Gesucht: 80 neue ESA-Mitarbeiter

BLOG: Go for Launch

Raumfahrt aus der Froschperspektive
Go for Launch

Eine Möglichkeit zu einem Einstieg bei der europäischen Weltraumbehörde ESA liegt im Young-Graduate-Trainee-Programm. Für nächstes Jahr stehen rund 80 YGT-Stellen in den verschiedenen ESA-Niederlassungen in Europa offen. Es werden nur Online-Bewerbungen angenommen, die bis zum 16. Dezember 2012 eingegangen sein müssen.

Das YGT-Bewerbungsportal mit Link zum Online-Bewerbungsbogen ist hier. Es kann eine Liste der aktuell offenen Stellen eingesehen werden, darunter eine in der Missionsanalyse beim ESOC in Darmstadt. Es kann Ihnen passieren, wenn Sie sich auf diese Stelle bewerben und angenommen werden, dass Sie ein Jahr lang für einen ganz üblen Typen arbeiten. Das wird kein Zuckerschlecken – allerdings muss ich hinzufügen, dass alle jungen Leute, die je für diesen Typen gearbeitet haben, am Ende eine beachtliche Karriere geschafft haben. Offenbar macht der da also wohl etwas richtig.

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Ich bin Luft- und Raumfahrtingenieur und arbeite bei einer Raumfahrtagentur als Missionsanalytiker. Alle in meinen Artikeln geäußerten Meinungen sind aber meine eigenen und geben nicht notwendigerweise die Sichtweise meines Arbeitgebers wieder.

15 Kommentare

  1. Auswahl

    Ich nehme an, der üble Typ kann einfach gut einschätzen, welche Leute eine Zukunft haben und welche nicht.

    Das konnte er im Internet schon immer ganz gut…

  2. Ich nehme an, der “üble Typ” betreibt hier diesen Blog. – Wenn nicht, dann hab ich mich halt geirrt. Aber die Anforderungen für die Missionsanalyse sind ja enorm. Nur: da ich keinen Uni-Abschluss habe und auch eh schon viel zu alt bin um als Young-irgendwas durchzugehen, werden Sie mich da nicht antreffen.
    Was ich dabei jedoch interessant finde ist, das man auch Software entwickeln muss. Es sieht also so aus, als ob auch die ESA nicht für alles schon fertige Tools hat…

  3. @Jan

    Der üble Typ nimmt formale Qualifikationen weniger wichtig und lässt sich durch klangvolle Titel und Namen illustrer Unis schon gar nicht beeindrucken. Es legt auch weniger Wert auf enorm vertiefte Kenntnisse in einem einzigen Bereich und dafür viel mehr auf fundiertes Grundwissen, gesunden Menschenverstand und lösungsorientiertes Herangehen an ein Problem. (Wenn das allerdings nicht demonstriert wird, dann gibt’s ‘ne Absage, egal wie viele Einsen, Empfehlungsschreiben oder Titel der oder die Betreffende vorweisen kann) Er geht davon aus, dass jemand, der den ganzen Auswahlprozess durchlaufen hat, imstande ist, ordentlich zu arbeiten. Er weiß, dass manche Leute gleich loslegen, andere dafür etwas Zeit brauchen, um sich einzulesen, am Ende aber vielleicht sogar Besseres leisten. Er versucht deswegen auch nicht, den Trainees die eigene Arbeitsweise aufzuzwingen. Er überlässt den jungen Leuten ein weites Arbeitsfeld, das sie nach eigenem Belieben ausgestalten können und erwartet, dass sie bis auf regelmäßige Fortschrittsberichte und gelegentliche Hilfestellung allein klar kommen. Noch hat sich kein Trainee beschwert und auch kein späterer Vorgesetzter, im Gegenteil.

