Gentechnik: Die taz erklärt Wissenschaftlern die Welt

BLOG: Detritus

Gedanken, biologisch abgebaut
Detritus

Die taz titelte heute „Gentechnik kein Allheilmittel – Innovationen auf dem Acker“, was bei mir alle Alarmglocken schrillen ließ, denn niemand behauptet ernsthaft, dass Gentechnik ein Allheilmittel sei, weswegen es wenig Sinn macht, diese Aussage zu widerlegen. Das ist ein argumentativer Pappkamerad, ein Strohmann, den man leicht abbrennen kann, um das Gegenüber zu diskreditieren: Man schiebt dem „Gegner“ eine unmögliche Position unter, die er nicht vertritt, um sie dann zu demontieren und sich im Recht zu fühlen.

In der Anfangszeit der Gentechnik mag dieser Enthusiasmus in Fachkreisen durchaus vorgekommen sein – man denke nur daran, welche Hoffnungen an der Sequenzierung des Humangenoms hingen – aber Wissenschaftler sind nicht die ideologisch verblendeten technikgläubigen Spinner, die erst von der Realität eingeholt werden müssen, als die sie die taz darstellt.

Forscher begreifen, dass gentechnisch veränderte Nutzpflanzen nicht ausschlaggebend sind für die Welternährung. […]

unter Wissenschaftlern hat sich klammheimlich die Erkenntnis durchgesetzt, dass gentechnisch veränderte Nutzpflanzen kaum eine Rolle spielen werden, wenn es darum geht, in 40 Jahren 9 Milliarden Menschen zu ernähren, was eine Mehrproduktion von 50 Prozent bedeutet. […]

Tatsächlich diskutieren viele Wissenschaftler kaum noch mit ideologischen Scheuklappen. […]

Ein Paradigmenwechsel hat sich in den Laboren vollzogen.

Diese Aussagen sind eine unglaubliche Frechheit. Kathrin Burger sollte sich schämen, den Wissenschaftlern und technischen Kräften eine solche Position unterzujubeln, und ihnen zu sagen, dass sie endlich begreifen sollen, dass Gentechnik so furchtbar überflüssig ist. Und dass es ja viel bessere Werkzeuge gibt, mit denen man die großen Probleme der Landwirtschaft lösen könne.

Frau Burger hat ganz richtig erkannt, es geht nicht um „Bio vs. konventionelle Landwirtschaft“ oder „Gentechnik ja oder nein“ – diese dämlichen Konflikte haben in die Fachdiskussionen der Forschergemeinde nie Einzug gehalten. Das wäre auch völliger Blödsinn: Allein die so genannte „konventionelle Landwirtschaft“ umfasst ein derartig breites Spektrum an Methoden und Ansätzen, dass es eigentlich wenig Sinn macht, die alle in einen Topf zu werfen. Vielmehr muss man das beste aus allen Welten kombinieren, situationsabhängig und unter Berücksichtigung der Bedingungen im Einzelfall, um eine optimale Lösung zu finden.

Es geht in der Forschung allgemein um die Lösung von Problemen, wie etwa wie man die Nährstoffzusammensetzung der Pflanzen verbessert; oder sie resistent gegen Pilze, Bakterien, Viren oder Insekten zu machen, um den Pestizideinsatz zu verringern; sie gegen Überflutung oder Dürre tolerant zu machen, um Ernteausfälle zu vermeiden; oder einfach einen Apfel gesünder zu machen, indem man ihn bestimmte Substanzen vermehrt herstellen lässt. Selbst die Etablierung von den vielgescholtenen Herbizidresistenzen macht Wirtschaftsformen möglich, die besonders schonend für den Ackerboden sind.

Dass sich bestimmte Probleme mit Züchtungsmethoden schneller oder einfacher lösen lassen, als mit der Gentechnik, ist alles andere als eine neue Erkenntnis. Jeder, der nur zwei Artikel zum Thema gelesen hat, wird das kapiert haben. Hier wird durch die taz etwas als Neuigkeit verkauft, nein, als Argument gegen die ach so unnütze grüne Gentechnik, was in Fachkreisen vermutlich seit Jahrzehnten common sense ist. Dass die Verbesserung der Anbaumethoden zur Verbesserung der Nachhaltigkeit vor allem in weniger entwickelten Ländern riesiges Potential ist so offensichtlich, dass man es kaum fassen kann, dass einem die taz als etwas verkaufen will, was der gemeine Wissenschaftler erst jetzt realisiert haben soll.

Es liegt auf der Hand: Die Gentechnik macht vieles möglich, was man mit den altgedienten traditionellen Methoden zur Genom-Modifikation (also „Züchtung“), nicht erreichen konnte. Man kann mit ihr Gene zwischen sexuell inkompatiblen Spezies austauschen, sogar Gene weit erntfernter Arten kombinieren. Wer aber einmal eine Idee davon bekommen hat, wie komplex die Regulationsmechanismen in einer Pflanze sind, wird einsehen, dass die Möglichkeiten der Technologie trotzdem recht begrenzt sind. Wer ein Grundverständnis davon hat, wie verschieden sich Genprodukte in unterschiedlichen Umgebungen verhalten können, wird ein Allheilmittel-Versprechen nicht ernst nehmen können.

