neonicotinoide werden flächendeckend in Australien eingesetzt. Die Bienengesundheit gilt dort als vorbildlich. Warum ? Es darf stark vermutet werden, dass es daran liegt, dass es dort keine Varroamilben gibt. Bei einem link auf „the organic view“ darf bezweifelt werden, dass man dort ein ausgewogenes Bild präsentiert bekommt. Da wird auch propagiert, das Chronische Fatigue Syndrom mit dem Konsum roher Nahrung zu kurieren.

  17. @torben hoffmeister

    Na also, geht doch. Dieses bekloppte Grünen-Bashing hast Du gar nicht nötig 😉
    Dass Neonicotinoiden die alleinige Schuld zugeschrieben wird, hielt ich ja auch in meinem Artikel nicht gerade für optimal. Deshalb ein Dankeschön an Dich für die nützlichen Ergänzungen.

    Eins verstehe ich aber noch nicht so ganz: wenn es für Bienen nicht schädlich ist, dann doch auch nicht für andere Insekten und umgekehrt, oder?

  18. Neurotoxic.of neonicot:DosisFacitVenenum

    Neonikotinoide sind neurotoxisch und können die “Hirntätigkeit” von Bienen schwer beeinträchtigen, was zu Orientierungsverlust und Verlust des “Geschmacksinns” der Biene führt.
    Dies wird in einem Guardian und NYT-Arktikel ausgeführt.

    Das heisst nun aber nicht, dass Neonikotinoide für das Bienensterben verantwortlich sind. Alles ist nämlich eine Frage der Dosis. Bienen nehmen Neonikotinoide meist indirekt auf über die Neonikotinoide, die in die Pflanzen und die Pollen aufgenommen wurde, welche vorher mit Pesitziden behandelt wurden und später von den Bienen besucht werden. Die Dosen, die sie aufnehmen sind also gering gemessen an den direkt letalen Dosen, welche beim Versprühen appliziert werden.

    Die Broschüre ARE NEONICOTINOIDS KILLING BEES? argumentiert mit der langen Lebensdauer von Neonikotinoiden und der Anreicherung in Pflanzen. Die schädliche Wirkung von Neonikotinoiden auf Bienen geht gemäss dieser Broschüre auf subletale Wirkungen auf das Nervensystem der Bienen zurück.

  19. Bashing

    Das ist kein „blödes“ Grünen-Bashing, sondern Aktivisten-Bashing und davon gibt’s bei grünen Organisationen am meisten. Die betreiben cherry picking in der wissenschaftlichen Literatur, um ihre Agenda zu stützen. Das Neonicotinoidverbot in der EU ist eindeutig politisch motiviert und geht zurück auf den großen Einfluss solcher Gruppen. Das „blöde“ PSM-Bashing dieser Gruppen blendet die landwirtschaftliche Wertschöpfung der PSM nämlich vollkommen aus. Und weil wir gerade dabei sind (es wird wieder schwierig den Ball flach zu halten): Gegenwärtig laufen vom wissenschaftlichen Standpunkt her auch übelste Kampagnen gegen das umweltfreundliche Herbizid Glyphosat, nur weil es im Zusammenhang mit transgenen Pflanzen eingesetzt wird. Mal sehen, wann das in der EU fruchtet. Warum keine Kampagne gegen das im Maisanbau beliebte, aber üble Gemisch Zintan Pak oder gegen das im Bioanbau erlaubte und hoch bienengefährliche Insektizid Spinosad, was auch ein Nervengift ist ? (http://www.parapro.com/…d_Technical_Bulletin.pdf) Passt nicht in die Agenda ! Auch bei Spinosad wurde in Laborversuchen eine hohe Toxizität gefunden. Warum soll nicht auch hier das Konzept der subletalen Wirkung wie bei den Neonicotinoiden gelten ? Diese Beispiele sollen zeigen, wie willkürlich das Neonicotinoidverbot und die dafür herangezogenen Begründungen sind.
    Zurück zum Thema: Schöner Kommentar hier: http://www.forbes.com/…ams-from-actual-evidence/

    Die australische APVMA hält auch nicht viel vom Verbot:
    Although we are still reviewing work that has been undertaken on the effects of neonicotinoids on the health of insect pollinators over the past decade or so, and the ongoing debate as to whether these compounds are safe to use in practice, we note:
    • the publication in mid-2012 of an EFSA report (external site) indicating that further data would be necessary before drawing a definite conclusion on the behavioural effects on insect foragers of exposure to the low levels of neonicotinoids occurring in crops
    • the publication in September 2012 of a report (external site) by the UK Government’s independent Expert Advisory Committee on Pesticides which concluded that there is no evidence as yet of neonicotinoid impacts on bees in the UK and thus no justification to take regulatory action at present
    • industry advice that extensive independent in-field monitoring in Europe and Canada suggests that appropriate use of neonicotinoids using revised stewardship practices can help minimise any risks posed.

