StarryNights – die größten Observatorien der Welt im Zeitraffer

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Seit Jahren sammelten sich auf diversen Astroreisen aufgenommene Zeitrafferclips auf meiner Festplatte und gammelten vor sich hin. Das muss nicht sein, dachte ich, und nahm mir einen Nachmittag zwei Tage eine Woche viel Zeit, um aus all dem verstreuten Bildmaterial einen kurzen Film zusammenzuschneiden, der mir der Veröffentlichung würdig erscheint. Voilà, hier ist er nun: StarryNights – meine Astrozeitraffer von 2011 bis 2014, eingekocht auf 6 Minuten 11 Sekunden! 

Update: Vielen Dank an universetoday.com für die freundliche Erwähnung meines Videos! “Glowing Galaxies Shine Above Trance-Like Telescopic Timelapse

Wie man solche Zeitrafferfilme selbst erstellt, hatte ich Anfang 2011 bereits hier im Blog beschrieben. Die damals genannten Tipps und Tricks gelten auch heute noch. Das endgültige Video habe ich schließlich mit dem Windows Movie Maker zusammengestellt. Sicher gibt es bessere Programme, aber der Movie Maker ist nun mal kostenlos und einfach zu bedienen.

Meine Zeitrafferfilme wollen sich gar nicht mit den viel besseren Werken professioneller Fotografen messen. Sie sind eher eine Art gepimpte Reiseerinnerung, die eher nebenbei entstand, während wir uns mit “tieferer” Astrofotografie und natürlich der visuellen Beobachtung beschäftigten.

Die Zeitrafferkamera bei der Arbeit. Im Hintergrund das die silberne Kuppel des 10,4m-GranTeCan- das derzeit größte optische Teleskop der Welt.
Die Zeitrafferkamera bei der Arbeit. Im Hintergrund das die silberne Kuppel des 10,4m-GranTeCan- das derzeit größte optische Teleskop der Welt.

Aufnahmeorte waren das Observatorium auf dem Roque de los Muchachos (La Palma), die ESO-Sternwarten La Silla und Paranal (Chile), Las Campanas (Chile) und der Nationalpark El Leoncito (Argentinien). Die Reisen machte ich meist im Team mit Georg Görgen, Amateurastronom und Astrofotograf der Monschauer Sternfreunde.

Unser besonderer Dank geht an die ESO, die Carnegie Institution for Science und das Instituto de Astrofísica de Canarias für die Unterstützung und die Möglichkeit, an diesen fantastischen Orten arbeiten zu können!

Letzte Vorbereitungen auf La Silla, Chile
Letzte Vorbereitungen auf La Silla, Chile

Unter den abgelichteten Teleskopen sind immerhin so illustre Exemplare wie das Very Large Telescope (das größte optische Interferometer der Welt), das GranTeCan (das größte optische Einzelteleskop der Welt) oder die MAGIC-Zwilligsteleskope (zwei der größten Luftschauer-Cherenkovteleskope der Welt). Spätestens, wenn E-ELT, GMT & Co. in Betrieb sind, stehen wir wieder auf der Matte…

Eignen sich wegen ihrer offenen 17m-Spiegel ganz besonders für Zeitrafferaufnahmen: die MAGIC-Zwillingsteleskope auf La Palma (hier MAGIC 2)
Eignen sich wegen ihrer offenen 17m-Spiegel ganz besonders für Zeitrafferaufnahmen: die MAGIC-Zwillingsteleskope auf La Palma, hier MAGIC 2 (Bild: Georg Görgen)

Zum Einsatz kamen Kameras vom Typ Canon EOS 350D, 450D und 600D, als Objektive setzten wir ein 17-50mm Zoom und ein 8mm Fischauge ein. Mal nutzen wir den Vollmond als natürliche Lichtquelle (weil die 350D zusammen mit dem Fischauge alles andere als lichtstark ist), mal fotografierten wir bei Neumond. Beides hat seinen Reiz: Bei Vollmond sieht mal weniger Sterne, dafür erkennt man die Kuppeln und Teleskope besser, bei Neumond kommt die Milchstraße natürlich viel besser zum Vorschein.

Die Belichtungszeiten lagen bei Vollmond um die 5 Sekunden (bei ISO 800), bei Neumond zwischen 15 und 40 Sekunden, mit ISO-Werten zwischen 3200 und 6400 und verschiedenen Objektiven und Blendeneinstellungen. Bearbeitet wurden die Bilder vor Erstellen des Films nicht mehr.