  4. fundiertes Grundwissen

    Nun, dann wäre es jetzt wohl mal an der Zeit, darüber aufzuklären, was er so alles als fundiertes Grundwissen, sowie lösungsorientiertes herangehen betrachtet. Ich werf dazu mal ein paar Begriffe in den Raum:
    * Grundlagen aus der Astronomie wie Keplergesetze, Keplergleichung und
    * Grundwissen über das Sonnensystem, Astronomische Einheit und ein paar andere Distanzen und wie man sie überbrückt, bzw. überbrücken kann.
    * Damit kommt man dann zu Ziolkowskigleichung, Vis-Viva-Gleichung oder Hohmannbahnen. Überhaupt zur Bahnbestimmung im (Welt-)Raum, also kurz:
    zur Himmelsmechanik.
    * Dazu fallen mir auch noch die TLEs ein, also die Two Line Elements, die man auch deuten können sollte.
    * Damit ein Raumfahrzeug auch dahin fliegt, wo es hin fliegen soll, braucht man Mess- und Regelungstechnik um Kursabweichungen zu bemerken und zu korrigieren.
    * Die MSR-Technik hilft einem auch Temperaturen oder Gasdrücke konstant, bzw. in bestimmten Intervallen zu halten.
    * Thermodynamik, um beispielsweise den Phänomenen beim Aufstieg einer Rakete und beim Wiedereintritt einer Landestufe sinvoll begegnen zu können. Oder damit man technisch fundiert begründen kann, warum auch heutzutage noch eine Landekapsel einem Raumgleiter vorzuziehen ist. (Dazu hab ich hier ja schon mal einen interessanten Beitrag gelesen.)
    * Grundsätzlicher Aufbau eines Raumfahrzeugs.
    * Wenn Menschen an Bord sein sollen, etwas über Lebenserhaltungssysteme.

    Ich glaube ich könnte hier das Inhaltsverzeichnis des Handbuch der Raumfahrttechnik von Hallmann, Ley und Wittmann auflisten…

    Aus dem EDV-Bereich wären dann ausser der Nutzung von Officepaketen noch Grundkenntnisse der Bildbearbeitung nützlich, wobei auch die mathematischen Hintergründe zählen, weil man ja u.a. öfter mal Messreihen visualisieren muss. Das kann man zwar mit GNUplot, MathCAD, Mathematica etc. einfacher haben, sollte man aber trotzdem auch in C/C++, Java oder einer anderen Programmiersprache können. (Vor allem, wenn eine Messreihenauswertung auf einem Mikrocontroller laufen soll.) Im Bereich der Raumfahrt würde ich bei den Programmiersprachen ja auch auf Ada tippen, obwohl ich im Sommer mal gehört habe, wie da einer was von Fortran erzählt hat. Der Umgang mit einem grösseren CAD-Paket wie AutoCAD oder Catia
    sollte bekannt sein. Und da ich vorhin auch von Programmiersprachen geschrieben habe, auch die Nutzung von so Sachen wie Code::Blocks, Eclipse oder Visual Studio.

    Das man mehr oder weniger fliessend Englisch oder Französisch reden können sollte, steht ja schon in den Stelleangeboten drin. Ich glaube, ich hätte dann aber zumindest am Anfang trotzdem immer noch ein Wörterbuch griffbrereit herum liegen.

  5. Was machen denn die Trainees im Anschluß

    Die Ausbildung im Trainee-Programm in der Missionsanalyse ist anscheinend hochspezialisierend. Als was arbeiten denn die Trainees heute? Oder werden sie zu den neuen Kollegen?

  6. @Jan G.

    Nein, im Gegenteil, die Missionsanalyse ist einer der Bereiche in der Raumfahrttechnik, wo man einen sehr breiten Überblick bekommt. Wen dagegen beispielsweise etwas im Bereich Onboard-Datenverarbeitung, thermische Regelung oder Sensorik macht, wird da viel mehr in die Tiefe gehen, aber dafür von anderen Aspekten nichts lernen. Das ist bei der Missionsanalyse anders. Allein schon, um die Anforderungen an die Mission verstehen und einordnen zu können, muss man eine Menge anderer Disziplinen kennen.

