My Kuh Tube – Kühe vor der Linse

BLOG: Vom Hai gebissen

Notizen aus dem Haifischbecken
Vom Hai gebissen

Ich ärgere mich ja gerne mal über die Kommunikation der deutschen Landwirtschaft. Während manch ein US-Landwirt schon länger bloggt als ich, haben es sich die Deutschen zwischen Pressemitteilungen, PR-Kampagnen und gelegentlichen Statements des DBV, wonach in Deutschland die höchsten Standards existierten und damit alles super sei, gemütlich gemacht. Schaut man sich die Debatten rund um Landwirtschaft und im Besonderen Tierhaltung an, stellt man schnell fest, dass das so nicht funktioniert. Landwirte müssen eben doch auch selber mal ein bisschen unter ihrem Stein hervorkommen und den Menschen ihren Beruf erklären.

Zu meiner Überraschung stellte ich heute fest, dass genau das passiert. Ausgerechnet in Niedersachsen – demBundesland, wenn es um die sogenannte “Massentierhaltung” geht – haben sich Landwirte mit Milchvieh-Betrieben bereit erklärt, genau das zu tun. Herausgeber ist die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. Die Landwirte zeigen dort in Videos ihre Arbeit und ihre Betriebe. Bisher sind drei Videos erschienen, die mir schon sehr gut gefallen. Dieses hier gefiel mir besonders gut:

Neben den Videos, die regelmäßig erscheinen sollen, gibt es auch noch eine Milch-App, die sowohl für iOS als auch für Android verfügbar ist (sein soll, überprüft habe ich das noch nicht). Dort gebe es dann regelmäßig Infos zum Thema Milch, Veranstaltungen und ähnliches. Ich lasse mich da mal überraschen, würde mir aber wirklich wünschen, dass dieses Projekt von vielen interessierten Menschen angeschaut und auch über längere Zeit begleitet wird. Das ließe sich dann – einen gewissen Erfolg vorrausgesetzt – auch auf die anderen Bereiche der Schweine- und Geflügelhaltung übertragen.

Ich werde diese Sache auf jeden Fall im Auge behalten. Ein bisschen PR-lastig ist es schon, aber es passiert eben was. Das finde ich schon mal gut – und vielleicht können wir uns dann später noch einigen, dass kuhl nicht cool ist, aber das nur am Rande 😉


 

Hier geht es zur Seite: MyKuhtube

Aufmerksam wurde ich auf diese Seite über das Bauernblog auf Facebook.

 

Veröffentlicht von

Wissenschafts- und Agrarblogger seit 2009 – eher zufällig, denn als „Stadtkind“ habe ich zur Landwirtschaft keine direkten Berührungspunkte. Erste Artikel über Temple Grandin und ihre Forschungen zum Thema Tierwohl wurden im Blog dann allerdings meiner überwiegend ebenfalls nicht landwirtschaftlichen Leserschaft derart positiv aufgenommen, dass der Entschluss zu einer stärkeren Beschäftigung mit der Landwirtschaft gefallen war. Auch spätere Besuche bei Wiesenhof und darauf folgende Artikel konnten die Stimmung nicht trüben. Seit 2015 schreibe ich auch gelegentlich für das DLG-Blog agrarblogger.de, teile meine Erfahrung in der Kommunikation als Referent und trage nebenbei fleißig weitere Literatur zum Thema Tierwohl zusammen. Auf Twitter bin ich unter twitter.com/roterhai unterwegs.

25 Kommentare

  1. Küüühe! Kuhl 🙂

    Da geh ich doch gleich mal gucken, wie hübsch. Und kuhl ist cool, kühl allerdings gerade sehr überflüssig ^^

    Danke sehr …
    hoffentlich ist das nicht zu Massentierlastig.

  2. Hallo Theres,

    ich mag dieses Wort “kuhl” hin und wieder aucg ganz gern, aber das zieht sich da ja durch…

    Was die Größe angeht: durchschnittliche Größe eines Milchvieh-Betriebes sind immer noch 46 Tiere, habe aber auch schon Betriebe mit 100 Tieren gesehen, die den gleichen Komfort hatten. Da mach Dir mal keine Gedanken, das passt schon 😉

  3. Ja, die übertreibens …

    Okay, ich weiß, was du meinst und schreibs nie wieder, versprochen. Die Videos sind aber auch was anderes als der restliche Auftritt. Mal schauen, ob da noch mehr hinzu kommt. Gefiele mir.
    Noch viel glücklicher wäre ich ja, wenn sie auf Soja in der Fütterung alle verzichten würden,… die Milch, die ich gut vertrage, ist reichlich teuer.