Unbestritten einer des besten Orte auf der Welt zum Sterne gucken und fotografieren: die VLT-Plattform des Paranalobservatoriums in Chile (foto: Georg Görgen)
Unbestritten einer des besten Orte auf der Welt zum Sterne gucken und fotografieren: die VLT-Plattform des Paranalobservatoriums in Chile (foto: Georg Görgen)

Welcher der Orte ist nun der beste? Schwer zu sagen. Die Historie von La Silla, die Gemütlichkeit von Las Campanas, die Eleganz des Paranal, die abgeschiedene Ruhe von El Leoncito oder die atemberaubende Lage des Roque auf einem Vulkan 2500 Meter über dem Atlantik – jeder Ort hat etwas ganz besonderes. Das darf man ruhig als Reiseempfehlung verstehen.

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Mit dem Astronomievirus infiziert wurde ich Mitte der achtziger Jahre, als ich als 8-Jähriger die Illustrationen der Planeten auf den ersten Seiten eines Weltatlas stundenlang betrachtete. Spätestens 1986, als ich den Kometen Halley im Teleskop der Sternwarte Aachen sah (nicht mehr als ein diffuses Fleckchen, aber immerhin) war es um mich geschehen. Es folgte der klassische Weg eines Amateurastronomen: immer größere Teleskope, Experimente in der Astrofotografie (zuerst analog, dann digital) und später Reisen in alle Welt zu Sonnenfinsternissen, Meteorschauern oder Kometen. Visuelle Beobachtung, Fotografie, Videoastronomie oder Teleskopselbstbau – das sind Themen die mich beschäftigten und weiter beschäftigen. Aber auch die Vermittlung von astronomischen Inhalten macht mir großen Spaß. Nach meinem Abitur nahm ich ein Physikstudium auf, das ich mit einer Diplomarbeit über ein Weltraumexperiment zur Messung der kosmischen Strahlung abschloss. Trotz aller Theorie und Technik ist es nach wie vor das Erlebnis einer perfekten Nacht unter dem Sternenhimmel, das für mich die Faszination an der Astronomie ausmacht. Die Abgeschiedenheit in der Natur, die Geräusche und Gerüche, die Kälte, die durch Nichts vergleichbare Schönheit des Kosmos, dessen Teil wir sind – eigentlich braucht man für das alles kein Teleskop und keine Kamera. Eines meiner ersten Bücher war „Die Sterne“ von Heinz Haber. Das erste Kapitel hieß „Lichter am Himmel“ – daher angelehnt ist der Name meines Blogs. Hier möchte ich erzählen, was mich astronomisch umtreibt, eigene Projekte und Reisen vorstellen, über Themen schreiben, die ich wichtig finde. Die „Himmelslichter“ sind aber nicht immer extraterrestrischen Ursprungs, auch in unserer Erdatmosphäre entstehen interessante Phänomene. Mein Blog beschäftigt sich auch mit ihnen – eben mit „allem, was am Himmel passiert“. jan [punkt] hattenbach [ät] gmx [Punkt] de Alle eigenen Texte und Bilder, die in diesem Blog veröffentlicht werden, unterliegen der CreativeCommons-Lizenz CC BY-NC-SA 4.0.

16 Kommentare

  1. Pingback:[SciLogs] StarryNights – die größten Observatorien der Welt im Zeitraffer - #Astronomie | netzlesen.de

  2. “jeder Ort hat etwas ganz besonderes. Das darf man ruhig als Reiseempfehlung verstehen.”

    In der Regel sind die Observatorien für gewöhnliche Besucher nicht zugänglich. Bekannte erzählten mir zwar, dass sie mal das Observatorium in Las Palmas besucht hätten, aber das war am Tag der offenen Tür. Ist es Amateurastronomen überhaupt möglich eines der vorgestellten Observatorien zu besuchen und einen Blick auf die Sterne zu werfen?

    • Jedes der Observatorien kann man bei Tag besuchen. Bei Paranal und La Silla gibt es feste Besuchstermine, bei Las Campanas muss man privat etwas vereinbaren (Englisch- oder Spanischkenntnisse sind da sehr nützlich, wenn nicht Grundbedingung). El Leoncito ist eine Sternwarte mit umliegendem Nationalpark, letzteren kann man frei und kostenlos besuchen, dort campen und den Himmel genießen, Tag und Nacht. Die Sternwarte bietet auch Tag- und Nachtführungen an.

