Die Kultur der Hominiden

BLOG: Babylonische Türme

Vom Nutzen und Missbrauch des Verständigungsmittels Sprache
Babylonische Türme

Haben Neandertaler in der Brunique-Höhle in Frankreich Stalagmiten und Stalagtiten abgebrochen, bearbeitet und zu Ringstrukturen aufgeschichtet? Irgendwer hat das jedenfalls getan, und zwar vor 176000 Jahren. Offenbar war das kein Akt des Vandalismus, denn in der Mitte des größten Rings liegen zwei weitere kleinere Stalagmitenhaufen, auf denen Feuer brannten. Die Fundstelle liegt mehr als 330 Meter tief in der Karst-Höhle, gut versteckt und angenehm trocken.

In der Zeitschrift Nature haben französischen Archäologen unter Führung von Jacques Jaubert von der Universität Bordeaux die Funde genau beschrieben und stellen zum Schluss fest:

„Our results therefore suggest that the Neanderthal group responsible for these constructions had a level of social organization that was more complex than previously thought for this hominid species. (Unsere Resultate legen deshalb nahe, dass die Neandertalergruppe, die für diese Konstruktion verantwortlich ist, einen komplexeren Grad an sozialer Organisation erreicht hatte, als man bisher für diese Hominidenart angenommen hatte“.

An dieser Stelle möchte ich aber Zweifel anmelden. Wie gut muss man organisiert sein, um Ringe aus Tropfstein-Säulen aufzurichten? Drei starke Neandertaler hätten die in Nature beschriebenen Kreise in zwei Tagen zusammentragen können. (Abbildung hier) Ihre Frauen waren auch nicht gerade filigran gebaut, sie hätten sicher gerne geholfen. So viel Organisation hatte man unseren ausgestorbenen Vettern bisher durchaus schon zugetraut. Auch ein Lagerfeuer konnte vor 180.000 Jahren nicht mehr als Innovation gelten, die Vorfahren der Neandertaler beherrschten die Kunst des Feuermachens damals bereits seit mindestens 200.000 Jahren. Sitzplätze aus Stein, vielleicht von Fellen bedeckt und Kochstellen in der Mitte waren damals nichts Besonderes. Erzählten sich also die Neandertaler am gemütlichen Lagerfeuer Geschichten? Sie konnten zweifellos sprechen. Die Anatomie ihres Mundes und die Form des Zungenbeins, eines kleinen Knochens am Mundboden, entspricht der des Menschen. Aber mussten sie überhaupt reden? Vielleicht hätte ein Repertoire von einfachen Schreien wie bei Schimpansen ja auch gereicht. Das lässt sich eindeutig ausschließen. Schon vor rund 300.000 Jahren stellten die Vorfahren der Neandertaler kunstvolle Werkzeuge her. Das ging nicht ohne ein sehr umfangreiches Wissen, und das wiederum musste irgendwie weitergegeben werden.

Die Schöninger Speere

In Schöningen in der Nähe von Helmstedt in Niedersachsen fanden Archäologen zwischen 1994 und 1998 acht Wurfspeere, die mindestens 270.000 Jahre alt sind. Zu dieser Zeit gab es weder den Homo sapiens noch den Neandertaler, die Jagdgeräte stammen von Homo heidelbergensis, einem Vorläufer des Neandertalers. Tausende von Pferdeknochen mit Schnittspuren deuten darauf hin, dass die Hominiden damals am Ufer eines Sees Wildpferde jagten, töteten und zerlegten. Die Speere waren handwerklich hervorragend gearbeitet und perfekt ausgewogen. Die Archäologen ließen die Speere nachbauen. Heutige Sportler warfen die steinzeitlichen Jagdwaffen problemlos mehr als 70 Meter weit. Was schließen wir daraus?

