For You, Verbohrt

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Alle Sprachgewalt geht vom Volke aus
Sprachlog

Deutsche Firmen, die sich für englische (oder deutsch-englische) Firmenmottos und Werbeslogans entscheiden, könnten natürlich einfach dazu stehen. Sie werden sich ja etwas dabei gedacht haben.

Nehmen wir zum Beispiel die Firma Schlecker, die mit dem Motto „FOR YOU. VOR ORT.“ von sich reden gemacht hat. Wenn denen jetzt jemand einen empörten Brief schreiben würde, in dem die mögliche Rolle dieses harmlosen Wortspiels bei einem endgültigen Untergang der deutschen Sprache angesprochen und eine sofortige Ersetzung desselben durch einen rein deutschen Werbespruch gefordert würde, könnte Schlecker wie folgt antworten:

Vielen Dank für Ihre Anfrage. Wir verstehen, dass nicht jeder unseren deutsch-englischen Slogan mag, aber uns und unseren Kunden gefällt er. Er ist einzigartig, er fällt auf, er bleibt im Gedächtnis hängen — kurz, er erfüllt alle Anforderungen an ein prägnantes Firmenmotto. Die deutsche Sprache hat die Aufnahme hunderter von lateinischer, französischer und englischer Fremdwörter glänzend überstanden, und wir glauben nicht, dass sie ausgerechnet an diesem harmlosen Wortspiel zugrunde gehen wird. [Hypothetischer Antwortbrief der Fa. Schlecker]

Aber man muss natürlich nicht zu seinen Slogans stehen. Man könnte beim Erhalt eines sprachkritischen Briefes auch sofort einknicken, dem Briefschreiber zustimmen, dass die Pflege der deutschen Sprache ein hohes gut ist, dass die eigenen Kunden aber leider zu dumm sind, um das einzusehen. Dass die Kunden in ihrer Beschränktheit eben auf deutsch-englischem Sprachmischmasch bestehen und man nicht umhin komme, ihnen genau das zu liefern.

Die Firma Schlecker hat sich in Person des Leiters ihrer Unternehmenskommunikation, Florian Baum, M.A., für den zweiten Weg entschieden. In einem Schreiben, das die sprachpuristische Deutsche Sprachwelt auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht hat, offenbart der zunächst seine Liebe zum gehobenen Sprachgebrauch:

Persönlich kann ich das nachvollziehen, denn als Geisteswissenschaftler fühle ich mich im privaten Sprachgebrauch der Stiltugend der Latinitas verpflichtet und sehe die Bestrebungen des Vereins Deutsche Sprache mit großem Wohlwollen.

Es reicht nicht, einfach Deutsch zu sprechen — nein, es muss eine Stiltugend gepflegt werden, und zwar eine, die sich an der lateinischen Sprache orientiert (denn Latein ist natürlich viel gebildeter als Englisch).

Aber leider ist Florian Baum mit seiner latinophilen Ader allein unter Sprachbanausen:

Schlecker hat nach einem neuen Unternehmensmotto gesucht. Dieses Motto sollte die durchschnittlichen Schlecker-Kunden, die niederen bis mittleren Bildungsniveaus zuzuordnen sind, ansprechen. […]

Der so zustande gekommene Vorschlag „FOR YOU. VOR ORT.“ machte am Ende vor allem deshalb das Rennen, weil er beim für unsere Haupt-Zielgruppen repräsentativen Testpublikum am besten abschnitt … [d]ie Zielgruppe unseres Werbespruchs sind auch nicht die vielleicht 5% der Bevölkerung, zu denen Sie und Ihre Mitunterzeichner gehören (nämlich promovierte Akademiker, Philologen und andere reflektierte Sprachverwender) – sondern die übrigen 95%.

In diese Beleidigung der sprachlichen Reflektiertheit seiner Kunden flicht Baum zwischendurch auch das ein, worauf er sich lieber hätte beschränken sollen, nämlich ein klares Bekenntnis zum Firmenmotto und dessen gewünschtem Effekt:

Dies lag nicht zuletzt daran, dass er durch sein provokant kalauerndes Denglisch im Gedächtnis hängen bleibt und gleichzeitig kontroversen Gesprächsstoff liefert. Mit einer rein deutschen, sprachrichtigen Formulierung würden diese Effekte verloren gehen. […] Zweck eines Werbespruchs ist nicht, einen Beitrag zur Bereicherung oder Reinhaltung der deutschen Sprache zu liefern […] Die Funktion eines Werbespruchs ist es, in [der] breiten Masse der Bevölkerung nachhaltig positive Aufmerksamkeit zu erregen.

Das ist natürlich alles mehr oder weniger richtig, aber der Schaden war bereits geschehen: Baum hatte sich und den Briefschreiber als Teil einer Sprachelite dargestellt, die Kunden seines Unternehmens aber als ungebildete Sprachverhunzer. Da half es nichts, dass das „Schlecker Team“ sich schnell in die empörte Diskussion dieser elitären Phantastereien einschaltete:

Bevor hier jetzt die Empörungswellen hochschlagen: wir möchten niemanden kritisieren oder uns gar zu Wächtern des Bildungsniveaus in Deutschland aufschwingen. Und selbstverständlich freuen wir uns, wenn sich 95 Prozent der Deutschen von unserem neuen Motto FOR YOU. VOR ORT. angesprochen fühlen und bei uns einkaufen. Mit den übrigen fünf Prozent führen wir gerne auch eine Debatte dazu, inwieweit das Motto polarisiert, oder ob sich unsere Sprache nicht schon seit tausenden Jahren immer wieder durch frische kulturelle Einflüsse weiter entwickelt und neu erfunden hat. Vielleicht dürfen wir diese Diskussion auch Debatte verstehen, die jeder modernen Gesellschaft weltweit gut zu Gesicht steht: daran zu arbeiten, dass sich das Bildungsniveau in allen gesellschaftlichen Gruppen immer weiter entwickelt. [Kommentar des „Schlecker Team“ auf der Facebook-Seite der Deutschen Sprachwelt]

