Die Rückkehr des Tiermehls

BLOG: Vom Hai gebissen

Notizen aus dem Haifischbecken
Vom Hai gebissen

Tiermehl war ein schon länger umstrittenes Produkt in der Fütterungspraxis landwirtschaftlicher Nutztiere, das zur Zeit der BSE-Skandale sein Ende fand – aber nicht für immer und ewig, denn jetzt will die EU das Verbot aufheben. Das ist durchaus interessant aus einem Grund, den ich schon vor einiger Zeit beschrieb: Soja und dessen Import.

Im Frühling gab ich einen kleinen Ausblick zu Soja-Alternativen. Zitat:

Ein Termin, wann Soja zum ersten Mal zuverlässig, ausreichend und vor allem wirtschaftlich aus der Region kommt, steht allerdings noch aus – eine Eigenschaft der Forschung, man weiß nie, wann man am Ziel ist. Die nicht mehr erlaubte Nutzung von Großküchenresten als Schweinefutter erwähnte ich schon. In diesen Zusammenhang passt auch Tiermehl, das im Zuge der vermehrten BSE-Ausbrüche als Futtermittel gestrichen wurde. Wenn wir uns überlegen, dass bspw. Hühner keine reinen Vegetarier sind, gibt es hier auch keine Probleme bzgl. einer artgerechten Fütterung.

(Hervorhebung von mir. Ok, das Zitat insgesamt auch.)

Wenn wir uns also von Soja-Importen ein gutes Stück weit lösen möchten, ist das ein sehr pragmatischer Schritt, zumal sich die Forschung an regionalen Soja-Sorten noch eine Weile hinziehen kann. Vereinzelte Erfolge machen noch keine Marktreife.
Außerdem könnten wir durch die Wiedereinführung des Tiermehls die Selbstversorgung unserer Nutztiere noch weiter erhöhen. Schon jetzt bewegt sich diese mit einem Wert um 90% Versorgung mit Futtermitteln aus heimischer Produktion weit oben.

Eigentlich alles super, allerdings sah ich trotzdem ein kleines Problem:

Gut, in der Öffentlichkeit wäre eine Wiedereinführung dieser Praxis vermutlich ähnlich schwer zu vermitteln wie GV-Soja aktuell, weshalb das Szenario wohl Theorie bleiben wird.

Druck von außen sollte man nicht unterschätzen. Warten wir mal ab.
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Quellen

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Wissenschafts- und Agrarblogger seit 2009 – eher zufällig, denn als „Stadtkind“ habe ich zur Landwirtschaft keine direkten Berührungspunkte. Erste Artikel über Temple Grandin und ihre Forschungen zum Thema Tierwohl wurden im Blog dann allerdings meiner überwiegend ebenfalls nicht landwirtschaftlichen Leserschaft derart positiv aufgenommen, dass der Entschluss zu einer stärkeren Beschäftigung mit der Landwirtschaft gefallen war. Auch spätere Besuche bei Wiesenhof und darauf folgende Artikel konnten die Stimmung nicht trüben. Seit 2015 schreibe ich auch gelegentlich für das DLG-Blog agrarblogger.de, teile meine Erfahrung in der Kommunikation als Referent und trage nebenbei fleißig weitere Literatur zum Thema Tierwohl zusammen. Auf Twitter bin ich unter twitter.com/roterhai unterwegs.

6 Kommentare

    • Schweine sind bekanntermaßen Allesfresser und auch Hühner fressen – wenn sie die Wahl haben – nicht nur Gras und Getreide. Ich sehe also in diesen Bereichen weder aus tiergerechter noch aus artgerechter Sicht Probleme bei der Verfütterung tierischer Futtermittel.

  1. Wenn Tiermehl gesundheitlich unbedenklich wäre, spräche nichts gegen Tiermehl. Falls aber auch heute noch ein Risiko besteht, dass Über Tiermehl BSE weitergegeben wird, kann man Tiermehl nivht wieder zulassen.

  2. regionalen Soja-Sorten

    Lol. Noch mal was für die “besonders ökologische” Alternative: Regionalprodukte.
    Energievergeudung, Landverschwendung, bei lächerlichen Erträgen.

    Aber die gläubigen Ökospinner werden weiterhin um diese Lüge betteln und Regionalmarketingabzocker verkaufen eh jeden Dreck unter ihrem LügenLabel.

    • Deshalb stehen Rinder bei der Diskussion um eine erneute Lockerung des Tiermehl-Verbotes auch nicht zur Debatte 😉

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