Eine wissenschaftliche Analyse1 ergab: „Die paläolithischen Speere aus Schöningen lassen sich in ihren Maßen und Details sehr gut mit heutigen Wurfspeeren vergleichen.“

Die damaligen Hominiden müssen also den heutigen Menschen sehr ähnlich gewesen sein. Und weiter:

„Auch die Denkprozesse und die Tradition, die zur Herstellung und Nutzung eines Wurfspeers vorausgesetzt werden müssen, zeigen, dass die Menschen, die diese Speere hergestellt und verwendet haben, mit den heutigen Menschen in ihrer Planungstiefe vergleichbar sind.“

Um eine komplexe Tradition weiterzugeben, bedarf es einer komplexen Verständigung, also einer echten Sprache.

Von den Homo heidelbergensis bis zu ihren Nachfahren, den Neandertalern der Brunique-Höhle vergingen noch einmal mehr als 100.000. Die Gehirngröße wuchs dabei, bis sie selbst die heutigen Menschen übertraf.2

Die Geschichte der Erforschung des Neandertaler ist zugleich eine Zurschaustellung menschlicher Arroganz. Wäre er nicht ausgestorben, würde man von Rassismus reden. Erst in letzter Zeit werden die Forscher etwas bescheidener.

Damit wir uns nicht missverstehen: Das Paper von Jaubert beschreibt eine bisher unbekannte Kulturleistung des Neandertalers und datiert sie sorgfältig und sicher. Das ist eine hervoragende wissenschaftliche Leistung. Ich teile lediglich die Schlussfolgerung nicht, dass die Neandertaler in der Höhle eine Kulturleistung vollbrachten, die man ihnen bisher nicht zugetraut hat.

Aber: Wenn uns die Neandertaler ebenbürtig waren, warum sind sie dann ausgestorben und nicht wir? Zwei Ideen:

Sie lebten in der rauen Umgebung des eiszeitlichen Europa, wo sie kaum ihr Überleben sichern konnten. Aber wer neue Jagdwaffen entwickeln, oder Figuren aus Elfenbein schnitzen will, braucht Zeit und Muße. Orang Utans beispielsweise sind im Zoo neugierig und erfinderisch. Wildlebende Orang Utans interessieren sich dagegen kaum für unbekannte Gegenstände in ihrem Streifgebiet. Sie haben zum Spielen und Erfinden einfach keine Zeit (Artikel hier). Vielleicht ging es den Neandertalern genauso.

Es gab einfach zu wenige. Die menschliche Kultur begann erst aufzublühen, als sich die Menschen zu größeren Siedlungen zusammenfanden. Die wenigen Neandertaler des eiszeitlichen Europa hatten dafür keine Chance. Wenn einer beispielsweise eine bahnbrechende Erfindung gemacht hat (das Rad, die Speerschleuder, den Bogen etc.) dann verbreitete sich seine Idee nur in der eigenen Gruppe. Die Gruppen durchstreiften ein riesiges Gebiet und tauschten sich kaum aus. Wenn eine Gruppe verschwand, erloschen ihre Kulturleistungen. An die Gründung von Siedlungen oder Städten war sowieso nicht zu denken. Für eine sesshafte Lebensweise reichten die Tierbestände und Pflanzendichte nicht aus.

Vielleicht waren sie auch dem Homo sapiens nicht gewachsen. Wenn er schon nicht intelligenter war, so doch vielleicht dreister und aggressiver. Oder er hatte einfach mehr Glück.

Anmerkungen

[1] Jordi Serangeli J., Böhner U.: Die Artefakte von Schöningen und ihre zeitliche Einordnung. In: Karl-Ernst Behre: Die chronologische Einordnung der paläolithischen Fundstellen von Schöningen, Mainz 2012

[2] Auch die Cro-Magnon-Menschen, unsere unmittelbaren Vorfahren, hatte etwas größere Gehirne als wir.

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Martina Grüter ist Medizinerin und befasst sich seit 2001 der angeborenen Prosopagnosie, einem erblichen Defizit in der Gesichtserkennung und Verarbeitung. Das Thema hat ihr gezeigt, wie vielschichtig die Verarbeitung von Informationen im Gehirn sind und wie wenige Erkenntnisse wirklich gesichert sind. Sie ist affiliert am Lehrstuhl für allgemeine Psychologie und Methodenlehre der Universität Bamberg und arbeitet mit Wissenschaftlern an mehreren deutschen Universitäten an verschiedenen Forschungsprojekten.

