Steuern Hormone die Berufswahl?

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Gedanken eines Experimentalphysikers
Quantenwelt

In den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, engl. STEM) ist der Frauenanteil bekanntlich relativ gering. Das kann nicht an einer objektiv geringeren Begabung für Mathematik liegen, die für diese Fächer nötig ist. Die Unterschiede in Mathematikfähigkeit zwischen den Geschlechtern sind gering, in manchen Tests schneiden Mädchen und Frauen besser ab als Jungs und Männer. Dass dagegen Rollenbilder einen entscheidenden Einfluss auf die Berufswahl haben können, halte ich für sehr wahrscheinlich. Aber darum soll es hier nicht gehen, sondern um die Frage, ob Geschlechtshormone Einfluss darauf haben, welche Berufe Menschen ergreifen.

In einer Studie vom Juni 2011 haben Adriene M. Beltz und Jane L. Swanson von der Pennsylvania State University und Sheri A. Berenbaum von der Southern Illinois University Carbondale versucht, einer Antwort näher zu kommen. Mir ist die Studie über Twitter nahegebracht worden mit den Worten: „Wenn mich die FeministenInnen mal bitte hassen würden, das wäre nett, danke –http://www.sciencedaily.com/releases/2011/09/110901101435.htm“. Der verlinkte Bericht bei Science Daily startet mit dem Statement einer der Wissenschaftlerinnen: „Our results provide strong support for hormonal influences on interest in occupations characterized by working with things versus people”*

Das Interesse an bestimmten Berufsgruppen soll also durch Hormone beeinflusst werden. Deshalb gäbe es viele Männer in auf Dinge bezogenen Berufen wie Automechaniker und Biologe und so viele Frauen in auf Menschen bezogenen Berufen wie Cartoonistin und Schulleiterin+. Die Botschaft des Twitterers ist eindeutig: Hierüber müssten sich FeministInnen ärgern, weil sie die Idee von beruflicher Gleichstellung fallen lassen müssen. Unterschiede zwischen den Geschlechtern seien schließlich hormonell beeinflusst und gesellschaftlich nicht zu ändern. Deshalb werde es immer mehr Männer in MINT-Fächern geben als Frauen.

Dass diese Einschätzung selbst dann Unsinn ist, wenn die Studie tatsächlich ein starker Beleg für hormonellen Einfluss wäre, ist offensichtlich. Schließlich ist Einfluss nicht mit Vorherbestimmung gleichzusetzen. Wenn es einen hormonellen Einfluss gibt, schließt das keine anderen, gesellschaftlichen Einflüsse aus.

Die Messung

Aber ist die Studie wirklich so stark? Was wurde gemessen? Die Forscherinnen haben 125 Menschen im Alter von 9 bis 26 Jahren zu ihren beruflichen Interessen befragt. Bei 64 Berufen sollten sie angeben, ob sie den Beruf gerne oder ungern ausüben würden oder ob sie dem Beruf gleichgültig gegenüberstehen. Die Berufe wurden in alphabetischer Reihenfolge vorgelegt waren aber von den Forscherinnen in sechs Interessenbereiche eingeteilt (Realistic, Investigative, Artistic, Social, Enterprising und Conventional). Jeder Beruf bekam von jeder Testperson keine Punkte, wenn die Person diesen Beruf ablehnt, einen Punkt, wenn sie ihm gleichgültig gegenübersteht und zwei Punkte, wenn sie ihn gerne ausüben würde. Die Punkte wurden dann in den Gruppen gemittelt. Es wurde also zu jede Person für jede Berufsgruppe eine Zahl zwischen 0 und 2 ermittelt, die das Interesse der Person an die Berufsgruppe ausdrückt.