Denn es ist vielmehr so, dass durch sich durch die Züchtung entscheidet, ob man einen pflanzlichen Oldtimer oder einen Formel-Eins-Wagen auf dem Acker fährt. Durch die Gentechnik kann man Heckspoiler oder andere Gimmicks anbringen, aber das Modell substanziell zu ändern, ist ziemlich schwierig. Die traditionelle Kreuzung, bei der einfach mal alle Gene gut durchgeschüttelt und ungerichtet kombiniert werden, kann bei komplexen Eigenschaften viel schneller zum Ziel führen.

Die Art des Problems bestimmt die Wahl der Werkzeuge: Es gibt einige Beispiele, wo Züchtung schlicht und einfach nicht weiterhilft. So werden Bananenpflanzen derzeit von einigen desaströsen Krankheiten heimgesucht, und weil Bananenpflanzen steril sind, kann man keine Resistenzgene einkreuzen. Deswegen liegt viel Hoffnung in transgenen Ansätzen. Über Jahre hinweg hat man versucht, eine Knollenfäule-Resistenz aus Wildkartoffeln in normale Kulturkartoffeln einzukreuzen – ohne Erfolg. Vor kurzem hat BASF nun eine Kartoffelsorte mit eben dieser Resistenz zur Zulassung eingereicht – das Wildkartoffelgen wurde aber mit gentechnischen Scheren und Pinzetten verpflanzt. Umgekehrt hat ebern auch die moderne „Präzisionszucht“ Erfolge gefeiert  – im Artikel wird der überflutungstolerante sub1-Reis genannt. Wäre dieser Reis gentechnisch erzeugt worden – hätte ihn die taz wie den Golden Rice als „Imagekampagne“ verunglimpft?

Beweist der eine oder andere Fall eine generelle Überlegenheit einer bestimmten Methode? Natürlich nicht – wie gesagt, entscheidet das konkrete Problem über die Wahl der Werkzeuge.

Die unzureichende Trennung von Agrarindustrie und staatlich finanzierter Forschung ist ein weiterer Punkt, der mich am Artikel stört. Nicht nur die Industrie forscht an Ackerpflanzen, es gibt eine Menge unabhängiger Forschung zu dem Thema! So wird richtig gesagt, dass die Entwicklung bestimmter gentechnisch modifizierter Ackerfrüchte wie Banane, Yams oder Teff für die Industrie nicht lohnenswert sind – verschweigt aber, dass daran wahrscheinlich vor allem die immensen Kosten der Zulassungsbedingungen Schuld sind. Es gibt eine Vielzahl von Merkmalen, die fertig entwickelt auf die Kommerzialisierung warten. Und dass an gentechnisch modiiziertem Maniok und Bananen schon seit vielen Jahren geforscht wird, und zwar staatlich oder von nicht-staatlichen non-profit-Organisationen finanziert – wird ebenfalls unterschlagen.

Liebe taz, es ist schön, dass ihr begriffen habt, dass die Gentechnik nicht alle Agrar-Probleme der Welt lösen kann. Die Agrarwissenschaftler, Genetiker und Pflanzenwissenschaftler dieser Welt wussten das schon etwas länger. Vielleicht hättet ihr mal früher jemanden fragen sollen, der mit dem Thema professionell befasst ist? Wissenschaftler diskutieren nämlich ungern mit euren „ideologischen Scheuklappen“, das liegt in der Natur der Sache, Probleme lösen zu wollen und Lösungsansätze möglichst unvoreingenommen zu diskutieren.

Links und Literatur

Martin Ballaschk ist promovierter Biologe, aber an vielen anderen Naturwissenschaften interessiert. Das Blog dient ihm als Verdauungsorgan für seine Gedanken. Beruflich ist er als Wissenschaftskommunikator, hier rein privat unterwegs.

26 Kommentare

  1. Ich find nix

    Der Artikel hat es offensichtlich weder gestern noch heute in die Printausgabe geschafft (oder ich bin blind). Du wetterst also (das allerdings zurecht) gegen Taz online.

  2. Gentechnik

    Der im TAZ-Online Artikel indirekt zitierte Nature Artikel von Foley et al. 2011 (Solutions for a cultivated planet) ist gar nicht schlecht: Darin heisst es “The search for agricultural solutions should remain technology neutral. There are multiple paths to improving the production, food security and environmental performance of agriculture, and we should not be locked into a single approach a priori, whether it be conventional agriculture, genetic modification or organic farming.”

  3. @D. Bartsch:

    Sicher – das ist ja auch eine vernünftige Einstellung zum Thema. Ich kritisiere hier nur die implizite (teilweise recht explizite) Behauptung der taz(online?)-Redaktion, dass wir jahrzehntelang geleugnet hätten, dass Gentechnik das Maß alles Dinge sei.

  4. Gentechnik nur Aufhänger

    Kathrin Burger wählt die Gentechnik – GVO – als Einstieg, weil sie davon ausgeht, dass die deutschen taz-Leser beim Thema Landwirtschaft vor allem an das denken und sie beendet den Artikel mit Immerhin hat sich das Hungerproblem in den letzten Jahre leicht gebessert, wenn man die prozentualen Zahlen ansieht. Aber natürlich dürfen wir uns jetzt nicht zurücklehnen weil sie auch noch annimmt, dass taz-Leser “gute Menschen” sind, die sich um den Hunger in der Welt sorgen. Sie bestärkt also den Leser – der in der Mehrzahl Gentechnik ablehnt – in seiner Haltung und gibt ihm Rückendeckung, wenn er sich gegen Argumente wehren muss wie “aber Gentechnik verbessert die Ernährung gerade der Armen”, indem sie ihn mit Gegenargumenten ausstattet, die den Wert der Gentechnik relativieren.

