#scilogs16: Bloggergipfel-Premiere in Wiesloch

#scilogs16 - Präsentation durch Carsten Könneker

Die SciLogs sollen noch besser werden. Damit dies gelingt, pilgerten die Blogger zu ihrem legendären Jahrestreffen erstmalig ins badische Wiesloch. Ein voller Erfolg, denn es war wie immer spannend und äußerst inspirierend.

Ein Ort, der Geschichte(n) schrieb

Wo um Himmels Willen ist die nächste Apotheke? Diese Frage muss Bertha Benz sich gestellt haben, als ihr 1888 auf der ersten motorisierten Langstreckenfahrt nach Pforzheim mit dem Vehikel ihres Gatten einige Kilometer hinter Mannheim der Sprit ausging. In Wiesloch fand sie das Gesuchte: Lingroin, besser bekannt als Waschbenzin. So endete die berühmte Jungfernfahrt nicht bereits im Kraichgau. Die Stadt-Apotheke ging ein in die Annalen als erste Tankstelle der Welt.

Auch die SciLogs-Premiere in Wiesloch war ein voller Erfolg. Richard Zinkens fantastische Fotos sprechen mehr als 1000 Worte. Darüber hinaus sprießen die Berichte über das mittlerweile legendäre Treffen diesmal wie Pilze aus dem Boden -vielleicht auch ein Effekt des Klimas an diesem Wochenende in der Region.

#scilogs16 - WetterDas Wieslocher Wetter passte eigentlich fast perfekt zum Anlass.

So weiß ich dank Gunnar Ries’ mineralogisch versiertem Bericht, was ich verpasst habe: Hätte ich vielleicht doch lieber etwas mehr das auf dem Hotelzimmer angebotene Edelsteinwasser statt des recht schmackhaften Grauburgunders beachten sollen? Immerhin stand ich, anders als von Denkmal-Expertin Eva Bambach befürchtet, am Sonntagmorgen im strömenden Regen vor der Stadt-Apotheke, um etwas gegen den Kater zu tun das Bertha-Benz-Monument für die Nichtanwesenden zu dokumentieren:

#scilogs16 - Stadt-Apotheke mit Bertha-Benz-Denkmal in WieslochHier wurde Automobil-Geschichte geschrieben: Stadt-Apotheke mit Bertha-Benz-Denkmal in Wiesloch.

Auf zu neuen Gipfeln…

Leider konnten dieses Jahr – oft krankheitsbedingt – weniger kommen als zu den Treffen zuvor. Diejenigen, die wie Michael Blume dann doch noch den richtigen Weg zwischen Bahnhof und dem nach einigen Kilometern nicht mehr zu übersehenden Tagungsort Palatin dem Regen zum Trotz mehr oder weniger auf Anhieb fanden, waren dafür umso fröhlicher und motiviert, die Zukunft der SciLogs mitzugestalten.

In einem inspirierenden Impulsvortrag demonstrierten Daniel Lingenhöhl, Lars Fischer und Carsten Könneker die positive Entwicklung der Onlineseiten von Spektrum der Wissenschaft: Schönere Beiträge und mehr Leser dank einheitlicherer Strukturen, mehr Konsistenz beim Schreiben und einem Layout, das sich auf verschiedenen Endgeräten gleich gut genießen lässt. Nun sollen auch die SciLogs in diesem Sinne professionalisiert werden und enger mit Spektrum der Wissenschaft verschmelzen.

#scilogs16 - Präsentation durch Carsten KönnekerSciLogs-Erfinder und Bergfreund Carsten Könneker über Erfolge und Pläne für die Zukunft.

Mit Wissen ist es so ähnlich wie mit der Liebe: Es kann sich nur vermehren, wenn es geteilt wird. In den anschließenden Workshops diskutierten wir dann intensiv in Kleingruppen weiter wie Wissensvermittlung schmackhafter werden kann.

