Selbstversorger auf dem Mars

BLOG: Gedankenwerkstatt

die Psychologie irrationalen Denkens
Gedankenwerkstatt

Wann werden die Menschen zum ersten Mal auf einem anderen Planeten siedeln? Wenn es nach Elon Musk geht, fangen sie bereits in zwanzig Jahren damit an. Er möchte noch zu seinen Lebzeiten eine selbst-versorgende (self-sustaining) Stadt auf dem roten Planeten gründen. Wie stehen die Chancen dafür?

Musk ist nicht der einzige, den diese Idee umtreibt. Auch der berühmte Physiker Stephen Hawking drängt darauf, Siedlungen auf anderen Himmelskörper zu errichten. Er befürchtet einen Untergang der irdischen Zivilisation und hofft, dass Städte auf dem Mars oder im Weltraum diese Katastrophe überleben werden und die Fackel weitertragen. Buzz Aldrin, der zweite Mann auf dem Mond nach Neil Armstrong, schlägt ebenfalls in diese Kerbe. In einer Rede am 17. Mai legte er den Präsidentschaftskandidaten nahe, sich ein dauerhaftes Denkmal zu setzen, indem er/sie die schnelle Besiedlung des Mars vorantreibt (die Kandidaten haben aber im Moment andere Sorgen). Die NASA ließ bereits 2012 eine millionenteure Studie anfertigen, die sich mit selbstversorgenden Weltraumkolonien befasst. Im März 2016 legte sie noch einmal nach und stellte in eine von der Erde unabhängige Marskolonie für das Ende der 2030er Jahre in Aussicht.1

Fragen

Ist das jetzt Science Fiction, oder stehen wir wirklich auf dem Sprung zur Besiedlung des Sonnensystems? Die NASA zahlt mir keine Millionen, deshalb schreibe ich zu dem Thema nur einen Blog-Beitrag und keine Studie. Aber auch so ist klar, dass folgende Fragen erst einmal geklärt werden müssen:

  1. Was braucht man, um eine selbst-versorgende Siedlung auf dem Mars zu errichten?
  2. Wie viele Menschen sollten dort mindestens wohnen, damit die Population nicht schnell wieder zusammenbricht, wenn sie auf sich selbst gestellt ist?
  3. Und wann könnte es frühestens so weit sein?

Erste Überlegung: die minimale Größe biologischer Populationen

Lassen wir die Zivilisation erst einmal außen vor und fangen wir mit der Frage an, wie groß eine Säugetierpopulation sein muss, damit sie längerfristig überlebt. Je mehr Säugetierarten an den Rand der Ausrottung geraten, desto wichtiger wird diese Frage. Die Population der Königstiger in Indien ist auf 2500 Individuen geschrumpft. Die Art ist damit akut vom Aussterben bedroht. Der große Pandabär, das Symbol des World Wildlilfe Funds, könnte ebenfalls bald verschwunden sein. In seinem Verbreitungsgebiet in Zentralchina leben weniger weniger als 2000 Exemplare. Dagegen wird die Anzahl der ebenfalls gefährdeten Orang Utans auf Sumatra mit mehr als 14000 angegeben.

Biologen haben den Parameter „Kleinste überlebensfähige Population (Minimum viable Population – MVP)“ eingeführt, um das Problem einkreisen zu können. Er gibt an, wie viele Tiere nötig sind, um das Überleben der Art mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 – 95% zu sichern. Woher weiß man aber, ob eine Art weiter besteht? Sollten die Königstiger aussterben, lässt sich kaum noch nachvollziehen, ab welcher Anzahl von Individuen der Prozess unumkehrbar war. Hier helfen umfangreiche Simulationen, von denen man aber nur hoffen kann, dass sie zuverlässig sind.

Eine Metastudie2 aus dem Jahr 2007 ergab, dass die meisten Schätzungen für die MVP sich im Bereich von einigen Tausend Exemplaren bewegen, der Medianwert liegt bei 4169. Demnach besteht für die Königstiger und die Pandas nur wenig Hoffnung, die Orang Utans aber haben durchaus Chancen, erst einmal weiterzuleben.

Die MVP schätzt die Wahrscheinlichkeit für das biologische Überleben im natürlichen Lebensraum einer Art ab. Deshalb lässt sie sich sich nur sehr eingeschränkt auf Habitate im Weltraum oder auf Mars anwenden. Dessen Atmosphäre ist für Menschen viel zu dünn und besteht fast ausschließlich aus Kohlendioxid. Die kosmische Strahlung erreicht die Oberfläche fast unbehindert, so dass ein längeres Überleben dort nicht möglich ist. Die Sonneneinstrahlung erreicht nur 45% des irdischen Niveaus, weil der Mars weiter von der Sonne entfernt kreist. Die Oberflächentemperaturen liegen deutlich unter dem Gefrierpunkt. Unseren Lebensraum werden wir wohl weitgehend mitbringen müssen – zumindest am Anfang.

Der Anthropologe Cameron Smith berechnete im Jahr 2014, dass ein interstellares Raumschiff, das 150 Jahre unterwegs ist, zwischen 14000 und 44000 Menschen mitnehmen muss, wenn die Population hinreichend sicher über fünf Generationen stabil bleiben soll.3 Mindestens zehn Tonnen Ausrüstung pro Personen würde ich ebenfalls einkalkulieren.

Zweite Überlegung: Ernährung

Die Kolonisten müssen möglichst sofort ihre eigenen Nahrungsmittel anbauen. Direkt unter der Marsoberfläche wartet genügend Wasser für die Versorgung größerer Siedlungen, aber es muss natürlich erst gewonnen und gereinigt werden.

Der Marsboden ist steril, aber das sollte kein Problem sein. Die Siedler könnten beispielsweise luftdichte Plastikfolien aufblasen, sie zu einem Viertel mit Marsboden und Wasser füllen, Bodenbakterien, Würmer und Insekten aussetzen, und und dann Gemüse, Obst und Getreide aussäen. Die Pflanzen bilden nicht nur die Nahrungsgrundlage, sie erzeugen auch Sauerstoff aus dem Kohlendioxid der Marsatmosphäre. Einige Hühner schaffen die Reise zum Mars vermutlich auch ohne Probleme. Eier und Brathähnchen werden den Speiseplan der Kolonisten wohl relativ früh ergänzen. Das hört sich einfach an, aber der Teufel liegt im Detail. Und bekanntlich geht alles schief, was schiefgehen kann.

Von November 1991 bis November 1993 versuchte eine Gruppe von Wissenschaftlern, zwei Jahre lang in einem abgeschlossenen Vivarium (Biosphäre 2) in der Wüste von Arizona zu überleben. Der mehr als 1,3 Hektar große Komplex enthielt Gewächshäuser, verschiedene Ökosysteme, Wohnbereiche, eine Infrastruktur und eine Energieversorgung. Sollte die Erde einmal unbewohnbar werden, dann könnten derartige Biosphären das Überleben der Menschheit sichern, glaubten die Initiatoren. Das System funktionierte aber nicht wie geplant. Eingeschleppte Ameisen überrannten einige der Ökosysteme und die Pflanzen erzeugten zu wenig Sauerstoff. Zwischendurch mussten die Experimentatoren Außenluft in die Anlage lassen, sonst wären die Bewohner erstickt (auf dem Mars wäre das nicht möglich). Die Ernten reichten nicht aus, um genügend Nahrung zu produzieren und die acht Bewohner hungerten zeitweilig und hatten sich am Ende völlig zerstritten.

Die Scilogs-Bloggerin Christiane Heinicke nimmt zur Zeit in Hawaii an der Simulation einer simulierten Marsexpedition teil. Ein Jahr lang hat sie keinen direkten Kontakt zur Außenwelt, während sie mit den anderen fünf Wissenschaftlern die umgebende Vulkanlandschaft erforscht. In ihren Posts beschreibt sie spannend und anschaulich das Leben in der simulierten Marsstation. Auch hier gibt es schon mal Streit und die Dinge laufen nicht so wie geplant. In einer Marssiedlung von 10000 Menschen könnten sich solche Probleme im Extremfall sehr schnell aufschaukeln …

Dritte Überlegung: Medizinische Versorgung

Eine Kleinstadt von Zehntausend Einwohnern hat im Allgemeinen keine perfekte medizinische Versorgung, in Deutschland meist nicht einmal mehr ein eigenes Krankenhaus. Auch die ersten Marssiedler werden sich mit einer medizinischen Versorgung abfinden müssen, die maximal dem auf einem Kreuzfahrtschiff entspricht. Ab einer Million Marsianer würde sich schon eine Ausbildungsstätte und ein wirklich großes Krankenhaus lohnen. Aber fast alle Geräte, Medikamente und Verbrauchsmaterialien müssten erst einmal von der Erde eingeführt werden. Bevor beispielsweise ein Kernspintomograf oder ein modernes Zählgerät für Blutkörperchen den Mars erreicht, werden wohl einige Jahrzehnte vergehen. Die moderne Medizin hängt kritisch von langen, komplexen und weltumspannenden Lieferketten ab. Selbst Deutschland mit seinen 80 Millionen Einwohner ist nicht autark. Bevor die Marssiedlungen hier eine weitgehende Selbstversorgung erreichen, vergehen sicher mehr als 100 Jahre.