Mit dem statistischen Verfahren der Hauptkomponentenanalyse wurden die Daten weiter runtergekocht auf zwei bipolare Achsen, so dass jede Berufsgruppe in die Komponenten „Daten- oder Ideenorientiert“ und „Personen oder Dingeorientiert“ eingeordnet wurden.$ Von diesen Komponenten haben die Forscherinnen die Daten-Ideen-Achse ignoriert, weil dort der Geschlechterunterschied gering ist und ausschließlich die Personen-Dinge-Achse betrachtet.

Die  Idee, nur eine einzelne Achse für zwei Eigenschaften Personen-orientiert und Dinge-orientiert zu nehmen ist eigentümlich. Man könnte diese beiden Orientierungen auch einzeln betrachten und eine zweidimensionale Ebene aufspannen, auf der in eine Richtung das Interesse an personenorientierten Berufen und in die andere Richtung das an dingeorientierten Berufen aufgetragen wird. Warum das sinnvoller wäre wird klar, wenn wir auf die Ergebnisse zu sprechen kommen.

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Hormone und CAH

Jetzt kommen die Hormone ins Spiel: Von den 125 Personen waren 46 Frauen/Mädchen mit adrenogenitalem Syndrom (congenital adrenal hyperplasia, CAH), 21 deren Schwestern ohne CAH, 27 Männer/Jungs mit CAH und 31 Brüder ohne CAH. Bei Menschen mit CAH liegt ein genetisch bedingter Defekt eines Enzyms vor, so dass weniger Cortisol gebildet werden kann. Dadurch werden bereits im Mutterleib vermehrt männliche  Sexualhormone (Androgene) gebildet. CAH-Mädchen kommen mit maskulinisierten äußeren Geschlechtsorganen zur Welt, die inneren Geschlechtsorgane sind aber weiblich und sie werden fast immer weiblich sozialisiert. Deshalb beschreiben die Forscherinnen diese Untersuchung als ein natürliches Experiment, mit dem man den Einfluss von Hormonen testen kann.

Perfekt ist das Experiment aber nicht und die Forscherinnen nennen in der Veröffentlichung den wichtigsten Einwand: Menschen mit CAH unterscheiden sich von welchen ohne CAH. Sie werden hormonell behandelt und Mädchen werden mehrfach operiert. Das könnte Einfluss auf die Entwicklung haben, nicht nur weil die Umwelt anders auf die reagiert, sondern auch weil sie sich ihrer ungewöhnlichen Situation bewusst sind und so vielleicht eher festgelegte Geschlechterrollen hinterfragen.

Ergebnisse

In Übereinstimmung mit anderen Studien, die Cordelia Fine und Simon Baron-Cohen in den besprochenen Büchern erwähnen, kommt bei der hier vorliegenden Studie heraus, dass die Berufsinteressen von Mädchen und Frauen mit CAH auf der Personen-Dinge-Achse zwischen denen der Mädchen/Frauen ohne CAH und der Jungs/Männern (mit oder ohne CAH) liegen. Für die männlichen Probanden macht die Hormonstörung keinen messbaren Unterschied. Dies scheint also ein Hinweis auf den von den Autorinnen behaupteten Einfluss von Androgenen auf das berufliche Interesse an MINT-Fächern zu sein. Aber nur wenn man nicht zu genau hinschaut.

Schaut man genauer hin, nämlich auf die Ergebnisse für die einzelnen Berufsgruppen, so wird es etwas differenzierter. Die Aussage, dass CAH Frauen und Mädchen zwischen den männlichen und weiblichen Proband/innen ohne CAH landen, stimmt nur für die Berufsgruppe „Realistic“ zu der unter anderen Automechaniker/innen, Jetpilot/innen und Landwirt/innen gehören. Für die Berufsgruppen, die mit Personen assoziiert werden, ist der Unterschied zwischen Probandinnen mit und ohne CAH gering. Hier sieht, man deutlich, dass das Zusammenfassen der Ergebnisse auf eine Personen-Dinge-Achse problematisch ist.