Im Gegenteil, dieser Kommentar macht alles noch viel schlimmer. Erstens behauptet er plötzlich, 95 Prozent der Deutschen würden sich vom Firmenmotto angesprochen fühlen — dafür gibt es aber keinerlei Beleg. Zweitens wird die imaginäre 5%-Elite des Florian Baum nocheinmal bestätigt — nur mit dieser (aber nicht mit der breiten Masse) sei man bereit, über die Entwicklung der deutschen Sprache zu sprechen. Außerdem sei es natürlich wichtig, am „Bildungsniveau“ derjenigen zu arbeiten, die an dieser Diskussion (noch?) nicht teilnehmen können.

Wenn du dir eine Grube gegraben hast, möchte man dem „Schlecker Team“ zurufen, hör doch auf, dich immer tiefer einzubuddeln! Es ist ja erfreulich, dass sich Schlecker in eine Facebook-Diskussion einschaltet, aber doch bitte mit einer klaren Entschuldigung für die unglücklich gewählten Formulierungen des Leiters der Unternehmenskommunikation.

Und wenn dann die nationale Presse die Geschichte aufgreift (Der Westen und die Financial Times Deutschland)? Kommt man dann zur Einsicht, dass man sich verrannt hat?

Nein. Man haut dann im firmeneigenen Blog nocheinmal kräftig in dieselbe Kerbe:

Der Verein für Sprachpflege e. V. hatte uns eine Anfrage zu unserem neuen Werbemotto „For You. Vor Ort.“ geschickt. Darauf haben wir in einem persönlichen Brief geantwortet. Dieser Brief wurde nun in der Facebook-Gruppe der Zeitschrift „Deutsche Sprachwelt“ veröffentlicht mit der Überschrift: „Schlecker verteidigt seinen Spruch „For You. Vor Ort.“ mit dem „niedrigen Bildungsniveau“ seiner Kunden.“ Tun wir das?

Ja, möchte man rufen, das tut ihr, und zwar schwarz auf weiß und für jeden nachlesbar. Aber bei Schlecker sieht man das ganz anders:

Nein, wir verteidigen nicht unser Unternehmensmotto. Wir haben uns bewusst auch deshalb für das Motto entschieden weil es polarisiert, weil sich Menschen darüber austauschen und weil es in Erinnerung bleibt. Genau das ist die Kernaufgabe eines Unternehmensmottos. […] Und ja, wir stehen zu diesem Motto […]

Na gut, denkt man, ihr verteidigt es nicht, aber ihr steht dazu. Immerhin. Aber was ist denn jetzt mit der Bildung:

[…] wir stehen zu diesem Motto, wie wir auch zu einer unserer wichtigsten Zielgruppen stehen: Menschen mit einfachem bis mittlerem Bildungsniveau. Menschen also, die ganz normal einen Haupt- oder Realschulabschluss gemacht haben und heute in vielfältigen Berufen das Rückgrat unserer Gesellschaft bilden – zum Beispiel als Handwerker, Briefträger, Krankenschwestern, Büroangestellte oder auch als Hausfrauen und -männer.

Fakt ist: Sie bilden die breite Mehrheit in Deutschland – nach Angaben des Statistischen Bundesamts mehr als 60 Prozent. Vor allem für sie gibt es Schlecker – For You. Vor Ort.

Ach so! Eure Kunden sind ungebildet, und euer deutsch-englisches Firmenmotto richtet sich an eure Kunden, aber eurer deutsch-englisches Firmenmotto richtet sich nicht an eure Kunden, weil sie ungebildet sind. Das ist natürlich etwas anderes. Wie konnte da bloß der Eindruck entstehen, dass ihr eure Kunden für Idioten haltet?

Komisch, dass niemandem bei Schlecker aufgefallen ist, dass die eigenen Kunden so ungebildet gar nicht sein können, wenn der Werbespruch tatsächlich wirken soll. Das Wortspiel „FOR YOU. VOR ORT“ erfordert nicht nur Englischkenntnisse auf einem Niveau, das den Lateinkenntnissen des Florian Baum vergleichbar sein dürfte, sondern auch eine gewisse sprachliche Intelligenz, die deutlich oberhalb der emotionalen Intelligenz der gesamten Abteilung Unternehmenskommunikation der Firma Schlecker angesiedelt ist.

Von mir heute deshalb ehrlich gemeinte Glückwünsche an die Deutsche Sprachwelt zu dieser genialen Demaskierung sprachgestalterischer Doppelzüngigkeit. Man könnte fast Sympathien für eure sprachnörglerische Agenda entwickeln.

(Natürlich nur fast.)

 

© 2011, Anatol Stefanowitsch

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Nach Umwegen über Politologie und Volkswirtschaftslehre habe ich Englische Sprachwissenschaft und Sprachlehrforschung an der Universität Hamburg studiert und danach an der Rice University in Houston, Texas in Allgemeiner Sprachwissenschaft promoviert. Von 2002 bis 2010 war ich Professor für Englische Sprachwissenschaft an der Universität Bremen, im August 2010 habe ich einen Ruf auf eine Professur für anglistische Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg angenommen. Mein wichtigstes Forschungsgebiet ist die korpuslinguistische Untersuchung der Grammatik des Englischen und Deutschen aus der Perspektive der Konstruktionsgrammatik.

