Tödlicher Bergsturz in China (Video)

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Letzten Donnerstag kam es in Sichuan, im Kreis Mào Xiàn zu einem dramatischen Bergsturz, bei dem mindestens 11 Menschen ums Leben kamen und rund 19 schwer verletzt wurden. Das Geschehen wurde von einer Armaturenbrett-Kamera aufgezeichnet. Die Dinger scheinen sich auch in China einiger Beliebtheit zu erfreuen. Das Video selber ist nicht für schwache Nerven, das nur vorher als Warnung.

Der eigentliche Felssturz findet weiter vorne statt und hat augenscheinlich die Fahrzeuge bereits zum Halten gebracht. Bemerkenswert ist die hohe Geschwindigkeit, mit der die Felsbrocken zu Tal gehen. Die zum teil recht großen Felsbrocken erreichen eine verheerende Wucht, wenn sie auf die abgestellten Autos (das Auto mit der Kamera an Bord wird ebenfalls getroffen) oder, was noch schlimmer ist, Menschen treffen. Man kann die Panik der Menschen, die von diesem Ereignis getroffen werden, sehr gut nachvollziehen. Die Felsbrocken springen in einer chaotischen Weise über den abschüssigen Hang. Dies zusammen mit ihrer Geschwindigkeit macht es den Menschen sehr schwer, ihnen auszuweichen.
Eine einigermaßen funktionierende Taktik zeigt der Mann vorne rechts im Film, der sich unterhalb der Mauer in einen Graben kauert. Die Felsbrocken springen über ihn hinweg, ohne ihm nahe zu kommen. Diese Taktik würde sich aber als tödlich herausstellen, wenn der gesamte Hang ins Rutschen käme.

Eine andere Person im Hintergrund (von dem Bearbeiter des Films bei Youtube rot eingekreist) hat hier weit weniger Glück. Ein relativ großer und sehr schnell herab fallender Fels trifft sie. Ob und wie schwer sie dabei verletzt wurde, ist nicht ersichtlich, ich möchte aber vermuten, dass so ein großer Brocken durchaus zu schweren Verletzungen führen kann, besonders wenn er den Kopf trifft. Die betreffende Person kann aber, zumindest mit fremder Hilfe, anschließend den Gefahrenbereich verlassen.
Gegen Ende des Videos hat der Mann im Graben noch einmal etwas Glück, als ein Felsbrocken über die Mauer nicht weit von ihm entfernt über die Mauer fällt.

 

Via Landslide Blog

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

7 Kommentare

  1. Erstaunlich dass nur gerade zwei Personen Schutz vor den herabrollenden Steinen unter der Mauer suchen. So etwas wie Schwarmintelligenz scheint es in einer solchen Situation nicht zu geben.

  2. Halte ich nich für ganz so erstaunlich.

    Solange es bei den Felsbrocken bleibt, mag die Mauer ein sicherer Ort sein, aber was wenn es neben den Felsen noch zu einem Erdrutsch kommt, der die Straße unter sich begräbt. Dann haste auch an der Mauer keine Chance mehr.

    So schnell wie es geht aus dem Gefahrenbereich wegzulaufen klingt schon vernünftigt. Vernünftiger wäre es wohl, an der Mauer langzulaufen.

    • Situation einschätzen und dann informiert handeln sollte die Devise sein. Im Video hat man den Eindruck, die Steine rollen von weiter oben herunter, nach einem lokalen Hangrutsch – wie er bei durchnässtem Boden vorkommt – sieht es nicht aus.
      Noch zur Empfehlung: “So schnell wie es geht aus dem Gefahrenbereich wegzulaufen klingt schon vernünftigt. “
      Weglaufen ist hier zu spät, denn die Steine rollen ja bereits in den Kamerabereich herein. Wer wegläuft bewegt sich also in einem Gesteinshagel.

      • Sie mögen die Situationen einschätzen zu können. Wenn Sie schreiben
        “Im Video hat man den Eindruck, die Steine rollen von weiter oben herunter, nach einem lokalen Hangrutsch – wie er bei durchnässtem Boden vorkommt – sieht es nicht aus.”
        haben sie wohl Erfahrungen mit Hängen und wissen, wann es zu einem Erdrutsch kommt und wann nicht. Ich kenne mich mit sowas überhaupt nicht aus und hätte in dieser Situation sicher die Angst, dass da noch mehr runterkommt. Warum forder der Typ an der Mauer denn die Leute nicht auf, an der Mauer langzulaufen. Wenn er weiß (?), dass er da sicher ist, könnte er so Leben retten.

        • Gute Frage: ” Warum forder der Typ an der Mauer denn die Leute nicht auf, an der Mauer langzulaufen”. Aber der einsame Typ ders richtig macht, andern aber nicht hilft, ist in einer solchen Situation nichts aussergewöhnliches. Auch der Person, die von einem Stein getroffen wurde (im Video mit roter Ellipse markiert), wird nur von einer Person geholfen, alle andern rennen an ihr vorbei ohne auch nur hinzuschauen.

          • Eine eindeutig richtige Taktik dürfte hier nicht existieren. Es ist so. wie Jochen es bereits sagte. Solange nur Steine herabrollen, ist der Platz hinter der Mauer ein sicherer Ort. Kommt aber der gesamte Hang in Bewegung, ist der Platz eine Todesfalle. Und das abzuschätzen, ist recht schwer. Die Steine könnten ein Hinweis dafür sein, dass der Hang insgesamt in Bewegung ist. Schließlich ist gerade wenige Meter voraus ein Bergrutsch passiert. Wenn man sich andere Videos von Bergstürzen anschaut (teilweise auch hier im Blog), so sind es sehr oft herabfallende Steine, die das Hangversagen ankündigen. Es ist also sicher keine ganz so blöde Idee, den Gefahrenort so rasch wie möglich zu verlassen.

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