    Dazwischen wird im Artikel sehr viel angeschnitten, was mit Landwirtschaft zu tun hat und was ich im folgenden stichwortatig verdichtet habe:

    GrüneGentechnik:Golden Rice, Blinheit, Hitze-Krankheitsfresistenz,wirkungslose Imagekampagnen,Gentech-Pflanzen-Liefern-Keinen-Mehrertrag; Agrarwissenschaflter Stefan Siebert (Uni Bonn):”..GVO untergeordnete Bedeutung.., Ertragssteigerungen einfacher mit nicht GVO”; Detlev Virchow: “Hungerbekämpfung sitatuionsbedingt”, Akrifka und neglected crops, Kakao einmal anpflanzen/GVO-Mais jedes Jahr kaufen; Nicht-BioOderKonventionellOderGVO, Neues Credo: Umweltschonen,IndustrieLandwirtschaft-mit-hohem-Wasser-,Düngemittel-,PestizidVerbrauch-kann-soNichtWeitergehen,BessereSorten-BesserAngepasst-Optimieren,Geringer Fleischkonsum empfohlen: weniger Lebensmittelabfall,weniger Fleisch in Industrieländern, AnbauflächenNichtOpfernVorAllemIndenTropen; Präzisionzucht:400->2000Kilo pro Hektar=>benötigt Pflanzengenom,Real-Time-PCR-Gerät,Tauchreis; PrecisionFraming: MechanisierungDerErnte,GPS-Aussaat;Kranheitssensoren,Tropfbewässerung

    Insgesamt kann man den Artikel als Service am taz-Leser auffassen. Dieser wird argumentativ aufmunitioniert, lernt auch noch etwas dazu und kann erst noch besser mitreden. Natürlich richtet sich der Artikel nicht an Wissenschaftler und
    es kümmert ihn – wegen dem anderen Zielpublikum – nicht, dass

    aber Wissenschaftler sind nicht die ideologisch verblendeten technikgläubigen Spinner

    Wenn schon fallen im Artikel Namen von bestimmten Wissenschaftlern vor allem darum um die Glaubwürdigkeit des Gesagten zu erhöhen.

    Die Welt der Journalisten ist eben eine ganz andere als die Welt der Wissenschaflter und für die wenigsten Journalisten ist Fairness oder nur schon Wahrhaftigkeit ein Ziel. Vor allem will ein Journalist Leser erreichen.

  5. taz

    Dass so etwas in der taz erscheint, regt mich nicht mehr auf. Die bedienen halt mit ideologischer Munition ihr Klientel. Klar kann man sich über die Arroganz ärgern, dass hier mit Unterstellungen wie Ideologieverblendung in der Wissenschaft gearbeitet wird, obwohl genau das auf die Autorin selbst zutrifft. Es ist einfach lächerlich, sich an einer einzigen Züchtungsmethode abzuarbeiten. Die Welt schert eine solche verbohrte Haltung nicht. Das zeigen die steigenden Anbauzahlen, gerade auch in Entwicklungsländern (http://www.transgen.de/aktuell/1661.doku.html).
    Worüber ich mich mehr ärgere ist der „Erfolg“, den diese verblendete Anti-Gentech-Ideologie in Deutschland, Europa und teilweise auch in der Entwicklungshelfer-hörigen Dritten Welt hat. Da macht sich endlich mal ein großer Chemie-player (BASF) auf, wirklich etwas für Nachhaltigkeit auf dem Acker zu tun, indem mit dem Versuch der Etablierung einer Phytophthora-toleranten Kartoffel ein Problem angegangen wird, dass konventionelle wie auch Bio-Landwirte haben und dass bei ungünstigem Wetter bisher nur mit massivem und mehrfachem Fungizideinsatz bzw. bodenschädlichem Kupfereinsatz gelöst werden kann. Und dann wird diese Entwicklung wie auch andere, z.B. der „golden rice“ (http://www.sciencedirect.com/…/S187167841000539X), durch den „Erfolg“ der Protagonisten mit absoluter Anti-Gentech-Haltung ausgebremst oder stark verzögert. Für die Qualifizierung dieser arroganten, ideologiegesteuerten Bewegung fehlen einem einfach nur die Worte.

  6. @ Martin Ballaschk

    Die Artikel der taz gehen beim Thema Gentechnik und Landwirtschaft immer in die gleiche Richtung. Den du dir hier rausgepickt hast, ist nur einer von vielen.
    Man muss auch dazu wissen, dass viele Journalisten der taz der Öko- und Alternativszene sehr nahe stehen.

  7. Reuben C

    Nicht nur die Journalisten der taz. Das betrifft wohl geschätzte 70 % aller Journalisten und die Hälfte aller Beamten. Über die Gründe kann man nur spekulieren, vermutlich ist es die Wissenschafts-Ferne.

  8. Grundlegender Denkfehler

    Wie so oft, wenn Wissenschaft in Massenpublikationen [oder solchen, die das gerne wären] vorkommen, wird sie als allwissend dargestellt. Es ist eine Trivialität, dass Erkenntnisse sich aus dem Ping-Pong-Spiel von These und Empirie ergibt – über einen Zeitraum, der leider nicht vordefiniert kurz oder lang ist.