52 Kommentare

  1. Berliner Stadtreinigung

    Ich find den Spruch von Schlecker eigentlich recht witzig, klingt halt sehr wie der alte Spruch der Berliner Stadtreinigung: We kehr for you. Wobei der noch mehr Englischkenntnisse benötigt. Wie ich finde ist das übrigens ein ziemlich schlauer Weg, englische Slogans (oder wie man im Werberjargon sagt “Claims”) zu verwenden – ironisch mit deutsch gemischt. Man wirkt gebildet und mondän (weswegen man ja überhaupt englisch spricht) aber auch bodenständig und humorvoll. Das ist doch schon mal was. Angenehm find ich auch die Rewe Variante: Claim auf deutsch, im gesungenen Jingle/Song aber auf deutsch. Das passt zu Popmusik und prägt sich gleich mehrfach ein (Jeden Tag ein bisschen besser/A little better every day)

  2. Desaster

    Wie wird man eigentlich Leiter der Abteilung Unternehmenskommunikation? Wird dafür nicht in erster Linie auf die Fähigkeit geachtet, mit den Kunden gekonnt kommunizieren zu können? Anscheinend nicht.

    Wenn ein zwischenmenschlich unbedarfter Manager sich einen rhetorischen Fauxpas erlaubt oder ein Filialleiter Kunden bepöbelt hätte, könnte ich das ja alles verstehen, aber wie gerade der Chefkommunizierer vom Dienst das Unternehmen öffentlich in die Jauchegrube reitet, lässt mich sprachlos. Die Unfähigkeit, es in den “Klarstellungen” auch nur ansatzweise besser zu machen, lässt vermuten, dass man eine komplett neue PR-Abteilung (hui, das war jetzt auch Denglisch, gemerkt?) braucht.

    Zugegeben, man erstmal drin dermaßen sitzt, fällt es schwer, den Fehler öffentlich einzuräumen. Jetzt ist nicht mehr viel zu retten, vermutlich verlegt man sich aufs Aussitzen.

  3. So ganz stimmet diesem aber nich’!

    Ich muß jetzt Futter für den CO2-Konverter bunkern, deswegen nur kurz:

    Ein paar Punkte sind schon richtig erkannt, dafür andere gar nicht – oder falsch interpretiert. Die Wahrheit liegt meist (ver)quer – und nicht in der Mitte*…

    (* und nicht mit Grabstein, Grüße posthum an Stanislaw Jerzy Lec)

  4. Ehrlich gesagt…

    … habe ich beim ersten Schreiben von Herrn Baum noch gedacht, der will die Adressaten hochnehmen.

    Ich mein, “der Latinitas verpflichtet”? Ernsthaft jetzt? ^^

    Offensichtlich ja. Ernsthaft. Weia.

  5. es polarisiert….

    Die Schlecker-Aussagen sind doch wirklich etwas zweifelhaft.
    “Wir haben uns bewusst auch deshalb für das Motto entschieden weil es polarisiert, weil sich Menschen darüber austauschen und weil es in Erinnerung bleibt.”
    Es polarisiert aber nur in der Zielgruppe der Akademiker (und der anderen Unterzeichner): also 5% des Marktes. –> dies ist jedoch nicht die Zielgruppe von Schlecker.
    Die anderen 95% (der Marktanteil von Schlecker ist in Realität natürlich deutlich geringer) verstehen um was geht. Deshalb kaufe ich wohl weiter bei DM ein.

  6. Die halbe Welt…

    …lacht über uns:

    Früher:Ladentisch
    Heute: point of sale
    Früher: Verkäufer
    Heute: point of sales manager
    usw.usf.

    Ich glaube es gibt kein zweites Volk auf der Welt das seine eigene Sprache so vergewaltigt wie wir Deutschen.
    Aber seien wir froh das Schlecker nicht noch konsequenter war: “4U.Vor Ort.”

    In dem Sinne: “come in and find out” 😉

  7. deutschen Sprache ein hohes gut ist 😀

    Aehm, muesste es nicht (in einem Sprachlog) ‘Gut’ heissen…

  8. @all

    Solche Einstellungen erklären auch die anderen Skandale und Skandälchen die Schlecker verursacht. Wenn man so eine Einstellung hat ist man entweder gutmütiger Unternehmenspatriarch oder ausbeuterischer Kapitalist im naiven marxistischen Sinne.

    Kein Wunder, dass Schlecker so gegen DM und Rossmann nicht mehr anstinken kann.

  9. cool

    “Dieses Motto sollte die durchschnittlichen Schlecker-Kunden, die niederen bis mittleren Bildungsniveaus zuzuordnen sind, ansprechen.”

    Hut ab vor der “stilvollen”, um nicht zu agen unerträglich arroganten Art, wie Herr Baum in einem Nebensatz mal eben seine Kunden beleidigen kann. Wer so von Standesdünkel zerfressen ist und das auch noch coram publico, der ist als Leiter der Unternehmenskommunikation wohl eine glatte Fehlbesetzung.

  10. Beware, cynicism inside

    Verstehe die Aufregung nur bedingt. Wofür Schlecker mit seinem Geschäftsmodell steht, dürfte hinlänglich bekannt sein. Das bestätigen die Verlautbarungen ja auch (obwohl vermutlich hier und da ‘Bildungsniveau’ und ‘Einkommensniveau’ verwechselt wurden – kann ja mal vorkommen). Es wird doch wohl kaum überraschend sein, dass jemand, der dort in der Presseabteilung sitzt, andere Werte, Überzeugungen und Motivationslagen mitbringt, als jemand, der sich um die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – sagen wir – der Maecenata Stiftung, dem CCC oder dem Paritätischen kümmert. Hallo, McFly, jemand zu Hause? Immerhin hat der arme Mann mal Kommunikations- und Sozialwissenschaften studiert. Da wird er doch noch aus Selbstschutz wenigstens seine persönliche Sichtweise korrektiv einbringen dürfen? Dass er dieses Bedürfnis verspürt, wer will es ihm verdenken?

