Experten ohne Expertenwissen?

BLOG: Detritus

Gedanken, biologisch abgebaut
Detritus

„Anders als im natürlichen Geschehen, kombiniert der Mensch im Reagenzglas Erbmaterial über Artgrenzen und Naturreiche hinweg.“

Dr. Manon Haccius, studierte Agrarwissenschaftlerin

Nee, die von Alnatura haben wirklich keine Ahnung, wovon sie da so reden. Ein Doktortitel und ein Studium der Agrarwissenschaften machen zwar Eindruck, garantieren aber nicht für Sachverstand. Ich bin bei weitem kein Experte für all die Sachen, über die ich hier Dampf ablasse, aber so ein paar Grundkenntnisse habe ich dann doch. Das scheint bei Alnatura nicht der Fall zu sein.

Ich war zuerst erstaunt, eine „studierte Agrarwissenschaftlerin“ so einen Unsinn verzapfen zu sehen. Aber: was erwarte ich eigentlich? Frau Dr. Haccius arbeitet bei Alnatura schließlich nur im Qualitätsmanagement und Verbraucherservice. Ich bin jetzt auch zu faul, zu recherchieren, ob sie sonst als „Expertin“ für Gentechnik aufritt. Überraschen würde es mich nicht.

Was stört mich so an dem letzten Artikel im Alnatura-Blog zur Initiative „Vielfalterleben gegen grüne Gentechnik? Man darf dort so etwas lesen:

Während der Zellteilung wird die DNS ausgebreitet und dann rekombiniert. Was an Gestaltungsprozessen hier natürlicherweise abläuft, versucht der Mensch mit chemisch-technischen Mitteln zu beeinflussen. Genabschnitte werden »ausgeschaltet«, entfernt oder neu eingefügt. Anders als im natürlichen Geschehen, kombiniert der Mensch im Reagenzglas Erbmaterial über Artgrenzen und Naturreiche hinweg.

Dass der Zellzyklus hier falsch dargestellt wird und an anderer Stelle alle Prokaryoten und Einzeller unter den Tisch gefallen lassen werden[1] – geschenkt. Aber das da oben ist so falsch, so verdammt falsch auf so vielen Ebenen, dass es mir die Haare zu Berge stehen lässt, und ich gar nicht weiß, wo anfangen. Ich will’s mal versuchen:

  1. „Gestaltungsprozesse“ implizieren einen Gestalter, oder zumindest eine gerichtete Entwicklung (Lamarck lässt grüßen!). Dabei weiß die WissensElite® doch längst, dass das Universum durch den großen grünen Arkelanfall entstanden ist. Und dass Darwin recht hatte.
  2. Rekombination ist kein sanftes oder behutsames „Gestalten“. Es werden riesige Genabschnitte rekombiniert, da kann auch leicht mal was schief gehen. Deletionen oder Duplikationen von Genen können die Folge von sich während der Meiose kreuzenden Chromosomenarmen sein, nicht ohne Grund geht man davon aus, dass beim Menschen die Hälfte der befruchteten Eizellen zugrunde gehen, größtenteils unbemerkt.
  3. Nicht nur in der Gentechnik werden „chemisch-technische“ Mittel angewendet. Konventionelle Zuchtmethoden bedienen sich etwa Mutagenen, mit denen ungerichtete Schäden und Umordnungen im Genom veranlasst werden. Hier gibt es keinen Aufschrei – warum auch? Chemie und Technik sind per se nichts schlechtes. Wie immer kommt es darauf an, wie man die Technik einsetzt.
  4. Das Genom ist nicht etwa statisch, wie im Artikel suggeriert wird: Mutationen sind etwas natürliches. Der Mensch beschleunigt bei der Mutationszüchtung nur die natürliche Mutationsrate und selektiert anschließend nach seinen eigenen Gesichtspunkten. Das ist natürlich alles andere als „natürlich“. Und auch in der Natur können Genabschnitte ungerichtet „ausgeschaltet“ werden, etwa durch springende Gen-Elemente, die Transposons.
  5. Eine innerartliche Rekombination durch Gentechnik ist möglich und erscheint oft auch sinnvoll. Gentechnik bedeutet nicht zwingend, dass Gene eines Organismus einer Art in einen Organismus einer anderen Art transferiert werden. Der rotfleischige Royal-Gala-Apfel ist nur ein Beispiel für sogenannte „cisgenics“, denkbar ist auch das Transferieren von Resistenzgenen gegen den aggressiven Ug99-Getreideschwarzrost von einer Weizensorte auf eine andere.
  6. Erbmaterial kombiniert sich in der Natur sehr wohl über „Artgrenzen“ hinweg: Weizen ist aus drei verschiedenen Wildgrasarten hervorgegangen, das Futtergetreide Triticale sogar aus der Kreuzung von Roggen und Weizen. Es fand und findet ein stetiger Fluss genetischen Materials vom Chloroplastengenom in das Kerngenom statt, gleiches gilt für das Mitochondrium. Ein Gentransfer von einem quasi-bakteriellem Organismus auf ein Eukaryoten! Ähnliches gilt für andere Endosymbionten, wie etwa Wolbachia in Drosophila, oder die Photosynthesegene aus Vaucheria-litorea-Chloroplasten in die Zellkerne der Meeresschnecke Elysia chlorotica.
  7. Gottgegebene, statische „Naturreiche“ halte ich sowieso für eine Illusion.

