Rahmstorf im Zerrspiegel

BLOG: RELATIV EINFACH

… aber nicht einfacher
RELATIV EINFACH

Als Wissenschaftler, der bloggt, und als Wissenschaftskommunikator, der von Berufs wegen mit Journalisten zu tun hat, verfolge ich mit großem Interesse und je nach Situation auch etwas besorgt das zum Teil recht gestörte Verhältnis einiger (Wissenschafts-)Journalisten zu (Wissenschafts-)Bloggern. Ein jetzt erschienener Spiegel-Online-Artikel, der den Klimaforscher und Blogger Stefan Rahmstorf mit ziemlich harten Bandagen angeht, ist dabei einer der Tiefpunkte dessen, was ich bislang zu dem Thema gelesen habe.

Rahmstorf forscht zu einem Thema, das in der Öffentlichkeit immer wieder Wellen schlägt: zum Klimawandel. Zu diesem Thema schreibt er auch für ein allgemeineres Publikum: in seinem Blog und immer mal wieder auch in den klassischen Medien. Und er meldet sich zu Wort, wenn Journalisten seiner Einschätzung nach verzerrt über das Thema Klimawandel berichten, wissenschaftlich nicht haltbare Aussagen veröffentlichen, selbsternannten Experten auf den Leim gehen, die in Wirklichkeit Desinformation verbreiten – kurz, wenn er den Eindruck hat, dass es mit der Qualitätssicherung der Wissenschaftsberichterstattung zum Thema hapert. Das hat ihm in der Vergangenheit umgekehrt z.B. Kritik vom Spiegel eingebracht, zu dessen Klima-Berichterstattung Rahmstorf ebenfalls wiederholt kritische Blogeinträge veröffentlicht hat.

Meichsner vs. Rahmstorf

Jüngst bekam Rahmstorf dann noch ernsthaftere Probleme: Er wurde von der Journalistin Irene Meichsner verklagt, deren (gekürzt) in der Frankfurter Rundschau (FR) erschienenen Artikel “Dürren, die es gar nicht gibt” Rahmstorf zunächst in einer E-Mail an die FR-Redaktion kritisiert hatte. Die FR hatte den Artikel daraufhin zurückgezogen und Rahmstorf hatte darüber gebloggt (Achtung, was da steht ist in kleinen Teilen nicht mehr die Originalfassung – siehe unten).

Die Journalistin beschuldigte Rahmstorf, in seinem Blogbeitrag drei unwahre Aussagen getätigt zu haben: Die Aussage, die Journalistin hätte den IPCC-Bericht (auf der ihr Artikel weitgehend basierte) nicht gelesen; die Aussage, die Journalistin habe von zwei (klimawandelkritischen) Bloggern abgeschrieben, und die Aussage, die Journalistin habe Rahmstorf durch die FR-Redaktion bitten lassen, ihren Namen von seinem Blog zu entfernen (paraphrasiert nach einem PDF des Urteils, das ein von Rahmstorf ebenfalls kritisierter Wissenschaftler freundlicherweise hier online gestellt hat; wenn im folgenden vom “Urteil” die Rede ist, beziehe ich mich immer auf den Text dieses PDFs).

Bei der Urteilsfindung ging es im wesentlichen um folgendes: Zwar gibt es in unserem Lande die Meinungsfreiheit. Aber auch das allgemeine Persönlichkeitsrecht ist ein wichtiges Grundrecht, und wenn sich ein Betroffener durch die Äußerung eines anderen ins falsche Licht gerückt oder öffentlich herabgesetzt sieht, müssen die Gerichte im Einzelfall abwägen, wie Meinungsfreiheit und allgemeines Persönlichkeitsrecht in der betreffenden Situation ins Gewicht fallen.

Eine wichtige Unterscheidung ist dabei die zwischen Meinungsäußerungen und Tatsachenbehauptungen. Meinungsäußerungen können selbst dann, wenn der Adressat sich angegriffen fühlt, durch die Meinungsfreiheit gedeckt sein. Tatsachenbehauptungen, insbesondere: unwahre Tatsachenbehauptungen werden da weit strenger beurteilt.

Um die Frage Meinungsäußerung (und dann: zulässige? unzulässige?) vs. Tatsachenbehauptung (und dann: wahre? unwahre?) ging es dementsprechend auch in dem Prozess gegen Rahmstorf. Für die erste Aussage erkannte das Gericht auf ersteres: es handle sich in der Tat um eine zulässige Meinungsäußerung; die Behauptung, die Journalistin habe den IPCC-Bericht nicht (sinngemäß: nicht sorgfältig bzw. nicht aufmerksam genug…) gelesen, war demnach statthaft.

Für die anderen beiden Aussagen befand das Gericht für die Klägerin. Rahmstorf wurde verurteilt, diese beiden Aussagen nicht zu wiederholen, bzw. noch stärker: nicht den Eindruck zu erwecken, als habe Frau Meichsner von den Bloggern abgeschrieben und Rahmstorf die Bitte zur Namenslöschung ausrichten lassen. Außerdem muß Rahmstorf zwei Drittel der Kosten des Rechtsstreits sowie einen Teil der Abmahnkosten der Klägerin zahlen.

Anschließend analysierte der Journalismusforscher Markus Lehmkuhl den ganzen Vorgang im Magazin “WPK-Quarterly” (herausgegeben vom Wissenschaftsjournalisten-Berufsverband “Wissenschafts-Pressekonferenz”; Redaktionsleiter ist Lehmkuhl selbst; Artikel: hier) und stellte sich dabei eindeutig auf die Seite Meichsners, die sich gegen die “Häme” Rahmstorf erfolgreich gewehrt habe.

Danach erschien der erwähnte Spiegel-Artikel, und den halte ich, kurz gesagt, für unsäglich. Mein Eindruck und der Eindruck all derjenigen, mit denen ich bisher über diesen Text gesprochen habe: Die Autorin Jana Hauschild führt darin vor, wie man mit einem Text so richtig schön Stimmung machen kann. Als Nachgeschmack blieb bei mir zurück: Wow, so muss man es also machen, wenn man jemanden mit einem Text richtig fertigmachen will.

Erste Lektion: Stimmungsmache durch Wortwahl

Ist es nicht schön, wie man alleine durch die Wortwahl bestimmte Interpretationen nahelegen kann? Allein die Wortwahl kann beeinflussen, wie ernst eine Aussage genommen wird, ob sie als positiv oder negativ, gerechtfertigt oder ungerechtfertigt wahrgenommen wird.

Zu den beiden Aussagen, bei denen das Gericht für die Journalistin befand, steht im SPON-Artikel:

Das Gericht sah in diesem Punkt und bei dem Plagiatsvorwurf die Persönlichkeitsrechte der Autorin verletzt. Die Aussagen Rahmstorfs konnten widerlegt werden – der Forscher wurde zur Unterlassung verurteilt.

Der betont sachliche und eher formale Stil dieser Aussage unter Verwendung von Redewendungen aus dem Juristendeutsch macht auf mich als Leser den Eindruck, hier sei offenbar alles sachlich, nüchtern, mit rechten Dingen zugegangen.

Man vergleiche das mit der SPON-Beschreibung des Punktes, in dem Rahmstorf Recht bekam:

Rahmstorfs Vorwurf hingegen, Meichsner habe den IPCC nicht gelesen, ließ das Gericht dem Wissenschaftler als polemische Meinungsäußerung durchgehen.

Die Sprache wird auf einmal salopp. Das ‘durchgehen lassen’ weckt bei mir Assoziationen wie: ein Auge zudrücken, eigentlich ja, aber lassen wir’s diesmal noch durchgehen und so weiter. Eben gerade so, als habe Rahmstorf auch hier Unrecht gehabt, aber als habe das Gericht mal nicht so sein wollen und noch einmal ein Auge zugedrückt.

Das ist eine beachtenswerte sprachliche Ungleichbehandlung. Richtig schöne Stimmungsmache, wohlgemerkt der SPON-Journalistin, denn im Urteil selbst lesen sich die drei Begründungen (natürlich) gleich sachlich.

Schön auch die Passage, in der auf die Vergangenheit Rahmstorfs hingewiesen wird:

Immer wieder hat er in den vergangenen Jahren nicht nur Journalisten, sondern auch Wissenschaftler angegriffen, wenn sie sich öffentlich in einer Weise geäußert hatten, die Rahmstorf missfiel.

Noch ein wunderschönes Beispiel für sprachliche Stimmungsmache, das sich zudem viel allgemeiner anwenden lässt als in diesem speziellen Fall.

Selbstverständlich missfällt es Rahmstorf, wenn Journalisten Berichte veröffentlichen, die seiner (Rahmstorfs) Einschätzung nach falsch sind. Aber was für einen riesigen Unterschied es macht, ob man das Ziel von Rahmstorfs Kritik in den Mittelpunkt stellt oder den Umstand des Missfallens! Stellt man das Ziel der Kritik in den Mittelpunkt, betont man die Sachebene. Betont man den Umstand des Missfallens, kann dahinter alles mögliche stehen: Sachlich begründetes Missfallen, aber auch persönliche Abneigung, ein Vorurteil, Unzufriedenheit mit der Form, aber nicht dem Inhalt. Fast jeden Fall, in dem jemand Kritik übt, kann man durch die hier gewählte Formulierung in ein anderes – und aus meiner Sicht und der Sicht aller, mit denen ich darüber gesprochen habe: deutlich negativeres – Licht rücken.

Zweite Lektion: Stimmungsmache durch subtile Irreführung

Unmittelbar nach der Aussage, Rahmstorf habe die Journalistin scharf angegriffen, geht es in dem SPON-Artikel weiter mit

Im Februar verhandelte das Landgericht Köln den Wahrheitsgehalt von Rahmstorfs Vorwürfen: Die Journalistin hätte den IPCC-Bericht nicht gelesen, habe aus unlauteren Quellen abgeschrieben und darum gebeten, dass ihr Name in dem Blog nicht genannt werde, behauptete der Forscher.

Na, was gemerkt? Hier gehen zwei Dinge durcheinander. Einmal die Vorwürfe, die Rahmstorf in seinem Blogbeitrag aufgeschrieben hat (das war der Kontext), und einmal die drei Aussagen Rahmstorfs, die tatsächlich Gegenstand der Gerichtsverhandlung waren.

Das sind zwei ganz verschiedene Dinge.

Wenn ich mir den betreffenden Blogbeitrag durchlese (genauer: das im Urteilstext abgedruckte Original) und anschließend aus dem Gedächtnis zusammenfassen soll, was Rahmstorf Frau Meichsner denn nun meinem Eindruck nach da vorwirft, komme ich auf folgendes: Meichsner habe Vorwürfe wiederholt, die schlicht falsch sind; sie habe sich auf zweifelhafte Quellen verlassen (konkret: diese kritiklos von zwei bestimmten Bloggern abgeschrieben); die Fakten in ihrem Artikel stimmten nicht; der Artikel sei fehlerhaft.

In einem Nachtrag kommt dann in der Tat die Aussage, Frau Meichsner habe Rahmstorf via FR-Redaktion die Bitte ausrichten lassen, ihren Namen aus dem Blogbeitrag zu entfernen; im Gesamtkontext scheint mir das aber so wenig wichtig, dass ich diese Aussage wahrscheinlich, wäre mir dieser Punkt nicht aufgrund des Gerichtsurteils als wichtig bekannt, in einer Zusammenfassung aus dem Gedächtnis nicht erwähnt hätte.

Andere Leser mögen die Schwerpunkte etwas anders setzen, aber ich vermute mal, die verschiedenen Versionen, was denn nun die wichtigen Vorwürfe in dem Blogbeitrag waren, würden gar nicht so verschieden ausfallen.

Natürlich hat das Landgericht nicht den Wahrheitsgehalts von, ganz allgemein, “Rahmstorfs Vorwürfen” in diesem Blogartikel geprüft, wie man der SPON-Schilderung nach denken könnte. Im Gegenteil: Auf die Vorwürfe, die journalistisch aus meiner Sicht am schwerwiegendsten und wichtigsten sein sollten, hatte die Journalistin in ihrer Klage gar keinen Bezug genommen.

Das Gericht hat nur die drei Aussagen Rahmstorf behandelt – und, wie gesagt, von der Sache her gesehen sicher nicht die wichtigsten! -, die die Journalistin für ihre Klage ausgewählt hatte. Der Unterschied ist subtil – stünde dort im SPON-Artikel ein Komma statt eines Doppelpunktes und wären die drei Vorwürfe direkt und nicht als Nebensatz angeschlossen wäre alles richtig.