  11. Das kommt davon…

    Das kommt davon, wenn man für Unternehmenskommunikation und insbesondere für Social Media vorrangig auf gar nicht oder nur rudimentär bezahlte Praktikanten ausweicht. Jemand, der Kommunikation professionell betreibt, hätte niemals in dieser Form geantwortet. Schön, wenn Schlecker die Lohnersparnis nun binnen kürzester Zeit x-fach raushauen muss, um diesen Shitstorm halbwegs unter Kontrolle zu bekommen. Denn man merkt, dass der Absender eher für sich sprach als nach irgendwelchen Leitlinien der Firma. Dumm gelaufen…

  12. Lars, du siehst das, glaube ich, vollkommen richtig, da wollte jemand toll ironisch sein. Wie so oft hat er dabei nicht Abstand zu sich und seinem Unternehmen hergestellt und sich selbst nicht so Ernst genommen, sondern hat den anfragenden Kunden auf Distanz gesetzt. Ja, da wird sich lustig gemacht, noch dazu auf eine nicht sehr nette Art.

  13. @Tasso

    Pics or it didnt happen.

    Wo unsere tollen Sprachverteidiger immer ihre Beispiele ausgraben (wenn sie denn schon nicht frei erfunden sind), ist immer wieder eine Freude. Und vor allem dann den Sprachverfall von 80 MILLIONEN Deutschen zu propagieren ist doch auch wohl mehr als gewagt. Aber es Ihnen geht doch gar nicht um die Sprache, es geht doch nur darum sich vom Poebel abzusetzen wie es der feine Herr bei Schlecker nun auch ausgesprochen hat.

  14. …völlig irrelevant

    Es ist doch völlig irrelevant, was Schlecker oder ein Vertreter schreiben, denn 95% werden es nicht lesen… 😉

  15. Der Herr Florian Baum, M.A., kauft sein Scheuermittel garantiert nicht bei Schlecker, sondern bei Manufactum. Wegen der Latinitas.

  16. Folgende Antwort (sinngemäß) hört man in solchen Fällen viel öfter:

    “Vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir sehr gut nachvollziehen können. Bedenken Sie aber bitte, dass Schlecker sich als internationales Unternehmen versteht, das in vielen europäischen und außereuropäischen Ländern Filialen unterhält. Unsere Werbung muss deshalb entsprechend international ausgerichtet, das heißt, auf Englisch verfasst sein. Darüber hinaus kaufen auch in unseren deutschen Filialen, vor allem in Bahnhofsnähe, sehr viele ausländische Kunden ein, die wir nicht alle in der jeweiligen Muttersprache ansprechen können. Mit dem vertraulichen ‘For You’ kann sich der typische Schleckerkunde überall auf der Welt wie zuhause und als Teil der weltweiten Schleckergemeinschaft fühlen…”

  17. @Gunnar: ?

    Hut ab vor der “stilvollen”, um nicht zu agen unerträglich arroganten Art, wie Herr Baum in einem Nebensatz mal eben seine Kunden beleidigen kann.

    Worin liegt die Beleidigung? Haben Sie Daten, die die Aussage, dass die Schlecker-Lunden »niederen bis mittleren Bildungsniveaus« zuzuordnen seien, falsifieren?

    Oder stört es Sie, dass jemand einer Personengruppe mit niedrigem Bildungsniveau sagt, dass sie ein niedriges Bildungsniveau besitzt?

    Letzteres kann man ja wohl nur dann als Beleidung auffassen, wenn man meint, dass ein niedriges Bildungsniveau ein abwertender Ausdruck bzw. das niedrige Niveau selbst ein Makel ist, der keinesfalls kommuniziert werden darf.

  18. Nur eine Frage

    Ist Latrinitas ansteckend?

    Ansonsten: Für den Spruch muss sich doch keiner entschuldigen, viel schlimmer sind diese ewigen Leidenschafts-/ Leistungs-/ Lustbekenntnisse in Unternehmensclaims, egal in welcher Sprache sie vorgebracht werden.

  19. Nur eine Frage

    Ist Latrinitas ansteckend?

    Ansonsten: Für den Spruch muss sich doch keiner entschuldigen, viel schlimmer sind diese ewigen Leidenschafts-/ Leistungs-/ Lustbekenntnisse in Unternehmensclaims, egal in welcher Sprache sie vorgebracht werden.

  20. Wie sagte doch…

    …der Anatom zum Leichnam, als er sich anschickte, ihn mit Formol-Lösung (Paraformaldehyd) zu konservieren:

    “For you – Formol.”

    4 da chemists noch: Mol für Mol.

  21. Da muss ich doch mal….

    Zitat:

    “Früher:Ladentisch
    Heute: point of sale
    Früher: Verkäufer
    Heute: point of sales manager
    usw.usf.

    Ich glaube es gibt kein zweites Volk auf der Welt das seine eigene Sprache so vergewaltigt wie wir Deutschen.”

    Wie falsch. Wer hat schon jemals in einem deutschen Laden den Begriff “point of sales manager” gehört? ich wette, die Quote geht gegen Null Prozent. Eine Großstadtlegende, in die Welt gesetzt von Modernitätsleugnern.

    Ich vergewaltige unsere Sprache aber gerne, das macht Sinn, und die Sprachbügler sind nicht wirklich sinnvoll. Das sickt doch schon wieder…..

  22. For me, hihi

    Ich finde da dm eigentlich viel gruseliger, denn bei denen steht zu lesen: “Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein.” Einerseits zwar intellektuell witzig, da ein abgewandeltes Goethe-Zitat, andererseits auch uncharmant neuzeitlich: Das gute und schöne Menschsein wird einzig dem Geldausgeben gleichgesetzt. Erm, und wo war nun das Englisch? Egal, der Schlecker-Slogan rührt bei mir als Halblinguist überhaupt nichts negatives. Ich finde ihn sogar leicht charmant witzig. Und kaufe trotzdem bei dm, denn die sind einfach anständiger zu ihren Arbeitnehmern. Slogan hin oder her. Aber vielleicht denkt Schlecker ja, seine ungebildeten Kunden hätten diese Geschichte mit der Zeitarbeitsfirma schon lange wieder vergessen? Schlecker: “For me, hihi!”