    Es ist somit eine Selbstverständlichkeit, dass Wissenschaftler mit hochfliegenden Ideen anfangen, diese ausprobieren, merken, dass es nicht so funktioniert, wie sie gerne hätten. Dann wird die These den Befunden angepasst und das Spiel geht weiter bis Befunde und These sich so weit decken, wie es dem Methodenstand angemessen ist.

    Di von dir zitierten Passagen aus dem taz-Artikel sind somit schon rein formal läppisches Ideologiegewäsch, reine Propaganda, angepasst an die Kernzielgruppe [nein, ich denke nicht, dass die Autorin das wirklich glaubt, dann bekäme sie später je keinen Job bei FAZ der WELT].

  9. @Torben Hoffmeister

    Die taz nimmt da aber unter den großen Tageszeitungen in Deutschland eine Sonderrolle ein. Erstmal kommt die taz aus Berlin. Berlin hat eine große Öko- und Alternative Szene, die hier, wie du schon richtig geschrieben hast, bedient werden soll. Diese Szene kann man nicht mit Ökobauern in Bayern oder Atomkraftgegnern im Wendtland vergleichen.
    Wie sehr die taz den Grünen nahe stehen (und zwar ausschließlich den Grünen), hat sich im Zuge der Berliner Landtagswahlen Ende letzten Jahres gezeigt und den bockigen Reaktionen nach dem verpatzten Wahlergebnis.

  10. Verwirrung, Verwirrung

    Wie auch immer: Wie dort, so hier. Verschworene Kreise unter sich. Das irgendwo irgendwann mal der Hinweis kommt, dass Forscher ihre hochfliegenden Pläne geändert haben (egal, ob es tatsächlich ihre waren oder nicht), ist schön. Jetzt den zeitlichen Verzug, mit dem die Meldung kommt, zum Aufhänger zu machen,… Ist wichtig für? Wie gesagt: Den verschworenen Kreis hier.

    Ich wage folgendes zu bezweifeln: “Dass sich bestimmte Probleme mit Züchtungsmethoden schneller oder einfacher lösen lassen, als mit der Gentechnik, ist alles andere als eine neue Erkenntnis.” Bezweifeln? Ja, denn die sicherlich belesende Gentechnik-Fanfraktion argumentiert teilweise — wenn sie sich auf die grüne Gentechnik bezieht — mit dem Argument jahrtausendelange Züchtung sei ja nun auch eine Art von Genmanipulation, daher könne man ihr bedenkenlos zustimmen (siehe Scienceblogs, Erklärfix, Gentechnik, irgendwo im Thread.)

    Was soll ich nun denken? Ich fand genanntes Argument schon immer perfide; Sie aber scheinen sogar erklären zu können, dass es einen gravierenden Unterschied gibt? Falls Sie das kurz andeuten würden, wäre ich Ihnen dankbar.

    Auch sonst: Erkämpfen Sie sich einen Gastbeitrag, egal wo. Am besten mit der Kartoffel-Geschichte. Scheinbar war das ja alles ziemlich sinnvoll, was BASF vorhatte. Warum nun sind sie weg? Weil kein Befürworter der Technologie irgendwo mal erklärend eingreift. Und zum Beispiel darlegt, dass diese Kartoffeln wohl keinen Einfluss auf das Ökosystem gehabt hätten. Oder etwa doch?

    Wie ist denn da der Stand, von dem — wie sie suggerieren — Alle wissen?

    Ich zumindest erinnere mich an: Kanada. Super pestizid-resistenter Mais, der nur mit heftigstem Einsatz von Vernichtungsmitteln zurückgedrängt werden konnte. Und irgendwelche gentechnikernährten Ratten, deren Junge organische Schäden davongetragen hatten…

    Anders gesagt, weiß man denn nun, an welche Vorhaben man sich herantrauen kann, und welche Art Vorhaben man lieber lassen sollte?

    Eigentlich nur mein Kenntnisstand, vermutlich der der Mehrheit.

  11. gentechnikfeindliche Haltung

    Hier mal eine Perspektive eines Biologielaien: Ich kann jetzt zwar nur für mich schreiben, aber ich glaube, ich stehe mit dem Standpunkt nicht ganz alleine. Ich denke, die gentechnikfeindliche Haltung hat mehrere Gründe. Zum einen ist es mangelndes “Allgemeinwissen” über die Methode(n) an sich, und vor allem über Möglichkeiten und, ganz wichtig, über die Grenzen.
    Dann kommt dazu, dass zu Beginn, d.h. irgendwann in den 1980er Jahren, als es mit der Genforschung in immer grösserem Stil los ging, vieles versprochen wurde, das natürlich nicht gehalten werden konnte. Man hat die Komplexität der Sache viel zu sehr unterschätzt. Dennoch wurde weiter “das Blaue vom Himmel” versprochen.

    Dazu kam dann eine Entweder-Oder-Berichterstattung, die nicht wirklich aufklärte, sondern von vorn herein ideologisch vorbelastet war. – So jedenfalls mein Eindruck.
    Und schliesslich seit den 90er Jahren noch das Geschäftsgebaren von einigen Firmen, die die Technik nutzen, um Landwirte beispielsweise von ihren Saat-Produkten abhängig zu machen und konkurierende Saatguterzeugung systematisch bekämpfen, um sich ein Monopol zu schaffen.