So aber könnten Leser den falschen Schluss ziehen, genau diese drei Aussagen, und nur diese, seien diejenigen Vorwürfe gewesen, die Rahmstorf in seinem Blogartikel erhoben habe. Oder aber umgekehrt aus den SPON-Angaben, dass das Landgericht “den Wahrheitsgehalt von Rahmstorfs Vorwürfen” geprüft und, so eine weitere undifferenziert verkürzte Aussage des SPON-Artikels, dass die Journalistin den Prozess gewonnen habe, gleich fälschlicherweise schließen, dass jetzt ganz allgemein die im Blogartikel erhobenen Vorwürfe Rahmstorfs gerichtlich widerlegt seien. Stimmungsmache durch Irreführung.

Dritte Lektion: Stimmungsmache durch Weglassen

Was hat es mit den falschen Aussagen auf sich, die Rahmstorf zur Last gelegt werden? “Unwahre Tatsachenbehauptung” ist ein gewichtiger Begriff, der ein ganzes Spektrum an Missetaten umfasst. Hat Rahmstorf vielleicht frei erfunden, dass z.B. die Journalistin ihm über die FR-Redaktion habe ausrichten lassen, er möge ihren Namen aus dem Blogbeitrag entfernen? Gar in heimtückischer Absicht? Hat er gar zu wissenschaftlichen Themen etwas Unwahres gesagt? Hat er etwas Unwahres gesagt, was er eigentlich besser hätte wissen müssen, oder sogar besser wusste?

Für das Gerichtsurteil mögen solche Unterscheidungen im Einzelfall nicht relevant sein. Aber als Leser erwarte ich von einem Nachrichtenmagazin, das über ein Gerichtsurteil berichtet, mehr als nur knappe juristische Stichworte. Wurde jemand wegen Körperverletzung verurteilt, will ich wissen: Wurde derjenige provoziert? Oder ist er gewohnheitsmäßig gewalttätig und hat ohne Anlass zugeschlagen? Ohne Hintergrundinformationen kann ich schlicht nicht einschätzen, was hinter dem Urteil steckt.

Analog bei der “unwahren Tatsachenbehauptung”. Hat derjenige sich nur geirrt? Wurde er gar irregeführt? Oder hat er gelogen? Gar aus Heimtücke? Für das Urteil mag das weitgehend irrelevant sein; um einzuschätzen, was ich von dem Verurteilten zu halten habe, muss ich mehr wissen. Und als Leser auf der Suche nach Kontext und näheren Umständen werde ich vom SPON-Artikel im Falle Rahmstorf doch ziemlich enttäuscht.

Der SPON-Artikel erwähnt den Inhalt der drei betreffenden Aussagen nämlich nur in stark verkürzter Form. Sonst ist nur pauschal von den “unwahren Tatsachenbehauptungen” Rahmstorfs die Rede, die als Bildunterschrift auch deutlich sichtbar unter dem Portrait Rahmstorfs prangen, das den Artikel einleitet.

Ein differenzierteres Bild erhalten nur Leser, die sich nicht allein auf den SPON-Artikel verlassen, sondern sich die Mühe machen, das Urteil zu lesen. (Dass es und die weiteren Quellen verlinkt ist, ist zur Abwechslung mal eine positive Eigenschaft des SPON-Beitrags.)

Der FR-Redakteur Kraft hatte Rahmstorf offenbar folgendes gemailt:

Dazu hatte ich heute auch noch eine längere Diskussion mit Frau Meichsner. (…) Ich habe ihr versprochen, Sie darum zu bitten, ihren Namen aus dem Blog-Eintrag “FR löscht Artikel” zu streichen und nur die FR zu erwähnen.

Ta-da! Und schon sieht die Sache ganz anders aus. Insbesondere sieht man jetzt, worin Rahmstorfs erste “unwahre Tatsachenbehauptung” eigentlich bestand. Er hat die Aussage “Ein FR-Redakteur teilte mir mit, er habe Frau Meichsner versprochen, mich darum zu bitten, ihren Namen zu entfernen und nur die FR zu erwähnen” umformuliert zu “Frau Meichsner hat mir derweil via FR-Redaktion die Bitte ausrichten lassen, ich solle ihren Namen aus meinem Blogbeitrag entfernen und nur die FR nennen.”

Und, das steht im Urteil auch noch: Die Journalistin hatte den Redakteur nicht gebeten, dass er Rahmstorf fragen sollte. Der Redakteur hatte das Angebot gemacht, aber die Journalistin hatte es ausdrücklich abgelehnt. Aber das wusste Rahmstorf augenscheinlich nicht. Wie denn auch?

Sicher sind die beiden Aussagen (‘FR-Redakteur teilt mit, er habe versprochen…’ vs. ‘M richtet via FR-Redaktion die Bitte aus, dass’) genau betrachtet unterschiedlich. Aber ich kann erstens gut nachvollziehen, warum Rahmstorf den Satz etwas umformuliert hat – ‘versprochen, […] zu bitten, […] zu entfernen’ ist doch ziemlich holprig.

Und ich kann auch verstehen, warum Rahmstorf den Satz so (strenggenommen) falsch umformuliert hat, wie er dann im Blogeintrag auftaucht. Wenn ich einer Person verspreche, etwas zu tun, dann schwingt darin meinem Sprachgefühl nach mit, dass diese Person an dem, was ich tue, interessiert ist, oder einen Anspruch darauf hat, oder zumindest duldet und einverstanden ist mit dem, was ich tue. In den meisten Fällen dürfte hinter dieser Formulierung der Umstand stehen, dass einer Bitte entsprochen wurde. Jemandem etwas versprechen ist mehr, als einfach nur mitzuteilen, dass man etwas tun wird. Das tut man üblicherweise nicht ohne besonderen Hintergrund. Und, außer unter besonders dramatischen Umständen, schon gar nicht, wenn die Person gar nicht will, was man da verspricht.

Für das Gerichtsurteil war dieser Umstand unwichtig. Allen Zusammenhangs entkleidet ist Rahmstorfs Aussage eine unwahre Tatsachenbehauptung, die das Persönlichkeitsrecht der Klägerin verletzt. Nur darum ging es. 

Für die journalistische Berichterstattung ist der Umstand, dass es hier um eine (aus meiner Sicht naheliegende) Fehlinterpretation geht, dagegen ganz entscheidend. Und dass der SPON-Artikel vornehm unter den Tisch fallen lässt, dass und wie es zu dieser Fehlinterpetation kam, ist aus meiner Sicht eine große Frechheit.

Dass war es auch schon für die erste der zwei “unwahren Tatsachenbehauptungen”. Man kann offenbar nicht vorsichtig genug sein. Und sollte schon gar nicht der Versuchung nachgeben, einen Schachtelsatz aus Stilgründen zu verkürzen, wenn dabei ein Teil der Bedeutung verlorengeht.

In solch einer gerichtlich aufgeladenen Atmosphäre werde ich, zugegeben, auch selbst nervös und schaue, ob ich irgendwo etwas verkürzt habe, was man jetzt anders interpretieren könnte, als ich es gemeint habe. Und ob ich meine Meinungsäußerungen nicht doch lieber durch liberales Einstreuen von “Meiner Meinung nach” oder “Ich denke” als solche kennzeichnen soll.

Dritte Lektion, Teil 2: Von der Kritiklosigkeit zum Plagiat

Was es mit der zweiten unwahren Tatsachenbehauptung auf sich hat? Rahmstorf hatte in seinem Original-Blogbeitrag (wieder aus der Urteilsschrift zitiert) geschrieben

Wer unsere Übersicht über die angeblichen und echten IPCC-Fehler gelesen hat, der ahnt schon, von wem Frau Meichsner hier kritiklos abgeschrieben hat: vom Blogger Richard North und von Jonathan Leake von der Sunday Times.

Frau Meichsner hatte entsprechend mit ihrem Urteil erwirken wollen, Rahmstorf solle unterlassen, den Eindruck zu erwecken, “die Klägerin habe vom Blogger Richard North und vom Journalisten Jonathan Leake abgeschrieben”.

Was heißt aber jetzt “abgeschrieben”? Möglich ist ohne jeden Zusammenhang mindestens zweierlei: Entweder Texte direkt plagiieren, also wirklich Wort für Wort, Satz für Satz oder mit leichten Umformulierungen übernehmen. Oder, in etwas mehr übertragenem Sinne: Inhalte ohne den aus professioneller Sicht nötigen Eigenbeitrag an Skepsis, an Mitdenken, Nachforschen, Nachrecherchieren und Reflektieren, sprich: ohne sie mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen, einfach übernehmen.

Bei Rahmstorf ist meinem Sprachgefühl nach eindeutig die zweite Bedeutung das, was gemeint ist. Anders würde das eingefügte Adjektiv “kritiklos” keinen Sinn ergeben, denn einen Text oder Textteile wörtlich abschreiben kann man weder kritisch noch kritiklos; es ist einfach ein mechanischer Akt. Das Gericht sah das anders; da im Urteilstext dazu leider keine genaue Begründung steht, kann ich allerdings nicht nachvollziehen, wie das Gericht zu seiner Einschätzung kommt.

In der Klage der Journalistin ist das Adjektiv interessanter Weise bereits verschwunden. Damit ist die Lage deutlich weniger eindeutig; jetzt könnten in der Tat beide Bedeutungen gemeint sein. Im SPON-Artikel ist die Mehrdeutigkeit dann ganz weg: Dort ist nur vom “Plagiatsvorwurf” die Rede, und da weiss, Guttenberg & Co. sei Dank, jeder, was gemeint ist. Ein weiteres Beispiel für Stimmungsmache durch Weglassen – hier dem Weglassen eines wichtigen Wortes, gefolgt von Zuspitzung in eine bestimmte Richtung.

Die Urteilsbegründung sagt dazu nur, es ginge darum, ob die Klägerin “abgeschrieben [habe], ohne eine eigene inhaltliche Prüfung der Darstellungen von North und Leake vorgenommen zu haben.” Dass dies falsch sei, erklärt die Urteilsbegründung ohne nähere Angaben für “unstreitig”.

Wem es um die Inhalte geht, der hat dabei natürlich noch ganz andere Fragen: “Inhaltliche Prüfung” ist sehr vage. Hat die Journalistin eine angemessene, kompetente, ausreichend skeptische, den üblichen journalistischen Qualitätsmaßstäben genügende inhaltliche Prüfung durchgeführt? Das ist für das Urteil anscheinend nicht relevant. Für, die Frage, ob Rahmstorf Frau Meichsner insgesamt zu recht kritisiert hat, natürlich sehr wohl.

Was hat Rahmstorf also falsch gemacht? Möglicherweise schlicht folgendes: Anstatt zu schreiben, “der ahnt schon, von wem Frau Meichsner, ihrem Text nach geurteilt: ohne die betreffenden Texte einer fachlich hinreichend kompetenten und hinreichend skeptischen Prüfung zu unterziehen, Thesen übernommen hat” schrieb er kurz “der ahnt schon, von wem Frau Meichsner hier kritiklos abgeschrieben hat”. Das ist die zweite “unwahre Tatsachenbehauptung”. Wie gesagt. Man muss wirklich richtig gut aufpassen, wenn man verkürzt schreibt. [Nachtrag: Anatol Stefanowitsch geht diesem zweiten Vorwurf in seinem Blogbeitrag Kritiklos abgeschrieben? noch deutlich genauer nach – Leseempfehlung!]

Aber auch diese näheren Informationen fehlen im SPON-Artikel. Wobei es mir als besonders dreist aufstößt, wie sich die Autorin über die Stellungnahme von Rahmstorfs Institut mokiert: Das Institut habe versucht, das Gerichtsurteil zu “relativieren”, habe erklärt, es handle sich um “Interpretationsfragen” und um “ein Missverständnis”. Na klar, wenn man das ganze durch großzügiges Weglassen auf eine Schwarz-Weiss-Version reduziert hat, mag einen wundern, was das Institut da schreibt. Wenn man sich anschaut, wie fein der Grat zwischen “unwahrer Tatsachenbehauptung” und zulässiger Meinungsäußerung in diesem speziellen Fall wirklich verläuft, was der Interpretationsspielraum dabei für eine Rolle spielt, welche nicht allzu fern liegenden Irrtümer, dann ist die SPON-Version schon eine ziemliche Gemeinheit.

Vierte Lektion: Und wie steht’s mit der Parteilichkeit?

Kritik aus unbeteiligt-neutralem Munde hat mehr Gewicht als Kritik von Seiten einer der beteiligten Parteien. Insofern sollte man als Leser erwarten können, dass der SPON-Beitrag etwaige Befangenheit zumindest mitteilt, damit der Leser diesen Umstand in seine Beurteilung mit einbeziehen kann. (Als ZEIT-Leser z.B. finde ich es zwar mitunter etwas anstrengend, wenn bei jeder Nennung der Holtzbrinck-Gruppe rasch hinzugefügt wird “zu der auch DIE ZEIT und ZEIT online gehören” o.ä., aber es ist auf alle Fälle ehrlich.)