Nähme man die Annahme der Wissenschaftlerinnen, dass hier der Einfluss der Androgene allein betrachtet wird, ernst, so kommt heraus, dass Androgene ausschließlich das Interesse für Dinge beeinflussen, nicht aber das für Menschen. Das wäre im krassen Widerspruch zu Baron-Cohens These, nach der Androgene gerade die Fähigkeit zur Empathie hemmen, also das Interesse an Berufen mit Menschen reduzieren müsste.

Betrachten wir die Berufsgruppe, die mit MINT-Fächern am stärksten übereinstimmt, die der „Investigative Jobs“, zu der Naturwissenschaftler und Ärzte gehören, so übertreffen die Mädchen und Frauen mit CAH alle anderen Gruppen. Das könnte ein Artefakt sein, weil diese Probandinnen in ihrem Leben viel mit Ärzten zu tun haben und deshalb diese Berufsgruppe gut kennen und einschätzen können. Es hätte dann weder mit der Genderrolle noch mit Hormonen etwas zu tun, sondern mit der Lebenserfahrung der Probandinnen.

Insgesamt zeigt die Studie eine Tendenz, die aber durch die kleine Stichprobe und vor allem durch das starke verjüngen der Ergebnisse auf einen einzelnen Wert wenig aussagekräftigt ist. Ähnlich wie bei dem Schlag für die Genderwissenschaften scheinen die Forscherinnen hier solange gerechnet zu haben, bis der erwartete Unterschied sichtbar wird.

Die Autorinnen schließen mit einer persönlichen Empfehlung: „Girls and women might be encouraged to pursue STEM careers by focusing on the ways in which an orientation to people is compatible with those careers.” Dieser Rat, Mädchen und Frauen sollten solche MINT-Karrieren anstreben, die auch personenorientiert sind, ist durch die Studie nicht gerechtfertigt. Die Streubreiten in den Interessen der Probanden und Probandinnen dieser Studie sind so groß, dass man von der Tendenz der Mittelwerte mit Sicherheit keine persönlichen Empfehlungen ableiten kann.

Aus feministischer Sicht ist dieser Schlusssatz ärgerlich, weil er impliziert, Frauen und Mädchen seien genetisch dazu prädestiniert, mit Menschen umzugehen, und nicht alle MINT-Fächer seinen für sie geeignet. Die Studie selbst stellt aber aus wissenschaftlicher Sicht nicht das Bestreben um Gleichstellung der Geschlechter in Frage. Dass die heutige Geschlechterverteilung in den MINT-Fächern oder anderswo vor allem hormonell bedingt ist, lässt sich nicht seriös aus ihr ableiten.

Anmerkung:

* Eigene Übersetzung: “Unsere Ergebnisse sine eine starke Unterstützung für die Annahme, dass es starke hormonale Einflüsse auf das Interesse an Berufen gibt, die entweder durch Arbeit mit Menschen oder mit Dingen charakterisiert sind.“

+Die Beispielberufe sind aus der Liste in der Veröffentlichung entnommen.

$Dabei gab es die kleine Panne, dass künstlerische Berufe als eher Daten- als Ideenorientiert eingestuft wurden.

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Joachim Schulz ist Gruppenleiter für Probenumgebung an der European XFEL GmbH in Schenefeld bei Hamburg. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann in der Quantenoptik, in der er die Wechselwirkung einzelner Atome mit Laserfeldern untersucht hat. Sie führte ihn unter anderem zur Atomphysik mit Synchrotronstrahlung und Clusterphysik mit Freie-Elektronen Lasern. Vier Jahre hat er am Centre for Free-Electron Laser Science (CFEL) in Hamburg Experimente zur kohärenten Röntgenbeugung an Biomolekülen geplant, aufgebaut und durchgeführt. In seiner Freizeit schreibt er zum Beispiel hier im Blog oder an seiner Homepage "Joachims Quantenwelt".