Dank Snapchat, Periscope und Co. können Forschungserlebnisse und Versuchserfolge mittlerweile quasi in Echtzeit präsentiert werden. Jeder, der ein Smartphone besitzt, verfügt über ein relativ einfaches Tool zur Herstellung von Filmen in immer professionellerer Qualität. Der Kreativität sind somit kaum noch Grenzen gesetzt.

Doch was nützt das ganze Schaffen, wenn am Ende nicht nur der Hahn, sondern auch der legendäre Geist der Blogger im pfälzischen Deidesheim, dem bisherigen Blogger-Mekka, zurückgelassen wurde? In vino veritas – dies wissen Gelehrte und Bloggende schon seit ihren Anfängen.

Daher beschworen wir auch dieses Jahr unseren Schutzheiligen: Die Wanderung zum Winzerkeller Wiesloch gelang dank ortskundiger Führung von Spektrum-Redakteurin Antje Findeklee anders als noch zu den Anfängen der Blogger-Pilgermärsche diesmal auf Anhieb und ohne Umwege. So konnten wir andächtig und staunend einige edle Tropfen dieser größten Weinkellerei im Kraichgau und in der Badischen Weinstraße genießen.

Noch eine Premiere

Pilgern weckt nicht nur Erkenntnisse, sondern auch Hunger. Zurück im Hotel gab es ein üppiges Buffet und drei Laudationes, welche die Wahl wirklich schwer machten. Schließlich musste noch vor dem Dessert der diesjährige Scilogs-Preis vergeben werden: Die von Tobias Maier vorgeschlagene Anna Müllner und ihr Blog 1IFE5CIENCE oder vielleicht Gesche Schifferdeckers Favoritin Tania Gabriele Baudson vom Hochbegabungs-Blog? Um die Wahl noch schwerer zu machen, schlug Philipp Schrögel noch den diesmal leider nicht anwesenden Thomas Grüter (Gedankenwerkstatt) vor. Am Ende lag Tania knapp vorn und wurde damit zur ersten weiblichen SciLogs-Preisgewinnerin. Allen hier nochmals herzlichen Glückwunsch!

#scilogs16-Preisträgerin Tania BaudsonFreude und Überraschung bei SciLogs-Preisträgerin 2016 Tania G. Baudson (Hochbegabung), während Organisatorin Ann-Kristin Ebert mit dem Präsentkorb und SciLogs-Erfinder Carsten Könneker mit der Urkunde nahen.

Der Inhalt der Gewinnerkörbe reicht bei medizinisch empfohlener Dosierung vermutlich einige Jahre. Annas Erleichterung war jedenfalls deutlich sichtbar als sie erfuhr, dass die Ehrung die Lieferung frei Haus umfasste und sie nicht auch noch mit dem Korb im Gepäck durch den Wieslocher Regen zur Bushaltestelle laufen musste.

#scilogs16 - Korb von @Adora_Belle_ Überraschte Freude auch bei der zweiten SciLogs-Preissiegerin Anna Müllner (1IFE5CIENCE, in der Twitter-Szene auch bekannt als @Adora_Belle_) über für alle Gewinner gleich schweren Korb.

Bildrechte und andere Herausforderungen

Am nächsten Morgen ging es erstaunlich früh und beachtlich munter weiter mit einer angeregten Diskussion über die immer zahlreicher werdenden Fettnäpfchen bei den Bildrechten. Am sichersten ist es, eigene Bilder und Graphiken zu verwenden. Doch was tun, wenn man sein Werk, so wie Carolin Liefke eine Graphik über den Transit des Exoplaneten Tr-ES2, durch Zufall zur Rezension und mit dubioser Quellenangabe im Buch eines anderen Autors wiederfindet? So schön es ist, Wissen zu teilen, so toll ist es auch, sich und seine Mitmenschen zu achten und entsprechend zu respektieren.