Vierte Überlegung: Energie

Ohne gesicherte Versorgung mit elektrischer Energie und ohne Heizung können die Auswanderer von der Erde auf dem Mars nicht überleben. In ihrer neuen Heimat können sie aber keine Kohle abbauen, kein Öl fördern und kein Erdgas pumpen. Es gibt dort keinen Wind und keine Flüsse. Die ersten Siedler werden deshalb elektrische Energie aus Solarzellen und aus Kernkraft gewinnen. Beide Systeme werden auf absehbare Zeit von der Erde kommen müssen. Die Lieferketten sind einfach zu lang, um eine schnelle Autonomie zu ermöglichen.

Schlussfolgerung

Brechen wir hier ab und stellen fest: Sollten Menschen den Mars wirklich ab ca. 2040 in großem Maßstab kolonisieren, würden sie sicherlich in diesem Jahrhundert keine autonome Wirtschaft aufbauen können, im Gegenteil: Sie wären lange Zeit auf umfangreiche Lieferungen von der Erde angewiesen. Das wird teuer, und irgendwann wird es die Erde ablehnen, die Kolonien jedes Jahr mit dreistelligen Milliardensummen zu alimentieren. Dann gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Die Marsianer bieten genügend eigene Produkte und Dienstleistungen an, um gewinnbringend Handel zu treiben oder
  • Sie müssen ihre Siedlungen evakuieren und auf die Erde zurückfliegen.

Ich schätze, dass ein wirklich autonomer Wirtschaftskreislauf auf dem Mars erst möglich ist, wenn dort einige Dutzend Millionen Menschen leben. In den nächsten hundert Jahren wird der Mars deshalb wohl die Menschheit nicht retten können, wenn auf der Erde die Zivilisation zusammenbricht.

Ich selbst stehe auf dem Standpunkt, dass eine Besiedlung des Mars nur im Rahmen einer Kolonisation des gesamten inneren Sonnensystems möglich ist. Wir brauchen große Raumstationen, Bergwerke auf Metall-Asterioden, Wassergewinnung auf Ceres, Vakuumindustrien und Umläufer (cycler), große Raumtransporter, die auf schnellen Bahnen zwischen Erde und Mars pendeln. Nur im Rahmen einer solchen Infrastruktur könnte eine Marskolonie wirklich gedeihen. Das wird eine gewaltige, teure und riskante Aufgabe, die leicht scheitern könnte.

Aber das ist natürlich kein Grund, sie nicht anzugehen.

Anmerkungen

[1] Der bunte und vage gehaltene Prospekt kann unter der dieser NASA-Webadresse heruntergeladen werden.
Kürzer und prägnanter ist der Bericht im britischen The Telegraph. http://www.telegraph.co.uk/science/2016/03/14/nasa-planning-earth-independent-mars-colony-by-2030s/

[2] Traill, L. W., Bradshaw, C. J., & Brook, B. W. (2007). Minimum viable population size: a meta-analysis of 30 years of published estimates. Biological conservation, 139(1), 159-166.

[3] Smith, C. M. (2014). Estimation of a genetically viable population for multigenerational interstellar voyaging: Review and data for project Hyperion. Acta Astronautica, 97, 16-29. Das Paper steht hinter einer Zahlschranke, aber auf space.com steht ein guter Bericht darüber.

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Veröffentlicht von

www.thomasgrueter.de

Thomas Grüter ist Arzt, Wissenschaftler und Wissenschaftsautor. Er lebt und arbeitet in Münster.

55 Kommentare

  1. Ja, Marssiedler wären jahrzehntelang auf multimilliardenteure Versorgungsflüge angewiesen. Doch es würde sich wohl so etwas wie eine irdische Unterstützungsgruppe ausbilden, die aus Idealismus und weil sie selber vom Mars träumen auch einen Teil ihres Einkommens beisteuern würden. Für die Mission Mars One (one way trip to Mars) haben sich 200,000 Leute angemeldet. Es ist deshalb nicht unrealistisch mit einer Million irdischer Unterstützern für eine Marskolonie zu rechnen. Wenn jeder dieser Unterstützer jedes Jahr durchschnittlich 50’000 Dollar in das Unternehmen investiert (wobei die Millionäre mehr andere viel weniger geben) kommen pro Jahr 50 Milliarden Dollar zusammen – genug um jährlich mehrere Cargoschiffe zum Mars zu schicken. Es besteht natürlich die Gefahr, dass der Enthusiasmus mit der Zeit nachlässt. Es gibt aber auch die Chance, dass der Mars und der Weltraum überhaupt ein neues Bewusstsein schaffen – gerade in einer gar nicht so fernen Zukunft, in der möglicherweise nur noch wenige arbeiten müssen um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Noch bis ins 19. und 20. Jahrhundert hinein gab es ja eine Schicht von Wohlgeborenen und finanziell bestens Ausgestatteten, die nach Abenteuern suchten und die beispielsweise das Goldene Zeitalter des Alpinismus begründeten. Solch ein Zeitalter könnte in einer Zukunft in der die Güter- und Dienstleistungsindustrie weitgehend automatisiert ist, wieder neu entstehen. Es wären dann möglicherweise nicht mehr die Berge, die locken würden, sondern Planeten, Asteroiden und im Orbit schwebende Habitate, die die Phantasie und das Begehren wecken würden.

    • @ Herr Holzherr :

      Ja, Marssiedler wären jahrzehntelang auf multimilliardenteure Versorgungsflüge angewiesen.

      Sollte dem so sein und Ihr Kommentatorenfreund hegt hier keine Zweifel, können Sie das Vorhaben gleich knicken, spätestens wenn in der Unterstützerszene anhaltend “geblecht” werden soll, wird diese schmelzen und sich anderen wirtschaftlichen Herausforderungen stellen, die einen positiven Erfolg zeitigen.
      Ihr Kommentatorenfreund rät ab ‘ein neues Bewusstsein schaffen’ zu wollen.

      Insofern muss es erst einmal um Kolonien gehen, die autonom und zwar im Weltraum selbst überleben, erfolgreich wirtschaftlich tätig werden können.
      Der terrestrische Orbit bietet sich hier zum Üben an, ein Weltraumlift wäre nicht schlecht und das Leben wird einen Weg finden. [1]

      MFG
      Dr. Webbaer

      [1]
      Natürlich nur sofern nicht so etwas passiert:
      -> https://www.ted.com/talks/stephen_petranek_counts_down_to_armageddon?language=de

  2. Das größte Problem bei der Besiedelung des Mars sehe ich darin, dass der Mars aufgrund seiner geringen Planetenmasse nur eine sehr dünne Atmosphäre zu halten vermag, dessen Hauptbestandteil Kohlenstoffdioxid ist. Zudem besitzt der Mars kein Magnetfeld, das ihn vor dem Sonnenwind schützt. Um eine dichte und warme Atmosphäre zu erzeugen müsste man viele Pflanzen ansiedeln, denn nur sie können durch die Photosynthese Sauerstoff produzieren. Vermutlich würde es einige tausend Jahre dauern, bis man auf dem Mars ohne Raumanzug herumspazieren könnte. Früher war die Atmosphäre des Mars dichter als heute, doch die oberste Schicht der Atmosphäre wurde nach und nach in den Weltraum geweht. Momentan trägt die extrem niedrige Temperatur auf dem Mars noch etwas zum Erhalt der Restatmosphäre bei und keiner weiß, ob etwaige Bemühungen nicht daran scheitern würden, dass Solarstürme die “gezüchtete” Atmosphäre ins All verblasen.

    Allein die längerfristige Versorgung der Raumstation mit Sauerstoff könnte zur Herausforderung werden. An Bord der Internationalen Raumstation ISS gibt es momentan verschiedene Systeme zur Erzeugung von Sauerstoff. Zum einen die Rückgewinnung aus Wasser durch Elektrolyse und zum anderen durch Sauerstofftanks an Bord, die durch die Raumfrachter immer wieder aufgefüllt werden müssen. Außerdem besteht noch die Möglichkeit im Notfall Sauerstoff durch bestimmte chemische Reaktionen zu erzeugen. An weiteren Verfahren wird noch geforscht: https://www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/wieso/artikel/beitrag/wie-kann-eine-raumstation-genug-sauerstoff-speichern-um-damit-mehrere-menschen-monatelang-zu-versor/

    • Auf dem Mars wird man Sauerstoff durch Elektrolyse von Wasser gewinnen: 2H20 => 2H2 + O2.
      Eine Marskolonie muss auf alle Fälle leichten Zugang zu Wasser haben. Ferner braucht sie eine starke, zuverlässige Energiequelle, denn die Elektrolyse, aber auch vieles anderes, was die Marskolonisten brauchen um sich am Leben zu erhalten, braucht recht viel Energie.

    • Sauerstoff könnte auf dem Mars auch durch Kultivation von Pflanzen erzeugt werden. Sich allein darauf zu verlassen wäre jedoch ein Risiko, denn die Pflanzen könnten aus verschiedenen Gründen “eingehen”.
      Jedenfalls gibt es den Vorschlag, beispielsweise Cyanobakterien einzusetzen um Sauerstoff zu erzeugen:

      n 2012, it was reported that some lichen and cyanobacteria survived and showed remarkable adaptation capacity for photosynthesis after 34 days in simulated Martian conditions in the Mars Simulation Laboratory (MSL) maintained by the German Aerospace Center (DLR).[19][20][21] Some scientists think that cyanobacteria could play a role in the development of self-sustainable manned outposts on Mars.[22] They propose that cyanobacteria could be used directly for various applications, including the production of food, fuel and oxygen, but also indirectly: products from their culture could support the growth of other organisms, opening the way to a wide range of life-support biological processes based on Martian resources

    • Um eine dichte und warme Atmosphäre zu erzeugen müsste man viele Pflanzen ansiedeln, denn nur sie können durch die Photosynthese Sauerstoff produzieren.

