Offener Brief an die Contentindustrie

BLOG: Sprachlog

Alle Sprachgewalt geht vom Volke aus
Sprachlog

Liebe Schreiberinnen und Schreiber offener Briefe, liebe an der Nadel des Staates hängende Subventionsjunkies, liebe Leibeigene der Contentindustrie, liebe schlipstragende Verwalter und Verkäufer kultureller „Güter“,

Ihr habt in den letzten Wochen soviel Unfug von euch gegeben, dass es hundert offener Briefe bedürfte, um auch nur das Fundament für eine angemessene Antwort zu legen.

Und die Bringschuld für eine solche Antwort seht ihr ja ganz offensichtlich bei uns, der „Netzgemeinde“, den „Piraten“, den „Grünen“ (wie zum Teufel auch immer die auf eure schwarze Liste geraten sind), der „Linken“ und all den anderen Lobbyisten toxischer Kräfte, den in Lebenslügen gefangenen Demagogen der Kostenloskultur, den von Google alimentierten instant satisfaction suchenden Wichsern und den Künstlern ins Gesicht pinkelnden Parteien der Diebe, die wir uns weigern, unser nutzloses Dasein sinnvoll zu entwickeln.

Nur leider existieren wir nur in euren Köpfen und auf den zynischen Reißbrettern eurer Propaganda-Abteilungen. Wahrscheinlich hört ihr deshalb die Stimmen nicht, die versuchen, anstelle der von euch geschaffenen Strohmänner und Sündenböcke auf eure aus jeder Pore Menschenverachtung ausdünstenden Hasstiraden zu antworten; die Stimmen, die schon lange, bevor ihr aus dem Mauerwerk eurer Contenttresore gekrochen seid um lauthals das Lied eurer Meister zu singen, darüber nachgedacht haben, wie die Teilhabe an Kunst, an Wissenschaft, am weltumspannenden Fluss der Informationen in einer Zeit organisiert werden kann, in der sich diese Informationen von ihrem physischen Substrat so weit gelöst haben, dass es bei der Verteilung keine echten Beschränkungen mehr gibt. An dieser Stelle würde ich diese Antworten gerne verlinken — die Reformvorschläge der Piraten und der Linken (die Grünen haben keine), die Netzreaktionen auf eure diversen Briefe und verbalen Entgleisungen und all die anderen Texte, die euch auf den Stand der Dinge bringen würden. Aber ich verlasse mich darauf, dass meine Leser/innen das in den Kommentaren tun werden — typisch Kostenloskultur, lasse andere die Arbeit für mich machen (ach nein, es wäre ja Arbeit für euch).

Ich kann dem, was viele kluge Menschen zu dem Thema gesagt haben, nur wenig hinzufügen. Ich will es eigentlich auch gar nicht, denn ihr seid mir egal, noch egaler, als ich es euch bin. Denn ihr erwartet von mir ja, dass ich euch für eure Inhalte bezahle. Ich, dagegen, erwarte von euch rein gar nichts mehr.

Trotzdem will ich drei Dinge loswerden. Nicht, weil ihr sie zur Kenntnis nehmen werdet, sondern, weil ich beim Nachdenken darüber nicht weiterkomme und sie anderen Leuten zum Weiterdenken — oder von mir aus auch zum höflichen Ignorieren — überlassen will. Wie gesagt, es sind nur drei von hundert Antworten, die ich euch gerne geben würde. Ich werfe euch bei meiner Antwort munter in einen Topf — Kunstproduzentinnen und Kunstverkäufer, Sänger, Schauspielerinnen, Autoren, Komponistinnen usw. Zum einen, weil ihr das selbst tut — euch zu einer undifferenzierten „Hetzgemeinde“ zusammenschließt –, und zum anderen, weil ihr mir ja sowieso nicht zuhört, sodass meine Motivation zu differenzierter Analyse gegen Null läuft.

Erstens: Es hat euch niemand dazu eingeladen, all dies — eure Lieder und Opernlibrettos, eure Drehbücher und Filme, eure Zeitungsartikel und Romane, eure Skulpturen und auf Film gebannten schauspielerischen Darbietungen — kurz gesagt, eure Werke (oder die Werke derer, denen ihr sie weggenommen habt) in den öffentlichen Raum zu stellen. Das habt ihr getan, ohne uns zu fragen, und zwar lange bevor es das Internet gab. Ihr habt die Funkfrequenzen mit eurer Musik und euren Fernsehprogrammen belegt, ihr habt die Buchläden mit Büchern, die Plattenläden mit Schallplatten (und später mit CDs), die Kinos mit Filmen, die Bühnen mit Opern und Theaterstücken und die Kioske mit Zeitungen befüllt. Dort, wo ihr dafür Pauschalen kassieren konntet, habt ihr das getan. Und dort, wo das nicht ging, habt ihr dafür gesorgt, dass wir uns den Zugang zu euren Werken erkauft haben, indem ihr uns, wo ihr nur konntet, eingeredet habt, dass wir eure Werke kennen müssen, um vollwertige Mitglieder der Gesellschaft oder einer ihrer hundert von euch erfundenen Subkulturen zu sein. Ihr habt euch, wo möglich, in die Lehrpläne der Schulen eingenistet, um sicherzustellen, dass wir lernen, eure Werke als kulturelles Erbe der Menschheit zu betrachten (und natürlich habt ihr auch die Gegenkulturen geschaffen, in die wir uns zurückziehen konnten, falls wir das Bedürfnis verspürten, gegen dieses Erbe zu rebellieren). Da, wo ihr uns eure Waren umsonst geben konntet, weil andere — eure Werbekunden — euch dafür bezahlt haben, habt ihr das gerne und ausgiebig getan. Es passte ja perfekt in den großen Plan, euch so tief in unser Leben einzugraben, dass wir Löcher empfinden würden, wenn eure Werke, eure Waren, plötzlich nicht mehr da wären. Einige von euch haben eine Industrie daraus gemacht, und andere haben sich in den Dienst dieser Industrie gestellt (dass ihr dabei neben viel Zuckerwatte und prätentiösem Schwachsinn auch viel Großartiges geschaffen habt, ist das eigentliche Wunder). Von der Wiege bis ins Grab kolonisiert ihr unser kollektives kulturelles Unterbewusstsein, besetzt jede Erinnerung mit einem Lied, jeden Lebensentwurf mit einer Filmheldin, einer Comicfigur, dem Protagonisten eines Romans.

Und dann wundert ihr euch ernsthaft darüber, dass die Leute, in deren Köpfe ihr diesen stetigen Strom eurer Inhalte pumpt, auf die merkwürdige Idee kommen, diese Inhalte gehörten irgendwie auch ihnen? Ihr wundert euch, dass sie diese Inhalte über das Internet teilen, tauschen, wie sie es vorher durch das Verleihen von physischen Datenträgern getan haben? Ihr wundert euch, dass es Menschen gibt, die euer Geschäftsmodell übernehmen (oder verbessern) und sich dazu ohne groß zu fragen bei euren Inhalten bedienen?

Zweitens, wo wir beim Geld sind: Ich habe nichts dagegen, dass ihr — Künstler und Kunsthändler — Geld verdienen wollt. Ich kenne überhaupt niemanden, der etwas dagegen hat, dass ihr Geld verdienen wollt. Ich verdiene selbst manchmal Geld mit dem, was ich schreibe. Und ich muss zugeben, ich kann nachvollziehen, warum ihr das Geldverdienen reizvoll findet. Trotzdem schreibe ich meistens umsonst, einfach, weil ich schreiben will — und damit bin ich einer von Millionen, die umsonst komponieren, malen, dichten, filmen, und die ihr Geld auf ganz althergebrachte Art und Weise verdienen: Indem sie dafür arbeiten. Wenn ich das erzähle, höre ich oft: „Ja, du hast leicht reden, du hast eine Stelle auf Lebenszeit, du musst nie darüber nachdenken, wovon du nächsten Monat deine Miete bezahlen musst. Aber wir, wir müssen vom Schreiben, vom Singen, vom Filmemachen leben“. Aber tatsächlich „müsst“ ihr das nur, weil ihr entschieden habt, es zu müssen. Die Netzwerkadministratorin, der Straßenbahnfahrer, die Unternehmensberaterin, der Werbetexter und der Professor müssen ja auch von etwas leben, und darum arbeiten sie vierzig bis sechzig Stunden die Woche für ihren Lebensunterhalt, und dann setzen sie sich hin und komponieren, schreiben, schauspielern, spielen Bass. Ihr wollt das auch? Was hindert euch daran, außer einem tief verwurzelten Glauben, dass jede eurer Ideen bares Geld wert ist?

Und dann sind da natürlich noch diejenigen, die nicht deshalb kreativ sind, weil sie Geld dafür bekommen oder weil sie nach einer harten Arbeitswoche einen Ausgleich brauchen, sondern, weil sie es wirklich müssen. Weil sie einen inneren Drang dazu verspüren, der so stark ist, dass sie ein Leben unter der Armutsgrenze in Kauf nehmen um zu singen, zu malen, oder sich die Nächte um die Ohren schlagen, um Nachrichten aus Ländern zu sammeln, von denen die hundert Handelsblatthandlanger noch nie gehört haben. Die müssen auch essen und schlafen und irgendwie am öffentlichen Leben teilhaben, und wenn sie jemand für das bezahlt, was sie tun, dann bedeutet ihnen das Geld auf ihrem Konto genauso viel wie euch. Aber wenn sie nicht von ihren Ideen und ihrem Idealismus leben können, fragen sie sich keine Sekunde, wozu diese Ideen und dieser Idealismus denn dann gut sein sollen — sie sind innere Notwendigkeit.

Ich gönne es euch, wenn ihr von euren Liedern, Texten und Bildern leben könnt, und wenn ihr gut davon leben könnt. Ich kenne viele von euch, einige meiner besten Freunde sind Ihr. Ich freue mich, wenn ihr genug Geld habt, um sorgen- und ablenkungsfrei schöpferisch tätig zu sein. Ich freue mich über jede aufwändig recherchierte Reportage, jedes gründlich vorbereitete Interview, jedes hochwertig und mit viel Zeit und Mühe produzierte Album oder Theaterstück. Aber wenn ihr glaubt, dass dafür irgendjemand verantwortlich ist, außer euch selbst, dann lebt ihr in einer Traumwelt. Wenn ihr glaubt, dass eure Werke unverzichtbarer sind als andere, weil sie teurer bezahlt werden, dann irrt ihr euch. Wenn ihr glaubt, dass alle GEZ-finanzierten Tatort-Drehbücher dieser Welt auch nur ein Hundertstel soviel Wert sind, wie die amateurhafte Wikipedia, oder dass monatliche Schecks von der GEMA etwas mit Rock ‘n’ Roll zu tun haben, oder dass ein Vorstandsposten in der Contentindustrie euch zu „Kreativen“ macht, dann ist das ziemlich durchgeknallt. Wenn ihr glaubt, dass es ohne euch keine Kreativität, keine schöpferische Tätigkeit, keinen Kunstgenuss gäbe, dann ist das befremdlich ahistorisch. Und wenn ihr glaubt, dass der Schutz eurer Werke es rechtfertigt, das Internet — das Internet! — zu überwachen oder Abmahnanwälte auf Leute zu hetzen, denen es finanziell sicher schlechter geht als euch, weil die ein Lied oder einen Film (oder auch tausend Lieder oder tausend Filme) aus dem Internet heruntergeladen haben ohne dafür zu bezahlen, dann seid ihr wahnsinnig. Dann würde ich lieber ohne eure Kreationen leben, ganz egal, wie sehr sie ein Teil meines Lebens sind, als eure Illusionen auch nur mit einem weiteren Euro zu finanzieren.

Drittens: Wenn ihr mal ein paar Sätze lang nicht vom Geld redet, dann redet ihr vom „geistigen Eigentum“. Natürlich nur, um dann gleich wieder auf das Geld zu sprechen zu kommen, das ihr für euer geistiges Eigentum (oder das geistige Eigentum derer, denen ihr es weggenommen habt) haben wollt. Und es wird euch wundern: Auch ich glaube an geistiges Eigentum. Aber es ist eben geistiges Eigentum. Das Wort „Eigentum“ ist hier  metaphorisch zu verstehen, und wenn ihr ständig zwischen der Ebene des metaphorischen Eigentums und der Ebene der ganz und gar nicht-metaphorischer Monetarisierung desselben hin und her springt, wundert es mich nicht mehr, dass ihr so verwirrt seid.

Mit metaphorischem Eigentum kann man nur metaphorisch Handel betreiben — man kann es nicht für echtes Geld kaufen oder verkaufen, sondern nur für metaphorische Entlohnung in Form von Anerkennung und Interesse oder im metaphorischen Tausch für das metaphorische Eigentum anderer (man nennt das dann „Gespräch“). Man kann auch keine physische Verfügungsgewalt über metaphorisches Eigentum ausüben. Das geht nur, solange ihr euer geistiges Eigentum in euren Köpfen aufbewahrt, denn die, das habt ihr ja sehr schön erkannt, gehören euch — und zwar wörtlich, und nicht nur metaphorisch. Aber wenn die Inhalte einmal in der Welt sind, sind sie in der Welt, und keine Netzüberwachung, kein Digital-Rights-Management und keine Netzsperre wird daran etwas ändern. Ihr könnt für ein metaphorisches Eigentumsmodell kämpfen, in dem euer Name mit eurer Idee verknüpft bleibt — ich wäre dafür, aus Eitelkeit und weil es einfach praktisch ist, zu wissen, wer etwas Bestimmtes gesagt, gesungen oder gemalt hat. Eine Eigentumsmetapher also, die Ideen nicht als Waren sieht, sondern eher als ein für die Allgemeinheit geöffnetes Grundstück, an dessen Eingang euer Name steht. Aber das war’s dann auch. Verkaufen könnt ihr, ob es euch passt, oder nicht, nur physische Manifestationen eurer Ideen — in Öl auf Leinwand, als Druckerschwärze auf Papier, oder als eine bestimmte Konfiguration von Nullen und Einsen. Und jede dieser Manifestationen hat bei Herstellung und Vertrieb ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten, und wenn ihr die ignoriert, kommen Apple und Amazon und zeigen euch, wie ihr es eigentlich hättet machen können, und dann ist das Geschrei groß. Das Geschrei der Verkäufer, die nun nicht mehr benötigt werden, ist dabei nachvollziehbar — Kapitalismus wäre eben viel schöner ohne diesen lästigen freien Markt, auf dem man gegen Mitbewerber verlieren kann, von denen man sich gar nicht bedroht gefühlt hatte. Warum die Künstler schreien, wissen vermutlich nicht einmal sie selbst — warum sie lieber 95 Prozent des Verkaufspreises für ihre Lieder und Texte an Plattenfirmen und Verlage abführen als 30 Prozent an Apple oder Amazon, lässt sich wohl nur unter Zuhilfenahme sehr irrationaler Zahlen wirklich verstehen.

Der Verkauf von Dateien hat seine Tücken, ohne Frage. Die Produktionsmittel für Dateien stehen in jedem Kinderzimmer, und Rohstoffe benötigt die Herstellung auch nicht. Aber daran lässt sich auf demokratischem Wege nichts mehr ändern. Was Daten angeht, leben wir in einer Post-Scarcity-Welt. Niemand muss seine Dateien deshalb bei euch kaufen. Dass euch das nicht gefällt, ist irgendwie nachvollziehbar, aber an der Tatsache ändert es nichts. Ihr müsst — müsst, da könnt ihr euch auf den Kopf stellen — eure Kunden davon überzeugen, die Dateien freiwillig bei euch zu kaufen. Das macht man, indem man den Verkauf bequem und sicher gestaltet und vernünftige Preise verlangt. Und das macht man, in dem man extrem nett zu seinen Kunden ist ist, nicht, indem man sie permanent unter Generalverdacht stellt, beschimpft und abzockt.

 

[Nachtrag (8:15): Peinliche Rechtschreibfehler korrigiert und von der Blogsoftware verschluckten zweiten Absatz wieder hergestellt. (11:11) Die übrigen peinlichen Rechtschreibfehler korrigiert, über die Kommaregeln bei erweiterten Infinitiven den Kopf geschüttelt und ein paar Sätze umgestellt.]

 

[Nachtrag für die völlig merkbefreiten unter den „Bitte-nicht-in-diesem-Tonfall“-Trolle (15:30):

Diese Passage…

Liebe Schreiberinnen und Schreiber offener Briefe, liebe an der Nadel des Staates hängenden Subventionsjunkies, liebe Leibeigene der Contentindustrie, liebe schlipstragenden Verwalter und Verkäufer kultureller „Güter“

…ist eine Reaktion auf die in dieser Passage zusammengetragenen, produktiven und nachdenklichen Gesprächsangebote, die ich jetzt Mal — Googeln könnt ihr ja offensichtlich nicht — für euch verlinkt habe, damit ihr seht, wer hier pubertär herumpöbelt:

Und die Bringschuld für eine solche Antwort seht ihr ja ganz offensichtlich bei uns, der „Netzgemeinde“, den „Piraten“, den „Grünen“ (wie zum Teufel auch immer die auf eure schwarze Liste geraten sind), der „Linken“ [Quelle: Brief der Tatortautoren, Zeile 1] und all den anderen Lobbyisten toxischer Kräfte [Quelle: Frank A. Meyer für Cicero], den in Lebenslügen [Quelle: Brief der Tatortautoren, Zeile 8] gefangenen Demagogen [Quelle: Brief der Tatortautoren, Zeile 14 und 18] der Kostenloskultur, den von Google alimentierten [Quelle: Brief der Tatortautoren, Zeile 30] instant satisfaction suchenden Wichsern [Quelle: Volker Schlöndorff für das Handelsblatt] und den Künstlern ins Gesicht pinkelnden [Quelle: Sven Regener] Parteien der Diebe [Quelle: Hans-Hermann Tiedje für das Handelsblatt], die wir uns weigern, unser nutzloses Dasein sinnvoll zu entwickeln [Quelle: Hans-Hermann Tiedje für das Handelsblatt].

Ja?]

© 2012 Anatol Stefanowitsch, CC-BY 3.0

 

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Nach Umwegen über Politologie und Volkswirtschaftslehre habe ich Englische Sprachwissenschaft und Sprachlehrforschung an der Universität Hamburg studiert und danach an der Rice University in Houston, Texas in Allgemeiner Sprachwissenschaft promoviert. Von 2002 bis 2010 war ich Professor für Englische Sprachwissenschaft an der Universität Bremen, im August 2010 habe ich einen Ruf auf eine Professur für anglistische Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg angenommen. Mein wichtigstes Forschungsgebiet ist die korpuslinguistische Untersuchung der Grammatik des Englischen und Deutschen aus der Perspektive der Konstruktionsgrammatik.

154 Kommentare

  1. Danke!

    Erst den Kapitalismus verteidigen, dann auf das neuerdings massenhaft verbreitete Eigentum an Produktionsmitteln zu sprechen kommen! Sauberer Ansatz!

  2. Vielen Dank

    Ein ausgezeichneter Text, für den ich mich als Pirat aus vollstem Herzen bedanken möchte. Insbesondere gefällt mir die Hervorhebung des metaphorischen Aspektes des Begriffes “geistiges Eigentum” sehr gut, da es den konzeptuellen Unterschied zu physischem Eigentum verdeutlicht, ohne Ersterem jedoch die Existenz abzusprechen. Ich gedenke diese Ausdrucksweise zu übernehmen und “Handelsblatthandlanger” gehört ab sofort zu meinen Lieblingskomposita.

  3. Genial

    Deinem Text ist nicht hinzuzufügen, er ist einfach genial. Aber er wird wohl leider nicht von Content-Göttern in ihrem Elfenbeintrum rezipiert werden.