  20. @torben hoffmeister

    Danke für die Infos, das Problem des Cherry Picking kenne ich gut, hatte ich ja erst kürzlich abgefrühstückt, als angeblich Schweine durch Fütterung mit MON810 an Magengeschwüren/Entzündungen litten.

    Ansonsten stehe ich bei Deinem zweiten Kommentar noch etwas auf dem Schlauch. Vielleicht könntest Du da nochmal drauf eingehen?

  21. Link …

    Ich bin ja keineswegs Expertin, aber es scheint noch eine einfachere Lösung zu geben, die allerdings weniger Gewinn bedeutet.
    http://www.spektrum.de/…n-vor-pestiziden/1192829
    Soweit ich weiß, gehen die amerikanischen Imker nicht so sorgsam mit ihren Stöcken und Völkern um wie sie sollten. Sie nutzen die Tiere aus, die großen im Geschäft jedenfalls und auch das ist meines Erachtens mit ein Grund, warum es sie am meisten trifft …

    Ein Gegenmittel gegen Pestizide scheinen die Bienen selbst zu produzieren. Man muss ihnen nur genug davon lassen.

  22. Viele Faktoren

    Hallo Theres,

    Ich finde gerade immer mehr Faktoren, die mehr oder weniger den Bienen zu schaffen machen. In der Syngenta-Broschüre steht auch noch:

    Bienenzüchter haben extremes Winterwetter als wichtige Ursache für die Wintersterblichkeit in den USA erkannt. In Europa wurden Überwinterungs­ verluste auf Futtermangel im Herbst nebst einem nachfolgenden harten Winter und einem feuchten Frühling zurückgeführt. Die Türkei – nach China das Land mit der größten Anzahl von Honigbienen – musste zwischen 2006 und 2007 Völkerverluste verzeichnen, die vermutlich auch auf die Witterungs­ bedingungen zurückzuführen waren. Imker berichteten von Verlusten in Höhe von über 30 % in vier Regionen.

  23. Hi Sörren,

    dann müsste die Sterblichkeit nach diesem Winter und dem späten Frühjahr eigentlich deutlich ansteigen?
    Erfährt man wohl frühestens nächstes Jahr …
    Es vermutlich in jedem Land eine andere Kombination von Ursachen, aber ein Verzicht auf zu schädliche Pestizide ist in jedem Fall gut (nicht nur für Bienen).

  24. Schlauch

    Hallo Sören, wo stehst Du auf dem Schlauch oder anders: Was war an meinem 2. Kommentar nicht verständlich ?

  25. Hallo Torben,

    Du schreibst in Deinem zweiten Kommentar, dass Neonicotinoide gegen Insekten eingesetzt werden und weiter, dass diese in der Umwelt nicht mehr gefährlich seien – so liest sich das für mich. Falls ich da einen Knoten drin habe, löse ihn bitte 😉

  26. Hallo Theres,

    Genau darum geht es ja: herauszufinden, was da dran ist ohne vorschnelle Schlüsse zu ziehen bzw. sich zu früh auf einem erreichten Ziel auszuruhen. Daran arbeiten wir hier 😀

  27. ich als Imker

    Servus zusammen,

    ich bin seit fünf Jahren Imker (nur zwischen drei und sechs Völkern, also was halt so neben dem Studium ohne größeren Aufwand geht) und komme außerem aus einem konventionellen Landwirtschaftsbetrieb. Allein diese Tatsache ist ja schon bei den meisten Imkern Frevel(insbesondere denen mit dem “bio” vorne dran, wobei das bei Imkern ziemlich relativ ist). Das bedeutet ja nun, dass es bei den Versammlungen tatsächlich jemanden gibt, der eine andere Meinung vertritt. Da bekommt man schon mal von den Extremen vorgeworfen, dass man den Boden und Umwelt vergiftet. GMO sind dabei genauso wie Pestizide kein Diskussionsthema, wenn, dann sieht man überall die gleiche Anti-Haltung ohne Nachdenken.