Respekt und Dank gebühren jedenfalls den Geschenktaschen, die wir diesmal nach Hause tragen durften: Wein, Powerbank, T-Shirt und intelligente Jutesäcke konnten bereits mehr oder weniger intensiv praktisch erprobt werden.

Eine Reise, die ist lustig (oder: Wissenshungrige im Zustand nach Wiesloch in der DB)

Nur ein (eingeschaltetes) GPS hätte vielleicht noch helfen können, um uns bei unserer Abreise vor dem fast schon fliegenden nagelneuen Wieslocher Renn-Taxi zu bewahren. Immerhin las uns der gute Mann gefühlt schon fast in Pforzheim auf, um uns dann noch noch in Windeseile und gerade rechtzeitig am richtigen Bahnhof abzusetzen.

Was hätte wohl Bertha Benz dazu gesagt? Hatten wir es doch geschafft, in der Ringstraße in die falsche Richtung in den Bus einzusteigen und erst hinterher nachzufragen. Zumindest konnten wir so Michael Blumes Beobachtung bestätigen, dass drei Doktortitel und ein Busfahrplan noch nicht zum richtigen Ziel führen. Zum Glück machte der Wieslocher Regen für uns während unseres Experimentes eine kleine Pause.

Weinproben und kurze Nächte (zumindest was den Schlaf betrifft) verbessern weder Zielsicherheit noch Kommunikationsfähigkeit zur rechten Zeit. Aber warum sollte es Bloggern besser gehen als Ärzten im Zustand nach Nachtdienst? Das Krankenhauspersonal streikt ja bekanntermaßen immer mal wieder dagegen, wenn auch bislang mit eher mäßigem Erfolg.

Als wir uns daher in der Bahn weigerten, mit unserer neuen Dienstkleidung im Bordbistro anzutreten, stoppte der Zug fast mitten in der Wildnis, wo wir aussteigen durften. Erst nach der Anfertigung einiger Werbeaufnahmen konnten wir wieder einsteigen und weiterfahren. Zwar verpassten wir danach den geplanten Sprinter nach Berlin, hatten dafür aber umso länger Gelegenheit für weiteren Spaß und angeregte Diskussionen. Thank you for traveling for and with… SciLogs!

Auch an dieser Stelle nochmals vielen Dank an alle, die dies ermöglicht haben.

#scilogs16 - Traveling with Deutsche BahnSciLogger in neuer Dienstkleidung auf dem Weg in den Norden mit unerwartetem Zwischenstopp auf dem Zentralbahnhof Darmstadt/Eberstadt (von rechts nach links: Claudia Davenport (Von Mäusen und Menschen), René Krempkow (Über das Wissenschaftssystem), Marita Genesis (Abenteuer Geschichte) und Karin Schumacher (aka Trota von Berlin).

Zu guter Letzt – noch etwas, dass ich in Wiesloch gelernt habe: Am häufigsten werden Blogs am Donnerstag gelesen. Hier habt ihr! Viel Spaß! 🙂

Und da Fotos mehr als Worte sagen, gibt es hier noch einen Extra-Bildbericht über das Bloggertreffen.

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Dr. Karin Schumacher bloggte zunächst als Trota von Berlin seit 2010 bei den SciLogs. Nach dem Studium der Humanmedizin in Deutschland und Spanien promovierte sie neurowissenschaftlich und forschte immunologisch in einigen bekannten Forschungsinstituten, bevor sie in Europas größter Universitätsfrauenklinik eine Facharztausbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe abschloss. Hierbei wuchs das Interesse an neuen Wegen in der Medizin zu Prävention und Heilung von Krankheiten durch eine gesunde Lebensweise dank mehr Achtsamkeit für sich und seine Umwelt, Respekt und Selbstverantwortung. Die Kosmopolitin ist leidenschaftliche Bergsportlerin und Violinistin und wenn sie nicht gerade fotografiert, schreibt oder liest, dann lernt sie eine neue Sprache. Auf Twitter ist sie übrigens als @med_and_more unterwegs.

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