Auch schön:

[Gentechnik:] Es handelt sich um einen schnellen, drastischen Weg der Veränderung, nicht vergleichbar mit dem bedächtigen Voranschreiten der natürlichen Evolution, die ausschließlich innerhalb der Artgrenzen abläuft.

Wie man angesichts der ansehnlichen Ausstattung von Antibiotikaresistenzen im aktuellen epidemischen EHEC-Stamm so etwas behaupten kann, ist mir schleierhaft. Evolution vollzieht sich nicht ausschließlich in kleinen Schritten, und sie kümmert sich, wie gesagt, auch oft nicht um „Artgrenzen“.

Zweifelhaft erscheint der Sinn von »Pharmcrops«, also Pflanzen, die gentechnisch so verändert wurden, dass sie in ihrem Stoffwechsel Pharmaka produzieren.

Wenn sich der werten Autorin der Sinn von Medikamenten, wie etwa therapeutischen Antikörpern, nicht erschließt, kann man nur hoffen, dass sie nie darauf angewiesen sein muss.

Mich stört bei der Diskussion vor allem der Dogmatismus, mit der eine Koexistenz oder en bloßer Nutzen der Gentechnik kategorisch ausgeschlossen wird. Anderswo ist man da sehr viel weiter: Wie Biolandbau und Gentechnik die Welt verbessern kann, erzählt etwa. Prof. Pamela Ronald von der University of California in ihrem Blog „Tomorrows Table“.

Bis die Diskussion in deutschen Landen angekommen ist, resigniere ich über den allgegenwärtigen Unsinn, der mir entgegenschlägt, sobald ich auf das Thema „Gentechnik“ treffe.

Nachtrag: Frau Dr. Haccius hat bereits geantwortet – leider ohne viel Substanz. Wie Joachim in den Kommentaren richtig anmerkt, ist das Blog lediglich eine Werbemaßnahme für Alnatura, um deren Image zu zementieren. Eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem Thema kann man also nicht erwarten. Gerade deswegen kann es nicht schlecht sein, dass es Alnatura ein wenig Gegenwind bekommt.

Anmerkungen

[1] Auch sehr witzig: Als Organismus gilt nur mehrzelliges Leben, Prokaryoten sind keine Erwähnung wert, und es gibt keine strukturrelevanten Kohlenhydrate.

Ein Organismus ist aus Organen aufgebaut, diese aus Geweben, welche aus Zellen bestehen, in denen sich Organellen, u. a. der Zellkern, befinden. Eiweiße sind die »Bausteine des Lebens«. Aus ihnen sind alle Körpergewebe zusammen gesetzt.

Im Artikel gibt es noch mehr solche Blüten – zu viele, um die hier einzeln auseinanderzunehmen. Und auch zu langweilig.