    Die Gründe, die ich persönlich in den letzten Jahren für den Rückgang der Bienenpoulationen sehe sind die:
    1. Nachwuchsprobleme: Altersdurchschnitt in meinem Verein liegt momentan um die 60 und da drücke ich diesen schon ordentlich mit meinen 19 Jahren. Es gab eine einzige (recht erfolgreiche) Aktion, um Nachwuchs zu motivieren, durch die ich selbst an dieses Thema gekommen bin. Als der Vorschlag kam, das im nächsten Jahr zu wiederholen, war die Motivation unter den Alteingesessenen gleich null. Nur keine Veränderungen.
    2. Varroamilbe: Sören, du hast recht, die Varroose ist sicherlich die bekannteste Bienenkrankheit, aber auch die gefährlichste. Ein Jahr ohne Varroakontrolle und -behandlung führt mit ziemlicher Sicherheit zum Tod des Volkes im kommenden Winter. Übrigens sind mittlerweile sowohl Australien, als auch Neuseeland von ihr befallen, obwohl sie sich noch als letzte durch Einfuhrkontrollen etc. schützen konnten.
    3. Wetter: Meiner Meinung nach einer der entscheidensten Punkte. Die Wetterkombinationen, die einem Volk den Garaus machen können, sind gewaltig. Ein zu langer Winter führt zu vollen Kotblasen und früher oder später zu einer tödlichen Ruhr. Ein zu warmer Herbst und zu später Winter ermöglicht den Varroamilben eine Reinvasion, selbst wenn man alle Behandlungen dagegen korrekt macht. Diese Lektion habe ich mit 3 Völkern vergangenen Winter bezahlt.

    Das hat sicherlich alles wenig mit dem eigentlichen Thema, den Neonikotinoiden zu tun, aber ich denke, wenn man das ganze Thema objektiv betrachtet, dann spielen diese auch für die Imker keine entscheidende Rolle.

    tl;dr

  28. Joe und Sören

    Joe, sehr schöner Beitrag eines Praktikers, der aufzeigt, dass das Problem komplexer ist, als das man es mit dem Verbot einer Pflanzenschutzmittelklasse lösen könnte. Mich stört bei der ganzen Diskussion die immer wiederkehrende Stigmatisierung, die durch bestimmte politische Kreise noch befördert wird, weshalb das „Ballflachhalten“ bei so viel Simplifizierung zunehmend schwerer fällt.. Sie zeigt die ungeheure Bequemlichkeit der Menschen, nicht selber nachdenken oder handeln zu müssen, sondern immer einen anderen Schuldigen parat zu haben. Übrigens bestätigen auch Erhebungen der Bieneninstitute, dass es einen statistisch sicherbaren Zusammenhang zwischen der persönlichen Situation der Imker und der Bienengesundheit gibt. Das hat sehr wahrscheinlich damit zu tun, dass die Imkerschaft hier in D – wie Joe auch schreibt – ein hohes Durchschnittsalter hat und der erforderliche hohe Aufwand der Varroabekämpfung nicht immer geleistet werden kann. Mein Fazit bleibt: Die Züchtung ist gefragt.
    Sören, zu Deiner Nachfrage: Ich hatte ja geschrieben, dass die Neonicotinoide in erster Linie als Saatgutbeize verwendet werden, um Fraßschädlinge von der Keimpflanze fern zu halten. Da auf dem Feld zum Zeitpunkt der Aussaat keine Blütentracht vorhanden ist, ist dafür zu sorgen, dass eine Abdrift der Beize auf Feldränder mit möglicher Blütentracht unterbunden wird. Das ist inzwischen mit vorgeschriebenen Absaugeinrichtungen der Saattechnik und mit Auflagen zur Abriebfestigkeit der Beize erfolgt (auch stewardship – Maßgaben der PSM-Hersteller). Das Feld an sich ist zu diesem Zeitpunkt für Blütenbesucher unattraktiv. Zum Zeitpunkt der Blüte und der Bienentracht auf dem Feld ist von den Neonicotinoiden der Beize nur noch sehr wenig oder nichts mehr nachweisbar. Es ist also der Zeitpunkt und die Technik, die über eine mögliche Schädigung aufgrund verschiedener Konzentrationen der Insektizide entscheiden. Aber dass ist für Politiker und Aktivisten wohl zu schwer vermittelbar, weshalb ein Verbot vorgezogen wird, um die Handlungsfähigkeit zu „beweisen“, auch wenn das keinem hilft und im Gegenteil die Wertschöpfung der (ungeliebten) konventionellen Landwirtschaft beeinträchtigt, was dann ja auch nicht weiter schlimm ist für die Verbotsfetischisten.

  29. Hallo Joe,

    vielen Dank für Deine Eindrücke. Dass Du Dich nicht haargenau an das Thema des Artikels gehalten hast, macht gar nix. Es sind nun mal viele Faktoren – weitaus mehr als mir/uns in der Debatte um das Verbot suggeriert wurden – das hat die Debatte schön gezeigt.

    Vielleicht liest man sich ja wieder 😉

  30. Danke Torben für die genaue Erklärung, jetzt habe auch ich es verstanden 😉

    Dass mit dem flachen Ball richtete sich auch mehr an Deine Anfangs erwähnten Schweine, die hatten hier eher wenig verloren – fand ich.