      Die mittlere Temperatur auf dem Mars liegt bei -55 °C.
      Der Mars ist der äußere Nachbar der Erde, aus Solarsicht, und bedarf insofern erst einmal einer besonderen Atmosphäre, wir erinnern uns: Auf dem Erdtrabanten ist die mittlere Temperatur ebenfalls −55 °C.
      Terraforming hier das Fachwort, aber der grundsätzliche Denkfehler besteht darin, wie Ihr Kommentatorenkollege findet, Mars und Mond als transformierbar zu betrachten und nicht etwa nur aus autonomen Kolonien heraus und seine Ressourcen meinend, als nutzbar.

      Wichtich ist die Entwicklung der an anderer Stelle genannten autonomen Einheiten, die in einem Solarsystem in der Lage sind Sonnenenergie und “aufgefangene” Materie hinreichend selbsterhaltend zu nutzen.
      So etwas ist möglich, womöglich auch gar nicht so-o schwierig.

      MFG
      Dr. Webbaer (der im Abgang allerdings einzuräumen hat mit SciFi, insbesondere US-amerikanischer SciFi, gerade auch technische SciFi meinend, sehr “langweilige” SciFi meinend , bereits beginnend in den Sechzigern des letzten Jahrhunderts versorgt worden zu sein, mengenmäßig in geradezu unglaublichem Umfang; der hier zuletzt aber zuletzt sehr deutlich nachgelassen hat zu lesen)

  3. Habitate in ausgehöhlten Asteroiden könnten für die Kolonisation des Sonnensystems weit nützlicher sein als eine Marskolonie. Das grösste Hindernis für die Weltraumfahrt sind ja die Gravity wells, also die Gravitationskräfte, die Körper wie die Erde oder den Mars zu Fallen machen, aus denen es kein leichtes und kein billiges Entkommen gibt (um zu entkommen brauchts grosse Raketen).

    Was also braucht es um möglichst schnelle möglichst grosse Räume im Sonnensystem unter menschliche Kontrolle zu bringen? Hier hilft eine Liste der nötigen Ressourcen für eine Ausbreitung im Sonnensystem:
    1) Treibstoffe für den Raketenantrieb
    2) Baustoffe für Raketen
    3) Energeiquellen um Treibstoffe herzustellen und Baustoffe in ihre endgültige Form zu bringen

    1)+2) finden sich in Asteroiden und Kometen, wobei bei der Treibstoffherstellung das in Kometen enthaltene Wasser nützlich sein könnte
    3) als Energiequellen bietet sich die Sonnenenergie an. Die gibt es überall im Weltraum solange man im inneren Sonnensystem bleibt.

    Ein grosser Himmelskörper wie der Mond oder der Mars sind als Wohnort für Menschen möglicherweise besser als ausgehöhlte Asteroiden, denn auf dem Mond und Mars gibt es die dem Menschen vertraute Schwerkraft. Aber auf Körpern wie dem Mond und Mars ist man zugleich gefangen. Man kommt nicht mehr so leicht weg von ihnen. Will man möglichst schnell möglichst viele Habitate im Sonnensystem errichten, sind Asteroiden eine weit bessere Wahl. Sie enthalten nicht selten recht nützliche Ressourcen wie Metalle oder Wasser und lassen sich durch konzentriertes Sonnenlicht lokal aufschmelzen und dann entsprechend den Bedürfnissen umformen. Eine Erschliessung des inneren Sonnensystem mittels vieler kleiner künstlich errichteter Stationen ist über die Ressourcen der vielen Asteroiden, die es gibt, am schnellsten möglich. Menschen wären dazu nur nötig, um über die nötige Intelligenz vor Ort zu verfügen. Sollten Roboter in naher Zukunft eine menschenähnliche Autonomie erreichen, könnte diese Kolonisierung des Sonnensystem weitgehend von Robotern ausgehen. Menschen müssten den Prozess lediglich in Gang setzen und grundlegende Designentscheidungen treffen.

    • Ausbaufähige Weltraumstationen mit künstlicher Schwerkraft wie vorgeschlagen in Tensegrity Approaches to In-Space Construction of a 1g Growable Habitat wären eine interessante Alternative zu Marskolonien.
      Man liest dazu:

      The tensegrity technology allows minimum mass of both the habitat and the robotic system. This proposal solves three unsolved space travel problems: a) growth, b) radiation protection, and c) gravity. Our innovative tensegrity-based evolvable habitat designs will solve three critical technical problems that NASA must address: the biological effects of microgravity on humans in long duration space flight, the long duration biological effects of ionizing radiation on human physiology in deep space (beyond the Earth’s magnetosphere) and, the need for outposts in deep space to evolve dynamically over time as mission needs grow. Our technologies fit hand in glove with NASA’s new strategy and will be a key enabler in making NASA’s vision of pioneering the space frontier a reality because they are the only economically feasible approach to building habitats that can grow, spin, and manufacture in space.

    • @ Herr Holzherr :

      Habitate in ausgehöhlten Asteroiden könnten für die Kolonisation des Sonnensystems weit nützlicher sein als eine Marskolonie.

      Nette Idee, klingt besser als auf einzelnen Expeditionen aufzubauen, anders formuliert:
      Die Menschheit müsste “Mini-Erden” schaffen, die autonom überleben können und weiter ausbauen, es spricht nichts dagegen mit diesen “Mini-Erden” gelegentlich an gravitationsarme Asterioden anzudocken, gerne auch an sehr kleine, um Ressourcen aufzunehmen; vom “Einbuddeln” würde Ihr Kommentatorenfreund aber abraten.

      Zivilisation findet schrittweise statt, danke auch an Herrn Römmelt für seine Nachricht.

      MFG
      Dr. Webbaer

      • “Die Menschheit müsste “Mini-Erden” schaffen, die autonom überleben können”

        Damit diese “Mini-Erden” “autonom überleben können”, benötigen sie den fortgeschrittensten Stand an Technologie, also mindestens den jetzigen. Dazu benötigen sie wiederum eine entsprechende Arbeitsteilung, also größenordnungsmäßig die Anzahl der jetzt auf der Erde lebenden Menschen, d.h. Milliardenbereich.

        • Die “Autonomen im All” müssten eine Art Survival-/Prepper-Ausbildung erhalten. Das Job-Profil wäre das eines Allround-Man (eines Mädchens für alles). Offene Fragen würden sie wohl von Experten auf der Erde beantworten lassen. Das tun nämlich auch die Astronauten auf der ISS. Wenn diese Experten wegfallen würden, weil die Erde beispielsweise flöten gegangen ist, könnte diese Aufgabe von Mitgliedern anderer Raumstationen übernommen werden.

          Man müsste die nötige Technologie für die Habitate so auslegen, dass sie von einigen dutzend verschiedenen Experten im Schuss gehalten werden könnte. Das scheint mir durchaus möglich. Es bräuchte vielleicht ein paar 3D-Printing-Spezialisten, ein paar Ressourcenspezialisten und ein paar Informatiker, die das Stations-Experten- und Computersystem am Laufen halten könnten.
          Es ist nicht unbedingt so, dass moderne Technologie tausende von verschiedenen Spezialisten benötigt. Zumal immer mehr Technologien digitalisiert werden, was darauf hinausläuft, dass vor allem Informatiker gefragt sind.

      • Man kann ja zunächst mal versuchen, eine autonom existierende Besiedlung der vergleichsweise paradiesischen Antarktis hinzukriegen.

        • Ja, warum nicht das zukünftige Marshabitat samt Reaktor, Sauerstoffregeneratoren und was es sonst noch braucht in der Antarktis errichten und die Mannschaft dort ein paar Jahre ausharren lassen. Damit liesse sich folgendes bestimmen
          1) Die gewichtsoptimiert minimale Ausrüstung die es braucht. Daraus liesse sich bestimmen wieviel Material man zum Mars transportieren muss.
          2) Den Grad der Autonomie. Je länger es die Mannschaft ohne Nachschub aushalten würde, desto weniger Versorgungsflüge wären nötig.

          Eine volle Autonomie ist vorläufig weder in der Antarktis noch auf dem Mars zu erwarten.

        • Wäre eine Idee, nicht einmal reinzlos, wenn auf terrestrische Ressourcen zurückgegriffen werden kann, so dass sich wirtschaftlich [1] Sinn ergeben könnte, bliebe aber ein Menschenexperiment und insofern unsittlich.
          Wie soll Antarktis-Personal gehindert werden abzuwandern?

          Der terrestrische Orbit wäre dagegen ein Platz der Übung, auch hier finden sich wirtschaftliche Anreize, bspw. i.p. Tourismus und i.p. Klimawandel.
          Es würde ohnehin Sinn machen bestimmte Regionen auf der Erde ein wenig abzuschatten, so dass es auch dort mit der Landwirtschaft und Viehzucht funzt, der “große heilige Klimwandel” könnte hier sehr langfristig politisch genutzt werden, um die Leutz bei der Stange zu halten.