Dass Rahmstorf wiederholt kritische Blogeinträge veröffentlicht hatte, in denen es um die Berichterstattung des Spiegels ging, hatte ich kurz erwähnt. Es muss keinen Unterschied machen, wenn eine Publikation jemanden kritisiert, der zuvor eben diese Publikation kritisiert hatte. Aber es kann einen Unterschied machen. Als Leser möchte ich zumindest wissen, ob da jenseits der Sachargumente noch etwas im Hintergrund stehen könnte. Auch Autoren und Redakteure sind nur Menschen. Und Menschen reagieren oft weit schärfer, wenn sie sich selbst (mit) angegriffen fühlen, als wenn sie als unbeteiligte Dritte eine Debatte verfolgen.

Rahmstorfs Kritik am Spiegel als möglicher Befangenheitsgrund? Nichts davon im SPON-Artikel. Ein direkter Hinweis auf den potenziellen Interessens- und Befindlichkeitskonflikt? Fehlanzeige.

Und ich?

Falls sich der Leser jetzt postwendend Gedanken zu meiner eigenen möglichen Parteilichkeit oder potenziellen Interessenskonflikten macht: Rahmstorf bloggt (offensichtlich) auf der gleichen Blogplattform wie ich, nämlich auf den Scilogs. Ich habe Stefan Rahmstorf meines Wissens nach einmal persönlich erlebt, und zwar auf dem Forum Wissenschaftskommunikation in Mannheim Ende 2010. Möglich, dass ich nach seinem Vortrag über Qualitätssicherung in den Medien ein paar Worte mit ihm gewechselt habe; sicher bin ich nicht. Ich lese sein Blog gelegentlich und finde nachvollziehbar, was er dort erzählt, habe mir die Argumente der Klimaskeptiker und die Gegenargumente von Rahmstorf und Kollegen aber noch nicht so eingehend angesehen, wie ich es wahrscheinlich tun sollte – ich bin mir bewusst, dass ich das nach Möglichkeit nachholen sollte, eben weil es sich um eine öffentliche Diskussion zu einem wichtigen Thema handelt.

Anlass für diesen Blogbeitrag war der SPON-Artikel selbst, auf den ich wiederum über einen Facebook-Eintrag von Elmar Diederichs aufmerksam geworden bin. In dem SPON-Artikel fielen mir beim Lesen soviele Beispiele für Stimmungsmache ins Auge und dafür, wie man es als Journalist eben nicht machen sollte, dass es mich grauste.

Als Reaktion auf den SPON-Artikel hatte sich zuerst eine E-Mail-Diskussion unter einigen Wissenschaftsbloggern ergeben, die den SPON-Artikel ähnlich bestürzend fanden wie ich, und ich war dann, wahrscheinlich eher zufällig, derjenige, der seine Einwände als erster aufschrieb. Das Angebot der Kollegen vom Scilogs-Team, diesen Text vor der Veröffentlichung noch einmal durchzulesen und auch einem Anwalt zum lesen zu geben, habe ich gerne angenommen. Einiges ist jetzt etwas weniger zugespitzt als vorher. Und bei einigen Aussagen habe ich durch zusätzliche “Ich denke” oder “meiner Meinung nach” noch deutlicher gemacht, wo es sich um meine Meinung handelt – um nicht in die gleiche Falle zu tappen wie Rahmstorf. Die anderen Mitdiskutanten der E-Mail-Diskussion haben unten noch eine Sammel-Stellungnahme angehängt. Rahmstorf habe ich den Text vor der Veröffentlichung nicht zum Lesen gegeben.

Die Artikelteile, in denen es um Lehmkuhl und dessen Aussagen ging, habe ich hier bewusst ausgelassen. Dann hätte ich den Lehmkuhl-Artikel deutlich gründlicher lesen müssen, als ich es getan habe; zu den betreffenden Passagen des SPON-Artikels sage ich hier dementsprechend nichts. [Nachtrag: Ich bin jetzt in Teil II noch näher auf die Behauptungen von Meichsner zum IPCC-Bericht und darauf eingegangen, was Lehmkuhl daraus macht.]

Außerdem bin ich nicht näher auf den Vorwurf der SPON-Autorin eingegangen, der da lautet:

Inzwischen hat Rahmstorf die entsprechenden Passagen in seinem Blogbeitrag umgeschrieben. Einen Hinweis auf die Korrektur sucht man allerdings vergebens – was pikant ist, angesichts der Tatsache, dass Rahmstorf seinen Gegnern genau solches Verhalten an anderer Stelle in seinem Blog vorwirft und sie zur Ehrlichkeit ermahnt.

Ich weiss dafür schlicht zu wenig über die juristischen Erfordernisse. Hätte das übliche Sichtbarlassen des alten Textes in durchgestrichener Form die Auflagen des Gerichts verletzt? Spontan kommt mir sonderbar vor, dass Rahmstorf das Verfahren in dem geänderten Blogbeitrag noch nicht einmal erwähnt. Wenn ich darüber weiteres in Erfahrung bringe, hänge ich es hier als Ergänzung an.

Ich persönlich habe beim Schreiben jedenfalls deutlich an mir selbst gesehen, wie schwer es ist, einigermaßen neutral zu schreiben. Was den SPON-Artikel angeht, kamen mir natürlich sofort einige noch deutlich kritischere Begriffe in den Kopf als die, die ich letztendlich verwendet habe – ein Hirn, das sich ärgert, neigt im ersten Moment zu Übertreibungen. Und bei jeder Lektion habe ich natürlich geschaut: Mache ich das vielleicht auch? Verwende ich ungleiche Begriffe für die beiden Parteien – lasse den Spiegel ‘scharf angreifen’, wo Rahmstorf nur ‘kritisiert’? Habe ich irgendwo etwas weggelassen, ohne es dazu zu sagen? Die jetzige Version ist durch diese Überlegungen wahrscheinlich deutlich weniger kurzweilig als meine erste, aber eben, wie es sich gehört, sachlicher.

Zum Schluss

Der Schluss eines journalistischen Artikels (oder eines Blogbeitrags!) ist immer schwierig. Man will ja nicht einfach so aufhören. Viele schöne Artikel haben ganz am Schluss noch einmal einen originellen Rückbezug zum Anfang. Insofern habe ich schon ein gewisses Mitleid mit der SPON-Autorin, die am Ende vor der Aufgabe stand, ihren stellenweise doch recht rasanten Artikel zu einem eleganten Ende zu bringen.

Was dann am Ende wirklich kommt, ist allerdings nochmal ein dicker Klops. Aua. Zitat:

Rahmstorf indes scheint aus dem Urteil wenig gelernt zu haben. Erst am 29. November hat er in seinem Blog einen neuen Beitrag veröffentlicht, in dem er nicht nur Medien und Forscherkollegen angeht – sondern auch beklagt, dass man “in den klassischen Medien keine Kontrolle über das Endprodukt” habe.

Was hätte Rahmstorf lernen sollen? Wenn ich nach dem gehe, was im Urteil steht: Im einzelnen besser aufzupassen, wie er die Dinge formuliert. Nicht so zu verkürzen, dass dabei wichtige Nuancen verlorengehen.

Was meint die SPON-Autorin, was Rahmstorf hätte lernen sollen? Ich sehe nach dem, was sie schreibt, nicht viele Möglichkeiten. Es muss ja schließlich etwas sein, von dem der erwähnte neue Blogbeitrag zeigt, dass er es eben nicht richtig gelernt hat.

Was kommt da infrage? Dass man nicht “Medien und Forscherkollegen angeh[en]” solle? Das wäre allerdings ein ziemlich starkes Stück. Kritisiert uns Journalisten und eure Forscherkollegen bloß nicht, sonst werdet ihr verklagt? Das kann doch eigentlich nicht gemeint sein.

Wenn man es von der anderen Seite aufrollt, wird es noch negativer. Das Urteil hat Rahmstorf für unwahre Tatsachenbehauptungen abgestraft. Wenn er aus dem Urteil nichts gelernt hat, sollte das etwa heißen, dass er in seinem neuen Blogeintrag schon wieder unwahre Tatsachen…? Nein, solche schweren Anschuldigungen kann man nicht einfach im letzten Artikelabsatz ohne nähere Belege andeuten.

Oder hätte Rahmstorf gelernt haben sollen, dass man sich nicht darüber beklagen sollte, in den klassischen Medien keine Kontrolle über das Endprodukt zu haben? Das ergibt auch keinen rechten Sinn. Wo wäre denn da der Bezug zu dem Urteil? Zumal es sich in Rahmstorfs neuem Blogbeitrag für mich ganz eindeutig so liest, als würde er sich zurecht beklagen, darüber nämlich, dass sich in die Printfassung eines von ihm verfassten Beitrags “beim Redigieren durch die Redaktion leider einige Fehler eingeschlichen haben”. Worüber man sich doch eigentlich beklagen dürfen sollte.

Ach ja: In Rahmstorfs Blogbeitrag geht es überhaupt nur darum, was mit von ihm selbst verfassten Beiträgen passiert ist. Was mit dem Gerichtsurteil doch so ziemlich nix, null, nada, niente zu tun hat.

Womit das Ende des SPON-Beitrags dann doch irgendwie wieder zu meinem Gesamteindruck passt: Vorwürfe, beim näheren Hinschauen dann doch keine rechte Substanz dahinter, aber auf alle Fälle negativ.

[Version vom 8.12.2011, 18:54 Uhr: Zwei eingefügte Worte (Nachforschen, Nachrecherchieren), eine Absatzumformatierung]

[Nachbemerkung 8.12.2011, 21:57 Uhr: Eine Ausweitung der Diskussion in den Kommentaren auf die Klimadebatte allgemein geht am Thema dieses Blogbeitrags vorbei. Entsprechende Kommentare – und andere Kommentare, die nicht auf den Blogbeitrag eingehen – werde ich direkt entfernen.]

 


 

Ergänzung:

Die unterzeichnenden Wissenschaftler und Blogger sind der Ansicht, dass der in dem obigen Blogbeitrag kritisierte Artikel auf Spiegel Online tendenziös und in der Form unangemessen ist. Insbesondere die Aussage, Stefan Rahmstorf würde sich als wissenschaftlicher Experte “tarnen”, entbehrt angesichts der von Herrn Rahmstorf publizierten Forschungsarbeiten jeglicher Grundlage. Wir fordern alle Beteiligten auf, in der Auseinandersetzung auf persönliche Diffamierungen zu verzichten.

Ali Arbia, Graduate Institute of International and Development Studies, Genf (zoon politikon)
Markus Dahlem, TU Berlin (Graue Substanz)
Elmar Diederichs, WIAS Berlin (Mind at Work)
Jörg Ewers, TU Braunschweig (Chemisches Allerlei)
Lars Fischer (Fischblog)
Florian Freistetter (Astrodicticum simplex)
Klaus Graf, RWTH Aachen (Archivalia)
Bastian Greshake (Bierologie)
Carolin Liefke (Astronomers do it at night)
Gunnar Ries (Mente et Malleo)
Anatol Stefanowitsch, Universität Hamburg (Sprachlog)

[Die Liste kann noch wachsen und ist jetzt nachträglich alphabetisch geordnet worden. Auch Affiliationen wurden/werden nachgereicht.]

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Markus Pössel hatte bereits während des Physikstudiums an der Universität Hamburg gemerkt: Die Herausforderung, physikalische Themen so aufzuarbeiten und darzustellen, dass sie auch für Nichtphysiker verständlich werden, war für ihn mindestens ebenso interessant wie die eigentliche Forschungsarbeit. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam blieb er dem Institut als "Outreach scientist" erhalten, war während des Einsteinjahres 2005 an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und schuf das Webportal Einstein Online. Ende 2007 wechselte er für ein Jahr zum World Science Festival in New York. Seit Anfang 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, wo er das Haus der Astronomie leitet, ein Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, seit 2010 zudem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie und seit 2019 Direktor des am Haus der Astronomie ansässigen Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union. Jenseits seines "Day jobs" ist Pössel als Wissenschaftsautor sowie wissenschaftsjournalistisch unterwegs: hier auf den SciLogs, als Autor/Koautor mehrerer Bücher und vereinzelter Zeitungsartikel (zuletzt FAZ, Tagesspiegel) sowie mit Beiträgen für die Zeitschrift Sterne und Weltraum.