  31. Interview

    Noch ein Nachtrag: In der Bauernzeitung 27. Woche 2013 ist ein interessantes Interview mit dem Bienenforscher Klaus Wallner aus Hohenheim mit interessanten Aussagen (leider nicht online) Er betont die hohe Bienengiftigkeit der Neos , sagt aber zugleich, dass Labor- und stressvolle Käfigversuche mit noch dazu zu hohen und praxisfremden Dosierungen (wie kürzlich in Science mit Hummeln publiziert) nicht auf das Freiland übertragbar sind. Solche Effekte wie Orientierungsprobleme finde man übrigens auch bei Versuchen mit Varroaziden wie Oxalsäure. Er warnt zugleich vor einem Einbruch des Rapsanbaus ab 2015 und der dann fehlenden Bienennahrung. „Ein sehr kleiner aber aktiver Teil der europäischen Imkerschaft hat sich auf den Pflanzenschutz eingeschossen. und sieht das Heil der Imkerei beim Verbot der Neos… Vielleicht geht es nicht nur um eine fachliche Betrachtung der Situation.“ Mein Kommentar: Diese kleine Gruppe Imker wäre nicht so erfolgreich, wenn sie nicht durch Umweltverbände, deren Netzwerke und große Einflussmöglichkeiten unterstützt würden. Damit ist der Vorwurf berechtigt: Man kümmert sich nicht um Fakten, sondern nur um die eigene Agenda und die sieht vor, den Biolandbau und zugleich das Verbot von PSM flächendeckend einzuführen.

  32. Vielen Dank Euch

    Hallo Torben,

    ich habe das mal auf Twitter weitergegeben, vielleicht liest ja einer die Bauernzeitung.

    Ansonsten danke ich Dir und allen anderen Kommentatoren erstmal für die ziemlich starke Diskussion. Das hat eine Menge Spaß gemacht!

  33. Fipronil

    Hallo Torben,

    ich habe es schon irritiert gelesen. Das scheint ein neuer Trend zu sein alles zu verbieten was geht – und dann mal weiter schauen…

  34. Hauptbedrohung für Bienen Krankheiten?

    Könnte es nicht sein, dass die globale Verbreitung von Bienenkrankheiten die Hauptbedrohung für Bienenvölker darstellt? Varroa und mit ihnen verbreitete Viren sind ein Hinweis darauf.
    Tierische und pflanzliche Invasoren haben schon ganze Spezies zum Verschwinden gebracht. Für mich ist es naheliegend dass auch beim Bienensterben ein ähnlicher Mechanismus am Werke ist, ausgelöst oder mindestens begünstigt durch den globalen Austausch von Bienenvölkern.
    Im Artikel Bees under threat from disease-carrying bumblebee imports, research reveals
    liest man: “Stricter controls over bumblebee imports to the UK are urgently required to prevent diseases spreading to native bumblebees and honeybees, scientists have warned. The call follows the discovery of parasites in over three-quarters of imported bumblebee colonies they tested.”

    “The team of researchers from the universities of Leeds, Stirling and Sussex bought 48 colonies of buff-tailed bumblebees (Bombus terrestris) from three European producers. Some colonies were a subspecies native to the UK and others were non-native. All were meant to be disease-free, but when they were tested using DNA technology, 77% of the colonies were found to be carrying parasites. Parasites were also found in the pollen food supplied with the bees.”

    “Lead author of the study, Peter Graystock of the University of Leeds explains: “We found that commercially-produced bumblebee colonies contained a variety of microbial parasites, which were infectious and harmful not only to other bumblebees, but also to honeybees.”

  35. Bienen: Im Puppenstadium keine Resistenz

    Es scheint, dass Bienen im Puppenstadium praktisch über kein Immunsystem verfügen, das bakterielle Infektionen bekämpfen könnte. Dies erfährt man im Abstract des PLoS-Artikels Antibacterial Immune Competence of Honey Bees (Apis mellifera) Is Adapted to Different Life Stages and Environmental Risks.

    Es gibt aber kaum Zweifel daran, dass Bienenvölker in den letzten Jahrzehnten mehr Krankheitserregern ausgesetzt waren und sind. Speziell liegt das an der weltweiten Verbreitung der Varroa-Milbe, welche Krankheiten überträgt und an den durch weltweit verschiffte Bienenvölker (und Hummeln) mitverbreiteten Krankheiten.

    Die Liste der bekannten Bienenkrankheiten ist übrigens recht lang und man liest dort auch einen Hinweis auf eine bei Colony Collapse Disorder beobachtete Virusinfektion:
    “In 2010, US researchers announced they had identified a co-infection of invertebrate iridescent virus type 6 (IIV-6) and Nosema ceranae in all CCD colonies sampled”

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