          MFG
          Dr. Webbaer

          • [1] (upps, die Fußnote fehlte wieder)
            Das Wirtschaftliche ist wichtig, der Mensch (oder Bär) lässt sich nicht rein ideologisch bestimmte Vorhaben meinend langfristig auf Kurs halten.
            Insofern ist auch die Mars-Expedition vorab “gegessen”.

  4. Die Gedankenspiel von Elon Musk und Stephan Hawking usw. sind wichtig und richtig, doch leider kann man solche Projekte nur Step by Step angehen. Insofern ist die Errichtung einer Mondstation ein möglicher nächster Schritt oder auch einer selbstversorgenden Weltraumstation oder Habitat wie sie Gerard O. Neill mit “Zukunft im Raum” bereits in den 60zigern beschrieben hat. Muss ja nicht gleich so groß sein. Aber nichts geht ohne zwei wichtige technische Probleme zu lösen ohne die langfristig keine Besiedelung des Weltraum möglich ist.
    1. Der Schutz vor kosmischen Strahlung außerhalb des Van Allen-Gürtels von Weltraumstation oder Raumschiffen die zum Mars fliegen. Sonst ist jeder Mensch früher oder später mit einer tödlichen Strahlenkrankheit konfrontiert.
    2. Die Erzeugung von künstlicher Schwerkraft ebenfalls für Raumstationen oder Marsschiffe. Dies ist nur durch rotierende Konzepte zu erreichen, also muss das dringend angegeangen werden zu erforschen bzw zu erproben.. Schließlich bedingt die Besiedelung des Mars oder anderer Asteroiden eine voll einsatzfähige Mannschaft die körperlich topfit ist. Bis jetzt hat man es geschafft durch hohen sportlichen Einsatz an Bord der ISS den Abbau der Muskelmasse und Knochendichte zu verlangsamen, aber nicht aufzuhalten.

    Zuguterletzt muss der Flug in den Weltraum von der Erde aus, auch noch sicherer, kostengünstiger und schneller zu bewerkstelligen sein. Das “Aus” für die Raumfähren war wohl unvermeidlich, doch ohne Nachfolge wird die Besiedelung des Weltraum schwierig bis unmöglich, denn ich glaube nicht dass sich viele Menschen auf die Spitzen von mehreren tausend Tonnen schweren Wasserstoff-/Sauerstoffbomben setzen und ihr Schicksal einem computergesteuerten Abbrand derselben übergeben. Es müssen also aiuch anderen Antriebskonzepte erprobt werden.
    MfG
    Ulrich Römmelt

  5. Die genetische Vielfalt lässt sich auch mit wenigen Personen aufrecht erhalten.
    Samenzellen, Eizellen, befruchtete Eizellen und Embryonen im Frühstadium kann man nach dem Einfrieren mit gutem Erfolg wiederbeleben.
    In einen Liter Volumen passen rund 300 Millionen menschliche Eizellen.

    Kohlendioxid kann man bei ungefähr 800 Grad Celsius mit Hilfe einer Membran aus Zirkoniumdioxid elektrolytisch in Sauerstoff und Kohlenmonoxid zerlegen.
    http://www.lpi.usra.edu/meetings/ISRU-III-99/pdf/8021.pdf

    An Stelle von Biosphäre 2:
    http://www.e-stories.de/view-kurzgeschichten.phtml?23741

  6. Weniger als 50% sei die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Zivilisation das 21. Jahrhundert überlebt, mein der Astronom Martin Rees.
    Nanotechnologie, unkontrollierte Forschung und terroristische Anschläge ganz neuer Qualität könnten die Menschheit schon bald existenziell bedrohen.
    Dies scheint mir gar nicht so abwegig. Es zeigt sich nämlich immer wieder, dass die Menschheit viele Gefahren erst ernst nimmt, wenn sich bereits ein Unfall ereignet hat. Wer hielt es für möglich, dass ein Flugzeug in das World Trade Center gesteuert wird? Oder dass die Japaner so verrückt seien, einen Atomreaktor zu betreiben, bei dem schon eine eindringende 1/2 m grosse Wasserwelle genügte um ihn in einen unkontrollierten Zustand zu bringen, der schliesslich zur Freisetzung grosser Mengen Radioaktivität führte.
    Das Problem mit solchen Unfällen ist: Falls ein Unfall/Anschlag so gravierende Auswirkungen hat, dass die menschliche Zivilisation zusammenbricht, dann ist es definitiv zu spät. Dann kann niemand mehr etwas daraus lernen.

    Das Menschengeschlecht ist unberechenbar
    Behauptung: Falls einzelne Menschen oder kleine Menschengruppen die Macht erhalten die ganze Menschheit auszulöschen, dann wird das auch irgendwann passieren. Genau so sicher wie Flugzeuge hin und wieder abstürzen werden existierende Vernichtungsmittel irgendwann eingesetzt.
    Zivilisations-Backups waren schon früher wichtig
    Nach der Zerstörung Westroms war Ostrom das verbleibende Backup des römischen Reiches. Zitat Wikipedia:

    The Byzantine Empire, sometimes referred to as the Eastern Roman Empire, was the continuation of the Roman Empire in the East during Late Antiquity and the Middle Ages, when its capital city was Constantinople (modern-day Istanbul, originally founded as Byzantium). It survived the fragmentation and fall of the Western Roman Empire in the 5th century AD and continued to exist for an additional thousand years until it fell to the Ottoman Turks in 1453.[1] During most of its existence, the empire was the most powerful economic, cultural, and military force in Europe. Both “Byzantine Empire” and “Eastern Roman Empire” are historiographical terms created after the end of the realm; its citizens continued to refer to their empire as the Roman Empire

    Schlussfolgerung: Besser ein mickriges Übrigbleibsel (wie es “Ostrom” relativ zu Westrom war) als überhaupt nichts mehr. Eine Zivilisation wiederauferstehen lassen kann hunderte von Jahren dauern. In einem gewissen Sinn war die frühe Moderne mit dem Humanismus und der Renaissance eine Wiedergeburt der griechisch/römischen Zivilisation nach einem tausendjährigen Hiatus.

      • Wenn die 0,1% jeweils stimmen würden, dann hätten wir deutlich mehr als 7 zu allem fähige Wahnisinnige: Intelligenz und Reichtum sind nämlich mit Sicherheit nicht unabhängig voneinander und Reichtum und Bosheit sind wie ich vermuten würde nicht völlig unabhängig voneinander… Das heißt, von Ihnen genannten Anteile müssten weiter heruntersetzt werden, damit man auf jene 7 genannten kommt. Außerdem wüsste ich stand heute nicht, wie Bill Gates die Menschheit auslöschen konnte, wenn er wollte. Weder ein Finanzcrash noch irgendeine bekannte gezüchtete Seuche noch ein Atomkrieg (bei Letzterem spekuliere ich, außerdem ist fraglich ob der reichste Mensch diesen provozieren könnte ohne vorher enttarnt zu werden) würde die gesamte Menschheit auslöschen. Ich halte das derzeit für (noch?) nur schwer möglich.

        • Intelligenz und Reichtum sind zwar positiv korreliert, aber Bosheit ist zu beiden negativ korreliert. Wer tatsächlich durch intelligente Kooperation mit anderen Menschen zu Reichtum gekommen ist, legt die Fähigkeit, sich in die Wünsche und Bedürfnisse seiner Kunden und Geschäftspartner einzufühlen, nicht von einem zu anderen Tag ab – eher gründet er so etwas wie die Bill&Melinda-Stiftung.

    • “Das Problem mit solchen Unfällen ist: Falls ein Unfall/Anschlag so gravierende Auswirkungen hat, dass die menschliche Zivilisation zusammenbricht, dann ist es definitiv zu spät.”

      Es ist bisher keine Technologie bekannt die dazu in der Lage ist. Selbst bei den gefährlichsten Waffen ist der koordinierte!!! Einstatz tausender Exemplare notwendig. Dazu sind wiederum hunderte Entscheider und tausende wenn nicht gar zehntausende Ausführende zuständig. Die sind wiederrum durch sehr komplexe Kontrollmechanismen geknebelt.
      Es hat seinen Grund warum der kalte Krieg nicht heiß geworden ist.

      Und ein lokaler Einsatz ist keine existentielle Bedrohung (Hiroshima, Fukushima, Tschernobyl etc.)

      “Behauptung: Falls einzelne Menschen oder kleine Menschengruppen die Macht erhalten die ganze Menschheit auszulöschen, dann wird das auch irgendwann passieren.”

      Dies ist eine reine Behauptung. Ihr Verweis auf die Statistik mit Flugzeugabstürzen geht ins Leere. Flugzeuge werden zu tausenden täglich benutzt. Armageddon-Geräte wohl kaum.

      • tobmat: Sie haben recht – aber nur heute. Nuklearwaffen haben heute am meisten Armageddon-Potenzial, doch die sind nicht in privater Hand. Eine Zivilisationskrise könnte aber schon heute entstehen, wenn es einen Nuklearkrieg gäbe – selbst wenn der nur auf Asien beschränkt wäre.