    Das sind natürlich keine guten Voraussetzungen für eine sachliche Diskussion. Insbesondere das Geschäftsgebahren dieser Firmen und auch die mangelhafte Aufklärung der Verbraucher von Seiten der Anwender der Gentechnik sowie auch Beschönigungen von Seiten der Politik haben dazu geführt, das ich von der Gentechnik nicht sehr viel halte.

    Nun bin ich aber auch kein Landwirt oder ähnliches und habe mit Pflanzenanbau im allgemeinen und Pflanzenzucht im besonderen nichts am Hut – sprich keine nennenswerte Ahnung davon. Deshalb kann ich in dem Bereich auch nicht unterscheiden, wo sachliche Aufklärung in Propaganda umschlägt. Und entsprechend aufklärerische Literatur zu dem Thema, die man _ohne_ Abitur, d.h. nur mit einem Realschulabschluss verstehen kann, ist mir nicht bekannt.
    Ich selber hab zwar ein Fachabitur im technischen Bereich, aber um auf gesellschaftliche Akzeptanz zu stossen, ist es erforderlich, dass die Zusammenhänge auch auf diesem Niveau sachlich richtig, wenn auch stark vereinfacht dargestellet werden. Oder zumindest, von diesem Niveau ausgehend die Aufklärung der Bevölkerung dazu beginnt.

  12. Zum Taz-Artikel

    Jetzt hab ich mir auch den Artikel durchgelesen, das ich für den vorherigen Beitrag absichtlich vermieden habe. Da muss ich ganz ehrlich sagen, kann ich die Kritik nicht nachvollziehen. Natürlich dürfte dass, was dort beschrieben wird, unter Fachleuten längst bekannt sein. Das Problem ist aber doch, dass das kaum ein Laie weis, der sich nur am Rande damit beschäftigt. Deshalb sollte die Fachwelt froh sein, dass diese Erkenntnisse endlich mal einer etwas breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, indem sie kommuniziert werden. – Einer “etwas breiteren Öffentlichkeit” deswegen, weil die TAZ nicht so ein grosses Publikum erreicht, wie beispielsweise “Welt”, “FAZ” oder “Süddeutsche”, von der politischen Lagerposition jetzt mal ganz abgesehen.

  13. @Christian

    @Christian:

    Tut mir leid, dass das hier den Eindruck verschworener Kreise erweckt – natürlich ist mein Kommentar in gewisser Hinsicht eine Innenperspektive. Wichtig: Nicht etwa der zeitliche Verzug, sondern das von der taz gezeichnete Bild der Wissenschaft hat mich so aufgeregt. Und weil das mein Blog ist, darf ich hier auch mal meine Wut ventilieren, dafür hab ich das ja hier.

    Zu deinem zweiten Punkt: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der seriösen Literatur, also in der akademischen Fachliteratur jemals eine „Allheilmittel-Argumentation“ gegeben hat. Ich habe entsprechendes nicht gefunden – wenn du etwas findest, lass es mich bitte wissen. Mag sein, dass das irgendwelche Werbeversprechen, PR-Gewäsch von irgendwelchen Firmen war – aber wer nimmt Werbung für bare Münze?

    Das „perfide“ Argument, dass Gentechnik nicht anders sei, als Züchtung, ist natürlich etwas komplexer, als man in einem Satz zusammenfassen kann. Es ist richtig, man kann prinzipiell Gene aus weit entfernten Spezies kombinieren. Das ist neu für die Erzeugung von Pflanzensorten – bisher konnt man ja neben der Kreuzung nah verwandter Arten gerade mal Gattungshybride wie z.B. Triticale herstellen oder einzelne Maischromosomen in Hafer verpflanzen. Allerdings ist der Gentransfer zwischen sexuell inkompatiblen Arten (horizontaler Gentransfer) auch in der Natur vorhanden – allerdings recht selten und auf evolutionären Zeitmaßstäben. Außerdem teilen wir große Teile unserer genetischen Basis mit dem Rest der Tier- und Pflanzenwelt.

    Deswegen fällt es mir schwer, die „fundamentalen“ Unterschiede zwischen Züchtung und Gentechnik zu erkennen. Nur weil eine Methode als natürlicher als die andere wahrgenommen wird, rechtfertigt das noch lange pauschale Ablehnung.

    Zu den gentechnik-ernährten Ratten und der Sicherheitsforschung müsste man noch einmal zwei Fässer aufmachen, ich empfehle dazu das oben genannte Lehrbuch von Kempken (ich hab’s als PDF hier, auf Anfrage verschicke ich auch ein paar Kapitel).

  14. @Torben

    Diese Menschen, die gegen die Technologie im Grünen argumentieren, sind nicht ideologie-gesteuert, denn sie berufen sich wohl eher immer noch auf Negativbeispiele, von denen man vor langer Zeit hören konnte!

    Und das ist verständlich.

    Denn ein Hinweis zur Unterscheidung vergangener, katastrophaler Vorhaben zu möglicherweise? harmlosen Unterfangen fehlt bislang…

    Somit hat man es nicht mit Ideologie zu tun. Sondern mit gesundem Menschenverstand: Solange nicht klar ist, worum es geht und was im Zweifelsfall schiefgehen kann — und hier sind unter Umständen Ökosysteme betroffen — ist davon abzuraten.