Martin Ballaschk ist promovierter Biologe, aber an vielen anderen Naturwissenschaften interessiert. Das Blog dient ihm als Verdauungsorgan für seine Gedanken. Beruflich ist er als Wissenschaftskommunikator, hier rein privat unterwegs.

19 Kommentare

  1. Unglaublich!

    Ich bin selbst Agrarwissenschaftler und ich schäme mich stellvertretend für alle meine Berufskollegen wegen Frau Dr. Manon Haccius zu tiefst.
    Wahrscheinlich sind es die Dollarzeichen in den Augen gewesen, die ihr die Wörter diktiert haben. Anders kann ich mir das nicht erklären.

  2. Pharmanimals

    Örks. Das ist ja erschreckend, aber was liest Du das auch?^^

    Und wenn sie sich schon über Pharmcrops ärgert oder gar vor diesen fürchtet, möge ihr bloß niemand sagen, dass es auch Pharmanimals gibt. Vielleicht schaffe ich es ja mal – vor allem da gerade vor kurzem mit einiger Aufregung über transgene Kühe berichtet wurde, die humane Muttermilch produzieren – darüber zu schreiben…

  3. Alnatura ist ein Saftladen

    Ich bekomme sehr starkes Kopfweh, wenn ich all diese fachlich falschen Infromationen lesen muss mit denen doch tatsächlich über 100.000 Mitzeichner für die Anti-Gentechnik-Petition mobilisiert wurden. Ob die wissen, was ihnen da an Fehlinformationen serviert wurde? Garantiert nicht, denn die Initiative “Vielfalterleben” ist nicht anderes als eine Hetze von uninformierten Besserwissern – anders kann und möchte ich es nicht ausdrücken!

    Ich bin gespannt, wie es mit der Petition im Bundestag weitergeht, da es angeblich im Herbst zu einer Anhörung vor dem Petitionsausschuss kommen soll. Man könnte dessen Mitglieder genauso gut blinde Kuh spielen, anstatt die Forderungen der Petition diskutieren zu lassen – es würde keinen Unterschied machen.

  4. Desinformation durch Alnatura

    Danke Martin für Deinen Beitrag!
    Es ist schreckend, wie immer wieder an manchen Stellen für die Gentechnik berichtet und desinformiert wird und das von Leuten, die es von der Ausbildung her besser wissen müssten. Da frage ich mich, wo haben die ihre Prüfung in Pflanzenzüchtung bestanden?
    Mir geht es dabei auch gar nicht um Pro oder Contra Gentechnik, sondern um eine sachliche Auseinandersetzung. Und da ist es schon sehr erschreckend mit welchen Falschaussagen gegen die Gentechnik Stimmung gemacht wird.

    Darüber hinaus kann die Natur durchaus Artgrenzen und sogar Gattungsgrenzen überwinden. So gibt es die auf ganz natürlichem Wege erfolgte Kreuzung von Schaf und Ziege, ganz ohne Reagenzglas
    http://de.wikipedia.org/wiki/Schiege
    Die Launen der Natur sind größer als sich so mancher vorstellen mag.

  5. Natürlich chemisch

    Ich muss natürlich besonders über die Floskel “chemisch-technische Mittel” schmunzeln und dazu noch die Umschreibung der “versuchten Beeinflussung”.
    So als würde eine Ameise versuchen Atlas das Himmelsgewölbe von den Schultern nehmen. Um mal in der blumigen Sprachweise zu verweilen.

    Nee im Ernst, ich finde es gibt wenige Techniken, die biologischer sind als Gentechnik.

    Basenabschnitte schneidet man mit Enzymen, klebt sie mit Enzymen zusammen, vermehrt sie mit Vektoren.
    Die Basen kocht man auch nicht im Kolben.

    Das einzige halbwegs “chemische” (im Sinne des Kolbenweltbilds) ist wohl die Primersynthese und vllt. noch die Transformation mit Calcium- oder Rubidiumchlorid.