        Meine Behauptung – deren Richtigkeit sie in Frage stellen – gilt ja erst, wenn bereits einzelne Experten oder eine kleine Gruppe von Experten, die Macht haben die Menschheit auszulöschen. Doch damit meine ich nicht, 1 oder 2 Menschen auf der ganzen Erde, die die Macht haben, ein Armageddon herbeizuführen, sondern eine Berufsgruppe. Dabei dachte ich beispielsweise an den US-Experten, der Anthrax an US-Politiker verschickte. Nehmen wir einmal an, Biotech-Experten wären in naher Zukunft in der Lage, allein oder mit einem oder zwei Berufskollegen, einen für die ganz Menschheit gefährlichen Virus herzustellen. Wenn sie das in einem Privatlabor machen können, ist es nur noch eine Frage der Zeit bis irgendwann ein solcher Experte aus eigenem Antrieb oder im Auftrag einer Terrorgruppe, das auch tut. Begründung: Es gibt weltweit viele tausende Biotech-Experten. Irgend einer davon kann auf krumme Gedanken kommen. Dass so etwas bis heute nicht passiert ist, schreibe ich der Tatsache zu, dass es heute noch nciht möglich ist, solch einen tödlichen Virus im eigenen Privatlabor herzustellen.

        • “Eine Zivilisationskrise könnte aber schon heute entstehen, wenn es einen Nuklearkrieg gäbe”

          Ich hatte ihnen oben geschrieben warum das unwahrscheinlich ist und warum ihre Annahmen zur Statistik (Flugzeugabstürze) bei Atomwaffen definitiv nicht passen.
          Und wie genügend Atomwaffen für ein Armageddon in private Hand kommen sollen, müssten sie auch näher erläutern.

          “Nehmen wir einmal an, Biotech-Experten wären in naher Zukunft in der Lage, allein oder mit einem oder zwei Berufskollegen, einen für die ganz Menschheit gefährlichen Virus herzustellen.”
          Auf was stützen sie diese Annahme?

          Bedenken sie nur den logistischen Aufwand der dahinter steht. Sie brauchen zehntausende Versuchstiere und hunderte wenn nicht gar tausende menschliche Probanden für die Versuchsreihen. Die müssen auch noch aus allen großen Ethnien dieser Welt stammen.

          Die technologische Lösung wäre ein Supercomputer der eine nahezu perfekte Simulation davon hinbekommt. Aber auch den müssen sie erstmal bauen, programmieren und die notwendigen Daten besorgen.

          All das wird von den Regierungen dieser Welt streng kontrolliert. Weil die halt auch nicht ganz doof sind.
          Dazu ist die Besiedlung des Mars wahrscheinlich zeitlich näher als ein solcher Supercomputer.
          Also begründen sie bitte ihre Annahme stichhaltig.

          Als Beispiel gab es auf der ganzen Welt nur einen einzigen Terroranschlag mit chemischen Waffen (in Japan), obwohl die vergleichsweise einfach herstellbar sind. Und auch mit biologischen Waffen gab es nur den Fall mit Anthrax in den USA. Sonst gab es nichts.
          Grund ist der technologische Aufwand und die umfassenden Kontrollmechanismen. Sprengstoff ist halt viel einfacher, billiger, effektiver etc.

          • @tobmat:Heute ist der technologische Aufwand für die Herstellung von WMD’s (weapons of mass destruction) meist zu gross für eine kleine Terrorgruppe. Selbst um eine schmutzige Bombe, also eine radioaktiv imprägnierte konventionelle Bombe herzustellen, braucht es schon eine Kombination von Fachwissen und Beschaffungsoptionen. Doch immerhin: Versucht wurde es bereits 2 Mal, einmal recht ernsthaft (Zitat Wikipedia)
            Am 30. Mai 2003 nahmen Sicherheitskräfte in Bangladesh vier Mitglieder der militant-islamistischen Jama’atul Mujahideen Bangladesh fest. Es befanden sich 225 Gramm Uranoxid in ihrem Besitz, das mutmaßlich aus Kasachstan stammte.

            Wichtig scheint mir aber auch ihre Beobachtung, dass es in den letzten Jahren bereits “private” Versuche gab, WDM’s oder mindestens Waffen mit grossem Zerstörungspotenzial (Chemiewaffen, radiolog. Waffen) herzustellen.
            Ich gehe davon aus, dass die technologischen Möglichkeiten von Jahr zu Jahr zunehmen. Zudem: Eine Terrorgruppe braucht nicht unbedingt einen Supercomputer um die Wirkung eines Virus durchzurechnen. Es genügt ihr vielleicht schon wenn sie einen pockenähnlichen Virus massenhaft freisetzen kann – ohne ihn vorher gross getestet zu haben.
            Allerdings gebe ich ihnen recht, dass es schwer vorstellbar ist, dass der Schaden genügend gross wird um die menschliche Zivilisation zu gefährden.
            Mindestens gilt das heute noch.

          • Zitat. “Worauf stützen sie ihre Annahme” (dass einzelne Experten bald schon biologische Waffen herstellen könnten)
            Dazu verweise ich auf den Artikel Top U.S. Intelligence Official Calls Gene Editing a WMD Threat

            Genome editing is a weapon of mass destruction.
            That’s according to James Clapper, U.S. director of national intelligence, who on Tuesday, in the annual worldwide threat assessment report of the U.S. intelligence community, added gene editing to a list of threats posed by “weapons of mass destruction and proliferation.”

            It is gene editing’s relative ease of use that worries the U.S. intelligence community, according to the assessment. “Given the broad distribution, low cost, and accelerated pace of development of this dual-use technology, its deliberate or unintentional misuse might lead to far-reaching economic and national security implications,” the report said.

          • “Wichtig scheint mir aber auch ihre Beobachtung, dass es in den letzten Jahren bereits “private” Versuche gab, WDM’s oder mindestens Waffen mit grossem Zerstörungspotenzial (Chemiewaffen, radiolog. Waffen) herzustellen.”

            Wir reden aber nicht von WDM´s sondern von Armagedon-Geräten. Also Waffen die die Zivilisation zerstören können und die ohne großen Aufwand von Privatpersonen im Geheimen hergestellt und genutzt werden können.

            Das es jemand versucht hat beweist nocht nichts. Es wurde auch schon oft versucht ohne jede Hilfsmittel zu fliegen.

            “Es genügt ihr vielleicht schon wenn sie einen pockenähnlichen Virus massenhaft freisetzen kann – ohne ihn vorher gross getestet zu haben.”

            Das langt nicht. Denn sie gehen das Risiko ein a) nichts zu erreichen und b) ihre eigene Basis zu zerstören. Terroristische Organisationen sind nicht selbstzerstörerisch. Als Beleg die Tatsache, das es keine großen Anschläge auf Atomkraftwerke gab obwohl es bei den Tätern vom 9/11 sehr wohl möglich gewesen wäre.
            Und die Selbstmordsekten die es ja gibt würden auf Nummer sicher gehen das es auch klappt.

          • Ein Nuklearkrieg könnte z.B von Nord-Korea ausgehen, welches gemäss North Korea and weapons of mass destruction welches bereits über ein beachtliches atomares Waffenlager verügt und in seiner Politik unberechnbar ist.
            Sie schrieben dazu:

            “Eine Zivilisationskrise könnte aber schon heute entstehen, wenn es einen Nuklearkrieg gäbe”

            Ich hatte ihnen oben geschrieben warum das unwahrscheinlich ist und warum ihre Annahmen zur Statistik (Flugzeugabstürze) bei Atomwaffen definitiv nicht passen. Und wie genügend Atomwaffen für ein Armageddon in private Hand kommen sollen, müssten sie auch näher erläutern.

            Atomwaffen werden wohl nicht in private Hand kommen, was ich ja auch geschrieben habe (Zitat aus meinen früheren Beitrag): Nuklearwaffen haben heute am meisten Armageddon-Potenzial, doch die sind nicht in privater Hand.
            Den Nuklearkrieg als WMD-Gefahr erwähnt ich nur, weil er so unerwartet entstehen kann wie ein Terroranschlag und weil Terroristen neidisch sind auf das Zerstörungspotenzial von Staaten wie Nordkorea. Terroristen müssen sich vorläufig andere WMD’s suche – zu Atomwaffen haben sie keinen Zugang.. Doch die Chancen stehen gut, dass sich die technologischen Optionen mehren und es in Zukunft immer leichter wird menschheitsbedrohende Angriffe auch mit einem kleinen Budget zu lancieren. Die Apokalpyse ist quasi immer kostengünstiger zu haben. Immerhin wird so nicht von Lidl oder Aldi im Sonderverkauf angeboten.
            Doch

          • “Dazu verweise ich auf den Artikel Top U.S. Intelligence Official Calls Gene Editing a WMD Threat”

            Haben sie sich mit dem Thema des Artikels und der dahinter stehenden Technologie näher beschäftigt?
            CRISPR mag die Manipulation des Erbgutes vereinfachen, aber der Großteil des Aufwandes bleibt bestehen. Ich zitiere mal aus ihrem link:

            “Piers Millet, an expert on bioweapons at the Woodrow Wilson Center in Washington, D.C., says Clapper’s singling out of gene editing on the WMD list was “a surprise,” since making a bioweapon—say, an extra-virulent form of anthrax—still requires mastery of a “wide raft of technologies.””

            “Millet says the group concluded that “for the foreseeable future, such applications are only within the grasp of states.””

            Und damit sind technologisch fortschrittliche Staaten gemeint.
            Dazu bleibt der oben beschriebene logistische Aufwand mit den Versuchsreihen.

          • “Ein Nuklearkrieg könnte z.B von Nord-Korea ausgehen, welches gemäss North Korea and weapons of mass destruction welches bereits über ein beachtliches atomares Waffenlager verügt und in seiner Politik unberechnbar ist.”