  4. Welch ein unglaublicher Käse!

    Da stimmt ja aber auch gar nichts dran – über den Duktus kann man unter künstlerischen Aspekten streiten, aber inhaltlich ist das offensichtlich von Sachargumenten frei und beschränkt sich auf Ideologie.
    Erstens Zum einen ist es nicht so, dass jedes “Werk” mit Einverständnis oder durch den Werkerzeuger selbst in den öffentlichen Raum gestellt wurden. Zum anderen sind seit Jahrhunderten Werke im öffentlichen Raum, ohne dass bislang auch nur entfernt bestritten wurde, dass der Erzeuger des Werkes das Recht hat zu entscheiden, unter welchen Bedingungen ein anderer das Werk benutzen darf. Das ist mit dem Internet nicht außer Kraft gesetzt werden.
    Zweitens: Dass der Autor oben das Recht hat, auf Geld für sein Werk zu verzichten, nimmt noch nicht anderen Menschen das Recht, auf Geld dafür zu bestehen. Warum sollte dieses Recht weniger wert sein?
    Drittens: Genau das Gegenteil ist Tatsache. Beginnend bei wertvollen Marken, die von Unternehmen bilanziert (und ggf. versteuert) werden müssen bis hin zum Buch auf dem Ladentisch oder dem Bild in der Kunstausstellung werden Werte durch Geld ausgedrückt. Das kann “0” sein, aber das ist ein Grenzfall. Niemals aber wird ein “metaphorischer” Wert gebildet – Eulenspiegel zahlte zwar mal mit dem Klang des Geldes, er erhielt dafür aber auch nur den Duft des Essens.

  5. Lieber A. S.,

    solch eine Hasstirade auf Leute, die Ihnen “egal” sind, noch “egaler” als irgendwas?

    Da fällt mir gleicher als gleich der Satz ein: An ihrer Sprache sollt ihr sie erkennen.
    Ihre Argumentation, I’m sorry to say so, zeugt von Unkenntnis der tatsächlichen Verhältnisse am Markt. Das Speien von Gift und Galle wirkt nicht sehr glaubwürdig, wenn es aus dem akademischen Elfenbeinturm kommt.

    Ich habe die Blogeinträge gelesen, in denen versucht wurde, Regener zu widerlegen. Nicht einer konnte mich auch nur ansatzweise überzeugen.
    Versuchen Sie doch einmal, vom Verkauf Ihrer Texte via Apple und Amazon zu leben, statt sich von den Steuergeldern der BRD bezahlen zu lassen.

    Dann können Sie mitreden.

    Ganz abgesehen davon, dass es auch damit Essig wäre, wenn sich das von den Piraten propagierte Recht auf Privatkopie durchsetzen würde.

  6. Dem Beamten ist’s wohl…

    Lieber Herr Prof. Dr. Stefanowitsch – SIE als Beamter wollen MICH als Autor dazu auffordern, ich solle doch gefälligst mein Geld als Straßenbahnfahrer verdienen, wenn ich denn schreiben will? Geht’s noch?
    Ich nehme zu Ihren Gunsten an, dass auch Sie den inneren Drang zum Schaffen und Lehren verspüren. Vorschlag: Sobald Sie bereit sind, auf die Entlohnung samt Pensionsanspruch für Ihre beamtete Tätigkeit zu verzichten, die durch MEINE durch freiberufliches Schreiben erwirtschafteten Steuergelder finanziert wird, lasse ich mich mit Ihnen auf einen Diskurs ein über die Notwendigkeit, für die Nutzung künstlerischer Werke oder wissenschaftlicher Leistungen einen Obolus zu entrichten.
    Bis dahin halte ich Ihre Einlassungen für eine ziemlich freche Heuchelei, die wohl dem benebelten Blick aus dem akademischen Elfenbeinturm geschuldet ist.

  7. This.

    100% Zustimmung. Aber wundert es wen, dass der offene Brief der Tatort-Schreiberlinge so wirr war? Die haben schließlich noch nicht viele gute Dialoge hingekriegt…

  8. Straßenbahnfahrer oder Professoren können sich im Privaten also auch kreativ betätigen. Das sind ja heiße News! Ich frage mich allerdings, wann die letzte gutrecherchierte Reportage eines hauptberuflichen Straßenbahnfahrers oder Professors ausgestrahlt wurde. Klären Sie mich auf!

  9. Beschluss der Piraten zum Urheberrecht

    http://wiki.piratenpartei.de/…ssungBPT2011-2.pdf
    o.g. Antragstext wurde auf dem BPT 2011 in Offenbach beschlossen. Titel des Antrags: Reform des Urheberrechts – Stärkung der Interessen von Urhebern und Allgemeinheit

  10. Finanzindustrie abschaffen

    Es gibt ja Leute, die sich gerne beruflich mit Geld beschäftigen. Ich finde das ungehörig, dass die sich den ganzen Tag mit etwas beschäftigen können, was andere in Ihrer kostbaren Freizeit erledigen wollen oder müssen. Und dann werden die auch noch dafür bezahlt, und haben nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei. Mehr noch, die denken, sie hätten sogar ein Recht darauf, für Ihre “Finanzdienstleistungen” bezahlt zu werden…. (Ich denke, dieses willkürliche Beispiel ließe sich für so ziemlich jede Branche durchdeklinieren. Wieso soll es nicht erlaubt sein, für “Content-Erzeugung und -Distribution” Geld verlangen zu dürfen, für andere Dienstleistungen aber schon? Ihre Pfründe verteidigt auch jede Branche (um im Beispiel zu bleiben, erinnere ich an Widerstand gegen die Tobin-Steuer von seiten der Finanzindustrie). Das ist nicht schön, weil nicht von hehrem Uneigennutz beflügelt, aber das ist keine schlechte Qualität, die ausschließlich der Content-Industrie eigen wäre…

  11. @wastl
    Sorry, auch das sind hohle, wohlfeile Worte, die verschleiern sollen, dass die Interesse der Kreativen mit der Basisideologie der Piraten bisher nicht vereinbar sind. Ihr habt ja noch nicht mal eine diskutable Position zur Kulturflatrate. Macht eure Hausaufgaben, statt euch an Wahlergebnissen zu berauschen, die mit euren Inhalten nichts zu tun haben.

  12. Es kommt auf das Medium an

    “Ich frage mich allerdings, wann die letzte gutrecherchierte Reportage eines hauptberuflichen Straßenbahnfahrers oder Professors ausgestrahlt wurde. Klären Sie mich auf!”

    Du scheinst das Prinzip der neuen Medien nicht verstanden haben. Solche Texte landen nicht in den alten Medien wie Zeitungen oder Fernsehen, sondern in Facebook, Twitter, Blogs. Und gute Texte werden weiterverbreitet und von vielen gelesen.
    Die neuen Medien geben die Möglichkeit neuer Geschäftsmodelle.

    Oder aber man wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die neuen Medien und versucht alte Konzepte auf die neuen Medien anzuwenden. Bsp. Opernsänger zu verklagen, weil sie eine Kritik, die sie selbst betrifft, veröffentlicht haben.

  13. Eigentlich schade, dass die hier angeschriebene Personengruppe diesen Text niemals lesen wird, weil ihnen das Internet als Lebensraum nicht gewahr wird.

  14. @Holger Ehling

    Lieber Herr Ehling, entschuldigen Sie vielmals, da habe ich mich vielleicht missverständlich ausgedrückt (obwohl ich nicht wüsste, wo): Es interessiert mich nicht die Bohne, wo und wie Sie Ihr Geld verdienen. Es ist Ihr Problem, und nur Ihr Problem.

    Wenn Sie neidisch auf meine beamtete Tätigkeit sind, komme ich auf meinen Vorschlag zurück: Werden Sie doch auch einfach Beamter! Was hat Sie daran gehindert? Wer hat Sie mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen, von Ihren Texten leben zu wollen?

    Und über mein von Ihren freiberuflich erwirtschafteten Steuergelder finanziertes Gehalt sprechen wir, wenn Sie den Universitäten Göttingen und Mainz die Kosten Ihres Studiums erstattet haben. Oder ist die Finanzierung durch Steuermittel nur dann schlecht, wenn es um andere geht? Das wäre in der Tat eine ziemlich freche Heuchelei.

  15. @Holger Ehling

    Ich kenne Ihn nicht. Wie kann Er dann Künstler sein?
    Er verdient also Geld mit denken. Und hat noch nie etwas gedacht, was eines andern geistiges Eigentum ist? Seine Gedanken entstanden alle aus sich selbst heraus? Keine Beeinflussung eines Andern Künstlers fand statt? Und wenn doch hat Er diesen dafür bezahlt oder wenigstens gedankt?

  16. Zu “Zweitens”

    Zu “Zweitens”: Respekt allen, die nach einer 60 Stunden Woche noch die Energie haben kreativ zu sein und “geistiges Eigentum” “produzieren”. Wenn Du mal ernsthaft z.B. ein Musikalbum versucht hast zu machen, wüsstest Du, dass dies sehr viel Zeit und Kraft benötigt. Etwas zu kritisieren, von dem man keine Ahnung hat macht Dich unglaubwürdig.
    Wenn all die Filmemacher, Schriftsteller, Musiker, etc. , die Du konsumierst – ich gehe einfach davon aus, dass Du noch kulturinteressiert bist, wozu sonst dieses Pamphlet? – ab morgen nur noch nach Feierabend “geistiges Eigentum” “produzieren” würden, dann wird es dunkel. In so einer Gesellschaft möchte ich nicht leben. Denk doch mal nach!

    Des Weiteren kaust Du in deinem Text das schon Gesagte der sog.”Netzgemeinde” zum abertausenden Mal unreflektiert durch.

    So, ich geh jetzt mal mein Buch lesen, für das ich krasserweise sogar bezahlt habe:)

    Schöne Ostern, Hase

  17. Im letzten Wort…

    …muss es m.E. “abzockt” heissen, nicht “abzuzockt”. (Oh, jetzt hab ich mich wohl der Kostenloskultur schuldig gemacht… 😉 )

  18. Bohnen

    Lieber Herr Professor – es freut mich, dass es Sie nicht interessiert, wie ich mein Geld verdiene.
    Ich neide Ihnen auch nicht Ihren Beamtenstatus. Aber ich finde es perfide, wenn Sie aus dieser wohl abgesicherten Position mit Ihrem Geschreibsel darauf abzielen, mich meiner Lebensgrundlage zu berauben.

  19. Ja, aber!

    Guten Tag,
    und schonmal Danke für den “durchwachsenen” aber inhaltlich guten und richtigen Artikel. Allerdings ist der Gefühlsausbruch am Anfang ziemlich unpassend. Hier werden unnötiger Weise Gräben gezogen und Grenzen geschaffen die wir eigentlich versuchen abzubauen und eine gesamtgesellschaftliche Diskussion zu führen. Auch wenn sich das gegen Ende des Artikels legt und dann alles doch rund wirkt sollten sie beim nächsten Gefühlsausbruch an meine Worte denken! 😉

    2 Fagen:
    1) Man erschaffe ein alleinstehendes total tolles Werk. Aus Gründen erlangt es ungerechter Weise keinen Weltruhm und der Künstler stirbt verarmt (viel später). Aber jemand anderes bemerkte dieses Werk zuvor, beseitigte die Erfolgshemmnisse, setzt seinen Otto drunter, veröffentlich ein Werk das zu 99,9% nicht seine Leistung ist unter seinem Namen und hat Erfolg. (Ich glaube das trifft grade ziemlich genau auf Apple und MS zu.. aber egal). Das ist doch unrecht, oder? Das muss man bekämpfen bzw. in einer Umstrukturierung/Abschaffung des Urheberrechts bedenken und auch gleich mit lösen. Derzeit kommt mir nur eine Indizierung aller Inhalte in den Sinn. Was aber Unsinnist.

    2) Wie soll die Authentizität eines Werkes bestimmt werden? Gedankenexperiment: Ihren Text wird genommen, gezielt gekürzt und in verfälschenden Kontext gesetzt. Oder ihren Text nehmen und Teile davon ohne Eigenleistung unter eigener Feder Veröffentlichen?

    (Auch wenn beide sehr ähnlich klingen, 1. bezieht sich mehr auf die physikalische Welt und 2. auf die informative, immaterielle)

    Gruß
    Robert

    PS: Letztes Wort: “abzuzockt”

  20. “über die Kommaregeln bei erweiterten Infinitiven den Kopf geschüttelt”

    Alte Rechtschreibung?

    Dann muss da auch noch eins hin:
    “gekrochen seid um lauthals das Lied”

    [Nein, neue Rechtschreibung unter voller Ausschöpfung der „Kann“-Bestimmungen. Wozu sollen die gut sein, wenn nicht dazu, sie frei nach Laune anzuwenden? — A.S.]

  21. Rebecca,

    Du scheinst das Prinzip der neuen Medien nicht verstanden haben. Solche Texte landen nicht in den alten Medien wie Zeitungen oder Fernsehen, sondern in Facebook, Twitter, Blogs. Und gute Texte werden weiterverbreitet und von vielen gelesen.

    Die neuen Medien geben die Möglichkeit neuer Geschäftsmodelle.

    Duh, guess what, ich habe auch schon von Facebook, Twitter und der Blogosphäre gehört! Nur weil ich das Wort ausgestrahlt benutzt habe, heißt das nicht, dass das Fernsehen für mich die einzig legitime Informationsquelle ist. Ersetzen wir also der Deutlichkeit halber ausgestrahlt durch veröffentlicht und ich freue mich über Links zu gutrecherchierten Reportagen hauptberuflicher Straßenbahnfahrer. Und mit Reportage meine ich nicht einen halbseitigen Blogeintrag, den kann jeder in seiner Freizeit verfassen, wenn er dazu Lust hat.

  22. Leibeigene

    Herr Stefanowitsch, sind Sei nicht selbst Leibeigener der Content-Industrie? Im Impressum der Scilogs findet sich ein Copyright-Zeichen und der Hinweis: “© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, D-69126 Heidelberg.
    Kein Teil unserer Internetseiten und Zeitschriften darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder in eine von Datenverarbeitungsmaschinen verwendbare Form oder Sprache übertragen oder übersetzt werden. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Bücher übernehmen die Redaktionen keine Haftung; sie behalten sich vor, Leserbriefe zu kürzen.”
    Welchen Nutzen hatte es für Sie, sich in die Arme dieser verabscheuten Industrie zu begegeben, statt Ihr altes Bremer Sprachlog weiter zu betreiben?

    [Der Spektrum-Verlag hat (bis auf eine per Handschlag geschlosse Abmachung unter Ehrenleuten) nicht einmal eine Lizenz für die Verbreitung der Blogtexte, geschweige denn das Copyright (was auch immer das in einem deutschen Rechtskontext heißen soll). Sämtliche im deutschen Urhebergesetz vorgesehenen Rechte, inklusive aller Nutzungsrechte, liegen ausschließlich bei mir (außer dort, wo ich das per CC-Lizenz anders regle). Dafür erhalte ich allerdings auch weder ein Honorar für die hier erscheinenden Texte, noch bin ich in irgendeiner Form an den Werbeeinahmen beteiligt. Der Nutzen für mich ist klar: Ich blogge bei der besten Wissenschaftsblogplattform Europas. — A.S.]

  23. Sehr einseitig

    Ein kleiner Denkanstoß für die, die tatsächlich glauben, die Kulturproduktion würde genauso gut funktionieren, wenn sie nur in der Freizeit stattfände: Glaubt jemand tatsächlich daran, es gäbe so viele Bände von “Harry Potter”, wenn der erste Band nicht so ein Erfolg gewesen wäre und J.K. Rowling gezwungen gewesen wäre, wieder als Lehrerin zu arbeiten? Glaubt jemand, es gäbe 8 Bände von “Dark Tower”, wenn Stephen King damit kein Geld verdient hätte und nur in seiner Freizeit schreiben könnte?
    Oder man nehme mal andere Medien. Filme zu machen kostet viel Geld, auch weil Beleuchter, Kameramänner, Maskenbildner, Kulissenbauer usw. alle gerne was essen wollen. Selbst kleine Independent-Filme brauchen oft gerne sechsstellige Budgets.
    In Computerspielen steckt viel Arbeit von Grafikern, Musikern, Programmierern drin, die auch alle gerne von etwas leben wollen. (Klar kann man auch in der Freizeit Computerspiele machen. Aber wenn die halbwegs professionell sein sollen, dann dauert das auch ewig oder klappt nie – man denke mal an das Fan-Adventure “Indiana Jones and the Fountain of Youth”, was seit 12 Jahren in Arbeit ist.)

    Und ich finde es echt nicht zu viel verlangt, wenn die Leute, die diese Werke konsumieren, auch ein wenig darüber nachdenken, ob ihnen die Unterhaltung, die sie daraus gewinnen, nicht auch etwas wert sein sollte. So zu tun, als wären die Leute, mit deren Werken ihr so gerne eure Zeit verbringt, alle bloß Schmarotzer, ist einfach nur widerlich.

    @Rebecca: Es gibt keine neuen Geschäftsmodelle im Netz, es gibt nur neue Verbreitungswege. Klar, nicht alle Geschäftsmodelle, die in den alten Medien funktioniert haben, funktionieren auch in den neuen, aber ich habe noch kein wirklich neues Geschäftsmodell im Internet gesehen, welches tragfähig war.
    Das große Problem ist: Das ganze Gerede, dass die Werke von Urhebern kein Geld wert wären, macht die Erwähnung von Geschäftsmodellen hinfällig. Wie kann man jemandem gleichzeitig sagen: “Probiere neue Geschäftsmodelle” und “Dein Zeug ist kein Geld wert”?

  24. Geht in die falsche Richtung

    Zwei Prämissen:

    1. Die Technik, die uns ermöglicht, Musik, Filme, usw. zu digitalisieren, zu kopieren und zu tauschen, lässt sich weder rückgängig machen, noch verbieten. Wir müssen mit ihr weiterarbeiten.

    2. Künstler (und nicht Kunsthändler) sollen von ihrer Arbeit zumindest leben können (und Arbeit ist es).

    Es ist kein Verbrechen, von seiner Kunst leben zu wollen. Mag sein, dass man nach Feierabend ein Buch schreiben kann, oder sich mit Kumpels zum Musikmachen trifft. Aber wenn man auf Tour gehen will, große Reportagen schreiben will, einen Film produzieren will, etc., dann benötigt man dafür Zeit, viel Zeit. Die sollten nicht nur privilegierte Menschen besitzen, die neben dem Geldverdienen noch genügend Freiraum dafür besitzen. Kunst und Kultur sind uns wichtig, und damit wert, auch bezahlt zu werden. Nicht nur, damit solche Projekte realisiert werden können, sondern auch als Zeichen der Wertschätzung.

    Der Text geht in die falsche Richtung, weil er die Vorstellung von Vergütung für Kunst von vornherein aufgibt. Das die alten Geschäftsmodelle grundlegend überdacht bzw. neue gefunden werden müssen, ist uns allen klar, aber dem Autor fehlt der visionäre Blick für eine Gesellschaft, die anders als heute mit ihren Künstlern umgeht. Das muss keine Umsonstkultur sein, wie sie dieser Text trotz anfänglicher Verneinung leider dennoch beschwört. Der ganze Ton dabei ist überaus unglücklich gewählt, da er die Debatte einfach nicht voranbringt. Weniger Ideologie und Ressentiment bitte, mehr funktionsfähige Ideen.

  25. Öffentliche Güter

    Ich finde die Bemerkungen zum metaphorischen “geistigen Eigentum” oben treffend und wichtig. Es gibt elementare Unterschiede zwischen materiellem und “geistigem” Eigentum, die der Begriff immer wieder verwischt, was ihn zu einem zutiefst propagandistischen Begriff macht.

    Mein “Eigentum” an einem Auto, das abgeschlossen in meiner Garage steht, bedeutet, dass ich damit machen kann, was ich will, und andere die Finger davon zu lassen haben. Jetzt übertragen wir das auf ein geistiges Erzeugnis. Mein Eigentum an einem von mir geschriebenen Roman, der abgeschlossen in meiner Schreibtischschublade liegt, bedeutet, dass ich damit machen kann, was ich will, und andere die Finger davon zu lassen haben.

    Sehen Sie? Wenn Sie den Eigentumsbegriff eins zu eins übertragen wollen, können Sie das ohne Weiteres tun, und werden sehen, dass Ihr geistiges Eigentum in diesem Sinn überhaupt nicht bedroht ist. Der entscheidende Unterschied ist doch, dass Sie unbedingt wollen, dass Ihr Roman ein öffentliches Gut wird, und wenn Sie daran verdienen wollen, sogar darauf angewiesen sind, dass das geschieht, im Unterschied zu dem, was Sie sich für Ihr Auto wünschen.

    Wenn Sie also Ihren Roman für sich behalten wollen, nichts leichter als das. Da gibt es überhaupt keinen Konflikt. Sie wollen aber etwas von der Öffentlichkeit. Sie wollen sehr viel Aufmerksamkeit. Sie wollen, dass eine möglichst vielstellige Anzahl von Menschen eine vielstellige Anzahl von Stunden in das investiert, was Sie sich ausgedacht haben, und Sie wollen von diesen Menschen Anerkennung. Sie wollen eine ganze Menge, und sie können sehr dankbar sein, wenn Sie das alles auch bekommen. Und jetzt knallen Sie all diesen Menschen, die sich freiwillig dafür entscheiden, aus einem scheiternden bzw. gescheiterten einen anerkannten Autor zu machen, entgegen: “Mein Kopf gehört mir”?