    Ich bewundere deine Ausdauer Martin, bin mir aber relativ sicher, das bei Alnatura und Vielfalterleben eine Mischung aus “nicht wissen wollen” und “nicht realisieren können”, dass man evtl. nicht die einzig wahren umfassenden Informationen hat, vorherscht.
    Die sind so in ihrem Mutter Erde Weltbild gefangen, da hilft nix mehr gegen.
    Gerade wenn man bei EHEC mal so durch die Foren gelesen hat kam durch, das viele lieber sterben wollen würden als Antikörper zu akzeptieren, die wie ihnen Mitforisten steckten via Gentechnik entwickelt wurden.

    Da kann man nurnoch versuchen Jene zu informieren, die noch nicht total ideologisiert sind.

  6. Marketing

    Was wir nicht vergessen sollten ist, dass wir es hier mit einer Marketingstrategie des Unternehmens Alnatura GmbH zu tun haben. Es geht also nicht primär um Information, sondern um Werbung und Abgrenzung von den Mitbewerbern.

    Die Strategie von Alnatura ist es, ihre Produkte klar von anderen landwirtschaftlichen Produkten abzugrenzen, indem sie sie als “genfrei” und “chemiefrei” vermarkten. Beides sind natürlich im naturwissenschaftlichen Zusammenhang unsinnige Begriffe. Sie werden aber in der Alltagssprache im Sinne Alnaturas verstanden. Dieses Unternehmen hat einen guten Ruf und gute Umsätze. Nicht zuletzt durch seine antiwissenschaftliche, esoterische Selbstdartellung.

    Alnatura wird seinen Standpunkt nicht überdenken. Das ist Marktstrategie, an Wissenschaftlichkeit und biologische Landwirtschaft sind die schlicht nicht interessiert. Letzteres ist nur Mittel zum Zweck.

  7. @ alle

    Die Resonanz bei meinen Lesern erstaunt mich nicht – Danke für das Echo. 🙂

    @ Joachim

    Ja, sicher hast du da Recht. Klar verarschen die ihre Kunden, wenn nur der Rubel rollt. Witzigerweise tritt Frau Haccius ja als Akademikerin, sogar mit Doktortitel auf – das ist also eine autoritäre Argumentationsweise, die ich so nicht auf mir sitzen lassen wollte.

    Viele Grüße
    Martin

  8. Widerspruch

    Hallo Martin,

    ich wollte auch nicht kritisieren, dass du dem Unsinn auf der Alnatura-Seite widersprichst. Das ist gut und notwendig. Es geht mir nur um den weiteren Aspekt, dass wir es hier mit Werbung zu tun haben.

    Aber eine Werbung, die im Gegensatz zu “Trinke Fanta, lebe bunter” versucht, einen wissenschaftlichen Anspruch zu erheben. Dagegen sollten wir Wissenschaftler uns wehren. Den Grund für Alnaturas Handeln zu kennen, kann dabei hilfreich sein.

  9. Rethorik und Gentechnik

    Ich finde Joachim hat es auf den Punkt gebracht. Vielleicht muss man sich auch damit abfinden, dass man als “seriöser” Wissenschaftler ohne die Rethorik von Alnatura und Co. keine Chance hat die Verbraucher zu erreichen. Zu sagen:”Lies’ mal ein Buch über Pflanzenzüchtung!” bringt es nicht, weil der Großteil gar keinen Zugang zu solchen Themen hat. Was mich aber immer wieder beruhigt, ist der Gedanke, dass niemand von uns auf Dauer um die Gentechnik drum herum kommt. *hämisch grins*

  10. Frau Dr. Haccius ist eine Lobbyistin

    @ Joachim u. Thorsten

    Ich denke, das ist ein wichtiger Punkt. Wissenschaftler im Dienste der Industrie. Frau Dr. Haccius leitet die PR der Alnatura. Frau Dr. Haccius ist eine Lobbyistin der Ernährungsindustrie (Sie wird es bestimmt so nicht gerne hören). Nur das sie nicht bei Unilever oder Nestle angestellt ist, sondern sie ihr Geld von Alnatura bekommt.
    Es ist erschreckend, wie viele Leute die Aussagen der PR – Leiter von Monsanto oder Nestle kritisch hinterfragen und als Lobbyisiten-Propaganda abtun und die Aussagen der PR – Leiterin von Alnatura als bare Münze nehmen und unkritisch übernehmen.
    Jedem Wissenschaftler, der sein Geld von Monsanto bekommt und monsanto-freundliche Aussagen tätigt, würde schnell vorgeworfen werden, er sei von Monsanto gekauft. Einer Wissenschaftlerin, die Geld für ihre Aussagen von Alnatura bekommt …

  11. @Martin B.