9 Kommentare

  1. I can sense the slightest human… –GLC

    Joachim Schulz schrieb (04. Juli 2012, 20:17):
    > […] 46 Frauen/Mädchen mit adrenogenitalem Syndrom (congenital adrenal hyperplasia, CAH), 21 deren Schwestern ohne CAH, 27 Männer/Jungs mit CAH und 31 Brüder mit CAH.

    Vermutlich (*) waren mindestens 27 und höchstens 31 der genannten “Männer/Jungs/Brüder mit CAH” stattdessen “Frauen/Mädchen/Schwestern mit CAH“;
    oder “Männer/Jungs/Brüder ohne CAH“.

    Ähnliches gilt für das Bild mit den beiden Katzen im obigen Artikel:
    statt beide Katzen beieinander und (hoffentlich! 😉 beide lebendig sollte besser eine Katze innerhalb und die andere außerhalb einer Kiste dargestellt sein;
    oder eine Katze lebendig und die andere tot.

    (*: zugegebenermaßen ohne den eigentlichen Artikel der Studie, “Hormones and Behavior, 2011; 60 (4): 313”, gelesen zu haben)

  2. Dinge und Menschen

    Meistens braucht man noch nicht einmal besonders viel Ahnung von Statistik haben, wenn man solche Studien kritisieren will: Die Einteilung der Berufe scheint ja schon völlig absurd. “auf Dinge bezogenen Berufen wie Automechaniker und Biologe” – und ich dachte immer, Biologie sei die Wissenschaft, die sich mit lebenden Organismen beschäftigt. (Übrigens sind die Studierenden in Deutschland in der Biologie ungefähr zu 50% Frauen bzw. Männer.) Dagegen: “auf Menschen bezogenen Berufen wie Cartoonistin und Schulleiterin.” Cartoonistin, weil man da vielleicht Menschen MALT? Am interessantesten wird es immer bei Ärzten. Das Berufsfeld ist dort ja einigermaßen komplex und es ist sicher ein Unterschied, ob man Chirurgie, Gynäkologie und Urologie, Pathologie oder Radiologie meint. (Und zumindest Cordelia Fine behauptet, dass es gerade in der Pathologie mehr Frauen gebe.)
    Aber es ist natürlich sehr praktisch, einen Beruf mal als “naturwissenschaftlich” klassifizieren zu können – immer dann, wenn man behaupten möchte, das wäre nichts für Frauen (wie es in der Medizin jahrhundertelang gehandhabt wurde) – und wenn dann dort DOCH Frauen arbeiten, dasselbe plötzlich als “auf Menschen bezogen” zu kategorisieren.

  3. “MINT” eine hilfreiche Einteilung?

    Ich habe den Eindruck, dass die
    Kategorie “MINT” in der öffentlichen Darstellung – also bei Journalisten, Soziologen oder Politikern, die solche Kategorisierungen brauchen – als Schublade für alle Fächer gesehen wird, die einen in der Schule überforderten und die man so schnell wie möglich abgewählt hat.

    Das ist in etwa so aussagekräftig, als würde man Deutsch, Erdkunde, Sozialkunde, Politik und Geschichte allesamt in die Kategorie “Laberfach” packen.

    Beides sollte man nicht tun.

    Stellen wir uns jemanden vor, der jedes Gerät, das er sieht, auseinanderbauen muss, um zu verstehen, wie es funktioniert. Wenn das nicht technikaffin (das “T” in “MINT”) ist, was ist denn dann technikaffin? Aber besonders interessiert an oder begabt für Mathematik muss so eine Person nicht unbedingt sein.

    Andersherum sind mir genügend Mathematiker untergekommen, die einfach keine Brücke von ihrer Arbeit zur realen Welt schlagen wollen – oder können. Solche Leute schweben in den hehren Sphären der reinen Wissenschaft und sind desinteressiert an der kruden Technik.