13 Kommentare

  1. Zustimmung: Einen Steinring um eine Feuerstelle bilden ist nun wirklich kein Zeichen einer an den modernen Menschen heranragenden Intelligenz. Doch umgekehrt würde ich aus der Existenz von Speeren, die in ihrer Machart ein handwerkliches Geschick beweisen nicht darauf schliessen, dass die Fabrikanten dieser Speere über eine Sprache verfügten und sich das Wissen mündlich weitergaben. Denn auch die sprachunfähigen Schimpansen kommunizieren bereits miteinander: Sie geben einander einfache Techniken wie den Gebrauch von Steinen oder Holzstücken zum Öffnen von Früchten oder von Astgabeln zum Termitenfischen weiter. Affen, die ihnen zusehen übernehmen dann die Techniken. In weit entfernten Gegenden haben Schimpansen dagegen andere oder gar keine Techniken für dieselbe Aufgabe.
    Ich kann sogar folgendem noch (knapp) zustimmen:

    „Auch die Denkprozesse und die Tradition, die zur Herstellung und Nutzung eines Wurfspeers vorausgesetzt werden müssen, zeigen, dass die Menschen, die diese Speere hergestellt und verwendet haben, mit den heutigen Menschen in ihrer Planungstiefe vergleichbar sind.“

    würde daraus jedoch nicht folgern, dass die Hominiden, die Speere planvoll herstellten und einsetzten über ein differenziertes Vokabular verfügt haben müssen. Denn: Denken geht auch ohne Sprache. Ein Eisbär der unter einem Eisblock hindurchtaucht um auf der anderen Seite einen Seehund zu “überraschen”, denkt durchaus – wenn das auch nur sehr einfache Gedanken sind. Viele neigen heute dazu, Denkfähigkeit mit Sprachfähigkeit gleichzusetzen. Das halte ich für falsch. Es stimmt lediglich, dass man sprechen muss, damit der andere erfährt, was man gedacht hat. Doch daraus lässt sich nicht folgern, denken sei eine Art inneres Sprechen.
    Was jedoch für die Sprachfähigkeit des Neandertalers schon eher spricht, ist die Anatomie seines Zugenbeins, Zitat Wikipedia: The discovery of a modern-looking hyoid bone of a Neanderthal man in the Kebara Cave in Israel led its discoverers to argue that the Neanderthals had a descended larynx, and thus human-like speech capabilitie

    Im Spektrum der Wissenschaft vom Juni 2016 hält der Artikel Der Siegeszu des Homo sapiens übrigens folgendes zur Speerherstellung fest:
    Die Forscher zeigten, dass kleine, scharfe, 500’000 Jahre alte Steinspitzen von der südafrikanischen Fundstelle Kathu Pan 1 wohl zu Speeren gehörten. Das Alter dieser Spitzen könnte besagen, dass sich bereits gemeinsame Vorfahren von Homo sapiens und Nendadertaler darauf verstanden, Wurfspeere mit Steinspitze anzufertigen. Beide Arten hinterliessen vor 200’000 Jahren Hinweise auf solche Geräte Und die hölzernen Speere von Schönigen am Harz, die vermutlich vor 300’000 Jahren entstanden, bedeuten, dass Menschen früh wussten, wie man leichte Jagdwaffen mit hervorrgagenden ballistischen Eigenschaften fertigt.

    Der Autor dieses Spektrum-Beitrags hat übrigens eine einfache Theorie warum schliesslich nur noch der Homo sapiens überlebte und alle anderen Hominiden inklusive dem Neandertaler verschwanden:

    Noch ist nicht geklärt, weshalb die Neandertaler ausstarben. Am plausibelsten finde ich die für uns beschämendste Erklärung: Die modernen Menschen nahmen die Neandertaler als Konkurrenz und Bedrohung wahr – und rotteten sie aus.