    “Witzigerweise tritt Frau Haccius ja als Akademikerin, sogar mit Doktortitel auf – das ist also eine autoritäre Argumentationsweise, die ich so nicht auf mir sitzen lassen wollte.”

    Wieder ein Grund mehr, den Doktortitel abzuschaffen. Der Doktortitel wird nicht nur von eitlen Politikern missbraucht, sondern auch von Wissenschaftlern, die sich prostituieren.

  12. Öko-Lobbyistin

    @Daniel

    Ich stimme Dir vollkommen zu. Frau Haccius hatte bereits vor ihrem Eintritt bei Alnatura eine beeindruckende Vita als Öko-Lobbyistin hinter sich:

    “Manon Haccius wurde 1959 geboren und studierte Agrarwissenschaften an den Universitäten Göttingen, TU Berlin, Fort Collins (Colorado, USA) und Kiel. Nach ihrer Promotion 1986 arbeitete sie zunächst für die Verbände des ökologischen Landbaus, ab 1988 war sie Geschäftsführerin der AGÖL (Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau e.V.). Im Rahmen der IFOAM EU-Gruppe (International Federation of Organic Agriculture Movements) machte sie sich besonders stark für die Verordnung über die Öko-Tierhaltung, und ab 1998 war sie für fünf Jahre Mitglied des Beratenden Ausschusses Öko-Landbau bei der Europäischen Kommission in Brüssel. Seit 2000 ist sie bei Alnatura zuständig für Qualitätsmanagement, Verbraucherservice, PR, Mitarbeiterentwicklung und Recht.”

  13. Wissenschaftlichkeit in der Werbung

    @Joachim

    “Aber eine Werbung, die im Gegensatz zu “Trinke Fanta, lebe bunter” versucht, einen wissenschaftlichen Anspruch zu erheben. Dagegen sollten wir Wissenschaftler uns wehren.”

    Da haben Sie noch einiges vor sich: http://www.stern.de/…ktor-im-tv-spot-585314.html

  14. großes Weißes Taschentuch

    Vielen Dank für die guten Argumente für den gelegentlichen Smalltalk mit Gentechnik Ignoranten. (Punkte 1-6)

    Dank auch, für so tolle Begriffe wie ‘großer grünen Arkelanfall’ und ‘aggressiver Ug99-Getreideschwarzrost’, welche mein gepflegtes Halbwissen auf allen möglichen Gebieten in Zukunft ergänzen werden:-)

  15. Image-Kampagne

    Ich denke wie auch andere Kommentatoren hier, dass es sich bei der Initiative vor allem um eine Marketing- bzw. vielleicht eher Image-Kampagne von Alnatura handelt. Durch Zufall bin ich kürzlich auf etwas gestoßen, dass zeigt, dass Alnatura auch dringend ein positiveres Image nötig hatte.

    Und zwar hat die Umweltorganisation „Rettet den Regenwald“ Alnatura und einige andere große Hersteller von Bioprodukten (aber Alnatura an erster Stelle) wegen ihrer Verwendung von Palmöl angegriffen. Hintergrund: Das Bio-Palmöl stamme zum größten Teil von Daabon, einem kolumbianischen Agro-Konzern, der wenig ökologisch produziere und auch Kleinbauern von ihrem Land vertreibe. Zitate aus der Kampagne:

    „Daabon wirbt gleich mit 11 Ökosiegeln und zufriedenen Kleinbauern, von denen ein Teil des Palmöls stammen soll. Doch nach Recherchen von Rettet den Regenwald ist es bei Daabon mit Ökologie und sozialer Verantwortung nicht weit her. 5.350 Hektar Bioölpalm-Monokulturen nennt die Gruppe bereits ihr eigen und expandiert immer weiter. Im Juli 2009 ließ Daabon in Las Pavas 123 Kleinbauernfamilien gewaltsam von deren Feldern vertreiben, um dort neue Ölpalmplantagen anzulegen.“

    „katastrophale Palmölunfälle im karibischen Meer“
    „illegale Rodung geschützter Ufervegetation“

    Gestartet wurde die Aktion am 22. März 2010, offenbar begleitet durch einen Bericht von Report Mainz.

    Im April 2011 wurde dann von Rettet den Regenwald noch mal eine zweite Kampagne gestartet. (http://www.regenwald.org/…rn-wollen-zuruckkehren)

    Alnatura stellt ihre Sicht der Dinge hier dar:
    http://www.alnatura.de/…ielfalt-statt-kahlschlag
    http://www.alnatura.de/…-lieferant-in-der-kritik

    Kurz zusammengefasst: Daboon produziert sowohl Bio- als auch konventionelles (auf großen Plantagen angebautes) Palmöl. Das Bio-Palmöl stamme nur von Anbauflächen, auf denen schon seit vielen Jahren Ölpalmen angebaut wurden – alles konventionelle Flächen, die in Öko-Flächen umgewandelt wurden. Außerdem werde mit Kleinbauern zusammengearbeitet, denen die Ernte zu höheren Preisen abgekauft werde. Die Sache mit den vertriebenen Bauern stamme aus dem konventionell wirtschaftenden Zweig des Unternehmens. Es sollte eine große Plantage angelegt werden, allerdings waren die Besitzverhältnisse des Landes unklar (was wie so oft die Ursache für Vertreibungen von Bauern ist, eigene Anmerkung), so dass sich das Unternehmen im Oktober 2010 aus der Region zurückgezogen habe.

    Alnatura beziehe deshalb weiterhin Bio-Palmöl (über Zwischenhändler) von Daboon.

    Diese Ausführungen von Alnatura erscheinen mir plausibel, allerdings ändert es nichts an der Tatsache, dass der Palmöl-Anbau in vielen Regionen problematisch ist, und es weiß jeder, dass bei solchen Kampagnen immer auch etwas Schmutz hängenbleibt.

    Schaut man sich jetzt das Datum an, an dem die Initiative „Vielfalt erleben“ gestartet wurde (Februar 2011), dann dürfte es zumindest einen sehr willkommenen Nebeneffekt auf das ramponierte Image von Alnatura gehabt haben. Und Firmen wie Alnatura sind nun mal vom gefühlten Image ihrer Produkte besonders abhängig.

    Man brauchte etwas, das möglichst viele emotional anspricht, was noch schwarz und weiß ist und wo man sich eindeutig positionieren kann, ohne die Zwänge, denen ein Großunternehmen wie Alnatura nun mal unterliegt, rechtfertigen zu müssen, und hat dann eben in der Grünen Gentechnik das perfekte Ziel gefunden.

  16. @SvenF

    Danke für die interessanten Informationen!

    De Kampagne hat übrigens inzwischen eine Richtungswechsel hingelegt und konzentriert sich ganz auf Saatgutvielfalt, alte Sorten etc. Womöglich kam die Gentechnikkamapgne in der Breite doch nicht so gut an.

  17. Mitleser

    Leider lassen sich die Kommentare hier nur abonnieren, wenn man einen Kommentar schreibt. Das tue ich hiermit.

  18. “studierte Agrarwissenschaftlerin”?

    Also normalerweise wird dieser Begriff verwendet, wenn jemand zwar mal irgendwas studiert, aber nix abgeschlossen hat, wie Andrea Nahles, die irgendwas studiertes Geisteswissenschaftliches darstellt oder Jürgen Trittihn, der “studierter Sozialwissenschaftler” ist. Der Dr. der Frau Haccius kann also genauso gut in Hypophysiologie oder Geistwesenkunde sein.

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