    Ein Werk, das rezipiert wird, ist in diesem Maß ein öffentliches Gut. Sie können es nicht zu einem öffentlichen Gut machen und gleichzeitig eine Verfügungsgewalt und Kontrolle darüber beanspruchen, wie Sie sie über das Auto in der Garage haben, das kein öffentliches Gut ist. Der propagandistische Begriff geistigen Eigentums zerbricht bei genauer Betrachtung in seine Einzelteile, weil seine zwei Kernforderungen – Öffentlichkeit und Exklusivität – einander ausschließen.

    Dass seine Propagandisten es schaffen, diese Widersprüchlichkeit zu ignorieren, liegt wohl nicht zuletzt an der verzweifelten Illusion, die geschätzten Leser und die verachteten Raubkopierer seien sauber getrennt existierende gesellschaftliche Gruppen. Wenn das so wäre, könnte man ja wirklich beides haben – die Öffentlichkeit der (fiktiven, weil Rezeption etwas Aktives ist) Nur-Konsumenten und die Exklusivität zur Abwehr der “Raubkopierer”. Aber natürlich ist es nicht so, denn Kopieren tut man ja nicht aus einer dämonischen Besessenheit heraus, sondern aus Interesse am Werk; der gemeine “Raubkopierer” gehört mithin zum Publikum, das dem Werk überhaupt eine Geltung verleiht. Aber ich glaube, dieses Missverständnis wird sich von selbst aufklären, wenn die Publikumsbeschimpfungen zunehmen. Denn mein Bücher- und CD-Regal gehört wirklich mir, und das Geld, das Sie gern von mir hätten, sowieso.

    Der Begriff des geistigen Eigentums krankt übrigens auch daran, dass der damit verbundene Begriff des Diebstahls falsch in die Metapher übertragen wird. Diebstahl geistigen Eigentums wäre, wenn ich das Werk eines anderen als mein eigenes ausgebe. Beim Kopieren stiehlt aber niemand die Urheberschaft. Man stiehlt allenfalls einen kopierten Datensatz, und ein Eigentum an der Gesamtheit der kopierten Datensätze – also z.B. an einem Lagerraum voller CDs – ist nun wieder was völlig anderes als das, worauf der Begriff des “geistigen Eigentums” hinauswill. Wie gesagt, Ihren Lagerraum voller CDs für sich zu behalten, ist überhaupt kein Problem, wenn Sie ihn gut verschließen.

  26. Mensch Anatol…

    …was hast Du denn geraucht? Also ich verstehe ja den einen oder anderen gedanklichen Ansatz, aber so insgesamt ist das einfach kurzgedacht und populistisch. Aber der Pirat wird’s sicher mögen…

    @Rebecca: Ist es nicht völlig Wurscht, auf welchem Weg eine Reportage verbreitet wird? Gut recherchiert sollte sie in jedem Fall sein. Wer soll das bitte nach’m heftigen 8-Stunden-Tag am Band bei Daimler noch hinkriegen. (Womöglich noch mit Familie im Schlepptau.)

    Da liegt übrigens auch das Problem der Argumentation: Wenn man was qualitativ Gutes will, ganz egal was, braucht es Zeit und die notwendige Qualifikation. Deshalb ist es ein Full-Time-Job, ein Unternehmen gut zu leiten, als Bäcker vernünftige essbare Brötchen zu backen, als Mechatroniker Autos so zu reparieren, daß sie nicht gleich nach dem Werkstattbesuch wieder absaufen usw.

    Warum soll das nicht im selben Masse auch für das Programmieren von Software, das Spielen eines Instruments, das Schreiben von Drehbüchern, das Produzieren von Musik oder dergleichen gelten?
    Hat sich mal jemand Gedanken darüber gemacht, wieviel Zeit es erfordert, sich diese Skills draufzudrücken & auch immer parat zu haben?

    Das bringt mich übrigens auch auf den Grund, weshalb die Idee der Selbstvermarktung der Künstler nicht funktionieren kann. Ich kannte mal einen Pianisten, der war begnadet in dem, was er konnte: Klavier spielen. Aber im normalen Leben konnte man froh sein, daß er es schaffte, sich selbständig die Schuhe zuzubinden.
    Es braucht eben für jeden Job Leute, die diesen Job gut können. Sonst kommt doch nichts vernünftiges dabei raus.
    Wenn ich Zahnschmerzen hab’ geh’ ich schliesslich auch nicht zum Kardiologen. Selbst wenn er nach Feierabend noch die Zahnprothese seiner Oma drechselt. Er ist in meinen Augen für den Beruf des Dentisten schlicht nicht ausreichend qualifiziert.

    Ganz abgesehen davon, daß es in kreativen, wie in vielen anderen Berufen auch, manchmal auch technischer Voraussetzungen bedarf, die ihrerseits fett Kohle kosten und deren Herstellung auch Geld kostet und wiederum Arbeitsplätze generiert und, und, und…
    An der Stelle nützt einem der stärkste Drang nach kreativer Entfaltung nix, wenn man nicht wenigstens reiche Eltern oder’n Mäzen hat. (Ja Anatol. DEIN Laptop war jetzt nich so teuer.)
    Als Angestellter muss ich mir darüber nicht den Kopf zzerbrechen. Meine Arbeitsmittel stehen schon da. Als Freelancer muss ich mich um den ganzen Plunder selber kümmern. Und ihn auch selber bezahlen.

    Nur weil man kreative Schöpfungen, wie auch immer sie aussehen, nicht anfassen oder fressen kann, heisst das doch nicht, sie seien nix wert.

    @Anatol: Du schreibst: “…oder Abmahnanwälte auf Leute zu hetzen, denen es finanziell sicher schlechter geht als euch.”
    Woher willst Du das wissen? Du denkst wahrscheinlich auch: “Ahh..Typ sowieso ist im Fernsehen…der hat bestimmt ‘ne Million auf’m Konto.” Alter, mal ernsthaft, die Zeiten sind lange vorbei. 🙂

  27. @ D. Müller

    „Ganz abgesehen davon, dass es auch damit Essig wäre, wenn sich das von den Piraten propagierte Recht auf Privatkopie durchsetzen würde.“

    Das Recht auf die legale Privatkopie existiert bereits. Gemäß § 53 Abs. 1 Satz 1 D-UrhG und geltendem EU-Recht. Einschließlich digitaler Kopie. Seit Jahrzehnten.

    Den Rest hat Dieter Nuhr hübscher formuliert, das muss ich hier sicher nicht zitieren.

  28. Was ist da los?

    Mittlerweile glaube ich ja, Sie sind nicht ganz dicht. Ein Fanatiker sondergleichen…

  29. @Loki

    “2. Künstler (und nicht Kunsthändler) sollen von ihrer Arbeit zumindest leben können (und Arbeit ist es).”

    Wer bestimmt darüber, was man darf und was nicht? Warum soll man vom Kunsthandel nicht leben dürfen, vom Brothandel aber durchaus? Ich finde diese Prämisse unrealistisch. Auch ein Kunsthändler schafft ja einen Mehrwert, in dem er Infrastruktur zur Verfügung stellt, Inhalte bündelt, bewirbt und inszeniert. Die Scilogs sind ein gutes Beispiel dafür 🙂

  30. Hmnaja

    So sympathisch mir der Ansatz, der Zorn und (wie immer) der Stil dieses Artikels ist, so sehr fürchte ich doch, dass ich inhaltlich in vielem widersprechen müsste, wenn es mir nicht genügte, mich an der Verve des Autors zu erfreuen und die sachlichen Ungenauigkeiten als Preis dafür gerne in Kauf zu nehmen.
    Beinahe noch unterhaltsamer sind die giftigen Kommentare der beleidigten Angesprochenen darunter.
    Herr Weber, Herr Müller, Herr Ehling: Um Himmels Willen, wenn Sie dieses Meisterwerk schon kritisieren müssen, warum wählen Sie dafür nicht ein paar der vielen Stellen aus, an denen der Autor wirklich Quatsch geschrieben hat, statt sich an Aspekten abzuarbeiten, mit denen Sie dermaßen Gefahr laufen, sich lächerlich zu machen?

  31. 1. Der nächste Kommentar, der behauptet, dass ich es Kreativen verbieten will, mit ihren Inhalten Geld zu verdienen oder dass die Gesellschaft es den Kreativen irgendwie schuldig ist, für deren Einkommen zu sorgen, wird wegen Wiederholung falscher und uninteressanter Aussagen gelöscht.

    2. Ich habe im letzten Jahr für Inhalte ausgegeben (gerundet):

    215,00 Rundfunkgebühren
    45,00 Öffentliche Bücherhalle
    240,00 Zeitungen und Zeitschriften (Papier)
    20,00 Zeitungsarchive (Online)
    220,00 CDs/MP3s
    60,00 Filme (Videos/DVDs)
    40,00 Filme (Kino)
    180,00 Bücher (Unterhaltung)
    300,00 Bücher (Fachliteratur)

    Macht 1320,00 Euro (es war damit eher ein ausgabenschwaches Jahr). Aber meine Frage ist folgende: 1) Habe ich mit diesem Geld das geistige Eigentum von irgendjemandem erworben? Und 2) wenn nicht, was habe ich dann erworben, und was hat geistiges Eigentum dann mit der Bezahlung von Kreativen zu tun?

  32. Dein Problem

    Diese Argumentationslinie ist großartig:
    Du hat dich entschieden, dass du damit Geld verdienen willst, geht jetzt nicht mehr, ist dein Problem, mach was anderes. Werd doch Beamter wie ich, selbst schuld, wenn es dir nicht so gut geht wie mir.

    Damit kann man eigentlich alle durch wirtschaftliche, gesellschaftliche, politische Entscheidungen und Entwicklungen entstehenden Probleme individualisieren: Wer bei Schlecker arbeitet ist selbst schuld, wer Rückenprobleme hat und nicht mehr im Werk arbeiten kann, ist selbst schuld, wer keine Krankenversicherung hat, ist selbst schuld. Macht doch was anderes ihr Loser, zum Beispiel so was wie ich, mir geht’s gut.

    Das ist analytisch ein wenig unterkomplex und menschlich erbärmlich.

  33. Der Ton macht die Musik

    Die Debatte um geistiges Eigentum ist spannend, sie ist notwendig und sie wird den status quo massiv verändern.

    Das Problem an diesem Beitrag ist der Ton. Leute wie Regener dürfen sich gerne aufregen und auslassen und ahnungslos sein: Sie sind Lobbyisten ihrer selbst und das ist in einer Demokratie okay so.

    Wer sich aber intelligent Gedanken machen will, der sollte sich etwas zurücknehmen und das Große Ganze betrachten: Geistiges Eigentum und alle Regelungen dazu sind ein rein juristisches Konstrukt. Dieses ist genau dann gut, wenn es für die Gesellschaft gut ist, also den gesamtgesellschaftlichen Nutzen maximiert, also eine möglichst umfangreiche Versorgung mit geistigem (“kreativen”) Leistungen zu möglichst niedrigen Preisen sicherstellt. Der beste (vielleicht sogar einzige) Mechanismus, der das leistet ist ein funktionierender Markt. Das juristische Konstrukt hat also die funktionsfähigkeit des Marktes zu garantieren. Die Marktbedingungen haben sich durch Digitalisierung und Vernetzung massiv geändert, ergo muß sich auch das juristische Konstrukt ändern.

    Nun gibt es immer solche, die vom status quo profitieren und solche, die vor Änderungen Angst haben. Wie Herr Regener. Aber diesen Menschen sollte man nicht mit Zorn oder Wut begegnen, sondern den Verängstigten mit liebender Hinführung und den Profiteuren mit harter sachlicher Entschiedenheit.

    Dann kann man die Welt zum Besseren ändern.

  34. Geistiges Eigentum und Kreative

    @A.S.: “Was hat geistiges Eigentum mit Bezahlung von Kreativen zu tun?”:
    Das Konzept des “geistigen Eigentums” bedeutet zunächst einmal nur: Die Entscheidungshoheit über die Verwertungsart eines “Werks” liegt bei der Urheberin oder dem Urheber. Man kann ein Werk verschenken, man kann ein Werk unter CC-/GNU-Lizenz verfügbar machen, man kann ein Werk selbst verkaufen oder man kann ein Werk Dritten zum Verkauf überlassen, und zwar entweder exklusiv oder nicht-exklusiv. Insofern sehe ich auch keinen Widerspruch zum Autobeispiel von Sebastian: Auch als Autobesitzer kann ich entschieden, ob ich mein Auto z.B. kostenlos oder gegen Entgelt verleihen möchte.

    Was Sie erworben haben bei der Auflistung Ihrer Medienausgaben, das sind verschiedene Dinge. Es ist etwas widersprüchlich, dass Sie beim Kauf einer CD ein physisches Produkt und die volle Verfügungsgewalt darüber erworben haben und beim Kauf eines MP3-Downloads nur ein “Nutzungsrecht”, aber keine volle Verfügungsgewalt über die MP3-Datei. Juristische Sachverhalte widersprechen häufig dem Alltagsverstand und es mag durchaus sinnvoll sein, hier mal drüber nachzudenken, wie man so etwas reformieren kann. Aber das betrifft das Kaufvertragsrecht mindestens ebenso sehr wie das Urheberrecht.

    @Muriel: Vielen Dank für Ihre Sorge um mein lächerliches Erscheinungsbild. Aber ist der Ruf erst ruiniert, dann lebt es sich ganz ungeniert 😉

  35. Ah ja, wenn also demnächst mal wieder ein Nachwuchswissenschaftler über die prekären Arbeitsbedingungen klagt, sagen wir ihm auch: selbst schuld, hättest ja beamteter Professor werden können. Oder Straßenbahnfahrer.
    Als Ausgleich könnte so jemand dann nach Betriebsschluss noch ein bisschen Sprachwissenschaft betreiben. Das hätte zudem den großen Vorteil, dass der Staat kein Geld mehr für die Forscher und ihre Kreativität ausgeben müsste.

  36. Zwei Ergänzungen.

    1. Bei der ganzen Debatte stört außerdem, daß immer so getan wird, als sei der status quo die einzige Alternative zu “komplett kostenloser und unvergüteter geistiger Leistung”. Was ein Quatsch. Auch ohne geistiges Eigentum sind Entlohnungskonzepte denkbar, beispielsweise Festanstellungen und Auftragsarbeiten. Ein Riesenschritt in die richtige Richtung wäre allein schon, die Laufzeit des “geistigen Eigentums” von gegenwärtig zwölf Fantastilliarden Jahren auf maximal eine Dekade zu begrenzen.

    Diese schwarz-weiß-Malerei à la: Ändert den status quo und die Künstler sitzen hungernd auf der Straße geht mir auf den Keks.

    2. Was außerdem die Diskussion verwässert ist das romatisierende “Gebt den Künstlern Geld als Zeichen der Wertschätzung”-Argument. Ich habe ja gar nichts dagegen, jemandem als Zeichen der Wertschätzung Geld zu geben, jeder sollte dazu das Recht haben, und nicht nur für Künstler, auch für alle anderen Dienstleister und Produzenten. Aber warum sollte ausgerechnet für Kreativarbeiter eine gesetzliche Pflicht zu finanzieller-Wertschätzung bestehen, für alle anderen aber nicht?
    Natürlich gibt es dafür keinen Grund und das Argument soll nur von der eigentliche Frage ablenken, wie ein besseres (also marktkonformeres) Entlohnungssystem aussehen könnte, indem man gewissermaßen sagt: Laßt doch die armen Künstler mit dem kalten Markt in Frieden (das ist nur was für die Arbeiter, Angestellten und Unternehmer) und laßt uns ihnen das Geld als verpflichtendes “Zeichen der Wertschätzung” zukommen.

  37. STFU

    Das ist ein langer unübersichtlicher Artikel, der keine neuen Überlegungen einbringt sondern im Grunde nur existiert, damit ein bisschen Traffic generiert wird.

    Es zwingt niemand irgendjemanden, die Werke zu konsumieren. Ignoriert die Werke und das ganze Problem verschwindet. Aber die Werkschaffer beschimpfen und betrügen, aber gleichzeitig ihre Werke auf Plattformen, die die Werkschaffer nicht kompensieren konsumieren ist einfach nur eins:

    Schwach.

    Und so sind auch die weinerlichen Argumente.

    Nix als stinkende Luft.

  38. Steuergelder für Anglistik

    Ich bin mir sicher, die Mehrheit der Bevölkerung lehnt es ab, dass der Staat ihr hart erarbeites Geld für so etwas wie Forschung über grammatische Konstruktionen und konzeptuellen Metaphern rauswirft. Sollte man mal abstimmen lassen, die Zustimmung zu GEZ für Volksmusik dürfte wesentlich höher sein.

    Und was sagt das über den Wert der Forschung aus? Nichts.

  39. @AZ

    “Auch ohne geistiges Eigentum sind Entlohnungskonzepte denkbar, beispielsweise Festanstellungen und Auftragsarbeiten.” Der fest angestellte Schriftsteller oder Popmusiker ist eine interessante Variante, wo kann ich mich bewerben?

    “Laßt doch die armen Künstler mit dem kalten Markt in Frieden…” – äääh, WIR stellen uns dem Markt. Wir bieten Texte, Bilder, Musik an, und wer sie haben will, soll dafür bezahlen. So geht Markt. Die anderen wollen doch mit Kulturflatrate etc. den Markt abschaffen.

    “Aber warum sollte ausgerechnet für Kreativarbeiter eine gesetzliche Pflicht zu finanzieller-Wertschätzung bestehen, für alle anderen aber nicht?”
    Völlig richtig. Wer meine Texte lesen will, der kann das gerne tun, wenn er dafür bezahlt.
    Wenn ich demnächst meine Lebensmittel und Oberhemden und meine Miete nicht mehr bezahlen muss, dann verzichte ich gerne auf Entlohnung. Bis dahin möchte ich mit meinen Texten aber genauso behandelt werden wie der Metzger oder Bäcker um die Ecke, die für Wurst und Brötchen, die sie herstellen, klaglos bezahlt werden. Ist das jetzt so unbescheiden?

  40. @Anatol:

    Du hast ein (oder mehrere) Nutzungsrecht(e) erworben. Welches Dir ein Urheber gegen eine Zahlung einräumt. Das ist im Urheberrecht so vorgesehen.
    Es ist allerdings noch umfassender.

    Ein Beispiel: Wenn ich z.B. ohne Deine Genehmigung Änderungen in Deinem Artikel vornehme, würde ich auch Dein Urheberrecht verletzen. Denn: Er ist DEIN geistiges Eigentum. DU hast ihn geschaffen. Und nur DU kannst darüber verfügen, wer daran Änderungen machen darf. (es könnte ja jemand kommen, und die Intention um 180 Grad drehen 🙂
    Würde jemand Deinen Artikel ohne Deine Zustimmung drucken & verkaufen, wäre es genau so.
    Hätte er mit Deinem Artikel dann richtig fett Kohle verdient, wie wäre Deine Reaktion?

    Und jetzt stell’ Dir vor, es wäre ein Roman, an dem Du 2 Jahre Deines Lebens Tag und Nacht gesessen hast.

    Alles Urheberrecht findest Du hier: http://www.gesetze-im-internet.de/urhg/

  41. ???

    Was für eine gequirlte – ja schon kranke – Scheisse ..
    Dieser wirre Text ist der beste Beweis, warum Piraten absolut unwählbar sind.

  42. Das Urheberrecht beklaut die Fans

    In den Kommentaren finden sich die immer wieder gleichen falschen Thesen, während die richtigen im Artikel ausgeblendet werden.

    Was soll das gejammer, dass jemandens Lebensgrundlage entzogen wird?
    Das Internet und vor allem die freie Verfügbarkeit von Inhalten, hat im letzten Jahrzehnt viele neue Einnahmen gebracht. Es hat lange Jahre gebraucht, bis dies von den alten Medien bemerkt wurde. Nun weinen sie.

    Doch tatsache ist, es verdienen viele Kreativen mit dem und im Internet Geld.