    Als den entscheidenden Schritt zum modernen Menschen sieht der Autor übrigens die Herausbildung von hypersozialem Verhalten, womit er eine so innige Zusammenarbeit von Gruppenmitgliedern meint, dass diese quasi eine neue Gruppenperson bilden. Eine solch enge Zusammenarbeit habe die Jagd für den modernen Menschen so erfolgreich gemacht, dass er jeweils in neu besiedelten Räumen innert kurzer Zeit die dort lebenden Grosssäuger zur Strecke brachte. Doch diese Hypersozialität habe auch eine Kehrseite gehabt: Die Kehrseite der herausragenden Kooperationsfähigkeit: Unerbittlichkeit gegen Konkurrenten.

  2. Was diese Kreise aus abgebrochenen Tropfsteinen bezeugen, ist, dass der Neandertaler zu einer Art symbolischen Denken fähig war. Wenn man sich solche eine Arbeit macht, hat das Gründe und andere als “weltanschauliche” fallen mir da nicht ein. In einer schwer zugänglichen Höhle wurde eine Feuerstelle durch einen Kreis abgegrenzt, es liegt nahe, diesen Ort als einen numinosen zu werten, als eine Art Temenos.
    Relevant an diesem Fund ist m.E. nicht der soziale Organisierungsgrad, um ein paar Steine in einen Kreis zu legen, sondern die geistige Welt dahinter, die dazu geführt hat.
    Regelrechte Kunstwerke mit Abbildungscharakter sind m.W. vom Neandertaler bislang nicht bekannt, aber vom modernen Menschen. Sofern dieser Befund repräsentativ ist, könnte er eine höhere Intelligenz des homo sapiens doch belegen.

    • Zitat: andere als “weltanschauliche” fallen mir da nicht ein Mir aber schon: Vor 176’000 Jahren herrschte die Riss-Kaltzeit und die Winter in der Gegend der Bruniquel-Höhle in Frankreich waren bitterkalt. Zwar war das nahegelegene Toulouse eisfrei, aber das nur 500 km entfernte Lyon lag unter einem Eisschild. Also kann ich mir gut vorstellen, dass die Neandertaler in der Bruniquel-Höhle ihr Winterlager aufgeschlagen haben, denn in genügend weit vom Ausgange entfernten Höhlenräumen sinkt die Temperatur im Winter meist nur wenig. Die Neandertaler hätten zwischen dem Höhleneingang und ihrem Aufenthaltsraum ein Brennholzlager einrichten können, vielleicht bis unter die Höhlendecke um damit den Aufenthaltsraum vor kalter Luft zu schützen. Der Steinring, den sie um die Feuerstelle errichteten diente zum Sitzen oder aber er speicherte einen Teil der Wärme, die vom zentralen Feuer abgegeben wurde und sorgte für eine warme Sitz- und Liegefläche selbst wenn das Feuer vorübergehend ausging. So konnten alle bequem die angenehmste Distanz zum Feuer in der Mitte einhalten und sich die Zeit mit dem vertreiben, was Neandertaler halt so tun, wenn es nichts zu tun gibt.

      • The temperature within the cave is almost constant whatever the current surface temperature is.

        Once well away from surface influences, i.e., not near an entrance or another close connection to the surface, where air movements can influence the temperature, caves are usually at the same temperature (or very close) as the annual average temperature for the cave’s location all year round.

        Während der Würm-Kaltzeit (die der Riss-Kaltzeit ähnlich war), waren die jährlichen Durchschnittstemperaturen um 10 Grad tiefer als heute, Zitat:

        The average annual temperatures during the Würm ice age in the Alpine Foreland (Bayern) were below −3 °C (today +7 °C).

        Die Neandertaler in der Bruniquel-Höhle hatten wohl etwas wärmere Temperaturen als in Bayern, aber mit mehr als 0° C im Jahresdurchschnitt war auch um Toulouse herum dazumal nicht zu rechnen. Mit anderen Worten, wenn die Neandertaler den Winter in der Bruniquel-Höhle verbrachten, hatten sie den ganzen Winter durch eine Umgebungstemperatur von 0°C. Das aber ist immer noch viel besser als die -20 Grad, die dazumal in Toulouser Winternächten wohl normal waren.

