ProtreptiCast06: Wozu noch Philosophie?

ProtreptiCast — Hörbar Philosophie Am 20. November 2014 fand der zweite Philosophie Slam der Uni Stuttgart im Club Zollamt statt. Diesmal habe ich nicht — wie im letzten Jahr — darüber berichtet, sondern selbst teilgenommen. Das Ergebnis (das ich im Nachhinein noch einmal aufgezeichnet habe), ist hier zu hören.

 

EPISODE 06: Wozu noch Philosophie

 

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DAUER: 8:30 Minuten.

 

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TECHNIK UND BEARBEITUNG: Siehe pc01.

INTRO AND OUTRO: Siehe pc01.

 

Creative Commons License ProtreptiCast — Hörbar Philosophie by Leonie Seng is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 3.0 Unported License.

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Bachelor-Studium "Philosophie, Neurowissenschaften und Kognition" in Magdeburg. Master-Studium "Philosophie" und "Ethik der Textkulturen" in Erlangen. Freie Kultur- und Wissenschaftsjournalistin: Hörfunk, Print, Online. Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Abteilung Philosophie, Fachbereich Medienethik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

18 Kommentare

  1. Vely cool natürlich, oder angemessen verbrachte 8:23, soweit zugehört wird,
    Die Philosophie oder die Liebe zum Denken, im Sinne eines Sapere Aude, auch den Anthropozentrismus anerkennend, es ist ja nicht so, dass für die Erkenntnissubjekte gedacht wird, anderswo.

    Hätte auch gesungen vorgetragen werden können.

    MFG
    Dr. W

  2. Leben wir nicht immer noch in der Rennaissance, der Wiedergeburt des Denkens, Fühlens und Begehrens der alten Griechen? Philosophie hat sich zwar weiterentwickelt, aber nur in den Fragestellungen nicht in der Haltung zur Welt. Diese ist bei griechischen und modernen Philosophen die Gleiche und ist gekennzeichnet durch die gleiche Bewegung ins Meta-Reich. Auch das Christentum geht nicht auf einen Zimmermann aus Judäa zurück, sondern auf den Hellenen und Juden Paulus zu einer Zeit als der Hellenismus Universalismus und Weltbürgertum bedeutete.
    Sogar das Schönheitsideal der Griechen – Ebenmässigkeit aber auch Spannung – haben wir geerbt und inzwischen auch die religiös bedingte Prüderie und die Fixierung auf Geschlechterollen abgelegt und das Spielerische und Offene der alten Griechen in Bezug auf Liebesdinge wiederbelebt.

    • Besten Dank für den Link zum Essay von Professor Dr. Gerhard Ernst. Ein originärer Gedankenkgang in gut verständlicher Sprache vorgetragen in einer Form, die zur Veröffentlichung geeignet ist. Und dennoch gibt es Hinweise, dass das Essay am Computer komponiert und wohl relativ schnell in die Tasten gehauen wurde. Ein typischer Fehler, der darauf hinweist ist folgende Stelle:
      “Es ist kein allzu großer Schritt von der Begriffsklärung zur Begriffsgestaltung, von der deskriptiven zur zur revisionistischen Metaphysik. “

      Die Verdoppelung des Wortes zur in zur zur revisionistischen Metaphysik ist so ein Fehler, der durch die Maschen der Rechtschreibekorrektur hindurchrutscht, von einer menschlichen Person, die den Text gegenliest aber sofort bemerkt würde. Der Herr Professor komponiert seine Texte also ohne dass das jemand gegenliest.
      Interessant.

      • Ohne den Kontext der von Ihnen zitierten Stelle genau zu kennen (es ist schon eine Weile her, dass ich den Artikel gelesen habe), sehe ich nicht unbedingt einen Widerspruch: Revision heißt ja, etwas erneut infrage stellen, erneut überprüfen; der Ausdruck Metaphysik ist ziemlich vieldeutig. Nach Aristoteles teilt sich die Metaphysik als auf in die Wissenschaft von den ersten Ursachen und Gründen (Met I.2, XI 4), die Wissenschaft vom Seienden (Met IV I, VII, XI 3) und die Wissenschaft vom Ranghöchsten (dem Ewigen, Unbewegten, Selbständigen und Göttlichen) (Met VI I).

        Außerdem ist die Zeitschrift oder das Portal “Information Philosophie” soweit ich weiß in der Tat kein peer-geprüftes Journal, die es ja auch gibt (!), sondern veröffentlicht auch Artikel, die auf Vorträgen etc. beruhen, also vermutlich nicht gegengelesen wurden. Da es die mehrfach gegengelesenen Artikel aber auch gibt, sehe ich hier kein Problem.

      • (…) zur in zur zur revisionistischen Metaphysik (…)

        Korrekt, ein ‘zur’ zu zu viel: die letzte Artikelüberschrift war auch nicht ordentlich eingerückt.

