Das Leben ist kein Ponyhof 16 – mit Judotricks gegen einen Gepanzerten

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Wie würde ein Kampf zwischen einem sehr beweglichen und einem schwer gepanzerten Gegner wohl aussehen? Vermutlich würde mancher auf die Panzerung setzen. Aber nicht immer ist die von Vorteil. Das kann man sehr gut bei dem Zweikampf der Spinne aus der Art Loxosceles gaucho und einem Weberknecht sehen.

LoxoscelesGaucho
Loxosceles gaucho, Brasilien. Foto Philipe de Liz Pereira (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:LoxoscelesGaucho.jpg), „LoxoscelesGaucho“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode , via Wikimedia Commons
Weberknechte mögen uns vielleicht als zerbrechlich erscheinen, sie haben aber einige recht raffinierte Verteidigungsstrategien, die unter anderem auch die Stinkdrüsen beinhaltet. Allerdings ist diese Verteidigung recht kostspielig. Daher verlassen sich die recht gut gepanzerten Weberknechte aus der Familie der Schneider (Phalangiidae) zuerst auf ihr stabiles Exoskelett. Dieses ist meist ausreichend, um eine angreifende Spinne vor ein kaum zu lösendes Problem zu stellen. Ein Angreifer könnte nur sehr wenige Schwachstellen im Panzer der Schneider auszunutzen, und dazu müsste er seine Beute entsprechend fixieren können, damit die Mundwerkzeuge am Panzer nicht abgleiten.

Hier kommt nun unsere Spinne Loxosceles gaucho der Familie der Sicariidae ins Spiel. Sie lebt im Brasilien und man hat in ihren Netzen wiederholt die Überreste von Schneidern gefunden. Sie scheint also einen Weg gefunden zu haben, die Rüstung ihrer Beute zu durchschlagen. Um herauszufinden, wie die Spinne ihre gepanzerte Beute schlagen kann, wurden die Spinnen ins Labor verfrachtet und bei der Arbeit beobachtet.

Die Spinne nähert sich vorsichtig ihrer und befühlt dabei ständig ihre potentielle Beute, um die Schwachstellen im Panzer zu finden. Da sie schneller ist als der Schneider, kann sie jeden Fluchtversuch rasch unterbinden.
Außerdem wenden sie einen Trick an, der einen an einen Judo-Haltegriff erinnert, um den Hinterleib des Schneiders auf den Boden zu drücken. Auf diese Weise wird die beute regelrecht bewegungsunfähig gemacht. Hat die Spinne die Schwachstellen im Exoskelett gefunden, bringt sie dort die tödlichen Bisse an.

Einige Fragen sind aber noch ungeklärt. Wenden die Spinnen bei allen Beutetieren eine vergleichbare Taktik an, oder nur bei den gepanzerten Schneidern? Und wenn, ist die Anwendung angeboren oder wird sie erlernt?

Vermutlich werden uns Spinnen noch so manches Mal überraschen. Sie sind also alles andere als eklig und wir sollten sie, wenn sie uns in unseren Behausungen begegnen, mit etwas mehr Respekt begegnen.

 

 

Segovia, J., Del-Claro, K., & Willemart, R. (2015). Delicate fangs, smart killing: the predation strategy of the recluse spider Animal Behaviour, 101, 169-177 DOI: 10.1016/j.anbehav.2014.12.025

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

1 Kommentar

  1. So machte man das auch vor 500 Jahren als die Panzerung in Europa ihren höhepunkt hatte. In die Lücken stechen und zu boden ringen. Das unsere Krabbelfreunde solche taktiken kennen ist faszinierend und sollte uns dran erinnern wie viel wir von der natur lernen können.

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