  23. Naja, Schlecker versucht ja mittlerweile das bisherige Konzept “Wachstum durch Wachstum” (durch immer mehr Kleinstläden, kann immer günstiger eingekauft werden) aufgrund von Wachstumsstillstand durch ein eher an Rossmann und dm orientiertem Ladenkonzept abzulösen. Da man sich aber ja gehörig den Ruf auch auf der Ebene der Unternehmensführung ruiniert hat, kann man nicht so wählerisch bei der Auswahl des Personals sein. 😉

    Aber eins zeigt ja diese öffentlich gemachte Einschätzung über die Kunden: Anscheinend setzt man weiterhin auch darauf, dass die Kunden zu doof sind, preise zu vergleichen. Denn da hat Schlecker auch schon längst nichts mehr zu melden und ist nicht umsonst mit dem o.g. Wachstumsmodell und auch mit dem “neuen” Konzept gescheitert.

  24. ist doch eigentlich ganz lustig

    Hm, ich finde den Slogan eigentlich ganz gut, obwohl ich Diplom und MA habe, darf ich das jetzt noch? Allerdings kaufe ich trotzdem nicht bei Schlecker (ich wohne in einem Land, wo es das nicht gibt und außerdem fand ich weder Produkte, Service noch Unternehmensphilosophie je besonders ansprechend).

    Verursachten eigentlich Slogans wie “Pour vous-Pures Einkaufsvergnügen”, “Para usted- Paranormal guter Service” “Sinulle-OK, hier wird’s schwierig” ebenfalls ein solches HeckMeck?

  25. @statistiker

    “Wie falsch. Wer hat schon jemals in einem deutschen Laden den Begriff “point of sales manager” gehört? ich wette, die Quote geht gegen Null Prozent. Eine Großstadtlegende, in die Welt gesetzt von Modernitätsleugnern.”

    Ich bin seit über 20 Jahren in leiternder Position im Handel tätig und weiß im Gegensatz zu Dir sehr genau was dort abgeht. Es geht nicht nur um die Kunden, es geht auch um die Mitarbeiter der Handelsunternehmen, die tagtäglich mit diesem Sprachgequirle belästigt werden und in Schulungen und Seminaren mit diesem Schwachsinn konfrontiert werden. Vielleicht solltest Du Dich mal mit Mitarbeitern aus Führungsebenen aus anderen Ländern unterhalten, was die für eine Meinung über das ach so trendige verdenglischen im deutschen Handel haben. Aber ist eben schick und trendig jedem, aber auch wirklich jedem Mist nachzulaufen und in sowas ist der deutsche Michel ja sowieso Spitze. Es ist für einige Zeitgenossen scheinbar um einiges einfacher “trendig” daherzulabern, als ihr Hirn dafür zu benutzen die eigene Sprache zu pflegen.
    Und wenn diese Verdenglischung, für die Du Dich so stark machst, die “Moderne” ist, dann gute Nacht Herr Lehrer.

    In diesem Sinne: “come in and find out”

  26. Zielgruppe für Drogerieartikel

    Brauchen die 5% Akademiker eigentlich keine Zahnbürste?

  27. Unten und Oben

    Abgesehen von der Einschätzung über die Schlecker-Kundschaft halte ich auch die Aussagen über das Motto für fragwürdig. Die Kunden mögen unser Motto, es polarisiert, man tauscht sich darüber aus – Pustekuchen! Wer redet den, ob hoch- oder ungebildet, über solchen Quatsch. Die einzigen, die tatsächlich darüber streiten, sind doch der VDS und A.S. und seine Jünger. Den Kunden geht das doch so was am A…. vorbei. Der glaube, mit sinnlosen Sprüchen (egal in welcher Sprache) das Image aufpolieren zu können, ist ein Kinderglaube der Werbebranche. Die meisten nehmen das nicht mal wahr, egal welcher Bildungsgrad.

    Mir scheint außerdem, dass hier mal wieder die widersprüchlichen Selbstpositionierungen der Intellektuellen in diesem Blog, die so gerne anti-elitär wären, zu einiger Verwirrung führen. Normalerweise lautet die Parteilinie hier: alles, was von „unten“ kommt ist gut, alles was von „alten Männern“, „den Eliten“ etc stammt, ist Teufelszeug. Wenn nun aber ein eingebildeter (Möchtegern)-Intellektueller seinen ungebildeten Kunden einen Anglizismus vorsetzt, weil die es angeblich nicht anders wollen – ist das dann gut, oder schlecht, oder stellt sich dann plötzlich heraus, dass „For you – Vor Ort“ sogar „Niveau“ und „sprachliche Intelligenz“ erfordert? Dann wäre also das hier stets bespöttelte Argument, ältere und weniger gebildete Menschen seien mit Anglizismen überfordert, doch nicht so ganz falsch?

  28. @Physiker

    Die kaufen sie bei Manufactum.

    In einem zentralfranzösischen Dominikanerkloster nach jahrtausendealtem Rezept gedrechseltes Rosenwurzelholz mit handverlesenen Tapirborsten.

  29. Interesse am Kunden

    Das lässt ja tief blicken über das Interesse am Kunden und sein Wohlergehen bzw. sein Befinden. Wenn die genauso viel Interesse an der Prüfung der Qualität der Produkte die sie verkaufen haben, na ja …?

    Übrigens ist ja Schlecker bekannt auch für das hervorragende Arbeitsklima in den Filialen bei den Mitarbeitern.

    Somit bleibt nur eines: DeMnächst woanders einkaufen DaMit das bestraft wird!