          • Zitat:

            There is abundant evidence that Neandertals regularly occupied the mouths of caves and rock shelters in Europe and Southwest Asia. Their openings often faced to the south, providing greater exposure to the sun’s light and warmth. It is not surprising that they were selected for habitation since this orientation would have been an advantage, especially during the cold ice age winters. It is unlikely that Neandertals often ventured deep into large caves since those areas are extremely dark, dangerous, and lack food as well as wood for fuel. However, some Neandertals did leave artifacts hundreds of feet into Bruniquel Cave in Southern France 47,600 years ago. Concentrated smoke residues high on the walls of that cave suggest that Neandertals were using torches for light.

          • Was Sie weiter anführen, spricht doch eher gegen Ihre These. Bei einem Winterlager hätten man am Eingang Spuren von Lagerfeuer finden müssen. So tief in der Höhle ist der Platz ungeeignet. Das Feuer dort war kein Alltagsfeuer, allein wegen der Probleme mit Belüftung und Rauchabzug. Es wurde wohl nur selten und nicht lange entzündet. Bei einem Lagerfeuer sollte man weitere Nutzungspuren erwarten. Überhaupt, wer möchte 336 m weit den Müll raustragen?
            Ich habe aus Zeitmangel den Originalartikel aber leider noch nicht ganz gelesen.

          • Ja, ein durchgängig beheizter Raum war die Bruniquel-Höhle aus praktischen Gründen wohl nicht. Doch warum sollte es ein Sakralraum gewesen sein? Letztlich bleibt es bei Spekulationen. Allzuviel wissen wir über die Neandertaler nicht und das wenige was wir wissen deutet darauf hin, dass sie weit weniger erfolgreich waren als die sie ablösenden modernen Menschen vom Typ Homo sapiens. Allein schon ihre geringe Zahl in Eurasien, die sich über Zeiträume von vielen tausenden von Jahren nie wesentlich erhöhte, legt es nahe, sie eher mit Tieren wie dem grossen Panda (der heute vor dem Aussterben steht) zu vergleichen als mit Erfolgsmodellen wie dem Wolf oder dem Homo sapiens.

    • @Paul Stefan:

      “Was diese Kreise aus abgebrochenen Tropfsteinen bezeugen, ist, dass der Neandertaler zu einer Art symbolischen Denken fähig war. Wenn man sich solche eine Arbeit macht, hat das Gründe und andere als “weltanschauliche” fallen mir da nicht ein.”

      Das mag eventuell für die äußeren Kreise gelten. Ansonsten würde ich eher von praktischen Erwägungen ausgehen. Tropfsteinhöhlen sind meistens enorm hoch, deswegen dürfte ein dauerhaftes Lagerfeuer dort kein Problem gewesen sein.

      Feuerstellen wurden häufig mit Steinen eingefasst, weil diese als Wärmespeicher dienten. Die Steine geben noch Wärme ab, wenn das Feuer schon heruntergebrannt oder erloschen ist. Außerdem konnten auf die Steine Fleischspieße zum Garen abgelegt werden ohne das sie ins Feuer fielen. In der späteren Entwicklungsgeschichte wurden heiße Steine auch zum Kochen verwendet. Durch das Garen konnten die Nährstoffe besser aufgeschlossen werden und setzten beim Frühmenschen ein überproportionale Hirnwachstum in Gang, welches als Grundstein zur Menschheitsentwicklung betrachtet wird.

  3. Es könnte auch ganz praktisch sein, wenn es von den Stalaktiten nicht ständig runtertropft und unter den großen sich dann große Pfützen bilden. In dem geräumten Bereich ist es möglicherweise einfach nur trockener. Klar, die Steine speichern die Wärme und man stolpert nicht ständig, wenn Bereiche eingeebnet sind (Belichtung war sicher auch nicht soo leuchtend). Wir hatten hier auch schon die Idee, dass man mit dem gesammelten Feuerholz eine weitere Barriere zum Eingang schaffen kann, es bleibt trocken, reduziert den Zug aus dem Eingang und ist als Vorrat greifbar, versperrt den Eingang gegen andere (hungrige oder müde Bären). Ich denke auch, dass es nicht wirklich gemütlich in der Höhle war, aber die Alternativen waren es sicher auch nicht.