    Die jungen Leuten, die in der Missionsanalyse waren, machen jetzt ganz unterscheidliche Dinge. Einige sind noch Ingenieuere im Raumfahrtbereich – manche ganz woanders als in der Missionanalyse, manche in Führungspositionen. Andere haben ganz andere Richtungen eingeschlagen.

    Einer ist heute Unternehmensberater im Finanzbereich. Wie es dazu kommen konnte, ist mir immer noch nicht klar. Er hat mir aber versichert, dass es nicht an mir lag.

  7. Hm… sehr interessant. In wie weit liege ich denn mit meiner Auflistung 2 Kommentare höher richtig oder daneben? bzw. was hab ich vergessen? – Das würde mich wirklich noch interessieren.

  8. @Hans

    Wenn jemand die ganzen Qualifikationen mitbringt, die Sie da auflisten, dann braucht der oder die sicher keinen Traineejob, sondern kann sich gleich auf eine offene Dauerstelle bewerben. So jemand wurde allerdings auch einen besseren Job finden als bei der ESA.

    Niemand erwartet von einem Young Graduate Trainee derartig umfassende Kenntnisse. Viel wichtiger ist es, wie die Kandidaten die Grundlagen der Mathematik, Physik und Programmiertechnik beherrschen und wie sie an ein gestelltes Problem herangehen. Meist ist es ja so, dass man bereits durch überschlägige Berechnung einigermaßen an die Lösung herankommt. Ferner muss man imstande sein, L&oumlsungen, die ein Programm ausspuckt, auf ihre Plausibilität zu überprüfen. Für vieles solle man eben auch einene Software entwickeln können.

    Wenn ein Kandidat zeigt, dass er in den Grundlagen firm ist, dass er gesunden menschenverstand mitbringt und logisch an ein Problem herangeht, dann ist das schon ausreichen.

    Leider hakt es hier aber erstaunlich oft. Es kommen mehr oder mehr Absolventen von “Elite” oder “Exzellenz”-Universitäten, mit Bestnoten und beeindruckenden Qualifikationen auf dem Papier.

    Leider stellt sich dann aber oft heraus, dass es sehr wohl möglich ist, in Deutschland ein Physikstudium mit bestem Erfolg zu durchlaufen, ohne auch nur einmal eine numerische Integration oder eine parametrische Optimierung in der Praxis angewandt zu haben. Erstaunlich – oder erschreckend – oft geschieht es zudem, dass in den Vorstellungsgesprächen bereits bei wirklich elementaren Fragen der Kandidat ins Schmwimmen kommt.

    Ich spreche hier von elementaren Problemen der ebenen Trigonometrie oder selbst der Frage: “Wie berechnet man den Winkel zwischen zwei Vektoren?”, bei der unlängst ein promovierter Astrophysiker schluckte und erwiderte “Oh … das müsste ich mir dann noch einmal im Lehrbuch anschauen”.

    Jedes Mal, wenn in Deutschland von Elite oder Exzellenz oder Clustern oder was auch immer schwadroniert wird, wird es mir, der ich mit dem “Produkt” dieses Bildungssystems zu tun habe, flau. Ich würde vorziehen, wenn wenigstens die Lehre so funktionieren würde, dass die Studenten die elementaren Grundlagen beherrschen. Für jemanden, bei dem die Mathematik und Phsyik sitzt, ist die Einarbeitung in ein darauf aufbauendes, komplexeres Thema aus dem Bereich der Raumfahrttechnik zwar eine Herausforderung, aber eine, die er oder sie meistert. Wenn die Grundlagen aber nicht sitzen, dann entwickelt sich diese Person auch später nur zu einem Dünnbrettbohrer, oder schlägt so schnell wie möglich eine Managementkarriere ein.

    Das erklärt auch die grassierende Inflation der Manager für alles Mögliche. Das Problem liegt schon in den Mängeln der Universitätsausbildung begründet.