61 Kommentare

  1. Ich teile die detaillierte Kritik von Markus Pössel an diesem SPON-Artikel. Angefangen mit der Dachzeile “Verurteilter Forscher” (er stand als Blogger vor Gericht, nicht als Forscher) bis hin zu der Lehmkuhl-Zitierung “Er habe den Eindruck als würde sich Rahmstorf als wissenschaftlicher Experte tarnen, aber eigentlich politischer Agitator sein” halte ich dies persönlich für kein Ruhmesblatt des Wissenschaftsjournalismus. Insbesondere vor dem Hintergrund, was mittels Verkürzung in der Klimawandelleugner-Szene daraus gemacht wurde und wird.

  2. Klimawandelleugner-Szene

    Als ich den Artikel las traute ich auch kaum meinen Augen.
    Man kennt diese Art des Journalismus zwar schon zur Genüge, aber wenn es um ein so wichtiges Thema geht, bei dem die Politik – so sie es als wichtig erkannt hat – ohne einen Konsens mit der Mehrheit der Bevölkerung nicht viel ausrichten kann, ärgert man sich um so mehr.

    Was die Klimawandelleugner-Szene betrifft, so bekommt man immerhin beim überfliegen des Forums bei besagtem Artikel einen Eindruck was so in den Köpfen einiger Zeitgenossen vor sich geht.
    http://www.spiegel.de/…tur/0,1518,796623,00.html
    Ich hab ja die Hoffnung dass die schrillen Dumpfbacken nur eine Minderheit repräsentieren. Man darf aber nicht unterschätzen, dass es sich beim Klimawandel um eine wirklich unbequeme Wahrheit handelt und es ist einfach sehr menschlich, bequem zu sein. Was ins bequeme Weltbild passt wird ungern hinterfragt.

  3. Ich frage mich immer, warum eigentlich die Diskussion um den Klimawandel derart emotional ausgetragen wird. Zumal selbst die schlimmsten zurzeit angenommenen Folgen vermutlich nicht existenzbedrohend für die gesamte Menschheit sein werden. Ich halte dagegen die enge Verquickung von Forschung und Politik für eher bedenklich. Mich persönlich stört das dumme, stereotype Leugnen von Erkenntnissen in dem gleichen Maße, wie die moralische Überheblichkeit einiger Klimaalarmisten, die vor unserem «dekadenten Lebenswandel» warnen und selbst Teil davon sind. Eine Debatte müsste aber doch in einer Forschergemeinschaft möglich sein, ohne sich gegenseitig mit Schmutz zu bewerfen oder vor den Kadi zu zitieren.

    Ich finde es gut, dass es auch Forscher gibt, die dem Klimawandel skeptisch gegenüber stehen. Oft wird allerdings der Begriff des «Skeptikers» in diesem Kontext mit dem «Leugner» gleichgesetzt und dann als politischer Kampfbegriff gebraucht. Dabei ist doch gerade das Zweifeln ein Instrument zur Wahrheitsfindung. Anzweifeln lassen sich Messreihen (Wir erinnern uns an die Messungen und die Fehlerrechnung im Grundstudium), Satellitenauswertungen (Der Fernerkunder nickt wissend und murmelt «Ground Truth» in den Bart) sowie die Modelle selbst (Ein Modell ist nicht die Wirklichkeit; mit einem Matchbox-Auto kann ich nichts über die Funktionsweise eines Viertaktmotors lernen).

    Warum kann man also den Dialog nicht offen und ohne Ad-hominem-Argumente führen? Und, mal ehrlich, was die Klimaleugner-Szene angeht: Wenn die einen sagen: «Oh mein Gott, wir werden alle sterben!» und die anderen: «Alles Quatsch. Wird überschätzt.»: Wem wäre man eher geneigt zu glauben?

  4. Hallo Karsten,

    dass Skeptiker unentbehrlich sind versteht sich von selbst. Im SPON Forum von dem die Rede war sind die aber schwer auszumachen. Dafür jede Menge Verunglimpfungen gegenüber Herrn Rahmstorf und der Wissenschaft allgemein.
    Alarmismus kann ich bei Herrn Rahmstorf nicht erkennen.

  5. Richtigstellung ohne Bewertung

    Ich muss dem Autor Markus Pössel recht geben. Doch wenn man sich engagiert und Stellung bezieht – und das tun Journalisten und Klimawissenschaftler auf beiden Seiten weit über die korrekte Darstellung von Sachverhalten hinaus – dann muss man mit Reaktionen – auch feindlichen – rechnen.

    Stefan Rahmstorf hat beispielsweise mehrmals direkt oder mindestens indirekt die Berufsehre des Spiegel-Autors Axel Bojanowski angegriffen (ein Einstieg hier) indem er ihm willentliche Verdrehungen vorwarf (nicht vereinbar mit dem Berufsethos eines Wissenschaftsautors) und ihm das Zeug zum seriösen Journalisten absprach.

    Wahrscheinlich ist der hier besprochene SPON-Artikel eine Antwort darauf auch wenn er nicht von Axel Bojanowski selbst stammt.

    Natürlich ist dieser Spiegel-Artikel tendenziös, vor allem aber ist er bösartig. Und ich behaupte, dieser Artikel ist eine Reaktion auf eine empfundene Verletzung.

    Wissenschaftler, die falsche Darstellungen in der Presse anmahnen sollten meiner Meinung nach nur richtigstellen und auf jede Wertung verzichten, denn Bewertungen des Journalisten durch den Wissenschaftler erzeugen Feindschaften. Diese zeigen sich meist verhüllt, indem der Journalist oder seine Unterstützer alle ihnen zur Verfügung stehenden sprachlichen und darstellerischen Mittel anwenden (Überschrift des SPON-Artikels: Verurteilter Forscher und “Passfoto von Rahmstorf” darunter assoziieren Dieser Mann ist ein Verbrecher)

    Anmerkung von MP: Was den Wertungsverzicht angeht, bin ich zwiespältig. Ich denke, beides hat seinen Platz; man muss freilich, analog zum Journalismus, schauen, dass der Leser Berichterstattung und Kommentar auseinanderhalten kann.

  6. Abmahnunwesen

    Guten Tag!

    Zum ersten: Ich bin vollständig verständnislos gegenüber diesem blödsinnigen Abmahnwesen. Typischerweise werden Journalisten von anderen abgemahnt, in dem Fall ist es umgekehrt und noch absurder.

    Wurde eine Korrektur versucht? Der erste Weg muss ein persönliches Anschreiben sein. Dann gibt es noch das Mittel der Gegendarstellung.

    Alles andere ist piensig bis peinlich.

    Ich selbst habe gerade meine 11. Abmahnung hinter mich gebracht, die so genannte “Fischfutter-Affäre” Ströbele:
    http://www.heddesheimblog.de/…ter&submit=Los

    Schlechte journalistische Arbeit findet man übrigens nicht nur im Wissenschaftsjournalismus, sondern fast überall, beispielsweise in der Auslandsberichterstattung:
    http://www.pushthebutton.de/…il-von-information/

    Wer sich über die Berichterstattung bei Spiegel Online wundert, hat noch nicht mitbekommen, dass dieses Portal ständig wegen fehlerhafter Berichte kritisiert wird.

    Der Artikel von Herrn Lehmkuhl ist bis zur Ermüdung langweilig und die Überschrift ist falsch: Mundtot gemacht wurde der bloggende Wissenschaftler, nicht die Journalistin. Vielleicht sollte Herr Lehmkuhl nochmal in einer Nachrichtenredaktion ein Praktikum machen und das Ursache-Wirkungs-Prinzip neu lernen.

    Weiter lässt er den Gerichtsbeschluss weg, nachdem der Wissenschaftler weiter seine Meinung zum Ausdruck bringen darf, die Journalistin hätte den zitierten Artikel nicht gelesen – vernichtender geht es eigentlich nicht und dies wurde nicht untersagt!

    Herr Lehmkuhl zeigt, dass er es mit Details trotz vieler Worte nicht so genau nimmt.

    Wer sich so aus dem Fenster lehnt, sollte gucken, ob er die Fallhöhe beherrscht.

    Sollte die Journalistin tatsächlich nicht mehr über das Thema schreiben, ist das kein Verlust – denn dann fehlt die Robustheit, mit Öffentlichkeit umzugehen.

    Die braucht es und Wissenschaftsjournalisten sollten vielleicht erkennen, dass es außerhalb ihrer Kirchtürme auch noch eine Welt gibt.

    Die ist rau, ganz so wie die meisten klimatischen Verhältnisse auf diesem Planeten.

    Was das Landgericht Köln angeht: Das ist zwar nicht so bekannt wie die Berliner und Hamburger Pendants, gilt aber auch als erste Adresse für Abmahnsachen.

    Schöne Grüße
    Hardy Prothmann

  7. take home messages:

    Auf das Verfahren bezogen: keine.
    Das Urteil ist wie du mEn richtig darlegst extremst instabil & hängt sich an Phrasen auf, die in jenem Umgangskontext in dem sie stehen auf keinen Fall so gedeutet werden können. Vor allem vor Gericht sollte man meinen; aber auch dort ist Zeit teuer.

    Im Sinne des des windigen Internets, in dem es oft viel Streusand entgegen wehen kann, wäre es allerdings va auch für Journalisten überlegenswert, ob man nicht lieber den nicht-gerichtlichen Weg wählt (wurde der im Voraus geklärt?).

  8. Unverzichtbarkeit von Wissenschaftsblogs

    Lieber Markus Pössel,

    meine Anerkennung für diesen differenzierten und hochwertigen Artikel. Notwendig in der konkreten Sache, zeigt Ihr Beitrag, wie unverzichtbar aktive bloggende Wissenschaftler sind. Qualitativ anspruchsvoll an sich selbst, leisten Sie wie auch viele der Unterstützer dieses Beitrags eine Arbeit, die zur freien Meinungsbildung oft mehr beiträgt als die inaugurierte “vierte Gewalt”.

    Es betrübt mich, daß Sie sich gezwungen sahen, diesen Artikel “auch einem Anwalt zum lesen zu geben […] um nicht in die gleiche Falle zu tappen wie Rahmstorf”. Der Realität muß man ins Auge sehen. Ehrenvoller wäre es, wenn die Kollegen aus dem etablierten Journalismus den Wettstreit auf dem Markt der Meinungen sportlicher sehen würden.

    Beste Grüße aus Berlin
    Max Feierabend

  9. „Weniger Al Gore und etwas mehr Wissen-

    schaft”

    Interview mit Thomas Jung und Wolf Lotter

    Lotter: Bei Klimakatastrophe denke ich natürlich immer an Stefan Rahmstorf. Ich habe kein Problem mit der Klimaforschung, ich habe ein Problem mit einem Klimaforscher, der alle Kritiker angreift und sich etwa damit brüstet, „schwarze Listen“ mit Journalisten zu führen, die nicht schreiben, was ihm gefällt. Ich habe das selbst erlebt: Er geht nicht den direkten Weg, sondern interveniert gegen unliebsame Kritiker bei Chefredaktionen und macht Druck. Leider geben manche Verlage dem Druck nach, der hier erzeugt wird, etwa vor kurzem die Frankfurter Rundschau im Fall einer Autorin, die von Rahmstorf in einem Blog angegriffen wurde. Die Kollegin hat zwar vor Gericht gewonnen, ihr Verlag steht aber nicht zu ihr. Wer die Bundeskanzlerin in Klimafragen berät, ist offenbar so mächtig, dass keine Kritik an ihm erlaubt wird. Solches Verhalten führt zum Gesinnungsterror. Und dagegen muss man sich wehren, als Journalist, Bürger und übrigens auch Klimaforscher.

    Anmerkung von MP: Die Frankfurter Rundschau knickt ein, weil Rahmstorf Angela Merkel berät? Das klingt in meinen Ohren ziemlich absurd. Ansonsten zeigt ja schon die Wortwahl (“brüstet”, “interveniert”), dass man aus diesen Interviewäußerungen wahrscheinlich eine Fortsetzung meines Blogbeitrags machen könnte.

  10. Ist Wahrheit auch von Bedeutung?

    Nehmen wir nur einmal an, Frau Meichsner hätte in der Sache recht gehabt – und die Zahl von 75-250 Mio. zusätzlich durch den Klimawandel von Dürren bedrohten Menschen wäre tatsächlich unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten durch das IPCC nicht korrekt zitiert worden.

    Würden dann Sie, Herr Pössel, die Angelegenheit vielleicht anders betrachten (und auch alle anderen Kommentatoren hier)? Denn durch sein Eingreifen hat Rahmstorf letztendlich diese Zahl als sakrosankt erscheinen lassen und gar die FR zu einer eindeutigen Festlegung gebracht. Er hat erfolgreich eine Sachfrage mit einer Diskussion über die fachlichen Qualifikationen einer Journalistin verdeckt und sogar für einen öffentlichen Wiederruf durch die FR gesorgt. Er hat sein Ziel also leider erreicht, es wird schlicht von allen angenommen, die Zahl müsse stimmen, weil das PIK diese ja so vehement verteidigt – und die Meichsners, Lehmkuhls und andere wären ohnehin nicht klug genug, das zu beurteilen.