    Welche Negativbeispiele meine ich? Kaum mehr mit Pflanzenbekämpungsmitteln zu vernichtender Mais in Kanada. Und mißgebildete Ratten nach Verzehr von genmanipuliertem Futter in der Elterngeneration…

  15. @Hans

    @Hans

    Gentechnik erfüllt in Deutschland vor allem eine Sündenbockfunktion und fungiert als Projektionsfläche für alle möglichen anderen Probleme: Patentwesen, Lobbyismus, übertriebener Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, etc. pp. Christian Dürnberger hat eine Analyse dazu durchgeführt, die ich auch schon mal übers Blog verlinkt habe.

    Wen du leicht verständliche, deutschsprachige Literatur zum Thema suchst: das genannte Lehrbuch von den Kempkens hat mir gut gefallen. Schick mir eine Mail und ich schicke dir ein PDFs zurück.

    Dann kommt dazu, dass zu Beginn, d.h. irgendwann in den 1980er Jahren, als es mit der Genforschung in immer grösserem Stil los ging, vieles versprochen wurde, das natürlich nicht gehalten werden konnte. Man hat die Komplexität der Sache viel zu sehr unterschätzt. Dennoch wurde weiter “das Blaue vom Himmel” versprochen.

    Das mag sein, auch wenn ich es mir nicht vorstellen kann. Ich kann das schwer nachvollziehen, weil ich damals noch nicht gelebt habe. Wenn du mir einen Beleg aus der Fachpresse liefern könntest, wäre ich dankbar.

    keine guten Voraussetzungen für eine sachliche Diskussion […] Geschäftsgebahren dieser Firmen und auch die mangelhafte Aufklärung der Verbraucher […]

    Das stimmt! Aber nicht nur die Firmen haben Fehler gemacht, sondern auch die NGOs, die Gentechnik unnötig verteufelt haben, und einige Parteien, die das Thema gern populistisch ausgeschlachtet haben. Insgesamt sind die Fronten des Diskurses verhärtet und für eine sachliche Auseinandersetzung scheint es zu spät zu sein – der Rückzug von BASF spricht dafür. Vielleicht wird die Europäer ja einfach die Relaität einholen, wenn Grenzwerte nicht mehr einzuhalten sind, weil die sonstige Welt GMOs anbaut.

    Jetzt hab ich mir auch den Artikel durchgelesen, das ich für den vorherigen Beitrag absichtlich vermieden habe. Da muss ich ganz ehrlich sagen, kann ich die Kritik nicht nachvollziehen.

    Du hast aber schon die Zitate gelesen, die ich oben gebracht habe? Es wird ein Paradigmenwechsel aufgrund des Misserfolgs behauptet – und das ist einfach Blödsinn.

    Vielleicht sollte man wirklich froh sein, dass es nicht nur die typische Haudrauf-Rhetorik ist, die sonst bei dem thema zum Einsatz kommt.

  16. @Christian

    hier sind unter Umständen Ökosysteme betroffen

    Ökosysteme werden von Landwirtschaft immer beeinflusst. Die Frage ist, ob es einen Unterschied zwischen GMOs und konventionellen Pflanzen gibt. Bisher sieht es nicht so aus, als wenn es prinzipielle Unetrschiede gibt – wie immer hängt es vom Einzelfall ab und deshalb gibt es Zulassungsverfahren und Sicherheitsforschung.

    Kaum mehr mit Pflanzenbekämpungsmitteln zu vernichtender Mais in Kanada.

    Resistenzen sind ein Problem, aber keines der Gentechnik, sondern der eingesetzten Chemikalien. Wer die Mittel unverantwortlich einsetzt und sich nicht an die Richtlinien der guten landwurtschaftlichen Praxis hält, hat die Konsequenzen zu tragen.

  17. Ja bitte! @Martin B

    “Zu den gentechnik-ernährten Ratten und der Sicherheitsforschung müsste man noch einmal zwei Fässer aufmachen, ich empfehle dazu das oben genannte Lehrbuch von Kempken” …
    Genau damit müsste ich mich näher befassen, um zu begreifen, weshalb … einige Studien schön gerechnet aussehen. (Ich verstehe die Statistik aber so wenig wie das Design, und brauche Hintergrundwissen). Email ist doch bekannt?

  18. Ich sag nur gefährliches Halbwissen. Man guckt sich Gattaca an und liest etwas über Gentechnik und verbindet diese Beiden als nahe Zukunft. So sieht die Autorin und wahrscheinlich viele Leute die Genetik. Die komplette Herrschaft über alle Lebewesen.
    In Wirklichkeit sind wir im Gebiet der Genetik soweit wie Steinzeitmenschen im Bearbeiten von Steinen waren. Man haut drauf, bekommt etwas scharfes, haut man nochmal drauf wirds wieder stumpf (Erzeugung von Veränderung(Mutation), Einbringen neuer Eigenschaften), vielleicht kommt man auf die Idee das scharfe Ding an einen Stock zu binden (horizontaler Gentransfer) und zu werfen. Vielleicht aber auch auf die Idee das ganze an ne Blume zu hängen und zu werfen 🙂 Das bringt zwar nicht mehr Vorteil als hätte man nur den Stein geschmissen, aber es sieht schöner aus 😛
    Letztendlich ist Genetik noch immer trial and error solang die Mechanismen die darin beteiligt sind nicht identifiziert bzw verstanden wurden und davon gibts eine ganze Menge (Proteinfaltung,Protein-DNA Wechselwirkungen, Lokalisation der DNA, Methylierung, Histonmodifikation etc. etc. etc.), wenn nicht noch viel viel mehr, die noch nicht bekannt sind.
    Es gibt zig Beispiele für dieses gefährliche Halbwissen. Physiker leiden womöglich darunter, dass Medien öfters mal prophezeien, dass durch Experimente am CERN schwarze Löcher auftreten, die uns alle einsaugen, Historiker Anthropologen, dass 2012 der Weltuntergang sein soll, obwohl der Kalender noch mind. 60000000 dauert im ersten Zyklus, wohlbemerkt.
    So schlussendlich ist zu sagen jeder der eine Wissenschaft, in jeglicher Form, ausübt, versucht nicht den Stein mit der Blume, sondern den mit dem Stock zu werfen. … und das ist pure Romantik ^^