    Und auf der anderen Seite versucht die alte Contentmafia mit Mafia Methoden dieses neue Medium zu benutzen. Den es ist so, dass das Urheberrecht ja existiert und massiv angewandt wird. Es werden jedes Jahr Millionen Jugendlicher und deren Eltern um Irrsinnige Beträge verklagt. Im Namen des Urheberrechts.

    Ich frage mich, ob es das ist, was die angebliche Kreativen wollen?
    Menschen vor Gericht zerren und um ihre Lebensgrundlage bringen. Das ist die Realität heute. Nicht die Urheber werden beraubt, sondern die Fans von ihnen.

    Gleichzeitig werden die, die um einen gerechten ausgleich dieser Interessen bemüht sind, diffamiert.

    Doch wir haben nicht einmal die Wahl zu sagen, dann kaufe wir eben nicht die Tatorfolgen, dann höre ich im Radio GEMA-freie Musik – das Fernseh und Radio müssen wir bezahlen, ohne das wir eine Wahl hätten.

  43. @ Holger Ehling

    Natürlich ist das geistige Eigentum eine Metapher. Aber es ist eine Metapher, die geschaffen wurde, um die Lage von Geistesarbeitern gegegnüber der Lage von HerstellerInnen physischer Produkte zu verbessern. Es geht da ganz klar um Gerechtigkeit. Ich kann Ihnen, Herr Ehling, deshalb nur absolut zustimmen:

    Von mir aus kann man gerne einen neuen Kommunismus entwerfen, dann aber bitte *für alle*. Ein bisschen Kommunismus für geistige Schöpfungen unter Beibehaltung aller sonstigen Rahmenbedingungen unseres derzeitigen politischen Systems würde nur eines bewirken: Den Kapitalismus noch unmenschlicher machen.

  44. Den zweiten Absatz finde ich kurz gesprungen. Tatsächlich tut er so, als könnte man schlicht so viel verdienen, wie man will – eine Argumentation, die tatsächlich nur von jemandem kommen kann, der das auch tut. Mit der Argumentation könnte genauso gut einem Schleckerangestellten, einer Floristin, irgendeinem Prekären zurufen: Was beklagst Du Dich, der Markt braucht Dich halt nicht, hättest Du halt etwas anderes gemacht! Oder aber: Dir gefallen Deine Arbeitsbedingungen nicht? Werde doch Professor!

    Ganz abgesehen davon, dass die meisten Künstler, die ich kenne, ein sehr viel ambivalenteres Verhältnis haben und eigentlich jetzt schon keinen Bock auf die Diskussion im Netz. So schlecht kanns einem gar nicht gehen, dass man mit Leuten redet, die einen für überflüssig halten. Aber das ist vermutlich auch nicht die Absicht.

  45. Irritierend

    ich möchte anatols darlegung komplett unterschreiben, habe aber auch kein problem damit, dass es menschen gibt, die bei diesem thema zu einer anderen meinung gekommen sind. was mich aber seit svens tirade immer irritierter zurück lässt, ist die mangelnde fähigkeit vieler betroffener, redakteure und kommentarschreiber, sich mit der realität auseinander zu setzen und dafür lieber zum 100.000 mal mit erfundenen statements hausieren zu gehen. niemand will den künstlern verbieten, geld für ihr werk zu verlangen und niemals haben z.b. die piraten gefordert, dass alles umsonst sein muss. genau diese zwei argumente werden wir aber immer wieder hören müssen. wenn es schon nicht stimmt, ist es wenigstens gut erfunden…

  46. Als Unterstützer der Piraten und der Idee von einer grundlegenden Reform des Urheberechtes finde ich den Artikel natürlich teilweise sehr nett, weil er ebenso dampfhammermässig und stellenweise brutal auf all die seltsamen ferngesteuerten Wortmeldungen der üblichen Verdächtigen reagiert wie eben jene Wortmeldungen selbst daherkommen.

    Auf der anderen Seite sehe ich in diesem offenen Brief mehr als einmal die “dann-sucht-euch-halt-ne-richtige-Arbeit”-Argumentation durchscheinen, und die habe ich oft genug von der “Gegenseite” gehört (wenn es gerade mal wieder darum ging, dass mit Kreativität wenigstens nur ein bisschen Geld verdienen nur für ganz wenige, Privilegierte möglich ist), dass ich’s echt nicht mehr haben kann.

    Was schade ist, denn gerade hier könnten sich die Piraten und Unterstützer als Wegbereiter einer Kultur profilieren, in der nicht nur die Mächtigen und Großen und kommerziell Angepassten wirklich eine Chance haben.

  47. @Stephan

    Was meinen Sie damit, dass im bisherigen, alten System nur Angepasste, Mächtige und Große “wirklich eine Chance” haben? Wer ein Sparteninteresse bedient, wird sicher keinen Bestseller landen, aber hat doch trotzdem Chancen und Möglichkeiten. Kennen Sie die Mainzer Minipressenmesse, auf der beim nächsten Mal 360 ausstellende Klein- und Kleinstverlage erwartet werden und die es seit Jahrzehnten gibt? (http://www.minipresse.de/mmpm.php) Kennen Sie die bunte Szene der Verlage von schwuler und lesbischer Literatur (z.B. Querverlag, Butze Verlag, Männerschwarm Verlag, Bruno Gmünder Verlag)? Falls Sie aus dem akademischen Bereich kommen, dann kennen Sie sicher den GRIN Verlag, der zu Tausenden Seminar- und Abschlussarbeiten veröffentlicht und vertreibt. Man muss die genannten Beispiele und Verlage nicht mögen, aber man kann der Szene eine gewisse Vielfalt doch nicht absprechen, oder?
    Wieso soll das, was es schon lange gibt, erst unter der Ägide der PiratInnen möglich werden?
    Aber vielleicht verstehe ich Ihren Ausdruck “eine Chance haben” falsch?

  48. Sehr treffend und passend. Danke!

    Welche Zeitung ist jetzt so fresh und publiziert diesen Brief ungekürzt auf Seite eins?????????

    Werd den Artikel verbreiten!!!

  49. @Kai Weber

    Hallo Herr Weber,

    Sie schreiben:

    “…dass Sie beim Kauf einer CD ein physisches Produkt und die volle Verfügungsgewalt darüber erworben haben und beim Kauf eines MP3-Downloads nur ein “Nutzungsrecht”, aber keine volle Verfügungsgewalt über die MP3-Datei.”

    Man erwirbt sowohl beim Kauf einer CD als auch MP3 “nur” die Nutzungsrechte für den privaten Gebrauch. Nicht mehr und nicht weniger.

    Was meint “keine volle Verfügungsgewalt?”. Falls Sie sich auf DRM beziehen, haben Sie theoretisch Recht. Allerdings existiert selbiges in den Musik-Download-Shops praktisch nicht mehr, weil die Konsumenten es nicht akzeptieren. Insofern ist auch der Verweis der Piraten darauf reine Zeitverschwendung. Das hat der Markt bereits geregelt.

  50. Zwei Punkte kommen immer viel zu kurz:

    1. Die Öffentlichkeit HAT sehr wohl Zugang zu allen geschaffenen und noch existierenden Werken. Man geht einfach in eine Bibliothek, die das Werk im Bestand hat. Selbst von einer irr argumentierenden Justiz verbotene Bücher kann man übrigens da lesen (wie etwas Maxim Billers “Esra”).
    Ein urheberrechtlich geschütztes Werk kostenlos im Netz zu verbreiten, ist und bleibt jedoch Diebstahl.

    2. Eigentum, das z. B. an einer Immobilie besteht, erlischt nie (fragen Sie mal die Familie zu Guttenberg). Das führt zu folgenden Fragen:
    Wieso soll das Eigentum an einer geistigen Schöpfung eigentlich überhaupt irgendwann erlöschen?
    Oder wollen wir einen Waldbesitzer auch 70 Jahre nach seinem Tod enteignen?
    Wieso haben die Erben eines Schriftsteller 70 Jahre nach seinem Tod nix mehr von Uropas Romanen, während ein vor 700 Jahren erwordener Wald sehr wohl den Urururur…enkeln schöne Erträge bringt?

  51. Danke

    An Anatol für doesen guten, nein…. sehr guten Beitrag.

    Es hat mich schon gewundert, das es fünf Kommentare bis zur Ideologiekeule und sechs Kommentare bis zur Beamtenschelte eines gewissen Herrn Ehling gedauert hat.

    Anatol, mavh weiter so, solche Leute wie der Herr Ehling und KOnsorten und sonstige A******** haben es nicht besser verdient, die kommen einfach nicht an gegen Deine Argumente und arbeiten daher mit Diffamierungen.

    Lass Dich nicht beirren und bleib Dir treu!!!!!!

    …und hau den W******* weiter einen rein….

  52. @Statistiker @K

    Ich bedauere das Niveau Ihrer “Diskussionsbeiträge” – es ist völlig unnötig, in dieser Weise um sich zu hauen.
    Ich finde es auch interessant, dass Sie beiden sich nur unter dem Schutz eines Pseudonyms trauen, Ihre Beschimpfungen loszuwerden.

  53. Grüne

    Hier eine der empörten Reaktionen auf die angeblich nicht existierenden Reformvorschläge der Grünen. Sollte man mitbekommen haben, wenn man sich für das Thema interessiert war einer der ganz großen Aufreger in der Content-Industrie im letzten November: http://www.buchreport.de/…ngt-in-die-politik.htm
    Was sollen der artige Sticheleien gegen eine Gruppe, die auf der selben Seite steht?

  54. Vielen Dank.

    Vielen Dank für diesen Artikel. Er lindert meine schleichende Panik dass wir in diesem “Kampf” um Selbstbestimmung verlieren könnten. Ich wünsche Ihnen viel Kraft und weiter den Mut für ehrliche Worte.

  55. Forschung unzugänglich

    Warum ist eigentlich Ihre Forschung nicht komplett frei im Netz für alle Steuerzahler zugänglich, die Ihr Gehalt, Ihre Altersvorsorge und Ihre Kranken- und Ihre Berufsunfähigskeitversicherung finanzieren (ist bei Beamten doch so?)?
    Ich sehe hier viele Leerstellen:
    http://www1.uni-hamburg.de/…h/presentations.html
    http://www1.uni-hamburg.de/…h/presentations.html

    Und zum Thema Markt: Wie viele Drittmittel aus der Wirtschaft haben Sie eigentlich eingeworben? 0?

  56. Das habe ich nicht verdient

    Lieber Herr Stefanowitsch,
    ich lese Ihren Blog gerne. Auf diesen Eintrag wurde ich zusätzlich über twitter mit dem Betreff “Lese-Befehl” aufmerksam gemacht.
    Ich gebe zu: Das ist einer der Einträge, bei denen ich kaum bis zu Ende durchgehalten habe.
    Und ich frage mich: Warum? Warum diese Hasstirade? Warum diese Polemik für die Kreativen, Künstler und Kunstschaffenden?
    Warum tun Sie genau dass, was Sie dem “Kessel Buntes” vorwerfen?
    Die meisten Ihrer Aussagen sind ja sogar richtig und zumindest zu diskutieren.
    Aber haben sich Piraten, Netzgemeinde, Contentmafia oder CCC bisher durch Sachlichkeit ausgezeichnet?
    Welchen Erkenntnisgewinn habe ich durch Ihren Beitrag, der mich in dieser Diskussion weiterführen könnte?

    Ich möchte Ihnen drei – wie ich finde – schöne Beiträge von den Menschen verlinken, die Sie hier über einen Kamm scheren und verurteilen:
    1) Dietrich Brüggemann: http://d-trick.de/…tenladen-heist-herunterladen/
    2) Malte Welding: http://www.malte-welding.com/…ist-mein-schotter/
    3) Falko Löffler: http://www.weissesrauschen.eu/…skussionslexikon/

    Ich spreche nicht in deren Namen, ich begrüße aber sehr deren Tonfall. Und ich finde es einfach schade, dass der Ihnen dieses Mal leider entglitten ist.

    Mein Ziel war es, Sie etwas nachdenklich zu stimmen. Sie mögen in der Sache an einigen Punkten recht haben. In der Wahl Ihrer Mittel können Sie das besser. Ich fühle mich unter Generalverdacht gestellt, beschimpft, und in Bezug auf meine Zeitinvestition abgezockt. Auch wenn ich letzteres selbst steuern konnte.

    Ihre
    “Bitte-nicht-in-diesem-Tonfall” Trollin,
    Leibeigene der Contentindustrie,
    Verlags-Hure und Urheberrechts- aber viel mehr noch Creative-Common-Licence-Fan und auch Wikipedia-Autorin, Netz-Nerd, Konsumentin, Flattrin und Bloggerin

  57. Wert von Linguistik

    Und noch mal zum Markt: Was ist wohl der Marktwert in der freien Wirtschaft für einen Linguisten wie Sie? Wie rechtfertigen Sie Ihr Einkommen, das irgendwo um die 4500 mit Beamtenabgabenbonus liegen dürfte (http://www.bmi.bund.de/…f?__blob=publicationFile)? Warum halten Sie Ihre Tätigkeit, die Ihnen entspanntes Posten in diesem Blog ermöglicht, für wertvoller als die Einer Krankenschwester, die nach BAT für ihre Arbeit heute einen Bruchteil Ihres Einkommen erhält? Ich glaube, Linguistik kann man nebenher machen als Straßenbahnfahrer, Krankenpflege nicht.

  58. Vielen Dank

    Spricht mir aus der Seele. Ewig-gestrige wirds immer geben, die zu (geistig) bequem sind sich anzupassen.

    Aber sie werden verschwinden frueher oder spaeter genau wie Pferdehaendler ja auch nicht mehr das sind, was sie vor den Autos mal waren.

  59. Nö…

    …ich denke nicht, daß man Anatol Neid vorwerfen kann. Worauf sollte er bitte neidisch sein mit seiner Professur, die ihm ein Einkommen beschert, von dem die meisten Künstler nur träumen können… 😉

  60. Meine Lieblingsstelle

    “einige meiner besten Freunde sind Ihr”

    Texte von Sprachwissenschaftlern sind doch immer die schönsten.

    Auf Facebook habe ich mich erst gewundert, daß mir dieser Artikel gefühlte 10 mal in den Stream geschoben wurde. Nachdem ich ihn nun gelesen habe, vermute ich, daß was immer hier genau verwendet wird um den Feed zu generieren den Text bei jedem Edit als neu gekennzeichnet hat. Vielleicht kann man das für zukünftige Texte irgendwo ausschalten.

  61. Tscha, ohne Bildung auch keine Ahnung

    Sorry, für den etwas heftigen Titel. Aber: Die Menschen, die nicht die MUSSE ( = Zeit und daher das Geld um in dieser Zeit von etwas zu leben) haben, um sich etwas wirklich Gutes und Substanzielles einfallen zu lassen, lassen sich in den allermeisten Fällen auch nichts Gutes und Substanzielles einfallen. Es entstehen Schnellschüsse, Zufallstreffer, Plattitüden – vorwiegend aber: Schrott.
    Es verschludert nicht nur die Sprache und die literarische Kraft sondern es leiden mit der Zeit die Inhalte. Und das Publikum, das diese Inhalte verstehen könnte, nimmt somit ebenfalls ab – mangels Vergleichsmöglichkeiten. Ein Goethe konnte nur so schreiben, weil er Geld und Zeit dazu hatte. Nur zum Beispiel. Der Grossteil jener Künstler und Wissenschaftler, auf die man sich heute in der Zivilisatorischen Entwicklung so gern beruft, haben erreicht, was sie erreichten, weil sie sich eben nicht auch noch einen anderen (Vollzeit-)Beruf ans Bein binden mussten, um zu überleben.
    Man sieht es jetzt schon: Die Künstler, die von ihrer Kunst leben können (weil die Industrie genügend an ihnen verdient, um Brosamen abgeben zu können), bringen zum überwiegenden Teil eben genau NICHT einen Gedanken hervor, der die Welt weiter brächte. Sie machen Eventkultur. (Da haben wir in Europa mit dem Urheberrecht gegenüber den USA schon g’ttlob noch ein wenig die Nase vorn. )Das ist mal das Eine.
    Das Zweite wäre: Keine Pharmafirma würde Millionen in die Entwicklung eines Krebs- oder sonstigen Medikaments stecken, wenn die Formel sofort von irgendjemand anderen genau so produziert werden könnte. Das ist einerseits schlimm – weil so die Armen nicht so leicht an Medikamente kommen – andererseits aber werden die Medikamente wenigstens entwickelt. Weil es jemand finanziert, der sich davon Gewinn verspricht. Auch hier ist also die ersatzlose Streichung eines Urheberrechtes nicht die Lösung.
    Drittens aber, und das regt mich am Meisten an der Debatte auf: Der Kampf gegen Urheberrechte spielt nur den grossen Internetfirmen in die Hand. Denn – das scheint niemand zu merken, sonderbarer Weise – das Internet ist längst nicht mehr eine tolle Sache, die “uns allen” gehört. Es ist fest in der Hand von einigen Firmen, die uns umspinnen um immer mehr an uns zu verdienen. Und die müssen Content liefern, damit es für uns interessant bleibt, und sie weiter toll daran verdienen können. Wie schön, wenn dieser Content umsonst ist! Schön für Google, iTunes, Facebook und co. Nicht für uns.
    Ebenso wie das Radio die grossen Plattenfirmen instrumentalisiert hat, weil ein Radio ohne Content uninteressant ist, so werden jetzt die Menschen für eben diese Firmen instrumentalisiert, und die Piraten immer vorneweg dabei.
    Der einzelne Mensch verliert dabei, und zwar nicht “nur” der Künstler (der es in der Industrialisierten Welt ist, der sie auch zivilisiert hat!), sondern jeder denkende Mensch.
    Ich rede hier nicht der Kontrolle das Wort. Aber es kann andere Formen geben, gerade nicht-Mehrheitsfähige Künstler, sperrige Künstler – und eben auch Patententwicklung! – finanziell nicht auszubeuten sondern zu schützen. Solange aber nicht das Grundideal des Urheberrechtes allgemein anerkannt bleibt, und darüber diskutiert wird, wie man DAS für alle Seiten sinnvoll erreichen kann – sondern schlicht und kurzgedacht einfach immer nur der Umsonstkultur gehuldigt wird, solange ist es in Wahrheit der MOB, der spricht. Und was das bringen kann, haben wir schon mal erlebt.
    Einem gebildeten, humanistisch denkenden Menschen ist nämlich klar, dass Erfinder, Wissenschaftler und Künstler einfach fachlich und handwerklich hochwertiger und damit zukunftsweisender arbeiten können, wenn sie auch davon leben können – und zwar im Besten Falle ohne einem Investor das Wort reden zu müssen.
    Meiner Meinung nach muss also zuerst anerkannt werden, dass man jede Art der Innovation erst mal irgendwie finanzieren muss. Und ERST DANN kann man darüber reden, dass die hach-so-gefürchtete Anonymisierung eigentlich nicht schadet: die wirklichen Kriminellen werden von Pipifax wie Vorratsdatenspeicherung sicher nicht gebremst.

  62. Dank

    Schlöndorf und Tiedje kannte ich noch gar nicht. Hoffentlich ist noch Popcorn da.

    Offensichtlich wohnt den “Kreativen” ein Drang inne, sich zu äussern auch wenn man vom Thema keine Ahnung hat. Wenn ich wissen will was der Unterschied zwischen Urheberrecht, Verwertungsrecht, Vervielfältigungsrecht ist oder was die Aufgaben von GEMA und GEZ sind, dann muss ich mich bei den Kritikern der aktuellen Regelungen informieren.

    Bei den oben genannten Quellen gibt es nur eine endlose Litanei gegen Piratenpartei Google und ominösen “toxischen Kräften” (Ich weiß wirklich nicht was damit gemeint ist. Kann eine Kraft toxisch sein? Eigentlich können doch nur Substanzen giftig sein. Das muss sprachanalytisch geklärt werden. Anatol Stefanowitsch, übernehmen sie).

  63. Eigene Nase

    Fangen Sie doch mal bei sich an, Herr Professor: Wie wäre es damit, wenn Sie Ihre steuerfinanzierten wissenschaftliche Texte in Open-Access-Publikationen veröffentlichen würden und nicht bei Verlagen, deren Werken sich Bibliotheken erneut von Steuergeldern kaufen müssen?

  64. So nicht, Herr Professor!

    Droschkenkutscher müssen gesetzlich geschützt werden! Sonst könnte ja jeder Auto fahren.

    Und Sie persönlich sind schuld, daß der Wissenschaftsbetrieb immer noch nicht auf openaccess umgestellt wurde.