  9. Au weia!!!

    Also dazu fällt mir jetzt erst mal nichts mehr ein. – D.h. ich hab hier zwar einen längeren Kommentar fertig zum Abschicken liegen, hab mich aber entschieden, den auch erst mal liegen zu lassen.

  10. längerer Kommentar

    Jetzt doch noch der erwähnte Kommentar, ein wenig überarbeitet.
    Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Sie mich nicht auf den Arm nehmen wollen. Aber diese Antwort musste ich mir zwei mal durchlesen, um sicher zu gehen, dass ich auch nichts falsches gelesen habe. Das ist ja zum heulen, was Sie da schreiben.
    Nebenbei bemerkt: Ich bin ja eher Idealist. Wenn ich die Chance hätte, bei der ESA meinen Traumjob zu kriegen oder einen zwar besser bezahlten, aber weniger traumhaften Job in der Industrie, dann würde ich mich sehr wahrscheinlich trotzdem für den Job bei der ESA entscheiden.

    Was meine Auflistung angeht, so dachte ich, dass ich da eher zu tief angesetzt hätte. Doch was Sie da an Problemen benennen, wie ebene Trigonometrie oder der Winkel zwischen zwei Vektoren, ist doch Schulstoff. Ich kann mir das nur so erklären, das man das mal für ‘ne Klausur können musste, aber danach nicht mehr brauchte und deshalb wieder vergessen hat. Wie man jedoch Sinnvoll an die Lösung eines Problems heran geht, bzw. auch die Fähigkeit entwickelt, die Ergebnisse die ein Programm oder der Taschenrechner liefert, auf Plausibilität zu überprüfen, sind allerdings Dinge, die meiner Meinung nach schon in der Schule gelehrt und geübt werden sollten und nicht erst in der Hochschule. Was meine eigene schulische Laufbahn angeht, so hab ich den Eindruck dass das nicht der Fall war.

    Und wo Sie schon das deutsche Bildungssystem ansprechen, so will ich da auch noch meinen Senf dazu geben: Das deutsche Bildungssystem wird ja nicht zu Unrecht international kritisiert. Erst vorgestern wurden da ja wieder Armutszeugnisse ausgestellt (Timss und Iglu). Wenn jetzt wieder irgendwelche Lobbyisten anfangen ihre rituellen Klagelieder über den angeblichen Fachkräftemangel in Deutschland singen, könnte ich mich inzwischen jedes mal erbrechen. Aber anstatt dass man für die Bildung endlich mal ordentlich Geld locker macht, um Lehrpersonal auf allen Stufen einzustellen (und auch zu halten und bei Bedarf weiter zu bilden) und vor allem das deutsche Bildungswesen grundsätzlich so ändert, dass auch alle die Chance zu einer anständigen Ausbildung bekommen, werden irgendwelche “Elite” oder sonstwas Schulen gegründet, die wir als Gesellschaft nicht brauchen, wenn wir wieder zum “Land der Dichter und Denker” werden wollen. Oder man versucht krampfhaft, gut ausgebildete Leute aus dem Ausland anzuwerben, für deren Ausbildung man dann ja nichts mehr bezahlen muss. Auf der anderen Seite werden die (Hoch-)Schulabschlüsse von hoch qualifizierten Leuten nicht anerkannt, weil bei den zuständigen Stellen keiner Willens oder in der Lage ist, die Abschlüsse zu überprüfen. Denn dafür müsste man dann ja unter Umständen osteuropäische Sprachen können und wissen, was beispielsweise in Moskau oder Bukarest gelehrt wird. Aber ich hab auch schon ein Beispiel gesehen, wo es einer US-Amerikanerin genauso erging, die aus persönlichen Gründen nach Deutschland kam und deren Uniabschluss und ein paar Jahre Berufspraxis nicht anerkannt wurden. Wahrscheinlich, weil der Abschluss nicht von Harvard oder einer der anderen sieben Ivy Eight Unis war… – Es ist zum heulen.