    Ich könnte da auch nicht sagen, dass ich jemals bei letzteren eine signifikante Korrelation zum Geschlecht festgestellt hätte. Im Fall der Technikaffinen, die sich nur wohl fühlen, wenn sie bis über beide Ellenbodgen ölverschmiert sind, würde ich allerdings doch behaupten, dass dort die y-Chromosomträger deutlich überwiegen.

    Wie auch immer, wenn man nnun diese ganz diversen Charaktere in eine Kiste packt und dann Studien durchführt, die auf einer solchen kruden Kategorisierung aufsetzen, dann müssen solche Studien zwangsläufig von vorneherein mit einem massiven systematischen Fehler behaftet sein.

    Bei der Bewertung etwaiger Aussagen solcher Studien sollte man daher sehr vorsichtig sein.

  4. @jgoschler

    Ich muss gestehen, dass ich aus jeder der Berufsgruppen mit gewisser Absicht die herausgegriffen habe, die mir am seltsamsten auffielen. Allerdings sind die Berufsgruppen wirklich etwas merkwürdig zusammengestellt.

    Zum Automechaniker gesellen sich Jetpiloten, Rennfahrer, Bauarbeiter, Tischler, “mechanical engineer”, “farmer”, “rancher”.

    Bei den Biologen haben wir auch Astronomen, Chemiker, Ärzte, Chirurgen und “scientific research worker”. Leider fehlen hier aber einige der eigentlichen MINT-Fächer wie Mathematiker, Informatiker und Physiker.

    Cartoonistinnen finden sich in der künstlerischen Beruftsgruppe mit u.a. Designerinnen, Autorinnen, Kunstlehrerinnen und Kunstmuseumsdirektorinnen. Gerade in dieser Gruppe ist die Personenbezogenheit nicht bei allen Berufen einleuchtend. Es liegt vielleicht an der genannten zusammenfassung zweier Achsen. Was nicht mit Dingen zu tun hat, muss mit Personen zu tun haben.

    Ich kann nur @Michael Khan voll zustimmen. Bei solch einer “kruden Kategorisierung” ist es nicht erstaunlich, wenn das Ergebnis wenig Aussagekräftig ist.

  5. @Michael Khan: MINT ein Grunschulproblem

    Dass es diese Einteilung in geisteswissenschaftliche und naturwissenschaftliche Fàcher gibt und dann noch die Zuordnung

    Geisteswiss. => Menschen-orientiert
    Naturwiss. => Objekt-/Sachen-orientiert

    liegt meiner Ansicht nach daran, dass bereits ganz früh – also auf Primarschulniveau – alles naturwissenschaftlich-technische mit einem intellektuellen Zugang verbunden ist, währen Sprachen z.B. für den Alltag und die Kommunikation stehen.

    Eine Verbesserung wäre eine neue Kategorisierung von Schulfächern. Heute gibt es grob gesagt 3 Fächergruppen auf Primarstufenniveau
    – Sprache und Faktenwissen (Gesch. etc)
    – Mathe und Naturwissenschaft
    – Musische Fächer, Turnen + Werken

    Mein Vorschlag ist es die 3.Fachgruppe um etwas neues zu ergänzen, nämlich um die Fachuntergruppe Experimentieren/Explorieren
    Experimentieren/Explorieren wäre dabei nicht rein naturwissenschaftlich orientiert, sondern es wäre eine explorative Herangehensweise an viele Phänomene. Dazu würden Experimente im naturwissenschafltichen Sinne ebenso gehören wie Meinungsforschung (was denken Eltern und andere Erwachsene zu einem Thema) und ein erweitertes Werken, in dem die Kinder z.B. einen Uhrmechanismus, den sie aus der Wikipedia kennen selbst in eine funktionierende Uhr umzusetzen versuche.

    Besser als Experimentieren würde der Begriff Explorieren zu dieser neuen Fächergruppe gehören.