  65. @ Toru Okada

    Tatsächlich ist es von großem Nutzen, dass Taxifahrer eine Prüfung machen, finden Sie nicht?

  66. Schule

    Als wir früher im Kunstunterricht gefragt wurden, was der Künstler sich bei dem Werk wohl gedacht habe, antwortete ich regelmässig: “wie er die nächste Miete bezahlen soll”.
    Ich wurde immer wieder dafür gescholten, bekam schlechte Noten und mir wurde eingebläut, dass es Künstlern nicht ums Geldverdienen geht, sondern um KUNST!

    Ich hatte Recht …

  67. @ Dirk Westermann

    Sehr geehrter Herr Westermann,

    Sie liegen richtig: Viele Kreative durchblicken den rechtlichen Dschungel auch nicht. Sie wollen sich am liebsten auf das konzentrieren, was sie am besten können. Kreativ sein. Das mag bedauerlich sein, meinetwegen kritikwürdig, wie auch immer…
    Und das ernährt sicher auch den einen oder anderen hochspezialisierten Rechtsanwalt.
    Aber bei Professor Stefanowitsch werden Sie diesbezüglich eben auch nicht fündig. Er ist Linguist.
    Nicht Jurist.

    P.S.: Sie können sich sehr detailliert zum Urheberrecht informieren: http://www.gesetze-im-internet.de/urhg/

  68. Everything is a remix

    Nur mal so. Hier wird “Intellectual Property” etwas auseinandergelegt:

    http://www.everythingisaremix.info/…-the-series/

    So. Was das Geldverdienen angeht. Geht solange, wie man pysikalisches Zeug verkauft. CDs, eine Statue, ein Bühnenauftritt oder eine eine Photosession. Ab dem Punkt, wo man einfach kopiert… wird es so langsam schwierig, vor allem wenn die Kosten gegen Null gehen.

    Da kommt Moral mit rein, die kann man sich wünschen, aber es lässt sich faktisch kaum mehr erzwingen.

    Was bleibt? eine treue Fangemeinde, die zahlt. Die kann man höflich bitten, aber niemals anpöbeln. Bringt Leistung, wenn sie gut ist.. gibt’s Geld. Wenn nicht.. tja. das mag sehr bedauerlich sein.. aber dann ist es evtl der falsche Beruf oder die falsche Einstellung, wie das Geld reinkommt. Klingt hart. Mag hart sein.

    Ich programmiere. Ich bekomme für den tatsächlichen Einsatz Geld. Läuft es.. habe ich davon nichts mehr.. ausser: ich bin gut, ich werde weiter beschäftigt bekomme neue Aufträge.. und ich verdiene durch konkreten Einsatz. Nicht durch Krams, für das ich vor Jahren Nächte verbracht habe.

  69. Empirische Forschung zum Urheberrecht

    Ich möchte hier mal ein wenig beachteten Graph hinweisen. Leider in einem Video:

    http://www.youtube.com/…player_detailpage#t=120s

    Eckhard Höffner gibt auch die passende Erklärung. Leider muss man sagen, dass der Vergleich mit England hinkt, aber vorher nachher vergleiche sind doch bestechend.

  70. Höffner hat den Vortrag bezeichnenderweise bei einem Google-Thinktank gehalten.

    Und dass sich die Untersuchung auf das Zeitalter vor der Digitalkopie bezieht, sollte man eigentlich nicht dazu sagen müssen.
    Es wird im Übrigen Zeit, eine Partei zu gründen, die die Bezahlung der Professoren auf flattr umstellt. Das veraltete Geschäftsmodell BAT muss durch etwas Zeitgemäßes ersetzt werden (auch wenn Oberpirat Sunde und seine Vitalienbrüder dabei kräftig
    mitverdienen).
    Eine gute Vorlesung oder eine geniale Publikation wäre mir schon 10 Cent wert. Sogar für diesen Blog würde ich einen Groschen übrig haben, allerdings nicht für diesen Blogeintrag, der war, mit Verlaub, schlecht.
    Das betrifft nicht nur den Ton – da bin ich tolerant, sondern die sachlichen Irrtümer. Zum Beispiel entspricht die 5%-30-%Gegenüberstellung nicht den Tatsachen. Für Print sind 10 Prozent üblich, für E-Books zahlen Verlage teils mehr als 40 Prozent und damit deutlich mehr als die US-amerikanischen Konzerne, die dafür noch nicht einmal die üblichen Dienstleistungen wie Herstellung usw. bieten.
    Es gibt im Übrigen ausbeuterische Vertragskonditionen, auch bei Springer Science and Business.

    Doch das ist immer noch besser als die Piraten mit ihrer lächerlichen Ideologie.

  71. @J.G.

    Jetzt müssen Sie mir nur noch den Paragraph der den Begriff “geistiges Eigentum” definiert, zeigen und ich gebe Ihnen in allem Recht.

  72. Boah.
    Wer hat eigentlich die Urheberrechte an diesen dünnen “Stefanowitsch ist Professor und bekommt jeden Monat vom Staat ein relativ ordentliches Gehalt, was voll den brisanten Kontrast bildet, wenn ich ihm blödsinnigerweise unterstelle, er wolle anderen für ihre Arbeit kein Geld gönnen”-Witzchen, und könnte derjenige bitte anfangen, hart durchzugreifen?

  73. Dieses Krakeele ist keinen Cent wert

    Anatol, ich muss bestätigen dass Du, wie selbst einleitend angedeutet, tatsächlich inhaltlich nichts zur Diskussion beitragen konntest. Ich möchte eine Anmerkung zum Diskussionsstil dieses Beitrags machen.

    Der Beitrag ist meiner Meinung nach geschrieben bar jeder Kenntnis sowohl technischer als auch gesellschaftlicher Zusammenhänge und deutet hin auf einen cholerischen Charakter sowie mangelnde Authentizität bei jemandem, der eine Vorbildrolle in der Gesellschaft einnehmen sollte.

    Ich sehe hier meinen Eindruck bestätigt, dass es sehr oft für eine Karriere in der Wissenschaft (Ruf auf einen Leerstuhl) nicht notwendig ist, Kreativität zu zeigen oder Beiträge zu leisten, die den Fortschritt fördern. Stattdessen scheint es wichtiger zu sein, die Mühlen widerspruchslos zu durchlaufen. Am Ende treffe ich dann auf Menschen, die denken eine eigene Meinung zu jedem Thema äußern zu müssen (ermutigt von einer Handvoll Personen, Typ “Doktorand”, die sie anhimmeln), denen aber der eigene Inhalt auf vielen Gebieten abhanden gekommen ist.

    Ich würde mich freuen auf dieser Webseite für Wissenchaftsblogs Beiträge von Dir zu lesen, aus denen ich Sachkenntnis und eine authentische Meinung erkennen kann. Dann bräuchte ich beim Lesen auch kein Oropax. Ich habe auch nichts dagegen, wenn Du Dich bis dahin in den Elfenbeinturm der Wissenschaft zurückziehen würdest.

  74. @Herr Ehling

    Nein, finde ich nicht. Fahrschule machen muß jeder, der ein Auto bedient und meine Freunde mit GPS Navigationssystem sind “dem Taxifahrer” schon lange überlegen. Taxifahrer hier in London müssen auch eine Prüfung ablegen und verirren sich trotzdem ständig – aus Unwissenheit oder Profitinteresse sei dahingestellt.

    Und überhaupt – welcher Kreative (Autor, Schauspieler, Kunstmaler, Homöopath) MUSS eigentlich eine Prüfung ablegen? In meiner Welt nicht, aber vielleicht in ihrer? Bitte um Aufklärung.

    Aber eigentlich lenkt Ihre Ausführung nur von meiner Metapher ab, daß mit der digitalen Kopie technisch eine neue Situation entstanden ist, die nicht mit Rückzug auf gestrige Problemlösungsstrategien behoben werden können. So wie das Automobil und die Spinnmaschine die Lebenswelt der Menschen irreversibel verändert hat. Aber machen Sie nur weiter so, die Maschinenstürmer haben letzten Endes auch gewonnen.

    P.S.: Ich finde es immer noch einen Treppenwitz der Geschichte, daß die Verwertungsindustrie die digitale Distribution (CD! erinnern Sie sich noch, wie man quasi gezwungen wurde, auf CD umzusteigen, um sich noch mal alles kaufen zu müssen?) gefördert hat, weil sie geringere Produktionskosten und damit einen höheren Profit erwarten ließ. Ein paar Jahre später gab es die ersten CD-Brenner für den Heimmarkt.

  75. Open Source

    Es wurde hier schon mehrfach die Unmoeglichkeit schoepferischer Taetigkeit neben einer vollwertigen Taetigkeit behauptet.Als praktisches Gegenargument wuerde ich mal Open-Source-Software heranziehen; die meisten Entwickler machen das naemlich durchaus ohne bezahlt zu werden. Sourceforge z.B. hatte letztens ein paar (4?) Millionen Mitglieder.

    Nur so als Gedankenanstoss. Da die Piraten auch eher aus der technikaffinen Ecke kommen, erklaert das vielleicht, warum sie da auch gar kein Problem erkennen.

  76. @Dirk Westermann

    Sehr geehrter Herr Westermann,

    nach einer Definition des Begriffes “geistiges Eigentum” hatten Sie nicht gefragt.(“…ich wissen will was der Unterschied zwischen Urheberrecht, Verwertungsrecht, Vervielfältigungsrecht ist…”)
    Und ich hab’ auch keine in Aussicht gestellt. 😉

  77. @Anton Maier

    Der Vortrag von Herrn Höffner ist tatsächlich ganz interessant.
    Insbesondere stellt sich mir aber eine Frage: Wieso hat er sich so auf die Verlage eingeschossen? Ich meine es gibt doch auch den Handel, der daran verdient.
    Ich kenne mich nicht die Bohne mit der Zusammensetzung des Buchpreises aus.
    Weiss aber, daß beim Kauf einer CD oder eines Albumdownloads ca. die Hälfte des Kaufpreises beim Händler(Saturn, iTunes, amazon usw.)& den vorgeschalteten Zulieferen hängen bleibt. Beim Download eines Einzeltitels ist es noch mehr.
    Diesen Aspekt lässt er komplett ausser acht.

  78. langer Rede kurzer Sinn:

    “Die Bedingungen haben sich geändert. Ich würde mich anpassen.” Bedenken Sie aber, dass weniger Protektion zu weniger Wettbewerb führen kann. Zum Beispiel: Der prominente Fernsehmoderator X verfasst einen Bestseller der Sprachkritik – ohne den Schutz der Dachmarke Wissenschaft, den er auch nicht nötig hat und ohne positive Rückwirkungen auf diese. Diese Ansicht setzt durch: Warum Menschen subventionieren, damit sie sich ausschließlich mit Sprache beschäftigen können? Y, früher führend unter Sprachwissenschaftlern, jetzt Straßenbahnfahrer, wechselt die Spur und eifert X nach. Aber er kann die Markteintrittsbarrieren nicht überwinden: Wer im gesättigten Markt noch Sprachkritik kauft, kauft sie von X.

  79. kreativ und kreativ

    Lieber Ulf Lorenz, das liegt möglicher Weise auch daran, dass immer noch ein himmelhoher Unterschied besteht zwischen dem Produktionsprozess bei einer Programmierung und einem leeren Blatt Papier. Das bedingt einen anderen Hirnzustand, den man nicht von jetzt auf gleich ein- und ausschalten kann.
    Überhaupt fällt mir die geringe Argumentationsdichte bei vielen Beiträgen hier auf, sowie der Umstand, dass ein wirklicher künstlerischer Prozess bei den meisten hier Postenden ziemlich unbekannt zu sein scheint.
    Ja, die Urheberrechte sind Brosamen, wenn man sieht, wie viel die KÜNSTLER selbst lukrieren. Ja, es kämpfen die verschiedenen Kulturvermittler im Namen der Künstler – in erster Linie aber um selbst zu verdienen. Das ändert nichts daran, dass gerade jene, die sonst am Lautesten schreien, wenn die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft benachteiligt werden, just im Falle von Künstlern locker mal beide Augen zudrücken.

  80. @Franz Hals

    Der prominente Fernsehmoderator X verfasst einen Bestseller der Sprachkritik – ohne den Schutz der Dachmarke Wissenschaft, den er auch nicht nötig hat und ohne positive Rückwirkungen auf diese.

    Köstlich! Was für eine gelungene Reductio ad absurdum! So etwas könnte natürlich nie passieren, da muss ich das Argument, dass Sie mir (offensichtlich in Unkenntnis des Textes, den Sie hier kommentieren), in den Mund legen, noch einmal überdenk– oh, wait.

  81. @ JG Buchkalkulation

    Lieber JG,
    Sie waren sich unsicher, wie die Kostensituation bei Buchverlagen ist. Ich helfe gerne – hier zwei kleine Beispielkalkulationen am Beispiel eines gedurckten bzw. digitalen Buches.

    1. Gedrucktes Buch
    Ladenpreis: 10,70 Euro(rechnet sich leichter wg. MwSt.)
    Davon gehen ab:
    Mehrwertsteuer 7% = 0,70 Euro
    Rest: 10 Euro = Nettoladenpreis
    Kosten für Auslieferung/Barsortiment: 15 = 1,50
    Buchhandelsrabatt: mindestens 35% = 3,50 Euro (Amazon verlangt deutlich höhere Rabatte)
    Autorenhonorar: 8 % = 0,80 Euro
    Verbleiben: 4,20 Euro für den Verlag
    Herstellungskosten (Druck etc., ohne Lektorat): ca. 20 % vom Nettoladenpreis = 2,00 Euro

    Dem Verlag verbleiben also ca. 2,20 Euro pro Exemplar für die Deckung von Gemeinkosten, Lektorat, Marketing, Werbung, Pressearbeit.

    2. E-Book
    Ladenpreis: 11,90
    abzgl. MwSt: 19 % = 1,90
    Verbleiben auch wieder 10 Euro
    davon gehen ab:
    E-Book-Shop: 30 %(mindestens) = 3,00 Euro
    Digitale Auslieferung: 20 % = 2,00 Euro
    Ausschüttung an Verlag: 5 Euro
    davon geht ab:
    Autorenhonorar: 30 % der Ausschüttung = 1,50
    Herstellung (Digitalisierung/Konvertierung) ca. 5 % des Ladenpreises = 0,50
    Verbleiben dem Verlag ca. 3,00 Euro

    Die Beispiele gelten für herstellerisch einfache Verlagsprodukte wie z.B. ein Roman. Bei illustrierten Büchern (Fotoband, Bilderbuch etc.) sind die Herstellungskosten deutlich höher.

    Möglicher Einwand: Was sollen die Vertriebsdienstleister, sowas geht auch selbst.
    Antwort: Theoretisch ja, praktisch aber nur bei extrem kleiner Titelzahl und sehr kleinen Verkaufszahlen durchführbar. Bei gedruckten Büchern würde allein das Packen und Verschicken von Büchersendungen enorme Kosten verursachen. Bei E-Books müsste der Verlag mit jedem einzelnen Shop einen eigenen Vertrag abschließen, auch dies wäre enorm zeitaufwändig und damit teuer.

    Ich gebe auch zu bedenken, dass wir bei Büchern i.d.R. nicht von enormen Verkaufszahlen à la Harry Potter sprechen. Ein durchschnittlicher Roman ist schon erfolgreich, wenn er sich (gedruckt) 3-5000 mal im Jahr verkauft; die meisten Titel liegen bei knapp 1.000 verkauften Exemplaren pro Jahr. Bei E-Books sind die Verlage derzeit ebenfalls schon zufrieden, wenn sie 1000 Stück pro Jahr absetzen.

    Fazit: Die viel beschworene und von Herrn Prof. Dr. Stefanowitsch gescholtene “Contentmafia” ist bei den Buchverlagen nicht wirklich zu verorten. Das zeigt sich auch an der Branchenbilanz: Buchhandlungen und Verlage gemeinsam kamen 2011 in Deutschland auf knapp 10 Milliarden Euro Umsatz. Das ist deutlich weniger als Aldi Süd…

  82. @ A.S.

    Ja und? Können Sie die Hallen besser füllen als der? Aber den kennt doch niemand. Harmlos. Zugegeben: Sie würden ein Publikum finden, dass Sie besser von Ihrer Leistung überzeugen könnten. Aber das ist nicht allein Ihr Verdienst. Wer wird denn in Zukunft, bei zwei Stunden Kunstunterricht pro Woche, monatelang auf ein Bild sparen, das hinsichtlich ökonomischer Kennzahlen keine Wertsteigerung verspricht?

  83. Abmahnanwälte

    @AS: Ich habe jetzt länger mit mir gerungen, ob ich es Florian und Jürgen gleichtue und ebenfalls auf den ScienceBlogs auf Deinen offenen Brief antworte, will mich aber vorerst doch (nur) mit einem längeren Kommentar zu den von Dir aufgeführten drei Punkten begnügen.

    (1) Du schreibst: “Ihr wundert euch, dass es Menschen gibt, die euer Geschäftsmodell übernehmen (oder verbessern) und sich dazu ohne groß zu fragen bei euren Inhalten bedienen?”

    Ich muss gestehen: Mich wundert das tatsächlich. Ich wundere mich immer, wenn ich Pasagen aus meinen Blogtexten, Abbildungen aus meinen Papern und Texte aus meinen Artikeln irgendwo “zweitverwertet” finde, ohne je nach meinem Einverständnis gefragt worden zu sein oder wenigstens als Urheber genannt zu werden – insbesondere dann (was bislang allerdings erst einmal vorkam), wenn mit den Inhalten auch noch Geld verdient werden soll. Das wundert mich vor allem deshalb, weil ich persönlich nie auf den Gedanken käme, ich könne Texte, Bilder oder andere Werke, an deren Zustandekommen ich keinerlei Anteil hatte, einfach so nehmen und weiterverbreiten, womöglich auch noch Geld damit verdienen, ohne diejenigen, die sich die Mühe gemacht haben die besagten Werke zu erarbeiten, um ihr Einverständnis zu bitten oder an den Gewinnen beteiligen zu wollen. Und nein, ich habe tatsächlich kein Verständnis dafür, wenn Leute der Meinung sind, dies “einfach so” tun zu können. Dass Du dies anders siehst, hat mich ehrlich überrascht – und Deine Begründung, die mir in etwa zu lauten schien, dass die Inhalte ja überall in Plattenläden, in Buchhandlungen und im TV zu finden sind und es daher nur natürlich wäre, wenn Dritte sie deshalb als zur freien wirtschaftlichen Verwendung freigegeben sähen, erscheint mir auch nach mehrmaligem Lesen nicht überzeugend.

    (2) Du schreibst: “Aber tatsächlich „müsst“ ihr das nur, weil ihr entschieden habt, es zu müssen. Die Netzwerkadministratorin, der Straßenbahnfahrer, die Unternehmensberaterin, der Werbetexter und der Professor müssen ja auch von etwas leben, und darum arbeiten sie vierzig bis sechzig Stunden die Woche für ihren Lebensunterhalt, und dann setzen sie sich hin und komponieren, schreiben, schauspielern, spielen Bass.”

    Ja, es stimmt – der Musiker oder der Fotograf haben sich an irgendeinem Punkt ihres Lebenswegs dazu entschieden, ihre Brötchen mit “Kreativarbeit” verdienen zu wollen. Sicherlich ist das ihr gutes Recht – dass auch viele andere Menschen in ihrer Freizeit hochwertige kreative Leistungen zustandebringen, ist davon ja unbenommen. Wo also liegt das Problem? In den Weiten des Internets finde ich schon heute mehr freie Texte, als ich zu Lebzeiten lesen, mehr freie Videos, als ich zu Lebzeiten ansehen und mehr freie Musik, als ich zu Lebzeiten anhören könnte. Ich kann also durchaus ganz legal konsumieren, ohne dafür etwas zu zahlen – und das ist auch gut so. Nur wenn ich Texte, Bilder, Filme und Musikstücke von Leuten konsumieren möchte, die ihre Inhalte eben nicht frei ins Netz stellen, sondern ein Entgelt dafür sehen wollen, muss ich etwas bezahlen. Das Problem, dass viele mit diesem Geschäftsmodell zu haben scheinen, vermag ich nicht zu erkennen, schließlich zwingt mich niemand (wenn wir mal von den GEZ-Gebühren absehen) zum Konsum. Im Gegenteil: Der bezahlte “Kreative” liefert sich voll und ganz den Kräften des Markes aus: Will niemand seine Texte lesen oder seine Musik hören, so wird er scheitern und muss sich einen anderen Lebensunterhalt suchen. Finden sich dagegen ausreichend Interessenten, um einen Lebensunterhalt zu ermöglichen, kann er seine Kunst zum Geschäft machen und sich darauf eine Existenz aufbauen. Und alles, was er oder sie erwartet, ist dass keine Dritten, die nichts zur kreativen Leistung beigetragen haben, dieses Lebensmodell kaputtmachen, indem sie die Inhalte kopieren und frei verteilen. Ich vermag in diesem Wunsch nichts Verurteilungswürdiges zu erkennen.

