Arbeitsgebiete II: Protokolle zur Neuromodulation bei Migräne

Das zweite übergeordnete Thema meiner Arbeitsgebiete ist die Entwicklung neuer Protokolle zur elektromagnetischen Stimulation des Gehirns bei Migräne. Das ist zunächst gar nicht so zukunftsorientiert wie es klingt. Solch ein Protokoll lautete z.B. im 1. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung so: man nehme einen Zitterrochen und lege ihn (lebendig) auf den eigenen Kopf. Der römische Arzt Scribonius Largus hat es sich ausgedacht.

neuromodulationMigräne

Und noch zu Zeiten der Erfindung der Leidener Flasche war die einzige praktische Anwendung der Elektrizität eine medizinische zur Schmerztherapie. In einem Buch über Elektromedizin aus dem 18. Jahrhundert wird der Fall eines Mannes beschrieben, der über einem Auge unerträgliche Schmerzen empfand. Das Protoll sah in diesem Fall vor über einen Zeitraum von 15 Minuten eine Leidener Flasche durch Funkenschlag sich entladen zu lassen und zwar auf die schmerzhafte Stelle. Dann ließ der Schmerz angeblich nach.

Die Nachahmung ist ausdrücklich nicht empfohlen, ebensowenig wie sich in eine elektrifizierte Badewanne zu setzen, sich diese in Miniaturform auf dem Kopf zu schnallen (beides 19. Jahrhundert), oder sich einen stromdurchflossenen Leiter mehrfach um den Kopf zu wickeln (20. Jahrhundert). Man mag über diese Versuche lächeln, doch Zukunft hat und braucht Herkunft.

Alle historischen Methoden kann man heute in zwei Formen einteilen. Die Reizstrom-Therapie und eine Wärme-Therapie, je nachdem wie man Gewebe stimuliert, ob mit Niederfrequenz bzw. Hochfrequenz. Die Wirkung der Reizstrom-Therapie ist dabei letztlich noch weitgehend unklar, wobei in einigen Formen angewendet auch Muskelgewebe eine tonusheraufsetzende Wirkung und bessere Durchblutung(Hyperämie) angenommen wird. Wie aber wirken elektromagnetische Felder in Gehirn?

Um im 21. Jahrhundert nicht völlig im leeren Raum Protokolle zu erfinden, helfen heute mathematische Modelle der Hirnfunktionen, die von Membranprotein bis zum ganzen Gehirn Fehlfunktionen abbilden.

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Markus Dahlem forscht seit über 20 Jahren über Migräne, hat Gastpositionen an der HU Berlin und am Massachusetts General Hospital. Außerdem ist er Geschäftsführer und Mitgründer des Berliner eHealth-Startup Newsenselab, das die Migräne- und Kopfschmerz-App M-sense entwickelt.

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