            Nord Korea ist nicht unberechenbar sondern im Gegenteil sehr gut berechenbar. Dem Regim geht es um Machterhalt und die Waffen dienen der Machtsicherung.
            Einsetzen kann es diese Waffen nicht, da das die eigenen Machtbasis zerstören würde. Atomwaffen kann man nur für die Politik nutzen, wenn man sie nicht einsetzt. Das wissen die Machthaber in Nord-Korea auch und auch die sind nicht selbstzerstörerisch.

            ” Doch die Chancen stehen gut, dass sich die technologischen Optionen mehren und es in Zukunft immer leichter wird menschheitsbedrohende Angriffe auch mit einem kleinen Budget zu lancieren.”

            Das ist wieder ihre ursprüngliche Behauptung die sie nur wiederholen.
            Ich halte es für sehr viel wahrscheinlicher das wir das Sonnensystem besiedelt haben, bevor sowas in Reichweite von Privatleuten kommt.

          • @tobmat: Ja, jetzt können nur Staaten die Welt zerstören. Doch ist das in 20/50 Jahren immer noch so? Nicht unbedingt. Die ganze Technologiegeschichte ist eine Geschichte des Empowerments: Die Rechenleistung millionenteurer IBM-Grossrechner aus den 1960er Jahren haben sie heute in ihrem Smartphone. Eine Flugdrohne wäre vor 20 Jahren eine ambitionierte Bastelei geweisen, heute können sie das mit einem 3D-Drucker in einem Tag erledigen.
            Auch und gerade in der Bio- und Nanotechnologie erwarte ich ein Empowerment: DNA analysiseren und herstellen werden schon bald einzelne Forscher im Alleingang erledigen können. Es gibt sogar schon Bücher wie Biotech At Grassroots oder Open Source Biotechnology for Everyone und eine lebhafte Biohacking-Szene.

          • “Ja, jetzt können nur Staaten die Welt zerstören. Doch ist das in 20/50 Jahren immer noch so? Nicht unbedingt.”

            Die Wahrscheinlichkeit das sich das ändert geht gegen Null. Die Technologiesprünge die dafür notwendig sind, wären immens. Nehmen sie lieber einen Zeithorizont > 100 Jahre. Ansonsten ist es wahrscheinlicher das Ausserirdische vorbei kommen und uns die Technologie in gutem Glauben aushändigen.

            Bedenken sie auch, das man im allgemeinen dazu neigt die Geschwindigkeit technologischer Entwicklungen zu überschätzen (siehe Kernfusion, Raumfahrt, Genetik etc.) und Technologiesprünge konnte noch niemand vorher sagen.

            “Die Rechenleistung millionenteurer IBM-Grossrechner aus den 1960er Jahren haben sie heute in ihrem Smartphone. ”
            Allerdings war die ursprüngliche Erwartung aus den 60ern, das wir seit 15-20 Jahren funktionierende Kernfusion haben und die Marskolonie bereits steht. Beides liegt technologisch noch Jahrzehnte in der Zukunft.
            Hintergrund dieser Abweichung ist, das die Steigerung der Rechenleistung eine reine Innovation ist. Also die Weiterentwicklung vorhandener Technologien.
            Für neue Dinge sind aber echte Erfindungen notwendig und die lassen sich nicht planen oder vorhersagen.

            “Es gibt sogar schon Bücher wie Biotech At Grassroots oder Open Source Biotechnology for Everyone und eine lebhafte Biohacking-Szene.”
            Lassen sie sich von denen nicht täuschen. Die basteln am Computer DNA-sequenzen und Proteine zusammen. Wenn es aber um die praktische Umsetzung geht müssen auch die in ein modernes Labor.

            Falls sie jemand davon kennen geben sie ihm mal die Aufgabe ein beliebiges Protein zu basteln und dann dessen Struktur zu messen. Wie gesagt messen und nicht im PC simulieren. 😉

          • “”Die Rechenleistung millionenteurer IBM-Grossrechner aus den 1960er Jahren haben sie heute in ihrem Smartphone.”

            das hätte in den 60gern wohl niemand gedacht. Aber auch nicht, was man mit dieser Rechenleistung dann anfängt …

    • @ Herr Holzherr :

      Sie mögen ja teilweise recht haben, beispielsweise hier – ‘Falls einzelne Menschen oder kleine Menschengruppen die Macht erhalten die ganze Menschheit auszulöschen, dann wird das auch irgendwann passieren.’ – im Sinne von Murphy’s Law, allerdings bedarf es schon einiges, um sich derartige Möglichkeiten und Waffen, die vielleicht am ehesten in der biologischen Kriegsforschung bereit gestellt werden könnten, vorzustellen.
      Zudem sind derartige Armageddon-Szenarien “nicht wirklich” motivierend extraterrestrische Expeditionen anzustoßen und nachhaltig gesellschaftlich zu bewerben, so dass sie auch hinreichend nachhaltig monetär, also mit Steuer- oder Staatsgeldern unterstützt bleiben.

      Interessant vielleicht auch diese Aussage, die der hiesigen Kommentatorik entnommen werden konnte:

      Bedenken sie auch, das man im allgemeinen dazu neigt die Geschwindigkeit technologischer Entwicklungen zu überschätzen (siehe Kernfusion, Raumfahrt, Genetik etc.) und Technologiesprünge konnte noch niemand vorher sagen. [tobmat]

      … wobei der zweite Teil der Aussage zustimmungsfähig sein müsste, der erste aber ga-ar nicht.

      MFG + schönes Wochenende schon einmal!
      Dr. Webbaer

      • “.. wobei der zweite Teil der Aussage zustimmungsfähig sein müsste, der erste aber ga-ar nicht.”

        Was genau stört sie am ersten Teil der Aussage?
        Die Geschwindigkeit bei der Entwicklung der Kernfusion wurde massiv überschätzt.
        Das gleiche gilt für die Genetik. Auch hier dachte man vor 10-15 Jahren man hätte heute bereits erfolgreiche Genteraphien für viele Erbkrankheiten. Nada.
        Ebenso die Raumfahrt. Auch da glaubte man in den 60-70ern man hätte heute bereits erste Marskolonien. Ist nicht eingetroffen.

        Dort wo es um Innovationen geht, konnte man die Geschwindigkeit ganz gut vorhersagen. Moore´sches Gesetz.
        Wo es um Technologiesprünge ging, hat man die Geschwindigkeit fast immer massiv überschätzt, während erfolgreiche Technologiespünge fast niemand auf dem Plan hatte.

        • @ tobmat :

          Die Zivilisation, die der Schreiber dieser Zeilen zuvörderst dort ansetzt, wo wirtschaftlich- und wissenschaftlich weitgehend frei gehandelt werden kann, schreitet heutzutage geradezu mit atemberaubender Geschwindigkeit voran – wenn auf die Geschichte des Planeten Erde und sein Leben geschaut wird, die Erfindung der Sprache war der erste wichtige Meilenstein oder Zivilisationssprung, zuvor konnte zumindest nicht von Zivilisation gesprochen werden, haha, die Erfindung der Schrift ein zweiter, dann kam der Buchdruck, noch gar nicht so lange her, und dann die netzwerkbasierte Kommunikation, gar nicht lange her, der Webbaer war hier vglw. zeitnah dabei, Sie womöglich auch.
          Was Google und so zurzeit machen, wird ebenfalls recht schnell ändernd wirken, welche Zivilisationssprünge sich hier noch auftun könnten, weiß in der Tat zurzeit niemand.
          Vielleicht gelingt es sogar die zurzeit besonders aufgekommene antizivilisatorische Gegenbewegung, die an dieser Stelle nicht näher beschrieben werden soll, mit den Folgen technologischer Entwicklung beizeiten entscheiden einzuhegen, was denkbar und somit möglich ist.


          Ansonsten:
          Bestimmte dulle Ideen der Altvorderen, bspw. fliegende Autos, kernkraft-unterstütze Fluggeräte und die “Entschlüsselung” der Gendatenhaltung, was immer dies auch genau heißen mag, Sinn ergibt sich hier wohl nur am Rande, bringen es nicht, korrekt.

          Insofern, Sie schreiben es bereits, es geht schnell (OK, dies schrieben Sie nicht direkt, haha) und keiner weiß, was bald genau kommen wird.

          MFG
          Dr. Webbaer

  7. Den Roten Planeten besiedeln – das klingt gut. Aber ist es langfristig auch realistisch? – das war der Teaser für diesen Artikel. Doch Projekte, die die Menschheit weiterbringen sollen, müssen an der Grenze dessen sein, was gerade noch geht. Nur so eröffnen sie neue Räume. Sogar die Nasa plant eine permanente Marskolonie – allerdings erst für Ende der 2030er Jahre.

    Es gibt aber auch Leute, die völlig unrealistische und hirnrissige Pläne aufstellen – und das vor alllem weil sie mindestens auf dem Gebiet der Raumfahrt ignorant sind, aber über sehr viel Geld verfügen. So einer ist Jeff Bezos über den man liest:
    Jeff Bezos Wants to Build Giant Factories in Space to save the Earth
    Jeff Bezozs will also gerade die Schwerindustrie in den Weltraum auslagern. Zitat:

    Activities that require the most energy should be performed in space, in order to leave Earth clean and habitable for humans.

    “Earth will be zoned residential and light industrial. You shouldn’t be doing heavy energy on Earth. We can build gigantic chip factories in space,” he said.