    Nun ist die Studie von Arnell online frei verfügbar und jeder kann selbst nachrechnen. Obwohl doch das PIK schreibt

    ”Dagegen schreibt Lehmkuhl, die ArnellStudie „weist für Afrika aus, dass […] zwischen minus 23 und plus 200 Millionen Menschen von erhöhter Wasserknappheit“ betroffen wären. Derartige Zahlen finden sich nicht in der ArnellStudie und sind laut Aussage von Nigel Arnell wissenschaftlich falsch.”

    empfehle ich jedem, das auch zu tun. (Kleiner Tip: Man betrachte die Projektionen B2-CCSR und B2-CSIRO in den Tabellen 11 und 12 bei Arnell. Ergebnis: -23 bis +200.)

    Lehmkuhls Zahlen stimmen. Frau Meichsners Verdacht erweist sich als begründet. Die Kapitulation der FR war vorschnell. Rahmstorf und das PIK beharren auf einer fachlich unhaltbaren Position – wahrscheinlich haben die das nicht einmal bemerkt. Statt sich also die Kritik von Meichsner zu Herzen zu nehmen und selbst noch einmal nachzurechnen, wird journalistische Arbeit nur als Angriff auf die eigene Deutungshoheit gesehen, die es zurückzuerobern gilt. Vor diesem Hintergrund erscheint dann auch der Text bei Spiegel Online in einem etwas anderen Licht.

    Was nun?

    Antwort von MP: Ich habe meine konkrete Kritik ja oben dargelegt. Da ist eigentlich ziemlich klar, dass keines der Probleme mit dem Stil des SPON-Artikels verschwindet, wenn ihre Annahme zutrifft, oder?

  11. neutralität

    ich finde man sollte trotzdem herrn lehmkuhl noch mal zu wort kommen lassen. http://www.wpk.org/…s-wpk-quarterly-ii-2011.html

    insgesamt und anhand der kommentare hier (und bei der klimazwiebel) erkenne ich eindeutig, dass jeder einzelne in dem (rechts)streit automatisch für die seite partei ergreift, deren geschichte er/sie eher für voll nimmt (so genannte klimawandelskeptiker vs so genannte klimaalarmisten).

  12. Ich denke, das kommt nicht wirklich durch. SPON stellt sich, wenn sie bei so etwas erwischt werden, gerne auf den Standpunkt, dass der Aufschrei nur zeigt, dass man kritisch und unbeeinflusst und arbeitet. Das schliesst dann auch eine gewisse Meinungsstärke mit ein. Kampagnen fährt man nicht, das hat man aufgrund der eigenen Bedeutung nicht nötig. Kurz: Die sind bei sowas recht schmerzfrei, und haben eingeschliffene Abwehrstrategien, die nicht ganz unähnlich denen der Bildzeitung sind.

  13. Meichsner

    [Anmerkung: Peter Heller und Michael Krüger sind Autoren beim “klimaskeptischen” Blog “Science Skeptical” (nicht zu verwechseln mit John Cook’s exzellentem “Skeptical Science) (na, was macht das perpetuum mobile? :).]

    Ich war auch sehr verwundert über den Spiegel-Artikel; Frau Hauschild scheint mir (nur meine persönliche Meinung!!) doch recht uninformiert über den Hintergrund der Geschichte. Ich habe Frau Meichsner selbst seit Dezember 2009 auf dem Radar, nach ihrem Artikel im Kölner Stadtanzeiger (KStA) über den CRU Email-Hack, wo es zum Beispiel heißt:

    Der Verdacht, den die im Internet weiterhin zugänglichen Dateien stützen, reicht über den Willen zur Vernichtung von Unterlagen noch hinaus. Man kann lesen, wie Klimaforscher mit allen Mitteln gegen Kritiker vorgehen, wie sie versuchen, Einfluss auf die Herausgeber und Gutachter von Fachzeitschriften zu nehmen. Haben sie auch den Verlauf der Erderwärmung bewusst übertrieben?

    Leute, die mit allen Mitteln gegen Kritiker vorgehen, wo gibt’s denn sowas; unerhört!

    Ein Gutes hat die ganze unsägliche Geschichte: Meichsner verkündete, dass sie sich aus der Klimathematik zurückgezogen hat. Ich kann das im Namen der Wissenschaft und objektiven Berichterstattung nur begrüßen. Es mag sein, dass Frau Meichsner in anderen Bereichen eine herausragende Wissenschaftsjournalistin ist, bei der Klimathematik scheint sie nicht einmal zu wissen dass Atmen nicht zur CO2-Anreicherung beiträgt:

    Wir Menschen könnten ein Übriges tun. Nicht nur abspecken, sondern auch den Atem anhalten. Jeder Mensch inhaliert pro Tag zwischen 10 000 und 20 000 Liter Luft. Beim Ausatmen belastet er das Klima mit täglich einem Kilogramm reinem CO2. Das entspricht einem halben Kubikmeter Treibhausgas. Schwindelerregend, welche Unmengen von CO2 sich einsparen ließen, wenn jeder der rund 6,75 Milliarden Menschen, die unsere Erde bevölkern, hin und wieder die Luft anhielte. Wir fordern Angelsport statt Leichtathletik, denn letztere erhöht die Atemfrequenz. Das ist uns das Klima doch wert. Oder etwa nicht?

    So etwas von jemandem, der gerichtlich gegen Kritiker vorgeht, weil diese salopp formulieren? Fragwürdig.

    p.

    PS: der Axel Bojanowski vom Spiegel ist übrigens auch Autor bei WPK Quarterly, der hat dem Lehmkuhl vermutlich auch sein Leid geklagt.

    PPS: hier noch ein Artikel vom Mai 2011 im KStA aus Meichsners Feder, mit dem schönen Titel “Ganz und gar nicht objektiv” (Untertitel: “Verhaltensforscher finden heraus, dass die Sorge von Probanden über den Klimawandel davon abhängt, ob ihnen eher warm oder kalt ist”). Wenn ich mir ihre Artikel so anschaue scheint bei ihr recht oft die Heizung auszufallen 😉

  14. @Markus Pössel

    Herr Pössel, Sie zitieren eine eMail des FR-Redakteur Kraft an Rahmstorf so:
    “Dazu hatte ich heute auch noch eine längere Diskussion mit Frau Meichsner. (…) Ich habe ihr versprochen, Sie darum zu bitten, ihren Namen aus dem Blog-Eintrag “FR löscht Artikel” zu streichen und nur die FR zu erwähnen.”

    Betrachtet man sich diese eMail, dann ist daraus ALLEIN der Wille des FR-Redakteur ablesbar (“Ich habe versprochen (…)”, nicht aber Wunsch oder Wille der Klägerin.

    Der Sinn des oben zitierten Mailtextes wird ganz klar verfälscht, wenn der Satz “Ein FR-Redakteur teilte mir mit, er habe Frau Meichsner versprochen, mich darum zu bitten, ihren Namen zu entfernen und nur die FR zu erwähnen” umformuliert wird zu “Frau Meichsner hat mir derweil via FR-Redaktion die Bitte ausrichten lassen, ich solle ihren Namen aus meinem Blogbeitrag entfernen und nur die FR nennen.”

    Beide Aussagen sind grundverschieden! Deswegen ist der Punkt 1c) des Gerichtsurteils vollauf berechtigt.

    Wenn Rahmstorf aus obigem Mailtext eine bestimmte Absicht der Klägerin abzulesen können glaubte, dann war das eben seine Spekulation. Und damit ist er zurecht gerichtlich auf die Nase gefallen.

    Ihre folgende Betrachtung …
    “Wenn ich einer Person verspreche, etwas zu tun, dann schwingt darin meinem Sprachgefühl nach mit, dass diese Person an dem, was ich tue, interessiert ist, oder einen Anspruch darauf hat, oder zumindest duldet und einverstanden ist mit dem, was ich tue.”
    … wirkt auf mich sehr seltsam. Wenn man mit jemanden in eine öffentliche Auseinandersetzung gerät, sollte man sich tunlichst auf das beziehen, was gesagt wird, und nicht, was man mit dem eigenen “Sprachgefühl” glaubt, dort hineininterpretieren zu können.

    ***

    Im gerichtsnotorisch festgestellten Tatbestand des Urteils heisst es übrigens, Zitat:
    “Im Rahmen dieses Telefonats bot der Redakteur Kraft der Klägerin an, den Beklagten zu bitten, ihren Namen aus dem Blogg zu entfernen. DIES LEHNTE DIE KLÄGERIN AUSDRÜCKLICH AB.”

    Das Gerichtsurteil steht hier online: http://tinyurl.com/7etzuyd

    Antwort von MP: Wirklich sorgfältig gelesen haben Sie meinen Text aber auch nicht, oder? Die Ablehnung durch die Klägerin, die Sie in Großbuchstaben meinen nachtragen zu müssen, wird bei mir ja selbstverständlich auch erwähnt. Und auch den Link auf das Gerichtsurteil habe ich gesetzt.

    Es geht mir um die Differenzierung. Eine E-Mail in (aus meiner Sicht nicht allzu fern liegender weise) misszuverstehen, ist deutlich weniger verwerflich, als z.B. etwas frei zu erfinden. Solche Unterschiede sollten in der Berichterstattung nicht verlorengehen.

  15. SpOn-Artikel vereinnahmt Lehmkuhl

    Mir ging es beim SpOn-Artikel genauso. Ihn daneben zu finden, bedeutet allerdings nicht, sich uneingeschränkt auf die Seite Rahmstorfs zu schlagen. Ich habe einerseits durchaus Sympathie für seine Hartnäckigkeit in der von ihm für richtig gehaltenen Sache. Ich habe auch kein Problem damit, wenn sich ein Wissenschaftler beschwert und auf gründliche Recherche drängt, auch wenn es nervt. Und so wie Journalisten so frei sind und sein dürfen, über tatsächliche oder vermeintliche “Skandale” zu schreiben, so ist es m.E. auch Wissenschaftlern erlaubt, sich dagegen zu wehren und dabei ebenso verbal zuzuspitzen. Wie weit die einzelnen Beteiligten dabei ihrer Verantwortung gerecht werden, ist dabei eine andere Frage. Was mich am SpOn-Artikel vor allem stört, sind genau die Punkte, die Pössel anspricht. Zudem sein erkennbares “Nicht-mit-uns”-Gebahren, “Der Typ legt sich mit Journalisten an? Dem werden wir es mal zeigen.”
    Einerseits also Sympathie für Rahmstorf, auch wenn er manchmal übers Ziel hinaus schießt und seiner Sache damit letztlich keinen Gefallen tut. Andererseits, wo Lehmkuhl recht hat, hat er eben auch recht. Deshalb fand ich seine ursprüngliche Analyse völlig in Ordnung. Er hat das ganze sehr sachlich und differenziert dargestellt, und durchaus auch Schwächen in Irene Meichsners Artikel (auch solche, die von ihr gar nicht zu verantworten waren, wie den irreführenden Titel) benannt. Der SpOn-Artikel vereinnahmt Lehmkuhl m.E. zu Unrecht für seine Polemik.

  16. Sehr schöne Einführung in die Irrwege des Journalismus 🙂 Beim lesen zukünftiger Texte werde ich das hier gelernte resp. gelesene sicher zu Verwerten wissen, danke!

  17. @Gabor Paal

    Ich stimme Ihnen zu: Rahmstorf darf das (und Frau Meichsner darf das, was sie gemacht hat, natürlich auch), und so zu tun als sei derlei Kritik ungehörig, geziemt sich nicht für Journalisten.

    Ich muss allerdings widersprechen, was den Text von Herrn Lehmkuhl angeht: Das war leider kein Ruhmesblatt für den WPK Quarterly. Mal abgesehen davon, dass der Text furchtbar geschrieben ist, ist er einfach einseitig und behandelt gerade nicht die entscheidenden Fragen, die sich angesichts der Angelegenheit stellen.

    Die fehlende analytische Tiefe war ja auch ein Punkt, den auf der Wissenswerte viele WPK-Mitglieder moniert haben. Der Lehmkuhl-Text ist mindestens eine verpasste Chance.

  18. Eigentlich sollte man Spon verklagen. Denn in diesem Artikel werden ebenso falsche Tatsachen durch Weglassen wichtiger Worte und Fakten vorgespiegelt. Wen gerichtliche Auseiadersetzugen mit große Verlagen nicht ein solches Kostenrisiko mit sich brigen würden, dann sollte Spon für diesen “Artikel” die gleiche Medizin zu schmecken bekommen, wie er sie offebar für angemessen hält.