  30. lateinitaet

    “latinitas” ist nicht “latein”, sondern ein terminus der rhetorik und meint “korektes” sprechen (recte loqui/puritas). latinitas bezeichnet grundsätzlich die korrekte verwendung jeder sprache. insofern hat der briefschreiber sogar recht, wenn er von einer “stiltugend” spricht, wofern wir “stil” einmal unter dem rubrum des von der rhetorik lizenzierten sprachgebrauchs verstehen wollen, und die tugend als weder der grammatik (ars recte loquendi) noch der rhetorik (ars bene dicendi)zugehörig ignorieren.
    dumm nur, daß der claim von schlecker einem dezidiert nicht entspricht: der latinitas, also der “korrekten” verwendung der deutschen sprache. englisch ist halt kein deutsch. und deutsch kein englisch. insofern müßte argumentativ bei der “latinitas” von “werbesprache”/marketingkommunikation angesetzt werden — und da basteln sich die leute eben ihre jeweils eigene realitäts- wie sprachgrammatik.

  31. Akademikerquote bei 20%

    Die Akademikerquote war vielleicht mal in den 50ern, 60ern bei 5%. derzeit liegt sie im Bundesschnitt bei 20 %, und die nachrückenden Jahrgänge liegen noch darüber.
    Ansonsten muss ich tasso in einem recht geben: Firmenintern ist das Denglisch-Kauderwelsch teilweise inzwischen eine echte Katastrophe, und dort ist der POS-Manager längst Realität. Nach außen, zum Kunden, wird das ja noch stark gefiltert.

  32. Lecker-Schlecker

    An Tasso:
    Die armen Verkäufer im Einzelhandel, auch die bei Schlecker, tun mir immer wieder leid ob der Hilflosigkeit vor der Werbung des eigenen Hauses, die sie selbst nicht verstehen und schon gar nicht erklären oder gar übersetzen können. Genau dort, also auch bei Schlecker, arbeiten die mit wenig Schulbildung und deshalb in einem Billiglohnsektor des Einzelhandels, in dem ich niemanden hier zumuten möchte zu arbeiten, auf die die Werbung vorgeblich zugeschnitten sein soll.

    An A.S.
    Einmal mehr wird mit diesem Beispiel belegt, wer Sprache tatsächlich macht, und das sind nicht “wir”, sondern die Werbe-Heinis und andere Heißluftproduzenten wie z.B. die in den Medien. Gefühlte 99% der überflüssigen Anglizismen im deutschen Sprachgebrauch kommen allein durch diese beiden Muttersprachenverunglimpfer zustande. Der Rest ist nicht etwa eine Sache der Sprechergemeinschaft, sonder schierer Atavismus, also alles andere als eine wie auch imer geartete freie Entscheidung. Was hier https://scilogs.spektrum.de/…volution-von-homo-sapiens Michael Blume über Fremdenfeindlichkeit schreibt, gilt vergleichbar auch dem genetisch vorprogrammierten Nachplapperverhalten des Menschen. Durch Nachplappern und nicht anders hat bis heute ein jeder Mensch sprechen gelernt.

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie die atavistische Aspekte, die beim Spracherwerb und v.a. bei der Sprachentwicklung eine Rolle spielen, noch nicht untersucht haben, ansonsten könnten Sie die sogenannte Sprechergemeinschaft nicht immer so in den Himmel loben. Da gehören Instinkte nämlich nicht hin. Allerdings müssten Sie dann auch noch umlernen – und das tut niemand gern, schon gar nicht jemand, der im Glauben ist, er habe die Sprache quasi selbst erfunden.

    Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob man die notwendigen Grundlagen für so eine Forschungsarbeit erguggeln kann, denn unsere Vorfahren hatten vermutlich untereinander noch gar keinen Schriftverkehr, ganz sicher aber noch kein Internetz. Und es geht ja auch um das Sprechen und nicht um die Verschriftlichung. In solchen Fällen wird es natürlich schwer – für die Guggelforscher. Aber daran müsste die Sache nicht grundsätzlich scheitern, man könnte ja seinen Hintern auch mal aus dem Netz herausbewegen und statt Guggel- so etwas wie Feldforschung betreiben.
    Zum Scheitern ist mein Anliegen aber allein deshalb von vorn herein verurteilt, weil Sie vermutlich gar nicht die Absicht hat, die Lehrmeinung Ihres Faches zu hinterfragen. Sie möchten die Theorie gar nicht widerlegt sehen, sonder hübsch bequem die alte behalten.

    Bekomme ich jetzt endlich einmal einen Tadel?

    Mit den besten Grüßen
    Ihr Klausi

  33. Gibt es eigentlich Deuteinisch?

    Ich sehe es kritisch – vermutlich kritischer als Herr Stefanowitsch, wenn deutsche Worte ohne erkennbaren Sinn durch englische ersetzt werden, wenn von Kids statt Kindern, von Socks statt Socken die Rede ist. Bei “For You. Vor Ort” dient aber die englisch-deutsche Mischung einem Wortspiel. Das finde ich absolut in Ordnung, auch wenn ich die Witzigkeit dieses Wortspiels auf einer zehnteiligen Skala etwa bei zwei – Achtung! – VORorten würde.

    Sprachspiele dieser Art gibt es vermutlich seit hunderten von Jahren auch auf lateinisch-deutsch:
    Mens sana in corpore sanella!
    Mens sana in in Campari soda!
    Nemo dat, quod non hat.
    Auf einer Friedensdemonstrationen las ich:
    “Non cogito, ergo bumm!” (es folgte ein gezeichneter Atompilz)

    Regen sich die Schützer der deutshcen Sprache darüber eigentlich auch so auf? Oder wenigstens die Altphilologen? Wahrscheinlich freuen sich zumindest letztere einfach nur, mal wieder im öffentlichen Raum Latein zu lesen.