  4. Und wie 🙂

    Leider schreiben sie es nicht drauf. Der letzte Käsefressfall (ein Fondue) verlief doch … ungünstig. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass in Bezug auf Soja die Biobauern nicht gerade sensibel sind, die konventionellen müssen anscheinend mehr sparen und antworten auch, wenn man nachfragt, persönlich oder auf Märkten. Hätte ich so nicht gedacht.

  5. Äh ja, an die Etiketten habe ich jetzt gar nicht gedacht. Grundsätzlich gibt es natürlich solche und solche Landwirte, sie anzusprechen kann natürlich nicht schaden 😉

  6. Kuhle App…

    Das ist ja kuhl ^^ werde mir mal die oben genannte App anschauen, da ich ja schon ein Milch liebhaber bin interessiert mich diese App besonders 😉

    Sowas sollte es öfter geben, werde mir auf jeden Fall den Kuh Tube Kanal genauer anschauen. Als Stadtkind kann man da viel lernen, wie ich finde.

    Grüße

  7. Es passiert was …

    Hallo Herr Schewe, schön, dass Sie diese Aktion multiplizieren. Dass offensichtlich keine andere Aktion bei Ihnen “ankommt” nehme ich mal als Selbstkritik, schließlich gibt es ja zahlreiche weitere (regionale) Aktionen, um mit dem Verbraucher ins Gespräch zu kommen, die ich hier nie gepostet habe. Gut: die Seite “Bauernhöfe statt Bauernopfer” scheinen Sie nicht zu mögen (warum eigentlich nicht?), andere Aktionen sind aber durchaus erwähnenswert. Ich habe hier eine kleine Zusammenstellung gefunden:
    http://www.zds-bonn.de/…errichtsmaterialien.html

    Scheinen aber auch nur (auf Schweine) bezogen zu sein ….

  8. Hallo Klaus,
    eins vorweg: ich bin mittlerweile wohl kein guter Indikator mehr bzgl. der Frage, welche Kommunikation/Aktion bei den Menschen ankommt – aufgrund meiner eigenen Vernetzung.

    Regionale Aktionen sind super, aber mal ehrlich: über was wird tatsächlich längerfristig debattiert? Über Reportagen bei ARD, ZDF usw. Darauf folgt dann wieder die Frickel-Arbeit der Korrektur und dann geht alles wieder von vorne los. Nicht besonders erquicklich, wenn Sie mich fragen. Ich stoße immer noch regelmäßig auf Menschen, die total überrascht sind, wenn konventionelle Kühe auf Wiesen rumlaufen dürfen. “Aber ich habe mal gelesen/gehört…” kommt dann. Gleichermaßen gilt das für Antibiotika bei Geflügel und Schweinen.

    Zu “Bauernhöfe statt Bauernopfer”: ich habe nichts gegen die Aktion an sich, störte mich aber sehr an der Formulierung, dass man sich nicht unbedingt an Konsumenten richte. Doch, genau da müssen wir hin. Als Fachmann gibt es genügend Anlaufstellen für Infos, für interessierte Laien sieht das schon deutlich schlechter aus, was ich auch regelmäßig im Blog oder auf Twitter erlebe.

  9. Nicht so gut …

    @Klaus
    Was du da präsentierst, sind bunte hochglanzpolierte und nicht gerade wissens- oder dialogorientierte Portale, abgesehen von dem “Wings”- Ansatz. Die Seiten schaue ich mir mal genauer an. Mal davon abgesehen, dass ich mich unter Essensaspekten nicht für Schweine interessiere, sind die Seiten nicht informativ oder vielleicht nur nicht gut aufbereitet. Ich fand nichts, was mich fasziniert hätte und Antworten auf meine Fragen erst recht nicht, nicht mal nen Hinweis, wen ich fragen könnte.

    Du solltest dir vielleicht einmal die entsprechenden amerikanischen Websites ansehen – die bringen da mehr. Schweinebauer Schwarzs Kampagne ist ebenfalls lobenswert.

  10. @Klaus …

    die Seite fleischexperten.de … ist ein Witz? Suchte ich Rezepte?
    Ich sehe da einen sehr großen Verbesserungsbedarf, ehrlich 😉

  11. Ich denke, Theres hat das ganz gut zusammengefasst, was mir bei einem Überblick auch auffiel. Diese Seiten sind allesamt so sympathisch wie ein Plattenbau im November. Damit lockt man niemanden hinter dem Ofen hervor – diese Meldungen im Stile einer Presse-Mitteilung, come on.