    Noch eines, weil ich die Argumentation von Herrn Pössel in Bezug auf das Zitat aus Spon nicht ganz korrekt finde (oder ein bisschen an den Haaren herbeigezogen):
    “Immer wieder hat er in den vergangenen Jahren nicht nur Journalisten, sondern auch Wissenschaftler angegriffen, wenn sie sich öffentlich in einer Weise geäußert hatten, die Rahmstorf missfiel.”

    Diesen Absatz finde ich nicht dehalb falsch und irreführend, weil er eine Interpretation basierend auf dem Mißfallen von Rahmstorf erzeugt. Dieser Absatz ist deshalb schäbig, weil er mMn nahe legt, dass Rahmstorfs Angriffe nur ad hominem gingen. Angeblich würde er nämlich die Journalisten und Wissenschaftler angreifen, und nicht deren Äußerungen, auch wenn ihm die Äußerungen mißfallen hätten. Das zieht Rahmstorfs gesamte Argumentation ins Unsachliche, egal was er tatsächlich kritisert.

  19. Das ehemalige Nachrichtenmagazin.

    Eben der Spiegel. Ist leider auch nicht mehr das, was er mal war. War er’s je?

  20. Presserat

    @alter Jakob

    Für schlechte Artikel gibts den Deutschen Presserat (Beschwerdeformular hier). Einfach mal die Ziffern durchlesen, ob da was dabei ist. Ich würde mir da aber nicht viel Hoffnungen machen: Wie gesagt weiß ich von einer Beschwerde gegen den KStA bezüglich des Meichsner-Artikels, und diese wurde abgewiesen nachdem der Rat die Rechtsabteilung des KStA befragt hatte, und die erwiderten dass alles mit dem Artikel in Ordnung sei.

    p.

  21. Blogger und Journalisten

    Ein großer Dank für Deine gute Analyse. In meinen Augen schimmert hier auch immer wieder ein latenter und eigentlich doch längst beigelegter Abgrenzungsstreit zwischen Bloggern und Journalisten durch. Ich bin beides und sehe in allem die Pflicht, möglichst umfassend zu recherchieren. Ich erlaube mir jedoch im Blog natürlich durchaus Meinung, die ich aus journalistischen Artikeln, sofern es keine Kommentare sind, tunlichst herauszuhalten versuche.

  22. Anmerkung

    Mit einer der ersten Blogbeiträge über dieses Urteil findet sich hier:
    http://www.scienceblogs.de/…hrift-war-falsch.php

    Übrigens hat Rahmstorf laut PIK-Stellungnahme die strittigen Textstellen bereits zwei Monate vor der Klage aus seinem Artikel gestrichen. Wenn das stimmt, spricht das meiner Meinung nach für sehr viel angestautem Hass der sich da entladen hat…

  23. Kritik an der Kritik

    In einem Blogartikel fand ich folgende Feststellung, die ich teile, Zitat:
    “Wer als Wissenschaftler meint, er müsse für seine Sicht der Welt gegen alle kämpfen, die eine andere Meinung haben, verkennt, dass auch Forschungsergebnisse nur eine bestimmte Perspektive der Welt sind. Wie verunsichert muss er in seiner eigenen Position sein, dass er aus Unnachgiebigkeit einen derartigen Kommunikationsschaden anrichtet: Denn durch den Streit um Details, die ohne diese Auseinandersetzung wohl kaum jemand wahrgenommen hätte, hat jetzt seine Glaubwürdigkeit erheblichen Schaden genommen, aber auch die Reputation seines Instituts, des Weltklimarates und der Klimaforschung insgesamt. Si tacuisses, philosophus mansisses.”

    Ist das wirklich so schwer zu verstehen?

    Referenz: http://wissenschaftkommuniziert.wordpress.com/…/

  24. @C-O

    Der Streit um Details wurde von Frau Meichsner geführt. Da bin ich ganz bei Ihnen, dass die Klage überflüssig war.

    Ein Zitat aus dem von Ihnen verlinkten Artikel:
    “Ich halte dies für besser, als vor Gericht zu ziehen.” Da kann sich Frau Meisner mal eine Scheibe abschneiden anstatt wegen popeliger Kleinigkeiten Anwälte zu bemühen.

  25. verurteilt???

    Am 06.11.2011 hatte im Forum der Wetterzentrale ein Blogger sich Lehmkuhls Paper zu eigen gemacht – und beim kritischen Lesen von Lehmkuhls Paer bin ich sogar schon am 07.11.2011 zu einer ähnlichen Einschätzung wie Markus Pössel gekommen:
    http://www.wzforum.de/…86532,2286848#msg-2286848
    Aber auch andere Blogs legten nur Wert auf das Wort „verurteilt“. Z.B. bei EIKE am 02.12.2011 – und auch da kam meine Widerlegung
    http://www.eike-klima-energie.eu/…ndesregierung/
    (als Nr. #2) – über die im weiteren Blog einige geschimpft haben, aber dem nichts Substantielles entgegensetzen konnten – wie der weitere Blog zeigt.

    Vor allen ging es gar nicht um Wissenschaft, sondern um Formalien, die vorzugsweise von Skeptikern nicht befolgt werden. Ich hatte z.B. Rahmstorf mal fachlich zu kritisieren und selbst da muß ich Rahmstorf ob seiner Reaktion loben, denn er hätte mein Posting ja nicht veröffentlichen müssen:
    https://scilogs.spektrum.de/…raturen-2008#comment-7053

    Ansonsten schließe ich mich der Unterschriftenliste in der Ergänzung an.

    Ergänzung: Für diejenigen, denen mein Name nichts sagt, ein Auszug aus einem Paper in „International Journal of Modern Physics B 24(2010), No. 10, S. 1309 – 1332 auf Seite 1330: „We wish to express our special thanks to Jochen Ebel who has analyzed one of the German versions of GT09 in detail.“ (Wir möchten unseren besonderen Dank an Jochen Ebel äußern, der einer der deutschen Versionen von GT09 im Detail analysiert hat.) Mit GT09 ist ein Paper von Prof. Gerlich und Dr. Tscheuschner gemeint, in dem diese beiden mit „Argumenten“ gegen den Treibhauseffekt polemisieren, die jedem Physikwissen Hohn sprechen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Jochen Ebel
    Diplomphysiker

  26. @Paal, sachlich?

    Ob Lehmkuhls Artikel sachlich war, darüber kann man sicher streiten. Ist es sachlich oder nicht doch eher diffamierend, auf dem Titel über einem Foto von Rahmstorf die Schlagzeile zu drucken: “Unabhängiger Wissenschaftler oder politischer Agitator?” Dazu noch ein Editorial “Wahrheit und politische Agitation”, und darüber steht noch “Ideologie und Klimawandel”? Wo genau liegt denn in Rahmstorfs Kritik an Frau Meichsners Skandalvorwürfen gegen IPPC die “politische Agitation”? Und wieso ist ein Wissenschaftler nicht mehr unabhängig, wenn er einen Zeitungsbericht kritisiert?

    Inhaltlich war seine Kritik ja berechtigt, wie auch der Kommentar von Wolfgang Cramer klar zeigt: http://www.vielfalter-blog.de/?p=401. Es gab nie einen Africagate-Skandal. Dass Lehmkuhl Rahmstorf unterstellt, er habe die Arnell-Studie nicht gründlich gelesen, obwohl Arnell ja selbst sagt, dass IPPC seine Ergebnisse korrekt wiedergegeben hat und auch ein detaillierter Untersuchungsbericht zum selben Schluss kam, das ist starker Tobak.

    Für einen WPK-Chefredakteur sehr fragwürdig finde ich auch Lehmkuhls Aussagen über die Frankfurter Rundschau, die auf einer Doppelseite kritisch Rückschau hielt, was es mit den vielen Skandalvorwürfen gegen IPPC auf sich hatte (Africagate war nur ein kleiner Teil davon), http://www.fr-online.de/…s,1473244,2679180.html. Lehmkuhl dazu:

    Das tat diese [die FR] mit großer Geste auf einer Doppelseite, mit der sie sich in den Dienst all jener
    stellte, die hinter kritischer, fehlerhafter oder wahlweise auch schlechter Klimaberichterstattung
    nichts weniger als eine Medienverschwörung vermuten, die darauf gerichtet ist, den anthropogenen
    Klimawandel zu bezweifeln und Anstrengungen zu unterlaufen, die auf eine Milderung seiner Folgen gerichtet sind.

    Eine sehr heftige Unterstellung gegenueber den Kollegen von der FR!
    Sachlich?

  27. Fakten zur Duerre in Afrika

    Ich schliesse mich der Analyse von Herrn Poessel an – an anderer Stelle habe ich die in Frage stehenden Arbeiten zur Duerre in Afrika aus meiner Perspektive beschrieben . Dabei wir hoffentlich deutlich, dass die Irrtuemer des Herrn Lehmkuhl auch durch ihre Wiederholung nicht richtiger werden.

  28. Inhaltlich berechtigt?

    @ vero:

    “Inhaltlich war seine Kritik ja berechtigt, wie auch der Kommentar von Wolfgang Cramer klar zeigt: http://www.vielfalter-blog.de/?p=401. Es gab nie einen Africagate-Skandal. Dass Lehmkuhl Rahmstorf unterstellt, er habe die Arnell-Studie nicht gründlich gelesen, obwohl Arnell ja selbst sagt, dass IPPC seine Ergebnisse korrekt wiedergegeben hat und auch ein detaillierter Untersuchungsbericht zum selben Schluss kam, das ist starker Tobak.”

    Nein, Herr Rahmstorf und Herr Cramer irren. Lehmkuhls -23 bis +200 stimmen, die “75 bis 250” des IPCC sind nur die halbe Wahrheit. Sie können das selbst ausrechnen, hier die Quelle:

    http://mfs.uchicago.edu/…ers/readings/arnell.pdf

    Was Arnell dem PIK wirklich mitgeteilt hat, würde ich auch gerne wissen. Vielleicht hat er ja den Überblick über seine eigene Arbeit verloren (weil vieles davon vielleicht auch von Mitarbeitern gemacht wurde, was weiß ich).

    13 von 14 Projektionen Arnells zeigen, daß sich die Zahl der von Wassermangel bedrohten Menschen in einer Welt mit Klimawandel (A2-Szenario) gegenüber einer Welt ohne diesen verringert. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Arnells Studie zeigt insgesamt auf, daß ein Klimawandel entlang der IPCC-Modelle sehr positive Auswirkungen haben kann. Man muß lange suchen und sich durch die Tabellen rechnen, um eine negative Aussage konstruieren zu können. Genau diese Zahl “75-200” gefunden zu haben, setzt nach meiner Auffassung Vorsatz voraus, anders ist es nicht erklärbar.

    “Africagate” bedeutet eben, daß die Zahl “75 bis 250” unwissenschaftlich ist, weil sie auf einer selektiven Auswertung der Studie beruht, die unzulässig ist. “Africagate” wirft einen Blick darauf, mit welcher Vorgehensweise wissenschaftliche Arbeiten durch das IPCC politisch instrumentalisiert werden.

    Vor diesem Hintergrund ist Meichsners Angriff in der Sache gerechtfertigt.

    (Aus meiner Sicht auch in der Formulierung, aber dafür gibt es kein objektives Bewertungskriterium.)

    Ich rechne mich jetzt seit zwei Tagen durch Arnell durch und ich bin ziemlich entgeistert über die Unverfrorenheit von Rahmstorf und Cramer. Glauben die denn wirklich, das würde keiner merken?

  29. @Walter Cramer

    Ich habe eine Frage, die eher zu Ihrem Artikel im Vielfalter-Blog passt, aber dort kann ich leider nicht kommentieren. Ich hoffe, Markus sieht mir nach, dass ich die Kommentarspalte hier kurz belege.

    Erstens weisen Sie in Ihrem Vielfalter-Beitrag ja daraufhin, wie die Zahl 75-250 Millionen zustandekommt: Sie ergibt sich aus der Aufaddierung der fünf Regionen laut Populationsmodell B2 und Klimamodel HadCM3. Dieser Zahl steht doch aber in Tabelle 12 von Arnell (2004) die Zahl von 66-132 Millionen Menschen gegenüber, die in den selben fünf Regionen eine abnehmende Wasserknappheit erleben werden. Daraus ergibt sich doch zumindest ein Nettoanstieg von Menschen mit Wasserknappheit von 8-107 Millionen. Warum wird nicht diese Zahl berichtet, sondern nur die Zahl der Menschen mit zunehmender Wasserknappheit? Ich nehme an, ich mache da einen Denkfehler, aber ich finde ihn nicht selbst.