    Zu den Managern noch: Hab da mal was von einer “Personal Change Manager” oder so ähnlich gehört. Damit war die Änderungsschneiderin einer Nobelboutique in Hollywood gemeint, die den wohlbetuchten Kunden die Sachen zu 100% passend gemacht hat.

  11. @Hans

    “Ich kann mir das nur so erklären, das man das mal für ‘ne Klausur können musste, aber danach nicht mehr brauchte und deshalb wieder vergessen hat.”

    Da haben Sie einen wirklich wichtigen Satz gesagt, weil daran unser ganzes Bildungssystem krankt. Schüler und Studenten müssen zwar immer mehr lernen und dazwischen auch noch Praktika machen, aber dadurch kann nichts mehr vertieft werden, also wird nur mehr für die Prüfungen gelernt. Das nennt sich dann Bulimie-Lernen: reinfuttern, rauskotzen, vergessen. Reformen werden bei uns oft von Sesselpupsern gemacht, denen es lediglich darum zu gehen scheint die Leute auf Trab zu halten, schließlich leben wir in Zeiten des Turbokapitalismus. Personaler nehmen dann später oft erstaunt zur Kenntnis, dass die Produkte dieser Reformen, wie Bologna-Absolventen, nicht Alltagstauglich sind.

    Zu den von Michael Khan erwähnten Managern: Daran könnte man einen weiteren Kritikpunkt festmachen, denn diese vermehren sich wirklich geradezu inflationär. Es wird ja oft gespottet, dass unser System auch daran krankt, weil es zu viele Häuptlinge und zu wenig Indianer gibt. Wie will man auch billiger wirtschaften, wenn die arbeitende Bevölkerung immer mehr Leute mitfinanzieren muss, die nichts können außer anschaffen?

  12. @Hans

    Offenbar liegt hier ein Missverständnis vor.

    Die Fragen, die Kandidaten gestellt werden, sind nicht irgendwelche abgehobenen Sachen, die man in der Praxis nie braucht. Die genannten Dinge, ebenso wie andere Fragen, bei denen sich ebenso gravierende Lücken auftaten, sind deartig fundamentaler Natur, dass man sie für Plausibilitätschecks und erste Annäherungen dauernd braucht.

    Wer das nicht mehr beherrscht, der hat halt in der Uni oder bei der Promotion nichts Gescheites mehr gemacht. Sorry, wenn ich das mal so hart sagen muss. Gleiches gilt für Leute, die im ganzen Studium noch nie eine numerische Integration außerhalb von irgendwelchen theoretischen Übungen gemacht haben. Egal, was die für Noten haben. In der Praxis zählen nicht die Noten, sondern die Ergebnisse.

    Ich brauche nicht unbedingt Dichter und Denker. ich brauche jemanden, der beispielsweise imstande ist, mal eben auf einem Blatt Papier auszurechnen, wie weit man den Satelliten drehen muss, um von der sonnenorientierten Ausrichtung zu der inertialen Ausrichtung zu kommen, die das Manöver braucht und dann zu sagen, ob man noch die Erde im Blickfeld der Antenne hat, un der abschätzen kann, wie lange das Manöver einer Gr&oum;ße von 100 m/s in etwa dauert, wenn der Satellit 4000 kg wiegt und das Triebwerk 400 N Schub hat. Wirklich Aufgaben in der Art.

    Das muss man einfach bringen. Wer darauf keine Antwort weiß, der ist einfach unzureichend ausgebildet. Wenn das im akademischen Betrieb nicht auffällt, dann stimmt mit dem akademischen Betrieb in Deutschland etwas nicht.

  13. @Mona:
    Das ist ja ein “doller” Begriff: “Bulimie-Lernen”, den muss ich mir merken.
    Das unser Wirtschaftsystem an manchen Dingen krankt, steht ausser Frage. Das ist nicht nur das Verhältnis der Häuptlinge zu den Indianern, sondern da spielen noch einige andere Faktoren eine Rolle. Aber das will ich hier jetzt nicht weiter vertiefen. Wenn Sie sich dazu regelmässig informieren wollen, empfehle ich Ihnen die Nachdenkseiten oder die Webseite von Joachim Jahnke, der verschiedene Dinge etwas anders sieht als die NDS.