  12. Nachtrag zu Wings …

    Keine Blogs, keine Dialogmöglichkeit, keine Bauern … aber wenigstens verständliche, halbwegs neutrale Infos und die Seite soll ausgebaut werden. Immerhin.

    http://www.wing-vechta.de/
    Und jetzt ist meine Pause auch um …

  13. Seit einiger Zeit habe ich das Beef Magazine im Reader, das sich zwar nicht ausdrücklich an interessierte Laien richtet, sondern eher all jene informieren möchte, die im Rinder-Bereich aktiv sind, dennoch kommen die Artikel dort sehr sympatisch rüber – das verstehe ich unter Kommunikation: http://beefmagazine.com/

  14. Es gibt zahlreiche Aktionen, aber

    Hallo Sören,
    Ich glaube es gibt viel mehr Ansätze zum Dialog, als wir sehen, und genau da liegt auch die Problematik. Die Landwirte/Landwirtschaft sind/ist nicht besonders aktiv in bestimmten Kanälen. Ansatzweise ist die Erkenntnis eindeutig vorhanden, dass Dialog und Aufklärung Not tun, es gibt aber kein eindeutiges Sprachrohr, und es gibt nicht den “idealen” Kanal dafür. Blogs und Twitter – das ginge vom Medium, aber das sind nicht die typischen Medien in Deutschland. Wir sind hier sicher noch nicht weit, aber etwas mehr als die Kuhtube-Initiative gibt es schon. Die will ich auch gar nicht kleineren, ich finde in der Hinsicht jede (sachliche, fachliche) Initiative klasse. Gedanken zu dem Thema hatte ich wenige Tage zuvor auch schon mal formuliert:
    http://filfallt.wordpress.com/…landwirt-schafft/

  15. Hallo Gerold,

    vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich glaube, dass Menschen aus dem Agrar-Bereich mehr experimentieren müssen – zu verlangen, dass Landwirte in die Öffentlichkeit gehen, halte ich auch nicht für zielführend. Trotzdem sollte der eine oder andere es mal ausprobiert haben, ob es gefällt oder nicht, kann man nur so herausfinden – sehe ich an mir selbst. Übrigens hatte ich zu Beginn meines Blogger-Daseins nie die Absicht Agrarblogger zu werden. Hat sich einfach durch Diskussionen – sozusagen live – ergeben.

  16. Kuh-Vermietung

    Hallo Mona,

    das ist mal wirklich eine schöne Idee, ist aber, ähnlich wie bei Besucher-Bauernhöfen, eher die gemütlich Variante – trotz Mitarbeit. Es ist aber eben auch wichtig zu erklären, warum wirtschaftliche Agrar-Betriebe so sind wie sie sind,

  17. Jede Aktion ist gut, die…

    …den Alltag Landwirtschaftsfremden auf interessante/lustige, aber dabei auch sachliche Art und Weise zeigt/näherbringt. Und da stehen wir Deutschen uns, so glaube ich, gern selbst im Weg. Wir versuchen, nüchtern infos an die Menschen heranzutragen, weil ja alles richtig formuliert sein muss.

    Unabhängig davon dürfen wir in der Agrarwelt nicht glauben, dass sich alle “Verbraucher” (oder wie wir alle heißen/genannt werden) – schon gar nicht die, die in der Stadt wohnen – tagtäglich Gedanken über Tierhaltung, Fütterung etc. machen. Ich bin Städter, habe beruflich mit der Agrarwelt zu tun und bin ansonsten aber nur mit Städtern umgeben. Und wenn ich da mal ab und zu nachfrage, wird es schwierig…Themen gelangen nur als Schlagzeile (zumeist als Skandal/Vorfall/Krise) an sie heran, nach kurzer Zeit verebbt das Interesse auch daran. Im Alltag existiert das alles nicht, aber die negativen Klischeebilder bleiben im Kopf.
    Ich freu mich schon über jede kleinste Aktion, wenn nicht nur wie so häufig negativ berichtet wird, sondern neutral-sachlich Einblicke in die mittlerweile für so viele fremde Welt gewährt werden.

  18. Hallo Britta

    Schön, dass Du den Weg in mein Blog gefunden hast. Du hast das Problem sehr schön analysiert. Während Kritiker der Landwirtschaft oftmals hervorragend plakativ und ansprechend kommunizieren – und somit eine große Aufmerksamkeit bekommen – gelingt das den Akteuren in der Landwirtschaft nur bedingt. Viele der Seiten, die sich an Laien richten sollen sind eine kuriose Mischung aus nüchterner Distanz und PR-Sprech. Das tut sich doch keiner in seiner Freizeit an – auch nicht aus Interesse. Davon müssen wir weg. Natürlich kommt da vieles zusammen – in die Öffentlichkeit zu gehen ist schon ein großer Schritt, war es auch für mich. Aber wenn darüber weg ist, macht es Spaß 🙂

  19. Hallo Veras,

    meine Idee war das nicht, ich habe nur drüber geschrieben 😉

    Tierhaltung allgemein ist hier im Blog das große Thema, deshalb bleib mal schön dran 🙂

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