Der Vetlesen Preis 2015 geht an Stephen Sparks

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Der Vetlesen Preis 2015, quasi das Pendant der Geowissenschaften zu den Nobelpreisen, geht an den Vulkanologen Stephen Sparks von der Universität Bristol.

Jedes Jahr im Herbst wird in vielen Medien und Blogs spekuliert, wer die aktuellen Nobelpreise gewinnen könnte. Und nach der Bekanntgabe werden viele Artikel dann viele Beiträge über die preiswürdigen wissenschaftlichen Erkenntnisse und ihre Wissenschaftler verfasst. Vermutlich wird man mir gerne zustimmen, dass ein Nobelpreis einem Wissenschaftler eine beachtliche Popularität auch jenseits der Scientific Comunity garantiert. Die Nobelpreise werden laut ihrem Stifter an diejenigen ausgeteilt , die im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben.

Nun kann man sicher darüber streiten, ob denn Physik, Chemie und Physiologie/Medizin die einzigen Wissenschaften darstellen, welche diesem Kriterium genüge tun, selbst wenn man unter Physiologie/Medizin auch noch Biologen mit verhaftet (das soll nicht despektierlich gegenüber diesen Disziplinen sein, nicht dass man mich hier falsch versteht). Nicht zuletzt erreichen manche Nobelpreisträger regelrecht den Status eines Popstars der Wissenschaft, der Preis alleine garantiert ihnen oftmals das Ohr der Journalisten und auch vieler Politiker. Ich schließe mich aber Karl Urbans Klage an, dass es keinen Nobelpreis für zum Beispiel, Geowissenschaften gibt. Denn auch die modernen Geowissenschaften (deren große Triumphe, das muss ich Alfred Nobel zugute halten, zum größten Teil erst nach seiner Zeit erzielt wurden) dürften den Nobel´schen Kriterien durchaus genüge tun. Die Bedeutung der Geowissenschaften in unserer Zeit ist kaum zu überschätzen (OK, das gilt ja auch für die „Nobelpreis-Disziplinen“, aber die haben ja schon ihren Preis).

Vielen Medien beachten Wissenschaft meist nur am Rande und die Nobelpreise beanspruchen einen großen Teil dieser geringen Aufmerksamkeit. Das führt das zu einer gewissen Missachtung anderer, nicht bei den Nobelpreisen vertretener wissenschaftlichen Disziplinen, die schlicht und ergreifen unterrepräsentiert sind. Dabei gehen viele Themen (und ich bleibe hier mal bei den Geowissenschaften, aber es würden sich sicher auch leicht Beispiele aus anderen nicht-Nobel-Disziplinen finden) unter, die letztlich uns alle angehen, seien es die Versorgung mit Rohstoffen sowie die Risiken deren Förderung, der Klimawandel, Die Böden und ihre Dienste für unsere (aber nicht nur) Ernährung und nicht zuletzt der Schutz vor den Auswirkungen unserer dynamischen Erde (aka Naturkatastrophen).
So, aber nun genug lamentiert. Es gibt in den Geowissenschaften ja durchaus einige Preise, die es an (zumindest internem) Prestige durchaus mit dem Nobelpreis aufnehmen könnten (Karl Urban hat einige vorgestellt).

Einer davon ist der in mehr oder weniger zweijährigem Rhythmus vom Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University verliehene Vetlesen Preis, der nach seinem Stifter, dem norwegischen Unternehmen Georg Unger Vetlesen benannt wurde. Eines der Ziele der Stiftung war ein Nobelpreis-Äquivalent für die Geowissenschaften zu schaffen.

Dieses Jahr wurde der Vetlesen Preis an den britischen Vulkanologen Stephen Sparks verliehen. Sparks studierte und promovierte am Imperial College. Seine mehr als 330 Veröffentlichungen decken weite gebiete der Vulkanologie, aber auch der Petrologie ab, darunter auch die Stabilität von Eruptionswolken und die Fazits der Ignimbrite, also der Ablagerungen von pyroklastischen Strömen. Auch wenn viele Leute vielleicht auf die Lavaströme tippen würden, dürften pyroklastische Ströme dürften vermutlich die zerstörerischsten und tödlichsten Kräfte sein, die ein Vulkan freisetzen kann. Und gerade hier waren Stephen Sparks Forschungen wegweisend.
So war Sparks beispielsweise einer der Forscher, welche den Ausbruch des Soufrière Hills Vulkans auf Montserrat untersuchten und damit die Risiken für die auf der Insel ansässige Bevölkerung. Die Erforschung der von Vulkanen ausgehenden Georisiken ist auch das Ziel des CARIBRISK-Projektes, welches die Gefahren der Vulkane in der Karibik, aber auch in den nördlichen Anden und Mittelamerika für die dort ansässige Bevölkerung erforscht und an dem Stephen Sparks federführend mitarbeitet.

Gerade der Ausbruch des Soufrière Hills Vulkans gilt heute als Vorbild für die Überwachung aktiven Vulkans und der daraus resultierenden Beratung der Behörden. Der Ausbruch des Vulkans begann am 18. Juli 1995 und wurde rasch so heftig, dass bereits am 21 August der Südteil mit der Inselhauptstadt Plymouth der Insel evakuiert werden musste. Noch bis in den Dezember 1997 nahm die Eruption an Heftigkeit zu. Immer wieder auftretende pyroklastische Ströme führten zu großflächigen Verwüstungen. Dennoch kamen bei den Ausbrüchen vergleichsweise wenig Menschen ums leben darunter beispielsweise 19 Farmer, welche sich weigerten, ihre Felder zu verlassen.

Stephen Sparks wurde bereits 1998 mit der Muchison Medaille der Geological Society of London ausgezeichnet, 2011 erhielt er ihre renommierte Wollaston Medaille.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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