      Die Sternwarten auf La Palma kann man bei Tag besuchen (da gibt es ein bestimmtes Schema/Öffnungszeiten). Tags über kann man über das Gelände fahren (muss man auch, um zum Roque-Aussichtspunkt zu kommen. Nachts ist das Gelände für Autos gesperrt, per Pedes kann man aber hinaufgehen. Man benötigt eine Erlaubnis, um sich dort Nachts aufzuhalten (wir hatten natürlich eine), was aber viele Amateurastronomen nicht davon abzuhalten scheint, einfach so auf das Gelände zu gehen. Motto: wer will uns Nachts schon finden? Es gibt aber auch außerhalb der Sternwarte genügend Plätze fürs Sternegucken (z.B. entlang der Paßstraße zum Roque.)

      • Ich war anscheinend von dem Film so beeindruckt, dass ich oben “Las Palmas” anstatt “La Palma” geschrieben habe. Sorry! Danke auch für die Informationen. Falls ich mal in die eine oder andere Gegend komme, werde ich auf jeden Fall beim dortigen Observatorium vorbeischauen.

  3. Hi Jan,
    toller Film, ich bin wirklich beeindruckt.
    Dürfen wir damit unsere Besucher bei den öffentlichen Führungen in den Schlaf wiegen ? 😉
    Viele Grüße aus Aachen,
    Ulli

  4. Meinen Glückwunsch. Eine Sauarbeit muss das gewesen sein, aber das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Ich nehme an, die langsamen Schwenks hast du mit deiner Astrotrac-Reisemontierung gemacht?

    • Nein, die vertikalen Schwenks sind rein softwaremäßig. Der Grund: Die Kamerabilder sind leider nicht im 16:9-Format. Ich hab also nur die Möglichkeit, das Bild zu verzerren (sieht meist nicht gut aus), zu beschneiden (mach ich ungern) oder schwarze Balken stehen zu lassen (bäh). Was also habe ich gemacht: ich habe in das Bild reingezoomt, bis die Balken verschwinden und dann einen vertikalen Schwenk gemacht. Gefiel mir gut, und geht mit Movie Maker per Mausklick. Paranal habe ich beschnitten (daher bewegt sich da nix, es ging nur uninteressanter Boden verloren).

      Der horizontale Schwenk am Schluss ist echt. Mit einer Astrotrac geht das aber nur max. ~1,5 Stunden, dann ist die Mechanik am Anschlag. Gemacht habe ich den Schwenk (gezeigt ist nur ein Ausschnitt, der Clip umfasst insgesamt fast 20 Stunden von Sonnenuntergang bis -aufgang) mit einer simplen EQ1 (Polachse in den Zenit gedreht). 2011, als dieser Clip entstand, hatte ich noch keine Astrotrac.

      • Dein Artikel hat mich aber auf die Idee gebracht, es einmal mit einem Film aus einer Kette von nachgeführten Weitfeld-Aufnahmen zu versuchten. Da würde ich beispielsweise den Sternhimmel mit kurzer Brennweite mit einem ausgewählten Sternbild in der Bildmitte in unveränderter Lage und Ausrichtung von Sonnenuntergang bis Mitternacht fotografieren und daraus einen Film zusammensetzen. Meine (simple) Fotomonierung ist nicht mechanisch zeitbegrenzt, sondern sie hält so lange durch wie die Batterie.

        • Die herstellermäßig vorgesehene 9V-Batterie meiner ehemaligen EQ1-Nachführung hielt keine Nacht durch (da können die auf ihren Webseiten schreiben, was sie wollen). Ich habe mir daher einen 12V Li-Ionen-Akku im Internet gekauft (mit angeblich 10 Ah, stimmte natürlich auch nicht, war höchstens die Hälfte). Dann einen Adapter von 12V auf 9V gebastelt, eine Buchse in das EQ1-Motorgehäuse reingebaut, und gut is.

          Im Billigsegment findet man selten etwas, das sinnvoll und gut ist. Mit etwas Basterlarbeit kann man aber auch daraus brauchbares Zubehör machen.

          • Für mich kommt nichts infrage, das nicht mit 12V klarkommt. Dann habe ich mir eine tragbare Blei-Gel Starterbatterie fürs Auto im Baumarkt besorgt. Das reicht immer die ganze Nacht. Egal ob mit Fotomontierung oder GoTo.

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