        MFG
        Dr. W

  3. Philosophie ist also die Kunst Antworten auf unlösbare Fragen zu geben oder selbst Fragestellungen in die Welt zu setzen, die auf unlösbare Fragen hinauslaufen. Ein abendländischer Philosoph ist also das Äquivalent zum Zen-Mönch, der vom Meister ein Koan erhalten hat.

    • @ Herr Holzherr :
      Die Philosophie bemüht sich um die Sittlichkeit und um das, was gesagt oder geschrieben werden kann, also um Wissen, von dem es nicht viel gibt, methodologisch um die Erkenntnis und letztlich stellt sie möglichst geeignete Fragen?!

      • Herr Dr. Webbaer, die Philosophie hat schon eine Sonderrolle. Sie sucht die Metaebene und vielleicht sogar die Metaebene der Metaebene. Um Wissen bemühen sich dagegen die meisten Wissenschaften.

        • Um Wissen bemühen sich dagegen die meisten Wissenschaften.

          Um Erkenntnis?
          -> http://en.wikipedia.org/wiki/Scientific_method (aus irgendwelchen Gründen gibt es hierzu in der Wikipedia keinen deutschsprachigen Text, womöglich, weil dort mit Wissen und Wissenschaft hantiert wird)


          Wissen müsste ja im Gegensatz zur Erkenntnis, die sozialen Prozessen folgt, absolut sein, es müsste dann im (Natur-)Wissenschaftlichen die Verifikation möglich sein.

          MFG
          Dr. W

  4. Die Philosophie fragt nach, wo andere etwas als selbstverständlich gegeben nehmen. So wurde sie zur Mutter aller Wissenschaften. Dort, wo man funktionierende Antworten fand, entwickelten sich die verschiedenen Wissenschaften selbständig weiter, die bislang nicht zu lösenden Fragen blieben bei der Philosophie.

    • Ja, sicher, ich meine kategoriell unlösbare Fragen, das, was sich mit Wissenschaft nicht lösen lässt, aber trotzdem interessant oder wichtig sein könnte. Aber vielleicht war mein Versuch auch misslungen, in der Philosophie lernt man ja meistens durch Scheitern.

      • Nein, nein, ich finde Ihren Ansatz durchaus plausibel. Ihr Ausdruck “kategoriell unlösbare Probleme” erinnert mich stark an Wittgenstein, mit dem man ja meinen könnte, dass sich manche scheinbar unlösbaren Probleme auflösen ließen, wenn man die sprachliche Verwirrung dahinter aufdeckt. Philosophie als Begriffsklärung ist einer der wichtigsten Bereiche der Philosophie aus meiner Sicht — vor allem auch wegen der vielfältigen Anwendbarkeit: Bevor man sich in Streitgesprächen die Köpfe einschlägt, kann man zum Beispiel erst einmal klären, ob alle Beteiligten mit dem Begriff x dasselbe meinen. Hinter den meisten Begriffen (vor allem, aber nicht nur diejenigen, die auf -mus enden) steckt ja ein Bündel von Thesen und Annahmen, das in Diskussionen oft verborgen bleibt. Diese Aufdeckungsarbeit ist höchst philosophisch. 🙂

        • @ Leonie :

          (…) ob alle Beteiligten mit dem Begriff x dasselbe meinen (…)

          Dies kann nie der Fall sein [1], insofern ist die Sprachlichkeit, die angenommene Sachen und Sachverhalte kodiert, transportiert und an anderer Stelle zur Abstraktion freigibt, in der vagen Hoffnung, dass dort ähnlich (vs. ‘selbig’) verstanden wird, ein sozialer Prozess, der das Näherungsweise, das Ausschnittsartige und an (geteilte) Interessen Gebundene meint.

          MFG
          Dr. W

          [1] W. , das war W-Sprech, also das mit dem ‘der Fall sein’, W. hat denn auch in älteren Jahren eingeräumt mit seinem Versuch die Welt über die Sprache zu verstehen, umfänglich gescheitert zu sein.

        • Bevor man sich in Streitgesprächen die Köpfe einschlägt, kann man zum Beispiel erst einmal klären, ob alle Beteiligten mit dem Begriff x dasselbe meinen.

          Statt Talkshows würde das Testbild gesendet, die Hälfte des Feuilletons wären leer und einige Blogs wären gegenstandslos. Ich würde es begrüßen, wenn das so freiwerdende Personal in der Produktion daran mitwirken könnte, die Dinge des täglichen materiellen Bedarfs herzustellen.

          Es gibt leider – und die sind wohl zahlenmäßig dominierend – virtuelle wie reale menschliche Zusammenkünfte, auf welchen Begriffe unwidersprochen verwendet werden können, ohne dass abgeklärt wird, ob alle Beteiligten darunter dasselbe verstehen, ohne dass abgeklärt wird, ob es der Begriff in sich widerspruchsfrei ist, und sogar ohne dass sich die Teilnehmenden bewusst darüber werden, was es heißt, mit selbstwidersprüchlichen Begriffen zu hantieren. (Eine Beispiel für eine selbstwidersprüchliche Fügung ist der hier auf den scilogs anzutreffende “überempirische Akteur”.)

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