    Zweitens gelangt man zu der Zahl „-23 bis 200 Millionen“, die Lehmkuhl nennt (und die in „klimaskeptischen“ Blogs häufig auftaucht), indem man für alle Kombinationen von Klima- und Bevölkerungsmodellen in Tabelle 11 und 12 die Menschen mit abnehmender Wasserknappheit von denen mit zunehmender Knappheit abzieht, und dann das modell mit dem niedrigsten und höchsten Nettoanstieg auswählt. Bei B2/CSIRO ist er mit +200 am höchsten, bei B2/CCSR mit -23 (tats. bekomme ich -22 heraus, aber egal), am niedrigsten. Warum ist es nicht legitim, auf diese Weise zu einer Minimal- bzw. Maximalschätzung zu gelangen? Auch hier vermute ich einen Denkfehler, aber auch hier finde ich ihn nicht.

    Ich halte es für wichtig, hier zu erklären, warum man so nicht rechnen darf, und nicht einfach darauf hinzuweisen, dass Arnell selbst auf Nachfrage sagt, man könne diese Zahlen aus seinen Daten nicht ableiten. Als Wissenschaftler wollen wir ja gerade nicht, dass man uns blind glaubt bzw. unsere Meinung einfach akzeptiert, sondern wir wollen zeigen, dass wir uns mit unseren Aussagen auf Daten stützen.

  30. Überschnitten

    Hallo Herr Cramer,

    schön, daß Sie Stellung beziehen. Da haben sich mein und ihr Kommentar gerade zeitlich überschnitten.

    “Dabei wir hoffentlich deutlich, dass die Irrtuemer des Herrn Lehmkuhl auch durch ihre Wiederholung nicht richtiger werden.”

    Vielleicht könnten Sie in der Arbeit von Arnell einmal die Zahlen für ganz Afrika aus den Tabellen 11 und 12 berechnen und uns mitteilen, wie Ihr Ergebnis für die Projektionen B2-CCSR und B2-CSIRO – das sind die Extrema – aussieht?

    Interessant ist auch das Ergebnis für A2-ECHAM4 bis 2025 global – zumal der A2-Emissionspfand aus heutiger Sicht wohl näher an der Realität liegt, als der von B2.

    Ich würde gerne wissen, ob Sie nach der Berechnung dieser Zahlenwerte Ihre Kritik an Herrn Lehmkuhl aufrecht erhalten.

  31. @vero @Lars Fischer

    Mir geht es nicht um Sprachstil. Die erste “oder”-Überschrift bei Lehmkukhl finde ich nicht glänzend, aber tolerabel. “Ideologie und Wissenschaft” – nun gut, das kann man auf beide Seiten beziehen. Sachlich meine ich tatsächlich bezogen auf die Sache. Seine Kritik an den Zahlen, die Darstellung des Konflikts und der Auseinandersetzung war o.k. Sachlich und differenzierter war seine Darstellung vor allem im Vergleich zu SpOn. In der Beurteilung des Konflikts stimme ich mit ihm nicht überein – das habe ich ja oben auch deutlich gemacht. Ich finde sie aber vertretbar. Anders gesagt, das, worüber er schreibt, stellt er aus meiner Sicht o.k. dar.

    Das Hauptproblem ist – @Lars Fischer, das sehe ich genauso, aber bei der Wissenswerte war ich nicht, wusste bis eben auch nicht, dass da schon diskutiert wurde – das, was Lehmkuhl nicht problematisiert: Worüber wird überhaupt gestritten? Was war die journalistische Intention des Meichsner-Artikels (würde es nur um die Feststellung gehen, dass es beim IPCC-Bericht in bezug auf ein paar Zahlen aus Nordafrika ein paar Fragezeichen gibt, hätte es ja ein kleiner Einspalter getan, aber die Dimension und die Überschrift des Artikels suggerierte ja etwas anderes).
    Den Rest hat Pössel dazu ja schon gesagt.

  32. Addieren erlaubt…

    @ AS:

    Man darf die Tabellen aufaddieren. Denn das IPCC selbst macht dies im Falle Lateinamerika.

    Folgende Aussage Lehmkuhls habe ich ebenfalls überprüft:

    “Im Lateinamerika-Kapitel des IPCC-Reports wird die numerische 1:1 Gegenrechnung explizit vorgenommen – mit Hinweis auf dasselbe Paper von Arnell (2004). Siehe Band II, Seite 598, Tabelle 13.6.: „Net increases in the number of people living in water-stressed watersheds in Latin America by 2025 and 2055 (Arnell 2004)“”

    Das ist korrekt. Das IPCC arbeitet an dieser Stelle ebenfalls korrekt und transparent.

    Antwort von MP: Mathematisch darf man da in der Tat aufrechnen. Aber die Frage ist, was die resultierende Zahl misst. Den “impact” jedenfalls nicht; ich habe dazu jetzt gesondert mal etwas gemacht: Teil II.

  33. Presserat

    Der Presserat ist in solch einem Fall nicht der richtige Ansprechpartner. In Deutschland herrscht Meinungs- und Pressefreiheit. Und wenn die SPON Wissenschafts-Redaktion den Herrn Rahmstorf nicht mag, dann darf da schon mal die Redaktionsvolontärin (Praktikantin? Freie? Was-auch-immer-nicht-im-Impressum-steht?) dem Herrn Rahmstorf schon mal nen grossen Haufen vor die Tür machen, eine kleine, fachfremde Streitigkeit zum Eklat hochjubeln (samt Bundesregierung) und um einen anerkannten Wissenschaftler eine Schmierenkomödie veranstalten.

    Was die “Neue BILD” (ehemals “Der Spiegel”) mit ihrem letzten Absatz sagen will: Pinkel uns nicht ans Bein, sonst machen wir Dich fertig.

    Und geschickt wirds erledigt von jemand, der nicht mal im Impressum steht. Clever.

  34. Addieren

    @Peter Heller: Wenn ich diese Zahlen nachrechne, komme ich aber nicht überall auf dieselben Ergebnisse wie der IPCC-Bericht, ich nehme deshalb an, dass bei der Berechnung vielleicht doch mehr passieren muss, als ein einfaches Aufaddieren.

    @Wolfgang Cramer: Entschuldigen Sie den „Walter“.

  35. Wer will schon in die Karibik?

    @ AS:

    Bei mir stimmen die Werte.

    Allerdings zählt man beim IPCC die Karibik nicht zu Lateinamerika, sondern nur Mittel- und Südamerika. Den Denkfehler hatte ich zunächst auch gemacht.

  36. Lieber Herr Pössel, vielen Dank für Ihre sehr differenzierte Analyse des Spiegel Online Artikels. Das hat mich gefreut, auch die Solidarität der anderen Blogger!

    Ich möchte gerne noch auf den Kommentar von Michael Krüger oben eingehen, weil sich an ihm gut zeigen lässt, wie die Diffamierungsmechanismen funktionieren. Es wird Wolf Lotter zitiert mit der Aussage: “Ich habe das selbst erlebt: Er geht nicht den direkten Weg, sondern interveniert gegen unliebsame Kritiker bei Chefredaktionen und macht Druck.” Nun kann ich ziemlich genau sagen, was Lotter hier “selbst erlebt” hat, da ich in meinem Leben nur eine Interaktion mit ihm hatte: im März 2007 habe ich es gewagt, einen zum Abdruck bestimmten kurzen Leserbrief zu einem Lotter-Kommentar an die brand eins-Redaktion zu senden (nicht etwa an die Chefredaktion sondern an leserbriefe@brandeins.de). Das heißt dann “Druck machen”. Als Antwort bekam ich ein langes Traktat von Lotter voller ad hominems und mit cc. an 8 mir unbekannte Personen, das ich dennoch freundlich beantwortet habe. Mein Leserbrief wurde natürlich nicht gedruckt. Lotter hat mir dann noch fälschlich öffentlich unterstellt, ich habe einen Wissenschaftler des WBGU angestiftet, ebenfalls einen Leserbrief zu schreiben.

    Den Inhalt meines Leserbriefs habe ich dann übrigens später in diesem Artikel untergebracht:

    Häufig sollen die Ergebnisse der Klimaforschung auch mit der Behauptung diskreditiert werden, die IPCC-Berichte seien politisch beeinflusst. So schrieb etwa Wolf Lotter in der Zeitschrift brand eins (März 2007), “der Konsens der redlich bemühten Wissenschaftler” werde anschließend “von Politikern und Lobbyisten in politisch handelbare Ware umgeschrieben” – erst daraus entstünden dann die dramatischen Meldungen der “Apokalypse-Medien”. Die Vorstellung, dass die Regierungsvertreter etwa aus China, den USA und Saudi Arabien sich den IPCC-Bericht vornehmen und unsere wissenschaftlichen Aussagen aufpeppen und dramatisieren wird bei jedem, der etwas von Politik versteht oder (wie ich) bei der Sitzung mit den Regierungsvertretern dabei war, große Heiterkeit auslösen. Man kann sich durch Vergleich der von den Regierungsvertretern verabschiedeten Endfassung mit den ursprünglichen Entwurfsfassungen der Wissenschaftler (die ebenfalls auf der IPCC-Webseite frei zugänglich sind) leicht überzeugen, wie unsinnig diese Vorstellung ist.

    Lotter antwortete damals auf diese sachbezogene Kritik als Koautor eines Artikels, indem mit Bezug auf meine Person u.a. die Begriffe “Untergangsterror”, “Dschihad”, “fanatische Verfolgung Andersdenkender”, “Endsieg” und “bizarres Geltungsbedürfnis” zu lesen sind.

    Und die “schwarze Liste”, mit der ich mich angeblich brüste, war eine Metapher, die ich in einem ZEIT-Artikel 2005 verwendet habe – übrigens im Zusammenhang mit Journalisten, die wider besseres Wissen den Klimawandel dramatisieren.

    In der Echokammer der “Klimaskeptiker” werden solche Dinge dann über Jahre immer wieder ohne ihren Kontext zur Diskreditierung benutzt – man kann unschwer vorhersagen, dass noch in zehn Jahren unter Artikeln mit einem Bezug zu mir Leserkommentare auftauchen werden, wonach ich ein gerichtlich verurteilter Lügner sei.

    Es wäre schön, wenn in der öffentlichen Klimadiskussion über Sachargumente und konkrete (belegbare) Aussagen diskutiert würde!

  37. Zahlen und Fakten

    Hallo Herr Rahmstorf,

    “Es wäre schön, wenn in der öffentlichen Klimadiskussion über Sachargumente und konkrete (belegbare) Aussagen diskutiert würde!”

    Aber gerne.

    Also: Die Arnell-Studie wird an zwei verschiedenen Stellen des AR4-WG2 verschieden eingesetzt. Für Lateinamerika gibt das IPCC korrekterweise die Nettozahlen der von einem höheren Wassermangel-Risiko bedrohten Menschen an. Es zeigt sich hier beim Vergleich mit dem Trendszenario ohne Klimawandel, daß besagter durchaus positive Wirkungen haben kann. Wenn man auch ausgerechnet die HadCM3 Zahlen auswählt und nicht bspw. die noch günstigeren ECHAM4-Werte.

    Bei Afrika in Kapitel 9 aber werden nur die Bruttowerte der “Verlierer” eingesetzt, Tabelle 12 aus Arnell (2004) wird ignoriert und besagte Zahlen werden auch noch großzügig aufgerundet und zeitlich um 5 Jahre vorverlegt.

    Wie ist diese Diskrepanz in der Darstellung und Auswertung ein und derselben Studie zu erklären? Wie sind die Differenzen zwischen der Darstellung im IPCC-Bericht und in der Arnell-Studie entstanden?

    (Wolf Lotter würde jetzt vielleicht vermuten, daß die Afrikaner in der Frage eines globalen Klimaabkommens eher auf Seiten der Europäer stehen, als die Südamerikaner, womit er auch nicht einmal unrecht hätte. Aber bleiben wir bei den Zahlen…)

    Die von Lehmkuhl für Afrika ermittelten korrekten Zahlen sind in der Studie von Arnell eindeutig enthalten. Ich habe es nachgeprüft, AS oben hat es nachgeprüft und jeder andere könnte es auch.

    Warum bestreiten Sie dies und attackieren Herrn Lehmkuhl mit der folgenden Formulierung?

    “Derartige Zahlen finden sich nicht in der ArnellStudie und sind laut Aussage von Nigel Arnell wissenschaftlich falsch.”

    Ich freue mich auf die Rückkehr zur Sachdebatte.

    Antwort von MP: Vgl. Teil II. Der Nettowert ist kein sinnvolles Maß für die Auswirkungen.

  38. Diktatur des Klimatariats

    Bei der Diskussion um Rahmstorf darf man nicht vergessen, dass er die Folgen des Klimawandels für so schwerwiegend hält, dass sie von normalen Menschen (also auch Journalisten) im üblichen demokratischen Abwägungsprozess nicht bewältigt werden können.