    Meiner Ansicht nach fehlt das Explorative heute. Es kommt nur in Form von Legospielzeugen vor, nicht aber in der Schule.

  6. Hormonell bestimmte Studien

    Ist doch klar:

    Die AutorINNEN der Studie haben einfach hormonell kein Interesse an investigativen Jobs wie Biologin. Deshalb versuchen sie auch nicht, etwas herauszufinden, sondern nur die Summe der Forschungsgelder im Sinne der Sponsoren zu verbraten.

    War da übrigens nicht mal was mit Elsevier-Boykott?

  7. @Joachim: Mach mal nen Schritt 🙂

    Ich bin doch recht beeindruckt, mit welcher Geduld du dich immer wieder an solchen Studien abarbeitest.

    Geht dir die Geduld nicht mal aus? Denkst du nicht, daß es immer wieder solche Studien gibt, die – mehr oder weniger – aus den immer gleichen Gründen inakzeptabel sein werden?

    By the way: Als mathematisch vorbelasteter Autor würde ich dir auch einen Artikel über die Schwächen von PCA (Hauptkomponentenanalyse) zutrauen. Denn die angewandten Wissenschaften mal bemerken würden, wie irreführend PCA sein kann … DAS wär mal ein Fortschritt.

    Zurück zum Thema: Möchstest du nicht in der Gender-Frage einen Schritt nach vorn machen? Das könntest du auch als Physiker tun, indem du dich fragst, welche Strukturen das Granulat von Männern und Frauen aufbauen muß, um stabil zu kooperieren. Und verschiedene Kooperationszustände hätten verschiedene Interpretationen: Männerherrschaft, Frauenherrschaft und eben irgendwelche mix-Zustände.

    Ich könnte mir sogar vorstellen, die Partikel des Granulat mit einem Potential auszurüsten – allein oder als Menge, in einer Phase, beschrieben in exogenen Variablen vielleicht …. da kann man sich einiges Ausdenken.

    Man bekäme so etwas wie eine Post-gender-Theorie und zwar insofern, als Geschlecht auf einmal doch etwas ausschließlich Soziales wäre a la: “Was wie eine Frau/ein Mann aussieht, wird wie eine Frau/ein Mann behandelt, muß sich aber nicht wie eine Frau/ein Mann benehmen.”

    Nur wenn man den Leuten eine Alternative bieten kann, werden Sie den Quatsch von gestern aus ihren Köpfen streichen.

    Was sagst du?

  8. Für die Katz…

    Aus eigener Erfahrung muss ich hier immer daran denken wie unterschiedlich der Anteil der Frauen in Physik in versch. Ländern ist. Wenn ich mir hier die Streubreite von 5 bis 50% ansehe kann dass eigentlich nur Ausschlusskriterium sein, dass bei solchen biologistischen Genderstudien zu MINT irgendwas signifikantes Beachtenswertes herauskommen kann das wirklich gender-/hormonbedingt sein kann und nicht eher ein false positive ist.

    In der Physik sind es mit Sicherheit Sozialisation und aufoktroyierte Rollenbilder als Hauptfaktoren, warum kaum eine deutsche Studentin Physik wählt. Anders als grösstenteils kulturell lassen sich diese Länderschwankungen nicht erklären.

    An sonsten fällt mir zu der Studie nur noch ein: Why Most Published Research Findings Are False Cognitive Bias, man findet, wonach man sucht, wenn man nur lang genug auswertet und unbedingt was publizieren will. Thomas Grüter hat afaik zum verkorksten Peer Review in der Psychologie auch vor Wochen einen Artikel geschrieben, grösstenteils eine Pseudowissenschaft mit zweifelhafter Methodik und Widerlegungen von Studien wenn vorhanden können schwerlich publiziert werden. Ähnlich wie Sokal gezeigt hat kann man da scheinbar publizieren was man will, hinterfragen tuts eh kaum einer.

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