Fünf kleine Fotos täglich für mehr Dankbarkeit und Glück

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Immer weniger Menschen in Deutschland können sich ein Leben ohne Smartphone und Co. vorstellen. Unzählige elektronische Helfer denken und dokumentieren für uns – wenn wir wollen rund um die Uhr und fast überall. Doch nicht jeden macht das glücklicher. Wie können wir es schaffen, trotz zunehmender Reizüberflutung und immer raffinierterer Technik achtsamer und damit glücklicher und gesünder durchs Leben zu gehen?

Elchfotograf

Das Prinzip der “Mindfulness”

Achtsamkeit (“Mindfulness”) beschreibt eine besondere Form der Aufmerksamkeitslenkung: Das gegenwärtig Erlebte wird im Augenblick und nicht wertend wahrgenommen. Achtsamkeitsübungen entstammen ursprünglich aus der buddhistischen Meditationspraxis.

Teilten wir unser Glücksempfinden auf, entfiele etwa die Hälfte auf unsere Grundeinstellung, 10 Prozent auf unsere Lebensumstände und immerhin 40 Prozent auf Dinge, die wir aktiv beeinflussen können. Die Erkenntnisse der Neuroplastizität zeigen, dass unser Gehirn ein Leben lang veränderungs- und lernfähig ist. Serendipität, das Entdecken glücklicher Zufälle, ist trainierbar. Dieses Wissen gilt es im positiven Sinn zu nutzen.

Mittlerweile werden achtsamkeitsbasierte Elemente erfolgreich mit Maßnahmen aus der Kognitiven Verhaltenstherapie kombiniert und beispielsweise zur Stressreduktion oder auch zur Rückfallprävention von Depressionen, Suchterkrankungen und Borderlinestörungen eingesetzt.

Für die Psychotherapieforscher und Entwickler der Achtsamkeitsbasierten Kognitiven Therapie (“Mindfulness Based Cognitive Therapy”, MBCT), Zindel V. Segal (University of Toronto), J. Mark G. Williams und John D. Teasdale (University of Oxford) ist Achtsamkeit in erster Linie ein Lebensprinzip anstatt einer kurzfristigen therapeutischen Strategie. Dies lässt vor allem präventive Ansätze vielversprechend erscheinen.

Achtsame Fotografie: Eine simple Methode, um glücklicher zu leben

Eine einfache Übung, die Gegenwart bewusster wahrzunehmen, Stress abzubauen und glücklicher durchs Leben zu gehen, beruht auf der Tatsache, dass Zufriedenheit auf Dankbarkeit basiert. Leider ignorieren wir dies in unserem hektischen Alltag viel zu oft.

Die Fotografie bietet eine einfache Hilfe, uns an die vielen kleinen Dinge zu erinnern, die unser Leben täglich bereichern. Die US-amerikanischen Psychologinnen und Glücksforscherinnen Jamie Kurtz (James Madison University) und Sonia Lyubomirsky (University of California, Riverside) empfehlen diese “Achtsame Fotografie“”(“Mindful Photography”) als Gedankenstütze für die Aspekte in unserem täglichen Leben, die uns wichtig sind, die wir aber oft zu wenig würdigen.

In einer Studie leiteten die Wissenschaftlerinnen ihre Studenten dabei wie folgt an: “Was würden Sie aufnehmen, wenn Sie wollen, dass jemand versteht, wer Sie sind und was Ihnen am wichtigsten ist? Natürlich ist das sehr persönlich und individuell verschieden. Für einige kann das ein Sportgerät sein, eine Erinnerung an einen Moment mit einem geliebten Menschen oder auch ein Buch. Nehmen Sie sich mindestens 20 Minuten Zeit und machen Sie fünf Fotos von diesen Dingen. Nehmen Sie diese Aktivität ernst, ohne dabei zu hetzen.”

Fokus und Perspektive!

Auch wenn es im Zeitalter der Smartphones und sozialen Medien nie einfacher und üblicher war, ständig Fotos von allem zu schießen und auszutauschen, sollten wir uns auf etwa fünf Fotos pro Tag beschränken. So konzentrieren wir uns auf das, wofür wir wirklich dankbar sein wollen. Dieses Prinzip hat noch einen Vorteil: Die Kamera verhilft uns zu einer anderen Perspektive. Die Linse wird zum dritten Auge – für mehr Schönheit, Sinn, Wertschätzung und Serendipität.

Viel Spaß und Glück beim achtsamen Fotografieren! Zeichnen oder Malen sind natürlich auch Alternativen.

 ApfelstrudelAchtsame Fotografie: Es darf auch ruhig (mal) das Essen sein…

Quelle / weiterführende Literatur:

 

 

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Veröffentlicht von

Dr. Karin Schumacher bloggte zunächst als Trota von Berlin seit 2010 bei den SciLogs. Nach dem Studium der Humanmedizin in Deutschland und Spanien promovierte sie neurowissenschaftlich und forschte immunologisch in einigen bekannten Forschungsinstituten, bevor sie in Europas größter Universitätsfrauenklinik eine Facharztausbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe abschloss. Hierbei wuchs das Interesse an neuen Wegen in der Medizin zu Prävention und Heilung von Krankheiten durch eine gesunde Lebensweise dank mehr Achtsamkeit für sich und seine Umwelt, Respekt und Selbstverantwortung. Die Kosmopolitin ist leidenschaftliche Bergsportlerin und Violinistin und wenn sie nicht gerade fotografiert, schreibt oder liest, dann lernt sie eine neue Sprache. Auf Twitter ist sie übrigens als @med_and_more unterwegs.

4 Kommentare

  1. Der eigentliche Grund ist nicht die Technik , sondern der Drang , unbedingt dazugehören zu wollen.

    Als ob es eine Pflicht gäbe , ein smartphone zu besitzen oder in einem sozialen Netzwerk präsent zu sein.

  2. Tolle Idee, die eigene Umgebung mal aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten. Ich selbst fotografiere leidenschaftlich gerne, habe mein Hobby aber noch nie aus diesem Blickwinkel betrachtet. Aber ich kann den Aussagen des Blogartikels nur zustimmen: Fotografieren hilft beim Fokussieren der Aufmerksamkeit und somit beim aktiven Entspannen. Man erlebt das Leben durch die Fotolinse wie in Zeitlupe, und kann die erlebten Eindrücke quasi einfrieren.

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