  34. @Tasso

    Mein Gott was ist denn das fuer eine Argumentation. Sie werden z.b. auch bei/zwischen Programmierern einen nicht ganz ‘normalen’ (meisst englisch beeinflussten) Sprachgebrauch vorfinden. Das ist oft der Literatur und Schulungen geschuldet, die eben oft kopiert werden. Und sales point wird ja nichtmal im Englischen in der Normalsprache benutzt, von daher ist Ihr Argument doppelt falsch, denn Fachsprech gibt es ueberall und es beeinflusst den normalen Sprachgebrauch eher weniger.

    Was sie und andere konservative Sprachverteidiger nicht verstehen wollen, ist dass Sprache zuerst zur Kommunikation verwendet wird und danach erst als Statussymbol. Und damit wird ist es voellig egal welcher Sprache/Worte ich mich bediene, solange ich von meiner Zielgruppe verstanden werde. Und wenn das mal in die Hosen geht, dann liegt das auch oft genug generall am Fachsprech, wie der Herr von Schlecker das mit “Latinitas” beweist. Ich habe keine Ahnung was das bedeutet und er will vermutlich von mir ungebildetem Poebel(BS IT) gar nicht verstanden werden.

  35. Da zitier ich mal meine Sohn…

    , ein Vierklässler, der bringt es auf den Punkt:

    “Loser! So dumm!”

  36. @Schleuderkurs

    Anteeksi kuinka? Mal im Ernst, gerade auf Finnisch wäre der Werbespruch doch noch kerniger (einschließlich Brechung zwischen Du und Sie): Sinulle – Sie Null ey! 🙂

  37. Endlich ein gelungener Slogan

    Mir gefällt der Slogan als witziges Wortspiel zwischen Deutsch und Englisch sehr gut, obwohl ich mich natürlich nicht – wie könnte es anders sein? – zu den 95% der Bevölkerung zähle.

    Mir gefällt er auch, weil er mir als gelungene Persiflage der sonstigen lächerlichen Werbesprüche wie “come in and find out” erscheint.

    Er hat zudem den Vorteil, daß sein Wortwitz selbst bei einfachsten Englischkenntnissen den besagten 95% verständlich sein dürfte, wogegen etwa “come in and find out” anscheinend nicht so leicht zu verstehen ist.

    Mir gefällt auch das Antwortschreiben des Herrn Florian Baum durch seine erstaunliche Offenheit besser als der Alternativentwurf von A.S.

    Was interessiert schließlich ein Unternehmen, daß angeblich “die deutsche Sprache … die Aufnahme hunderter von lateinischer, französischer und englischer Fremdwörter glänzend überstanden” habe?

    Die Wirklichkeit ist doch wohl eher so, wie sie Herr Baum beschrieben hat: Das Unternehmen wendet sich an “renommierteste Marketing- und Marktforschungsagenturen”. Diese erklären dem Unternehmen, daß ein Slogan mit internationalem Flair hermuß, sei es von Fall zu Fall die “feine englische Art” oder die “cuisine francaise”. Das habe eben Erfolg bei jenen, die ihre Söhne Kevin und ihre Töchter Jacqueline nennen. Schließlich wolle niemand als deutscher Spießer erscheinen.

    Ausnahmsweise sind sie Agenturen mal auf einen witzigen und einprägsamen Slogan verfallen. Mabruk!

  38. @esox: *.schlecker-blog.com

    Schlecker-blog.com funktioniert mit beliebigen Subdomains. Das ist natürlich ein gefundenes Fressen für kreative Nerds.

    Beispiele:
    http://fro.schlecker-blog.com/
    http://mat.schlecker-blog.com/

    Sowas passiert halt, wenn unterbezahlte und gequälte Mitarbeiter im IT-Department unter Streß die Kreativität der Kunden unterschätzen. Phantasiere ich nun mal, wissen tu ich’s nicht.

  39. @ Klausi
    “Einmal mehr wird mit diesem Beispiel belegt, wer Sprache tatsächlich macht, und das sind nicht “wir”, sondern die Werbe-Heinis und andere Heißluftproduzenten wie z.B. die in den Medien. Gefühlte 99% der überflüssigen Anglizismen im deutschen Sprachgebrauch kommen allein durch diese beiden Muttersprachenverunglimpfer zustande.”
    Einen Punkt scheinen Sie mir dabei übersehen zu haben: Nämlich dass die “Heißluftproduzenten” und “Muttersprachenverunglimpfer” von dem beeinflusst werden, was um sie herum gesprochen wird. Der Einfluss ist keinesfalls einseitig.

    “Zum Scheitern ist mein Anliegen aber allein deshalb von vorn herein verurteilt, weil Sie vermutlich gar nicht die Absicht hat, die Lehrmeinung Ihres Faches zu hinterfragen. Sie möchten die Theorie gar nicht widerlegt sehen, sonder hübsch bequem die alte behalten.”
    Habe ich als Studentin eigentlich irgendwas falsch verstanden? Zumindest in meinen Instituten wird nicht DIE Lehrmeinung der Fächer vermittelt. Meine Professoren versuchen tatsächlich immer noch, uns mit verschiedenen Meinungen und Forschungsstandpunkten zu konfrontieren, um unser kritisches Denken zu schulen (ja, das gibt es heute tatsächlich noch bei jungen Menschen). Ich unterstelle Ihnen an dieser Stelle einfach mal, dass Sie provozieren wollten und ich es nicht verstanden habe, sonst wäre ich enttäuscht. Abgesehen davon, dass mir nicht ganz klar ist, wie Sie überhaupt vom Sprachwandel (denn das ist doch das, was mit dem Einbringen von Anglizismen in unsere Sprache passiert und was seit Anbeginn der Sprache immer stattgefunden hat) zum Spracherwerb gekommen sind, aber ja, das lässt sich schlecht ergoogeln. Und wenn Kinder von vorneherein nachplapper, auch englische Sätze, wo genau liegt das Problem? Ist es nicht erwiesen, dass Kinder einfacher lernen, je jünger sie sind? (Oh, ‘tschuldigung, Lehrmeinung…) In einer zunehmend internationalisierten Gesellschaft ist der frühe Zweitspracherwerb unumgänglich.
    Warum es immer als Verunglimpfung der Muttersprache angesehen wird, wenn Wörter aus dem Englischen übernommen werden, ist mir absolut unklar. Französisch, Latein, sonstiges, wird bereitwillig hingenommen, weil es gebildeter wirkt, oder was? Sprache ist ein lebendiges Gut, kein unbewegliches Konstrukt. Und der Sprachkontakt lässt unsere Sprachen doch nur lebendiger werden.