    • “Ich denke auch, dass es nicht wirklich gemütlich in der Höhle war, aber die Alternativen waren es sicher auch nicht.”

      In China gibt es ein Höhlendorf und die Bewohner fühlen sich dort offensichtlich sehr wohl.

      http://www.galileo.tv/weltweit/die-letzten-hoehlenbewohner-chinas/

      Beim Betrachten des Films kam mir der Gedanke, ob vielleicht die äußeren Kreise mit ihren flachen Ringmauern, die man in der südfranzösischen Bruniquel-Höhle fand, dereinst Grundmauern für Holzhütten oder ähnliches gewesen sein könnten. Aber das ist wohl zu weit hergeholt!

  4. @ Mona,
    Danke, toller Link!
    Ich habe mich da auch schon “zurückgepfiffen”. Warum sollte eine Gruppe von Menschen nicht auch individuell abgetrennte Bereiche gehabt haben und “Stellwände” gab es sicher auch schon früher… und bevor man weiterzog rollte man die Felle zusammen und verheizte die Abgrenzungen. Ob Neanderthaler und Frühmenschen auch Rückzugsbereiche hatten ist natürlich unwissenschaftliche Spekulation 🙂

  5. Die menschliche Kultur begann erst aufzublühen, als sich die Menschen zu größeren Siedlungen zusammenfanden.

    Wie immer vely schlau angemerkt, auch dies hier – ‘Wenn eine Gruppe verschwand, erloschen ihre Kulturleistungen. An die Gründung von Siedlungen oder Städten war sowieso nicht zu denken.’ – kam hier gut an.

    Zum Wesen der Kultur:
    Die Kultur meint die systematische (“zusammenhängende”) Bearbeitung der Umwelt, in der Regel kommt es hier nicht mit der Jagd aus, sondern benötigt es der Pflanzenzucht. auch Landwirtschaft genannt.
    Die derart zuverlässige Ernährungsquelle erlaubt dann von Kultur zu sprechen und zu schreiben, sofern zumindest dbzgl. gesprochen werden konnte, der dankenswerterweise bereit gestellte WebLog-Artikel hegt hier keine Zweifel, der Schreiber dieser Zeilen ebenfalls nicht.

    Zum Wesen der Sprache:
    In gewisser Hinsicht sprechen alle Tiere, d.h. sie tauschen sich akustisch (das Fachwort) aus, jede Katze wie jeder Hund könnte hier ein Beispiel sein, aber auch dem guten alten Dino soll hier grundsätzliches Sprachvermögen nicht aberkannt werden.
    Insofern meint die Sprache speziellen Sinn, der sich, beim dbzgl. Kodierenden ergibt und der transportiert, andersseitig dekodiert und abstrahiert werden soll zu Inhalt oder Sinn oder zu Gegensinn sozusagen.

    Zum Wesen der Zivilisation:
    Hier wird es spannend, denn die Zivilisation (“Bürgerwerdung”) erlaubte es erstmals Kultur und Sprache zu persistieren, sei es durch Überlieferung, mündlicher Art, sei es durch das Beschreiben oder Bemalen von Wänden oder von Gestein, wie auch immer kodiert und wie auch immer zu abstrahieren, von Nachfolgenden.
    Nett dann auch die Erfindung von Politik (“Verstädterung”), die in sesshaft gewordenen Umgebungen, Herrschaftsverhältnisse und so meinend, auch Stände und unterschiedliche Gruppen, bspw. i.p. Wehrtüchtigkeit etc. , anfiel.


    Oder anders formuliert und mit dem hiesigen WebLog-Eintrag mitgehend:
    Es hat unsägliches Leiden unter sogenannten Hominiden gegeben, bevor darüber gesprochen werden konnte, es macht keinen Sinn den sogenannten Hominiden derartige ‘Planungstiefe’ (Nice1!) zuzugestehen.
    Der Homo sapiens oder Homo Felix hatte Glück, fürwahr, jedenfalls aus Bärensicht,

    MFG
    Dr. Webbaer

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