    Darüber hinaus scheint mir das Argument “Es muss ja niemand Künstler werden, werdet doch Straßenbahnschaffner und macht Kunst in eurer Freizeit” gelinde gesagt von Neoliberalismus zu triefen – eine politische Ecke, in der ich Dich nie und nimmer vermutet hätte. Auch Markus Dahlem hat ja niemand gezwungen, Migräneforscher zu werden, warum also regt er sich über die schlechte Bezahlung und die miese Personalpolitik an den Unis auf? Er hätte ja schließlich auch Unternehmensberater oder Banker werden und in seiner Freizeit forschen können… So funktioniert das nicht…

    “Und wenn ihr glaubt, dass der Schutz eurer Werke es rechtfertigt, das Internet — das Internet! — zu überwachen oder Abmahnanwälte auf Leute zu hetzen, denen es finanziell sicher schlechter geht als euch, weil die ein Lied oder einen Film (oder auch tausend Lieder oder tausend Filme) aus dem Internet heruntergeladen haben ohne dafür zu bezahlen, dann seid ihr wahnsinnig.”

    An dieser Stelle muss die ketzerische Frage erlaubt sein, ob ich, wenn ich mich demänchst großzügig aus den beiden Konstruktionsgrammatik-Bänden und den Texten in diesem Blog bediene, daraus mein eigenes Buch zusammenkopiere oder mein Blog befülle nicht irgendwann auch mit einer Abmahnung zu rechnen hätte?

    (3) Du schreibst: “Das macht man, indem man den Verkauf bequem und sicher gestaltet und vernünftige Preise verlangt. Und das macht man, in dem man extrem nett zu seinen Kunden ist ist, nicht, indem man sie permanent unter Generalverdacht stellt, beschimpft und abzockt.”

    …und da sind wir dann wieder voll und ganz einer Meinung. Wie Du aber die Rechteinhaber davon überzeugen willst, während Du gleichzeitig postulierst, auch tausendfaches illegales Kopieren solcherart angebotener Dateien rechtfertige noch keine Abmahnung, hat sich mir leider nicht erschlossen.

  84. “Und wenn ihr glaubt, dass der Schutz eurer Werke es rechtfertigt, das Internet — das Internet! — zu überwachen …”

    Achso, das Internet —– DAS INTERNET!!!!!111 — darf und kann man eh nicht überwachen.

    Selten so einen Unfug gelesen.

  85. Nicht überzeugend Herr Stefanowitsch!

    Zu erstens: Das klingt ja wie eine Hassrede auf jegliche höhere Kultur. Mann-o-mann. Arogant ist es schon die Wichtigkeit kultureller Leistungen am eigenen Niveau und Geschmack zu messen Herr Stefanowitsch. Sie haben recht, wenn Sie sagen, dass die von Ihnen genannten Kulturschaffenden ihre Werke in die Öffentlichkeit stellen, oder viel mehr, der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Wir finden Zugang zu den Werken in der vom Urheber gewählten Form: wir können ins Kino gehen um Filme zu sehen, wir können uns Bücher kaufen um sie zu lesen, und wenn wir wenig Geld haben, leihen wir sie uns in der Bibliothek, wir können Musik hören in dem wir das Radio einschalten oder CDs kaufen oder leihen. Die Form ist das Entscheidende. Eine CD einem guten Freund brennen ist eine Sache, aber sie in eine andere Form zu bringen und zum Beispiel als MP3 im Internet erneut zu veröffentlichen, eine ganz andere. Diese ganzen Kulturgüter, die sie aufzählen, sind alle oft öffentlich zugänglich. Das heißt aber nicht, dass man den Inhalt dieser Güter nehmen kann und eigenmächtig neu veröffentlicht, denn nichts anderes ist es, wenn ungefragt Dinge von anderen im Internet veröffentlicht werden.

    zu zweitens: Sie schreiben “… und damit bin ich einer von Millionen, die umsonst komponieren, malen, dichten, filmen, und die ihr Geld auf ganz althergebrachte Art und Weise verdienen: Indem sie dafür arbeiten.”
    Sie tragen Ihr Weltbild hier mit einer schon fast frechen Arroganz nach außen, dass einem dabei übel werden kann. Seit wann sind denn malen, dichten, filmen und komponieren keine Arbeit? Unglaublich! Wie begründen Sie denn bitte, dass Kunst keine Arbeit ist? Weil viele nach ihrer “richtigen” Arbeit nur zur Entspannung Ostereier anmalen oder mal ein kleines Gedicht zu Einschulung der jüngsten Tochter schreiben oder mal ein keines kreatives Filmchen mit der neuen Digitalkamera drehen? Ist das der Maßstab? Was ist für Sie denn “richtige” Arbeit? Der Tischler der das Holz bearbeitet (aber nicht der Holzbildhauer), der Anstreicher der das Einfamilienhaus lachsfarben anstreicht (aber nicht der Maler der Bilder malt), der Einzelverkaufsfachangestellte der CDs verkauft (aber nicht der Musiker und Komponist)? Entschultigung, aber Ihre Aussagen sind unglaublich dumm. Ein wirklich guter Maler wird kein wirklich großes Werk schaffen können, wenn er täglich Straßenbahn fahren muss! Genau so geht es Schauspielern, Musikern oder Schriftstellern. Kunst ist verdammt harte Arbeit! Sie können das vermutlich nicht wissen. Woher auch? Dafür sei Ihnen verziehen, denn viele Menschen können sich vom wahren Drang eines Künstlers kein Bild machen. Dabei widersprechen Sie sich gleich im nächsten Absatz, wenn Sie von innerer Notwendigkeit und Idealismus und Armutsgrenze reden. Künstler verkaufen Ihre Werke und brauchen das Geld um überhaupt Kunst machen zu können und ihrem inneren Drang zu folgen. Es nutz dem Werk nichts, wenn der Künstler nicht-künstlerische Arbeiten machen muss. Dass es oft allerdings anders aussieht, heißt ja nicht dass dieser Zustand hinzunehmen ist.

    Warum ist es Ihrer Meinung nach okay, dass man tausende Lieder oder Filme klaut und dafür nicht zur Verantwortung gezogen werden soll? Ich möchte gern den Dieb meines Fahrrades zur Rechenschaft ziehen, oder der der meine Digitalkamera geklaut hat. Es ist ganz unentscheidend, welche Form Eigentum besitzt, ob nun materiell oder immateriell, ein Film auf DVD oder als Datei. Es ist doch okay, den Besitzer vorher zu fragen, ob man sein Werk, sein Eigentum nehmen darf oder nicht. Wenn nicht, oder wenn er Geld dafür haben möchte, dann bitteschön, hat man die Wahl, gibt man ihm halt Geld oder belässt ihm anständigerweise sein Eigentum. Dann kann man das halt nicht haben. Man muss ja nicht alles bekommen dürfen, was man haben will. Das ist ja fast kindisch!

    zu Drittens: Das geistige Eigentum eines Romans sind die zu einem Text zusammengefügten Worte in einer bestimmten Ordnung die sich der Autor ausgedacht hat. Das ist das geistige Eigentum. Genau wie der Maler die Farben in einer bestimmten Form und in einer bestimmten Ordnung anordnet und der Komponist, der Töne ebenso in einer von ihm ersponnenen Ordnung arrangiert. Bei guten Werken, resultieren diese Ordnungen im Übrigen aus harter Arbeit! Wie wäre das dann zu rechtfertigen, dass man diese eigens entwickelte Ordnung frei geben muss? Das hieße, der Autor könnte damit kein Geld verdienen, hätte somit auch keine Zeit mehr diese bestimmten Ordnungen zu entwickeln. Das wäre doch Blödsinn! Es wird doch auch von keinem Tischler verlangt, seine Ordnung, die er in die Hölzer gebracht hat damit es ein Tisch ist kostenlos wegzugeben. Dann kann er seine Tischerei gleich zumachen und Bäcker werden, obwohl er auch da dann seine Brötchen kostenlos abgeben muss usw. Das Kapital eines Künstlers ist nun mal sein Werk, das Kapital eines Schriftstellers sind seine Wortanordnungen, das Kapital eines Komponisten sind seine Notenarrangements, das Kapital eines Bäckers seine Backwaren. Da ist der Unterschied, einmal ist das Kapital inmateriell und einmal materiell. Aber beides ist wertvoll!
    Sie schreiben “Aber wenn die Inhalte einmal in der Welt sind, sind sie in der Welt…”. Ja aber ein Inhalt ist aber nicht zwangsweise das Werks selbst. Klar kann ich zusammenfassend den Inhalt von meinetwegen Hemingways “Wem die Stunde schlägt” erzählen und mit dem Hinweis auf das Werk in die Welt blasen. Aber das Werk selbst zu nehmen und damit dasselbe tun ohne den Besitzer zu fragen wäre treist. Klar ist der Roman veröffentlicht und somit in der Welt, bzw. in der Welt verfügbar. Aber man sollte doch die gewünschte Form des Besitzers respektieren und wenn man die gewünschte Form respektiert, respektiert man auch all die harte Arbeit die in so einem Werk steckt. Nicht nur die des Autors, sondern auch die der Übersetzer, Lektoren, Drucker, Papierhersteller etc. So nun können Sie ja sagen, dass Papier brauch ich nicht – Digitalisierung,… ich nehm auch gern die Originalsprache,… bitte lieber Besitzer des Werkes stellen Sie mir das nach meinem Wunsch zur Verfügung, dann brauch ich nicht soviel Geld ausgeben. Genau das könnten Sie machen, allerdings wäre es wiederrum treist den Besitzer des Werkes gesetzlich dazu zu verpflichten, immer die an ihn herangetragenen Wünsche zu erfüllen. Bitte geben Sie mir das Werk kostenlos und am besten noch 5 Euro dazu! Klar Ihr Wunsch ist mit Befehl, Befehl vom Gesetzt.
    Warum wollen Sie eigentlich über all die Dinge so frei verfügen? Was haben Sie damit vor? Seien Sie kreativ und schaffen Sie doch eigene Inhalte, wie sie es nennen, die können Sie dann auf ihren Webseiten mitteilen. Wenn man in der Öffentlichkeit stehen will (und nichts anderes ist das Internet) und dort was darstellen will, muss man auch was eigenes anzubieten haben und sich nicht mit anderen Sachen schmücken.
    Weiterhin schreiben Sie: “Verkaufen könnt ihr, ob es euch passt, oder nicht, nur physische Manifestationen eurer Ideen — in Öl auf Leinwand, als Druckerschwärze auf Papier, oder als eine bestimmte Konfiguration von Nullen und Einsen”. Ich frage Sie, bestimmte Konfigurationen von Nullen und Eisen sind etwas anderes als bestimmte Konfigurationen des Alphabets, oder bestimmte Konfigurationen von Noten?
    Weiter unten schreiben Sie noch: “Der Verkauf von Dateien hat seine Tücken, ohne Frage. Die Produktionsmittel für Dateien stehen in jedem Kinderzimmer, und Rohstoffe benötigt die Herstellung auch nicht.” Da gebe ich Ihnen Recht, allerdings ist das ja noch lange keine Rechtfertigung! Und gerade, weil diese Dinge keine Rohstoffe benötigen wird es klar, dass das wahre Kapital nicht die CD-Scheibe ist, nicht das runde Stück Vinyl, sondern die Kunst ansich.

  86. @Wortfront

    Ich schreibe Artikel (leeres Blatt Papier) und programmiere, und ehrlich gesagt kann ich keinen Unterschied zwischen den beiden Taetigkeiten feststellen.

    >= 15 Minuten, um ueberhaupt warm zu werden, Produkitivitaetspeak erst nach vollem Eintauchen (~ 0.5 – 1 Stunde), bei voller Konzentration wird man fuer alles Andere erst einmal recht unempfaenglich, vollkommenes Ausgelaugtsein nach mehreren Stunden etc.

    Programmieren ist nicht etwas, was man mal eben so im Halbschlaf macht, so wie Gartenumgraben oder Akten ueberfliegen. Insofern finde ich Ihre Zurueckweisung wenig stichhaltig.

  87. So nicht

    [An dieser Stelle stand ein Text mit dem TItel Rattenfänger von Hameln hat einen Nachfolger, „Die Piraten“. der wortwörtlich von dieser Seite übernommen war und der in keinem Zusammenhang mit dem Blogbeitrag stand. Bitte beachten Sie, dass Kommentare, die keinen Beitrag zur Diskussion leisten, gelöscht werden können.. Die Kommentarregeln finden Sie hier. –A.S.]

  88. @Christian:

    Zu (1): Das hast du aber arg aus dem Kontext gerissen, ich rede in der Passage absolut nicht von einer Weiterverwertung, sondern von Leuten, die sich Lieder und Filme, die man zu einem Teil ihrer kulturellen Identität gemacht hat, für ihren privaten Gebrauch herunterlanden.

    Aber sei’s drum, auch bei deinem Beispiel frage ich mich: Wundert es dich wirklich, dass es Leute gibt, die so etwas tun? Bist du bereit, massive Einschränkungen für alle hinzunehmen, um die paar Fälle im Vorfeld zu verhindern? Und wenn ja, wärst du dann auch bereit, diese Einschränkungen Offline hinzunehmen, z.B. deine Briefe, deine Bücher- und CD-Regale routinemäßig überwachen zu lassen?

    Und wo fehlt dir bei der aktuellen Rechtslage (oder auch der von vor 50 Jahren) die Handhabe, um dagegen situationsangemessen vorzugehen?

    Zu (2): Jeder, der seine Arbeitskraft verkauft, liefert sich voll und ganz den Kräften des Marktes aus, und jeder muss die sich verändernden Gesetzmäßigkeiten in Kauf nehmen. Ich kann mir wünschen, für meine Schöpfungen bezahlt zu werden, aber ich kann doch diese Wünsche nicht gegen die Realität durchsetzen. Markus Dahlem muss vielleicht bald Unternehmensberater oder Banker werden, doch, genauso funktioniert das. Markus weiß das, du weißt das, ich weiß das. Was an dem Argument „Es muss ja niemand Künstler werden, werdet doch Straßenbahnschaffner und macht Kunst in eurer Freizeit“ neoliberal sein soll, kann ich nicht erkennen. Ist ein Straßenbahnschaffner deiner Meinung nach weniger Wert als ein Kunstschaffender? Die wenigsten Künstler leben von ihrer Kunst. Schlag ein System vor, nachdem wir diejenigen auswählen, die das objektiv verdient haben, und ich bin dabei. Solange es ein solches System nicht gibt, gelten hier die Gesetze des Marktes, und die bestimmen eben nicht nur die Anbieter, sondern auch die Abnehmer. Oder willst du eine Gesellschaft, in der sich jeder nach seinen Möglichkeiten einbringt und nach seinen Bedürfnissen entlohnt wird? Dann gratuliere ich dir dazu, dass du endlich ins richtige politische Lager gewechselt bist, aber dann steh doch bitte zum Kommunismus und höre auf, ihn schlecht zu machen!

    An dieser Stelle muss die ketzerische Frage erlaubt sein, ob ich, wenn ich mich demänchst großzügig aus den beiden Konstruktionsgrammatik-Bänden und den Texten in diesem Blog bediene, daraus mein eigenes Buch zusammenkopiere oder mein Blog befülle nicht irgendwann auch mit einer Abmahnung zu rechnen hätte?

    Ich wüsste nicht, wo ich dafür argumentiert habe, dass jeder das Recht haben sollte, die Werke anderer Leute weiterzuverbreiten. Wie oben gesagt, geht es ganz eindeutig um das Recht auf Privatkopien. Wenn du dir eine Kopie meines Blogs oder der Konstruktionsgrammatik-Bände auf deiner Festplatte anlegen willst, be my Guest (das Blog herunter zu laden, schaffst du ja wohl selbst, die Bände schicke ich dir gerne als PDF-Dateien zu). Du kannst das dann an alle deine Freunde weitergeben, ohne Angst vor einer Abmahnung von meiner Seite zu haben.

    Bei den Konstruktionsgrammatikbänden, vor allem, wenn es um die von dir angesprochene Wiederveröffentlichung geht (die ich an keiner Stelle in meinem Text als legitim darstelle), so wirst du dich allerdings im Zweifelsfall mit dem Verlag anlegen müssen, dem jetzt und in alle Ewigkeit sämtliche Nutzungsrechte gehören. Von mir hast du nichts zu befürchten, ich ermutige dich sogar dazu, solange du die Sachen nicht unter deinem Namen sondern unter dem der jeweiligen Autor/innen veröffentlichst (du hast ja hoffentlich auch den Anfang von Punkt 3 gelesen). Denn wirtschaftlichen Schaden fügst du damit keinem und keiner der Urheber/innen zu, und gegen die Verbreitung ihrer Ideen werden sie nicht einzuwenden haben. Bei meinen Blogtexten kommt es darauf an. Eine Reihe davon stehen unter diversen CC-Lizenzen — bedien dich also. Bei den Blog-Texten kommt es darauf an, welche Texte das wären, wieviele du dir nimmst und was genau du damit machst. Ich finde ständig Texte von mir, die in irgendwelche Foren kopiert und dort diskutiert werden, und bisher habe ich genau 0 Abmahnungen verschickt, oder sonst etwas unternommen. Vielleicht verkaufe ich die Texte aber irgendwann an einen Verlag, der ein Buch daraus macht, und dann wird der entscheiden, ob und wie er tätig wird.

    Zu (3): Ich will keine Rechteinhaber von irgendetwas überzeugen. Die schaufeln sich ihr Grab, egal, was ich sage oder tue.

  89. @Poschau

    Ich habe mir Ihr Gedicht mal angesehen und will es so sagen: Vor Content-Piraterie brauchen Sie sich vermutlich nicht zu fürchten.

  90. @A.S.

    Sie schreiben: “… Aber meine Frage ist folgende: 1) Habe ich mit diesem Geld das geistige Eigentum von irgendjemandem erworben? Und 2) wenn nicht, was habe ich dann erworben, und was hat geistiges Eigentum dann mit der Bezahlung von Kreativen zu tun?”

    1) Nein! Wieso wollen Sie denn das geistige Eigentum erwerben? Sie haben ein Buch, eine CD oder eine Zeitschrift erworben, in der das geistige Eigentum anderer veröffentlicht ist. Sie können es lesen und hören, sie können es nutzen. Das Papier des Buches mit samt der Druckerschwärze haben Sie tatsächlich erworben, dass können Sie weiterverkaufen oder verbrennen.
    2) Wie gesagt Sie haben die persönliche Nutzung des geistigen Eigentums erworben, sowie im Falle eines Buches Papier, Umschlag, Druckfarbe. Wenn es auch oft nicht viel ist, aber von jedem verkauften Buch bekommt auch der Autor was. Oder von jedem bezahlten Film kommt etwas der Gage eines Schauspielers zu gute.

  91. Erwerb geistigen Eigentums

    @Kai Weber, Zola Lime:

    Aha, wir sind uns also einig, dass ich kein geistiges Eigentum erwerbe, wenn ich Bücher/Filme/CDs/Dateien kaufe, sondern dass ich eben die Bücher/Filme/CDs/Dateien kaufe und der/die Künstler/in dann einen Teil des Kaufpreises bekommt.

    Wenn man geistiges Eigentum nicht kaufen kann, wie kann man es dann stehlen?

  92. Wenn man geistiges Eigentum nicht kaufen kann, wie kann man es dann stehlen?

    Wenn man in die Oper geht oder ins Ballett, erwirbt man mit dem Ticket das Recht, die Aufführung anzusehen. Man kauft aber weder die Darsteller, noch das Bühnenbild oder Text. Wofür zahlt man also?
    Kommt jemand drauf?