    @MK: Nö, nicht wirklich.
    Ich bin ja auch dafür, das die Grundlagen beherrscht werden. Und gerade weil Sie (und nicht nur Sie) solchen Wert auf die Fähigkeit des Abschätzens und der Näherungslösungen legen, hab ich ja geschrieben, dass das eigentlich schon in der Schule gelernt werden sollte. Ich hab es leider erst an der Fachhochschule gelernt (d.h. wirklich begriffen), als man uns im 2. Semester u.a in der Datenverarbeitung beigebracht hat wie Fliesskommazahlen im Rechner intern dargestellt werden und wie man diese Umwandlung von Hand macht, um beispielsweise von der Zahl 1,5 auf der Mattscheibe zur internen Darstellung der Bytefolge 02 00 c0 3f (Little Endian) zu kommen. Oder bei der Elektronik, wo man die letzten Nachkommastellen eines Rechenergebnisses nicht zu ernst nehmen solte, weil die Bauteile von Natur aus Toleranzen haben, die bei Spulen auch schon mal 20% betragen können. Das führt dann ganz automatisch dazu, das erste Berechungen für eine Schaltung nur Abschätzungen sein können. Im weiteren Entwurf sind dann entsprechende Massnahmen zu ergreifen, um diese Toleranzen in einem akzeptablen Rahmen zu setzen: Entweder man nimmt genauere Bauteile, die dann aber auch teurer sind oder man wählt andere Entwürfe der Grundschaltung, die man gerade einsetzt. – Ist auch Anwendung der Grundlagen, nur das Fachgebiet ist ein anderes.

    Die “Dichter und Denker” bezogen sich nicht speziell auf Ihren, bzw.allgemein den Ingenieursbereich, sondern auf’s gesamte Bildungssystem. Als Gesellschaft brauchen wir ja auch Leute, die beispielsweise Homers Ilias oder Keplers Astronomia Nova im Original lesen können. Die brauchen dann aber keine Satelliten zu steuern oder Schaltkreise zu entwerfen. Wenn Sie es trotzdem können oder auch was anderes, kann es uns als Gesellschaft nur nützen. – Voraus gesetzt natürlich, dass sie ihr “Hauptfach” beherschen und das Andere eher als Hobby betrachten. (In diesem Zusammenang hab ich gestern übrigens einen ganz interessanten Kommentar (5. Absatz) bei Carolin Liefke im Blog nebenan gefunden. 🙂 )

    Und was die Begriffe angeht, die ich da oben aufgezählt habe, so wollte hauptsächlich wissen, was Sie davon eher zu den Grundlagen oder eher zum Spezialwissen für die Missionsanalyse zählen. Dazu hab ich einfach mal in die Runde geworfen, was mir so eingefallen ist. Zuerst wollte ich diese Auflistung ja etwa so aufziehen:

    Mathematik: Vektor- und Matrizenalgebra, Vektoranalysis, gewöhnliche und partielle Differentialgleichnungen aufstellen und lösen, bzw. da sie sich ja oft nicht geschlossen lösen lassen, die entsprechenden numerischen Verfahren zur Näherungslösung kennen. Fourier- Laplace- und sonstige Transformationen und was sonst noch so alles im Bartsch bzw. Bronstein zu finden ist.

    Physik: abgesehen von dem Stoff, der in allen Ingenieuersfächern in den ersten Semestern geboten wird, …

    Das erschien mir dann jedoch zu allgemein, weil es für alle Ingenieursfächer gilt und nicht nur für die raumfahrtspezifischen Sachen. Deshalb hab ich dann das aufgezählt, was mir zur Raumfahrt so eingefallen ist. Ach ja, ich zitiere mich hier übrigens selbst: aus einem Entwurf des Kommentars vom 30.11.

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