  19. @Martin B.

    “Gentechnik erfüllt in Deutschland vor allem eine Sündenbockfunktion und fungiert als Projektionsfläche für alle möglichen anderen Probleme”

    Hm, aber warum ist davon in erster Linie die grüne Gentechnik betroffen, während in der Medizin und der Pharmazeutik die “rote” Gentechnik z.B. weitgehend akzeptiert ist?

  20. @MB

    Ob die Gentechnik hierzulande eine Sündenbockfunktion erfüllt, kann ich nicht beurteilen. Lobbyismus und Patentwesen sind jedenfalls zwei Problemgebiete, die nicht nur bei der Gentechnik für Probleme sorgen.

    Dass man in der Gentechnik auch weiter “das blaue vom Himmel” versprochen hat, obwohl sich die Komplexität (und die Probleme) der Sache bereits abzuzeichnen begann, ist mehr ein Bauchgefühl von mir, das sich schlecht belegen lässt.

    Die verhärteten Fronten Pro oder Contra, die in der Diskussion momentan vorherschen, liegen sicherlich auch an falscher Kommunikation beteiligter NGOs und Parteien. Ein weit schwerwiegenderes Problem, nämlich die Akzeptanz der Sache in der Bevölkerung hat aber meiner Ansicht nach auch gesellschaftspolitische Gründe. Und auf diesem Gebiet erwarte ich mittelfristig (d.h. in den nächsten 5 bis 10 Jahren) keine Fortschritte, die das Klima verbessern könnten. Eher das Gegenteil.

    Um also die Wissenschaft allgemein und nicht nur die Gentechnik im richtigen Licht zu zeigen, sind also Einrichtungen wie die SciLogs ein wichtiger Weg. Aber um auch andere zu erreichen, wäre es gut, wenn beteiligte Wissenschaftler auch in anderen Medien verstärkt auftreten um dort über ihr Fach und die Inhalte berichten.
    Schön wäre es auch, wenn von Seiten der Wissenschaft etwas Druck auf die privaten Rundfunkanbieter gemacht würde, so das dort nicht nur sowas wie “naturwissenschaftliches Allgemeinwissen” verbreitet wird, sondern das auch wirklich mal sachlich fundiert erklärt wird. Und das Wissenschaftler auch mal in die Schulen gehen sollten um dort berichten, was sie so tun, halte ich auch für Sinnvoll. Und bevor ich jetzt vollends OffTopic werde, schreib ich lieber nichts mehr.

  21. @Mona:

    Gegen die rote Gentechnik gab es in den Achtziger Jahren ebenfalls Opposition – gegen gentechnisch erzeugtes Human-Insulin zum
    Beispiel. Hier ist der Widerstand allerdings abgeebbt, nachdem
    die Vorteile nicht mehr von der Hand zu weisen waren.

    @Hans:

    Leider ist es meiner Erfahrung nach oft unter der Würde von Wissenschaftlern, sich mit populärwissenschaftlichem Krimskrams abzugeben.

  22. Dialog reloaded @Martin B.

    “Leider ist es meiner Erfahrung nach oft unter der Würde von Wissenschaftlern, sich mit populärwissenschaftlichem Krimskrams abzugeben.”

    Schon Darwin schrieb seine Bücher auch für Laien, was soll daran falsch sein? Schließlich besteht ein großes Bedürfnis in der Bevölkerung sich über neue Erkenntnisse in der Wissenschaft zu informieren. Und wenn die Wissenschaftler da nicht mitziehen wollen, dann übernehmen das eben Zeitungen, wie die Taz, aber das ist den Wissenschaftlern offensichtlich auch wieder nicht recht, weil sie sich missverstanden fühlen. Falls man mehr Akzeptanz wünscht, dann muss das eigene wissenschaftliche Tun transparent machen und erklären. Die Gentechnik sollte langsam “entmystifiziert” werden und dazu ist auch ein Blog gut geeignet, aber die “Gegner” sollten da nicht von vornherein brüskiert werden, sondern man sollte ihnen Gelegenheit geben erst mal vorzufühlen und Fragen zu stellen.