  93. @Holger Ehling

    Tja die Kostenaufstellung für ebooks ist ein klarer Fall von Mismanagement. Es ist das gleiche Spiel wie bei itunes, dass Apple der Musikindustrie die Butter vom Brot genommen hat, weil die lieber Zeit damit vertrödelt hat Abmahnungen zu verschicken und Politiker zu schmieren.
    Das ist nicht nur lächerlich, sondern auch ein klarer Fall von Told You So!
    Wer sich selbst in so schlechte Konditionen bringt hat selbst Schuld. Übrigens tut die Buchpreisbindung hier ihren Rest in der Monopolbildung…
    Statt die Mär vom geistigen Eigentum zu verbreiten, sollten Sie einfach mal ihr Vermarktungskonzept ändern, dann würde am Ende des Tages auch etwas mehr Butter übrig bleiben.

  94. Ich erlaube mir eine Antwort-Verlinkung.

    Man mag offene Briefe (1) und Antworten auf offene Briefe (2) gut und differenziert finden, man kann sie falsch finden, unausgegoren oder anregend und diskutabel, ebenso wie Artikel (3), Kommentare, Glossen. Das alles bewegt, regt auf, regt an. Aber dann stößt man in all dem Wortgeklingel auf den einen Beitrag, der einen schlichtweg fassungslos macht. Geschrieben von einem Professor für Linguistik, veröffentlicht in einem Blog, das sich wissenschaftlich nennt. Eine ganze Flasche Öl, genüsslich ausgeschüttet über all der vorhandenen Glut. Da reicht der rote Button nicht mehr. Da braucht es eine Replik. Am besten eine Geschichte. Weil ich keine Opernsängerin bin, sondern Schriftstellerin.

    Das und noch mehr sagt kopfschüttelnd:
    Nikola Hahn
    Autorin UND Beamtin.

    Quelle: http://nikola-hahn-schreibstube.blogspot.com/

  95. @Studierendenfutter:

    Na, sagen Sie schon: Kauft man in ihrem Beispiel geistiges Eigentum?

    @Nikola Hahn:

    Wenn der verlinkte Text eine Antwort sein soll, verstehe ich die Frage nicht.

  96. Hilfe die Urheber werden alle stöööörben

    Sehr geehrter Herr Ehling,

    Sie als Freischaffender, Künstler oder Möchtegern-Künstler möchten Ihr Geschäftsmodell ohne wenn und aber gesetzlich durchsetzen? Ist Ihnen bewusst das manche Idee nicht von allen als künstlerisch wertvoll gepriesen wird? Und das es wie manch anderer unschöpferischer Müll den Weg in die Bedeutungslosigkeit geht? Wohl nicht, sonst würden Sie nicht so einen hanebüchenen Unsinn schreiben. Gehabt Euch wohl und schönes Wehklagen noch.

  97. “Na, sagen Sie schon: Kauft man in ihrem Beispiel geistiges Eigentum?”

    Geistiges Eigentum hat einen Wert für seinen Produzenten, wenn bzw. weil er es verkaufen kann und andere bereit sind, dafür zu bezahlen.
    Nimmt man ihm diese Möglichkeit, indem man es nicht bezahlt, hat man dem Produzenten sein Einkommen vorenthalten. Insofern kann man geistiges Eigentum nicht in dem Sinne stehlen, als dass der Eigentümer nun nicht mehr zu seiner Leistung fähig wäre, diese aber nun dem Dieb möglich wäre, wie z.B. im Falle eines Autos, mit dem nun nicht mehr der Bestohlene sondern der Dieb fahren kann. Man hat den Produzenten um Gegenwert seiner Leistung geprellt und diesen möglicherweise selbst eingestrichen, wenn man die Leistung als die eigene ausgibt. Das geistige Eigentum geht nicht auf den Käufer über, er erwirbt lediglich ein bestimmtes Nutzungsrecht. Wenn ich einen Film für 12 Euro im Kino ansehe, habe ich den Film nicht gekauft.

    Da sollte eingentlich gar keiner Erklärung bedürfen.

  98. @Studierendenfutter

    1. „Geistiges Eigentum hat einen Wert für seinen Produzenten, wenn bzw. weil er es verkaufen kann…“

    2. „Das geistige Eigentum geht nicht auf den Käufer über, er erwirbt lediglich ein bestimmtes Nutzungsrecht“

    KANN man geistiges Eigentum nun kaufen/verkaufen, oder nicht? Oder haben Sie zur Diskussion eigentlich gar nichts beizutragen?

  99. “Oder haben Sie zur Diskussion eigentlich gar nichts beizutragen?”

    Was ich beizutragen habe, steht oben. Einfach lesen und drüber nachdenken.

  100. Verwunderung.

    Zitat (A.S.):
    “@Nikola Hahn:
    Wenn der verlinkte Text eine Antwort sein soll, verstehe ich die Frage nicht.”

    Lieber Herr A.S.,
    … das gibt mir zu denken.

    Im Übrigen hätte ich es nett gefunden, wenn Sie nach dem Editieren meines Kommentars einen Hinweis angebracht hätten, dass nicht die Autorin es versäumte, die gesetzten Fußnoten zu betexten, sondern dass die Quellenlinks vom Blogverantwortlichen nachträglich entfernt wurden.

    Mit freundlichen Grüßen
    Nikola Hahn

  101. @Studierendenfutter: Ah, also nichts beizutragen.

    @Nikola Hahn: Ihr Kommentar dient dem einzigen Zweck, einen Link auf Ihr Blog zu setzen, einen Bezug zu meinem Text kann ich nicht erkennen. Ich hätte ihn deshalb eigentlich nach meinen Kommentarregeln ganz löschen sollen, aber ich wollte höflich sein. Wenn Ihnen das nicht passt, sagen Sie kurz Bescheid, dann lösche ich Ihre Kommentare gerne ganz.

  102. Ah, also nichts beizutragen.

    Sie hatten Ihrem Verständnisproblem bereits weiter oben hinreichend Ausdruck verliehen.
    Danke trotzdem für die Aufmerksamkeit und einen schönen Sonntag.

  103. @A.S.

    “Wenn man geistiges Eigentum nicht kaufen kann, wie kann man es dann stehlen?”

    Genau darum geht’s in dieser pseudojuristischen Diskussion. Eine Begründung dafür zu finden, daß das illegale Kopieren eigentlich rechtmässig ist.
    Wenn’s Dir ausschliesslich um Privatkopien geht, warum machst Du Dich heiss? Das ist, soweit ich weiss, bereits gesetzlich geregelt.

    Übrigens: Das Urheberrecht ist in Deutschland nicht veräusserbar.
    In den USA dagegen schon.

    Es ist ökonomisch auch unsinnig, irgendjemandes geistiges Eigentum oder Urheberrecht zu erwerben. Bei einer vernünftigen Kalkulation könnte man das nie im Leben bezahlen. Die Regelung, ein Nutzungsrecht zu erwerben, ist deshalb absolut korrekt.
    Beispiel Software: Würde ich z.B. das komplette Urheberrecht (in diesem Fall durch’s Patentrecht geregelt) für MacOS erwerben wollen, müsste ich wahrscheinlich 400 Jahre dafür arbeiten. Allein die Entwicklungskosten, die da drin stecken… Dann muss Apple auch noch Gewinn für die Aktionäre rausschlagen. Exorbitant! Und wenn ich dann stolzer Besitzer bin, gibt es 2 Möglichkeiten: Entweder bin ich der einzige, der MacOS hat (toll, das hat’s ja gebracht) oder ich muss jetzt auch noch das Ding selber vertreiben. Sinnfrei.

    So erwerbe ich “nur” die Nutzungsrechte. Was zum einen billiger ist, zum anderen Teilhabe und Nutzen vieler an einer immateriellen Schöpfung ermöglicht und ausserdem amortisieren sich die Kosten & der Wirtschaftskreislauf bleibt auch noch in Schwung. Die Weiterentwicklung, Updates (Support? Naja…) ist auch gesichert.

    Wenn es also tatsächlich darum geht, daß die Gesellschaft etwas von immateriellen Gütern haben soll, dann macht die alberne Diskussion um die Frage, ob geistiges Eigentum verkäuflich ist oder nicht, keinen Sinn.

    Genauso wie die Frage, ob man Deine Leber zu Lebzeiten kaufen kann.

    Und wenn man sie nicht kaufen kann….

  104. Höflich wäre …

    … lieber Herr A. S.,

    etwas ganz anderes.

    Schade, dass Sie meine Kommentare nicht verstehen, aber wenn es hilft: Gerne dürfen Sie auch den Blog-Link herausnehmen. Wie ich bereits schrieb, ging es mir lediglich darum, dass Sie Änderungen (und dazu gehören auch Kürzungen) kenntlich machen, die Sie an Texten Dritter vornehmen.

    Die bereits von Ihnen entfernten Links hatten nichts mit mir zu tun, sondern dienten als Beleg. Ich dachte, solcherart sei Ihnen geläufig.

    Das Löschen meiner Kommentare kann ich zwar nicht verhindern, aber wenn Sie alles, was Ihnen nicht gefällt, als nicht zur Sache passend bezeichnen und entfernen, sollten Sie die Kommentarfunktion ganz abschalten. Was mich allerdings wirklich interessieren würde, wären die Offline-Kommentare Ihrer Professorenkollegen …

    Mit freundlichen Grüßen
    und ob mit oder ohne Löschen: ganz sicher zum letzten Mal
    N. Hahn

  105. Was mich an der laufenden Diskussion am meisten irritiert, ist, dass die Extrempositionen, die man sich gegenseitig vorwirft, tatsächlich von kaum jemandem vertreten werden. Wieso es aber zielführend sein soll, wenn man sich gegenseitig mit Strohmännern bewirft, das muss mir mal jemand erklären.

    Auch in den Kommentaren zum vorliegenden Artikel offenbart sich bei manchen Komentatoren eine bemerkenswerte Leseschwäche. Ich habe den Verdacht, dass diese möglicherweise durch das Tragen von Scheuklappen mitverursacht wird.

    Den Debattenbeitrag von Dietrich Brüggemann (http://d-trick.de/…tenladen-heist-herunterladen/) halte ich für den bis dato besten und wichtigsten Text zum Thema. Insbesondere das Bild mit der Tachonadel ist sehr schön.

    Wenn wir uns fürs erste darauf einigen könnten, uns von ein paar liebgewonnenen aber hinreichend widerlegten Mythen zu trennen (u.a. “Piraten wollen das Urheberrecht abschaffen und Künstler enteignen”, “Alle wolle alles immer umsonst”, “Man kann mit dem Verkauf einer Ware kein Geld verdienen, wenn es diese auch irgendwo für umme gibt”, usw.), wäre die Diskussion schon ein ganzes Stück weiter. (Dass das gar nicht im Interesse einiger Diskussionsteilnehmer sein könnte, auf die Idee bin ich erst vor kurzem gekommen.)

    Liebe Urheber und Verwerter: Niemand mißgönnt euch das Geld, das ihr für eure Waren verlangt, aber wenn ihr tatsächlich der Meinung seid, dass eure Existenz von privaten Kopierern ohne finanzielle Interessen bedroht wird, dann denkt ihr zu einfach und zu monokausal. Das Problem sind nämlich nicht zuviele Kopien sondern zuwenig Verkäufe. Weshalb man sich eigentlich mehr ums seine Kunden kümmern sollte als seine ganzen Energien auf die Nichtkunden zu verschwenden.

    Lesenswert dazu sind der sehr ausführliche Artikel von Volker König (http://www.volkerkoenig.de/…ief-an-sven-regener/) und die jüngsten Erfahrungen in Frankreich (http://www.e-book-news.de/…atze-sinken-trotzdem/).

  106. Auseinandersetzung und Diskussionskultur

    So gern ich alle Kommentare durchlesen würde, so sehr stört mich die Diskussionskultur. Ein hitziges Gemüt darf man dann und wann gerne aufweisen, jedoch sollte man vor dem Verfassen eines Kommentars erstmal tief durchatmen und sich beruhigen.
    Mir fällt auf, dass sowohl im Text, als auch bei vielen Kommentaren gute und richtige Ansätze zu finden sind, diese jedoch von der auftretenden Polemik überschattet werden.

    Um dies in Zukunft zu vermeiden, empfehle ich zwei bekannte Philosophen:
    Schulz von Thun (Kommunikationsebenen), denn nicht jeder der sich auf den Schlips getreten fühlt, ist auch angesprochen. Und Beweggründe von Aussagen sind zu hinterfragen – von beiden Seiten.
    Sokrates (Die drei Siebe), denn oft hilft es Aussagen auf Wahrheit, Güte und Nutzen zu prüfen, bevor man sie tätigt.

  107. Re:Zwei Punkte kommen immer viel zu kurz

    @Karsten Kruschel

    Ja. Man kann diese Werke in Bibliotheken einsehen, die es in ihrem Bestand haben, aber das wird bald nur noch Die Deutsche Bibliothek sein wegen der gesetzlichen Pflicht dort die Werke zu deponieren. Alle anderen (wissenschaftlichen) Bibliotheken ächzen jetzt schon unter den Kosten der durch monopolartige Strukturen immer weiter stark ansteigenden Kosten für Periodika). Siehe dazu auch die Open Access Bewegung.

    Für nicht wissenschaftliche Literatur sollten Sie sich einmal die Schwierigkeiten der Bibliotheken bei der Archivierung von Urheberrechtlich geschützten Werken ansehen. Stöbern Sie mal etwas, zum Beispiel auf: http://www.urheberrechtsbuendnis.de/

    Zu Punkt Zwei. Geistiges Eigentum ist ein rein juristisches Konstrukt. Bedenken Sie einmal was für einen interessanten Effekt es geben würde, wenn der griechische Staat stellvertretend für die Philosophen des Altertums die Urheberrechte für all jene Werke ausüben würde, welche nun schon seit Jahrhunderten als Basis vieler neuere Werke dienen. Die Abmahnwelle würde Griechenland augenblicklich sanieren und den Rest der westlichen Kultur ruinieren. Wollen Sie wirklich das geistiges Eigentum nicht irgendwann erlischt?

    Zudem muss man die Traditionen des Urheberrechtes unterscheiden. Im kontinentaleuropäischen Kontext geht es in der Grundidee um das Urheberpersönlichkeitsrecht, nicht um eine Handelsware. Die Handelbarkeit ist eher ein Thema der anglo-amerikanischen Rechtstradition. Im Ursprung ging es also primär darum die Schmähung des Werkes, eine unerwünschte Verfremdung und Verwendung zu unterbinden, nicht diese zur Gewinnmaximierung zu verwenden.

    Auch materielles Eigentum und Eigentum an Grundstücken erlischt übrigens in gewissem Sinne beim Tode des Eigentümers. Dafür zuständig ist das Erbrecht und insbesondere die Erbschaftssteuer. Das ohne eine wirksame Erbschaftssteuer die Vermögen sich langfristig massiv akkumulieren ist leicht ersichtlich.

    So wird wohl von einer wirtschaftlichen Nutzbarkeit von Patent und Urheberrechten von etwa 8 Jahren nach dem Tod des Inhabers ausgegangen (was kaum zur derzeitigen Schutzfrist von etwa 70 (?) Jahren nach Tod des Urhebers passt).
    (siehe z.B. http://www.erbrecht-ratgeber.de/…ern/patent.html).

  108. “Geistiges Eigentum”

    @ Anatol Stefanowitsch

    Sie machen hier einen Denkfehler, der von Urheberrechtsgegnern (unpräziser Schubladenbegriff, I know) immer wieder gemacht wird.

    Nicht nur “geistiges Eigentum” ist metaphorisch – Eigentum ist IMMER metaphorisch. Auch mein Eigentum an diesem Stuhl hier ist nicht gottgegeben, sondern nur eine gesellschaftliche Konstruktion.

    Eigentum bedeutet, daß mir die Gesellschaft hilft, meinen Anspruch auf eine Sache durchzusetzen, sei sie nun physikalisch oder nur geistig vorhanden.

    Wenn ich besagten Stuhl nun verkaufe, übertrage ich damit exakt diesen gesellschaftlichen Schutz auf eine andere Person.

    Manche Leute produzieren Stühle und verdienen ihr Geld mit ihrem Verkauf. Manche Leute schreiben Gedichte und verdienen ihr Geld mit ihrem Verkauf.

    Es gibt keinen Unterschied. Nur weil sich Gedichte (derzeit noch*) leichter kopieren lassen als Stühle, kann man doch nicht das mögliche Recht an ihnen in Frage stellen.

    * Sobald es in 20-30 Jahren molekulare 3D-Plotter gibt, wird man wahrscheinlich auch Gegenstände leicht kopieren können. Werden Sie dann auch gegen Eigentum an physikalischen Dingen kämpfen?

  109. @Ulf Lorenz, Open Source

    „Es wurde hier schon mehrfach die Unmoeglichkeit schoepferischer Taetigkeit neben einer vollwertigen Taetigkeit behauptet.Als praktisches Gegenargument wuerde ich mal Open-Source-Software heranziehen; die meisten Entwickler machen das naemlich durchaus ohne bezahlt zu werden. Sourceforge z.B. hatte letztens ein paar (4?) Millionen Mitglieder.“

    So, und wieviele von den Millionen auf Sourceforge gehosteten Projekte sind wirklich ausgereifte, bequem auf jedem System zu installierende und funktionstüchtige Anwendungen? Ich weiß, dass es ausreichend viele solcher Programme gibt, ich benutze selbst fast ausschließlich freie Software. Aber mit ihren Millionen brauchen Sie da nicht zu kommen.

    Doch schauen wir uns mal Programme an, die noch etwas mehr mit Kreativität zu tun haben, nämlich Computerspiele. Wie viele Projekte gibt es denn, die in Sachen Umfang, Artwork, allgemeine Qualität usw. auch nur annähernd an einen beliebigen russischen Billigshooter heranreichen, der von einem kleinen Team kommt, das eine Weile lang dafür bezahlt wurde? Und wieviele dieser Projekte sind nicht nach 5 Jahren (mehr oder weniger) Entwicklung im kaum ernsthaft spielbaren Prä-Alpha-Stadium eingeschlafen?
    Und die paar Spiele, die es doch gibt, wie OpenTTD, FreeCol, FreeCiv, sind nun auch nicht sooo dolle kreativ, sondern, wie jeweils am Namen erkennbar, Klone kommerzieller Spiele. Logisch, wer will schon über Jahre hinweg nach Feierabend irgendwas programmieren, was neuartig ist und vielleicht letztendlich niemanden interessiert. Sowas bleibt bezahlten Entwicklern vorbehalten.

  110. Ein Aspekt kommt mir in der Debatte zu kurz (und ich erwähne ihn hier, um den Standpunkt von A.S. nachdrücklich zu unterstützen):
    Handelbare Waren sind immer Gegenstände, die man tauschen kann. Dies setzt voraus, daß sie sich von einem Ort an einen anderen versetzen lassen. Wissen (Ideen, eine Komposition – you name it) kann man zwar auch bewegen – es bleibt aber immer gleichzeitig bei seinem ursprünglichen Besitzer: es wird transferiert[1], nicht aber versetzt. Dadurch ist es seinem Wesen nach nicht tauschbar: wenn ich jemandem etwas gebe, damit ich dafür etwas anderes erhalte, setzt dies voraus, daß der ursprüngliche Besitzer hinterher im Besitz des Tauschgegenstandes ist, und seinen eigenen dafür hergegeben hat. Wenn ich jemandem einen Gegenstand gebe, damit er mir sein Wissen mitteilt, hat der andere hinterher meinen Tauschgegenstand sowie das ursprüngliche Wissen in seinem Besitz – für mich wäre dies ein denkbar schlechtes Geschäft.

    Mehr zum Thema:
    http://localhost/htdocs/netzwerkprodukte#Ideen

  111. Handelbare Waren

    @ Michael Michaelis

    Handelbare Waren sind immer Gegenstände, die man tauschen kann. Dies setzt voraus, daß sie sich von einem Ort an einen anderen versetzen lassen.

    Um es ganz kurz zu sagen: nein. Handelbar ist das, was der Gesetzgeber zuläßt. Also zum Beispiel auch Grundstücke, Immobilien oder Rechte.

  112. Urheber, Verwerter, Politik, Markt

    Was ich in den letzten Tagen an Beschimpfungen, Spekulation, Unwissen, Polemik, Vorurteilen und haltlosen Behauptungen von allen Seiten in zahlreichen Veröffentlichungen zu diesem Themenkomplex lesen durfte, ist schon beängstigend. Noch schlimmer allerdings ist die dabei zu Tage tretende Diskussionskultur, die den Namen Kultur schon lange nicht mehr verdient. Dies nur als Randbemerkung vorab.