    @ ursprüngliches Thema:
    Der Slogan ist tatsächlich nicht schlecht konstruiert. Sonderlich lustig ist er nicht, hat allerdings alles, was ein guter Werbeslogan braucht: Er ist catchy. Oh, ‘tschuldigung, er “geht ins Ohr und bleibt im Kopf” (Slogan für Radiowerbung).
    Das Schreiben von Florian Baum allerdings war ein Schuss in den Ofen. Wobei er bei mir ab “sehe die Bestrebungen des Vereins Deutsche Sprache mit großem Wohlwollen” verloren hat. Wo ich den ersten zitierten Absatz noch ironisch hätte verstehen können, ist der zweite Absatz nur noch daneben.

  40. Global Voices

    @Andreas St
    Den Slogan der Berliner Stadtreinigung “We kehr for you” finde ich echt lustig und gekonnt. Es ist eine Kunst, mit Werbeslogans Interesse zu wecken und Gesprächsstoff zu liefern, in mehreren Sprachen ist das Ganze gleich noch um ein Vielfaches schwieriger.

  41. Seltsame Schlecker-Kommunikation

    Ist die Unternehmenskommunikation von Schlecker überhaupt ernst zu nehmen?
    Das “Ar.schleckerblog” hatte ich für Satire gehalten, aber es ist tatsächlich ein offizielles Organ (hier müsste man “Organ” eigentlich apostrophieren …) Ebenda twittert man Stellenangebote an Auszubildende, die folgendermaßen lauten:

    “Abitur oder nicht, ist uns egal! Wir freuen uns trotzdem auf Sie!”

    Wieso “trotzdem” ..?!

    Sie wissen wohl einfach nicht, was sie schreiben.

  42. Und sie wissen, was sie tun.

    “Anne Seltsame Schlecker-Kommunikation
    02.11.2011, 11:18

    Ist die Unternehmenskommunikation von Schlecker überhaupt ernst zu nehmen?”

    Ja. Man muß sie aber verstehen. Um sie zu verstehen, muß man sich schon ein bißchen MÜHE geben, wenn man keine Ahnung vom Marketing hat.

    “Das “Ar.schleckerblog” hatte ich für Satire gehalten,”

    Ich auch. Der [darf ich leider, leider nicht sagen] von Webserveradmin gehört auf der Stelle [darf ich leider, leider auch nicht sagen] und fristlos gefeuert. Was der macht, ist übelste Sabotage an der Firma Schlecker.

    “Ebenda twittert man Stellenangebote an Auszubildende, die folgendermaßen lauten:
    “Abitur oder nicht, ist uns egal! Wir freuen uns trotzdem auf Sie!”
    Wieso “trotzdem” ..?!”

    Zwei Möglichkeiten:

    ERSTENS: Lieber Leute nehmen, die von Haupt- und Realschule kommen, aber Grips haben, als Leute nehmen, die Abitur haben, aber schwach qualifierte Jobs wollen, weil sie zu [darf ich nicht sagen] sind.

    ZWEITENS: Protest gegen Standesdünkel. Wobei der Hintergedanke, schwächer Ausgebildeten weniger Lohn zu zahlen als besser Ausgebildeten, durchaus logisch ist und kaufmännischem Denken folgt.

    “Sie wissen wohl einfach nicht, was sie schreiben.”

    Doch. Bloß ihren Webserveradministrator, den sollten sie feuern, aber sowas von ratzfatz, daß den Abgang nicht mal eine Hochgeschwindigkeitskamera ohne Bewegungsunschärfe pixelieren könnte.

  43. Trotzdem

    Wieso “trotzdem” ..?!

    Weil sich viele Unternehmen, wie statistisch leicht nachzuprüfen sein dürfte, unter diesen Umständen eben nicht freuen?

    Mann, mann. Schleckerkritik in allen Ehren, aber man könnte sie doch an was

  44. War ar.schleckerblog ein Fake?

    Bin ich jetzt auf einen Fake reingefallen, und das ar.schleckerblog war gar nicht die offizielle Schleckerseite?

    Das würde klar für den Fake sprechen. Der war gut! 😉

  45. Qualität vor Quantität

    Wenn man einen Sprachdienstleister wählt, sollte man unbedingt auf Qualität setzen und nicht auf Quantität, wie das folgende Beispiel eindrucksvoll zeigt: Ein britisches Gefängnins machte kürzlich einen Riesenfehler bei der Übersetzung einer Informationsbroschüre für russische Insassen: Anstatt von „ Exercise Yard“ (Übungsplatz bzw. Sportplatz) hat man „Execution Yard“ übersetzt (Hinrichtungsplatz). Glücklicherweise hat man den Fehler früh erkannt, aber dieser Zwischenfall verdeutlicht die Tatsache, dass eine Qualitätskontrolle bzw. Korrekturlesen bei Übersetzungen, ganz gleich wie groß das Übersetzungsprojekt auch ist, ein absolutes Muss ist.