    Hier gilt folgendes:
    1) So etwas kann nur jemand sagen, der von Raumfahrt und von den Kosten per Kilogramm Nutzlast keine Ahnung hat.
    2) So etwas wird nur gedruckt und von den Medien ernstgenommen weil auch die Medienleute wenig Ahnung haben und/oder weil Medienleute immer gern mit den Reichen und Mächtigen kokettieren.
    3) Für viele Leute – auch für Reiche – ist der Weltraum eine Zone in der sie ihre Träume, Phantasien und Phantastereien ausleben können, auch und gerade weil der Weltraum mit der irdischen Realität so wenig zu tun hat.

    • Howdy, Herr Holzherr:
      Jeff ist vielleicht 45 Milliarden Dollar schwer und wenn er etwas sagt, sagt er dies als Unternehmer.
      Unternehmer mit Einfluss sagen etwas, um A) an ihre Interessen gebunden Außenwirkung zu erzeugen, um B) an ihre Interessen gebunden Innenwirkung zu erzeugen, die Mitarbeiterschicht meinend, um C) auf Manager- oder Entscheidungsträgerebene Wirkung zu erzeugen, um D) auf Vorstandsebene, besondere Entscheidungsträgerebene meinend, anzuleiten und um E) zu sagen, wie es wirklich ist, dann meist: zu sich selbst und allgemein unverlautbart.

      Hintergründig könnte es bei Nachrichten wie dieser darum gehen Subventionen abzugreifen.
      Staatsgelder, Steuergelder.
      Diese Kollegen, der Schreiber dieser Zeilen kennt zwei davon, sind oft schwer deformiert, benachrichtigen öffentlich aus Sicht Vernünftiger dem Anschein nach: wahlfrei, aber letztlich doch irgendwie, auf ihre Art, interessengebunden.

      HTH
      Dr. Webbaer

  8. Autonome Habitate auf dem Mars oder noch besser im Asteroidengürtel könnten im Idealfall neue menschliche Entwicklungslinien begründen, die sich unabhängig vom Schicksal der Restzivilisation weiterentwickeln.
    Schon in unserer Vergangenheit gab es mehrere Zivilsationen, die sich fast unabhängig voneinander entwickelten. Man denke an das chinesiche Reich, an Altägyptien und die antiken Mittelmeerzivilisationen, die teilweise gleichzeitig existierten und sich nur wenig gegenseitig beeinflussten. Erst mit der Moderne und der Industrialisierung hat sich das geändert und zur heutigen beispiellos globalisierten Welt geführt. Diese Globalisierung bietet sehr viele Vorteile. Unter anderem: sehr schnelle Entwicklungsmöglichkeiten für Aufsteiger (Schwellenländer), die Möglichkeit einer globalen Arbeitsteilung was zu kostengünstigen, global verfügbaren Gütern führt und eine globale Arena für die besten Talente.
    Doch eine solch weitgehende Globalisierung ist auch der Nährboden für globale Gefahren:Ein Finanzkollaps in einem Land kann den ganzen Globus infizieren, ein Ausfall von global wichtiger Infrastruktur wie von Transatlantikkabeln kann ganze Weltregionen abnabeln und ein gefährliches Virus kann über den globalen Flugverkehr in wenigen Wochen um die ganze Welt getragen werden.
    Die grösste Gefahr ist aber ein Zivilisationszusammenbruch. Die sind in der menschlichen Geschichte immer wieder vorgekommen. Man kann heute beispielsweise anhand von fossilen Überresten die Grossartigkeit der Angkor-Wat-Zivilisation erahnen. Übriggeblieben ist aber nichts davon. Was passiert nun, wenn die globale Zivilisation zusammenbricht? Im schlimmsten Fall beginnt dann ein jahrhundertelanges finsteres Zeitalter aus dem keine andere Zivilsation heraushelfen kann – weil es keine andere Zivilisation gibt.
    So gesehen, bietet eine diversifizierte Welt von weitgehend unabhängigen Kulturen und Zivilisationen weit grössere Chancen für die Menschheit durch die nächsten Jahrhunderte und Jahrtausende zu kommen. Doch damit sind wir auch schon bei den Schwierigkeiten einer Vision von Parallelzivilisationen: Eine Zivilisation bestand bis jetzt immer aus tausenden bis Millionen Bürgern. In frei schwebenden Weltraumhabitaten oder Marskolonien dagegen wäre es schon schwierig nur schon ein paar dutzend oder hundert Bewohner am leben zu halten und zu versorgen. Mindestens heute ist da so. Es muss aber nicht immer so bleiben. Schon jetzt sind Technologien im Entstehen begriffen, die es einem Einzelnen oder einem kleinen Team ermöglichen Projekte zu realisieren, die früher dutzende von Spezialisten benötigen. In nicht allzu ferner Zukunft kann vielleicht eine kleine Gruppe von Menschen zusammen mit ihren Robotern und intelligenten Computern über alle Zivilisationstechniken und -fähigkeiten verfügen, die es braucht um die Zivilisation am leben zu halten, weiterzuentwickeln und ihr neue Ressourcen zuzuführen.

  9. Jede menschliche Zivilisation muss ein beträchtliches Aggressionspotenzial kontrollieren und ist von aussen und von innen her bedroht. Ändern könnte man das nur durch Umprogrammierung des Menschen – durch genetische Eingriffe also. Doch solche Eingriffe würden wohl etwas schaffen was mit dem Menschen nur noch wenig zu tun hat. Oder bildlich gesprochen: Wer aus einem Schimpansen einen Bonobo macht, hat möglicherweise ein friedlicheres Geschöpf geschaffen, nur ist es kein Schimpanse mehr.
    Anstatt den Menschen ändern zu wollen, ist es wohl besser, Zivlisationen so resilient wie möglich gegenüber der menschlichen Natur zu machen. Zudem sollte das Fortbestehen der Menschheit nicht an einer einzigen Zivilisation hängen. Die Eroberung unseres Sonnensystems passt gut zum humanen Portfolio. Es gibt nicht wenige Abenteurer unter den Menschen – und nicht nur beim männlichen Geschlecht. Wenn sich an möglichst vielen Stellen im Sonnensystem menschliche Kolonien ausbilden, und diese Kolonien in unterschiedlichem Grad autonom sind, dann entkoppelt die Menschheit ihr Schicksal vom Schicksal seines Heimatplaneten und macht das Schicksal der Gesamtpopulation resilienter gegenüber katastrophalen globalen Ereignissen, denn bei einer Vielzahl von “solaren” Zivilisationen spielt der (eine) Globus (urbi et orbi) nur noch eine untergeordnete Rolle.

    • @ Herr Holzherr :

      Die Eroberung unseres Sonnensystems passt gut zum humanen Portfolio.

      Sehr hübsch formuliert, wenn auch ein wenig technokratisch klingend.

      Zudem sollte das Fortbestehen der Menschheit nicht an einer einzigen Zivilisation hängen.

      “Doppelt hält besser!” oder “Erst Redundanzen beugen der Ausfallsicherheit eines Systems zuverlässig vor!”, korrekt, insofern hat die Vorsehung ohnehin unterschiedliche Zivilisationen (“Bürgerwerdungen”) geschaffen, voneinander unabhängig und das Nomadentum ersetzend.
      Die Zivilisation gibt es sozusagen nicht.
      Was es aber gibt, ist aufklärerische Zivilisation, die dem philosophischen Individualismus folgend implementiert hat, und anti-aufklärerische, reaktionäre, letztere benötigt es nicht.

      Anstatt den Menschen ändern zu wollen, ist es wohl besser, Ziv[i]lisationen so resilient wie möglich gegenüber der menschlichen Natur zu machen.

      Variante:
      Anstatt den Menschen ändern zu wollen, ist es wohl besser, Zivilisationen so kompatibel wie möglich mit der menschlichen Natur zu machen.

      Allerdings stehen Mars-Expeditionen nicht für jeden erkennbar im dankenswerterweise von Ihnen hergestellten Gesamt-Zusammenhang.

      MFG
      Dr. Webbaer

      • @Dr.Webbaer: Der Idee Zivilisation resilient anstatt kompatibel mit dem Menschen zu machen liegt der Gedanke zugrunde, dass Zivilisationen hin und wieder gegen menschliche destruktive Einflüsse verteidigt werden müssen. Zivilisationen sind verteidigunswert wenn die Alternative die Anarchie und Dunkelheit ist.
        Mit Zivilisation meine ich eine organisierte Gesellschaft in der auch eine technische Infrastruktur unterhalten wird – wie das schon bei den Römern der Fall war mit ihren Aquädukten, einem System von Strassen, die das Reich durchzogen und dem Bau von gewisse technische Standards einhaltenden Siedlungen auch für gewöhnliche Bürger.

        Was hat das nun mit einer Kolonie auf dem Mars zu tun?
        1) Eine Kolonie auf dem Mars ist zwangsläufig hochtechnisiert. Nur fortgeschrittene Technologien können auf dem Mars das Überleben in einer von Natur aus extrem kalten und nackten, durch kaum eine Atmosphäre geschützten Umwelt gewährleisten
        2) Ein Zusammenbruch der Zivilisation auf dem Mars bedeutet das Ende der Marskolonie.
        3) Eine Zivilisation auf dem Mars kann nur dann ihre eigene Agenda entwickeln, wenn sie nur wenig von der Unterstützung durch Erdlinge abhängt.