    Auch täte man gut daran, hier nicht selber mit Unterstellungen und Beschuldigungen zu arbeiten, das reißt die bestehenden Gräben nur noch weiter auf und trägt wenig dazu bei, dass Wissenschaft in der Bevölkerung als serös wahrgenommen wird. Ein Dialog mit anderen kann nur gelingen, wenn man sich gegenseitig austauscht und einander ernst nimmt. Es bringt daher nichts sich über die Grünen oder sonstige Gruppen zu echauffieren, weil das die Fronten nur noch mehr verhärtet. Wenn man jemanden überzeugen will, dann muss man vor allem sachlich bleiben und falschen Auffassungen mit Argumenten entgegentreten. Wie will man sonst an die Leute rankommen um sie zu überzeugen oder sie zumindest nicht mehr zum Feind zu haben?

  23. @Mona

    Schon Darwin schrieb seine Bücher auch für Laien, was soll daran falsch sein?

    Frag mich mal. Warum bloggen so wenige Wissenschaftler?

    Falls man mehr Akzeptanz wünscht, dann muss das eigene wissenschaftliche Tun transparent machen und erklären.

    Tja.

    Die Gentechnik sollte langsam “entmystifiziert” werden und dazu ist auch ein Blog gut geeignet, aber die “Gegner” sollten da nicht von vornherein brüskiert werden, sondern man sollte ihnen Gelegenheit geben erst mal vorzufühlen und Fragen zu stellen.

    Falls das an mich gerichtet ist: Dieses Blog ist nie als Erklärbär-Blog gedacht gewesen.

    Auch täte man gut daran, hier nicht selber mit Unterstellungen und Beschuldigungen zu arbeiten, das reißt die bestehenden Gräben nur noch weiter auf und trägt wenig dazu bei, dass Wissenschaft in der Bevölkerung als serös wahrgenommen wird.

    Ja, richtig. Ist das an mich gerichtet, oder nur in den Raum hinein?

    Es bringt daher nichts sich über die Grünen oder sonstige Gruppen zu echauffieren, weil das die Fronten nur noch mehr verhärtet.

    Hat das hier jemand getan?

    Wenn man jemanden überzeugen will, dann muss man vor allem sachlich bleiben und falschen Auffassungen mit Argumenten entgegentreten.

    Bringt meiner Erfahrung nach nicht besonders viel, macht nur viel Arbeit. Die meisten haben doch bereits eine Meinung und wollen die nur noch verteidigt sehen, ignorieren alle anderen Argumente. Ein paar Beispiele finden sich hier auch auf den SciLogs.

  24. Mona:
    „Hm, aber warum ist davon in erster Linie die grüne Gentechnik betroffen, während in der Medizin und der Pharmazeutik die “rote” Gentechnik z.B. weitgehend akzeptiert ist?
    Siehe Antwort Martin B.“
    Und noch etwas: Der „Widerstand“ gegen die rote Gentechnik war auch deshalb nicht so „nachhaltig“ wie bei der Grünen, weil sich kein Politiker leisten konnte ständig die populistische Karte zu zücken, ohne die Wirtschaft nachhaltig zu schädigen. Die Wertschöpfung der Saatgutwirtschaft ist mit der Pharmaindustrie oder der Rohstoffindustrie (Stichworte weiße Gentechnik und Enzyme) absolut nicht zu vergleichen, auch wenn Monsanto in manchen Köpfen der Über-Multi schlechthin ist.

    Martin B.
    „Leider ist es meiner Erfahrung nach oft unter der Würde von Wissenschaftlern, sich mit populärwissenschaftlichem Krimskrams abzugeben.“
    Das ist ein zu pauschales und hartes Urteil, das den Bemühungen vieler Wissenschaftler auf unzähligen Podien nicht gerecht wird. Siehe auch Biosicherheit.de
    Zudem gibt es medienbedingt erhebliche Wahrnehmungsunterschiede zwischen den Verlautbarungen einer NGO, die mit drastischen Aktionen die Rolle des „Warners“ übernimmt und z.B. einer wissenschaftlichen Bundesbehörde wie das BfR, die sachlich informieren möchte. Letzteres ist in der Aneignung anstrengender und zudem verkaufen sich Medienmeldungen auch besser nach dem Motto „bad news are good news“.

    Mona:
    „die “Gegner” sollten da nicht von vornherein brüskiert werden.“
    Nur leider arbeiten so die Gegner. Oder wie fändest du es als Befürworter oder auch schlichtweg als Aufklärer, wenn Du als von der „Agroindustrie“ gekauft hingestellt wirst, nur weil deine Meinung nicht in das Denkmuster des Gegners passt ?

    „Ein Dialog mit anderen kann nur gelingen, wenn man sich gegenseitig austauscht und einander ernst nimmt. Es bringt daher nichts sich über die Grünen oder sonstige Gruppen zu echauffieren, weil das die Fronten nur noch mehr verhärtet. Wenn man jemanden überzeugen will, dann muss man vor allem sachlich bleiben und falschen Auffassungen mit Argumenten entgegentreten.“
    Das ist alles ganz richtig und vor allem löblich, nur hilft das wenig, wenn bequeme Denkmuster – und dazu gehören Ideologien – den Zugang zu Argumenten versperren. Und bei dem Thema grüne Gentechnik sind wir an einem solchen Punkt angekommen. BASF hat es ja mit reichlich PR und Durchhaltevermögen versucht, hat es jetzt endlich erkannt und mit dem Weggang in „Wachstumsregionen“ die Reißleine gezogen. Auch die „unabhängige“ staatliche Institution BMBF versucht es mit Sicherheitsforschung seit 20 Jahren. Nur die Ergebnisse werden von der anderen „Dialogseite“ schlichtweg ignoriert.

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