    So fordert er zusammen mit Schellnhuber in seinem Buch “Klimawandel”:

    “Im Grunde müssten sämtliche Planungsmaßnahmen zu Raumordnung, Stadtentwicklung, Küstenschutz und Landschaftspflege unter einen obligatorischen Klimavorbehalt gestellt und durch geeignete Anhörungsverfahren zukunftsfähig gestaltet werden.”

    Dass solche obligatorischen Vorbehalte nur in Öko-Diktaturen durchgesetzt werden können, stört Herrn Rahmstorf nicht, erkärt aber warum normale Menschen inklusive Journalisten so empfindlich auf ihn reagieren.

  39. Also dann: zurück zu den Fakten

    Um dem Wunsch nach Rückkehr zu den Zahlen entgegenzukommen, habe ich im Vielfalter nochmals den Ursprung des IPCC-Statements zu Afrika’s Dürrerisiken dokumentiert: .

    Vielleicht kann man die von Arnell erwähnte Asymmetrie zwischen Trockenheit und Regen an folgendem Beispiel verdeutlichen: die Tatsache, dass es andernorts mehr regnet (und evtl. sogar mehr Überschwemmungen auftreten), hilft mir nach dem Vertrocknen meiner Ernte nicht dabei, meine Familie zu ernähren. Und wenn es starke Gründe dafür gibt, dass diese Trockenheit durch den Energiehunger der Industrieländer ausgelöst wird, dann sollte diese Information allgemein zugänglich gemacht werden. Genau für diesen Zweck haben die Vereinten Nationen den IPCC etabliert.

  40. Asymmetrie

    Hallo Herr Kramer,

    nun ja, statt Fakten zu nennen, weichen Sie auf Vermutungen aus. Wenn Ihre Motivation darin besteht, den “Energiehunger” der Industriestatten anzuprangern, dann ist wohl eine Debatte über Fakten auch kaum möglich.

    Wie werten Sie aber auf der Basis Ihres Kommentars die Darstellung im AR4-WG2 in Kapitel 13, in der für Lateinamerika wie selbstverständlich die Nettozahlen (Tabelle 11 minus Tabelle 12) dem Trendszenario ohne Klimawandel gegenübergestellt werden?

    Warum ist für Lateinamerika richtig, was für Afrika falsch ist? Oder ist dann die IPCC-Darstellung für Lateinamerika falsch?

  41. Hallo Herr Heller,

    Herr Pössel hat doch schon ausführlich und sogar speziell Ihnen in einer Antwort erklärt, warum Nettozahlen wenig Sinn machen. (Ich gehe nach den Zeitstempeln, falls Sie noch nicht dazu gekommen Sind die Antwort von Herrn Pössel zu lesen, bitte ich um Verzeihung)
    Vorausschauende politische Maßnahmen müssen sich natürlich danach richten wo Probleme und Veränderungen für einzelne Regionen zu erwarten sind. Dass der IPPC Bericht als ‘Ergänzende Information’ auch für Lateinamerika eine Nettozahl nennt ist für die eigentliche Problematik nicht relevant. Herr Kramer wollte ihnen (die eigentliche Problematik) mit einem plastischen Beispiel veranschaulichen. Das nutzen Sie prompt um dies als unsachlich zu werten, nachdem Sie das sachliche und leicht nachvollziehbare Argument von Herrn Pössel ignorieren.
    Skepsis und Kritik sind in der Debatte extrem wichtig. Vielleicht haben Sie ja noch ein paar gute Argumente?
    Ich wäre gespannt.

  42. @RD 10.12.2011, 14:20

    Also ich bin ja nun kein Fachmann. Dennoch ist mir ersichtlich, daß bei der Auswertung von wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Facharbeiten mit gleichwertiger Methodik vorzugehen ist. Sonst werden die Ergebnisse dieser Arbeiten verfälscht. Deswegen muss für Region X in gleicher Weise vorgegangen werden, wie für Region Y.

    Sie schreiben, Zitat:
    “Vorausschauende politische Maßnahmen müssen sich natürlich danach richten wo Probleme und Veränderungen für einzelne Regionen zu erwarten sind.”
    Sie sagen es! Deshalb müssen der Politik ALLE Risiken und ALLE Ursachen präsentiert werden. Gerade wegen Ihres Argumentes müssen ALLE 14 Arnell-Szenarios ausgewertet werden, sonst gehen ja die bestehenden unterschiedlichen Risiken und unterschiedlichen Ursachen verloren.

    Es ist auch für mich als Nichtfachmann erkennbar: Zu erwartende Zukunftsprobleme Afrikas ausschliesslich auf den Klimawandel zurückzuführen entspricht nicht den Ergebnissen der Arnell-Studie, werter RD.

    Sie schreiben, Zitat:
    “Dass der IPPC Bericht als ‘Ergänzende Information’ auch für Lateinamerika eine Nettozahl nennt ist für die eigentliche Problematik nicht relevant.”

    Wo auch immer Sie die Problematik orten mögen, dürfen doch davon ausgehend nicht wissenschaftlich notwendige Methodiken über den Haufen gworf werden.

  43. @RD 10.12.2011, 14:20

    Sorry, der Schluss ist mir missglückt. Es sollte so lauten:

    Sie schreiben, Zitat:
    “Dass der IPPC Bericht als ‘Ergänzende Information’ auch für Lateinamerika eine Nettozahl nennt ist für die eigentliche Problematik nicht relevant.”

    Aus welcher gesicherten Erkenntnis kennen Sie denn die Problematik, wenn nicht aus dem Arnell-Papier? Oder wozu braucnen Sie das Arnell-Papier, wenn Sie die Problematik bereits kennen? Wie auch immer. Es berechtigt Sie nicht dazu, die Aussagen wissenschaftlicher Arbeiten durch willkürliche Filterung (im Fall A so, im Fall B so) ihrer Ergebnisse zu verfälschen.

  44. Fiktionen

    @ RD:

    “Herr Pössel hat doch schon ausführlich und sogar speziell Ihnen in einer Antwort erklärt, warum Nettozahlen wenig Sinn machen.”

    Und ich habe darauf in nach meiner Meinung sehr verständlicher Weise dargelegt, daß dies so nicht haltbar ist.

    “Herr Kramer wollte ihnen (die eigentliche Problematik) mit einem plastischen Beispiel veranschaulichen.”

    Ein Beispiel, das mit Arnell 2004 leider nicht im geringsten irgendeinen Zusammenhang aufweist. Und außerdem pure Spekulation ist.

    Alles weitere dann unter dem neuen Text von Herrn Pössel. Ich mag nicht an so vielen Orten gleichzeitig debattieren.

    Ich habe aber eine umfassendere Analyse von Arnell 2004 in Arbeit. Die werde ich irgendwann in den kommenden Wochen in meinem Blog veröffentlichen.

  45. Was in Südamerika passiert….

    …hat erstmal nichts mit den Werten der Arnell-Studie zu tun.

    Dort ist offenbar entscheidend, dass es eine große, möglicherweise sehr große Zahl zusätzlicher, potentiell von Dürren betroffener Menschen gibt. Dass an anderer Stelle andere Menschen vom Klimawandel zumindest im Hinblick auf die Menge der Niederschläge profitieren könnten (vermehrter Starkregen mal ignoriert), ist dafür unerheblich.

    Letztlich kommt es darauf an, ob die Zahlen mit ihrer eigentlichen Bedeutung genant werden oder verzerrend.

  46. Der letzte Absatz Ihrer Ausführungen ist für mich von entscheidender Bedeutung aber trotz dem möchte ich auf den Bericht bei EIKE -Klimarevolte in Afrika – Die wahre Klimakrise von Afrika erinnern.
    Schon gelöscht ? Na denn…war nicht anders zu erwarten !

  47. Noch eine Zusammenfassung…

    …der Meichsner-Rahmstorf-Geschichte, die, diplomatisch ausgedrückt: fast maximal von dem entkoppelt ist, was in dem Urteil steht:

    http://www.freitag.de/wissen/1150-climate-clinch

    Unmöglich.

    In diesem Artikel von Kathrin Zinkant hört es sich jedenfalls an, als sei Frau Meichsner mit ihrer Darstellung (eine Reihe von Fragwürdigkeiten habe ich ja inzwischen hier zerpflückt) nur “ihrer beruflichen Pflicht” nachgekommen. Aha. Klar. Sicher doch.

    Mal schauen, wie “Fazialpalmierung” bei der Wahl zum Anglizismus des Jahres abschneidet.

  48. Lehmkuhl Artikel

    “Anschließend analysierte der Journalismusforscher Markus Lehmkuhl den ganzen Vorgang im Magazin “WPK-Quarterly” (herausgegeben vom Wissenschaftsjournalisten-Berufsverband “Wissenschafts-Pressekonferenz”; Redaktionsleiter ist Lehmkuhl selbst; Artikel: hier) und stellte sich dabei eindeutig auf die Seite Meichsners, die sich gegen die “Häme” Rahmstorf erfolgreich gewehrt habe.”

    Ich finde den Lehmkuhl Artikel durchaus ausbalanciert.
    Der Abschluss zeigt dies m.E.:
    Lehmkuhl: …”Die Moral von der Geschichte ist nicht sehr ermutigend. Denn Rahmstorf war ziemlich erfolgreich. Der Vorstoß, mit dem er erreichte, dass der Artikel von der FR zurückgezogen wurde, hat es auf die Seite 1 der New York Times gebracht, was Rahmstorf den Lesern seines Blogs am 25. Mai auch mit erkennbarem Stolz mitteilt. Seine Initiative steht in der New York Times für einen von mehreren erfolgreichen Versuchen von Klimaforschern, grob verzerrende oder falsche Berichte öffentlich zu korrigieren. Das mag in manchen Fällen gerechtfertigt sein.
    In diesem Einzelfall ist es nichts weniger als eine Demonstration, wie man missliebige Deutungen mit Hilfe eines autoritären Wahrheitsbegriffs und mit Hilfe einer nur auf Einzelfälle begründeten und insofern empirielosen Medi- enverschwörungstheorie zu unterdrücken versucht.
    Irene Meichsner – in ihrem juristischen Kampf um die eigene Reputation auf sich allein gestellt – hat vorerst jedenfalls genug vom Klima. Sie schreibt nicht mehr über das Thema.”

    Ich denke, sobald wissenschaftliche Forschung in tages-aktuelle Politik eingebunden ist/wird, ist Vorsicht geboten.

  49. @Stephan Hippler

    Markus Lehmkuhl:

    “Seine Initiative steht in der New York Times für einen von mehreren erfolgreichen Versuchen von Klimaforschern, grob verzerrende oder falsche Berichte öffentlich zu korrigieren. Das mag in manchen Fällen gerechtfertigt sein.”

    So so, in manchen Fällen mag das öffentliche Korrigieren grob verzerrender oder falscher Berichte also gerechtfertigt sein… 🙂

    Wann wäre es denn nicht gerechtfertigt?

  50. @balanus

    “So so, in manchen Fällen mag das öffentliche Korrigieren grob verzerrender oder falscher Berichte also gerechtfertigt sein… 🙂

    Wann wäre es denn nicht gerechtfertigt?”

    Das wüsste ich auch gerne.
    Aktuell kann man jetzt die Diskussion verfolgen wie mit der H5N1 Supervirus (Nicht-)Veröffentlichung umgegangen wird.

  51. Nunja, es ist schon wirklich erstaunlich, dass ein bestimmte Gruppe von Usern hier die Wehrhaftigkeit einer Journalistin gegenüber einem bloggenden Klimaforscher nicht nur begrüßen, sondern andernorts dessen Erfolg auch bejubeln, gleichzeitig aber ein eigenes Forum betreiben bzw. selbst aktiv dort sind, der User aussperrt, nachdem sie die Einhaltung der selbst aufgestellten Regeln und gesetzlicher Grundrechte einfordern. In diesem Forum wird zwar laut Impressum den Usern versichert, dass gesetzeswidrige Inhalte sofort verschwinden, man aber trotz mehrfachem Hinweis entweder nicht oder nur mit Widerwillen reagiert, wenn man ebenfalls mit der gerichtlichen Prozedur droht. Dieses Verhalten, den juristischen Weg zu bejubeln, gleichzeitig aber andere Menschen zu stigmatisieren, wenn sie für Ihr Recht ebenfalls den juristischen Weg aufsuchen wollen, fasst man in Fachkreisen mit dem Oberbegriff “Doppelmoral” zusammen.

    In diesem Sinne
    es lebe die Inkonsequenz
    S.Hader

  52. Einfach mal die Argumente lesen? Ihrem Ton nach zu urteilen ist Ihnen das möglicherweise eher fremd, aber man kann solche Angelegenheiten auch separat nach der Sachlage beurteilen.

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