        Gelingt es eine autonome Zivilisation auf dem Mars und anschliessen auch anderswo im Sonnensystem aufzubauen, dann ist das Schicksal der Menscheit nicht mehr an das Schicksal der Erde gebunden.
        Thomas Grüter is pessimistisch was die Autonomie einer Marskolonie angeht. Und ich stimme ihm insoweit zu, dass auf dem Stand heutiger Technologien eine Marskolonie auf Versorgungsflüge von der Erde angewiesen wäre. Doch das muss nicht immer so bleiben. Marsianer (Menschen auf dem Mars) könnten zusammen mit smarten Robotern, AI-Systemen und fortgeschrittenen lebenserhaltenden Systemen eine autonome Zivilisation aufrechterhalten, wenn sich die Technologie entsprechend weiterentwickelt. Die von Thomas Grüter angesprochenen Problem könnten so gelöst werden
        1) die minimale Größe biologischer Populationen die Thomas Grüter erwähnt gilt für natürliche biologische Systeme. Doch der Mensch ist bereits aus der Biologie herausgetreten. Fruchtbarkeitsmedizin inklusive genetischer Eingriffe wären auf dem Mars das Normale
        2) Ernährung: Der Anbau von Pflanzen für die Ernährung in grossen Hallen wäre auch auf dem Mars möglch. Nur der Raumbedarf spricht dagegen. In Zukunft kann Nahrung vielleicht völlig synthetisch hergestellt werden (Proteinsynthese). Dann wäre ein Überleben von tausenden von Menschen unter Weltraumbedingungen auch in Habitaten von nur einem Kubikkilometer Grösse denkbar.
        3) Medizinische Versorgung. Die Marsianer würden sich auf medizinische Expertensysteme und 1 oder 2 Ärzte verlassen müssen. Wenn Thomas Grüter schreibt: Bevor die Marssiedlungen hier eine weitgehende Selbstversorgung erreichen, vergehen sicher mehr als 100 Jahre. so geht er von den heutigen Konstellationen aus. Doch heute gibt es gar kein Bedürfnis nach medizinischer Selbstversorgung. Ja, es gibt hier auf der Erde in praktisch keinem Bereich ein Bedürfnis nach Selbstversorgung. Denn uns steht im Zeitalter der Globalisierung die ganze Welt zur Verfügung und jeder der sich teuer selbstversorgt zahlt mehr als wenn er die Leistung aus der günstigen Quelle bezieht. Das könnte sich in einer Ökonomie der Lebensinseln mit einer Vielzahl von Habitaten im Sonnensystem ändern. Es könnte sich aber auch eine Habitatökonomie ausbilden in der Habitate Koalitionen eingehen.
        4) Energie Zuverlässige Energie in Hülle und Fülle wäre für Habitate im Sonnensystem das Wichtigste überhaupt. Sonnennah und im freien Weltraum ist die Solarenegie die ideale Quelle. Weiter aussen – auch auf dem Mars – werden Nukleargeneratoren der nächsten Generation Energie billig und sicher zur Verfügung stellen.

        Fazit: Mit heutiger Technologie sieht es düster aus für Kolonien auf dem Mars oder anderswo im Sonnensystem. Doch es gibt noch viel technologisches Potenzial. Es muss also nicht so bleiben. So oder so wird aber jede extraterrestrische Kolonie eine hochtechnisierte Welt sein. Steinzeitmenschen – selbst solche aus dem 19. und 20. Jahrhundert – können auf dem Mars nicht überleben.

        • Noch in tausend Jahren werden Kinder ihre Lieder über Dr. Webbaer und Martin Holzherr anstimmen, oder andersherum, aus Sicht späterer Web-Archäologen, denn Dr. W und Kommentatorenfreund Martin Holzherr haben ja schon alles vorab gewusst.
          Das Web ist heutzutage noch vglw. eng intellektuell-kognitiv bestückt.
          MFG
          Dr. Webbaer (der womöglich weiter oben ein wenig säuerlich klang, der dies abär nicht so gemeint hat, Nice1!)

          • Ein baumhoher Gedanke greift sich den Lichtton: Es sind noch Lieder zu singen jenseits der Menschen. (Paul Celan)

        • Eine wesentliche Säule der bemannten Eroberung des Sonnensystems werden sicherlich nuklear-thermische Raketen sein, vom grundsoliden NERVA-System über leistungsstarke Nuclear Lightbulbs bis hin Nuclear Saltwater Rockets. Abgesehen von Orion-Pulsantrieb brauchen alle nuklear-thermischen Systeme außer ein paar Pfund hochangereichertem Uran vor allem tonnenweise Reaktionsmasse, typischerweise entweder flüssiger Wasserstoff (wenn besonders hohe Impulswerte gefragt sind) oder einfach Wasser (einfacher zu tanken und zu lagern).

          Rein vom wirtschaftlichen her sind Eis-reiche Monde daher für eine Besiedlung viel interessanter als ausgerechnet das “Gravitationsloch” des Mars:
          http://www.spacefuture.com/archive/the_deimos_water_company.shtml

  10. Bonus-Kommentar hierzu:

    Die NASA ließ bereits 2012 eine millionenteure Studie anfertigen, die sich mit selbstversorgenden Weltraumkolonien befasst. Im März 2016 legte sie noch einmal nach und stellte in eine von der Erde unabhängige Marskolonie für das Ende der 2030er Jahre in Aussicht.
    […]
    Ich selbst stehe auf dem Standpunkt, dass eine Besiedlung des Mars nur im Rahmen einer Kolonisation des gesamten inneren Sonnensystems möglich ist. Wir brauchen große Raumstationen, Bergwerke auf Metall-Asterioden, Wassergewinnung auf Ceres, Vakuumindustrien und Umläufer (cycler), große Raumtransporter, die auf schnellen Bahnen zwischen Erde und Mars pendeln.

    Die NASA wird einen Teufel tun und sachnah zu berichten zu suchen, sie folgt Interessen und benachrichtigt im Sinne derselben.
    Insofern im weiter unten Zitierten schon sehr nett, das mit dem ‘Ich’ und dem ‘Wir’.
    Dies hier – ‘unabhängige Marskolonie für das Ende der 2030er Jahre’ – ist völliger Blödsinn und zudem erlaubt sich der Schreiber dieser Zeilen, der Meister i.p. Selbstverleugnung und insofern der Sacharbeit zuvörderst zugeneigt ist, jedenfalls pro forma, der Form halber, anzumerken, dass niemand weiß und niemand wissen kann, was vielleicht Ende dieses Jahrhunderts möglich sein wird.

    Der Mars müsste abär vglw. uninteressant sein.

    MFG
    Dr. Webbaer

  11. Zitat:

    Die ersten Siedler werden deshalb elektrische Energie aus Solarzellen und aus Kernkraft gewinnen

    Antwort: Die bekannten monatelangen Sandstürme auf dem Mars erzwingen eine nukleare Energieversorgung mindestens als Backup.
    Mit KiloPower hat die NASA nun auch die entsprechenden Nuklearreaktoren gebaut. Kilopower operiert völlig autonom – jahrelang. Allerdings erzeugt ein einzelner Reaktor nur gerade 1 Kilowatt Energie. Um auf dem Mars damit Treibstoff herzustellen bedürfte es 1,75 Megawatt, um eine Marsbasis mit 6 Marsnauten zu versorgen wären 40 Kilowatt nötig, also etwa 180 Reaktoren, die zusammen 270 Tonnen wiegen würden. Doch ein Space-Ship von Spacex hat nur gerade 100 Tonnen Nutzlast. Es wären also mehrere Vorausmissionen nötig um die Reaktoren an die zukünftige Marsbasis zu transportieren.
    Treibstoffherstellung auf dem Mars ist also ein Langfristprojekt, denn die nötige Energie könnte nicht von Beginn weg bereitgestellt werden. Auf der NASA-Website zu Kilowpower liest man dazu:

    Such a demonstration could pave the way for future Kilopower systems that power human outposts on the Moon and Mars, including missions that rely on In-situ Resource Utilization to produce local propellants and other materials.

    Gerade aktuell wurde der NASA-Plan für neue Mondlandungen von 2024 auf 2028 verschoben. Auch SpaceX will sich daran beteiligen. Das bedeutet letztlich, dass auch das SpaceX-Marsprojekt um Jahre nach hinten verschoben wird und nicht vor den späten 2030er Jahren realistisch ist.
    Fazit: Eine wirklich grosse autonome Marsbasis mit hunderten von Marskolonisten ist somit erst in vielen Jahrzehnten, vielleicht aber noch vor dem Jahr 2100 realistisch.

  12. Das You-Tube Video Vertical Farms could take over the world Beginnt bei der Vorstellung der neuesten vertikalen Farm von Plenty gleich fest: THIS IS THE FIRST FARM ON MARS.
    Denn die vertical Farm von Plenty braucht keine Sonne, sondern LED-Beleuchtung um die kultivierten Pflanzen spriessen zu lassen und sie braucht kaum Wasser, denn 99% des Wassers werden rezykliert. Sie braucht keine Erde, denn die Pflanzen wachsen auf ihrem eigenen Nährsubstrat.
    Mit andern Worten: die Technologie um eine Marskolonie mit selbst produzierten Nahrungsmitteln zu versorgen, die entsteht gerade jetzt. Hier auf der Erde.