    Was mich inhaltlich bestürzt, ist die Tatsache, dass Teilnehmer, die im freien Markt agieren und bislang diesen weidlich zur Generierung von Einkommen genutzt haben, auf einmal nach politischen Regelungen rufen, um dann juristisch ihre Profite sichern zu können. Durch die technische Entwicklung der digitalen Speicherung – die im Übrigen von allen Seiten gefördert wurde – hat sich der Markt entwickelt und so verändert, dass Geschäftsmodelle nicht mehr so funktionieren, wie das einmal der Fall war. Es ist in einer (hoffentlich bald wieder sozialen) Marktwirtschaft aber weder Aufgabe der Politik noch der Konsumenten, tragfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Es ist auch nicht Aufgabe der Politik, Marktteilnehmer zu schützen, deren Geschäfte nicht mehr so recht laufen.

    Mit welchem Recht fordern die kreativen Köpfe oder deren Vertreter, ihnen ein einträgliches Geschäftsmodell zu entwickeln? Mögen sie ihre eigene Kreativität oder die Kreativität ihrer Rechteverwerter nutzen, um ein Einkommensmodell zu entwerfen. Um es neoliberal zu sagen: Der Markt muss und wird es regeln. Wenn etwas nicht gekauft wird, dann muss ich halt etwas anderes anbieten. Marktgerechtes und zeitgemäßes Handeln nennt sich das.

    Mit welchem Recht fordert jemand, der einmal eine Platte aufgenommen hat, dass er den Rest seines Lebens von dieser einen musikalischen Idee ausreichend alimentiert wird? Wenn er Musiker ist, will er sein Werk mit Stolz und Freude präsentieren und soll dafür auch seinen verdienten Lohn erhalten. Konzert nennt sich eine solche Veranstaltung und sofern das Produkt – die Musik – gut ist, kommt zahlendes Publikum. Aber aufgrund einer einzigen Idee lebenslanges Einkommen einzufordern, ohne dafür weitere Leistung anzubieten, ist absurd.

    Obwohl Vorstehendes so wirtschaftsliberal klingt, möchte ich durchaus die Kreativität schützen und belohnen, Ehre wem Ehre gebührt. Aber dieser Schutz muss sich an den Rahmenbedingungen orientieren, umgekehrt geht es nicht.

    Ach ich muss aufhören, ich schweife ab und es wird zu lang.

  113. @Nicole Hornung

    Liebe Frau Hornung, liebe Nicht-Einsehenwoller-dass-es-geistiges-Eigentum-gibt,

    im Zuge dieser ewig langen Debatte zu einem sehr fragwürdigen Blogbeitrag bin ich zu einem recht einfachen Vorschlag gekommen:
    Wenn Ihr mir für meine Texte nichts bezahlen wollt, wenn Ihr dem Musiker für seine Musik, dem Fotografen für seine Bilder nichts bezahlen wollt – dann sucht Euch doch gefälligst etwas, das Ihr umsonst bekommen könnt.
    Niemand zwingt Euch, unsere Texte, Musik, Bilder zu kaufen. Aber es gibt genügend Leute, die es tun. Denen sind wir dankbar, und für die arbeiten wir gerne und fröhlich weiter.
    So funktioniert übrigens Markt.
    Aber lasst uns, die wir friedlich von unserer Arbeit leben, gefälligst in Ruhe mit Eurem pseudophilosophischen Gedöns – das ist einfach nur unappetitlich.

  114. dann sucht Euch doch gefälligst etwas, das Ihr umsonst bekommen könnt.

    Genau das tun doch viele, und genau darüber wird doch so laut geklagt.

    Niemand zwingt Euch, unsere Texte, Musik, Bilder zu kaufen. Aber es gibt genügend Leute, die es tun.

    Wo liegt denn dann das Problem?

  115. @M.Michaelis & @ N.Hornung

    @ Michael Michaelis:

    Ist auch eine Frage der Rechtstradition, wie oben schon erwähnt.
    In diesem Zusammenhang ist der Kommentar von Tim (“Geistiges Eigentum” ) lesenswert.

    @ Nicole Hornung:

    Ein tatsächlich wirtschaftsliberaler Standpunkt. In diesem Zusammenhang könnte ich jetzt die staatliche Unterstützung der Banken erwähnen, oder die Schleckerpleite & und nach Ihrer Meinung fragen. Führt aber nirgendwohin. Lass ich deshalb.

    Stattdessen 3 andere Fragen:

    1. Ich kann mich nicht erinnern, daß die Urheber jemand gebeten hätten, ein Geschäftsmodell für Sie zu entwickeln. Woher haben Sie diese Information?

    2. Da ich das ständige Repetieren des Satzes “Gebt doch Konzerte.” nicht mehr hören, bzw. lesen kann: Ist Ihnen bekannt, daß ein grosser Teil des Repertoires, welches von Künstlern in Konzerten aufgeführt wird, nicht von selbigen erdacht/komponiert/produziert wurde? Es sind da im Hintergrund oft weit mehr Menschen mit sehr unterschiedlichen Berufen und Qualifikationen tätig.

    3. Darf ich fragen, ob Sie selbständig tätig oder angestellt sind?

  116. @Holger Ehling

    Lieber Herr Ehling,

    wir wollen Ihnen für Ihre Texte tatsächlich nichts bezahlen.

    Wir wollen Ihre Texte nicht einmal lesen.

    Von uns aus bräuchten Sie sie gar nicht zu schreiben.

    Eigentlich interessiert es niemanden, dass Sie überhaupt existieren.

    Und irgendwie ist das ja auch Ihr eigentliches Problem, oder?

  117. Die neuen Spießer

    Künstler sind faule Säcke, die erstmal was Anständiges arbeiten sollen? Aha!
    Wenn es noch eines Beweises bedurft hat, dass “Die Piraten” (ich gehe davon aus, dass der Autor mit ihren Positionen sympathisiert) die neuen, kleinbürgerlichen Spießer sind, Herr Stefanowitsch hat ihn erbracht.
    Und wer ist eigentlich für den Witz verantwortlich, einem Autor, der so schlechtes Deutsch schreibt, ein “Sprachblog” anzuvertrauen?

  118. @Tim

    Guter Einwand.

    Es gibt hier zwei Ebenen: es gibt das Gesetz, und es gibt eine Gesellschaft, die durch das Gesetz geregelt wird, die es sich selber gibt.

    Auf der ersten Ebene finden sich Positionen, die mit dem „Naturrecht“ argumentieren – also zB. mit den unveräußerlichen Menschenrechten, die ewig und nicht verhandelbar seien (wozu ich auch noch einige Fragen hätte – aber geschenkt, hier im Zusammenhang ). Damit hat man es in der Debatte um das Urheberrecht sicherlich nicht zu tun – es gibt kein Menschenrecht auf Geldwerten Vorteil bei der Distribution von Ideen, und ich kenne keine Philosophie, die für solch einen (schon auf den ersten Blick abstrusen) Standpunkt Argumente bietet.

    Dann gibt es das „geschriebene“ Recht, das sich, zusammen mit der Gesellschaft, die sie schreibt, ständig verändert. Dazu gehört u.a. das Urheberrecht, mit dem man seit ca 500 Jahren (seit der Erfindung des Buchdrucks) beschäftigt ist. Hier wird versucht, den realen Verhältnissen in der Gesellschaft ein Regelwerk vorzulegen (oder aufzuzwingen), das man aber je nach Lage der Dinge immer wieder neu anpaßt. Es geht hier um politische Entscheidungen, die – zumal in einer demokratisch verfaßten Gesellschaft – ständig neu ausverhandelt werden müssen.

    Dann aber – und das ist hier der springende Punkt – haben wir es heute mit einer Technologie zu tun, die den Buchdruck gewissermaßen in sich eingeschrieben hat. Wo sich Kant und Goethe noch darüber beschwerten, daß man mit dem Nachdruck ihrer Texte Geld verdient, von denen sie nichts sahen, sind wir konfrontiert mit einer Technik, die auf Kopie basiert. Wenn man eine E-Mail liest, wird sie vom Mail-Server des Providers in den Speicher des Home-PC kopiert; wenn man eine Internet-Site aufruft, wird sie zunächst auf den lokalen Rechner kopiert; mehr noch: wenn man ein Programm auf seinem Computer (Handy; Laptop; whatever) laufen läßt, wird dessen Code zunächst in den Arbeitsspeicher kopiert, danach dann – mit jeder Zeile Code, die der Prozessor ausführen soll – in die Register oder den Cache des Prozessors. – Alles „Digitale“ basiert, auf einer sehr prinzipiellen Ebene, auf Kopierbarkeit.

    Texte (Musik, Ideen, you name it) stehen heutzutage in digitaler Form im Internet. Die Frage lautet: wie müssen die Gesetzte ausgestaltet werden, daß sie noch in einer gewissen Übereinstimmung mit den realen Verhältnissen stehen?

    Und hier scheiden sich nicht die Meinungen, sondern die Interessen.

    Die Arbeit, die Autoren an ihren Texten beschäftigt, ist ja sehr real „Arbeit“ – sie sitzen Stunde um Stunde an einem Ergebnis, das ein Leser in einem Bruchteil der Zeit, die sie zum Schreiben brauchten, in sich aufsaugt. Es ist keine Frage, daß sie für diese Arbeit genauso bezahlt werden wollen, wie ein Arbeiter in der Müllentsorgung.

    Die Frage ist: wer schreibt ein Gesetz, das den richtig unangenehmen Arbeiten einen richtig angemessen Lohn zugesteht – der einen Müllarbeiter fair für seine Drecksarbeit belohnt?

    Anders gefragt – aber das überlasse ich jetzt dem geneigten Leser zur gefälligen Meditation 🙂

  119. Danke!

    Hab deinen Text kopiert und unter meinem Namen an unsere regionale Tageszeitung verkauft. Lieben Dank dafür! ;o)

  120. Redet über Schutzfristen, Leute

    @ Michael Michaelis

    Die Frage lautet: wie müssen die Gesetzte ausgestaltet werden, daß sie noch in einer gewissen Übereinstimmung mit den realen Verhältnissen stehen?

    Ihr philosophischer Diskurs in allen Ehren, aber die entscheidenden Fragen lauten ganz banal:
    a) Wollen wir als Gesellschaft auch künftig geistige Leistungen honorieren?
    Und b) Wie lang müssen die Schutzfristen sein, damit Urheber und Gesellschaft gleichermaßen profitieren?

    Diese ganze erbärmliche Debatte könnte so einfach sein, wenn man einfach über die Länge von Schutzfristen debattiert. DAS ist der wichtige Hebel. DARÜBER muß diskutiert werden. Statt dessen aber Grabengefechte zwischen zwei Seiten, die beide nicht mal das Wesen des Eigentums begriffen haben.

    Es ist ein Elend.

  121. @Tim

    Das ist mir – deutlich – zu billig.

    > Wollen wir als Gesellschaft auch künftig geistige Leistungen honorieren?

    Na klar.

    > Wie lang müssen die Schutzfristen sein, damit Urheber und Gesellschaft gleichermaßen profitieren?

    Keine Ahnung – das hat nicht annähern mit den Fragen zu tun, die ich gestellt hatte.

    Ich hätte aber gerne einen besser begründeten Einwand, warum mein angeblich so weit von der Realität entfernter “philosophischer” Diskurs von den “eigentlichen” Fragen entfernt ist?

  122. Schutzfristen

    Das ist doch gar nicht so schwer. Alle Schutzfristen gelten für die Lebensdauer des Urhebers und seiner direkten Erben (schließlich darf man auch eine Firma vererben); die Möglichkeit des Total Buy-out durch Verwerter wird gesetzlich verboten.

    Mehr (oder weniger) muss man gar nicht machen, es sei denn, man heißt Kim Schmitz, Peter Sunde, hat Google-Anteile oder ist Verlegerlobbyist. (Oder man will als Pirat Diäten in irgendeinem Landesparlament abkassieren.)

  123. Und wieso, Herr Müller,

    nicht für die Lebensdauer des Urhebers, seiner direkten Erben und der direkten Erben der Erben?

  124. Aufnahmeprüfung?

    Herr Stefanowitsch warum beschimpfen Sie die Kreativen unsere Gesellschaft so dermaßen? Geben Sie es zu, Sie haben sich ganz damals bei einer Kunsthochschule beworben. Sind aber durch die Aufnahmeprüfung geflogen: „Kein Talent“!

    Es ist leicht zu lästern und über eine Berufsgruppe herzufallen, die im Schnitt zu den Geringverdienern zählen! Sehen Sie sich die Gehaltsreporte an! Es gibt wenige (Ausnahmen!) Künstler, Gestalter oder Kreative, wie auch immer man sich nennt, die viel Geld verdienen. Der Rest ist die Masse und die ist gehaltsmäßig der Bodensatz der Gesellschaft …

  125. was sagen Sie dazu?

    wussten Sie dass jemand das Kindle eBook ihres Titels “Corpus-Based Approaches to Metaphor and Metonymy” gerippt hat und fein als pdf und epub ins Internet hat fliegen lassen? Habs eben auf dem Desktop 🙂

  126. An Andreas Schlenker …

    @Michael Schlenker:

    Sie schreiben: “Alle anderen (wissenschaftlichen) Bibliotheken ächzen jetzt schon unter den Kosten der durch monopolartige Strukturen immer weiter stark ansteigenden Kosten für Periodika).”

    Falsch.

    Die Bibliotheken ächzen unter den ständig weiter zusammengestrichenen Budgets für Anschaffungen. Weil die Politik und die Politiker Wissenschaft und Kultur – überhaupt die ganze Bildung – als überflüssiges Anhängsel betrachten, an dem man sparen kann (in Sachsen ist vor kurzem ein Bildungsminister zurückgetreten, weil man ihn trotz bestehenden Lehrermangels verdonnert hatte, Lehrerstellen zu streichen. Das illustriert die Denkweise dieser Leute). –

    Sie schreiben weiterhin: “Geistiges Eigentum ist ein rein juristisches Konstrukt.”

    Und Eigentum an einer Immobilie ist kein juristisches Konstrukt? Das denken Sie wirklich? Bitte. –

    Sie schreiben außerdem: “Auch materielles Eigentum und Eigentum an Grundstücken erlischt übrigens in gewissem Sinne beim Tode des Eigentümers. Dafür zuständig ist das Erbrecht und insbesondere die Erbschaftssteuer.”

    Ah, Sie wissen also doch, daß Eigentum an Immobilien auch nur ein juristisches Konstrukt ist…

    Nur erlischt dieses – im Gegensatz zum geistigen Eigentum – nicht wirklich, sondern wird nach teilweise komplizierten Regeln auf die Nachkommen übertragen. Das ist ein wesentlicher Unterschied.

    Und das ist der Punkt: Wer die Abschaffung des Urheberrechts – eines Spezialfalls des juristischen Konstrukt “Eigentum” – fordert, der benachteiligt nur eine der kleinsten Gruppen, nämlich die Urheber, und riskiert Folgen, die in der Diskussion hier ausreichend dargestellt wurden.

    Ginge man stattdessen und konsequenterweise daran, das seltsame Konzept des Eigentums generell zu hinterfragen, stieße man womöglich auf Ideen, die die Welt wirklich verändern können, und stritte sich nicht über Leute, die im Internet alles umsonst haben wollen, und herumgreinen, wenn sie die Konsequenzen zu tragen haben.

  127. @Robin Hood: Das wusste ich nicht, aber es freut mich ungemein! (Tatsächlich wusste ich nichtmal, dass es eine Kindle-Version gibt, denn der Verlag wäre der letzte, der mit das mitteilen würde). Ich werde das auch den Studierenden des Seminars mitteilen, das ich in diesem Semester auf der Grundlage des Buches unterrichte, dann brauchen die nicht in die Bibliothek zu gehen, um sich das Buch zu fotokopieren.

  128. Dank, Dank, Dank!

    Nun ist es doch endlich mal ausgesprochen, was sonst immer abgestritten wird: Piraten und ihresgleichen verwechseln Musik oder Literatur mit Häkel- oder Laubsägearbeiten, die man sehr hübsch nach Feierabend machen kann. Natürlich wollen sie nicht auf den Musikkonsum verzichten, aber die Leute, die ihnen das liefern, sollen ihre Arbeitskraft gefälligst verschenken. Anscheinend liegt da ein erstaunlicher Mangel an Qualiätsbewusstsein zugrunde. Und die Auffassung: »Wenn mir Dreck ausreicht, braucht es auch nichts anderes.«

  129. “Wenn mir Dreck ausreicht, braucht es auch nichts anderes.”

    Oder aber: Wenn es was anderes braucht, wird für die Herstellung schon jemand aufkommen.

    Falls nicht, können wir auch noch immer Kultugüter aus 3000+ Jahren bearbeiten. Langeweile dürfte da so schnell nicht aufkommen, und Dreck ist das ja auch nicht alles.

  130. Nein.

    Ich bin Komponist. Die sogenannte Content-Mafia und die GEMA handeln in meinem Auftrag und in meinem Sinne. Ich fühle mich überhaupt nicht ausgebeutet, außer vielleicht von den Unternehmen an der Schnittstelle zur Schönen Neuen Welt Internet: Apple, Amazon, Youtube, Spotify. Naja, jeder neue Markt beginnt mit Raubtierkapitalismus. Vielleicht hat sich das in zehn Jahren beruhigt.

  131. @Joe Völker

    Es ist natürlich interessant, wenn sich ein Komponist, der dazu noch nicht Dieter Bohlen heißt und auch keinen anderen sehr bekannten Namen trägt, für die GEMA und die sogenannte Content-Schutzgelderpressung ausspricht. Also hat das mein Interesse geweckt und ich habe ein wenig gegoogelt. Und jetzt sieht alles danach aus, daß Sie berufsmäßig nicht in erster Linie die Art Komponist sind, der Sachen komponiert und dann verkauft, sondern eher die Art Komponist, der Sachen verkauft, die andere komponiert haben.

    Dagegen ist nun gar nichts einzuwenden, aber es ändert unter Umständen doch die Wahrnehmung Ihres Kommentars, insofern wäre ein entsprechender Hinweis hilfreich gewesen.

  132. @ Holger Ehling

    Holger Ehling @AZ 06.04.2012, 14:03

    Wer meine Texte lesen will, der kann das gerne tun, wenn er dafür bezahlt.
    […]
    Bis dahin möchte ich mit meinen Texten aber genauso behandelt werden wie der Metzger oder Bäcker um die Ecke, die für Wurst und Brötchen, die sie herstellen, klaglos bezahlt werden. Ist das jetzt so unbescheiden?

    —————————————–
    Sehr geehrter Herr Ehling,

    den oben zitierten Text habe ich gelesen und in die Zwischenablage meines Computers kopiert, aber ich werde ganz bestimmt nichts dafür bezahlen. Sie bezahlen mich schließlich auch nicht für meine Antwort.

  133. Top Beitrag

    Eigentlich kein Text notwendig; ziemlich gut ziemlich genau getroffen:

    Was wir sehen, sind die sterbenden Strukturen eines Systems, das dem Untergang nahe steht.

    “Die Titanic ist bereits am Absaufen, trotzdem versuchen noch die Gäste die letzten Hummer zu verspeisen”

    Grüße

  134. Gräulich.

    Diese Art von Gesabbel (sorry) ist genau das, was mich auf die Palme bringt. Weil jemand mal irgendwas in ein Blog getippert hat, ist er gleich ein Autor, weil jemand mal ein Bildchen auf Instagram geladen hat, ist er ein Fotograf.

    Keine Ahnung von der Materie, keine Ahnung von der MASSE an Arbeit, die in einer ECHTEN künstlerischen Leistung steckt … dazu gehört AUCH die Qualitätssicherung und die Vemarktung. Das Geschwafel von der großen, bösen Contenindustrie kann ich nicht mehr hören, und das Gelabere über die Demokratisierung der Kunst ist einfach Blödsinn.

    Dass in unserer kapitalistischen Wertegesellschaft manches aus dem Ruder gelaufen ist und niemand deutschen Schwachsinn wie die GEMA braucht, ist unbenommen. Aber der Kontext, in den viele Piraten das stellen, ist hanebüchener Blödsinn. Die Missachtung der Arbeit von Künstlern, Musikern und Autoren ist zum Kotzen.

    Und ganz am Rande: Die tatsächlichen Forderungen, auf die die Piratenpartei sich offiziell geeinigt hat, sind ganz in Ordnung. Wenn nur Zeug wie dieser “Offene Brief” mal endlich aufhören würden …